Loslassen

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bigappel
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Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Loslassen

Beitrag von bigappel »

Hallo Ihr Lieben,

mein Dauerthema, aber möglicherweise für den ein oder anderen hier auch interessant, daher anbei ein Aufsatz zum Thema "Loslassen" als mögliche Selbstreflektion .

LG
Pia
Zitat:


Wer nicht loslassen kann - einen Partner, einen Wunschtraum, eine Enttäuschung, Schuldgefühle ... - der raubt sich Lebensenergie. Wie Sie lernen, loszulassen.
Warum ist loslassen wichtig?
An etwas festzuhalten, was uns nicht gut tut, lähmt uns und kann uns im Ernstfall seelisch und körperlich krank machen. Es hindert uns daran, uns weiterzuentwickeln, zu lernen und unsere Potenziale voll auszuschöpfen. Leben bedeutet sich wandeln – und das heißt auch, dass man sich immer wieder von Menschen und Orten, von Gedanken und Wünschen verabschieden muss.
"Wenn du auf einem toten Pferd sitzt, dann steig ab“, sagen die Indianer. Wer an Dingen festhält, die eigentlich schon längst verloren sind, der raubt sich Lebenskraft. Loszulassen ist die einzige Chance, diese Kraft wiederzugewinnen.
Warum ist loslassen so schwierig?
Loslassen – einen Partner, eine Arbeitsstelle, einen Zukunftsplan... – macht Angst. Man hat das Gefühl etwas zu verlieren und es gegen etwas einzutauschen, was noch unsicher ist. Selbst wenn man mit der Gegenwart unzufrieden ist, ist es einfacher in einem ungeliebten, aber gewohnten Zustand zu verharren als sich etwas Neuem, Unberechenbaren zu stellen.
Besonders dann, wenn wir schon viel in die Verwirklichung eines Wunsches investiert haben und Energie und Herzblut in ein Projekt gesteckt haben, fällt die Entscheidung zwischen aufgeben oder weitermachen häufig schwer.
Von Kindheit an haben wir gelernt, dass Beharrlichkeit und sich Durchbeißen eine Tugend ist. Wer hingegen aufgibt, der zeigt Schwäche oder ist gar ein Versager. Jedoch: Loslassen ist nicht gleichbedeutend mit Resignation – es ist vielmehr die gesunde Einsicht, dass wir unser Möglichstes getan haben und ein Verharren in der Situation uns mehr schadet als nützt.
Wie lernt man loszulassen?
Loslassen bedeutet, sich zunächst einmal ganz bewusst dafür zu entscheiden, den Blick weg von dem belastenden Ereignis nach vorne zu richten in eine positive Zukunft. Dafür müssen Sie zunächst akzeptieren, dass die Dinge geschehen sind, auch wenn Sie sie nicht gutheißen. Sie hören auf, Dinge oder Ereignisse erzwingen zu wollen, die sich Ihrer Kontrolle entziehen.
Meist braucht es, um loslassen zu können entweder eine gute Portion Leidensdruck oder ein Aha-Erlebnis. Loslassen tut immer weh und diesem Schmerz muss man sich leider stellen, bevor man sich wieder besser fühlen kann. "Du bist, was du denkst“, sagt man in Asien. Machen Sie sich klar, dass Sie Ihre Gefühle jederzeit ändern können, indem Sie Ihre Gedanken ändern.
Alles im Leben hat einen Sinn. Und dort wo eine Tür zugeht, öffnet sich eine andere. Möglicherweise sind Sie heute davon überzeugt, dass dieser Job, den Sie jetzt nicht bekommen haben, Ihre große Chance im Leben gewesen wäre. Aber er war sicher nicht Ihre einzige. In absehbarer Zeit ergeben sich neue Möglichkeiten, die dann vielleicht viel passender für Sie sind. Dafür müssen Sie aber Ihre Enttäuschung und Ihren Frust loslassen und sich öffnen.
Loslassen braucht Zeit. Wer sich wochen- oder gar jahrelang immer im gleichen Gedankenkarussell gedreht hat, der wird es nicht von heute auf morgen abstellen können. Setzen Sie sich nicht unter Druck. Geben Sie sich Zeit.
"Wer loslässt, hat zwei Hände frei“, heißt es in Asien. Das heißt, mit jedem Stück, das man aufgibt, ergeben sich auch neue Möglichkeiten etwas anzupacken.


Ende des Zitates.
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Loslassen

Beitrag von julcas »

Liebe Pia,

wenn ich dein Zitat gelesen hätte, bevor ich meine Frage stellte, ......

Ich habe es gerade ausgedruckt und werde es mir überall hinhängen, damit ich es immer vor Augen habe.

lg julcas
pumalito
Beiträge: 26
Registriert: 11. Nov 2011, 20:15

Re: Loslassen

Beitrag von pumalito »

Liebe Pia,

ein super Zitat !!!

Ich habe es mir mehrfach ausgedruckt, um es an meine Lieben weiterzureichen. Ich finde jeder kann etwas daraus für sich ziehen.

Übermorgen starte ich in meine Reha u. ein Ausdruck reist mit.

Danke schön.

Viele grüße jakomo
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Loslassen

Beitrag von bigappel »

Danke, Ihr Lieben.

Wenn man loslässt, hat man Zeit zum lesen


Tipp: Claudia Sachse:

Wie ruiniere ich meine Beziehung - aber
endgültig.

Ja, den Gedanken, das meinem Freund zum Lesen zu geben, hatte ich auch....... sollte man bei Depressionen sicher besser lassen
(keine Chance Ironie zu verstehen in der Depression!).

Aber wer Rainer Sachse & Co. mag, für den vielleicht eine Bereicherung.

Hier der nicht ganz wörtlich zu nehmende
Inhalt des Buches:

Kurzbeschreibung
Falls Sie in einer festen Beziehung leben, dann sollten Sie dringend darüber nachdenken, wie Sie diesen undynamischen Zustand abstellen können. Und sollte Ihre Beziehung bereits kriseln, dann benötigen Sie dringend Strategien, wie Sie aus der Krise ein handfestes Desaster machen können. Sie brauchen dieses Buch also auf alle Fälle, denn es sagt Ihnen, wie Sie mit einfachen Mitteln Ihre Beziehung innerhalb kürzester Zeit ruinieren können.

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lilie1981
Beiträge: 230
Registriert: 12. Dez 2011, 22:15

Re: Loslassen

Beitrag von Lilie1981 »

Hallo Pia,

das ist ein sehr schönes Zitat! Werde es mir ausdrucken und sende es eben an meine Schwester!
Das ist für jedermann hilfreich, in jeder Lebenslage!... Naja, fast !

Liebe Grüsse
Lilie
etaner
Beiträge: 21
Registriert: 6. Mär 2008, 07:56

Re: Loslassen

Beitrag von etaner »

Hallo Pia
auch ich habe es für mich ausgedruckt und per Mail an Freunde weitergeschickt. Jeder kann sich sicher in einer der Zeilen wiederfinden.
Danke dafür
Nic9
Beiträge: 150
Registriert: 27. Okt 2011, 14:07

Loslassen

Beitrag von Nic9 »

Hi Pia,

wow, dieser Text bringt mich extrem zum Nachdenken.

Danke.

LG

Nic
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Loslassen

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Lilie1981
Beiträge: 230
Registriert: 12. Dez 2011, 22:15

Re: Loslassen

Beitrag von Lilie1981 »

Was mir zum Thema "Loslassen" , so in den Sinn kam war folgendes...

Geht es um einen Job, der einen unglücklich macht..so ist das "Loslassen" so wie es im Text beschrieben ist auf alle Fälle angebracht.

Auch wenn es darum geht, in einer Partnerschaft zu leben die einen gänzlich unglücklich macht, wo ein Partner gemein ist, betrügt...gewalttätig ist..etc...auch da ist "Loslassen" das beste!

In ganz vielen Lebensituationen ist dieser Text eine Gedankenstütze und wirklich alles wahr was darin steht..

In meinem (unserem) Fall, bzw wenn es darum geht das man einen depressiv erkrankten Menschen liebt..sehe ich das "Loslassen" eher Gedanklich! ...den Dingen seinen Lauf lassen, DA sein aber nicht selbst mit untergehen...DA sein, aber nichts erzwingen...Ja, einfach die Gedanken "Loslassen"...Versuchen zu akzeptieren das diese Gedanken "nichts bringen"...



Das fiehl mir spontan dazu ein und ist nur meine Sicht der Dinge.

Hoffe es funktioniert bei mir!

Der Text ist und bleibt Klasse!

Lilie



Was Du liebst, lass frei..
Kommt es zurück, gehört es Dir..
FÜR IMMER
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Loslassen

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen Ihr Lieben,

@ Blümli:
guten Morgen liebe Blümli,

das Loslassen ist mit dieser Erkrankung in meinen Augen sehr persönlich und immer wieder eine Gratwanderung.

Loslassen, nach meiner heutigen Erfahrung, heisst nicht zwingend trennen.

Eine Gratwanderung deswegen, so finde ich, weil wir Angehörigen ganz nah an der Stelle
sind, nicht im Jetzt zu sein, sondern auf die "Zukunft" zu hoffen; darauf zu hoffen, dass der Partner
eine Therapie macht, das sich was ändert, dass alles "normal" wird……. Du erinnerst Dich an Deinen Thread…. .

Das ist aber ein gefährlicher Weg, finde ich.
Natürlich gibt es Zeiten in jeder Beziehung, in der man auf bessere Zeiten hofft, auf
Entwicklung. Die eigene und die des Partners. Und dann möglichst noch in dieselbe
Richtung .
Mit unseren Partner ist das allerdings etwas ganz, ganz anderes.

Ich möchte es Dir an meiner persönlichen Situation versuchen zu verdeutlichen:

Mein Partner - leider eben nicht "nur" depressiv, sondern er hat eine generalisierte
Angststörung, was das Ganze eben noch anders macht - ist schon seit frühester Kindheit
krank. Er kennt ein "normales" Leben nicht.

Sein Leben hatte schon immer eine gewisse Schwere, er wurde zur Hilflosigkeit erzogen;
Bewältigungsstrategien zur Lösung von Problemen oder Durchleben schwieriger Zeiten
wurden vollständig von ihm fern gehalten. Stattdessen lernte er, das das Leben eine einzige
Belastung, Familie etwas schreckliches (Kinder, weil nervig und belastend) ist und das
Einzige, was im Leben zählt, Geld ist.

Ich begleite seine Krankheit seit 2 Jahren; ambulante Therapie, Tagesklinik, nach seiner
Auffassung hat ihm nichts geholfen; er findet keinen Zugang zu sich und er will sich mit
seiner Erkrankung nicht auseinandersetzen, er akzeptiert sie nicht.
Die Medikamente helfen nicht mehr richtig; zu wechseln ist er nicht bereit.

Er hat die Therapie jeglicher Art abgebrochen; er ist verrentet………….

Er sitzt jede Depression, die ihn völlig handlungsunfähig im Denken, sprechen,
Handeln macht aus…… er ist dies seit 30 Jahren gewöhnt.

Für kurze Augenblicke taucht dieser Mann in das Leben; dann ist er einen kurzen
Augenblick glücklich, kann das Leben fühlen; er kann diesen Zustand aber nicht
halten und schwupp, ist er nach wenigen Stunden, Minuten, wenn ich riesen Glück habe,
mal einen Tag, wieder weg…….. in eine andere Stufe der Depression.

Was heißt das für mich?

Ich habe einen Mann an meiner Seite, der oft nur eine Art Hülle ist.
Er kann empfinden, er kann fühlen, Nähe und Geborgenheit tun ihm gut….
geben kann er nicht viel in diesem Zustand.

Er ist mit seinem Leben zufrieden, wenn er keine negativen Gedanken hat, wenn
sein Kopf leer ist; er sich auf der Flatline bewegt (nicht gut, aber wenigstens auch nicht
schlecht).

Er kann sich dann nicht konzentrieren, dadurch nicht wirklich denken und kaum
besprechen. Dies zu erleben, wenn man diesen Mann von Herzen liebt ist schon
heftig.

Gemeinsame Freizeitaktivitäten sind nur ganz, ganz, ganz eingeschränkt möglich.
Das bedeutet für mich, dass ich fast alles alleine mache; die Einsamkeit, das ihn
vermissen ist manchmal schwer zu ertragen.

Fazit:

Angehörige von erkrankten Menschen müssen möglicherweise öfter selbstreflektieren
und gucken, wo sie selber stehen, ob es das Leben ist, was sie führen möchten …..
was sie loslassen müssen…… Loslassen auch im Sinne von Lebensziele, Lebenseinstellungen
neu überdenken, prüfen, ob man von diesen Loslassen kann, ohne den Partner loszulassen
und sicherlich auch so manches Mal, ob man den Partner selber loslassen muss, um nicht
selber krank zu werden oder deshalb, weil man andere Lebenziele hat oder sich unterschiedlich weiterentwickelt hat.

Es hat nichts mit Schuldzuweisung oder den Partner nicht lieben zu tun; das Leben mit einem
psychisch kranken Menschen ist anstrengend, belastend und kraftzehrend und der gesunde
Partner muss sehr gut prüfen und schauen, im Jetzt zu leben und nicht damit oder dafür,
dass alles irgendwann wieder "normal" wird.

Ich weiss nicht, ob mein Partner jemals seine Erkrankung annehmen kann, ob er jemals im
Leben seine Chancen, gut therapiert zu werden, nutzen wird; vielleicht wird er sein Leben
so weiterführen, wie es jetzt ist und wenn ich darauf hoffe, dass alles "normal" wird,
stelle ich mir selber in meinem Leben ein Bein.

Ich kläre für mich, was ich Loslassen muss, um mit ihm zu leben, ohne das Gefühl zu haben,
mich "geopfert" zu haben, was ich nicht Loslassen kann, welche Bedürfnisse ich habe und wie
und vom wem diese erfüllt werden können und ob ich es schaffe, mich soweit abzugrenzen,
loszulassen, dass ich durch die immer anwesende Depression nicht auch krank werde.
Mal abgesehen von meinem Kind, das ich mit dem Ganzen konfrontiere.

All das ist eine Entwicklung, Gedanken, die ich mir niemals gemacht hätte, wäre ich nicht
auf meinen LG getroffen.

Ich habe in meiner Ehe, vor meinem LG, viel zu spät erkannt bzw. den Mut gehabt, loszulassen,
nämlich meinen Ehemann und dies hat dazu beigetragen, dass ich sehr schwer krank geworden bin und der Preis war echt hoch.

Bis heute habe ich nicht verstanden, das gilt auch für meinen LG, warum die Liebe zum Partner,
die da sein soll und die sehr tief sein soll, nicht ausreicht, die Erkrankung anzuerkennen und
den Weg zu gehen…… den Weg Richtung Heilung bzw. der Akzeptanz der Krankheit und damit
zu leben.

Ich habe nie verstanden und verstehe es immer noch nicht, warum die Liebe nicht beflügeln kann,
den Schritt in die Veränderung zu machen, sondern lieber in dem bekannten, schlechten, aber
bekannten zu verharren.

Und dann ist da noch die Angst, letztlich vielleicht durch das Nicht-Loslassen des Partners,
ihn in dieser Starre der Nichtveränderung zu halten.

Zwei "leere" Hände erscheinen nur oberflächlich leer, denn ich habe mich und mein Leben
und das ist alles andere als leer. Wenn ich mich ausschließlich über meinen Partner
definiere, um "volle" Hände zu haben, ist das kein guter Weg.

Eine echte Herausforderung des Lebens .

Was hält mich bei meinem Partner?
Was will ich mit einem Menschen, der mir fast nichts geben kann, der psychisch krank
ist, werde ich immer wieder gefragt.
Lebe ich ausschließlich mein Helfersyndrom aus? Oder bin ich gar abhängig
(immer wieder gerne genommenes Thema) ?

Nö. Einfach ein tiefes Gefühl der Verbundenheit und der Liebe und das Wissen,
im Jetzt mein Leben nicht ohne ihn verbringen zu wollen ……… Liebe ist……..

In diesem Sinne
LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Loslassen

Beitrag von julcas »

Ich sehe es mit dem Loslassen wie Lilie. Akzeptieren das man nichts ändern kann. Für mich heißt loslassen nicht, es ist mir egal was mit meinem Freund wird. Für mich heißt loslassen in diesem Fall die notwendige Ruhe und Gelassenheit finden. Auf mich zu schauen und Dinge tun die mir wichtig sind und die mit gut tun, mich weniger aufzureiben und mein Vertrauen wieder zu finden.

Ich wünsche uns allen einen guten Tag. Bei uns lacht die Sonne und ich schick sie euch weiter.

lg julcas
ronia
Beiträge: 6
Registriert: 3. Jan 2012, 00:09

Re: Loslassen

Beitrag von ronia »

Liebe Pia,

das hast du ganz toll geschrieben und ich kann es soooo gut nachempfinden. Es ist einfach Kräfte zehrend, ein ewiges Auf und Ab der Gefühle. Ich bemerke, je mehr man sich über die Krankheit informiert, je mehr man auch hier im Forum liest und die Krankheit zumindest einigermaßen lernt zu verstehen, hilft es, damit umzugehen, nicht mehr ganz so zwanghaft zu fordern, auch innerlich. Die Liebe und die tiefe innere Verbundenheit kann man nicht loslassen oder wirklich erst, wenn das ganze Leben, die Situation unerträglich wird... und diese Grenze kann nur jeder selbst bei sich setzen....
Es ist schon toll, wieviele es hier gibt, die das ganze Leben auf den Partner ein- oder ausgerichtet haben, Unmengen Kraft investieren aus dieser Liebe heraus. Mir geht es ja auch nicht anders, ich wäre schon einfach froh, wenn ich meinen LG einfach "mal" in meiner Nähe hätte, seit drei Wochen habe ich KEIN einziges Zeichen, keine sms, keine mail, kein Anruf.... ich wanke zwischen Verzweifelung, Angst, Hilflosigkeit und stürze mich ins "Studieren" der Krankheit und warte auf den "Stohhalm", endlich irgendein Zeichen zu bekommen... Es quälen mich Unmengen an Fragen, Sorgen und mir gehen jeden Tag von neuem Lichter auf, warum viele Situationen so verlaufen sind, wie sie verlaufen sind. Es tut mir so unendlich leid, wie ich in manchen Situationen reagiert und was ich gefordert habe, eigentlich in einer "normalen" Beziehung keine ungewöhnlichen Dinge, aber bei einem Partner mit Depression eben unvorstellbar schwere "Anforderungen"...
Loslassen kann ich meine Forderungen, loslassen kann ich von Lebenszielen und neue aufstellen, aber auch dazu brauche ich ihn, auch dazu brauche ich mehr Wissen über seine Krankheit und dazu benötige ICH seine Einsicht Hilfe in Anspruch zu nehmen und die Einsicht zur Krankheit - ohne dem wird es, unerträglich auf Dauer und ich weiß nicht, wie lange man das durchhalten kann...
Ich möchte so gern helfen, ihm Gutes tun, für ihn da sein und soll mich nicht melden, bekomme keine Nachricht... das ist verdammt hart... ich soll mir Gutes tun, leichter gesagt als getan, denn die Gedanken kreisen ja nur um ihn und ich kann es einfach nicht wegdrücken... die Sorgen, Sehnsucht raubt mir den Verstand... schon den 5. Tag habe ich duchgehalten, mich nicht zu melden und dann ist da wieder die Sorge, dass er denken könnte, ich habe ihn vergessen, er denken könnte, er ist mir egal ... und ich ja garnicht weiß, ob er mich überhaupt noch gern hat, mich noch will in seinem Leben oder ich das rote Tuch bin - die mit den hohen Anforderungen .... ..... ja, ich weiß, Depressive haben ja ein anderes "Zeitgefühl" in der depressiven Phase, da fällt mir wieder Henry ein und es beruhigt - ein klein wenig zumindest....

Ich wünsche euch einen schönen Tag... LG Ronia
Lilie1981
Beiträge: 230
Registriert: 12. Dez 2011, 22:15

Re: Loslassen

Beitrag von Lilie1981 »

Liebe Ronia,

Ich weiss gar nicht ob der "Depressive" in dieser Phase überhaupt einen Gedanken für uns hat.

Ob wir da überhaupt noch in den Kopf mit rein passen.

Ich glaube WIR machen uns zuviele Gedanken, was "ER" denken könnte.

Wir haben keinen einblick in die Seele und gedankenwelt eines Depressiv Kranken und diese negativen Gedanken müssen WIR versuchen abzustellen!

Es kann nicht schaden!

Alles Gute und liebe Grüsse
Lilie
cora2
Beiträge: 11
Registriert: 6. Dez 2011, 14:47

Re: Loslassen

Beitrag von cora2 »

... und genau an diesem Punkt, dem nicht loslassen können, sehe ich die Ursache meiner
Depressionen.

Liebe Pia, vielen Dank für diesen Beitrag

Magasapa
rosecottage
Beiträge: 378
Registriert: 22. Dez 2011, 18:58

Re: Loslassen

Beitrag von rosecottage »

Hallo Lilie,

Du schreibst:
"In meinem (unserem) Fall, bzw wenn es darum geht das man einen depressiv erkrankten Menschen liebt..sehe ich das "Loslassen" eher Gedanklich! ...den Dingen seinen Lauf lassen, DA sein aber nicht selbst mit untergehen...DA sein, aber nichts erzwingen...Ja, einfach die Gedanken "Loslassen"...Versuchen zu akzeptieren das diese Gedanken "nichts bringen"..."

Ich kann nur sagen, genau das habe ich von meinem Partner erfahren - und es war sicher sehr schwer für ihn in manchen Situationen...

Aber genau das hat mir so unsagbar geholfen - dass er DA war ohne Druck auszuüben und ohne sich selbst dabei zu verlieren, und dass er akzeptiert hat, dass er nichts aktiv verändern kann und sich um sich gekümmert hat, um nicht unterzugehen.

Du hast es perfekt auf den Punkt gebracht

Liebe Grüße
mosaic
Lilie1981
Beiträge: 230
Registriert: 12. Dez 2011, 22:15

Re: Loslassen

Beitrag von Lilie1981 »

Liebe Mosaic,

Es hilft mir ungemein gerade von Dir zu lesen das mein Weg der richtige zu sein scheint!

Ich hoffe ich schaffe es auch richtig umzusetzen.

Locker bleiben war eigentlich nie meine Stärke...aber man wird eben doch von sich selbst überrascht ab und zu !

Wünsche Dir noch einen schönen Abend
& vielen Dank für die Worte
Lilie
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Loslassen

Beitrag von bigappel »

Liebe Cora,

ohne Dich zu kennen, kann ich mir das mittlerweile sehr gut vorstellen.

Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem eigenen Weg loszulassen;
die Erkenntnis, etwas zu ändern, das Leben auch Veränderung heisst, ist schonmal ein großer Schritt, denke ich!

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
adler
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Registriert: 5. Feb 2012, 18:35

Re: Loslassen

Beitrag von adler »

hallo pia!
ich habe soeben dein beitrag gelesen,und es hat mich sehr bewegt,den all das was du geschrieben hast ist für mich wircklich wahr,den das alles mach ich momentan wieder durch,ich kann nicht loslassen!
Kämpfe ich weil ich vielleicht unerfüllbare hoffnung nicht aufgeben kann???
danke für deinen beitrag.es hilft wenn ich bedenke das das seit 5 jahren mit meiner frau durchmache.
lg adler
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Loslassen

Beitrag von bigappel »

Hallo Adler,

ich habe Deine Beiträge aufmerksam verfolgt.

Das Loslassen erscheint mir zumindest, als auch sehr schwer; hast Du mal überlegt, ob und was ggf. bei Dir dahinter stehen könnte, was Deine eigene Baustelle sein könnte?

Durch die Krankheit meines Partners musste ich mich letztlich so viel mit mir und meinen Baustellen auseinandersetzen und immer wieder gucken, was steht eigentlich wirklich bei mir dahinter.

Nicht, dass ich dauernd auf der Suche wäre, Probleme aufzudecken, aber die letzten Jahre haben mich Vieles gelehrt.

Zum Partner stehen ist für diesen sicher wichtig, aber man darf sich selber nicht verlieren und ich bin mir nicht sicher, ob Du nicht vielleicht auf diesem Weg bist.

Sorge gut für Dich, vergiss Dich selber bitte nicht und vielleicht ist es einfach an der Zeit, dass Du Dich selber wieder mehr Dir zuwendest. Dafür muß man den Partner nicht "vergessen".

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
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