...bergab und bergab

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Lena1410
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...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Hi Leute,

sorry erstmal, das ich so lange nicht da war, und jetzt gleich wieder mit meinem Kram ankomme…

Es geht grade gar nicht gut… Wir waren gestern bei einem neuen Arzt, für alle, die es noch wissen, mein Freund ist bei seinem Psychiater mit den Worten „Ich kann Ihnen nicht helfen“ verabschiedet worden.
Er war danach in einem extrem tiefen schwarzen Loch und war mit sich und der Welt am Ende. Verständlich….
Nun haben wir einen neuen Arzt gefunden, einen Psychotherapeuten. Eigentlich genau das was er will.

Alle und jeder sagen ihm, er muss in eine Klinik. Ich selbst sehe das auch so, weil er total am Boden ist. Nur er will das nicht. Er hat panische Angst davor. Fragt mich bitte nicht wieso, er weiß es selber nicht. Das letzte was er will und machen würde, wäre eine Klinik. Er meint, vorher nimmt er sich das Leben, als wenn ihn jemand dort einsperrt!

So, nun waren wir gestern bei diesem Arzt, eigentlich war es ganz gut…. Er war danach mal nicht am Boden zerstört und teilweise sogar ganz ok drauf. Der Arzt hat ihm einen ewig langen Fragebogen mit gegeben, mit Fragen „zu seiner Lebensgeschichte“. Es steht schon vorne auf dem ersten Blatt, dass das beantworten des Bogens durchschnittlich 4 – 6 Stunden in Anspruch nimmt…. Natürlich eine unfassbare Aufgabe für meinen Freund!
Klar hab ich ihm Hilfe angeboten, und das wir das zusammen machen. Er will ihn aber nicht ausfüllen. Er meint, es nützt sowieso nichts, er würde in eine Klink gesteckt werden.
Wenn ich ihm sage, dass das nicht so ist, dass er dort eine Therapie machen kann, sagt er „Du verstehst das nicht“, „du rallst es nicht“ und bla…
Das tut total weh ich mache und tue, meine Kräfte sind total am Ende, und von ihm kommt überhaupt gar nichts
Alles was man ihm anbietet ist schei*e, ich ralle sowieso nichts und überhaupt.
Ich mache mich kaputt, ich lebe nur noch für ihn und versuche ihn üüüberall zu unterstützen usw, und dafür wird man nur blöd angemacht
Er will sich nicht weiter quälen und seinem Leben einfach ein Ende setzen. Einen Ausweg gibt es eh nicht….

Was soll ich tun??
Ich bin so verzweifelt wie noch nie…

Ich will ihn wieder so haben wie er mal war. Habe am WE Bilder von ihm aus 2007 gefunden. Strahlend und glücklich. Ich könnt nur noch heulen
bigappel
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von bigappel »

Liebe Lena,

ich kenne diese Situation, in der Du bist, von mir selber sehr gut.

Auch ich, habe diese vor einiger Zeit durchlebt. Allerdings war mein LG nie gefährdet, sondern "nur" krankheitsuneinsichtig.

Wenn ich lese, dass Du nur noch für ihn lebst, ihn stützt, machst und tust, aber nichts hilft, so kann ich das verstehen, ich weiß und fühle, was Du durchlebst, aber Du bist auf dem geraden Weg in ´s eigene Aus.

Ist es Dir das Wert?

Da sind Ängste bei den Betroffenen am Werke, die wir "gesunden" nicht wirklich nachempfinden können.
Da ist vermutlich (so hat es mir mein LG nachträglich erklärt; ob dies auf Deinen Freund zutrifft, weiß ich nicht) sehr viel Angst, den Klinikalltag nicht bewältigen zu können und vor allem die Angst davor, dass man sich "outen" muß, krank zu sein, etwas nicht zu schaffen. Auch muss man in der Lage sein, zu kommunizieren, Fragen der Ärzte beantworten (so sieht es der ein oder andere Betroffe wohl).

Was kannst Du tun.

Ist die Ansage Deines Freundes noch aktuell, sich was anzutun, gibt es nur einen Weg; ich denke, Du weißt das. Und dann ist es schnurzegal, ob er das will oder nicht!

Ansonsten: kannst Du leider nichts tun.

Wie hat die Therapeutin meines LG mal gesagt:
es ist in Deutschland nicht verboten, depressiv sein "zu wollen".
Wirklich wollen tut das der Betroffene vielleicht nicht, aber es gibt Gründe, die ihn veranlassen, nicht aus der Situation zu kommen.

Leider hatte sie damit absolut Recht.

Der immer und ewig allgemeingültige Wahlspruch aller Angehörigen hier trifft auch diesmal wieder zu: guck auf Dich, dass Du nicht krank wirst. Such Dir Oasen, in denen es Dir gut geht.

Du kannst ihn nicht retten!

Das ist seine Aufgabe und auch kann er dies ausschließlich.

Du willst ihn wiederhaben, wie er früher war:
das ist verständlich, aber leider Vergangenheit. Guck bitte, was Du jetzt möchtest und leisten kannst.

Mein LG hat sich übrigens erst bewegt, als er wahrnehmen konnte, dass ich zur Eigenrettung gehe.... in ein Leben ohne ihn.

Und das hätte ich auch gemacht.

Erst nachdem er in stationärer Therapie war, konnte ich selber wieder fühlen, wie sehr ich über meine eigenen Grenzen gegangen bin.

Das darf nicht sein!

Ich fühle mit Dir in dieser schweren Zeit.
Paß gut auf Dich auf!

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
julcas
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von julcas »

Liebe Lena,

ich kann mich Pia nur anschließen. Wenn ich lese, was du alles tust für deinen Freund, mache ich mich ernsthaft Sorgen um dich. Deine Kraft ist am Ende, das kann ich gut verstehen.

Bitte besinne dich auf dich und sorge gut für dich. Nimm dir Auszeiten, tu dir etwas Gutes. Du kannst deinem Freund nicht helfen, wenn er dies nicht zulässt.

Ich glaube, ich schrieb dir schon, das auch mein Freund erst zum Arzt ging, als ich ihn vor die Wahl stellte.

Es hätte für uns beide gemeinsam keine Zukunft gegeben, ohne Therapie.

Gegen die Klinik ist mein Freund auch immer noch. Da stecken so viele Ängste dahinter.
Mein Freund war für sich selbst nie eine Gefahr, doch wenn er eine Gefahr für sich gewesen wäre, hätte ich gehandelt.

Pass bitte gut auf dich auf und verliere dich nicht aus den Augen. Ich weiß, wie schwer es ist, den geliebten Menschen leiden zu sehen. Ich kann dich gut fühlen. doch es hilft nichts, er muss begreifen das er Hilfe braucht und diese zulassen.

Schaffe dir Freiraum für dich, du verausgabst dich sonst total und damit ist keinem geholfen.

Ich drück dich mal fest.

lg julcas
Lena1410
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Registriert: 26. Okt 2011, 12:43

Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Hi Pia und julcas,

ich bin schon ein wenig dabei wieder mehr für mich zu machen, am WE war ich mit Freunden im Kino, gestern noch bei einer anderen Freundin. Für die nächste Zeit liegt auch noch einiges an. Mein Freund macht mir dabei manchmal ein schlechtes Gewissen. Einerseits sagt er, ich soll selbst raus gehen und findet es gut, aber wenn es dann so weit ist, guckt er grimmig und sagte auch schon das ein oder andere mal, dass ich ihn alleine lasse... ja, was denn nun..??!!
Ich muss aber raus, sonst gehe ich total kaputt. Ich glaub, er sieht das auch wohl ein.

Seine aktuellste Aussage bezgl. des "etwas antuen" war heute morgen... Ich weiß nicht ob er WIRKLICH gefährdet ist. Er hat mir schon oft versprochen nichts zu machen, und mir auch mal gesagt da wäre er viel zu feige für. Ich überlege manchmal hin und her, seiner Mutter von diesen Ausagen zu erzählen. Sie hat selber früher Depris gehabt und war in einer Klinik in Behandlung. Sie weiß von seiner Krankheit, aber ich denke nicht wirklich, wie ernst es ist. Er hat ein gutes Verhältnis zu ihr, aber er wäre über alle Dinge enttäuscht und verletzt von mir, wenn ich es jemanden erzähle... Ich weiß nicht, ob er sowas sagt, um sich selbst Druck ab zu lassen, oder ob das ernst gemeinte Andeutungen sind... Was ich mir aber nicht vorstellen kann.. Ich kenn ihn schon sehr lange.. Ja ich weiß, sowas heißt nichts... Grade vor ner Stunde kam wieder eine SMS mit "wir schaffen das Maus". Zwar auf eine andere Sache bezogen... aber naja.

Ob es mir das wert ist?
Hm ja die Frage stelle ich mir auch immer wieder. Ich liebe ihn unheimlich sehr und er mich auch. Es gibt auch zwischendurch schöne Phasen, die sind himmlisch. Die lassen mich Kraft schöpfen.
Zur Zeit machen sich aber die schlechten Zeiten ziemlich breit. Wenn ich an unsere Zeit vor der Krankheit denke, muss ich keine einzige Sekunde an dieser Frage zweifeln. Ein klares JA!
Wenn ich an unsere ganze Situation zur Zeit denke, komm ich ins Grübeln...

Ich weiß auch nicht, ob ich ihn nicht vielleicht zu sehr verhätschel. Er ist super sensibel und sobald ich mich ein wenig zurück ziehe fährt er sofort (!) seine Antennen aus.
Wenn ich ihn ganz auf sich stelle, oder ihn vor die Wahl stelle (was ich wirklich schon mal überlegt habe!) - von wegen, es muss was passieren oder ich sehe keine Chance mehr zwischen uns - ich weiß nicht ob das richtig wäre. Für uns richtig wäre. Wir hatten immer, von der ersten Sekunde an, ein totales Zusammengehörigkeitsgefühl. Nichts und niemand kam zwischen uns, wie Pech und Schwefel. Hört sich sehr Romantisch an, aber wenn ich mich nun von ihm abwende, das würde er nicht verkraften. und ich - nebenbei - auch nicht.

Haaach, wieder mal eine Sackgasse
Gebt mir mehr Wände, gegen die ich rennen kann
bigappel
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von bigappel »

Lena,

hier irrst Du.

Du mußt Dich nicht von ihm abwenden.

Aber Du kannst ihm nicht aktiv helfen.

Du kannst ihm immer wieder sagen, dass Du bereit bist, mit ihm das Ganze an der Seite durchzustehen, dass Du nicht gehen wirst.

Aber dafür mußt Du diese Aussage vertreten können, dahinter stehen.

Ich habe 18 Monate hinter mir, in denen mein LG überwiegend nicht ansprechbar war, nicht denken konnte, sich irgendwann nicht mehr artikulieren konnte, bis 16 Stunden am PC war und sonst nichts mehr.

Als ich mir dann irgenwann die Frage gestellt habe, ob es das für mich ist, was ich für mich mir vom Leben wünsche, so mußte ich dies mit nein beantworten; deshalb wäre ich gegangen.

Ich konnte diese Negativität, die Masken, all das nicht mehr ertragen und ich hatte das Gefühl, dass ich ihn letztlich darin halte, wenn ich weiter agiere.

Schließlich saß er in einem sauberen Haus, immer frisch eingekauft und gekocht, bekam alles gebügel, sozusagen All-In-

Ich möchte nicht ungerecht sein; von all dem hat er eh nicht viel mitbekommen; alle Aktivitäten habe ich allein gemacht.
Anfänglich waren wir gemeinsam im Urlaub;
aber alles hat ihn nur noch mehr überfordert.

Erst, als er für sich erkannt hat und Hilfe zugelassen hat, war Hilfe möglich.
Professionelle Hilfe von Menschen, die das studiert haben und Geld dafür kriegen zu helfen.

Das klingt sicherlich irgendwie hart; aber ich bin in erster Linie Partnerin und nicht Krankenpflegerin. Schließlich hat man noch ein eigenes Leben mit Kind, Volltagsjob, Freunden usw.

Uns eines hat der Betroffene immer: die Wahl. Die Wahl den Weg der Genesung anzutreten. Ob er das immer erkennen kann oder vielleicht auch will, ist ein anderes Thema.

Lena: Dein Freund kann froh sein, dass er nicht meiner ist. Hätte er das zu mir heute morgen gesagt, wäre zwei Minuten später der Notarzt da gewesen und Abflug in die Geschlossene!

Ich weiß nicht, ob es anmaßen ist und ob ich richtig liege, aber kann es sein, dass Dein Freund Dich etwas emotional erpresst (ist enttäuscht, wenn Du mit Freunden ausgehst, obwohl er es befürwortet und kündigt dauernd massive Schritte an!).

Lena, wahre Deine Grenze,
um Deinetwillen. Das ist weit entfernt von im Stich lassen oder fallen lassen.

Ich kann meine Grenzen - heute - wahren, ohne den Kranken fallen zu lassen.

Es gibt allerdings auch schöne Doppelzimmer in der Psychatrie.......... (entschuldige die harten Worte, aber paß bitte auf Dich weiterhin auf!).

Alles Liebe
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lena1410
Beiträge: 54
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Liebe Pia,

ich weiß wohl was du meinst, dass ich ihn damit nicht im Stich lassen würde. Ich bin ihm auch keine Hilfe, wenn ich selber immer tiefer abrutsche...

Auch er hat ein gemütliches gemachtes Nest zuhause. Das einzige was er macht, ist kochen. Das liebt er ja auch. Ich verdiene Geld, bezahle Miete, Nebenkosten, Auto usw. Ich putze und räume auf. Er steht zwar jeden Morgen mit mir auf, gehen zusammen duschen, und dann sitzt er bis abends, bis ich wieder komme von der Arbeit, vorm PC oder PS oder TV. Dann kocht er, und geht wieder bis zum schlafen gehen vor seine Medien.

Genau wie bei dir, muss ich zu allen Aktivitäten alleine. Freunde, Familienfeiern, überall bin ich alleine. Das macht mich traurig, aber ich weiß auch, dass das einfach zuviel für ihn ist.

Aber auch ich stell(t)e mir mein Leben eigentlich nicht so vor.

Vielleicht muss ich ihn auch wirklich mal eine Grenze aufzeigen. Ich denke, wenn er diesen Fragebogen von dem Psychologen nicht macht (und somit keinen Platz für die Therapie bekommt) muss ich mir Konsequenzen einfallen lassen... So hart das ist, und das bricht mein eigenes Herz - aber es hilft ja nichts.

Ich fühle mich manchmal als renne ich durch ein Labyrint, mit ihm auf meinem Rücken. Ich trage ihn überall hin, und sehe eine helle Ecke, renne mit ihm da rein und knalle nur wieder vor eine Wand...

Ja emotionale Erpressung... Damalige Freunde, die nichts von seiner Krankheit wissen, sagten oft er habe mich unter Kontrolle und unterdrücke mich. Ehrlich gesagt sehe ich das manchmal selber auch, aber ich kann mich da nicht gegen wehren. Er hat so eine Dominanz, und das liebe ich ja auch an ihm. Er spielt oft dieses "Zuckerbrot und Peitsche" Spiel, heißt: wenn es läuft wie er gerne hat ist er ein Engel, geht ihm etwas gegen den Strich ist er ein Teufel.

Auf der anderen Seite kann ich mich auch immer absolut 100% auf ihn verlassen. Fühle mich sicher und geborgen bei ihm. Er strahlt seine Liebe förmlich aus, und die spüre ich auch in der schwärzesten Phase total stark.

Ist wahrscheinlich alles total durcheinander was ich so schreibe und für viele auch nicht wirklich nachvollziehbar.

Ich sehe diesen Antrag von der KK als aller letzte Chance. Weil Mitte Mai MUSS dann etwas passieren. Auch wenn es hart für ihn wird, aber da kommt er dann nicht drum rum.
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lerana »

Hallo Lena,

es tut mir leid zu sehen, wie viele Gedanken du dir machen musst.

Auch ich möchte Pias Beiträge unbedigt unterstreichen!!

Ich habe selber einen Partner, der psychisch labil ist und habe mich ähnlich wie du bis zur Selbstaufgabe um ihn gekümmert. Das hat mich selber zur Betroffenen gemacht und ihn in eine ihn lähmende Abhängigkeit gestürzt. Pass auf dich auf, ist leider der wichtigste und schwierigst Rat von allen, denn sonst schadest du DIR und IHM.

Als ich selber mit einer Therapie begann, haben fast alle Sätze wie folgt angefangen: "Er hat ..." Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass es um mich geht und das hat am Ende auch meinem Partner geholfen.

>>Vielleicht muss ich ihn auch wirklich mal eine Grenze aufzeigen. Ich denke, wenn er diesen Fragebogen von dem Psychologen nicht macht (und somit keinen Platz für die Therapie bekommt) muss ich mir Konsequenzen einfallen lassen..<<
Das klingt so erzieherisch. Es fühlt sich an, als würdest du von ihm aus denken. So nach dem Motto: Wenn ich ihm meine Grenzen zeige, dann ädert er sich.
Denke von dir aus: Sind das meine Grenzen, überschreitet er sie, kontolliert er mich, was will ICH?

Wenn dein Partner diese Formulare nicht ausfüllt, was bedeutet das für dich? Was daran kannst und wirst du dann zu Recht nicht mehr mittragen? Sag ihm das doch, ohne aufzurechnen, was du bis jetzt alles getan hast. (Das war dann nämlich immer so meine Strategie: Aber schau doch mal, was ich alles schon für dich gemacht habe ....)

Versuche konsequent für dich zu denken. Versuch z.B. hier mal (nur als Experiment, wenn du magst) ein Posting, bei dem jeder Satz mit "Ich ..." anfängt.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Lena1410
Beiträge: 54
Registriert: 26. Okt 2011, 12:43

Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Guten Morgen Lerana,

danke für deine Sicht!
Manchmal habe ich auch Angst weiter rein zu rutschen. Ich muss schon zugeben, dass ca. 85% meiner Gedanken täglich ihm gelten. Sowas ist leider nicht einfach umzulenken...

Danke für den Tipp, ich werds mal versuchen, alles (oder viel) mit "Ich" anzufangen

Ich würde annehmen, dass ihm nicht viel daran liegt etwas an der Situation zu bessern,wenn er die Bögen nicht ausfüllt. Ich kann ja echt verstehen, dass das ne mega Aufgabe für ihn ist, aber ist ja nicht so, dass er alleine damit steht, das weiß er auch. Ich habs ihm ja oft genug gesagt. Mir gehts auch nicht um das Ausfüllen an sich, sondern darum, dass es eine echte Chance auf eine Therapie ist, die er nutzen soll. Seit über einem Jahr krebsen wir nun auf dem gleichen Punkt rum, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das wir endlich wieder LEBEN. Es ist kein Leben, was wir grade führen.

Ich nähere mich dem Leben, ich krabbel langsam aus dem Loch raus, ich würde ihn gerne mitnehmen, aber ich denke ich habe verstanden, dass es nur er selbst kann. (Wow, 5x ich in einem Satz ) Ich habe es ihm noch oft angeboten, mit ihm zusammen das durchzustehen und für ihn da zu sein, was er daraus macht, das liegt an ihm. Er ist erwachsen, und er weiß das er krank ist und Hilfe braucht. Ich kann es zwar nicht ganz nachvollziehen, warum er die Chance mit dem Psychologen ziehen lassen will, und das macht mich auch wütend, aber ich kann es nicht ändern. Er muss es selber wollen!

Ich liste ihm nie auf was ich alles für ihn tue. Das fände ich selbst unfair, und ich weiß, dass es andersrum genauso wäre, also er würde das für mich auch tun. In einer Beziehung gehört so ein Vorhalten meiner Meinung nach nicht.

Ich muss euch aber noch sagen, er hat sich gestern abend noch entschuldigt, für sein Verhalten gestern morgen. Ich war froh darüber, vielleicht geht es doch irgendwie weiter. Jeden Tag ist es anders.... Ich bin mit unserem "Leben" im Moment überhaupt nicht zufrieden, aber ich weiß auch, dass es Zeit und Geduld braucht. Und dass sich spätestens Mitte Mai etwas ändern wird. Ich denke manchmal, vielleicht läuft es darauf hinaus das ihm keine Wahl bleibt, und er in eine Reha muss, wenn die KK ihn sonst die Leistungen streicht. Vielleicht wacht er dann auf, dass sowas nicht von alleine abklingt. Ich würde es mir wünschen.

Vielen Dank und ganz liebe Grüße
Lena
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lerana »

Hallo Lena,

weiter so! Immer schön mit "Ich..." anfagen.

>>Manchmal habe ich auch Angst weiter rein zu rutschen. Ich muss schon zugeben, dass ca. 85% meiner Gedanken täglich ihm gelten. Sowas ist leider nicht einfach umzulenken...<<
Passt einfach auf dich auf! So hat das bei mir auch angefanen und das lässt mich hellhörig werden. Das fehlt dann nicht mehr viel zum Gedankenkreisen und nächtlichem Grübeln. Außerdem schreibst du von einem Loch aus dem du krabbelst. Das alles klingt nicht gesund! Ich will dir wirklich keine Depressionen anhängen, sonder nur immer wieder sagen: Pass auf dich auf. Auf ihre eigene Art sind psychische Krankheiten ansteckend.

Co-Abhängigkeit ist kein Spaß. Du kannst das ja mal googel. Als ich das mal getan habe, fühlte ich mich dermaßer ertappt, dass ich fast verrückt geworden wäre.

Ich will dir nichts unterstellen, aber wenn du darum weißt, weißt du ja auch, wovor du dich schützen musst.

Herzliche Grüße
Lerana

PS: Ich bin deshalb so kritisch, weil ich viel zu spät bemerkt habe, was BEI MIR alles schief läuft!
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Lena1410
Beiträge: 54
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Hallo Lerana,

damit, dass ich aus dem Loch raus krabbel meine ich, dass ich langsam anfange für mich zu leben. Die letzen Monate habe ich echt viel zurück gesteckt, bin zuhause geblieben, hab ständig Freunden abgesagt, nichts mehr für mich getan usw. Meine Bedürfnisse unterdrückt. Weil es ihm dadurch besser ging. Aber ich habe verstanden, dass es das auch nicht ist, und es so vor allem nicht weiter geht. So sieht er ja auch keinen Grund etwas zu ändern. Und ich komme damit nicht klar, isoliert und "alleine" jeden Abend zuhause zu verbringen.

Und dann fange ich letze Zeit an immer mehr alleine etwas zu unternehmen. Klar ist das nicht schön, alleine. Aber besser als nichts zu machen. Ich pflege meine Freundschaften wieder und habe Spaß. Ich denke nicht, dass ich in die Depression rutsche, dafür bin ich noch zu otimistisch und sehe das schöne am Leben Aber eine geweisse Co-Abhängigkeit könnte sein...

Ich denke auch so, dass es auch ihm gut tut wenn ich mehr auf mich achte. (Ja ich weiß, ich sollte es für mich tun. Tue ich ja auch.) Zum einen habe ich dann natürlich wieder mehr Kraft, und zum anderen - er sieht dass ich nicht bereit bin ein Leben auf dem Sofa zu verbringen. Und vielleicht denkt er dann mal ein bisschen drüber nach, ob er nicht auch etwas verändern (sprich prof. Hilfe) sollte.

Danke für deine/eure lieben Worte!
Es tut so gut und baut einen total auf sich auszutauschen!

Ganz liebe Grüße
Lena
Salvatore
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Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Salvatore »

Hallo Lena,

ich möchte den Begriff "Co-Abhängigkeit" auch noch einmal hervorheben - ich habe das Gefühl, dass dies bei euch beiden eine riesengroße Rolle spielt.

Und mit deinem Verhalten, deiner Unterstützung, weil du ihm alles abnimmst - ist nicht böse gemeint!!! - wirkst du auch depressionserhaltend auf ihn ein.
Mir ist völlig klar, warum er nicht in die Klinik will: dort wird er nämlich nicht geschont, sondern muss richtig hart (mental) arbeiten, weas extrem schmerzhaft sein kann.
Zu Hause dagegen ist es so bequem!

So leid es mir tut, Lena, und es ist bestimmt schwierig, bitte hinterfrage dich selbst auch.
Und wenn er schon über Suizidwünsche spricht, gibt es m.E. keinen anderen Weg als Klinik. Das darfst du ihm gerne auhc in aller Deutlichkeit sagen. Notfalls genügt ein kurzer Anruf von der Polizei und er bekommt eine Freifahrt in die Psychiatrie - und zwar schneller, als er etwas unternehmen kann.

Es ist bitter und unfair. Ich meine aber, er muss gar nicht an die Wirksamkeit von Klinik und Therapien etc. glauben um diesen Weg trotzdem zu gehen.
Wenn ihm etwas an dir liegt, dann soll er es versuchen. Nicht weil er an die Klinik glaubt, sondern weil er an euch glaubt und die Zeit gekommen ist, dir das zu beweisen - nicht durch Worte, durch Taten.

Sorry für mein hartes Statement.

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Lena1410
Beiträge: 54
Registriert: 26. Okt 2011, 12:43

Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Hallo Salvatore,

ja es gibt bestimmt eine gewisse Abhängigkeit. Das könnte schon gut sein.

Ich hatte vor ein paar Tagen ein tränenreiches Gespräch mit ihm, da sagte ich ihm, dass ich ihn sehr liebe, und immer bereit bin ihn beim Gesundwerden zu unterstützen, aber nicht länger beim Krankbleiben. Dass ich will, dass er etwas ändert. Dass ich sonst keinen Sinn mehr sehe, so groß die Liebe auch ist.
Er hat auch geweint dabei, und meinte er könne es ja verstehen, und er könne auch verstehen wenn ich ihn verlasse usw. Ich meinte, dass will ich im Prinzip gar nicht, aber wenn er nicht anfängt etwas FÜR seine Genesung zu tun hätte ich keine andere Wahl.

So richtig zu einem Ergebnis ist unser Gespräch nicht gekommen, aber ich glaube, es hat ihm wohl zu denken gegeben.

Am Wochenende war seine Schwester noch bei uns, und sie hat ihm auch "eingeredet" er müsse in eine Klinik, und seine Mutter sagt das auch. Er hat nur leicht nickend dagesessen. Vielleicht fängt seine Blockade dagegen an zu bröckeln...

Gestern haben sich zwei Freundinnen getrennt, die eigentlich im Sommer heiraten wollten. Etwa aus den gleichen Gründen. Eine wollte nichts mehr unternehmen, nur zuhause hocken, und die andere konnte so nicht. Da war zwar die eine nicht an Depri erkrankt, aber sie hatten die gleichen Probleme. Ich habe mit meiner Freundin geschrieben, wie es dazu kam, zu der Trennung, sie waren grade noch zusammen im Urlaub usw. Sie meinte, sie wäre einfach nicht mehr glücklich gewesen, und vermisse ihr altes Leben. Ich meinte dazu, dass ich das verstehen kann. Mein Freund hat diese Unterhaltung gelesen und sich auch wohl seine Gedanken gemacht....

Ich für meinen Teil habe mir eine Grenze gesetzt. Er muss Mitte Mai seinen Antrag auf Reha abgeben. Und somit MUSS er auch in eine Klinik. Naja, gezwungen wird er in dem Sinne ja nicht, aber andernfalls kündigt die KK ihm die Leistungen.
Wenn er das auch NICHT in Anspruch nimmt, und diese Chance nicht nutzt, wird es für mich bedeuten, dass es aus ist. Weil ich für mich dann nicht mehr kann.

Wie oben beschrieben, ich bin wirklich bereit es mit ihm durchzustehen, aber ich muss sehen, dass er eine Änderung will. Er sieht wie elend schlecht es mir mit der Situation zur Zeit geht, und wenn er nicht bereit ist, daran zu arbeiten, muss ich annehmen dass ihm meine Gefühle nicht wichtig genug sind. So traurig das ist, und auch wenn mein Herz brechen wird

Liebe grüße
Lena
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: ...bergab und bergab

Beitrag von bigappel »

Liebe Salvatore,
liebe Lena,

ich weiß nicht, ob wirklich die sog.
Co.-Abhängigkeit im Spiel ist; im Ergebnis
(zu dem, was ich dazu schreiben möchte) ist das auch egal.

Ich hab das ja nu auch alles durch; würde deshalb meine Meinung dazu kundtun:

Abhängigkeit - eine gesunde - ist möglicherweise wohl in jeder Beziehung vorhanden. Eine Beziehung besteht aus Geben und Nehmen, möglichst ausgeglichen, gerät dies in ´s Ungleichgewicht, wie es mit einem Betroffenen der Fall ist, entstehen beim Anderen Wünsche, Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden. Das schmerzt, weil die "Abhängigkeit" da ist, der Wunsch, manchmal vielleicht sogar das Anspruchsdenken (verdeckt, nicht als Anspruch einem klar), dass der Partner einem diese Bedürfnisse zu erfüllen hat.

Der kranke Partner sagt einem: "ich liebe Dich, ich will mein Leben mit Dir verbringen".

Für uns, Angehörige, heißt das möglicherweise aus unserer Sichtweise (wenn wir erkrankt wären): ich tue alles, damit die Beziehung wieder funktioniert, damit wir beide glücklich und ich gesund werde.

Leider muß das aber nicht das Verstädnis des anderen sein. Leider muß dies sein "ich liebe Dich" nicht heißen.

Was will ich damit sagen:

Lena, Salvatore hat Recht.

Zu viel schonen, kann wirklich genau das Gegenteil bedeuten. Leider hat oder bekommt man keine Anleitung, wie es richtig funktioniert. Wann man den Partner überfordert oder im Gegenteil gut gemeint so schont, dass er sich prima weiter in der Erkrankung einrichtet (bitte nicht Vierteilen, liebe Betroffene, ich weiß, niemand möchte bewußt krank bleiben oder sein, trotzdem ist es nicht förderlich, dem Betroffenen zu viel abzunehmen).

Die Therapeutin meines LG hat mal gesagt:
es gibt kein Gesetz das verbietet, krank bleiben zu wollen.

Ich fand das super doof von ihr, weil ich es nicht verstanden habe.

Ich habe ihr berichtet, dass mein LG einfach nichts, rein gar nicht tut, um wieder gesund zu werden; trotzdem er mich von Herzen liebt.

Das vorgenannte war ihre Antwort.

Leider ist es so, dass unsere Partner nicht verpflichtet sind, eine stationäre Therapie zu machen, überhaupt eine Therapie zu machen oder sonst was.

Das ist und bleibt Entscheidungsgrundlage des Betroffenen; leider auch dann, wenn sie uns noch so oft erzählen, wiesehr sie uns lieben und wir selber darunter verstehen würden, alles zu tun, um gesund zu werden und mit dem Partner ein lebenswertes Leben zu führen.

Das super traurige daran ist, und das war es, was mir sosehr das Herz zu zerbrechen drohte: ich kam einfach nicht damit zu Recht, dass mein LG sagte, er liebe mich, ich dies auch wußte und spürte, aber er einfach nichts, rein gar nichts tat, um seinen entsetzlichen psychischen Zustand (ohne Suizidalität, sonst hätte ich schneller telefoniert, als er hätte sprechen können) zu beenden und Hilfe zuzulassen.

Ich bekam diesen Gegensatz nicht in meinen Kopf. Ich wußte, dass, wenn ich gehe, dies meinerseits ein Abschied für immer wird und ich fand diese Aussicht so entsetzlich, weil für mich, die Lösung (nämlich das Anerkennen der Krankheit und das Aufmachen des Wege, zu lernen, mit dieser zu leben) so nahe lag.

Ich weiß nicht, ob dies die klassische Co.Abhängigkeit ist, glaube aber eher nicht, denn ich war auf dem Weg raus...für immer.

Kurz davor hat er mich aufgehalten und ist stationär in die Klinik, was er heute, als für ihn richtigsten und wichtigsten Schritt anerkannt hat.

Aber erst als er wahrnahm, dass meine Grenze erreicht ist, hat er sich bewegt;
eine Garantie dafür, dass sich Dein LG bewegen wird, gibt es leider nicht.

Heute bin ich bereit, die Konsequenz seines etwaigen Nicht-Reagierens schneller für mich zu akzeptieren. Heute weiß ich, dass ich ihn mit meiner "gut gemeinten" Schonung letztlich in der Depression gehalten habe.

Fazit: Es ist bescheuert, traurig, entsetzlich, aber wenn er nicht gesund werden "will", hat er das Recht dazu.
Nur er allein entscheidet das und kann das entscheiden.

Das zu akzeptieren, war für mich unverständlich und die Hölle und der Preis, nämlich das Ende einer großen Liebe, erschien mir als unglaublich hoch, auch, wenn ich vom Kopf her weiß, wiesehr Betroffene selber leiden.

Heute bin ich konsequenter mit ihm.
Es ist immer noch eine Gradwanderung; aber das Nicht-mehr-Schonungsprogramm, die Behandlung eines erwachsenen Mannes, wie einen erwachsenen Mann, ist richtig.

Ich bin in erster Linie Partnerin, nicht Therapeutin und Pflegerin.

Paß gut auf Dich auf, liebe Lena.

Alles Liebe
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lena1410
Beiträge: 54
Registriert: 26. Okt 2011, 12:43

Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Oh Pia, du sprichst mir aus der Seele!!!
Du hast fast haargenau meine aktuelle Geschichte durch gelebt, mit einem relativ glücklichen "Ende", nämlich, dass dein LG sich hoch bekommen hat, und in eine Klinik ging.

Das wünsche ich mir sooo sehr!! Du hast sowas von Recht mit allem was du, und Salvatore auch!!, schreibst! Zu sehr verhätscheln ist nicht gut.

Ich hab das jetzt auch verstanden. Am Anfang will man alles Übel von dem geliebten Freund fern halten, und es ihm so einfach wie möglich zu machen. Aber das ist nicht richtig, und es ist auch logisch, dass es dem Partner noch schwerer fällt sich auf zuraffen. Wo es das in der Krankheit doch sowieso schon ein riesen Kraftakt ist.

Und ich selbst zerbreche auch daran, ich kann ihn nicht ewig mit allem bemuttern, pflegen, "therapieren" und was nicht noch alles. Wie Pia sagt, ich bin in erster Linie Partnerin!

Er hat am Samstag Geburtstag. Da habe ich auch ein wenig bammel vor...

Ich habe ihm gerade nochmal geschrieben, dass etwas passieren muss, und wenn ich und unsere Beziehung ihm etwas bedeuten, muss ich sehen dass er etwas ändern will. Habe dazu geschrieben das ich ihn liebe und ihn unterstütze. Nochmals.
Das habe ich geschrieben, nachdem ich ihn fragte was er macht ("TV und spielen") und ich ihn darauf fragte, warum er nicht mal nach dem Antrag und/oder dem Fragebogen schaut ("Nö, komm ich eh nicht mit klar, habe ich keinen Nerv zu.")

Tja.... Pia, ich hoffe sooooo sehr, dass es bei uns auch das Ende nimmt wie bei euch!

Ich kann es auch nicht nachvollziehen, wie die Partner sagen "Ich liebe dich" und rein gar nichts an der Situation ändern. Ich sehen so eine Aussage ganz genauso wie du!

Seine Antwort ist übrigens "wenn du deswegen unsere Beziehung nennst, dann ist es echt traurig. soll mir egal sein. ich habe einfach keine nerven mir mit diesem scheiß die laune zu verderben!"

.....


edit:
wir haben noch etwas weiter geschrieben, und ich habe mein Herz ausgeschüttet, dass ich keine Wahl habe, als mich selbst zu schützen, wenn er nicht bereit ist etwas zu tun. Und eigentlich so etwa das gleiche wie ich euch geschrieben habe.

Und, dass ich ernsthaft überlege seiner Mom, oder seinem Arzt etwas von seinen gelegentlichen Aussagen (von wegen "ich will sterben" usw) sagen muss.

So, und nun ist es so, dass wir nachher uns zusammen an seinen Antrag setzen. Er meinte er schafft das nicht, das ist viel zu viel, und alleine packt er das nie.

Aber ich helfe ihm ja, wenn er bereit ist - sogar gerne.

....doch Hoffnung??
Salvatore
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Salvatore »

Hallo Lena, Hallo Pia,

co-abhängig meine ich in dem Sinne, dass du, Lena, die Aufgaben des täglichen Lebens komplett abnimmt. Er ist voll mit sich beschäftigt, "kann" sich nicht kümmern, also tust du es für ihn.
Redest mit seiner Familie, seinen Freunden, erklärst, sagst Einladungen ab, weil er es nicht kann.

Ich finde es gut, dass du jetzt Grenzen setzt und ich hoffe, dass du stark bleiben kannst. Er muss verstehen, dass seine Schonfrist unwiderruflich vorbei ist und er aus dem Quark kommen muss.
Keiner sagt, dass es ihm leichtfallen wird. Und keiner sagt, dass du ihm nicht beistehst und hilfst. Aber MIT ihm und nicht FÜR ihn, das ist das Entscheidende.

Ich selber habe auch Druck von außen gebraucht, bei mir war es mein Therapeut. Der hatte die Faxen auch irgendwann dicke und hat mich vor die Wahl gestellt: entweder ich gehe freiwillig in die Klinik, oder er veranlasst eine Zwangseinweisung.
Im ersten Moment war ich unfassbar sauer, weil das ja nun nicht wirklich eine Wahl ist - ich wollte nicht in die Klinik, auf keinen Fall!
Aber schon eine halbe Minute später war ich immens erleichtert. Warum? Weil ich die Entscheidung nicht mehr treffen musste. Ich wollte zwar immer noch nicht, aber da ich ja keine Wahl hatte, brauchte ich mir darüber nun auch keine Gedanken mehr zu machen.

Der Reha-Antrag ist wirklich nicht ganz leicht auszufüllen, finde ich. Kompetente Hilfe, wenn ihr nicht weiterkommt, findet ihr hier:
www.krank-ohne-rente.de (Es gibt ein Unterforum Rehabilitation).

Er muss das ausfüllen, weil sonst die Zahlung eingestellt wird. So aus der Ferne würde ich aber sagen, dass er mit der Reha wahrscheinlich überfordert sein wird, denn das Programm ist ziemlich straff. Außerdem dauert es lange, bis über den Antrag entschieden wird; da er noch nix gemacht hat, wird er evtl. zu einem Gutachter müssen - das zieht sich alles ewig hin.
Es wäre gut, wenn er es mit der Psychiatrie versuchen würde, um sich zu stabilisieren. Wenn er noch mal über Suizidgedanken spricht, könntest du ihm den Hörer in die Hand drücken und sagen, er soll jetzt sofort einen Termin machen. (Weiß nicht, ob das funktionieren würde.)

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Lena1410
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Guten Morgen,

ja so ungefähr wie deine Erfahrungen, Salvatore, erhoffe ich mir das für meinen Freund auch. Dass er zwar erst sauer ist, aber dann vielleicht erleichtert, weil er sich nicht mehr quälen muss - seine Worte - und ihm die Entscheidung abgenommen wird.

Damit meine ich jetzt nicht unbedingt eine Reha/Klinik, weil ich denke auch, dass das im Moment (!) vielleicht wirklich nicht so gut ist, wenn er sich so sehr davor ängstigt und streubt. Dann hats ja auch keinen Sinn...?
Ich hoffe, erwarte nur, dass er erstmal eine Therapie macht. Bei einem Psychotherapeuten. Psychiatrie wäre auch noch eine Idee. Und die würden ihn dann bestimmt früher oder später auf eine Klinik vorbereiten.

Ja so ein Reha-Antrag dauert dann noch seine Zeit. Bei einem Gutachter war er schon, auf Anordnung der KK. Der hat ihn als erheblich gefährdete Erwerbstätigkeit oder sowas eingestuft. Deshalb kam auch der Antrag, den er auszufüllen hat.

Ich habe aber auch gelesen, dass vor einer Reha alle anderen Behandlungsmethoden versucht worden sein müssen. Das heißt für mich Therapie o.ä. Das hat er ja aber nicht... Und ich habe gelesen, der Patient muss es wollen, in eine Klinik zu gehen, motiviert sein, und sich dadurch eine Besserung versprechen. Das alles ist bei ihm ja überhaupt nicht der Fall...

Naja, er hat mit mir diesen komischen Fragebogen für den Therapeuten ausgefüllt. Fast 3 Stunden saßen wir daran. Abgeschickt ist er auch, jetzt schauen wir mal, was der Psychotherapeut dazu sagt... Ob er dort eine Therapie anfangen kann.

Ein neues Problem sieht er da aber auch schon, der Therapeut ist gut 30km von uns zuhause entfernt, er hat keinen Führerschein. Ich kann mir nicht ein bis zweimal wöchentlich dafür frei nehmen, um ihn zu fahren. Für Zugfahrt fühlt er überhaupt nicht im Stande. Obwohl die Praxis direkt gegenüber vom Bahnhof ist, und von uns zuhause zum Bahnhof ist es auch nicht allzu weit... Tja, was soll ich dann dazu sagen...?

Ja ihm einen Hörer in die Hand drücken, wenn er wieder mal von seiner Todessehnsucht spricht ist eine sehr gute Idee!
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: ...bergab und bergab

Beitrag von bigappel »

Liebe Lena,
liebe Salvatore,

ich kann Salvatores Worte nur unterstreichen.

Allerdings muss man als Angehöriger wirklich an dem Punkt sein,
an dem man sein eigenes Verhalten auch genau so empfindet.

Auch bei uns war der Auslöser, dass ich meinem LG klar und deutlich
gesagt habe: Du hast gesagt, Du gehst in die Klinik. Jetzt hast Du die
Möglichkeit, ich hab alles organisiert auf Deine Bitte hin, mich mit Kollegen abgesprochen,
frei genommen, Kind untergebracht, organisiert, organisiert, organisiert.

Jetzt wieder von Dir: ich weiß nicht, öh, öh, öh.

Nimm den verdammten Termin wahr oder bleib halt krank; Du hast immer
die Wahl und bist zu nichts verpflichtet.

Naja, er ist ja dann gegangen und bekanntermaßen wollten sie ihn auch direkt
da behalten.

Liebe Lena, es ist ein weiter, sehr weiter Weg und der Betroffene fällt trotz
gutem Willen immer wieder in die alten Muster.
Trotzdem fürchte ich, dass wir Angehörigen nur dann eine Chance mit dem Betroffenen haben, wenn
wir Grenzen setzen, weil wir damit auf uns achten.
Dafür müssen wir aber auch mit uns im Reinen sein; unsere Grenzen akzeptieren
und gut spüren, klar sein und nicht wieder "helfen bzw. schonen" wollen

Das ist auch für uns nicht leicht, das "ungute" Gefühl dem Kranken zuzusetzen,
bleibt eine ganze Weile. Trotzdem denke ich, ist es der richtige Weg.

Glaub mir, liebe Lena, auch gerade aktuell muss ich wieder Grenzen setzen;
es wäre ein Leichtes, wenn ich einfach einspringe, seinen Part übernehme
und dann alles weiter läuft.

Damit unterstütze ich aber definitiv (wirklich persönlich auf den Sachverhalt
meines LG bezogen) seine alten Muster; in seinem bisherigen Leben wurde
nämlich auch für ihn immer alles organisiert und entschieden.
Aber er geht jetzt auf die 50 zu; Zeit
erwachsen zu werden.

Aber ich habe die Nase gestrichen voll.
Handelt mein LG nicht,
äußert er sich auch nicht im Sinne von "es geht bei mir nicht, kannst Du das
übernehmen,
trägt er die Konsequenz!

Ich zwar auch, aber ich kann damit leben;
immer und ewig die Mama und Pflegerin eines erwachsenen Mannes
zu sein, kann ich allerdings nicht ertragen und so will ich nicht leben.

LG
Pia

Lena, die Story Deines Freundes, dass er nicht sicher ist, wie er den Weg zum Therapeuten schafft, erscheint mir in dieser Depression "normal".

Dein LG denkt vermutlich, seine Kraft reicht nicht, um zum Bahnhof zu gelangen und vom Bahnhof zum Therapeuten.

Aber sie tut es.

Wenn er nochmal was sagt sei positiv und versichere ihm, dass er dies schafft; vielleicht kannst Du ihn beim ersten Termin auf dem Weg (sofern er das wünscht) begleiten. Aber nicht hinfahren, sondern Zug fahren und nimm Dir bloß bitte nicht für jeden weiteren Termin frei.

Es ist sein Part und er schafft das; aber er muss sich aufraffen.

Es erscheint ihm momentan einfach leichter, eh nicht hinzugehen, weil es ja sowieso nichts bringt, er den Weg nicht schafft oder ähnliches. Das ist die Depression!

Allerdings kann ich Dir versichern, dass diese betroffenen Menschen sehr, sehr starke Menschen sind, denn sie halten die Krankheit aus. Da ist der Weg zum Zug (aus unserer Sicht) ein Leichtes.

Nimm ihm das nicht ab!
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lena1410
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Hallo pia,

Bei dir war es so, dass dein LG es einmal selbst sagte, dass er in eine Klinik möchte. Das ist schon sehr viel weiter, als meiner ist

Aber gut, ich halte mich erstmal nicht an dem Thema Klinik, weil ich mittlerweile selbst glaube, dass wäre im Moment (!) nicht das beste, weil er einfach zu panisch davor ist. Warum auch immer, und alles reden und erklären und zeigen nützt nichts. Deshalb setze ich jetzt all meine Hoffnungen in die Therapie, zu der er ja bereit ist.

Am ersten Therapietag mit ihm gemeinsam mit dem Zug dort hin zu fahren ist eine tolle Idee! Das werde ich versuchen! Aber ich weiß schon, dass er das nicht wollen würde. Er würde sagen, mit dem Auto oder gar nicht. Vielleicht mache ich das das erste mal mit, damit er auch mein Entgegenkommen sieht, und er nicht schon vor der ersten Stunde absagt! Er wird sowieso total angespannt und ängstlich sein, vor der ersten Stunde! Aber wenn er erstmal da ist, vielleicht hat er dann bald auch Kraft es alleine zu machen.

So sieht mein Plan aus...

Naja, erstmal hat er am Wochenende Geb, er wird 25. Das ist schon etwas besonderes finde ich, und das will ich ihm nicht durch rum meckern, stressen oder sonstwas versauen.

Und dann ist es auch bald soweit, dass der Reha-Antrag abgegeben werden muss, und dann wird wahrscheinlich alles von selbst laufen...

Liebe Grüße
Lena
bigappel
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von bigappel »

Och, ein paar Stunden bevor er sagte, er wolle in die Klinik, hatte er noch gesagt:
in diesem Leben auf keinen Fall.......
er weiß ja nu auch, wie ich funktioniere und was ich hören will (ja, ich geh in die Klinik).

Naja, als er es dann gesagt hatte (aus welcher Motivation auch immer ), war das für mich natürlich der Aufhänger, ihn beim Wort zu nehmen .

Lena, wenn Dein Freund wirklich sagt: Auto oder gar nicht, fände ich das bedenklich.
Ich emfinde ihn trotz Depression sehr diktatorisch...es hätte ja einen Sinn, warum ihr Zug fahren würdet... aber Du mußt wissen, was Du tust.

Alles Liebe
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lena1410
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Lena1410 »

Hi,

oh ja, das kann ich verstehen, sobald auch nur die kleinste Andeutung kommt, dass der Partner irgendwo im Inneren bereit ist in eine Klinik zu gehen, würde ich auch direkt Nägel mit Köpfen machen! Da hätte ich ihn schneller an der Strippe als er gucken kann.

Du hast ja wirklich recht, es wäre echt das allerbeste mit Zug. Und ich würd auch mit ihm mitfahren - kann ja verstehen dass es das erste mal total riesig, ziemlich unüberwindbar für ihn alleine ist. Und ich werd das auf alle Fälle auch versuchen!

Aber ich meine, ich kenn ihn, und wenn (!!) er sagen wird "Auto oder gar nicht", werde ich, glaub ich, das eine mal drauf eingehen, einfach um ihn dahin zu bekommen! Ich hoffe dann, dass es ihm die Augen ein wenig öffnet, wenn er erstmal da ist.... Diktatorisch kann man sagen.. Er hat einfach einen wahnsinns Dickkopf (schon immer) gegen den man sich nicht immer durchsetzen kann. Aber er ist ja nicht immer so

Naja, erstmal abwarten ob er überhaupt da eine Therapie bekommt, 100% sicher ist das alles ja noch nicht.

Ich musste selbst vorgestern in eine Fachklinik (andere Geschichte, nichts psychisches) und er hat mich begleitet und saß stundenlang neben mir und hat meine Hand gehalten und war so süss und hat mich aufgebaut - sowas tut auch mal gut!
Salvatore
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Re: ...bergab und bergab

Beitrag von Salvatore »

Hallo Lena,

schaffe heute nicht viel zu schreiben. Aber den Plan, nachzugeben wenn er dich unter Druck setzt, finde ich ganz ganz falsch. Damit sollte er nicht durchkommen (ist wie bei Kindern - gib einmal nach und sie tanzen dir auf der Nase herum, wenn du das nächste Mal hart bleibst ist das Geschrei groß).

Besser fände ich, wenn du schon vorher von dir aus auf ihn zugehst und sagst: "Wenn du möchtest, werde ich dich zum ersten Termin dorthin begleiten und du entscheidest, ob mit Auto oder Bahn. Aber nur dieses eine Mal, zu den nächsten Terminen musst du dann alleine und das ist mein Ernst."

Lg, Salvatore
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Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
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