distanzierte Nähe

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MSS
Beiträge: 86
Registriert: 9. Apr 2011, 12:40

distanzierte Nähe

Beitrag von MSS »

Hallo ihr Lieben,

gerade heute beschäftigt mich die Frage wieder sehr, warum ein Betroffener in einer depressiven Phase mehr Nähe zu Freunden, Bekannten oder sogar Fremden aufbauen bzw. ertragen kann, als zu seinem Partner. In gewissen Weise verstehe ich es schon. Der Betroffene hat Schuldgefühle gegenüber seinem Partner, weil er die Liebe nicht erwidern kann. Er kann keine Nähe ertragen und es ist fr ihn wahrscheinlich einfacher in der Nähe von jemand zu sein, der ihm nicht so Nahe steht, weil er ihm gegenüber keine Schuldgefühle hat. Bei Fremden muss er dann doch aber auch eine "Maske" aufsetzten und das kostet doch auch Kraft. Mir ist es auch etwas rätselhaft, warum sie in diesen depressiven Phasen mit anderen Menschen ganz normal reden und manchmal sogar Lachen können, aber zu uns, ihren Partnern, die Distanz brauchen. Ich verstehe schon sehr vieles, aber manches ist auch für mich schwer nachvollziehbar. Könnte es mir vielleicht jemand von euch erklären, damit ich es besser verstehe??

Liebe Grüße eure MSS
so-calm
Beiträge: 77
Registriert: 31. Aug 2011, 09:37

Re: distanzierte Nähe

Beitrag von so-calm »

Hallo MSS!

Ich denke, der Erwartungsdruck im Freundes- und Bekanntenkreis ist nicht so hoch wie in einer Liebesbeziehung. Zudem ist die Erwartungshaltung auch eine ganz andere. Ein entscheidender Teilaspekt dürfte dabei wohl unser Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Zuwendung sein.

Liebe Grüße und einen schönen vierten Advent

so-calm
ratfragender
Beiträge: 71
Registriert: 8. Aug 2011, 10:11

Re: distanzierte Nähe

Beitrag von ratfragender »

Hallo Miss Sunshine!

ich schließe mich da der Antwort von so-calm an. Mich hatte diese Frage vor kurzem auch sehr stark beschäftigt. Ich hatte dann das Glück eine Betroffene hier im Forum fragen zu können. (meine Partnerin war nicht zugänglich, da es ihr gerade schlecht ging) Ich hatte aber dann auch die Gelegenheit mit meiner Partnerin darüber zu sprechen und sie hat da etwas sehr gutes zu mir gesagt: "bitte hör auf damit das verstehen zu wollen - du kannst es nicht verstehen". Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass Depression überhaupt nichts mit Logik zu tun hat. Als Mensch versucht man Dinge immer zu verstehen da ein Verständnis des Gesamtbildes nicht mehr so viel Angst macht. Unbekanntes macht einem Angst. Außerdem wiegt man sich dann in trügerischer Sicherheit der Kontrolle. So abstrus es es sich anhören mag: die Tatsache, dass Du die erste Person bist die auf die Seite geschoben wird bedeutet, dass Du dem Depressiven am nähsten stehst.
Ich habe mich auch schon stellenweise gefragt ob es mir nicht lieber wäre dem Depressiven nicht ganz so nahe zu stehen weil ich dann nicht komplett ausgegrenzt werden würde. Ich bin für mich zu dem Schluß gekommen, dass ich das so hinnehme wie es ist, weil ich es schlicht und ergreifend nicht ändern kann. Also den "Notausstieg" gibt es sicherlich immer - der ist aber für mich persönlich keine Option.
Ich versuche mir vor Augen zu halten, dass eine der wichtigsten Komponenten einer Beziehung "Respekt" sein sollte. Dabei möchte ich den Wunsch nach "Abstand" respektieren und ich erkläre Dir auch gerne wieso: ich habe schon mehrmals herausgefunden was es mit meiner Partnerin macht wenn dieser für sie soch wichtige Abstand nicht eingehalten wird: es macht sie fertig! Es treibt sie nur stärker in die Depression und es geht ihr richtig schlecht. Diese Erkenntnis hatte mich persönlich ziemlich erschüttert. Man möchte ja als liebender Mensch dem geliebten kein Unheil zufügen. Mag sein, dass unter logischen und "normalen" Gesichtspunkten nichts verkehrtes daran ist sich zu sehen oder zu hören - aber es sind nunmal keine logischen und normalen Umstände. Fakt ist: meine Partnerin geht es schlecht wenn sie in einer schlechten Phase keinen Abstand zu mir hat. Ich will nicht, dass es ihr schlecht geht und versuche daher so gut es geht ihren Wunsch nach Abstand zu respektieren. Phasenweise macht mich das Wütend und es kommen Ängste in mir hoch. Eine weitere Erkenntnis hatte mein von mir gestartetes Thema "Ich hasse Depression" gebracht: meine Partnerin und ich haben die gleichen Ängste und den gleichen Hass. Ich bin da vor allem äußert dankbar über die Äußerungen der Betroffenen!
Dein Partner liebt Dich und es geht im in schlechten Phasen sehr schlecht wenn Du ihm den Abstand nicht gibst den er braucht. Gewähre im bitte den Wunsch nach Abstand. Er liebt Dich! Er kann es Dir leider nicht zeigen wenn es ihm schlecht geht. Das hat überhaupt nichts mit Dir zu tun!

Herzliche Grüße
ratfragender
Nic9
Beiträge: 150
Registriert: 27. Okt 2011, 14:07

distanzierte Nähe

Beitrag von Nic9 »

Hallo Miss Sunshine,

Ratfragender hat dir die Frage so beantwortet, wie ich es auch getan hätte.

Wollte dir eigentlich nur sagen, dass du den Beitrag der Betroffenen Kate (den Ratfragender oben erwähnt), in dem sie genau diese Frage beantwortet, in meinem Threat "Was meint ihr?" findest.

Ihre Erklärung hat auch mir sehr viel gebracht.

Viele liebe Grüße

Nic
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