loslassen - festhalten

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Blümli
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loslassen - festhalten

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
wütend

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von wütend »

>>Ich muss nicht ihn loslassen, ich muss auch nicht unsere jetzige Verbindung zueinander ( Beziehung) loslassen, muss nicht die Erinnerung an unser gemeinsam Erlebtes und den Gedanken, dass dies alles richtig war, loslassen (ich meinte das zu müssen, weil ich dachte, dass doch irgend etwas nicht gestimmt hat, da es zum Bruch kam), ich muss nicht meine Gefühle für ihn los-lassen ...
... was ich los-lassen muss sind die Erwartungen ( Wünsche/ Träume), die zu der Beziehung vor dem "Bruch" gehört haben, weil sie zu dieser veränderten Beziehung jetzt nicht mehr passen und diese Beziehung jetzt diese Erwartungen nicht erfüllt.<<

So ist es, ganz exakt, liebe Blümli.
wiwi
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von wiwi »

ja... das hast du schön geschrieben und ist sicher richtig. die frage ist nur ob wir das können.... sie wirklich loslassen die erwartungen wünsche oder träume...
irgendwas stellt sich doch jeder vor und jeder würde sich gerne geliebt fühlen... zumindest ich vermisse das einfach oft. auch wenn ichw eiß es liegt an der krankheit.

gelingt dir das schon? wenn ja hätte ich sehr gerne ein paar tipps.

liebe grüße und ein frohes neues jahr,
wiwi
3193e42
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von 3193e42 »

Liebe wiwi!

natürlich geht das. wenn du eigenes verhalten reflektierst, machst du das ja auch.

sagen wir mal, du hast die angewohnheit, nach jedem essen einen espresso zu trinken. du tust das, wie alle rituale eigentlich unbewusst.

nur passiert es dir, das du eines tages realisierst, das du JEDES mal, einen eypresso trinkst. jetzt kannst du dazu entschließen es weiter zu tun, und damit das ritual stupide weiter zu verfolgen, oder du entschließt dich künftig das ritual zu brechen, und deinen espresso bewußt zu geniessen.

klar der vergleich hinkt, wie alle, denn daein oben beschriebenes gefühl ist kein ritual, aber du kannst dir trotzdem deine gefühle klar machen, die du bei den erwartungen empfindest, wenn du das machst, ist es schon die halbe miete. danach kannst du die gefühle auch ihre quelle hin prüfen, woher kommen sie wirklich, was löst sie aus. wenn du das gemacht hast, dann hast du es geschafft, dann kannst du entscheiden, ob du das weiterhin so haben willst oder nicht!

dann hast du den zustand erreicht den parson meint (wenn er/sie? (ich glaube er) wütend ist *LOL*)

herzliche grüße

henry
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Blümli
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
bigappel
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen Ihr Lieben,

nochmal ein gutes neues Jahr für Euch alle an dieser Stelle von mir.

In vielen Punkten, die hier angesprochen werden, kann ich beipflichten aber eines sehe ich ganz, ganz anders als ihr:

Fazit des ganzen, so wie ich es verstanden habe:

ich muss mich von alten Beziehungsmustern trennen, um mit dem Erkrankten leben zu können, muss mich selbst reflektieren, hin nehmen, mich von Erwartungen zu verabschieden; loslassen.

Soweit so gut.

Aber: wovon soll die Beziehung zum Erkrankten leben?

Eine (Liebes-) Beziehung lebt von ähnlichen, wenn nicht im Ergebnis gleichen Lebenszielen und Lebenseinstellungen.

Sind diese nicht vorhanden, hat die Beziehung keine Substanz, nach meinem Verständnis.

Natürlich ist jeder / jede Erkrankte ganz, ganz anders, persönlich anders strukturiert, persönlich anders in der Erkrankung, aber ich für mich kann schreiben, dass für mich eine Beziehung ohne jedes gemeinsame Lebensziel / Lebenseinstellung nicht möglich ist bzw. es handelt sich dann nicht mehr um eine Lebens- Liebesbeziehung, sondern eher um eine Ebene, die nur zwischen Eltern und Kindern möglich und gesund ist.

Das Leben mit einem Erkrankten ist (zumindest nach meiner Erfahrung) ein einziges "schwammiges, instabiles" Leben.

Und das ist es, was es mir so unerträglich
macht.

Ich bin bereit, mich selbst zu reflektieren, bereit die Verantwortung für mein Leben selber in die Hand zu nehmen, meine Probleme ohne den Erkrankten zu lösen, viele schöne Dinge des Lebens ohne den Erkrankten zu leben; bin bereit, Muster zu ändern, wenig zu nehmen; loszulassen aber was bleibt?

Wo ist der Beitrag des Erkrankten?

Jeden Tag eine andere Meinung, jeden Tag eine anders Sichtweise, niemals Stabilität.
Niemals ein gemeinsames Ziel; gemeinsame Lebenseinstellung, die kurz nach dem aussprechen nicht mehr gelten, Verhalten genau gegenläufig.

Ich weiß, nur ich kann entscheiden, ob ich so ein Leben führen möchte, aber momentan
denke ich, dies ist gar nicht möglich, weil es einfach so ist, dass eine Beziehung zwingend Gemeinsamkeiten voraussetzt; das Leben im Ungleichgewicht o.k.

Das muss jeder für sich entscheiden, inwieweit er das akzeptieren kann.

Aber nach meiner Auffassung gibt es keine Beziehung ohne Erwartungen und ohne dass für beide Partner etwas, und sei es auch noch so klein, an Positivem gewonnen wird.

Eine Beziehung ist eine Win-Win-Situation.

Ehen werden nicht geschieden, weil Montag ist oder schlechtes Wettter, sondern weil
keine Kommunikation mehr herrscht, keine Gemeinsamkeiten mehr da sind, keine echte Nähe, der andere nicht mehr "gesehen" wird, Erwartungen nicht mehr erfüllt werden, sondern nur noch Enttäuschung und Verletzung herrscht.

Daher mein persönliches Fazit:

wir Angehörigen können uns abstrampeln wie wir wollen und uns vormachen loslassen zu müssen, nichts erwarten zu dürfen, nur zu geben, aber das sind keine Voraussetzungen für eine gesunde Beziehung.

Ohne jedes gemeinsame Lebensziel, egal welcher Natur, ohne ähnliche Lebenseinstellungen halte ich eine Beziehung nicht für haltbar und dann komme ich persönlich zu der Frage, inwieweit man sich vielleicht selbst betrügt bzw. eventuell projeziert, wo nichts ist, bzw. sein kann im Jetzt.



LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lilie1981
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von Lilie1981 »

Liebe Pia,
Bin noch nicht lang hier im Forum, habe gerade Deinen Beitrag gelesen und klinke mich einfach mal ein!

Es ist völlig richtig was Du schreibst....es ist ein schmaler grat zwischen dem wie es ist und dem wie man es gerne hätte! Das kann man drehen und wenden wie man will, eine Beziehung besteht immer aus 2! Menschen und wenn ich allein kämpfe, allein mich bemühe und allein an eine gemeinsame Zukunft denke, dann kann ich wirklich nicht von Beziehung reden! So traurig das auch ist, weil man denjenigen ja aufrichtig liebt... aber ändern kann man an der Situation nichts, nur da sein!

Es ist gut, da zu sein...jedoch erwarten darf man nichts! Das ganze Fundament der " Beziehung" ist einfach nicht da!

Sehe das genauso wie Du!
Dann schwenke ich eher auf eine freundschaftliche Basis um, auch wenns schwer fällt..so kann ich da sein aber selbst nicht daran kaputt gehen!

Dein Beitrag hat mir das nochmal schwarz auf Weiß bestätigt, was mir so durch den Kopf geht!

Danke
Liebe Grüße
Lilie
Blümli
Beiträge: 782
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Nic9
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Registriert: 27. Okt 2011, 14:07

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von Nic9 »

Hallo ihr Lieben,

Blümli, ich versuche dich zu verstehen... aber irgendwie erinnert mich deine Erklärung an die freie Marktwirschaft der VWL.

"Materielle Bedürfnisse: sie werden durch Güter befriedigt"

Ich habe absichtlich das Wort "materiell" gewählt, da es hier nicht passt.
An materiellen Dingen kann man etwas ändern, man kann da sagen, wenn ich nicht genug Geld habe, kaufe ich mir das Produkt nicht, und kann dann damit umgehen, dass ich es nicht besitze. Oder ich besorge mir ein Subsitutionsgut, also einen Ersatzartikel, der zwar nicht exakt dem entspricht, was ich wollte, aber auch denn Sinn erfüllt.

Bei uns hier geht es um Gefühle und eine uns anerzogene Denkweise, die befriedigt werden wollen. Und es fällt mir schwer zu begreifen, wie man diese unterdrücken oder ersetzen soll. Zumindest glaube ich nicht, dass das langfristig möglich ist.
Dazu bräuchte man schon eine gewaltige Gehirnwäsche - man müsste alles auf 0 bringen und dann wieder von vorne anfangen.
Das Problem ist, dass sowas nicht funktioniert - man kann ja keinen Knopf drücken und Herz und Kopf an- und ausschalten.

Wenn du allerdings wirklich einen Weg findest, das hinzubekommen, wäre ich dir auch dankbar für ein paar Tipps.

Ich muss dazu sagen, vielleicht bin ich ein zu emotionaler Mensch und kann daher deine vielleicht logische Sichtweise nicht nach empfinden.

LG

Nic
wiwi
Beiträge: 99
Registriert: 17. Dez 2011, 22:59

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von wiwi »

hallo blümli und pia und lilie,
pia hat das ausgedrückt was ich sagen wollte... zumindest die hoffnung das irgendwann wieder gefühle, nähe und eben eine gelebte beziehung möglich ist habe ich schon und das kann ich eben auch nicht loslassen, sonst lasse ich ihn ja auch komplett los.
ich kann ihn gut lassen bzw. in ruhe lassen, aktzeptieren das nur obst geht aber keine schokolade (mir hat der vergleich geholfen) besonders wenn es ihm nicht gut geht habe ich schon viel für mich gelernt und nehme es eher selten persönlich. manchmal kann ich aber auch da nicht anders.

wie blümli richtig schreibt ist es schon ein unterschied, ob man zusammen lebt oder getrennt. auf der anderen seite lässt man dann vielleicht auch leichter ihn los. und die gefahr sehe ich eben auch, das man sich gefühlsmäßig immer weiter entfernt... was ich einfach auch sehr schade fände.

liebe grüße,
wiwi
orlanda
Beiträge: 72
Registriert: 30. Dez 2011, 13:34

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von orlanda »

Hallo an alle,

ja, die Hoffnung bleibt immer und die kann einem ganz schön aufrecht halten.
Wenn die Zärtlichkeiten fehlen, versuche ich mich an anderen Dingen - dem Obst - zu freuen, und es gibt so viel davon. Z. B. gute Gespräche. Liebevolle Zuwendungen (und dabei die Sätze überhören, dass er jetzt dabei gar nichts fühlt und das halt nur so macht, warum, weiß er auch nicht...). Wenn er das doch kann, dann kann das doch auch alles wiederkommen?
Als Mensch mit meistens hohen und übersteigerten Erwartungen konnte ich auch eine ganze Menge lernen und bin immer noch dabei... Erwarte nichts, hoffe nur, Erwartungen werden enttäuscht, Hoffnungen vielleicht erfüllt...

LG
Orlanda
adore
Beiträge: 80
Registriert: 11. Dez 2011, 18:35

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von adore »

Hallo!

loslassen oder festhalten?
Ich weiß momentan auch nicht,was richtig ist.

Ich liebe meinen Feund sehr, der sich seit ca 6 Wochen in einer schlimmen Phase befindet.
Ich leide sehr unter der Distanz, die von Ihm aus gewünscht ist.
Er möchte z.Zt. keinen Kontakt und versucht, alleine mit der Situation klarzukommen.
Es tut so verdammt weh und manchmal kann ich es nicht verstehen.Ich leide so sehr unter seinem abweisenden Verhalten gegenüber mir,bin oft sehr niedergeschlagen und lustlos und denke oft an das letze halbe Jahr vor der Erkrankung, das so schön war.

Ich weiß nicht, wie lange ich das so noch aushalten kann.
Einen Freund zu haben, dem ich im Moment fast gleichgültig bin, den ich nicht interessiere, der nicht für mich da ist ,wenn mir es schlecht geht.....
Wie lange soll ich warten, wie lange dauert die Phase an, wann ist es endlich vorbei!
Alles Fragen, die mir tagtäglich durch den Kopf gehen,die mich selbst zermürben.Was habe ich falsch gemacht...
Ich kann nicht sagen, wie lange ich das noch ertragen kann?
Worauf kann ich hoffen?
Worauf soll ich warten?
Ich habe soviel gegeben, bin immer für Ihn da, habe viele Phasen mit ihm durchgemacht.

Ich möchte einfach nur ein kleines Zeichen der Zuneigung....
orlanda
Beiträge: 72
Registriert: 30. Dez 2011, 13:34

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von orlanda »

Hallo!

Durchhalten... Du hast gesagt, du scheinst ihm "fast" gleichgültig zu sein... Dann muss doch noch was dasein? "Fast" ist nicht "völlig".
Bleibe ganz bei dir. Lebe dein Leben. Lass ihn teilhaben, wenn er das möchte, aber erwarte nichts.
Und wenn du wirklich glaubst, es geht nicht mehr, musst du loslassen, um deinetwillen.
Liebe kann so schwer sein... Ich frage mich auch oft, warum trifft es gerade mich? Aber dann denke ich auch an die unglaublich schönen Momente, die er mir bieten kann, die so viel intensiver sind, als wenn alles "normal" wäre...
Und er fragt mich so oft, wo ich all die Hoffnung hernehme und die Stärke, und ich weiß es selbst nicht... Manchmal habe ich auch keine Kraft mehr, möchte am liebsten alles hinschmeißen, aber ich liebe ihn doch. Und er braucht meine Hoffnung und Zuversicht, und solange es geht, will ich ihm das geben. Vielleicht hilft es mir ja, dass er mir das sagt, denn das tut er.
Seit er eine Therapie in Angriff genommen hat, ist es leichter zu hoffen und es gibt wieder Licht am Horizont.

LG
Orlanda
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
so-calm
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Registriert: 31. Aug 2011, 09:37

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von so-calm »

@all

Ich wünsche Euch allen zunächst einmal ein frohes neues Jahr mit vielen schönen Momenten, die Euch ein Leben im Licht der verbleibenden 364 Tage ermöglichen.

Ich glaube, wir müssen akzeptieren, dass wir nicht mit dem Kopf durch die Wand können. Fakt ist, dass wir in einer (Liebes-)Beziehung Erwartungen haben. Fakt ist aber auch, dass “unser” Betroffener diese Erwartungen nicht erfüllen kann. Die (körperliche) Nähe schmerzt ihn und er kann keine Liebe zulassen. Gleichzeitig braucht er aber auch unsere Wertschätzung. Er kann gewissermaßen nicht mit uns, aber auch nicht ohne uns.

@Blümli

Willkommen im Nirwana . Deine Geschichte gleicht meiner ungemein. Ich glaube, das verbindet.

@Pia

Ich bewundere Dich immer wieder für Deine Einstellung und Deinen Kampfgeist. Du kämpfst für Dich, für Deine Tochter und für deinen depressiven Partner in einer Art und Weise, die mich unglaublich beeindruckt. Wow! Hut ab.

Mir geht es wie Blümli. Im Grunde bin ich erleichtert, dass eine räumliche Distanz zu meinem (Ex-)Partner vorhanden ist.

Die Grundregeln, die für ein “normales” Zusammenleben gelten, sind außer Kraft gesetzt. Ich denke, Du musst Deinem Lebensgefährten alles an Liebe und Verständnis geben und erhältst wenig bis nichts zurück – und das vermutlich noch für eine lange, lange Zeit. Und da wären wir dann auch wieder bei dem Punkt “Erwartungen” und demzufolge auch bei dem “Geben und Nehmen” in einer zwischenmenschlichen Beziehung angelangt. So lange unser (Ex-)Partner auf der “schwarzen Seite des Lebens” unterwegs ist, ist ein Gleichgewicht zwischen dem Geben und Nehmen schlichtweg nicht möglich. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass unser (Ex-)Partner sich nichts mehr wünscht, als diese Schattenseite zu verlassen. Und dabei können wir ihm nur helfen, indem wir uns informieren, akzeptieren und loslassen im Sinne von “respektvoll auf Abstand gehen und primär auf uns achten”.

Das Geben und Nehmen müssen sich ja auch nicht an 365 bzw. 366 Tagen im Jahr die Waage halten. Was es so schwierig macht ist die Zeitkomponente. Das Ungleichgewicht zwischen dem Geben und Nehmen besteht i.d.R doch über mehrere Monate. Zudem kann uns niemand sagen, wie lange dieses Ungleichgewicht, das uns unglaublich Kraft kostet, noch andauert. Unterm Strich bleibt die Frage, wer den längeren Atem hat – wir oder die Depression?

Ich bin auch ein Kopfmensch. Aber den “on/off”-Schalter für meine Emotionen habe selbst ich noch nicht gefunden.

Das mag man sich mal vorstellen: Ich habe zu Weihnachten eine SMS von ihm bekommen, ohne dass ich zuvor geschrieben hatte. Das war das erste Mal seit Monaten, dass er agiert hat. Ich habe mich darüber gefreut, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal ein Schoko-Eis in die Hand gedrückt bekommt. Soviel zu meinen Erwartungen...

So paradox es klingen mag, aber ich bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem ich mir – oder besser in Gedanken ihm - sage: “ich wünschte, ich würde Dir nichts bedeuten. Dann könntest Du wenigstens meine Nähe zulassen”

Liebe Grüße

so-calm
Nic9
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von Nic9 »

Liebe Blümli,

sorry, wenn ich mich irgendwie blöd ausgedrückt habe, aber habe ich dich nicht richtig verstanden...
Durch die Kommentare der anderen hatte ich dann auch den "AHA-Effeckt"

Bin halt gerade an einem Punkt, an dem ich alles am liebsten über den Haufen schmeißen möchte... einfach weg mit den Gefühlen und auf AUS drücken... und irgendwo von vorne anfangen.
Ich suche gerade wirklich nach Lösungen, wie es gerade weiter geht, so wie irgendwie fast alle hier...

>>Bei uns hier geht es um Gefühle und eine uns anerzogene Denkweise, die befriedigt werden wollen.<<
Da habe ich mich wohl etwas plump ausgedrückt.
Ich meinte damit, dass ich manchmal so starke Gefühle habe (so gerne Schokolade hätte ), dass mir dann kein Obst der Welt dieses Bedürfnis/Gefühl ersetzen könnte. Und wenn ich versuche nicht an Schokolade zu denken, dann kann ich das immer nur für einen bestimmten Zeitraum. Und jetzt komm ich zur "anerzogenen Denkweise": Durch unser Leben mit unseren Elten und unsere sozialen Umgebung haben wir gelernt, dass "geben und nehmen" zusammen gehören, quasi haben wir damit ein gewisses Verhaltensmuster angenommen. Ich glaube, dass es schwer ist dieses Erlernte abzustellen, weil es zu uns gehört und in uns verankert ist. Ich bin der Auffassung, dass man nach einer gewissen Zeit immer wieder in dieses erlernte (für uns normales) Verhaltensmuster zurückfällt.

Also, dass man irgendwann wieder Schokolade will, weil man das als Kind auch immer bekommen hat... und weil wir wissen wie sie schmeckt und, dass sie meistens besser schmeckt als Obst und zudem Glückhormone ausschütten lässt... Verstehst du, wie ich das meine???

Vielleicht ist deine Einstellung oder Überlegung doch der richtige Weg.. .nur weiß ich nicht, wie man diese Theorie in der Praxis umsetzen könnte.

LG

Nic
adore
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von adore »

auch mir geht es wie euch!
Das schlimme ist daran, das wir als (Ex)Partner leiden-
man kann es nicht abstellen, die Gefühle sind halt da.
Aber ich merke einfach bei mir, gerade jetzt um den Jahreswechsel, das ich so leide.
Ich möchte auch am liebsten den AUS-Knopf betätigen.
Ich habe am Silverstertag meinen (Ex)Freund besucht.Es war eine Blitzidee, mir ging es so schlecht und ich habe ihn so vermisst.
Wir haben uns lange unterhalten, er hat mir gesagt, wie einsam er sich oft fühlt und manchmal das Gefühl hat, wahnsinnig zu werden.
Ich habe ihm gesagt,das ich immer für ihn da sein werde,wenn er mich braucht.Aber er ist so distanziert, läßt keine Nähe zu...
Man ist da, möchte helfen, kann nicht helfen, leidet selber wie verrückt, möchte bei ihm sein, dann auch wieder weg von ihm.
Er ist so nah und doch so fern...

Wann hört das auf?
Enka59
Beiträge: 22
Registriert: 27. Okt 2011, 07:36

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von Enka59 »

Eigentlich brauche ich nicht viel zu schreiben, einfach nur hier lesen!
Man denkt immer man ist alleine mit seinem Problem, und merkt das es so viele Menschen mit dem gleichen gibt!
Ich bin heute ziemlich fertig, weiß einfach nicht was ich tun soll!
Seit Silvester bin ich zum 3x aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausgezogen, es es tut soooo weh!Es tut aber noch mehr weh, neben seinem Mann zu liegen, ihn nicht berühren zu dürfen. Passiert es doch einmal, vielleicht beim drehen im Schlaf, fällt er bald aus dem Bett weil er so ausweicht.
Wenn ich ein paar Tage im Gästezimmer schlafe, fragt er mich aber ob ich nicht zurück komme.Das verstehe ich nicht! Er beachtet mich doch kaum, spricht nur das nötigste, geht nicht einmal mit mir spazieren oder irgend wo hin!An Silvester ging er noch nicht einmal mit zu unserer Tochter, die um die Ecke wohnt. Ich ging alleine für 2 Stunden, das erste mal in 38 Jahren ohne den Partner ins neue Jahr!
Wieso fragt er mich nach 3 Tagen ob ich ins Schlafzimmer komme??
Ich kann nicht mehr, bin sehr alleine
Enka
so-calm
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von so-calm »

Liebe Enka,

Du bist nicht allein. Mit unserem Fühlen und Denken sind wir bei Dir.

Und wenn wir in Deinem Thread nicht antworten, dann nur deshalb, weil wir auch überfordert und hilflos sind.

Wenn Du magst, dann fühl Dich einfach mal ganz lieb gedrückt.

so-calm
Enka59
Beiträge: 22
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von Enka59 »

so-calm,Danke für die Umarmung.
Es geht mir schon besser!
Enka
orlanda
Beiträge: 72
Registriert: 30. Dez 2011, 13:34

Re: loslassen - festhalten

Beitrag von orlanda »

Hallo Enka,

durchhalten, durchhalten... Du schaffst das! Nach jedem Regen kommt auch wieder Sonnenschein - ganz bestimmt!

Sie können nicht mit uns, aber sie können auch nicht ohne uns. Das sagt meiner sogar selbst immer. Halte dich an den zweiten Teil!

Gute Gedanken für dich!
Orlanda
Blümli
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
3193e42
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Re: loslassen - festhalten

Beitrag von 3193e42 »

Liebe Blümli,

dachte erst, du kommst aus der schweiz, aber die verwendung von ß hat mich eines besseren belehrt. sonst hätte ich, "isch guat gsi" gesagt.

wir depressive wollen eigentlich an der situation zu unserer familie, den personen die wir lieben nicht rühren.
wir fühlen diese liebe auch durchaus. ich kenne von mir, das es manchmal eine dumpfere wattierte liebe ist. das gefühl ist nicht so intensiv, so stark.

wenn wir uns von den menschen entfernen, besonders von denen die wir liben, dann z.b. weil wir diese schützen wollen. schützen vor uns, vor unserem versagen, vor unserer unfähigkeit. denn wir haben ja nur ganz wenig oder kein selbstwertgefühl, sind leicht angreifbar, unsicher und fühlen uns ständig schlecht, unfähig und als versager.

wir wollen nicht, das die geliebten menschen deswegen auch leiden müssen, manche depressive jagen dann die partner weg. andere ziehen sich immer mehr zurück, und sagen, sie würden den partner nicht mehr lieben, reagieren aber andererseits auf kleinste sympathie-beweise. das ist ein deutliches zeichen für diesen rückzug aus rücksicht auf den partner. wir glauben, wir könnten schützen, wenn wir uns zurückziehen, den partner vor weiterem leid bewahren, ihn aus dem dunstkreis des versagens fernhalten.
jeder kranke hat das eigene startegien, lediglich das ergebniss, und die sekunfären reaktionen sind wohl immer gelich.
man will den geliebten menschen irgendwie schützen, ihn von sich fernhalten, mit unterschiedlichen, typbedingten methoden. man reagiert aber selbst als kranker auf belege von sympathie (liebe) des partners. zb. will man ev. das bild des partner nicht weggeben, oder man reagiert auf sms oder emails, obwohl man kurz vorher "schluss" gemacht hat etc.

das ist natürlich für gesunde eine "blöde" situation. mann soll die äusserungen des partners nicht für ernst nehmen, weil sie nur schutzbehauptungen sind?!
ja, so ist es, es sind keine tatsächlichen trennungen, sondern oft nur schutz des gesunden partners.

das mangelnde selbstwertgefühl, lässt keine andere handlungsweise zu. man kann nicht stark sein, und wenn man mal so weit ist, das man den partner wegschicken will, ist man auch schon recht tief in der depression. das macht man nicht zu beginn, da hat man eine tiefere phase!

also ruhig bleiben, und weiter kontakt halten, keinen druck ausüben, wie du schon geschrieben hast, das ist ok. aber es soll dir gut gehen, als betroffene. ein kranker in der partnerschaft und/oder familie ist genug! wenn der gesunde partner auf sich selbst achtet, tut er auch etwas für den kranken partner! man ist gewissermaßen der gesunde teil der partnerschaft, und das ist wichtig!

dafür wünsche ich stärke und kraft, geduld und ausdauer!

henry
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