Gefühlsleere / Trennung wegen Depression des Partners?

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Missi
Beiträge: 3
Registriert: 14. Mär 2012, 08:45

Gefühlsleere / Trennung wegen Depression des Partners?

Beitrag von Missi »

Hallo Ihr Lieben,
bin ganz neu hier. Am besten leg ich einfach mal los was mir auf dem Herzen liegt.
Ich bin, wie mein Partner auch, 29. Wir sind seit gut 13 Jahren ein Paar, haben viele Höhen und Tiefen zusammen gemeistert. Wir haben uns die letzten Jahre viele Träume erfüllt, privat wie auch beruflich und ich hatte immer den Eindruck, dass wir eine sehr starke Beziehung führen. Letztes Jahr war sogar bereits ein Heiratsantrag von seiner Seite aus in Planung, und auch über Kinder haben wir ernsthaft gesprochen.
Dann kam der September, bei meinem Partner wurde ein Bandscheibenvorfall festgestellt. Eigentlich nichts sooo schlimmes. Allerdings hat er vom Arzt starke Schmerztabletten (Tramadol) bekommen. Anfangs war das auch ok, aber mit der Zeit hat sich mein Partner sehr verändert. Er hat sich mehr und mehr von mir zurückgezogen, viel von seiner sonst immer so fröhlichen Art verloren. Er hat mir gesagt dass es ihm (wegen der Tabletten) nicht gut geht, er in seinem Kopf nicht mehr klar kommt. Mag sein das ich das etwas zu sehr auf die leichte Schulter genommen habe. Anfang Januar dann der große Knall - unsere Beziehung stand vor dem aus, eine Resignation von seiner Seite aus. Es hätte alles keinen Sinn mehr. Er ist dann für ein paar Tage zu einem Freund um nachzudenken. Er kam wieder, überzeugt davon, mich nicht verlieren zu wollen. Dann lief es eine Zeit gut, bis zum nächsten tiefen Fall. Das geht von heute auf morgen, ohne dass es für mich einen erkennbaren Auslöser gibt. Seit ein paar Wochen lief es dann wieder recht gut und ich hatte den Eindruck, dass er langsam einen Weg für sich findet, nach vorne blickt. Bis gestern. Wieder ein extrem tiefer Fall. Totale leere in ihm, Rückzug, nur negative Gedanken im Kopf, sich seiner Gefühle nicht mehr sicher. Er hat Angst, mir nicht mehr das bieten zu können was ich mir vom Leben, meiner Beziehung erwarte. Er "warnt" mich, mich nicht wegen ihm kaputt zu machen, mein Leben weg zu werfen. Beim Einschlafen nimmt er dann aber doch wieder meine Hand... Wahrscheinlich denkt ihr erstmal, dass er einfach auf dem Weg der Trennung von mir ist. Was mich aber so zweifeln lässt, dass es "nur" an der Beziehung/keine Liebe mehr liegt ist, dass er wirklich alles in seinem Leben negativ sieht wenn er in diese Löcher fällt. Er sagt er sehe keine Ziele mehr in seinem Leben. Er weis nicht wer er ist, was er ist oder wofür er eigentlich lebt. Er zieht sich komplett zurück, selbst seine Eltern kommen nicht mehr an ihn ran. Nur in der Arbeit funktioniert er. Freunde die ihn länger nicht mehr gesehen haben und nichts von seinen Problemen wissen, sagen ihm das er nicht mehr so lacht wie früher.
Was ich nicht vergessen sollte, er redet auch viel von früher, unter welchen nicht unbedingt guten Umständen er aufgewachsen ist, wie sauer er auf seine Mutter ist. Er musste früh auf eigenen Beinen stehen bzw. in jungen Jahren den Ersatzmann für seine Mutter darstellen als seine Eltern sich getrennt haben. Auch das restliche Umfeld seiner Familie ist psychisch vorbelastet.
Ich habe ihm mehrfach ans Herz gelegt einen Psychologen aufzusuchen denn ich glaube, dass er ernsthafte Probleme hat und das alleine so nicht schaffen kann. Auch sage ich ihm immer wieder dass er da nicht alleine durch muss, ich an seiner Seite bin wenn er mich braucht. Ich versuche ihn viele kleine positive Seiten des Lebens zu zeigen, ihm so wenigstens etwas helfen zu können. Genauso biete ich ihm jeden möglichen Freiraum an. Aber so langsam bin ich echt am Ende mit meinem Latein und auch mit meiner Kraft. Einen bereits vereinbarten Termin beim Doc hat er kurzfristig wieder abgesagt. Selbst das habe ich akzeptiert, denn drängen bringt meiner Meinung nach gar nichts. Ich habe ihn nur gebeten es sich nochmals zu überlegen, denn ich mache mir wirklich Sorgen. So kann es doch nicht dauerhaft weitergehen?!

Was sagt ihr zu alle dem? Können das ernste Depressionen sein? Ist es doch "nur" das Ende der Beziehung?

Mittlerweile bin ich am überlegen für ein paar Wochen auszuziehen, vielleicht tut ihm das gut um mit Abstand nachdenken zu können? Genauso habe ich aber Angst ihn alleine zu lassen, und natürlich auch Angst ihn zu verlieren. Ich liebe ihn sehr und wünsche mir nichts mehr, als dass wir da gemeinsam rauskommen. Gleichzeitig bin ich so traurig, verletzt und kaputt :-/

LG
Missi
Anissa
Beiträge: 11
Registriert: 20. Feb 2012, 22:48

Re: Gefühlsleere / Trennung wegen Depression des Partners?

Beitrag von Anissa »

Hallo Missi,
schade dass dir noch niemand geantwortet hat.
Ich bin auch recht neu in diesem Forum und das Thema Depression ist für mich auch frisch. Jedoch habe ich mich gründlich informiert was ich dir auch raten würde.
Den ersten Schritt hast du schon getan in dem du dich hier angemeldet hast.
Also ich habe oder hatte auch einen Freund mit Depressionen und jedes Mal während seine depressiven Phase hat er sich von mir getrennt.
Er hatte keine Gefühle, alles war sinnlos oder er wollte mir eine bessere Zukunft bieten in dem er mich verlassen hat.
Also so wie bei dir.
Das alles was du beschreibst habe ich 10 Jahre mitgemacht und nach der letzten Trennung wurde mir klar dass er sehr krank ist und deshalb hab ich mich informiert. Er zieht auch keine ärztliche Hilfe in Betracht.
Ich muss dir sagen eine Beziehung mit depressiven Menschen der nicht in der Behandlung ist, ist nicht möglich.
Das was du beschreibst diese Ziellosigkeit und fehlender Antrieb sowie niedergeschlagen sind Symptome für Depression. Diese Menschen können sich nicht freuen oder glücklich werden egal was du tust und wieviel Liebe du ihm gibst, wird es dir nicht gelingen ihn zu ändern. Das muss er selber wollen.
Der erste Schritt ist zum Arzt zu gehen.
Aber es ist schwer wenn die Einsicht bei ihm fehlt.

Du hast hier bestimmt oft gelesen dass die Angehörigen acht auf sich geben sollen.

Nimm dir das zu Herzen. Informiere dich über die Krankheit, so wird dir leichter fallen sein konfuses Verhalten zu verstehen.
Du darfst es nicht zu persönlich nehmen.
Während der Depri sehen die Betroffenen die Welt wie durch schwarze Brille und denken das ist ein wahres Empfinden.

Achte auf dich, belese dich.
Das hat mit sehr geholfen damit umzugehen nach dem ich wieder verlassen würde.
Tue dir was gutes, unternimm was mit Freunden.
Lebe einfach dein Leben, so hart wie sich das anhört aber du kannst ihm nicht helfen!

Wünsche dir viel Kraft

Liebe Grüße
Anissa
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Gefühlsleere / Trennung wegen Depression des Partners?

Beitrag von bigappel »

Hallo Missi,

das Problem ist: keiner hier kann Dir gesichert sagen, was mit Deinem Mann los ist.
Wir kennen ja auch nur Deine Sichtweise.

Wir können Vermutungen anstellen, aber hilft Dir das? Was würde das ändern, wenn Du weißt, mein Mann hat die und die konkrete psychische Krankheit, wenn er nicht die Kraft oder den Willen hat, sich helfen zu lassen.

Ermutige Deinen Mann sich professionelle Hilfe zu holen und sorge dafür, dass Du nicht auch krank wirst.

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Andreas01

Re: Gefühlsleere / Trennung wegen Depression des Partners?

Beitrag von Andreas01 »

@Pia,

>>>Wir kennen ja auch nur Deine Sichtweise.<<<

so ist es ! und man kann nur vermuten, es kann auch ein ganz normales Ende einer Beziehung sein.

Gruß
Andreas
Missi
Beiträge: 3
Registriert: 14. Mär 2012, 08:45

Re: Gefühlsleere / Trennung wegen Depression des Partners?

Beitrag von Missi »

Hallo Anissa,

vielen lieben Dank für Deine Antwort!
Es tut gut sich mit anderen Betroffenen etwas austauschen zu können, irgendwie muss man ja damit versuchen umzugehen.
Ich habe die letzte Zeit schon viel darüber gelesen, gerade wie man als Angehöriger damit umgehen kann/soll. Und meine ganz persönliche Geschichte hier zu schreiben hat mir auch etwas geholfen, so hat man weniger das Gefühl alleine mit dem Problem dazustehen.
Ich glaube er weis auch das ihm etwas fehlt, aber diesen letzten, wichtigen Schritt zum Arzt zu gehen ist er (noch) nicht bereit. Im Moment kann ich einfach nicht mehr machen als ihn darin zu ermutigen, und wie Du schon sagst, versuchen auf mich selbst aufzupassen. Ich möchte daran nicht auch kaputt gehen und hoffe, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen. Das soll jetzt nicht egoistisch klingen, mein Partner ist mir sehr wichtig und ich liebe ihn sehr, aber auch ich selbst muss mir wichtig sein und bleiben. Vielleicht hat auch Andreas mit seinem Beitrag recht und es ist das Ende der Beziehung. So besch... der Gedanke daran auch ist.
Auf jeden Fall haben mir Deine Zeilen etwas geholfen, danke!

@Pia und Andreas:
Ich gebe Euch recht, was letztendlich bei meinem Partner Sache ist kann mir so niemand sagen. Trotzdem auch an Euch ein Danke für die Antworten!

LG
Missi
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