Job wechseln?

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TraurigeBine
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Registriert: 10. Nov 2011, 10:36

Job wechseln?

Beitrag von TraurigeBine »

Hallo,

ich kämpfe seit ca. 2 Monaten mit Depressionen.
Auslöser ist, dass ich aufgrund einer Zwangserkrankung (zählen, zwanghaftes Grübeln) nicht "über den Tellerrand hinaus schauen kann", sondern nur die Aufgaben bewältigen kann, die man mir vorgibt. Selbst das Hirn einschalten schaffe ich kaum.
Führte dazu, dass die Leistung nachließ, mehr Fehler passierten. Das hat mich so heruntergezogen.
Meine Chefin hat viel Erfahrung mit Menschen und hat sofort gemerkt, dass mit mir was nicht stimmt.

Als ich ihr dann ehrlich sagte, was mit mir ist, hat sie erst mit Kündigung gedroht. Sie bezahlt mich ja für eine Leistung, die sie nicht bekommt.
Jetzt hatte ich vor 2 Wochen ein Gespräch mit einem Psychologen, habe ein paar "Erste-Hilfe-Tips" bekommen. Aber die eigentliche Therapie beginnt erst in 6 Monaten, überall ist Wartezeit

Momentan mache ich nur die einfachen Sachen. Bürokram wie Ablage, Daten einpflegen. Das sind auch die Sachen, die mir Spaß machen. Aber ich bin Vertriebsassistentin und soll auch für die Kunden da sein.
Wollte immer schon "nur" Büro machen, ist auf dem Land in meiner Branche aber nicht möglich.
Ich überlege schon, die Branche zu wechseln, habe Stellenangebote auf dem Tisch. Aber nicht den Mut. Mein Mann steht nicht hinter mir, sagt, ich solle nicht den leichten Weg gehen, der weniger Wiederstand macht.
Und meiner Chefin gegenüber wäre es seiner Meinung nach auch nicht fair, weil sie mich momentan unterstützt, mich entlastet. Es lastet gerade alles auf ihren Schultern, dabei sollte ich sie entlasten und nicht umgekehrt.

Zu Hause am Wochenende geht es mir gut, da muss ich nicht an die Arbeit denken, aber morgens davor ist mir schlecht, bin nervös. Vielleicht habe ich einfach nicht die richtige Stelle... Bin seit 8 Monaten hier, davor gabs 2 Jahre Mobbing.
Als ich zu Hause krank war (Erkältung", ging es mir psychisch super!
Privat bekomme ich auch alles auf die Reihe, habe alles im Griff, nur auf der Arbeit nicht. Was soll ich nur tun?
Ich weiß nicht, ob mir das Erste-Hilfe-Paket lange hilft. Medikamente habe ich keine bekommen.

Meine Abneigung geht soweit, dass ich mir morgens vor der Arbeit überlege, was ich tun kann, um nicht hinzumüssen (Unfall bauen, treppe runterfallen).
Meine Chefin hat gesagt, sobald ich mich krank schreiben lasse wegen meiner Depressionen, muss sie mir kündigen.
Pauline33
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Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Job wechseln?

Beitrag von Pauline33 »

"Und meiner Chefin gegenüber wäre es seiner Meinung nach auch nicht fair, weil sie mich momentan unterstützt, mich entlastet. Es lastet gerade alles auf ihren Schultern, dabei sollte ich sie entlasten und nicht umgekehrt."

und als Dank droht sie dir an, dich zu entlassen wenn du dich krankschreiben lässt ?

Hab bitte kein falsches Mitleid mit deiner Chefin und tu nur das, was für dich gut und richtig ist !!

Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg auf deinem Weg

LG
Pauline
TraurigeBine
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Re: Job wechseln?

Beitrag von TraurigeBine »

Die Frage ist, ob ein Wechsel die Probleme löst oder ob nach einem halben Jahr nicht wieder alles von vorne losgeht...
pero
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Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Job wechseln?

Beitrag von pero »

Das kannst Du nur selbst beantworten, aber ich glaube das es in der Tat sehr wahrscheinlich ist das nicht der Job sondern Dein Umgang mit den Anforderungen das Problem ist.

Ich hatte im Frühjahr einen Zusammenbruch und wollte nie wieder in diese Firma gehen, jetzt mache ich dort eine Wiedereingliederung.
Eben genau weil ich meine Probleme mitgenommen hätte. Jetzt versuche ich dort mit den Aufgaben anders umzugehen. Vielleicht nicht für immer, aber ich habe im Moment nicht die Kraft mir auch noch einen anderen Job zu suchen.
Ausserdem weiss ich jetzt was ich an der Firma habe. Ich werde geschätzt, habe ein gutes soziales Arbeitsklima und kann die Aufgaben die dort anfallen.
Ich glaube nicht das ich dauerhaft bleiben werde, aber ich gewinne so Zeit und Sicherheit.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Rosenkranz
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Re: Job wechseln?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Bine

Da du vorher schon einen Job hattest wo du 2 Jahre gemobbt wurdest, bin ich auch der Meinung, das du solltest die Probleme lösen und nicht die Flucht antreten und eine neue Arbeit suchen.

Was deine Chefin anbetrifft sollte man das von 2 Seiten betrachten, zu einem schreibst du hat sie Verständnis für dich und auch selber gemerkt, das es dir nicht gut geht, was natürlich für sie spricht, auch das sie dich momentan sehr unterstützt. Was die Kündigung anbetrifft denke ich, das sie dich damit nicht unter Druck setzten will, ich nehme eher an das ihr eine kleine Firma seit mit wenigen Mitarbeitern und sie sich das vielleicht wirtschaftlich nicht leisten kann oder sehe ich das falsch.

Ich weiß zwar selber, das es nicht immer ohne Krankenschein geht, da du aber ansonsten noch ganz gut klar kommst, ist es sicher auch noch nicht unbedingt nötig. Es ist aber eben sehr schade, das du solange auf die Therapie warten mußt, brauch zwar auch seine Zeit, wäre aber sicher für dich sehr hilfreich.

Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen
lg Rosalie
Zarra
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Re: Job wechseln?

Beitrag von Zarra »

Hallo TraurigeBine,

ist es wirklich so, daß Du zu Hause keine Probleme hast und mit allem klarkommst? ... von mir ausgehend, kann ich mir das nicht ganz vorstellen.

... es kann ja dennoch so sein. An was liegt es dann Deiner Meinung nach konkreter, daß es bei der Arbeit nicht so ist, welche Punkte liegen Dir im Magen, was stört oder belastet Dich?

Viele Grüße, Zarra
TraurigeBine
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Registriert: 10. Nov 2011, 10:36

Re: Job wechseln?

Beitrag von TraurigeBine »

Ja, zu Hause bekomme ich alles auf die Reihe. Zwar vergesse ich manches durch meine Zwangskrankheit, aber mein Mann unterstützt mich da sehr.

Auf der Arbeit belasten mich die Aufgaben und dass ich momentan nicht das leisten kann, wofür ich eingestellt bin.
Die Anforderungen der Chefin sind extrem hoch. Und sie erwartet auch, dass man weiterdenkt, über den Tellerrand hinaus (was fast überall erwartet wird), das kann ich aber aufgrund meiner Zwangskrankheit nicht. Kann nur die Aufgaben erledigen, die man mir hinlegt, kann weder rechts noch links schauen. Und dass ich die Chefin nicht zufriedenstellen kann, belastet mich sehr. Es nagt an mir, macht mich fertig. Ich nehme ihre schlechte Laune dann auch persönlich.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Job wechseln?

Beitrag von Zarra »

Hallo TraurigeBine,

ich habe zwar keine Ahnung, was sich durch Therapie bei Zwangsstrukturen ändern läßt und was nicht ..., doch für den momentanen Stand - ist das schon länger so, oder gab es in den letzten Jahren auch noch andere Phasen?!? - wirkt Deine eigene Einschätzung realistisch auf mich ..., und dann scheint es mir schon - für beide Seiten - zufriedenstellender zu sein, wenn wenn Du Dir mittelfristig eine passendere Stelle suchst. Was Du zu Dir selbst schreibst, wirkt realistischer auf mich als die Aussage Deines Mannes. Ich würde es übrigens ggf. auch nicht als den leichteren, sondern als den passenderen Weg sehen.

Es ist ja allerdings nicht so leicht, etwas Neues zu wagen, wenn es einem schlecht geht; und wenn man gerade ganz verquer ist, sollte man es sich sicher auch gut überlegen, was man tut; andererseits kann es auch einfach das Richtige und der sogar notwendige Schritt sein.

Alles Gute!

Zarra
99x4BE
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Re: Job wechseln?

Beitrag von 99x4BE »

Hallo TraurigeBine,

leider haben nicht wenige Menschen psychische Schmerzen wie Du, oder auch andere Probleme und Sorgen.
Vielleicht macht es Sinn für Dich in einer gewissen Dankbarkeit und damit Entspannung die Sachen zu sehen, wie sie sind.
Deine Chefin hat selbst Druck, weil Verantwortung. Sie hilft Dir aber. Das ist doch toll für den Moment. Sie entlastet Dich. Denke doch über eine neue Arbeit gezielt nach, wenn es soweit ist. Noch ist es nicht soweit. Atme durch, gehe hin und überlasse die Zukunft der Zukunft.
Dass Du nach langer Zeit Mobbing eine Stelle bekommen hast allein ist ein toller Erfolg um den man dich beneiden kann!!!
Dennoch: Ich verstehe deine Gedanken, Gefühle und Ängste sehr sehr gut.
Kannst Du sie überwinden?

Liebe Grüße Alfredo
TraurigeBine
Beiträge: 5
Registriert: 10. Nov 2011, 10:36

Re: Job wechseln?

Beitrag von TraurigeBine »

@Zarra
Leicht ist der Wechsel mit Sicherheit nicht. Aber einfacher für mich zu meistern als das bisherige auszuhalten.
Ich merke immer mehr, wie ich in Gegenwart von Kunden versage. Erst heute wieder. Kann nicht klar denken durch die Zwangsgedanken.

In der Therapie werde ich wohl Techniken erlernen und trainieren, die es mir leichter machen, das alles zu bewältigen.
Dennoch, auf Dauer werde ich hier nicht glücklich, die Anforderungen sind einfach zu hoch (ohne mich jetzt kleinmachen zu wollen). Ich bin ein introvertierter Typ, der nicht für den Vertrieb geeignet ist.,
Durchkämpfen halte ich nicht mehr lange durch, da die Ungeduld meiner Chefin mich fertig macht und das wiederrum führt wieder zur Niedergeschlagenheit.

"Die Zukunft einfach Zukunft sein lassen" kann ich nicht, ich versuche es jeden Tag, aber es wird schlimmer statt besser!
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