Meine Geschichte

Nic9
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Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Kathryn
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Kathryn »

hallo nic9,

bin zwar kein angehöriger, sondern eine betroffene, aber würde gern mal die sache aus seiner seite beleuchten. zunächst aber erstmal finde ich es toll, das du zu ihm stehst und so viel verständnis aufbringst!

die depression ist eine sehr schwere erkrankung, die meist einher geht mit interessenverlust, gefühllosigkeit und schuldgefühlen. und genau da liegt auch das größte problem, denn wenn man mit jemandem enger zusammen ist und sieht was von seiner seite halt an gefühlen kommt, die man aufgrund der gefühllosigkeit nicht erwidern kann, dann bekommt man immer mehr schuldgefühle und die depressionsspirale zieht dich immer weiter runter. außerdem wollen wir meist die uns nahestehenden nicht mit unserer krankheit belasten, wir sind es nicht wert das man sich überhaupt mit uns "abgibt".

sorry das klingt jetzt ziemlich hart, aber es sind wirklich zwei realitäten, die dort aufeinander prallen. deine realität: er ist dir wichtig, du liebst ihn und weißt, das du mit ihm zusammen sein willst und ihn so nimmst wie er ist.
auf der anderen seite steht seine realität: er lebt in einem derartigen gefühlschaos zwischen viel fühlen und gar nichts fühlen, das er gar nicht mehr weiß was jetzt real ist und was nicht. dazu die schuldgefühle, die gefühle nicht so erwidern zu können, wie du es seiner meinung nach verdient hättest und nicht zuletzt sein fehlendes selbstwertgefühl während der depressionen und das man es nicht verdient hat, zu lieben und sich gut zu fühlen.
und da dies seine realität ist, ist es schwer an ihn heranzukommen. er kann es nicht annehmen, wenn du sagst das du ihn liebst, weil es nicht in sein realitätsbild passt. und das ist die größte schwierigkeit.

lebe selbst in einer partnerschaft und wir kämpfen mit den selben problemen, wobei das gefühlschaos bei mir noch viel extremer ist durch meine persönlichkeitsstörung. aber kann zumindest ungefähr erklären, wie es ihm geht und warum er reagiert wie er reagiert. eine partnerschaft ist durchaus möglich, aber es ist streckenweise furchtbar schwierig und du als partner brauchst teilweise kraft für euch beide um mit ihm und notfalls, wenn er keine kraft mehr hat, für ihn und um ihn zu kämpfen.

dafür wünsche ich dir ganz viel kraft und hoffe es hat dirn bissl geholfen!

liebe grüße
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Nic9
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Hallo Kate,

vielen Dank für deine offene und ehrliche Meinung.

Ich hatte sehr gehofft Antwort von jemand Betroffenen zu bekommen.

Du hast mir das ganze ziemlich nahe gebracht und ich verstehe es nun etwas besser.
Ich bin erstaunt, dass du die Lage selbst so gut analysieren kannst, aus Sicht einer Betroffenen.
Mein Depressiver ist sich glaub ich über all das was du schreibst selbst noch gar nicht so im Klaren.

Wie lange leidest du schon an der Krankheit, wenn ich fragen darf?

Du sagst, dass er nicht damit umgehen kann, wenn ich ihm sage, dass ich ihn liebe. Ja, das habe ich auch selbst schon festgestellt, deshalb halte ich mich auch sehr zurück, was das betrifft.

Aber vielleicht kannst du mir sagen, wie ich mit ihm umgehen darf, um ihn nicht abzuschrecken!? Was darf ich sagen, was nicht?

Meistens halte ich mich ja selbst auf Abstand und dann kommt die Nähe aber von ihm aus. Dann aufeinmal ist es, als würde er einen Schreck bekommen, vor dem, was er gerade tut und zieht sich dann zurück.
Genau das ist wahrscheinlich dieses Gefühlchaos, was du beschreibst. Dieses Zwischending - viel Gefühl und gar kein Gefühl.
Muss ich ihn dann auch zurückweisen, wenn er auf mich zukommt? Manchmal denke ich, dass ich besser darauf aufpassen muss, wieviel Nähe er mir geben darf, damit es für ihn noch ok ist. Aber das richtige Pensum habe ich noch nicht gefunden.

Wenn er mir aber sagt, dass er mich lieb hat, glaubst du, dass es dann in dem Moment real ist?

Wie geht denn dein Partner mit dir um? Und wart ihr schon zusammen bevor du erkrankt warst oder habt ihr euch auch während dessen kennengelernt?

Du sagst, dass ich die Kraft haben muss, um uns zu kämpfen. Auch das ist mir klar. Was nicht unbedingt leicht für mich ist, aber ich gebe alles, was ich geben kann, obwohl ich manchmal wirklich nicht weiß, wie "Kämpfen" richtig ist. Ist "Kämpfen" ihn in Ruhe lassen, wenn er es braucht und für mich damit klarzukommen abgewiesen zu werden oder funktioniert dieses "Kämpfen" anders?

Zum fehlenden Selbstwertgefühl:
Ein großes Problem ist, dass seine Ex-Frau ihm immer noch die Hölle heiß macht, mit schlimmen Vorwürfen und Grundsatzdiskussionen. Das ist für ihn natürlich Gift. Er ist dann immer noch mehr am Boden zersört und fühlt sich schlechter. Das blöde ist, dass ich, das was sie an ihm wieder kaputt macht, wieder versuchen muss aufzubauen... und das ist oft sehr schwer.

Drücke dich!!!

Nic
Kathryn
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Kathryn »

hallo nic,

bis hin zu der erkenntnis, die ich mittlerweile über meine krankheit habe ist es ein sehr langer und mitunter auch schmerzhafter weg. man muss halt bereit sein, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, egal wie weh es tut. nur dann begreift man selbst, was mit einem los ist und warum man in bestimmten situation tut was man tut, warum man reagiert wie man reagiert.

ich kämpfe seit zehn jahren bereits mit mehr oder minder schweren depression, bin nur halt leider bis dieses jahr nur auf depressionen hin behandelt worden, obwohl ich auch sehr depressivuntypische verhaltensweisen zeigte. erst dieses jahr hat man dann die diagnose borderline gestellt-was heißt, das ich zwar natürlich schwere depressionen habe-diese aber nur ein symptom der persönlichkeitsstörung sind. hoffe jetzt, das man mich richtig behandelt und es mir bald besser geht.

es ist schwer einzuschätzen, was du sagen darfst und was nicht. das wichtigste ist eigentlich, das du ihn nicht unter druck setzt-aber wie ich das so hier rauslese ist das nicht der fall. du darfst ihm natürlich sagen, das du ihn liebst-aber du musst halt damit leben, das er es in schlechten phasen nicht annehmen kann.

ich denke ihm liegt schon was an eurer beziehung, denn gerade für uns ist eine stabile beziehung äußerst wichtig-mitunter ist sie unser einziges fundament wenn die depression uns den boden unter den füßen wegzieht. aber es ist schwierig. auch in unserer beziehung geibt es phasen, in denen mein mann nicht an mich rankommt. zeitweise geht es mir so schlecht, das ich nicht einmal sprechen kann. aber wir wissen aus früheren erfahrungen, das diese phasen auch wieder vorbei gehen. haben uns kennengelernt, da war ich schon erkrankt wir haben also von anfang an alle phasen durchgemacht und ich bin froh, das er bei mir geblieben ist trotz aller schwierigkeiten.
deshalb sucht er eben auch die nähe, gleich darauf verpassen ihm aber seine schuldgefühle wieder einen schlag und er zieht sich zurück. komme ihm entgegen, wenn er die nähe sucht,denn eine zurückweisung würde ihn in seinem verqueren denken bestätigen und ihn eher weiter in die depression treiben.

der kontakt mit seiner ex ist natürlich nicht gerade günstig, denn erniedrigung von außen kann er jetzt überhaupt nicht gebrauchen. aber is natürlich schwierig wegen der kinder. ansonsten wäre vermutlich ein rigoroser kontaktabbruch das beste.

naja das mit dem kämpfen is so ne sache. zum einen musst du auch auf dich achten und für dich sorgen. nicht selten werden angehörige mit in die depression hineingezogen. sie macht nicht nur dich selbst kaputt sondern auch dein umfeld ist davon betroffen. also nimm abstand, tu dir etwas gutes aber vermittle ihm gleichzeitig das du jederzeit für ihn da bist. ich weiß nicht wie tief er dich in seine seele blicken lässt während der depression...bringe ihm verständnis entgegen (auch wenn manches unverständlich ist),versuche aber positiv denkend zu bleiben und ihm das auch zu vermitteln. das einzige was man nicht kommunizieren sollte sind sätze wie: "reiß dich zusammen" oder "das wird schon wieder" oder ähnliches. das setzt ihn unter druck.

so das war jetzt ziemlich viel. werd versuchen immer mal hier reinzuschauen-in der klinik hab ich leider kein i-net. aber falls du weitere fragn hast beantworte ich sie dir gern.

lieben gruß
kate
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Nic9
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Hallo Kate,

vielen, vielen Dank für deine Antwort!!!

Ich bin begeistert von dir... Und ich schätze es sehr, dass du mir hier antworten kannst!

Ich werde jetzt erstmal nachdenken über das was du mir erklärt hast und mich ganz bestimmt wieder hier melden!

Ich denke fest an dich und drücke dir die Daumen, dass die Behandlung dir helfen wird.

Drücke dich!

Nic
bigappel
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von bigappel »

Hallo Nic,

herzlich willkommen hier bei uns .

Schön, dass Du da bist.



Heeeeeyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy Kate!

Ich hab Dich vermisst!
Schön, dass Du wieder hier bist und Dich
zu Wort meldest!

Ich freue mich, dass Du scheinbar den Weg der Auseinandersetzung mit Dir selber gefunden hast!Das ist ein enormer Schritt (auch - ! -, wenn er noch nicht abgeschlossen ist).

Mein LG steht leider noch vor dem Fragezeichen, wie man es macht, sich mit sich selber auseinander zu setzen...... auch er wird irgendwann "den" Weg finden.

Ich wünsch Dir ein schönes Wochenende liebe
Kate und hoffe, Du magst Dich demnächst hier malwieder melden!

Herzlichst
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Nic9
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Kathryn
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Kathryn »

hallo pia, hallo nic,

momentan ist es mit dem melden ein wenig schwierig, da ich ja immer noch stationär bin und sich das auch so schnell nicht ändern wird.den rest werde ich in deinem letzten thread beantworten. nur kurz noch was zu mir: ich habe jetzt einen platz zur langzeittherapie in wermsdorf wo ich mich mit meiner borderline-symptomatik auseinandersetzen muss. ich fürchte es wird echt hart werden, hoffe aber genau so sehr das ich als sieger aus diesem kampf hervorgehen werde...

liebe grüße
kate
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bigappel
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von bigappel »

Liebe Kate,

ich wünsche Dir für die Therapie alles erdenklich Gute, viel Kraft und denke ganz oft an Dich.

Wir sind hier nicht so wichtig momentan;
ich freue mich, wenn Du Dich bei Gelegenheit irgendwann nochmals meldest; aber ansonsten:
geh Deinen Weg.........uns findest Du bei Bedarf eh hier .

Herzlichst
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Nic9
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Liebe Kate,

schön, dass du dich immer mal wieder meldest!
Ich denke viel an dich.

Es ist gut zu hören, dass du einen Platz gefunden hast und ich drücke dir so sehr die Daumen und wünsche dir von Herzen Kraft für deinen Weg.

Ich finde es unglaublich stark von dir, dass du dich der Borderline-Symptomatik stellen wirst.

Gaaaanz liebe Grüße

Nic
Kathryn
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Kathryn »

danke ihr lieben,

zuspruch kann ich momentan gut brauchen...so stark wie ich klinge bin ich nämlich bei weitem nicht...
seit gestern geht es mir nicht gut,mich plagen die üblichen zweifel...komme mir vor wie eine belastung für mein umfeld, habe das gefühl, alles dreht sich um mich, was ich überhaupt nicht will, aber auch nicht ändern kann...

trotzdem will ich jetzt nicht aufhören zu kämpfen...bin schon so weit gekommen-aber die selbstzweifel machen es mir momentan ganz schön schwer...

finde es aber wunderschön, wie ihr für uns da seid!das muss mal gesagt werden...finde ich!!!

liebe grüße
eure kate
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Nic9
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Liebe Kate,

diese Kraft sich dem zu stellen, hätte bei weitem nicht jeder. Ich finde es bewundernswert.

Und weißt du was? DANKE, dass du als Betroffene für uns da bist!!!

Fühl dich gedrückt.
Lilie1981
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Lilie1981 »

Hallo Nic9,
Habe mir gerade deine Geschichte durchgelesen und auch Deine letzten Posts!Habe meinen Depressiven Freund im Februar kennegelernt (siehe meine Geschichte: Ich liebe einen Depressiven Mann). Ich kann deine emotionale Lage sehr sehr gut nachempfinden, es ist ein echte Achterbahnfahrt... Bei mir ist das ebenso.
Mal sage ich mir :"Mach Dein Ding, lebe dein Leben, du weisst er mag dich und kann sich aber nicht melden"!

Das läuft dann eine Weile gut, bis man wieder an dem Punkt ist wo es unerträglich ist! Ich vermisse ihn einfach so und denke daran wie schön es ist wenn wir zusammen sind und obwohl ich weiss das es die Krankheit ist, will das manchmal nicht in meinen Kopf warum er grade MICH nicht sehen will und sich auch nicht meldet! Ich habe schon mindestens 5mal rum gezickt und ihm gesagt wenn er nicht will dann soll er es sagen, dann weiss ich wenigstens bescheid! Komisch, das er jedes mal auf SOWAS aber reagiert und mir dann immer sagt das er mich mag und das er aber nicht kann! Letzte Woche schrieb er ( auf ne etwas wütende nachricht von mir), das es nicht seine Absicht ist mir weh zu tun und ich solle nicht warten auf ihn,das verlangt er nicht von mir! Wenn er soweit ist, und ich habe jemanden anderen in der Zeit, dann hat er halt Pech gehabt! Ich würde ihn nicht verstehen, keiner versteht ihn...

Daraufhin habe ich einen ganz langen Text verfasst, ihm mein Verständniss somit gezeigt und alles rein geschrieben was ich los werden wollte und was man auch in dieser Phase sagen "sollte". Ich war stolz auf mich und ich weiss leider nicht wie er es aufgefasst hat. Werde mich nun von selber auch nicht mehr melden, ich kann das nicht ständig tun, ich möchte das ER entscheidet wann er mich sehen möchte!

Es fällt mir so schwer, wir sind im gleichem Netzwerk im Internet und wenn ich sehe das er Online ist, bin ich nur am warten! Nur leider kopmmt so selten was...

Wie ist es bei Dir, ist es dein richtiger fester Freund oder als was siehst Du euch?

Das ist nämlich bei mir auch so ne Sache, ich kann mich nicht seine Freundin nennen weil er diesen Schritt einfach nicht tun kann!

Weiss nicht wie das weiter gehen soll mit uns, habe eben Angst das GAR nichts mehr kommt und das wars dann! Und diese Angst lässt mich immer Sachen machen die ich dann bereue! Heute rede ich so, und morgen schreib ich ihm dann doch!

Gehts Dir oder anderen auch so?
Sei lieb gegrüsst
Nic9
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Liebe Lilie,

habe mir gerade deine Geschichte durchgelesen.

Das alles, was du da schreibst, kommt mir sehr bekannt vor und ich kann auch sehr gut mit dir fühlen...

Also, ich sehe uns nicht als Paar. Das muss ich ganz realistisch so sagen, denn genau das was du schreibst, trifft auch bei uns zu. Er kann diesen Schritt nicht tun.
Ich sage immer "Ich bin sowas wie ein Single!"
Aber eigentlich ist das momentan für mich auch nicht wichtig. Es ist mir egal, ob ich sagen kann, dass ich einen Freund habe oder nicht... Mir ist wichtig richtig mit ihm, der Krankheit, den damit verbundenen Situationen und mit mir selbst umzugehen.

Diese Momente, die du beschreibst, in denen du Dinge tust, die du lieber nicht tun solltest, kenne ich auch.
Aber wie mir hier auch Angehörige gesagt haben, sind das unsere Gefühle, die wir oft und lange unterdrücken, die kommen manchmal hoch und dann müssen sie raus.
Am Anfang ist mir das oft passiert, weil ich nicht genug informiert war... mittlerweile passe ich da mehr auf und es kommt fast nicht mehr vor.
Wenn mir was auf der Seele brennt, schreib ich es hierhin oder schreibe einen Brief oder eine Mail, die ich dann aber erstmal nicht abschicke. Das hilft mir sehr gut... und ich weiß, dass ich ihn, wenn es ihm sowieso schlecht geht, nicht mit meinem Gefühlschaos überschütte.

Vor einigen Monaten habe ich ihm auch einen Brief mit all meinen Gefühlen geschickt. Ich denke bis heute, dass er es in der Situation nicht annehmen konnte. Habe dann auch ewig lange gewartet und ihn erst nach vielen Wochen wieder angeschrieben... und dann hat er auch geantwortet und seitdem sind wir wieder in Kontakt.
In schlechten Phasen können Depressive mit Gefühlsduseleihen nichts anfangen, im Gegenteil, es treibt sie noch weiter weg von dir. Das ist leider so und damit muss man wirklich erstmal lernen umzugehen.

Oft ist es so, dass sich bei mir richtig was anstaut... weiß dann gar nicht wohin mit den ganzen Gefühlen... Sehnsucht, Zweifel etc., aber ich habe gelernt, dass er in dem Fall genau die falsche Adresse ist.

Das ganze ist so wirr... andersrum denken ist angesagt...

Drücke dich.

Nic
Lilie1981
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Lilie1981 »

Hallo Nic,
es tut gut sich auszutauschen mit jemanden der in einer ähnlichen Situation ist!Mit dem "zusammen sein", ist es bei mir halt noch ein zwiespalt... ich frage mich hin und wieder:" Oder will er mich bloss nicht"? Weiss nicht woher das kommt, vielleicht weil er meist nur "Geschichten" hatte mit Frauen, die nicht mehr waren als ne Affaire (die letzten 5jahre) und weil er vor mir ne Frau hatte, wo er verliebt war und die ganz oft bei ihm war..wo er mir aber sagte er habe sich total verstellt bei ihr und ihr auch nichts von der Depression gesagt hat. Sie hat sich dann entfernt von ihm, evtl weil sie doch merkte da stimmt was nicht..das hat ihn schwer getroffen...naja und dann kam ich! Wo wir beide eigentlich immer wussten das da was ist zwischen uns weil wir uns halt lange schon vom sehen und plaudern her kennen !Nun sitz ich manchmal da und frage mich, warum lässt er mich so sitzen und sie hat er oft gesehen?

Ich glaube er weiss das er mir nichts vormachen kann und sich verstellen kann...eben weil ich ihm viel bedeute. Sicher sein kann ich da nicht. Ich bin auch manchmal zu Kopflastig. Warum denke ich an diese Frau!? Das ist doch längst vorbei und ich sollte mir nicht noch darum den kopf zerbrechen ob er mich genauso mag wie er sie gemocht hat oder vielleicht sogar mehr! Diese ganze Sache ist alles andere als einfach, aber ich liebe ihn und ich fühle mich ihm tief verbunden! Das ist, denke ich durch die krankheit noch extremer als wenn alles normal wäre! Manchmal glaube ich das gerade diese Menschen besondere Menschen sind die unser Herz berühren wie kein anderer zuvor! und es ist mir ganz egal ob andere Leute, die nichts über Depressionen wissen, das verstehen können!

Er hat sich heute gemeldet! Hab mich sehr gefreut!

Ich drück Dich zurück
Schön das man hier verstanden wird und nicht allein ist!
LG
Nic9
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Hallo Lilie,

dieses Kopfzerbrechen kenne ich, aber es bringt gar nichts, es quält dich nur - du quälst dich nur damit.

Ich habe für mich entschlossen, solche Gedanken an die Seite zu schieben und ihm stattdessen zu vertrauen. Klar ist das nicht immer einfach und natürlich frage ich mich manchmal, ob es doch an mir liegt.
Aber ich glaube es einfach nicht, weil dieses Verhalten ja total typisch für Depressive ist - also das Abwenden von denen, die ihnen am meisten bedeuten.

Es freut mich sehr, dass er sich bei dir gemeldet hat. Daran siehst du doch, dass du ihm wichtig bist.

Ich kann dir nur raten, reiß ihm nicht gleich den Arm ab, wenn der dir den kleinen Finger reicht, sondern reiche den kleinen Finger zurück... ganz langsam auf ihn zu gehn...
Irgendjemand hier hat mal gesagt, es fühle sich an, als würde man auf ein scheues Reh zu gehn.

LG

Nic
Kathryn
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Kathryn »

hallo ihr lieben,

will mich auch mal kurz zurückmelden. hab eure geschichten aufmerksam verfolgt und vieles steht ja auch schon in meinen vorherigen texten.

für uns ist es ganz schwer mit leuten umzugehen, die uns wirklich etwas bedeuten. und lilie-das er dir von anfang an gesagt hat was mit ihm los ist ist ein großer vertrauensbeweis! ich selbst habe, als ich mich entschlossen hatte offen mit der krankheit umzugehen (weil ich irgendwann ganz einfach keine kraft mehr hatte, jedes mal zu überspielen das es mir so schlecht ging)leider häufiger die erfahrung machen müssen, das leute einfach nen rückzieher gemacht haben. eine erklärung dafür hab ich nicht, vielleicht klischees, vielleicht angst oder keine lust mit soetwas konfrontiert zu werden. am anfang tat es mir weh, mittlerweile sag ich mir aber, shit, was solls. wer damit nicht umgehen kann da bricht der kontakt halt ab. zum glück habe ich noch viele freunde, allen voran mein mann, die hinter mir stehen und mich auch auffangen, wenn es mir nicht gut geht.

aber ich schweife vom thema ab. wenn er ehrlich ist, denke ich bedeutest du ihm viel, denn so eine eröffnung ist nicht leicht und risikobehaftet.auch neigen wir gelegentlich dazu uns von problemen regelrecht abzuschotten, weil wir nur einen bruchteil an negativem ertragen in diesen phasen und alles was unser ohnehin schon ziemlich marodes kartenhaus zum einsturz bringen könnte wird abgeschottet. wenn dann aber ein problem so vehement an uns herangetragen wird, sehen wir uns gezwungen zu reagieren um wenigstens äußerlich die ordnung wieder herzustellen, während in unserem inneren einfach nur chaos herrscht.

das wir es euch damit nicht leicht machen, weiss ich, aber wir sind wie das berühmte volle fass, wo nur noch der letzte tropfen fehlt der das ganze zum überlaufen bringt. dem halten wir in unserem desolaten zustand allerdings nicht stand, deshalb versuchen wir den tropfen aufzufangen um uns selbst zu schützen. wir wollen euch damit nicht weh tun, wir können wirklich nicht anders.

allerdings können wir uns helfen lassen, durch therapie etc. ich selbst weiss wie schwer der erste schritt ist und wie unheimlich kräfteraubend und schmerzhaft eine therapie sein kann. eigentlich schwankt man ständig zwischen abbruch und weiterkämpfen, aber manchmal glaubt man, die kraft zum weitermachen nicht mehr zu haben. ich habe bis jetzt weitergemacht, obwohl ich in jeder sitzung aufs neue an meine grenzen stosse und sogar darüber hinausgehe. bin danach psychisch und physisch am ende. aber ich merk, das es mich vorwärts bringt und das ist der grund weiterzumachen.

lieben gruß
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Nic9
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Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Liebe Kate,

danke, wiedermal für deine super guten Erklärungen, du bringst mich immer wieder dazu Hoffnung zu schöpfen.

Es tut mir leid, dass du so leidest und so schwer zu kämpfen hast.
Weiß gar nicht was ich sagen soll...

Ich wünsche dir vom ganzen Herzen immer wieder Kraft für deinen Kampf.

Ganz liebe Grüße

Nic
Kathryn
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Kathryn »

lieber nic,

vielen dank für deine zeilen. hab wohl gestern viel über mich geschrieben, aber eher deshalb, um den kampf zu verdeutlichen, den jeder von uns führt. und das es wirklich einfach ein: "nicht können" gibt, im gegensatz zu "nicht wollen". und das wir halt manchmal wollen, aber nicht können und uns irgendwo dazwischen zerreissen. dann wird uns unsere ohnmacht gegenüber der krankheit erst so richtig bewusst.

auch ich dachte sehr lange zeit, ich wäre der krankheit auf gedeih und verderben ausgeliefert-und es gibt auch heute noch phasen in denen ich dieses gefühl habe, aber ausserhalb der extrem schlechten phasen fange ich an, mich zu wehren. ich warte jetzt nicht mehr ab, bis mich die nächste depression überrollt, sondern ich will mein leben wieder haben. ich weiß das es nie wieder so werden wird, wie es mal war, aber ich hoffe, das ich mit der zeit lerne, mit meiner krankheit umzugehen und jeder therapiefortschritt bringt mich meinem ziel näher.

er ist ja auch in therapie, wenn ich das richtig in erinnerung hab...stellst du ihm manchmal fragen über die therapie?oder über fortschritte, rückschläge etc. weiss ja nicht, in wie weit er sich da öffnen will und kann. aber manchmal ist es sehr schön, einen therapieerfolg zu teilen. aber kenne mich selbst: wenn ich völlig erschlagen aus der therapie komme, will ich meistens erstmal niemanden sehen und hören. bin dann noch introvertierter als sonst, aber wenn ich mich etwas erholt habe, dann teile ich meine erkenntnisse mit meinem mann.nicht immer und nicht alle, mit einigen dingen muss ich erst selbst klar kommen-aber der austausch bringt uns auch eine gewisse nähe.

wünsche dir ganzviel mut und kraft für alles und das er es irgendwann schafft, sich aus seinem inneren gefängnis zu befreien und es eine zukunft für euch gibt!

liebe grüße
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Nic9
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Registriert: 27. Okt 2011, 14:07

Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Hi Kate,

ja, er ist auch in Therapie.

Er geht alle 2 Wochen zu seinem Psychologen und er sagt, dass er gerade dabei ist seine Trennung zu verarbeiten, damit er die damit verbundenen Schuldgefühle loswerden kann.
Vorher war er schon 3 Monate in stationärer Therapie und dann 2,5 Monate in ambulanter.

Ich denke, dass er noch mit einem Fuß in seinem alten Leben hängt. Er will sich da raus ziehen, schafft es aber nicht.

Natürlich versuche ich mit ihm über die Therapie zu sprechen, und dann redet er auch mit mir drüber. Wenn er von Fortschritten erzählt, freue ich mich immer riesig.

Allerdings weiß ich momentan nicht, wie ich überhaupt an ihn rankomme... weiß noch nicht mal, wann er diese Therapien hat und ich möchte nicht einfach aus blauem Dunst heraus danach fragen.

Habe mir jetzt fest vorgenommen, ihn vor und zwischen den Feiertagen in Ruhe zu lassen. Natürlich lasse ich immer wieder von mir hören und ich hoffe, er auch von sich, nur werde ich nicht mehr nach Treffen etc. fragen.

Ich denke, dass ihn die kommenden Tage sehr belasten werden und ich möchte mich nicht auch noch dazwischen quetschen.

Tja, das ist gerade alles mehr als schwierig...

Und du Kate? Gehst du an Weihnachten nach Hause?
Ach und bitte erzähle ruhig von dir, wenn du magst. Zwar kann es passieren, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll... aber vielleicht tut dir das schreiben gut und ich lese gerne von dir.

Danke, dass du da bist!

Liebe Grüße

Nic
Kathryn
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Kathryn »

hallo nic,

ja hab tagesausgang zu weihnachten und auch silvester. weihnachten wird hart denke ich. weil ich etwas weiss, das unsere familie auf die eine oder andere weise zerstören wird, was nächstes jahr aber unbedingt auf den tisch muss...fragt sich nur wann und wie...

die langzeit wird auch hart...gibt ne menge strenger regeln und nach 2 verstössen fliegst du. und die therapien werden noch härter werden als hier in der uni.aber irgendwie muss ich da durch. leider kriegt man eine persönlichkeitsstörung nicht los...man kann nur lernen mit ihr umzugehen und es wird immer wieder rückschläge geben. ein freund von mir hat auch dort ne langzeit gemacht und hatte jetzt nen tiefen rückfall...da fragt man sich dann warum man die qualen überhaupt auf sich genommen hat...

sorry bin momentan sehr deprimiert und demotiviert-hatte sehr viel (wenn nicht alle!)hoffnungen in die langzeit gesetzt und höre nun, das es dennoch niemals endet...frag mich ob es die richtige entscheidung war, aber jetzt ist es zu spät...und ich werds jetzt durchziehen!und hoffen das mich die thera soweit stabilisiert das ich nie wieder ganz unten lande...aber man weiss es nie

wollte eigentlich alles hinter mir lassen, die ganze symptomatik, doch so funktioniert das offensichtlich nicht...ich würde mir so wünschen das sich gerade das zwischenmenschliche stabilisiert. dieses emotionale chaos, welches unsere ehe so furchtbar kompliziert macht, weil es ein derartiges hoch und runter ist, das ich nicht mehr weiss was richtig und falsch,was gut und böse ist.hatte gehofft etwas klarheit in das durcheinander zu bekommen...aber viel hoffnung konnten sie mir da nicht geben...

naja will dir jetzt hier nicht die ohren volljammern, bringt eh nix... ich muss sehen was ich erreichen kann und wenn ich dabei weiterhin über meine grenzen gehen muss!

lieben gruß
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
julcas
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Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Meine Geschichte

Beitrag von julcas »

Hallo Kate,

ich wünsche dir von Herzen das du ganz, ganz viel erreichen kannst. Ich kann mir wahrscheinlich nicht annähernd vorstellen wie hart dein Kampf ist, ich kann dir wirklich nur alle guten Wünsche mitgeben das die Langzeit dir den maximalen Erfolg bringt.

lg julcas
Nic9
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Registriert: 27. Okt 2011, 14:07

Meine Geschichte

Beitrag von Nic9 »

Liebe Kate,

du kämpfst so hart und deshalb hast du es mehr als verdient, dass es dir besser geht.

Kann mir wirklich kaum vorstellen, wie es in dir aussieht und es tut mir unendlich leid, dass das dein Kampf so schwerlich vorran geht.

Glaube dir, dass es dich runterzieht, dass es deinen Bekannten erneut erwischt hat.
Es gibt wahrscheinlich immer wieder die unterschiedlichsten Niederschläge.

Liebe Kate, vielleicht kannst du versuchen dich nicht beirren zu lassen, von der Geschichte eines anderen.
Du bist du und es gibt die Hoffnung, dass es bei dir viel positiver verläuft.

Ich wünsche dir und deiner Familie, dass du den richtigen Weg gewählt hast und du bald aufatmen kannst.

Wenn du etwas loswerden magst, ich bin da.

Gaaaaaanz liebe Grüße

Nic
Lilie1981
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Registriert: 12. Dez 2011, 22:15

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Lilie1981 »

Vielen lieben Dank für eure Antworten! Gerade Dir, Kate danke ich, das Du trotz deiner Krankheit die passenden Worte findest und auch uns damit hilfst! Davor ziehe ich ehrlich meinen Hut und ich wünsche Dir das allerbeste!

Nic, und wir beide sitzen im (fast) selben Boot! Momentan gehts mir gut, ich mache mein Ding und denke auch nicht so viel nach! Werde ihm an Heilig Abend mal schreiben und ihm ein schönes Weihnachten wünschen! Habe nun laaaangsam kapiert das die Sache sich nach seinem Zeitfenster richtet, und nicht nach meinem! Warum wir Menschen es allgemein immer so eilig haben mit vielen Dingen!?!

Er nimmt zwar seine AD wieder, lehnt aber eine Therapie ab, was es für uns noch schwerer macht! Ich denke er sieht das nach wie vor nicht als Krankheit an sondern meint er hat einen an der Waffel! Ich hab im Sommer schon geredet wie ein Buch...aber er will sich nicht Helfen lassen! Was die Sache mit uns echt unmöglich macht! Ich stehe trotzdem zu ihm und werde (im richtigem Moment)nochmal mit ihm darüber reden!

Er meint halt er hat das schon immer und weiss genau das das nicht weg geht! Ich denke aber wenn es eine möglichkeit gibt das etwas angenehmer zu machen, auf längere Dauer hinweg, kann das doch nicht schaden! Das muss er irgendwann begreifen! Weiss nicht was ich noch tun kann um ihn dazu zu bewegen!

Seid lieb gegrüsst
Eure Lilie
Kathryn
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Kathryn »

Danke ihr lieben,

für asll eure lieben wünsche und guten worte! das baut mich sehr auf und das brauch ich im moment mehr als alles andere!

ich wünsche euch frohe weihnachten und hoffe, das alles zu eurer zufriedenheit läuft.

denk an euch alle!
kate
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