Drehung um 180°

[MarcoS]

Hallo zusammen,

ich bin neu sowohl hier im Forum als auch als Angehöriger. Kann also nicht sehr viele Hilfe geben, wünsche mir aber Hilfe und Erfahrungen von Euch.

Meine Partnerin hat Depressionen, wir sind etwa 1 Jahr zusammen.
Wir kennen uns schon mehrere Jahre ohne das ich etwas von der Krankheit gewusst habe. Sie hat, seit dem wir zusammen sind nie ein Geheimnis draus gemacht und mir direkt gesagt, dass sie auch schon vor etwa 12 Jahren in Behandlung war. Wir verstehen uns super, wir lachen viel über die gleichn Sachen, es ist einfach klasse mit dieser Frau.

Dann kommt aus dem Nichts der Punkt, bei dem sie in ein ganz ganz tiefes Loch fällt. Und nichts ist mehr so wie es war.
Nichts. Aber auch wirklich nichts ist mehr so wie früher.
Sachen, über die wir früher gelacht haben, sind für sie unverständlich.
Was gestern weiß war ist heute schwarz.
Und sie ist sehr verletzend. Alles was ich mache wird bemängelt und in frage gestellt. Das ist verdammt hart.
Partnerschafftliche Beziehung wird komplett eingestellt, nicht mal ein Küsschen zur Begrüßung oder Verabschiedung ist drin.

Ich finde dann keinen Zugang zu ihr. Sie versucht mit mir zu sprechen, aber nur um mir klar zu machen, wie dämlich meine Einstellung und meine Art ist, Einstellungen, die gestern noch super waren.

Ist diese 180° Drehung bei allen so, ich fühle mich dann wie eine Fußabstreifer.
Als sie mir von der Krankheit ganz am Anfang erzählt hat, und sagte, dass es immer mal wieder auftaucht, bin ich da etwas Blauäugig dran gegangen und dachte mir: Wenn es dann soweit ist, nehme ich sie lieb in den Arm und alles wird wieder gut. Pustekuchen

Liebe Grüße
Marco

[Salvatore]

Hallo Marco,

ich bin selbst Betroffene, kann aber aus deinem Post nicht genau entnehmen, was deine Frage ist oder wo du dir Rat/Hilfe wünscht.
Es ist leider so, dass es in der Depression zu diesen 180-Grad-Wendungen kommen kann.
Am besten wäre, dass du mit ihr in einer guten Phase darüber sprichst, was sie in der Depression von dir braucht, was ihr gut tut und was nicht. Da reagiert jeder sehr verschieden, der eine braucht intensiven (Körper-)kontakt, der andere zieht sich lieber komplett zurück.

Lg, Salvatore

[MarcoS]

Danke, Salvatore, für Deine schnelle Antwort.

Eigentlich weiß ich selber nicht so ganz, wie meine Frage ist.
Wieso kommen diese schnellen Schwankungen, heute Planen wir den Jahresurlaub und morgen kann sie mich und meine Einstellungen nicht mehr verstehen.
Ist es normal, dass diese Schwankungen soo schnell und so heftig kommen?

LG Marco

[adore]

hallo,
ich kenne diese um 180 ° Drehung nur zu gut- und ist ein typisches Verhalten der Betroffenen.

Die komplette Sichtweise und das Empfinden verändert sich in der deprssiven Phase komplett.

Ich hatte das Gefühl,einen ganz anderen Menschen vor mir zu haben.....

Diese Krankheit hat ihn total verändert; das Problem ist ,er möcht keine Hilfe von Außen.
Er hat sich total isoliert, seine ganzen Interessen und Hobbies aufgegeben;
Er sagt, das würde ihn nicht glücklich machen und er hätte keine Kraft mehr dazu.

[Anissa]

Das passiert mir auch immer wenn mein Partner in einer Depressiven Phase steck, noch zusätzlich stellt er die Beziehung in Frage und trennt sich.
Nach überstandener Depri Phase denkt er sich anders und will wieder bei mir sein.
Die Sichtweise ist sehr eingeschränkt, die Betroffenen sehen alles wie durch schwarze Brille, alles wird in Frage gestellt und ist negativ. Mein Partner sagte mir vor kurzem während der Depri dass unsere Beziehung nicht läuft und wir uns nur streiten. Das stimmt nicht, aber er kann es im Moment nicht anders sehen.
Wenn die Phase bei ihm anfängt ist er immer sehr gereizt, egal was ich Sage oder mache regt ihn auf, wegen Kleinigkeiten geht er in die Luft. Das ist das streiten was er meint. Aber da ich kein Einfluß dadrauf habe das kann er noch nicht sehen, denn alles ist negativ. Gespräche in der Phase um den Partner vom Gegenteil zu überzeugen bringen nichts, denn es komm nichts an. Erst wenn das überstanden ist und die Sichtweite auch anders wird.
Wünsche dir viel Kraft
Anissa

[MarcoS]

Ja, das ist bei uns auch schon passiert, in dieser Phase ist es so stark eskalliert, dass wir uns angebrüllt und getrennt haben.
Auch hier stellte sie unsere Beziehung in Frage.
Und ich sollte mir klar werden, was ich will, denn mit meinem Verhalten kann sie dann ja gar nicht umgehen.

Wir telefonieren dann.
Es ist am Telefon ganz komisch. Ich werde für alles angemacht, meine Ansichten, meine Art, mein Verhalten, all das kann sie überhaupt nicht verstehen.

Zwischendurch schweigen wir oft und lange, sie ist dann sehr gereitzt.
Ich merke allerdings, dass sie mit mir telefonieren will. Das hat sie mir auch nach einer Phase mal gesagt.
Es tut ihr gut, mit mir zu reden oder zu schweigen, auch wenn sie mich nur anzickt.

[Anissa]

Ja Marco wir können also nichts machen!
Entweder nehmen wir das so hin weil wir lieben weil wir hoffen und weil wir wissen dass es die Krankheit ist die aus unseren Partnern andere Menschen macht, oder wir können es nicht und lassen es.
Ich habe mich in so vielen Foren schon durchgelesen und muss feststellen (ist dir auch bestimmt aufgefallen) dass die Beziehungen zu den Depressiven mehr oder weniger alle gleich aussehen. Ich will jetzt nicht pauschaliesieren, aber es gibt so viele Gemeinsamkeiten.
Für uns gesunde Menschen ist der Tunnelblick des Betroffenen nicht verständlich, dieses negative, dass alles schlecht ist!!
Als ich meinen Freund am Samstag sah, nur kurz für 10 Minuten brüllte er mich an dass die Beziehung nicht läuft und ich mir nur alles schön rede. Ich kam garnicht zu Wort denn er war dann auch sofort weg. Ich weiss dass es nicht so ist und dass er noch nicht bereit ist für Gespräch, weil er noch die Depribrille auf hat.
Das wird bei deiner Freundin auch so sein.
Aber Marco denk auch an dich und Sorge gut für dich!
In solchen Phasen sind wir so mit unseren Partnern beschäftigt dass wir uns vergessen!!
Gruß
Anissa