An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

ratfragender
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An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von ratfragender »

Liebes Forum,

es ist schon etwas länger her, dass ich in diesem Forum gewesen bin. So wie es aussieht hat sich auch leider für den ein oder anderen hier im Forum noch immer nicht viel verändert. Ich hoffe trotzdem, dass ihr weiterhin die Kraft habt das durchzustehen was ihr selbst durchstehen wollt.

Seit einem halben Jahr bin ich von meiner depressiven Freundin getrennt. Zwischenzeitlich hatten wir zwar Kontakt (auch etwas enger - typische "Posttrennungszärtlichkeiten") aber seit März habe ich auch das eingestellt. In der ganzen Zeit habe ich viel erlebt und viel gelernt. Die ein oder andere Lektion habe ich auch auf etwas hartem Wege erfahren müssen.

Ich denke die wichtigste Lektion dürfte gewesen sein, dass ich selbst der wichtigste Mensch in meinem Leben sein sollte. Das ist nicht egoistisch gemeint sondern viel mehr einem Selbsterhaltungstrieb gleichzusetzen. Als Überschrift würde der Satz "Jeder ist seines Glückes Schmied" stehen. Diese Form des an sich selbst Denkens schließt keineswegs eine tiefe Verbundenheit einem anderen Menschen gegenüber aus - vielmehr sollte man aber verstehen, dass ich mich selbst nicht vergessen darf.

Ich kann mich noch gut erinnern wie ich kostbare Zeit damit verbracht habe zu grübeln wie es meiner Partnerin geht, wie das weitergehen soll, habe ich die Kraft das alles durchzustehen. Oft war ich unglücklich weil sie unglücklich war. Ich denke, dass es nachvollziehbar ist, dass man als liebender Mensch möchte, dass es den Liebsten gut geht. Umso mehr beschäftigt es einen wenn man sieht wenn es dem Partner nicht gut geht. Was kann man also tun? Und wie kann ich ihr helfen die Schwarze Brille abzunehmen. Die ernüchternde Wahrheit: ich kann es nicht. Ich kann nicht sicherstellen oder garantieren, dass es meiner Partnerin gut geht. Natürlich kann ich lieb zu ihr sein, ich kann aufmerksam sein, ich kann Rücksicht nehmen und ich kann ihr dabei helfen sich selbst zu helfen. Letztlich ist es aber der Kampf meines depressiven Partners und nicht meiner. Ich muss aufpassen, dass ich nicht auch Blessuren davon Trage weil der Kampf in meiner Nähe ausgetragen wird oder weil ich zum Teil selbst zum Kriegsschauplatz geworden bin.

Erzählt man das nun seinen Freunden oder der Familie reagieren die (in den eigenen Augen) Verständnis- oder Herzlos. "Was willst Du mit der?" "Die hat Dich nicht verdient - trenn Dich von ihr" sind typische Sätze die man so hört. Irgendwann wird man es müde und erzählt dem Freundes oder Bekanntenkreis nicht mehr davon. "Die verstehen die Situation nicht" hab ich mir gedacht. Zum Teil mag es sein, dass mit dem Wort "Depression" unvorsichtig umgegangen wird. Manchmal wird das Wort als Synonym für Traurigkeit verwendet was nicht im Ansatz stimmt. Depression ist etwas ganz schreckliches aber heilbar. Ich bin allerdings nicht das Heilmittel. Das Heilmittel ist der Depressive selbst mit Hilfe eines Fachmanns. Bei allem Einfühlsvermögen und Sensibilität kann ich nicht dafür Sorge tragen, dass der Partner glücklich ist. Ich kann mich nur darum kümmern mich selbst glücklich zu machen. Wenn ich glücklich bin kann ich etwas Glück davon abgeben aber ich bin kein Glücksvorrat der angezapft wird wenn es dem Partner nicht gut geht. Das laugt aus und ist auch keine gesunde Basis für eine Beziehung. Kommen wir also zu meinem Freundeskreis zurück der so schroff reagiert: letztlich bemerken die auch nur, dass es mir nicht gut geht und wollen, dass sich das ändert. Das habe ich nicht gesehen. Warum frage ich mich?

Ich glaube, dass ich meine Freundin fast schon "wahnartig" geliebt und festgehalten habe. Diese Höhen und Tiefen sind an die Substanz gegangen - haben aber der Beziehung eine starke Tiefe gegeben. (letztlich hat wahrscheinlich vor allem diese Schwankung zwischen "alles gut" und "alles schlecht" die Phase "alles gut" noch stärker wirken lassen - dennoch geht dieses auf und ab sehr stark an die Substanz) Ich habe den Menschen geliebt wie keinen anderen zuvor und hatte große Angst davor, dass ich die Fähigkeit diese Gefühle fühlen zu können mit dem Menschen verlieren könnte. Das ist ein Irrtum! Genauso ist es ein Irrtum anzunehmen, dass man "den Richtigen" oder "die Richtige" findet. Man findet "einen Richtigen" (von vielen möglichen) andernfalls wären glückliche Beziehungen bei der großen Anzahl an Menschen auf der Erde fast ausgeschlossen.

Durch meine Geburt habe ich Zeit geschenkt bekommen - Zeit die ich nutzen kann wie ich möchte. Ich kann sie damit verbringen viel zu erleben, nachdenklich zu sein, lustig, traurig, sprunghaft, träge, freundlich, garstig, liebevoll, vergrämt - ich kann so ziemlich alles damit anfangen was ich möchte. Ich für mich selbst habe beschlossen, dass ich ein glückliches Leben leben möchte. Wenn mein Partner entschieden hat auf unbestimmte Zeit unglücklich zu sein, dann kann ich da leider nichts daran ändern.

Denk also daran wenn Du das nächste mal unglücklich bist weil es Deinem Partner schlecht geht. Es gibt einen Menschen der das Potential hat aus dem Tag etwas zu machen: ihn genießen und schön verbringen. Das bist Du! In dem ganzen Kampf gegen die Dämonen die den Partner plagen darf man sich nicht selbst vergessen.
Die Trennung von meiner Partnerin war nicht leicht. Insbesondere die erste Zeit danach war schwierig. Ich denke auch oft an sie und lieben werde ich sie wahrscheinlich für immer. Trotz aller liebe musste ich an mich selbst denken. Plötzlich geschah etwas seltsames. Ich fühlte mich plötzlich sehr gut. Mir ging es gut, es gab nichts worüber ich mich hätte beklagen können oder beklagen wollen. Interessanterweise hat das nichts damit zu tun, dass etwas von "außen" dafür gesorgt hat, dass es mir selbst gut geht sondern ich habe ein Zufriedenheit in mir gespürt. Ich war meiner selbst wegen zufrieden. Ich hatte auch keine Angst davor allein sein zu müssen weil ich gelernt habe, dass ich mir selbst als Zeitgenosse auch genüge. Ich kann gut mit mir selbst Zeit verbringen ohne dass ich mich langweile oder dergleichen.

An alle die also gerade zutiefst unglücklich sind weil der Partner eine schlechte Phase hat: Du hast die Wahl den heutigen Tag trauernd darüber zu verbingen, dass es einem anderen Menschen gerade nicht möglich ist die Schönheit der Welt zu sehen oder aber Du selbst gehst hinaus in die schöne Welt und genießt sie in ihrer ganzen Pracht. Ob jetzt allein oder mit Freunden - ob in der Natur oder bei einem Stadtbummel. Egal! Hauptsache Du tust etwas für einen Menschen der sehr wichtig ist: Dich selbst!

Herzliche Grüße und alles Gute
Daniel
(ratfragender)
FrauRossi
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Beitrag von FrauRossi »

bigappel
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Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von bigappel »

Hallo Daniel,

Selbstfürsorge, ob mit oder ohne psychisch kranken Partner: ein unbedingtes Ja.

Aber: .

Auch psychisch kranke Menschen sind entwicklungsfähig - lernfähig.

Vielleicht nicht im Tempo unserer Gesellschaft oder nach dem Wunsch des Partners; aber bei Deinem sicher überwiegend auch meiner Meinung entsprechenden Statement zur Selbstfürsorge des Angehörigen ein großes "Respekt" von mir an die Betroffenen, die auf dem Weg der Genesung sind, weiter gehen, manchmal zurück und wieder weiter.........
und zumindest kann ich das für meine Beziehung sagen, dabei niemals dem Partner das Gefühl gegeben haben, ein "Kriegsschauplatz" zu sein.

Für Deinen Weg alle lieben und Guten Wünschen.

Pia, die noch nie vom Partner als "Glücksvorrat" angezapft wurde aber gerne
von selber von dem erlebten positiven Gefühl dem Partner abgeben würde in schlechten Zeiten.
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
adore
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Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von adore »

Lieber ratfragender,

ich habe deinen Beitrag zweimal gelesen,da du mir aus der Seele sprichst!

Ich bin auch seit einem halben Jahr von meinem Freund getrennt.Ich habe in der Zwischenzeit auch so viel gelernt, erlebt und erfahren.Und bin fast daran zu Grunde gegangen.

Monatelang habe ich mir Gedanken um meinen Freund gemacht; wie ich ihm helfen kann, wie ich mich verhalten soll; hab ihm Zeit gegeben;ihn nicht bedrängt und wollte ihm trotzdem zeigen,das ich für ihn da bin,wenn er mich braucht.

Hab gehofft, gewartet,gelitten und geweint...
Ich konnte es oft nicht verstehen, hab so viel mit mir selbst ausgemacht.
Keiner meiner Freunde konnte verstehen,was ich -und vorallem er- da erlebte.

Wir hatten zwischendurch immer wieder Kontakt; manchmal schrieb ich ihm- oft kam nichts zurück; dann schrieb er mir, und ich war froh,bedrängte ihn aber nicht;

Dann haben wir uns nochmal gesehen - nach 4 Monaten!Der Sonntag war schön, ich merkte, es ging ihm besser.Zwar noch immer nicht
gut,aber besser.

Er schrieb mir danach sehr oft,locker und ungezwungen.
Aber letzte Woche schrieb er dann spät abends: "leb wohl"
Ich schrieb zurück,was los sei-keine Antwort.
Rief ihn an-nichts.
Ich hatte so Angst, fuhr zu ihm.Sein Auto war weg, aber Licht brannte.Aber er war nicht da; keine Antwort.
Ich war so fertig,rief ihn mehrmals an.Schrieb ihm- keine Reaktion.
Am morgen fuhr ich zu seinem Freund, der mir erklärte, er sei jetzt auf der Arbeit.

Ich kann DAS nicht verstehen! Wie kann man so mit einem Menschen umgehen?? Vor Angst und Sorge habe ich nicht geschlafen;mein Herz raste - und er - lag im Bett-hörte mein klingeln,meine Anrufe, meine sms..

Sein Auto war in der Werkstatt.

Und 2 Tage später geht er mit einem meiner Bekannten in eine Disco auf Mädelssuche!!

Ich weiß, das er stark depressiv ist!
Auf der Arbeit, seine Geschwister, seine Freund sagen das alle...

Es ist einfach schade; es gibt hier im Forum viele, denen die Unterstützung und Beistand aus der Familie guttut; oder auch fehlt.

Und viel werfe es einfach weg!
Da steckt, meiner Ansicht nach, nicht nur die Depression dahinter - da spielt die Charaktereigenschaft auch eine wichtige Rolle!!

Ich werde mich auch aus diesem Forum zurückziehen -
denn wie ratfragender auch schon schrieb:

"Man kann helfen, aber heilen können wir nicht."

Und wenn Jemand die Hilfe nicht annehmen möchte; sondern wegstößt - kann man garnichts mehr tun - nur noch auf sich selbst achten!

Lg
lasoleil
Hoffentlich
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Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Daniel,
ich schreibe dir als Betroffene. Dein Beitrag liest sich für mich ein bisschen wie Rechtfertigung für dich selbst, dass du dich nun von deiner Freundin getrennt hast. In deinen Beiträgen, die ich noch bruchstückhaft in Erinnerung habe, hat man doch wirklich gemerkt, wie sehr du dich mit der Thematik - offensichtlich aus Liebe - beschäftigt hast. Ich war sehr beeindruckt davon, weil ich mir niemals hätte vorstellen können, wie sehr die Partner a) wirklich leiden und b) wie sie über eine Beziehung mit einer depressiven Partnerin denken. Deine Gedanken, die du aufgeschrieben hast, waren für mich sehr, sehr aufschlussreich.

Ich habe ein wenig Bedenken, dass manche Betroffene jetzt in ihrer ohnehin vorhandenen Angst, der Partner könnte irgendwann gehen, weil er es nicht mehr aushält, Bestätigung bekommen. Mir geht es zumindest so.

Du hast allerdings meinen Respekt dafür, dass du die Trennung von deiner Partnerin "vollzogen" hast, obwohl du sie so sehr liebst.
Mein Partner wird das früher oder später auch tun, weil auch er nichts für mich tun kann, wenn es mir schlecht geht. Er ist ein Mensch, der das Leben liebt, der gerne viel unternimmt, und der glaubt, dass diese Lebensbejahung/-freude irgendwie ansteckend sein MUSS.
Ich betone es gerne noch einmal:
ICH VERSTEHE DEINE ENTSCHEIDUNG!!!

Grüße
"Ready"
ratfragender
Beiträge: 71
Registriert: 8. Aug 2011, 10:11

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von ratfragender »

Guten Abend liebe bekannte und neue Forenteilnehmer,

da muss ich mich ja fast nochmal zu Wort melden um sicherzustellen, dass ich nicht missverstanden werde.

@FrauRossi:
Mir ist durchaus bewusst, was ein Depressiver (bzw. besser gesagt was meine Depressive ExPartnerin) tut. Ich habe das ein paar Jahre miterlebt. Ich weiß, dass ein Depressiver nicht beschließt unglücklich zu sein. (welcher Mensch tut sowas denn überhaupt?) Die Formulierung war vielleicht tatsächlich ein wenig ungeschickt gewählt. In der Quintessenz ändert es aber nichts an der Folge. Das mit dem "Glücksvorrat" hätte ich vielleicht auch "Energievorrat" nennen können. Ich in jedem Falle habe die Beziehung als enorm Kräftezehrend empfunden. Ich wusste allerdings sehr wohl auf was ich mich da einlasse und ich habe das freiwillig getan. Nicht vergessen werden darf hier, dass sich auch die Frage stellt ob der Depressive kann mit diesem gesunden Menschen die Zeit durchzustehen.

@Ready:
Freue mich von Dir zu lesen! Ich hoffe Dir geht es soweit gut. Insbesondere bei Dir ist es mir wichtig, dass Du mich nicht missverstehst. Daher versuche ich noch einmal meine Gedankenwelt dahingehen auszubreiten:
Der einzige Grund warum man als Mensch beschließt mit einem Menschen durch schlechte Zeiten zu gehen ist liebe. Die Depression (und ich denke da gibst Du mir recht) ist eine Herausforderung die sowohl dem Betroffenen als auch dem/den Angehörigen einiges abverlangt. Rede ich von einer Beziehung (im partnerschaftlichen Sinn) mit einem Depressiven ist das nochmal etwas ganz anderes als eine Beziehung zu einem Sohn, einer Mutter, einer Schwester (etc.) die unter Depressionen leiden. Hier schwingen plötzlich viele andere Dinge mit und eine Abgrenzung fällt (das liegt fast schon in der Natur der Sache) zunehmend schwerer. Je nachdem wie gut der Depressive seine Kämpfe mit sich selbst auskämpfen kann (und das erfordert in jedem Falle ein gehöriges Maß Disziplin) werde ich mehr oder weniger oft mit in diese Kämpfe hineingezogen. In jedem Falle bin ich der Indikator für den Gemütszustand des depressiven Partners. Gehts im gut befinden wir uns im "Himmel" und gehts ihm schlecht bin ich auf einer Art Ignorierliste. Warum das so ist ist in anderen Threads schon unzählige male diskutiert worden. Was ich mit meinem Text ausdrücken wollte war nicht: "verlasse Deinen depressiven Partner" sondern vielmehr (und ich denke ich habe das auch mehrmals wiederholt: "vergiss Dich nicht selber, tue nicht nur Deinem depressiven Partner etwas gutes sondern vorallem auch Dir selbst." Ob die Beziehung nun die Depression überdauert oder nicht sehen die betroffenen dann ja selbst. Denkbar ungünstig wäre in jedem Falle aus 1 Depressiven 2 werden zu lassen. Damit wäre niemandem geholfen und um das zu verhindern ist Abgrenzung einfach das A und O. Außerdem wollte ich mit meinem Text den ein oder anderen Angehörigen wachrütteln und sagen: "Hey, es gibt auch noch etwas anderes als die Sorgen um den Depressiven - und das bist Du!"

Also an alle Betroffenen: fühlt Euch bitte nicht auf den Schlips getreten - so ist es nicht gemeint. An alle Angehörigen: Tut etwas für Euch selbst!

Herzliche Grüße
Daniel
Tom72
Beiträge: 18
Registriert: 10. Jan 2011, 20:52
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Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Tom72 »

Danke für deinen super Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele. Für mich eine extreme Erleichterung, was du schreibst, weil ich geglaubt habe, ich bin krank.
Die Trennung geht nun von meiner depressiven Partnerin aus. Ich selbst habe mich in den letzten 2 Jahren abgerackert und bin selbst fast zusammengebrochen. Ich konnte nicht mehr. Nun hängt sie stundenlang bei Facebook und hat einen neuen Typen kennengerlernt, von dem sie sich nun viel erwartet. Sie braucht Aufmerksamkeit... Sie will wegziehen, mit 42 nochmal neu anfangen und richtig durchstarten ohne uns (2 Kinder und mich) in einer andern Stadt. Dazu muss ich sagen, sie ist seit drei Jahren nicht mehr arbeitsfähig und war auch nicht arbeiten.
Mir geht es zum teil besser, da ich sehe, wie ich mich langsam von einer Last befreie. Ich liebe sie wohl noch, aber die Kränkungen gegenüber mir und den Kindern sind nicht mehr wegzuwischen. Wir merken alle drei, es gibt nur noch eine Lösung- wir müssen da raus, können es nicht mehr ertragen. Sie baut sich ständig ihre heile Welt im Internet auf mit allem was dazugehört Chat, Fotos usw. und leistet nichts.
Alles in allem werde ich mit meinen zwei Mädchen ein glücklicheres Leben führen, da ich keine Rücksicht mehr nehmen muss. Das klingt krass, aber es ist zu weit gegangen. Die Kinder nehmen ihre Mutter nicht mehr für voll und sind sehr auf sich allein gestellt.
Ich habe mich viel mit der Krankheit befasst, aber sie will nicht aufspringen.
Mittlerweile merke ich, dass ich die Kurve bekommen muss. Ich nehme kaum noch am öffentlichen Leben Teil. sie versucht mich in eine Strudel hinenzuziehen.
Alle Gedankengänge des Kranken sind für mich nicht nachvollziehbar und ohne jegliche Vorausschau.
Ich kann so nicht mehr leben,muss sie jetzt fallen lassen, sonst falle ich.
Danke für diesn tollan Beitrag an Daniel
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Daniel,
zunächst einmal herzlichen Dank für deine an mich gerichteten Worte, insbesondere dafür, dass du schreibst, es sei dir wichtig, dass ich dich nicht missverstehe. Ich habe dich NICHT missverstanden.
Du schreibst: „Der einzige Grund warum man als Mensch beschließt mit einem Menschen durch schlechte Zeiten zu gehen ist Liebe.“
Das Fatale bei mir ist, dass ich mit meinem Partner eben nicht „durch schlechte Zeiten“ gehen möchte, wenn es mir schlecht geht – eben weil ich nicht zulassen will, dass irgendwann „aus 1 Depressiven 2 Depressive“ werden. Ich liebe ihn. Und nur das ist der Grund dafür. Ich weiß nicht, wie das bei deiner (Ex-)Freundin war. Bei mir ist es in schlechten Zeiten so, dass ich nicht streite. Ich möchte nur so oft wie möglich allein sein, um mit meiner Aggression gegen mich irgendwie fertig werden zu können, ohne jemanden zu belasten. Aber auch da schaffe ich es, mit meinem Partner kleinere Sachen zu unternehmen, obwohl ich nur wenig Begeisterung zeige. Er versteht nicht, warum es nicht reicht, dass wir uns lieben und eine schöne Zeit miteinander haben. Und genau deshalb glaube ich, er irgendwann gehen wird. Wenn es mir richtig mies geht, flehe ich ihn förmlich an, dass er gehen soll, weil ich nicht ertragen kann, wie er leidet. Das würde ich niemals tun, wenn ich „normal“ bin. Dann kann ich gar nicht mehr verstehen, wie ich so dumm sein konnte, diesen Mann aufgeben zu wollen. Mein Partner sagt dann auch immer, dass ich ihn wegschicken soll, wenn ich mich wieder spüre und es dann immer noch ernst meine. Da bin ich dann immer völlig verzweifelt, weil er mich nicht ernst nimmt. Ich bin zu dem Zeitpunkt nämlich der festen Überzeugung, dass er gehen soll, und dass es das Beste für ihn (und auch für mich) ist.
Übrigens habe ich, als ich noch nicht wusste, dass ich unter Depressionen leide, das gleiche mit meinem Ex-Ehemann gemacht. Als ich dann einmal eine sehr lange Depri-Phase hatte, habe ich mich von ihm getrennt. Hab dann gleich die Scheidung eingereicht, um es nicht rückgängig machen zu können. Er hat dann auch gesagt, dass er geht, weil er mich liebt. Ich hatte ihm nämlich gesagt, dass ich nicht mehr mit ihm leben kann und möchte. Als es mir nach Monaten besser ging und ich die DIAGNOSE bekam, hatte ich nicht den Mut, alles rückgängig zu machen. Ich ließ ihn los, weil es ihm gut gehen sollte. Die gleiche Richtung schlage ich nun nach fast 2 Jahren neuer Beziehung schon wieder ein…

Deshalb ist dein Satz - "Hey, es gibt auch noch etwas anderes als die Sorgen um den Depressiven - und das bist Du!" – von größter Bedeutung für mich.
Alles Liebe für dich und für alle, denen Daniel aus der Seele gesprochen hat.
L. G.
„Ready“
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von bigappel »

Hallo Ready,

ich bin sehr froh, dass mein LG mich dies selber entscheiden läßt und nicht er für mich entscheidet.

Ich bin erwachsen und möchte, auch wenn es nur aus tiefer Liebe und sehr gut gemeint ist, mein Leben selber gestalten und darüber entscheiden.

Vielleicht solltest Du diese Entscheidung auch Deinem Partner zutrauen.

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Hoffentlich
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Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo liebe Pia,
wenn es mir gut geht, weiß ich das ja, aber wenn ich im Keller bin, kann ich meinen Partner einfach nicht leiden sehen. Das tut sooooo weh.
Aber er entscheidet ohnehin offensichtlich für sich. Ich kann es also weder in die eine noch in die andere Richtung beeinflussen.
Lieben Dank für deine Zeilen.
Gruß
"Ready"
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Blümli,
vielen Dank für deine wieder einmal sehr treffenden Worte. Weißt du, es ist ja genauso passiert, wie du es beschreibst. Nach der Trennung von meinem Ehemann hat er so gelitten und es ging mir immer schlechter. Je häufiger ich durch meine Tochter mitbekommen habe, wie sehr er mich zurück haben wollte, umso schlimmer wurde mein Zustand. Und als er dann eine neue Freundin hatte, ging es mir einige Zeit wieder gut. In meiner neuen Beziehung fing aber dann das Rad an, sich in die gleiche Richtung zu drehen, und ich fiel Ende des letzten Jahres wieder ins tiefe Loch (du erinnerst dich vielleicht). Dies endete für mich wieder in der Akutklinik. Ich stehe immer wieder irgendwie auf. Aber ich fühle mich wie ein Hamster in seinem Rad. Ich kann einfach meine Angst nicht loswerden, noch einen Menschen mit in den Sog zu ziehen. Ich kann mir vorstellen, dass Menschen ohne Depression das alles nicht nachfühlen können. Aber so wie sie das nicht können, können depressive Menschen nicht verstehen, dass ihre viel zu oft "wirklich richtig riesigen Probleme" für andere strukturierbar und lösbar sind. Das merke ich ja immer, wenn ich mich gut fühle. Nur wenn ich mich im "dichten Nebel" befinde, kann ich das einfach nicht erkennen - vielleicht will ich das dann auch gar nicht. Bei mir ist es so, dass ich dann nur auf mein Umfeld achte - es vor mir warnen und beschützen will. Ich weiß, dass du immer sagst, dass jeder auf sich selbst achten muss. Nur mache ich das nicht, wenn ich mich in dem Zustand befinde, der mir täglich vermittelt, wie wertlos ich bin, und wo ich ständig im Kopf habe, dass mein Umfeld es nicht verdient, sich dem auszusetzen.

L. G.
"Ready"
adore
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Registriert: 11. Dez 2011, 18:35

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von adore »

hallo Blümli,
ich habe viele deiner Threads gelesen und festgestellt, das deine Geschichte meiner ähnlich ist.Dein Freund hat sich auch von Dir getrennt, weil die Gefühle weg sind.

Mir stellt sich auch oft, unbeabsichtlich ; die Frage, ob seine Gefühle vorher zu mir echt waren.
Aber wenn man liest, dass Betroffene keine Gefühle mir für ihre Kinder haben, kann ich mir schon vorstellen, das die Krankheit daran schuld ist.

Aber meine Frage; läßt sich jedes Verhalten durch die Krankheit entschuldigen?
Lies doch dazu meinen Beitrag in diesem Thread.

Nach seiner letzten sms (leb wohl) und ich fast so Angst und Sorge hatte, und er mir nicht einmal geantwortet hatte, war für mich klar, das das beste ist, den Kontakt zu ihm abzubrechen.
Das habe ich ihm auch in einer kurzen sms geschrieben.
Danach kamen an einem Tag 5 sms!!

Warum ,frag ich mich, kann er mir dann schreiben? Und nicht wenn ich mir Sorgen mache oder nur frage, wie es ihm geht?

Sein Freund sagte zu der "leb wohl -sms" nur: Das kenn ich, da braucht er wieder Aufmerksamkeit.

Ich hoffe, du verstehst mich ein wenig; ich möchte meinen Freund nicht im Stich lassen, nein-im Gegenteil.Ein halbes Jahr hab ich gehofft, gewartet und ihn nicht bedrängt.
Aber er holt sich keine Hilfe, viele sehen wie"komisch" und zuzückgezogen er sich verhält und es wird nicht besser.

Jetzt bereue ich fast die letze sms.Seine sms habe ich nicht gelesen, ich merke, dass es mir wieder schlechter geht, und ich möchte nicht mehr am Boden liegen.

Ich weiß einfach, ich kann rein garnichts mehr tun kann; ...


lg
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von bigappel »

Liebe Ready,

ich möchte hier gerne an Deine Worte noch einmal anknüpfen, weil es es sehr bedauerlich fände, wenn sich Deine Beziehungsentscheidung aus diesen Gründen erneut wiederholt.

Es ist richtig, jedenfalls auf mich bezogen, dass ich als nicht erkrankte nicht wirklich fühlen kann, wiesehr diese Erkrankung bedrückt, fühlt usw.

Trotzdem kann ich Verständnis aufbringen und trotzdem wünsche ich mir, dass Du Deine Sichtweise überdenkst.

Im "Nebel" ist die Wahrnehmung verzerrt.

Ich weiß, dass mein LG sich ganz anders
- nämlich auch wertlos - fühlt; so empfinde ich ihn aber nicht.
In der ganzen Zeit, habe ich ihn niemals als wertlos empfunden; dass war immer sein Gefühl, dass ihm dies "bestätigte".

Willst Du daran arbeiten, dass Veränderung diesbezüglich eintreten könnte?
Können vielleicht Vereinbarungen mit dem Partner getroffen werden, dass in diesen Nebelsituationen diesbezüglich Entscheidungen vertagt werden?

Ich kann es nachvollziehen, dass Du Dein Umfeld "nicht belasten" willst; aber wie gesagt, das Umfeld kann frei entscheiden zu bleiben oder zu gehen. Und es ist auch nicht Deine Verantwortung den Partner vor Co-Depression zu schützen, sondern die des Partners selbst * Wiederholungs-Taste *;
aber vielleicht kannst Du mit therapeutischer Hilfe die Verantwortung dafür übernehmen, die Beziehung auch in schlechten Zeiten (also dann, wenn Du Dich für andere als Belastung empfindest) aufrecht zu erhalten und auszuhalten, dass Dein Partner eine erkrankte Partnerin hat.

Das ist sicher nicht einfach.

Alles, alles Liebe
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Nane0
Beiträge: 21
Registriert: 21. Jan 2012, 15:47

An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Nane0 »

Hallo ihr Lieben,

lese hier schon seit langem mit und wollte eigentlich nur sagen, dass ihr mir wirklich aus der Seele sprecht und dass ich genau diesen Threat sehr interessant finde, weil er genau meine Situation wiederspiegelt.

Auch ich befindet mich derzeit in der Situation, dass ER es vor ca. 2 Monaten beendet hat, wahrscheinlich um mich zu schützen. Und auch ich habe mich in dieser Zeit um mich gekümmert und genau die Feststellung gemacht, die Blümli hier beschreibt.

Mir ist dabei aufgefallen, dass ich mich in meiner vorherigen 7-jährigen Beziehung mit einem gesunden Partner ebenfalls verloren habe.
Und genau das zeigt mir, wie wichtig es ist, auf mich zu achten. Denn dieses "sich verlieren" ist garantiert auch nicht gesund.
Für die Zukunft habe ich mir fest vorgenommen, da besser auf mich zu achten.

Nun befinde ich mich gerade in der Phase, dass ich wieder anfange ihn zu vermissen. Die Zeit für mich habe ich dringend gebraucht, weil ich vorher schon so weit war, dass ich mich selber aufgegeben habe, weil ich so hart für ihn und uns gekämpft habe.

Und nun wäge ich gerade ab, ob ich nochmal für einen Neuanfang kämpfen soll oder einfach "bei mir" bleibe.

Bisher hatten wir diese Situation 3 Mal und jedes Mal haben wir nach der gewissen Zeit des Kontaktabbruchs wieder zu einander gefunden. Jedoch war der Kontaktabbruch vorher nie sooooo konsequent, wie diesmal. Und ich habe vorher auch noch nie so ganz zu mir selbst gefunden.
Jetzt habe ich mich gefunden und habe sogar ein bisschen Angst davor, mich wieder zu verlieren, wenn ich in Kontakt mit ihm gerate.

Vielleicht lasse ich es auch einfach auf mich zukommen...!? Mal sehen, welchen Weg ich wähle...

Ich habe auf jeden Fall in diesen 2 Monaten gelernt, was es wirklich bedeutet, sich um sich zu kümmern und für sich zu sorgen.
Während unseres "zusammenseins" habe ich gedacht, ich würde mich um mich kümmern, aber das tat ich nicht.

Und hierbei möchte ich auch nochmal herausstellen, dass ich der Meinung bin, dass es immer an beiden Partnern liegt, ob die Beziehung funktioniert oder nicht und dabei ist es egal, ob der andere depressiv ist oder nicht. Es gibt hier ja auch viele positive Beispiele. Und wie es sich in meiner eigenen Vergangenheit gezeigt hat, liegt es auch viel an einem selbst, ob man dazu neigt sich schnell im Partner zu verlieren oder es schafft während der Beziehung "bei sich" zu bleiben.
Und ich kann mir vorstellen, dass es vielen ähnlich geht mit dem "sich-im-anderen-verlieren".

Schön, dass es Euch gibt.

Nane


"Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Hoffentlich »

Liebe Pia,

"Willst Du daran arbeiten, dass Veränderung diesbezüglich eintreten könnte?"

Ja, genau das WILL ich!!! Ich bin seit ca. 4 Jahren dabei. Es ist mir schon gelungen, positiv auf eine Abmachung mit meinem Partner zu reagieren, die besagt, dass wir keine Probleme besprechen, wenn es mir schlecht geht, keine Entscheidungen treffen, und vor allem nicht über Trennungswünsche zu diskutieren (auch wenn die immer da sind). Er tut meine Äußerungen immer mit den Worten ab: "Wenn ich auch krank werden sollte, ist das nicht dein Problem." "Du wirst mich nicht los - erst wenn es dir wieder gut geht, und das auch nur, wenn ich selbst sehe, dass es dir gut geht und du dann immer noch sagst, dass ich gehen soll. Ich habe inzwischen sehr sensible Antennen entwickelt." "Ich liebe dich - gewöhn dich dran, dass das außer deinen Kindern noch jemand tut."
Was noch nicht gut funktioniert, ist der Freiraum, den ich in schlechten Phasen so dringend brauch. Da macht er noch sehr viel falsch. Er lässt mich nicht aus den Augen, geht abends auch zeitig ins Bett, wenn ich das tue. Ich hab das schon so oft "bemängelt". Dafür hat er wohl noch keine Antennen.
Da er nicht weiß, dass ich in diesem Forum "unterwegs" bin, kann ich ihm Zeilen von Daniel leider nicht zeigen oder ausdrucken. Für Angehörige finde ich sie nämlich wirklich hilfreich.

Lieben Dank, liebe Pia, für deine Zeilen und liebe Grüße von
"Ready"
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von bigappel »

Wenn ich auch krank werden sollte, ist das nicht dein Problem." "Du wirst mich nicht los - erst wenn es dir wieder gut geht, und das auch nur, wenn ich selbst sehe, dass es dir gut geht und du dann immer noch sagst, dass ich gehen soll. Ich habe inzwischen sehr sensible Antennen entwickelt." "Ich liebe dich - gewöhn dich dran, dass das außer deinen Kindern noch jemand tut."


Liebe Ready,

diese Worte Deines Partners sind eine wundervolle, ehrliche, tiefe Liebeserklärung!

Beneidenswert, nein, eher: beglückwünschenswert!!!!

Du hast scheinbar einen tollen Mann an Deiner Seite.

Es ist in schlechten Phasen vielleicht nicht möglich; weil zu anstrengend. Aber in guten Zeiten kannst Du vielleicht hin und wieder ihm "die Last" abnehmen, auf Dich aufpassen zu müssen, weil - genau wie er * Todschlagargument - Du das selber kannst und dann eben Freiraum brauchst; Du seine Angst wahrnimmst, aber um Vertrauen bittest .

Gerührte Grüße
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Hoffentlich
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Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Hoffentlich »

Danke, liebe Pia, für deine Antwort.
Ja, ich hab wohl einen tollen Menschen an meiner Seite. Das ist es ja gerade, was mich in diesem Thread zum Schreiben veranlasst hat. Der Daniel hat auch immer (und er tut es jetzt noch) betont, dass er seine Partnerin liebt. Und doch hat er es nicht geschafft, auf Dauer zu ihr zu stehen. Und weil ich mich mit seinen Zeilen immer so angesprochen gefühlt habe, bin ich jetzt so erschrocken über seine Entscheidung. Er hat bestimmt auch einmal so gedacht wie mein Partner es jetzt tut. Und nun?????
Aber wie oben schon gesagt - ich kann es nicht lenken.

"Aber in guten Zeiten kannst Du vielleicht hin und wieder ihm "die Last" abnehmen, auf Dich aufpassen zu müssen, weil - genau wie er * Todschlagargument - Du das selber kannst und dann eben Freiraum brauchst; Du seine Angst wahrnimmst, aber um Vertrauen bittest."
Dazu muss ich sagen, dass ich den Freiraum nur brauch, wenn es mir schlecht geht. Ansonsten hab ich ihn sehr gern immer bei mir.

Nochmals ganz liebe Grüße an dich und natürlich auch an die anderen "Mitleser/-schreiber.
"Ready"
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Mareice »

Hallo Ihr Lieben,

ich habe hier schon lange nichts mehr von mir hören lassen, auch weil sich die Hinweise erhärten, dass bei meinem Freund (?, Ex-Freund?) mehr als eine Depression dahinterstecken könnte. Meine Psychologin vermutet eine Persönlichkeitsstörung in Richtung Borderline, und ich habe mich eine Zeitlang rausgehalten, weil ich hier nichts miteinander vermischen wollte.
Nun bin ich seit Sonntag Nacht wieder in der Situation, dass er sich getrennt hat - die Beziehung sei für ihn so anstrengend geworden, dass er jetzt aus Selbstschutz gehen müsse. Anders als beim letzten Mal vor zwei Jahren hat er diesmal nicht von fehlenden Gefühlen gesprochen, sondern bestätigt, dass seine Gefühle noch da sind, hat aber einen kompletten Kontaktabbruch angedroht. Ich fühle mich wie in Watte, mache mir unendliche Schuldgefühle und denke, das kann doch nicht schon wieder sein. Ich habe Angst davor, noch einmal ein halbes Jahr kämpfen zu müssen. Ich weiß nicht, ob ich das packe, aber die fast größere Angst ist, dass er diesmal nicht mal mehr einen freundschaftlichen Kontakt zulassen könnte... In dieser Situation helfen mir Eure Worte sehr, dafür wollte ich Euch nur einmal danken. Und mir ein bisschen was von der Seele schreiben . Nanes Nachricht zu lesen, macht mir neben vielen Gedanken auch etwas Mut - ich hatte erst überlegt, in den Forumsbeiträgen "mehrfache Trennung" zu suchen... Ich habe ja selbst erlebt, dass man wieder zueinander finden kann, aber ich wusste nicht, ob das auch mehrmals gehen kann...

Ich danke Euch, das Lesen hier ist immer wieder etwas aufbauend, und wünsche jedem hier für seinen / ihren Weg die nötige Kraft!

Liebe Grüße
Mareice
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Nane0
Beiträge: 21
Registriert: 21. Jan 2012, 15:47

An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Nane0 »

Blümli,

das was du sagst ist so wahr!

Danke, dass du das alles so gut in Worte packen kannst!

Dabei wird mir wieder klar, dass ich mit meiner Überlegung, ob ich "bei mir" bleibe oder erneut um ihn / uns kämpfe eigentlich auf dem völlig falschen Weg bin. Denn es ist genau, wie du sagst, ich weiß nicht, ob dieser Kampf um uns, ihm überhaupt gut tut.
Und wie es sich in der Vergangenheit gezeigt hat, tat ihm das nicht gut, sondern es hat ihn weiter belastet und mich ebenfalls.

Nunja, wie es jetzt weiter geht weiß ich immer noch nicht, aber die Zeit wird es zeigen... ich bleibe erstmal "bei mir".

Viele liebe Grüße an euch alle!!!

Nane


"Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
Nane0
Beiträge: 21
Registriert: 21. Jan 2012, 15:47

An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Nane0 »

Hallo Mareice,

ja, es stimmt ... bei uns war es möglich immer wieder zueinander zu finden. Denn es gibt ja die guten und schlechten Zeiten. In den guten Phasen war es bei ihm immer möglich... in den schlechten hat er sich abgewendet. Die letzte Schlechte war leider dauerhaft und wie es ihm momentan geht, weiß ich gar nicht.

Allerdings war bei uns jeder Anfang schwer und es hat ewig gedauert bis wir uns wieder näher waren und immer, wenn wir uns ganz nah waren, mussten wir es beenden, weil die Situation zu belastend wurde.

Dir drücke ich auf jeden Fall fest die Daumen - aber ich kann dir nur raten, kümmer dich bitte in dieser Zeit um dich. Das ist ganz wichtig, damit du die Dinge für dich wieder klar sehen kannst.

Glg

Nane


"Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo liebe Blümli,
was soll ich auf deine Zeilen jetzt erwidern???? Ich weiß es einfach nicht. Du schreibst immer so „rund“ und durchdacht. Da ich momentan in einer relativ guten Verfassung bin, verstehe ich so gut, was du schreibst. Und du hast mit allem – ja wirklich mit allem - so recht. In einem eigenen Thread habe ich gefragt, warum ich nicht akzeptieren kann, dass ich krank sein SOLL. Wenn ich deine Zeilen lese, frage ich mich das noch viel mehr. Denn alles klingt so logisch ich verstehe alles, obwohl du aus deiner gesunden Erkenntnis heraus schreibst. Und wenn es mir so geht, wie im Moment, frage ich mich, warum ich bisher nichts wirklich umsetzen konnte – vor allem, warum ich nicht bei MIR bleiben kann. Das war übrigens gestern gerade großes Thema in meiner Therapiestunde. Und da habe ich das gleiche gesagt, was ich dir heute schreibe.

Ganz, ganz lieben Dank für deinen Beitrag an mich und viele liebe Grüße – auch an die Mitleser –
von „Ready“
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: An alle diejenigen die wegen des depressiven Partners unglücklich sind

Beitrag von Mareice »

Liebe Nane, liebe Blümli,
einen lieben Gruß an alle hier,

@Nane: Vielen Dank für Deine Antwort - ich hatte gar nicht mit einer gerechnet und hab mich daher umso mehr gefreut! Ich versuche, auf mich zu achten, aber es ist immer wieder so schwer, wenn das Kartenhaus dann doch wieder zusammenbricht... Naja, wem sag ich das... Ich will das hier gar nicht ausweiten, vielleicht schreib ich Dir auch mal in einem anderen Thread, hier nur die kurze Frage, ob Du mit ihm sonst immer Kontakt gehalten hast, auch wenn er es nicht wollte?

@Blümli, vielen Dank für Deine Worte, sie haben mich sehr zum Nachdenken gebracht. Ich habe gleich heute mit meiner Psychologin darüber gesprochen. Es ist eine sehr gute Sichtweise, dass es vielleicht dem Partner noch schwieriger macht, in seinen Augen zu "bestehen", wenn man sich so viel Mühe gibt. Mein Freund hat es des Öfteren mein Märtyrertum genannt - ich hab es nie so empfunden, aber wahrscheinlich wollte er mich damit eben genau warnen, auf mich zu achten. Und jetzt fange ich viel an, darüber nachzudenken. Wenn er weniger das Gefühl gehabt hätte, für mein Wohlergehen in dieser Beziehung auch verantwortlich zu sein, eine "normale Beziehung" führen zu sollen mit aller Verantwortung, wenn er vielleicht weniger das Gefühl gehabt hätte, im Vergleich zu mir zu wenig für die Beziehung zu tun... und und und... Deine Worte sind Grundlage für viele noch zu bearbeitende Gedanken, glaube ich. Aber Blümli, wenn Du jetzt so weit bist und so viel Einsicht gewonnen hast, wofür ich Dich bewundere, wie gehst Du jetzt gerade damit um?

Viele Grüße
Mareice
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