Was tun wenn die Wiedereingliederung nicht funktioniert.

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pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Was tun wenn die Wiedereingliederung nicht funktioniert.

Beitrag von pero »

Hallo,
ich bin gerade am überlegen wie bzw. wann ich erkenne das eine berufliche Wiedereingliederung nicht funktioniert.

Ja, schon klar, das kann nur ich selbst beurteilen, aber wenn ich nach 6 Wochen feststelle das selbst eine 50% Stelle mich überfordert frage ich mich eben doch ob es noch Sinn macht es weiter zu versuchen.
Dabei werde ich von meinem Arbeitgeber und den Kollegen sehr unterstützt, nur habe ich heute erfahren das ich noch weit von meinen alten Leistungen entfernt bin und das sie mich entsprechend schonen. Ich selbst bin aber schon am Rande meiner Möglichkeiten.

Mir ist schon klar das es Zeit braucht, aber wie lange macht es Sinn es zu versuchen? Wann gesteht man sich ein das es nichts wird? Und was mache ich wenn es nicht funktioniert?
Hat hier schon jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich bin im Moment etwas ratlos und unsicher.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
FSKF
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Registriert: 14. Feb 2011, 15:16

Re: Was tun wenn die Wiedereingliederung nicht funktioniert.

Beitrag von FSKF »

Hallo Pero,

hast du denn die Widereingliederung
gleich mit einer halben Stelle begonnen? Das hört sich bei mir nach einem riesigen Schritt an, quasi gleich von null auf 50.

Vielleicht gibt es Alternativen zu den Möglichkeiten ganz aufzuhören oder so weiter zu machen, beispielsweise 3 Wochen arbeiten, dann eine Pause oder erst einmal nur eine viertel Stelle.

Macht dir der Job überhaupt Freude?

Dein Gefühl, überfordert zu sein solltest du schon ernst nehmen - allerdings ist ja gerade ein Neuanfang besonders anstrengend.

Liebe Grüße
Abendstern
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Was tun wenn die Wiedereingliederung nicht funktioniert.

Beitrag von pero »

Hallo Abendstern,
ich bin schon ein paar Wochen dabei, habe das schon schrittweise gemacht. Angefangen mit 3 Tage a 4 Stunden und das dann schrittweise gesteigert. Gab dabei auch ein paar Rückschläge die Veränderungen erfordert haben.
War schon mal kurz davor abzubrechen, mein Therapeut hat mir aber geraten mein Umgang mit der Situation zu verändern, mich nicht einfach fallen zu lassen.

Ich habe auch meinen Umgang mit der Situation verbessert, es gelingt mit Distanz zu waren, nach der Arbeit abzuschalten. Zumindest besser als vorher. Da bin ich schon ein Stück zufrieden mit mir.

Aber mit der momentanen Leistung kann ich den Job nicht mehr erfüllen. Da es um Projektarbeit geht ist eine 25% Stelle kaum machbar, dafür ist die Firma zu klein.

>Macht dir der Job überhaupt Freude?
Ist schwer zu beantworten.
Auf der einen Seite ist das eine Arbeit in der ich 25 Jahre Erfahrung einbringe und meine Leistungen auch sehr geschätzt wurden, aber es ist nicht meine Lieblingsarbeit.
Aber ich habe eine gute Firma, gute Kollegen, gutes Gehalt. Das spricht schon dafür nicht einfach aufzugeben. Für das Geld was ich bei 50% bekomme müssen viel Leute 40 Std. und mehr arbeiten.
Daher war ein Plan zunächst mit 50% weiterzumachen und sich dann parallel dazu einen besseren Job zu suchen. Aber das bedingt das ich die 50% auch Leisten kann und das sieht im Moment nicht so aus.

Auf der anderen Seite ist das vielleicht auch eine Chance für eine berufsmässige Veränderung.

Und da stehe ich nun und frage mich was ich tun soll...
Das einzige was wirklich klar ist, ist das ich bei Überlastung sehr vorsichtig geworden bin.
Nur habe ich auch Angst die Notbremse zu ziehen...

lg
pero
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Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Was tun wenn die Wiedereingliederung nicht funktioniert.

Beitrag von Zarra »

Hallo pero,

aus der gefühlsmäßigen Erinnerung heraus würde ich schätzen, daß unsere Krankheitsentwicklungen und die Situationen eher unterschiedlich sind ... ... von daher vielleicht eher Fragen:

- Hast Du den Eindruck, daß es Dich von der Zeitdauer her überfordert, daß Du aber gut arbeiten könntest, wenn es zeitlich weniger wäre?
(Das war die Quintessenz bei mir, - die dann plötzlich nach einigen Wochen (und trotz anderer zusätzlicher Probleme) erstaunlich klar war. Allerdings bin ich im Prinzip schon aus der Reha-Klinik mit dieser Fragestellung in die stufenweise Wiedereingliederung. Wobei ich im Vorfeld nie (!) geschätzt hätte, daß ich bei einer Steigerung von 3 auf 5 Stunden am Tag (5x in der Woche) so deutlich einen Unterschied merke - ... ich hätte eher geschätzt, daß ich auch zwei (! ... naja, das ergäbe auch kein Arbeitsleben) Wochen à 8 Stunden schaffen würde und halt dann ...
Jetzt, nach Monaten mit nur 50 %: Da wir zudem Gleitzeit haben, kann ich die minimal geforderte Anwesenheit von 3 Stunden an schlechten Tagen eher noch halbwegs akzeptabel und mit Ergebnissen leisten - wenn mir 8 Stunden bevorgestanden hätten, hätte ich da sicher eher mal die Flügel gestreckt ... - Von daher bin ich auch froh, daß ich mich für die Variante des täglichen Arbeitens entschlossen habe. Bei den Überlegungen im Vorfeld hatten ein oder zwei ganz freie Tage auch etwas. - Und klar: Es ist ein ganz anderes Gefühl auch zur Arbeit selbst, wenn man nur halb arbeitet. Und das ist bei einer stufenweisen Wiedereingliederung ja auch ein bißchen so.)

- Oder hapert es bei der Konzentration?
(Da stelle ich bei mir wohl auch Einbußen fest, die ich mir so aber nicht eingestehen will. ... weil es ist ja auch nicht immer und zu aller Zeit und in jeder Hinsicht so ist. "Aber" ...)

- Oder wirft auch das Probleme auf, daß Du einfach so lange draußen warst (inzwischen fehlende Informationen, die Du Dir erst wieder erarbeiten mußt)?
(Ich weiß nicht, wie lange Du draußen warst. -- Doch selbst bei mir war/ist das als Problem da, wenn auch vielleicht mehr in meinen (Genauigkeits- und Selbstwert-)Kopf.)

- Fehlende innere Sicherheit aufgrund der Krankheit?

- Hast Du das Gefühl, daß Du noch eine längere Krankschreibung gebraucht hättest, brauchen könntest, und es dann eventuell besser ginge?
(Ich könnte mir zwar vorstellen, daß unsere Situation da unterschiedlich war, - ... doch mir hat die Krankschreibung über ca. 2 Monate (ohne Arbeit jeder Art), die dann wegen des Antrags auf die teilweise Erwerbsminderungsrente erfolgte und um die ich sonst nie gebeten hätte (und die mir ja auch komisch vorkam, weil ich ja teilweise hätte (irgendwie?) arbeiten können) sehr gut getan und war genau das Passende; allerdings war dann auch der Zeitpunkt gut, um wieder zumindest zu 50 % in die Pötte zu kommen.)

- Was belastet Dich denn am meisten bei/an der Arbeit?

- Oder geht es auch darum, daß Du (z.B. im Kollegenkreis) - im Positiven wie im Negativen - nicht mehr "derjenige" bist, der Du vor Monaten warst?

Mir hatte meine Hausärztin auch geraten, nicht zu schnell aufzugeben. Ich denke, es ist ein Zwiespalt: Einerseits ist es nach der langen Auszeit schwierig (doch Du hast es inzwischen ja auch schon einige Wochen versucht, durchgestanden) - meine Hausärztin hatte irgendwie den Spruch, daß es gar nicht anders sein könne. Andererseits sollte man gelernt haben, besser auf sich zu achten und z.B. Überforderung entgegenzuwirken. Das widerspricht sich ja schon ein bißchen, und es ist schwierig, die für einen richtige Balance der beiden Punkte zu finden.

Ich weiß nicht, ob von der Zeitdauer bei Dir noch eine längere Krankschreibung und dann später nochmals ein erneuter Wiedereingliederungsversuch möglich wäre. Auch die Frage, wie das bei Deinem ja kleineren Arbeitgeber ankäme. Und vor allem, ob Du Dich damit arrangieren könntest, einen "Sinn" darin sehen könntest.

Geben Deine Ärzte und Therapeuten irgendwelche "Prognosen" von sich?!? Meist können die ja auch nur aufgrund ihrer Erfahrungswerte raten und können es nicht sicher wissen.

(Für mich war/ist die halbe EM-Rente und 50 % Arbeiten für zwei Jahr ein guter Weg - u.a. auch (und mit hauptsächlich), weil mir der Anspruch auf die ganze Stelle erhalten bleibt - die Hoffnung stirbt zuletzt!)

Alles Gute!

Zarra

("Bin dann mal weg". 1 Woche Urlaub - ohne Notebook & Co.)
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Was tun wenn die Wiedereingliederung nicht funktioniert.

Beitrag von pero »

Hallo Zarra,
danke, das sind gute Fragen, darüber werde ich mal in Ruhe nachdenken.

Im Moment würde ich sagen das es sich um die Art der Arbeit oder die Erwartungen seitens des AG handelt.
Es geht um EDV Administration. Und dabei ist ein wesentlicher Teil das eine Aktionen darin bestehen einen Befehl an den Computer abzugeben und dann 2 Min oder auch mal 4 Stunden auf die Ausführung zu warten bis man den nächsten Schritt machen kann.
Die 2 Minuten sind kein Problem, aber wenn man 20 Minuten auf den Schirm starrt frisst das an den Nerven weil auf der anderen Seite jemand sitzt und wartet bis ich mit meiner Arbeit fertig bin. Gibt dabei also auch einen Zeitdruck.
Und man muss eben auch verflucht aufpassen. Ein falsches Zeichen im Befehl und man kann die ganzen Daten aus einem Backup zurückholen (was dann auch gerne mal 2 Tage dauern kann) und man kann wieder vor vorne anfangen.
Ist daher wahrscheinlich auch eine Frage von Passivität, Abhängigkeit und Machtlosigkeit.

Und da stelle ich mir eben auch die Frage soll ich jetzt wirklich soviel Energie aufbringen um wieder in einen sehr anstrengenden und stressigen Job zurückzukommen oder sollte ich diese Energie lieber dafür verwenden etwas zu suchen was mich erfüllt.
Eigentlich habe ich mir die Frage gerade selbst beantwortet.

Ich wünsche Euch einen schönen 3. Advent.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Was tun wenn die Wiedereingliederung nicht funktioniert.

Beitrag von Zarra »

Hallo pero,

ich wünsche Dir viel Glück für und mit Deiner Entscheidung, die Dir sicher nicht leichtgefallen ist!

... manchmal wird durch so etwas auch das Aktuelle leichter; ... doch das muß nicht so sein; wäre nur ein guter Wunsch mit auf den Weg.

Und so, wie ich Dich einschätze, wirst Du dennoch eher bedacht sein und trotzdem nichts überstürzen - was leider wohl den Krankheitstücken angemessen ist.

Paß auf Dich auf (!!) und alles Gute!

Zarra
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