Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

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so-calm
Beiträge: 77
Registriert: 31. Aug 2011, 09:37

Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

Beitrag von so-calm »

Hallo Ihr Lieben

Nach nun mehreren schlaflosen Nächten und mit einem Megakloss im Hals versuche ich mal, mich Euch mitzuteilen.

Im aktuellen Thread von Blümli hatte ich ja bereits angedeutet, dass ich für mich einen Schlussstrich gezogen habe. Meine Beweggründe: ICH KANN NICHT MEHR!!! Ich habe keine Kraft mehr.

Nachdem mein was auch immer EX-WIEDER-EX-??? und ich nun in den vergangenen Wochen ein, zwei Schritten aufeinander zugegangen sind, musste ich nun wieder drei zurückgehen.

Symbiose Fehlanzeige. Und ich halte den Wechsel zwischen Distanz und Nähe nicht länger aus. Jedenfalls nicht unter diesen Umständen.

Es geht alles wieder von Vorne los: „Ich liebe Dich nicht. Aber Du bist mir wichtig. Lass uns bitte Freunde bleiben.“ Das zusätzliche Problem: Er sieht sich nun auf dem Transfermarkt nach Neuverpflichtungen um und „prahlt“ mir gegenüber auch noch mit seinen neuesten Chat-Eroberungen bzw. virtuellen Flirts. Ich verstehe echt die Welt nicht mehr und kann die Windrichtungen nicht mehr auseinander halten. Was ist Realität und was Fiktion? Dr Jekyll - Mr Hyde?

Um nicht in Versuchung zu geraten, habe ich seine Handy-Nummer inzwischen gelöscht. Ich hoffe, dass die Halbwertszeit meines Zahlengedächtnisses keine lange Zeitspanne hat.

Ich hoffe weiter, dass er sich - zumindest vorläufig - nicht bei mir meldet. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffe, seine Nachrichten zu ignorieren. Es wird mir sehr schwer fallen. Der Gedanke daran, dass ich ihn im Stich lasse, setzt mir gewaltig zu. Aber ich muss mich vor weiteren Verletzungen schützen. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres bin ich -Ironiemodus an -zuversichtlich, dass er sich monatelang nicht bei mir melden wird.

Das Problem: das Vereinswappen hat sich ganz fest im meinem Herzen eingebrannt.

Mein Herz sagt: „Du liebst ihn, bleib geduldig“. Mein Kopf sagt: „Das wird nichts mehr. Du verrennst Dich da“. Ich bin mir nicht sicher, ob ich einem anderen gegenüber jemals derart tiefgehende Gefühle entwickeln kann. Aber ich kann auch nicht als Königskind enden.

Momentan schwanke ich (mal wieder) zwischen tiefer Dankbarkeit, dass ich ihn kennenlernen durfte, und der Frage, was haben mir die letzten Monate eigentlich gebracht (abgesehen von der Schnecke, die sich im Schatten eines Blattes im Kirschbaum sonnt; vgl. Blümli’s Abwandlung der Geschichte)?

Was bleibt?

Eine einzige Frage: WARUM???

Alles Liebe Euch

eine loslassen-müssende

so-calm
Alex1211
Beiträge: 2
Registriert: 22. Jan 2012, 15:38

Re: Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

Beitrag von Alex1211 »

Hallo,
ich fühle mit Dir. Ich kenne das leider auch alles sehr gut.

Liebe Grüße
Alex
bodenlos
Beiträge: 218
Registriert: 31. Aug 2011, 10:54

Re: Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

Beitrag von bodenlos »

Liebe So-Calm,

als Angehörige kenne ich das Problem, wenn auch nicht in dieser Intensität, wie du das erlebst.
Immer wieder "müssen" wir Angehörigen darauf achten, was ist Depression und was nicht. Meiner Meinung nach gibt es da klare Grenzen, die dein EX überschritten hat. DAss er dir vielleicht nicht sagen kann, dass er dich liebt: ok! Dass er sagt, er liebt dich nicht: auch ok! Aber mit Flirts und Eroberungen "prahlen": no way!!!
Bei aller Liebe. jeder Depressive sollte dennoch so "normal" sein, nicht die Anstandsregeln zu vergessen bzw. kann man diese Form der Sensibilität erwarten . Wenn dem so ist, wie er sagt, ist das traurig und schlimm genug, aber DIR, der Person, die ihn unterstützt und ihm beigestanden hat, so weh zu tun....das geht auf gar KEINEN Fall.

Ich wünsche dir die Kraft durchzuhalten.
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen Ihr Lieben,

wie wäre es denn damit, wenn Ihr selber die Position der Schnecke mal einnehmt (ich kenne die Geschichte nicht, begebe mich also auf ziemliches Glatteis ).

Damit meine ich:

jetzt rein gar nichts in Bezug auf den Betroffenen entscheiden, sondern sich "in das Schneckenhaus" in Bezug auf den Ex-Partner/guten Freund ziehen.

Das Gefühl, den Partner möglicherweise im Stich gelassen zu haben bleibt, ist aber nicht richtig.
Der Betroffene hat die Wahl, wie er sich verhält; hat er sie krankheitsbedingt nicht, und ihr könnt trotzdem nicht damit leben, so ist diese Situation einfach so.

Es kann nicht richtig sein, selber "vor die Hunde zu gehen", damit der Betroffene möglicherweise nicht tiefer fällt..... bitte aufwachen, das funktioniert nicht. Retten nicht möglich.

Aber möglich ist Abstand zu nehmen, die eigene Trauer zuzulassen, den Schmerz zu spüren und dann, irgendwann zu schauen, wo ihr zu dem Betroffenen steht.

Vielleicht ist irgendwann irgendeine Form von Kontakt doch wieder möglich; vielleicht auch nicht. Aber die Zeit mit dem Betroffenen war ganz sicher keine verlorene Zeit, oder wäret Ihr Euch ohne ihn so massiv selber begegnet
?

Ich kann dies für mich definitiv mit "nein"
beantworten.

Klingt mit Worten gut und einfach...... leider nur mit den Worten.....

Eure Erfahrung wecken die aller schlimmsten Ängste in mir..... aber auch das ist wohl etwas, dem ich "ins Auge sehen muss".

Es ist einfach eine unabänderliche Tatsache, dass niemand weiß, ob uns das nächste Frühjahr viele Kirschen schenkt.

Von Herzen
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
wiwi
Beiträge: 99
Registriert: 17. Dez 2011, 22:59

Re: Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

Beitrag von wiwi »

hallo so-calm,
ich verstehe deine schmerzgrenze sehr gut.
wäre genauso auch meine.

pia hat es aber auch sehr schön geschrieben, das sicher die zeit dennoch nicht umsonst war. und wer weiß was sich ergibt wenn du dich löst.

ich musste mich auch lösen vor ca. zwei wochen. mein freund wollte plötzlich doch nicht mehr zusammenziehen (obwohl er vorher viel mehr drauf gedrängt hatte als ich) es war ihm zu viel zu viel druck usw. und er war zumindest so fair es mir dann doch vor dem umzug zu sagen und nicht mich umziehen zu lassen aus eher materiellen aspekten.

ich habe zuerst auch gedacht: wie macht er das jetzt, wie wird es gehen, muss er aus der wohnung raus etc.
und siehe da es findet sich alles und er schafft es auch absolut alleine. er geht die dinge auch aktiver an. er hat sich mir dann auch wieder genähert und möchte derzeit keine trennung, ich auch nicht. was die zeit bringt wird man sehen.

ich tue mir mit dem neu gewonnen abstand leichter mich nicht zu kümmern und einzumischen und ihn heilen zu wollen und so weiter. aber da er mir eben sehr wichtig ist kann ich auch nicht aus, mich zu sorgen wenn er dann so tage hat wie derzeit wo er eher verschollen ist. ich sollte warscheinlich froh sein wenn er sich dennoch eigentlich täglich meldet bei mir. aber es macht auch angst,wenn dann einen tag nichts kommt.

es ist immer eine gratwanderung, aber ich versuche ihm derzeit ganz viel vertrauen entgegen zu bringen das er es schaffen wird... auch ohne mich ... und das hilft auch mir sehr beim loslassen.

vielleicht hilft dir mein erlebnis zu sehen das du ihn nicht im stich lässt. vielleicht konnte er aber auch leichter auf freundschaft switchen als du und ist nun der meinung du bist seine freundin und der erzählt er nun alles... umso wichtiger das du für dich schaust ob du eine freundschaft wirklich leben kannst und dann auch damit leben das er eine andere als beziehung hat... könnte ich z.b. nicht.

alles liebe,
wiwi
so-calm
Beiträge: 77
Registriert: 31. Aug 2011, 09:37

Re: Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

Beitrag von so-calm »

Hallo Ihr Lieben

Ich danke Euch allen von ganzem Herzen für Euer Wahrnehmen und für Eure Denkanstöße.

Liebe Alex

Dir Danke ich für Dein Mitfühlen und wünsche Dir die Kraft, die ich nicht mehr habe.


Liebe Hascherl

Auch Dir ganz lieben Dank für Deine Wort.

Der Punkt ist nur: Ich finde es mühselig, ständig zu hinterfragen, ob sein Verhalten depressionsbedingt ist oder Teil seiner „eigentlichen“ Persönlichkeit.

Die Frage, die sich für mich immer gestellt hat, ist die, ob ich das Verhalten für mich akzeptieren kann oder nicht. Depression hin oder her. Und jetzt habe ich einen Punkt erreicht, an dem ich sage: Nein. Geht nicht.


Liebe Blümli

Danke, dass Du den Weg in mein „Stadion“ gefunden hast. Da soll einer behaupten, wir Frauen hätten keine Ahnung von Fußball

Du hast Recht. Ich muss auf mich schauen. Und das werde jetzt ich auch tun

Ich wünsche Dir eine erfolgreiche, aktive Laufbahn im Sinne von a-g-i-e-r-e-n und zwar im JETZT.


Hallo Pia

Dass ich ihn nicht retten kann, war mir bereits bewusst, als ich in diesem Forum aufgeschlagen habe. Darum geht es mir nicht. Er muss seinen Weg für sich finden. Das habe ich längst für mich akzeptiert.

„Im Stich lassen“ meinte ich eher bezogen auf den Teufelskreis, in dem er steckt. Seine zwei Kumpels haben ihm doch schon den Rücken gekehrt Er steht jetzt allein da. Das Einzige was bleibt, sind seine virtuellen Flirtausflüge in entsprechenden Foren.


Liebe wiwi

Ich danke auch Dir ganz lieb für Dein Mitfühlen.

Beim Lesen Deiner Beiträge wurde mir immer klar, dass andere noch weit größere Probleme haben. Deine täglichen Befürchtungen kann ich nachempfinden. Ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Kraft, Vertrauen, Zuversicht und Geduld.

Momentan kann ich nicht auf Freundschaft umswitchen. Ich will es für die Zukunft aber auch nicht ausschließen. Nur muss ich ihn erst einmal aus meinem Herzen bekommen.

Vielleicht treffe ich ihn ja irgendwann einmal an einer Weggabelung wieder. Nur im Hier und Jetzt muss ich loslassen und meinen Weg finden ohne ihn.

Alles Liebe Euch

so-calm
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

Beitrag von sunshine45 »

Liebe so-calm,
aus meiner leider auch langjährigen (viel zu langen) Erfahrung und der damals ständigen Hoffnung auf Besserung kann ich sagen, dass nicht alle Verhaltensweisen mit der Depression zu entschuldigen sind.
Angehörige machen das aber leider zu oft, weil es natürlich unglaublich weh tut den Tatsachen ins Auge zu sehen.

Wenn Dein "Ex" jetzt in irgendwelchen Internetforen unterwegs ist und Dir gegenüber auch noch ausschweifend darüber berichtet, so empfinde ich das als bewußte Verletzung Deiner Person und es ist nicht mit Depressionen zu entschuldigen.

Im Übrigen ist es so, dass viele Depressionen mit schweren Persönlichkeitsstörungen gekoppelt sind und das ist alles nicht so einfach therapierbar und der Weg zur Genesung ist lang.

Ich kann Dir nur raten Deinen eigenen Weg zu gehen, Dich abzugrenzen und sein Verhalten nicht immer mit Krankheit zu entschuldigen.
Es tut sehr weh, ich weiß. Aber wie war das mit dem "Schrecken ohne Ende"?
Ich wünsche Dir alles Gute und Mut Deinen eigenen Weg zu gehen.
Alles Liebe
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
Kerstin2012
Beiträge: 8
Registriert: 2. Mär 2012, 11:31

Re: Persönliche Schmerzgrenze ist erreicht

Beitrag von Kerstin2012 »

Hallo Ihr Lieben,

nun muss auch ich mal meinen "Senf" dazugeben.
Mein Freund hat sich nun vor kurzem auch getrennt. Erst im letzten Jahr unserer Beziehung musste ich bemerken, dass er sich zum negativen hin veränderte. Zuerst habe ich es auf seine veränderte Ernährung geschoben, denn dass, was ich wahrgenommen habe, wollte ich nicht sehen. Nicht schon wieder. Ich war mit einem depressiven Mann fast 18 Jahre zusammen und habe es nachher nicht mehr aushalten können. Aus Schutz für mich und die Kinder habe ich die Ehe beendet und heute noch ein (leicht) schlechtes Gewissen deswegen. Aber viele Thearpeuten auf Mutter-Kind-Kuren haben mirt beigebracht - wenn es Dir gut geht, dann erst kannst Du anderen Menschen beistehen. Soll heißen, dass frau sich auf keinen Fall selbst verlieren darf. Ein langer und auch harter Weg mit vielen Rückschlägen, denn Frau ist ja nun leider doch darauf gepoolt zu helfen. Nun hat sich, wie gesagt herausgestellt, dass auch mein Freund depressiv ist. Oft habe ich überlegt, ob ich mich trenne, ob ich es noch einmal schaffe (das ist gut, beim ersten Mann habe ich es ja nicht gepackt) und aushalten kann. Die Entscheidung hat er mir ja nun abgenommen. Fakt ist einfach - ich habe mich nicht getrennt, weil (naiv wie ich bin/war) ich immer geglaubt habe, mit genug Liebe schafft man alle Hindernisse. Hab ich mich wohl getäuscht. Selbst meinen Mann habe ich nie so geliebt wie ihn, fragt mich nicht wieso. Aber ich werde nun doch gezwungenermaßen nach vorne blicken, mich an schöne Zeiten erinnern, aber eine Freundschaft, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Weder jetzt noch später. Und für diese Gedanken habe ich kein schlechtes Gewissen, denn eigentlich möchte man doch auch mal einen Partner, der sich um einen kümmert, oder?
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