sexualität und depression

nimmermehr
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Re: sexualität und depression

Beitrag von nimmermehr »

Hallo, Thomas und alle -

"Sex. ist sehr tief in unserem Seelenleben verankert..."

...einfach, weil Fortpflanzung das Wichtigste in der Natur ist, dem alles andere untergeordnet ist


"...und das macht uns für geschickte Strategen beliebig manipulierbar..."

...nein, nicht beliebig - wenn man sich die Mechanismen bewußtmacht (oder sich dem einfach entzieht), kann man durchaus die Kontrolle behalten (sage ich als depressiver Kontrollfreak )


"(früher wurde das übrigens "Schwarze Magie" genannt, heute heißt das "Werbung")."

...ich denke, das geht zu weit - "schwarze Magie" ist doch etwas ganz anderes?

Ansonsten muß man seine Sexualität nicht leben - man kann die diesem Trieb innewohnende Kraft für andere Ziele in seinem Leben nutzbar machen (ohne etwas zu entbehren, auch wenn gewisse Leute das für unvorstellbar halten) - Menschen sind (hoffe ich zumindest) doch mehr als Tiere...

...und noch "ansonstener" dachte ich immer, ein typisches Symptom der Depression wäre der "Lustverlust" (?) - und insofern dieser Thread doch eher untypisch für ein Depressivenforum (wenn auch nicht für die Initiatorin desselben)...

Gruß
Christabelle
_Mary
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Re: sexualität und depression

Beitrag von _Mary »

Hallo Sewi,

hier noch eine kleine Fortsetzung:

Emotional ausgeraubt fühlen = jemand hat dir etwas von Dir genommen, ohne eine entsprechende "Gegenleistung" zu bringen.
Weißt du selber, was genau Du Dir erhofft hast hast?
Ist es realistisch, dass der Andere dir das geben kann?
Wusste der Andere, was Du Dir davon erhoffst?

Wenn Du Dir selbst darüber im klaren bist, wäre vielleicht eine Möglichkeit, das vorher anzusprechen.
Stellst Du fest, das Deine Erwartungen unrealistisch sind, kannst Du vielleicht sehr viel bewusster das genießen, was im Moment möglich ist.

Liebe Grüße
Mary
dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Umkehrschluss: Darf ich mich noch depressiv nennen, wenn ich (fast) immer und überall "Lust" habe? Oder muß ich das Forum verlassen?

Dietmar
tomroerich
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Re: sexualität und depression

Beitrag von tomroerich »

Ne, ne, Dietmar, bleib man lieber hier. So einfach liegen die Dinge nun wirklich nicht, dass man dir das Recht auf Depressivität abspricht, weil du in das gängige Schema der depressiven Lustlosigkeit nicht hineinpasst. Ich bin da völlig andere Meinung nämlich der, dass problematische Sex. zu einer Vielzahl von unterschiedlichsten Störungen führen kann. Und der Unterschied mag auch sein, ob du eher "leichte" oder "schwere" Depressionen hast. Letztere mögen einen Energiekollaps bedeuten, so dass wirklich nichts mehr geht, wogegen nicht so schwere Formen die Sex. möglicherweise gar nicht beeinträchtigen.

Thomas
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tomroerich
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Re: sexualität und depression

Beitrag von tomroerich »

Hi Christabelle,



...ich denke, das geht zu weit - "schwarze Magie" ist doch etwas ganz anderes?

Weißt du etwas über schwarze Magie? Ihrem Wesen nach ist schwarze Magie das Ausnutzen seelischer Mechanismen bei anderen zum eigenen Gewinn. Kann man Werbung besser definieren? Seelischer Mechanismus = Mann sieht nackte Frau auf Auto, wird geil und will Auto haben.
Es macht keinen Unterschied, ob man das Werbung nennt oder "Liebeszauber", die Vorgänge sind die gleichen, die sie schon immer waren. Wir sind nicht einen Millimeter aufgeklärter als die im Mittelalter.

Ansonsten muß man seine Sexualität nicht leben - man kann die diesem Trieb innewohnende Kraft für andere Ziele in seinem Leben nutzbar machen (ohne etwas zu entbehren, auch wenn gewisse Leute das für unvorstellbar halten) - Menschen sind (hoffe ich zumindest) doch mehr als Tiere...

Kannst du es? Dann gratuliere ich dir dazu, es ist nämlich eine ganz außergewöhnliche Leistung! Ich meine nicht, dass man vielleicht mal längere Zeit keine Lust hat und deshalb nichts entbehrt sondern durch bewussten Verzicht die überschüssige Energie für etwas anderes einzusetzen. Das ist z.B. das Ziel von Mönchen und die müssen sehr hart an sich arbeiten, um irgend etwas dadurch zu erreichen. Woher weißt du, dass deine Kraft eingesparte sexuelle Energie ist? Es ist sehr selten, dass ein Mensch so etwas erreicht. In aller Regel unterscheidet er sich in diesem Punkt durchaus NICHT vom Tier auch wenn sein sex. Verhalten anders sein mag. Entscheidend ist, dass die Sex. UNS kontrolliert und nicht wir sie.

Gruß

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Nachttaube
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Re: sexualität und depression

Beitrag von Nachttaube »

mh, kann mich doch nicht zurückhalten....
ich kann dem Postig vom Thomas gut nachvollziehen. Insbesondere Werbung, ob es nun um Sex (Auto + nackte Frau) oder Waschmittel (Familie = reines Glück) geht, die Gefühle werden in der Werbung schamlos ausgepresst, etwas, was schwarze Magie oder Relegionen und Sekten auch tun.

Die Macht des Sexus ist unbestritten, dazu will ich nichts mehr schreiben.

Ich habe in früheren Postings mich geoutet, dass mein berufl. Erfolg mir ziemlich viele Highs gegeben haben, halt wie ein Orgasmus. Ich denke auch, dass hier die gleichen Mechanismen vorkommen.

Die macht der Sexverweigerung ist aber auch nicht ohne. Ich will erst gar nicht auf dieses Klischee mit der Frau und ihrer Migräne eingehen. Sex bedeutet ja nicht nur den Akt als solches, sondern ist eine sinnliche Erfahrung, ein Ausdruck des Zusammenseins (und hier in der engeren Bedeutung). In meinen tiefsten Tiefen konnte ich Sex nicht genießen, aber das Bedürfniss, nach dieser Sinnlichkeit war vorhanden. Obwohl ich auf gar keinen Fall wirklich guten Sex machen konnte.
Sexverbote, bzw. Verweigerungen haben aber auch die gleiche Intensivität. Sie schürren Ängste und Agressionen und evtl. auch Depris.

Christabelle, es sind ein paar Gene, die den Menschen vom Tier unterscheiden und in der Sexualität sind wir vom Tier kaum zu unterscheiden. Das größte Merkmal ist, dass der Mensch keine Brunftzeit hat, sondern jederzeit loslegen kann.

Die Kunst ist es nun, seine eigene naturgegebene Sexualität zu erforschen, zu vertiefen, bzw. zu erweitern. Das hört sich banal an, aber (auch hier gebe ich Thomas recht) leben wir noch ziemlich mittelalterlich. Obwohl Pille und Homoehe mittlerweile keine Tabus mehr sind und unsere Gesellschaft von G-Punkt, perfekten Köpern und Lustmittelchen schwärmen, bleibt in der Gesellschaft die Sexualität auf das körperlich - technische beschränkt. Ausgeklammert werden da sehr oft die Erotik, die Sinnlichkeit, der Zauber des neuen, bzw. des anderen, bzw. des vertrauten, die Steigerung der Wollust mit einem eingespielten Partner .
Nachttaube
dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Danke Thomas,
jetzt bin aber doch erleichtert. Ich hatte befürchtet, dass ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt hätte und nun einen Schubs bekäme. Hätte ich aber verkraftet. In dieser Hinsicht bin ich inzwischen deutlich stabiler geworden.
Also, den depritypischen Energiekollaps hab ich tatsächlich schon lange. Aber eben nicht in allen Bereichen. Naja, Du kennst ja meinen "Spezialfall".

Gruß Dietmar
nimmermehr
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Re: sexualität und depression

Beitrag von nimmermehr »

Hallo, Dietmar!

...ich würde sagen, Du darfst Dich nicht "typisch depressiv" nennen -

davon abgesehen dürfen hier auch Nicht-Depressive posten - und ich habe auch nichts anderes gesagt.

Christabelle
nimmermehr
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Re: sexualität und depression

Beitrag von nimmermehr »

Hi, Thomas und Nachttaube!

Ja, ich weiß etwas über Magie - z.B. trifft es Deine Definition nicht (obwohl Du recht hast, "Werbung" könnte man nicht besser beschreiben) - Magie ist die Beschwörung übernatürlicher Kräfte, die durch rituelle Handlungen verfügbar gemacht werden sollen (das ist, je nach Gusto, dann "Religion" oder "Aberglaube") - bei Weißer Magie sind es gute, bei Schwarzer böse Geister, an die man sich wendet - und sooo schlimm ist es mit der Werbung dann wohl doch nicht...

Ansonsten sagt Ihr beide, daß "die Macht des Sexus unbestritten" sei bzw. "die Sex. uns kontrolliert und nicht wir sie" -
ich finde, Sexualität ist ein Trieb wie andere - und natürlich muß sie (wie z.B. Aggression auch) in Bahnen gelenkt - also kontrolliert - werden, soll ein Zusammenleben mit anderen Menschen möglich sein (nur mal so als Beispiel fällt D. ja auch nicht über jede Frau her, bloß, weil er fast immer Lust hat - er kontrolliert also seine Sexualität (hoffentlich)) -

und natürlich ist es richtig, daß der Mensch keiner Brunftzeit unterliegt - aber das macht ihn seiner Sexualität nicht noch mehr untertan, sondern im Gegenteil, es befreit ihn - er kann es tun oder LASSEN - und DAS ist der Unterschied zum Tier, bei der Sexualität wie bei anderen Trieben, denke ich.

Gruß Euch beiden
Christabelle
dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Christabelle!

Jou, alles unter Kontrolle. Heute drückt mich mal wieder eine alte "Geschichte" ziemlich runter. Da sprühe ich auch nicht gerade vor "Lust".
Meine Erfahrung ist aber: Die Probleme, die uns Depris oft am Leben hindern, werden im Moment der sexuellen Lust verdrängt. Vorraussetzung ist natürlich, dass das Lustempfinden noch verfügbar ist. Danach fällt man dann allerdings ins depressive Loch zurück.

Liebe Grüße
Dietmar
nimmermehr
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Re: sexualität und depression

Beitrag von nimmermehr »

Hi, Dietmar!



...ansonsten ist meine Erfahrung, daß das, was mich in der Depression an Leben und Genuß hindert, sich a) auf alle Lebensbereiche erstreckt (und Sexualität ist ja "Leben pur") und b) in mir ist und mich ausfüllt, sich also nicht verdrängen läßt

Gruß
Christabelle
dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Hi Christabelle,

ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich eine reaktive Depression habe. Die Auslöser sind klar definierbar. Nur wenn ich die verdrängen kann, ist überhaupt irgendetwas möglich. Das geht natürlich bei der endogenen Depression so nicht, das ist mir schon klar.
Das Verdrängen wird aber immer schwerer, sodass ich wohl um eine Therapie nicht herumkomme. Ob's was bringt, weiß ich nicht. Aber ich will es endlich wissen.

Gruß
Dietmar
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Sewi,

erstmal freue ich mich, wenn wir noch miteinander "reden" können.
Also, dumm ist man (frau) deshalb ganz gewiss nicht. Ich könnte das auch nicht trennen. Mir wurde schon durch vorherige Postings klar, was Du mit "ausgeraubt" gemeint haben musst. Sicher, ein Mann würde das wohl im umgekehrten Fall kaum so drastisch empfinden.
Wenn es also noch etwas gibt, was hier noch nicht geschrieben wurde, frage einfach. Was ich mir und anderen aber nicht antun werde, ist das wiederholte Aufrollen meines "Falles". MEIN Problem ist übrigens NICHT Sexsucht.

Viele liebe Grüße
Dietmar
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Wieso schade, Sewi?

Natürlich können wir. Ich dachte nur, das Thema wäre durch.
Der Unterschied zwischen "Lust" und "Sucht":
Bei Lust kann man, MUSS aber nicht.
Bei Sucht hat man keine Wahl.
ICH habe "LUST".

Also los, was gibts?
Dietmar
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Hm...da fällt mir jetzt nichts zu ein.
Sewi, Du bist verklemmt? Das glaube ich nicht!
Dietmar

PS. Was macht der Vogel im Geäst? Zwitschert er noch? Das hat mich echt berührt.
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

dietmar45
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Re: sexualität und depression

Beitrag von dietmar45 »

Hi Sewi,
vielleicht kommt Dein gefiederter Freund ja nächstes Jahr wieder. Schön, dass Du wieder da bist.
Und was macht die Verzweiflung? Also, meine blüht und gedeiht prächtig. Naja, ich pflege sie ja auch gut.

Liebe Grüße
Dietmar

PS. Ich glaub's immer noch nicht.
gelberosen
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Re: sexualität und depression

Beitrag von gelberosen »

Hm, bei mir bleibt es wohl in der nächsten Zeit auch eher bei do-it-yourself: Mangels Gelegenheiten, mangels Geld, mangels Lust, mangels Vertrauen in andere Menschen...
Schade eigentlich. Aber andererseits hab ich genug zu tun, und ich vermisse Sex nicht so sehr. Der Mensch paßt sich halt auch seinen Umständen an und hofft auf bessere Zeiten und kümmert sich etwas drum, daß diese Zeiten möglichst bald kommen.
Ach ja, ist schon manchmal nicht so einfach.
Gruß
die Besserung
sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

sewi
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Re: sexualität und depression

Beitrag von sewi »

_Mary
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Re: sexualität und depression

Beitrag von _Mary »

Hallo Sewi,
"ps. ich fühle mich nach dem sex emotional ausgelaugt, weil ich leider zu den dummen gehöre, die ihre gefühle nicht vom sex trennen können."

Komm bloss nicht auf die Idee, dass das falsch ist.

Jemand, der sexsüchtig ist, hat nicht mehr die Möglichkeit, Gefühle beim Sex zu entwickeln und damit auch nicht mehr die Möglichkeit, eine feste Bindung einzugehen.
Gerade die Sehnsucht nach diesen Gefühlen hat denjenigen auf die falsche Schiene gebracht, nur und allein durch Sex könnte man sich das Gefühl des Lebendigseins ermöglichen.

Auf dass dieser Tread weitergeht
Mary
gelberosen
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Re: sexualität und depression

Beitrag von gelberosen »

Hallo Sewi,
du hast nichts beleidigendes geschrieben. Nur bin ich selten im Forum, weil meine Telefonrechnung viel zu teuer war. Ich bin im Forum nur noch bei meiner besten Freundin zur Mittagsschlafzeit ihres Sohnes, und das meist einmal wöchentlich.
Sicher, das was ich durchmache in Sachen Sex ist blöd, aber ich kann gut damit leben. Ich mag halt erstmal mich und meine Beziehungen besser auf die Reihe bekommen, damit es mit dem Sex (mit anderen) besser klappt. Momentan bin ich eher therapiebedürftig als in der Lage mich in die richtige Frau zu verlieben. Und Sex mit irgendwem funktioniert zur Zeit auch nicht. Aber ich vermisse meistens nichts. So wichtig ist Sex nun auch nicht. Zumindest für mich nicht.
Dann mal bis bald
die Besserung

Hallo Mary,
wahre Worte mir dem Sex, dem Gefühl und der Sucht.
Liebe Grüße
die Besserung
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