wie gehen kommen eure Kinder mit der Deppression klar ?

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Bornholm
Beiträge: 6
Registriert: 30. Jan 2012, 16:17

wie gehen kommen eure Kinder mit der Deppression klar ?

Beitrag von Bornholm »

Hallo,

ich hoffe, das ich hier Jemanden zum Erfahrungsaustausch finde der Kinder hat und dessen Partner/in erkrankt ist.
Mein Mann hat im November einen Suizidangekündigt und geplant (wurde vermisst gemeldet) das hat die Kinder(9+12J) und mich schwer geschockt. Sie waren schwer traumatisiert.

Ich komme bis heute noch nicht damit klar, bin hilflos und überfordert, fühle mich allein gelassen.

Diese Lethargie macht mich fertig, die kinder verstehen dieses "Nichtst tun" von Papa nicht, finden es total blöde. Sie können mit der Situation nicht umgehen, entwickeln auch teilweise Wut,die sie nur runterschlucken.Wieso geht Papa nicht arbeiten? Hat der keine Lust mal etwas zu tun?
Die Kleine sagte mir am WE, das sich ihr altes Leben zurück wünscht,das er Papa nicht mehr so ein komischer Kauz ist.
Die Grosse sagt,sie ist es leid, so zu tun als ob alles in Ordnung ist.
Das tat mir ganz schön weh.

Ich weiss im Moment keine Alternativen, weiss nicht wie es weitergehen soll.

Das Schlucken kennen sie schon seit Jahren (ich auch)
Wir passen uns immer nur an, vorsichtig bei dem was man sagt,oder handelt

Er ist vermutlich seit Jahren deppressiv,er wollte es nie war haben. Wir haben schon einige Ehekrisen hinter uns(ich war immer nur alleine zur Eheberatung,weil er sich geweigert hat)
Wenn er stur wird,handelt er immer mit Kurzschlussreaktionen und haut ab, ist zu keinem Gespräch bereit.
Eine Psychotherapeutin hat ihn vor 12 Jahren zur einer Therapie geraten,hat er aber nach drei Terminen abgebrochen (obwohl ich ihn angebettelt habe, die Therapie zu machen)

Sie hat eine gestörte Persönlichkeitsentwicklung und Unreife festgellt.Damit weiß ich bis heute noch nicht wie weit er sich verändert.

Wir hatten auch zwischendurch "etwas ruhigere Zeiten", aber immer Auf und Ab und sehr viele Stimmungsschwankungen und schnelle Reizbarkeit

Ich frage mich immer öfters,wie lange ich das noch aushalten will.Es kommen immer öfters Trennungsgedanken auf.Zur Zeit geht er mir aus den Weg,redet nur noch das Nötigste mit mir, ist mir böse weil ich am Wochenende eine Aussprache wollte.

Wir haben auch finanzielle Probleme womit die Kinder auch nicht so gut fertig werden. Mein Mann ist nach einer Umschulung seit letzten März arbeitslos d.h.(Hartz IV)
Ich habe nur einen Mini/Job und suche einen Teilzeit-Job.

Der Arzt im Krankenhaus meinte,das wir die Rollen tauschen sollen.
Aber das wird nichts, da er schon gesagt hat,dass ihm das mit Haushalt und Kinder zuviel wird.
Also,hängt mir die ganze Verantwortung am Hals.

Entschuldigt,wenn es zu lang geworden ist,aber es tut gut sich mal was von der Seele zu schreiben.Vor allem fühle ich mich dann nicht mehr so allein

Danke!
Mira
rosecottage
Beiträge: 378
Registriert: 22. Dez 2011, 18:58

Re: wie gehen kommen eure Kinder mit der Deppression klar ?

Beitrag von rosecottage »

Hallo Mira,

Ich bin seit meiner Kindheit selbst depressiv und ich komme aus einer Familie, in der meine Mutter - ja man kann fast schon sagen regelmäßig - ihren Suizid angekündigt hat oder Handlungen in diese Richtung unternommen hat.

Diese Traumatisierungen zogen sich bis in mein Erwachsenenalter... noch heute zieht meine Mutter Energie von mir und ich bin gerade wieder an einem Punkt, an dem mich das extrem belastet und krank macht.

Du hast neulich geschreiben, dass deine Kinder keine Therapie machen wollen.

Du bist verantwortlich für das Wohl deiner Kinder und sie brauchen eine Therapie - es sollte eine Familientherapie sein, damit sie nicht das Gefühl bekommen in eine Therapie "abgeschoben" zu werden und mit IHNEN stimme etwas nicht. Hier geht es nicht mehr ums Wollen - hier muss gehandelt werden.

Kümmere dich um einen Platz bei einem Familientherapeuten und mache GEMEINSAM mit deinen Kindern eine Therapie.

Was bringt euch das?

*eine Ventil zum Reden, Wut rauslassen (besonders für deine ältere Tochter)

*Verstehen, was da passiert ist und passiert

*Handlungsstrategien erlernen

*Zusammenhalt und Nähe zwischen euch

*Jeder von euch wird dort ernst genommen

Es gibt meiner Ansicht nach keine Alternative.

Ich weiß, wie deine Kinder sich fühlen - ich musste all die Jahre meine Wut und meine Verzweiflung unterdrücken - mein Vater war weg und mein Bruder hat sich mit seinen Freunden verzogen. Jahrelang habe ich versucht meine Mutter vor sich selbst zu schützen - eigentlich war ich in der Rolle der Mutter. Darüber bin ich sehr krank geworden.

Deine Kinder können sich nicht selbst helfen, sie brauchen jetzt Orientierung durch dich und eine Therapie. Die Zeit allein heilt leider nicht alle Wunden - im Gegenteil: je länger so eine Traumatisierung unbehandelt bleibt, desto schlimmer können die Folgen sein.

Alles Gute
mosaic
Bornholm
Beiträge: 6
Registriert: 30. Jan 2012, 16:17

Re: wie gehen kommen eure Kinder mit der Deppression klar ?

Beitrag von Bornholm »

upps... der Betreff sollte eigentlich "wie kommen eure Kinder mit der Depression klar?" lauten.
Das hab ich davon, wenn ich zu schnell tippe

Sorry
Mira
Vaf-2Gal
Beiträge: 134
Registriert: 18. Dez 2011, 12:21

Re: wie gehen kommen eure Kinder mit der Deppression klar ?

Beitrag von Vaf-2Gal »

Hallo Mira,

ich war fast 20 Jahre mit einem Mann verheiratet, der u.a. bei Konflikten immer wieder Selbstmorddrohungen aussprach und dann für Stunden verschwand. Wenn er zurück kam, war ich so erleichtert, dass ich nicht darauf bestand, den Konflikt zu klären.
Ich habe dann in der Therapie gelernt, ihm die Verantwortung für sein Leben zurückzugeben und mich nicht mehr "erpressen" zu lassen. Daraufhin richtete er die nächste Suizidankündigung an unsere damals 13jährige Tochter. Ich werde nie vergessen, wie verzwiefelt sie vor mir stand.

Ich war zu der Zeit depressiv. Um meinetwillen hätte ich es wohl nicht geschafft, aus dieser emotionalen Missbrauchssituation auszusteigen. Aber mir wurde dann klar, dass ich eine Verantwortung als Mutter habe und ich habe mich scheiden lassen (und keinen Tag bereut).

Natürlich kann man meine Geschichte nicht einfach auf deine Situation übertragen. Aber mein Gedanke ist: du kannst nicht deinem Mann und gleichzeitig deinen Kindern gerecht werden. Und deine Kinder sind die schwächeren und sollten geschützt werden. Ich könnte mir vorstellen, dass der Kinderschutzbund eine gute Ansprechstelle ist. Ich meine, deine Kinder bräuchten eine räumliche Trennung, damit sie zumindest zeitweise unbeschwert sein können.
Das ist das eine-
Das andere, was ich für wichtig halte, ist Offenheit gegenüber den Kindern: der Vater ist krank, und diese Krankheit macht es ihm schwer, Hilfe zu aktzeptieren, aber man kann ihn nicht zwingen, Hilfe anzunehmen.
Natürlich können sie das nicht voll verstehen, aber ich denke, es ist für ihre Seele gut, wenn immer wieder auch die Botschaft ausgesprochen wird: du bist nicht schuld.

So weit meine Gedanken Ich kenne dich nicht und will dir auch nicht zu nahe treten. Bitte nimm nur das raus, was dir entspricht und hilft - und vergiß den Rest.

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute.

LG
Lächeln
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: wie gehen kommen eure Kinder mit der Deppression klar ?

Beitrag von bigappel »

Hallo Mira,

Deine Kinder zeigen bereits - verständlicherweise - massive Reaktionen.

Die Ansage Deines älteren Kindes, nicht mehr so zu tun, als ob alles in Ordnung
sei, halte ich für sehr, sehr gut. Auch die Wut auf Deinen Mann.

Kannst Du die Reaktion Deiner Kinder aushalten?
Kannst Du sie unterstützen, ihre Wut, ihr Unverständnis auszuleben?

Eine Therapie für Deine Kinder halte ich für unumgänglich;
als Angebot und Du musst sie stützen, diese zuzulassen; wenn das ältere Kind
aber nicht will, eine Therapie nicht zulassen kann, solltest Du das akzeptieren,
nach meinem Dafürhalten, denn genau wie bei Erwachsenen, bringt eine Therapie
nur dann was, wenn man sie wirklich zulassen kann.

Allerdings ist es massiv wichtig, dass Du nicht schlapp machst, was ein echtes Problem
sein kann, weil diese Krankheit einen so manches Mal einfach als Angehörigen fertig
macht.

Dein Mann wird immer der Vater der Kinder sein; nur momentan kann er es nicht leben und das werden die Kinder mit der Zeit und vor allem mit Abstand, wenn wieder Stabilität in ihrem Leben ist und Ruhe, verstehen bzw. akzeptieren können.

Sie dürfen ihn weiter lieben, aber sie dürfen ihn momentan auch hassen, wütend sein auf ihn und die Krankheit.

Alles, was sie jetzt ausleben, kann sie nicht krankmachen, kann sich nicht manifestieren und später zur Depression werden. Unterstütze das Ausleben bitte!
Auch, wenn es als Mutter nahezu unerträglich ist!

Mein LG ist nicht der Vater meines Kindes, was es erstmal einfacher macht, trotzdem ist
die Belastung auch für sie emotional sehr hoch und so manches Mal waren wir an der
Grenze, an der ich überlegt habe, ob ich noch verantworten kann, dass wir bleiben,
weil ich sehe, wie sehr diese Krankheit auch meine Tochter zermürbt.
Das einfach nicht als Kind "normal" leben könnnen…………. und ich mute ihr dies zu……..

Vermutlich kann Dein Mann seine Verantwortung, die er für seine Kinder trägt nicht
leben, aber Du bzw. wenn Du an dem Punkt sein solltest, wo Du das auch nicht mehr
kannst bist Du in der Verantwortung dafür Sorge zu tragen, dass die Kinder verantwortungs-
voll versorgt werden, bis Du auftanken konntest.
Eine Therapie für Dich erscheint mir auch sehr dringlich.

Liebe Mira,
ich bin Gott sei Dank bisher mit dieser Akutthematik noch nicht konfrontiert worden,
weiss aber für mich, dass da meine persönliche Grenze erreicht wäre und genau an
dieser Stelle würde ich meinen LG für mich und mein Kind verlassen.

Kinder brauchen Stabilität; diese Krankheit in dieser Akutsituation nimmt einem jede Stabilität;
sie zermürbt einen.

Unbeteiligte werden vermutlich denken, wenn Du diesen Schritt gehen würdest: wie kann
sie nur. In der Situation!

Du könntest und vielleicht müsstest Du sogar im Rahmen der Verantwortung für Deine Kinder.
Kannst Du es verantworten, dass Deine Kinder eventuell etwas zu Augen bekommen, was
eine Kinderseele in diesem Leben nicht mehr verarbeiten kann?

Lass Dir helfen, professionell, schnellstmöglich und lebe die Verantwortung für Deine Kinder.
Du kannst das. Dein Mann nicht.

Aber auch wenn er krank ist, ist er erwachsen und Du trägst nicht die Verantwortung für
ihn ab einem gewissen Grad; aber für Deine Kinder und ihr Leben, geschweige denn für
Dich!

Kinder muss man schützen!
Auch dann, wenn der Schritt ein sehr schwerer ist!


Ich wünsche Dir alles, alles Gute!
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
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