Fühle mich so abgeschnitten

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sonenschein1977
Beiträge: 26
Registriert: 28. Okt 2011, 19:14

Fühle mich so abgeschnitten

Beitrag von sonenschein1977 »

Hallo, bin neu hier. Am besten erzähle ich mal kurz. Mein Freund ( wir sind erst seid 10 Monaten zusammen) hat seit Juni dieses Jahres Depressionen. Angefangen hat es mit dem Tod seines Vaters. Wir kamen gerade aus dem Urlaub und haben ihn Tod in seiner Wohnung aufgefunden, danach ging alles ziemlich schnell. Mein Freund veränderte sich zusehends. Der aufgeschlossene und quirlige Mann wurde immer trauriger und verschlossener, suchte öfter Streit mit mir, ohne Grund. Er stellte unsere Beziehung mehrmals in Frage.Immerwieder hatte er gute Phasen, ich dachte zwischendurch echt das er nur wegen dem Tod so fertig war. Aber es wurde nicht besser. Irgendwann knickte er völlig ein. Nun haben wir sowas wie eine auszeit. er sagt er braucht Ruhe und muss sich erstmal um sich kümmern. Solange er sich so leer und elend fühlt kann er auch nichts geben und eine Beziehung führen. Zum Glück ist er in Behandlung und akzeptiert das er krank ist. Aber mir bleibt nichts anderes übrig als zu warten. Und das fühlt sich so verdammt ätzend an. Ich kann ihn nicht anrufen, er geht eh nicht ran, geschweige den ihn sehen. Ich wäre so gern für ihn da, aber er will und kann meine Hilfe und Nähe nicht annehmen.Heute hat er sich endlich nach fast 3 wochen gemeldet. Gut geht es ihm nicht und er will noch immer keinen Kontakt haben, nur für sich sein. Ich habe so das Gefühl ihn verloren zu haben. Was ist wenn es ihm besser geht und er dann sagt das er keine Beziehung mehr will??? Ich fühle mich so Hilflos. Einerseits will ich seinem Wunsch nach Ruhe und Zeit gern nachkommen, aber auf der anderen Seite möchte ich auch bei ihm sein. Jeder Tag fühlt sich wie ein Jahr an.Nun sind wir nicht so lange zusammen und ich habe Angst das unser Beziehungsfundament zu wackelig ist und dieser belastung nicht standhält. Wie soll ich mich bloß verhalten? Ich möchte ihm zeigen das ich für ihn da bin, aber andererseits nicht auf den Keks gehen. Hat jemand einen Ratschlag für mich?
Danke schon mal im vorraus
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: Fühle mich so abgeschnitten

Beitrag von Mareice »

Hallo Sonnenschein,

herzlich willkommen im Forum.

Ich würde Dir zunächst raten, Dich vielleicht noch mehr zu informieren, Dich etwas zu belesen, vielleicht auch hier im Forum den ein oder anderen Thread zu lesen, um (noch) ein bisschen besser zu verstehen, wie sich Dein Freund gerade (mutmaßlich) fühlt. Und wenn er gerade Ruhe möchte, versuch, ihm diese zu geben. Es ist gut, dass er in Therapie ist, es ist auch ein gutes Zeichen, dass er gerade Abstand von Dir möchte, denn das kann auch heißen, dass er Dich schonen und seine Situation erst einmal wieder in den Griff bekommen möchte. Lass ihm die Zeit, die er braucht, Du hast ihn nicht verloren, aber er braucht vermutlich seine ganze Kraft für das Aufarbeiten des Traumas, das ihm widerfahren ist. Auch wenn das Erlebte sehr tragisch ist und sicher für jeden wäre, so ist das "Gute" daran, dass es einen konkreten Auslöser gab, ein konkretes Trauma, das ein Therapeut auch gezielt angehen kann. Es gibt also Hoffnung, dass das gerade "nur" ein Berg ist, den er bzw. den Ihr überwinden müsst, an dessen Ende aber vielleicht wieder der Mensch steht, den Du kennengelernt hast.

Hab Vertrauen, Mut und Geduld und vergiss nicht, auf Dich selbst zu achten, denn Du kannst, wenn er dann Deine Hilfe braucht und wieder annimmt, nur für ihn da sein, wenn Du selbst stark genug bist.

Alles Gute
Mareice
sonenschein1977
Beiträge: 26
Registriert: 28. Okt 2011, 19:14

Re: Fühle mich so abgeschnitten

Beitrag von sonenschein1977 »

Hallo Mareice,

vielen Dank für Deine Aufbauenden Worte.
Ja, ich werde mich noch mehr mit dem Thema beschäftigen um ihn vielleicht etwas besser verstehen zu können.
Ich will ihm die Zeit und Ruhe geben die er anscheinend so dringend braucht, auch wenn es mir sehr schwer fällt.
Das richtige Maß an Kontakt meinerseits zu finden ist nicht einfach.
Einerseits möchte ich ihm signalisieren das ich für ihn da bin und zu ihm stehe und andererseits möchte ich ihn nicht nerven oder gar wegen meiner aufdringlichkeit weiter von mir wegdrängen.
Ich hoffe so sehr das es ihm bald beser geht und er wieder zu seiner alten Form zurückfindet.
Warscheinlich schützt er mich, er sagt selbst wie kann er eine Beziehung mit mir führen und mir liebe und zuneigung geben können wenn er selbst immoment nichts spürt und nicht für sich selbst sorgen kann.
Er hat ja recht, aber es ist trotzdem so verdammt schwer.
Aufgeben möchte ich ihn auf keinen Fall.
Bleibt mir erstmal nur abzuwarten und zu hoffen das er irgendwann wieder
Gefühle empfinden kann.
findikatze
Beiträge: 53
Registriert: 2. Nov 2011, 15:15

Re: Fühle mich so abgeschnitten

Beitrag von findikatze »

Hallo Sonnenschein,
ich kann genau nachempfinden, wie es Dir geht, ich bin in genau der gleichen Situation. Wir waren gerade 2 Monate zusammen als er sich komplett zurückzog. Ich hab sehr viel gelesen und bin selber Ärztin, aber auch bei mir hat es gedauert, zu akzeptieren,was da geschehen ist und wie es ihm geht. Es ist eine furchtbare Situation , zu warten ohne zu wissen , wie lange es dauert und ob es dann weiter geht, oder ob es vielleicht doch das Ende bedeutet. Ich weiß im Moment auch nicht, was eigentlich zu tun ist und ob abwarten das richtige ist. Wie lange geht das denn bei Euch schon.
Gesine
sonenschein1977
Beiträge: 26
Registriert: 28. Okt 2011, 19:14

Re: Fühle mich so abgeschnitten

Beitrag von sonenschein1977 »

Hallo Gesine,
seit ca. 4 Wochen haben wir fast keinen Kontakt.
Ich schicke ihm hin und wieder eine sms oder spreche auf den AB.Ich bekomme aber keine antwort darauf.
Seit dieser zeit haben wir nur 1 mal miteinander telefoniert.
Bei diesem Gespräch sagte er mir das ich das alles nicht persönlich nehmen darf nur das er mir zurzeit keine Beziehung mit Liebe und Normalität geben kann weil er ja selbst nicht für sich sorgen kann und das ihn alles anstrengt.
Er sagt er liebt mich, aber er weiß nicht ob er mich noch will wenn es ihm besser geht. Ich bin erst seit 10 Monaten mit ihm zusammen und wir wohnen ca 55 Kilometer voneinander entfernt.
Nach 5 Monaten begann das ganze so schleichend. Immer wieder bekamen wir streit oder er wollte die Zeit allein verbringen.
Vor 4 Wochen kam dann alles zusammen. Er nahm sein Antidepressiva nicht und für mich brach eine Welt zusammen.Er sagte dann das ihm alles zuviel ist er so emotionslos ist und am liebsten allein wäre. Ich hab dann von mir aus gefragt ob es ihm helfen könnte wenn wir erstmal auf Abstand gehen und er weniger Baustellen hätte und sich erstmal auf sich konzentrieren kann.
Man sah ihm die Erleichterung förmlich an. Ich bin dann gefahren, und er hat geweint und meinte er würde mich schon jetzt vermissen. Ich habe nicht geahnt was das gleichzeitig für eine Herausforderung für mich wird.
Das ich hier teilweise sitze und weine weil ich mich so fern von ihm fühle. Jeder sagt ich soll versuchen an mich zu denken und trotzdem mein leben zu geniessen.
Leichter gesagt als getan. Ständig gehen meine Gedanken zu ihm und ich frage mich ob, und wenn wann ich wieder was von ihm höre. Ich hab einfach Angst das unsere Beziehung zu kurz ist um ein festes Fundament zu haben und das es klar ist das er mich nicht verlassen wird.Ich denke ich habe ihn verloren. Aber ich liebe Ihn und will ihn nicht so einfach ghen lassen.
Mittlerweile habe ich viele Bücher gelesen, aber mich in ihn hineinzuversetzen, schaffe ich nicht. Ich kann es manchmal einfach nicht nicht persönlich nehmen.
Dieses Warten zermürbt einen. Und eine Garantie das er mich nach all dem noch will habe ich nicht.
Wie läuft das jetzt bei euch???? Wohnt ihr zusammen? Und meldet er sich bei Dir?
Liebe Grüße
Sabine
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Fühle mich so abgeschnitten

Beitrag von julcas »

Hallo Sonnenschein,

ich kann gut verstehen, wie du dich fühlst. Versuche bitte, das was dir dein Freund gesagt hat (das er dich liebt, das es nichts mit dir zu tun hat, das er dich vermißt)dir das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Er braucht Zeit und Geduld und du kannst nur abwarten. Ich weiß das ist ganz schwer, doch wenn du ihn zu sehr bedrängst, wendet er sich vielleicht noch mehr von dir ab. Hab Geduld (irrsinnig schwer) und begrenze deine Kontakte vorläufig auf sms.

die Dauer einer Beziehung muss doch nichts über die Intensität und Tiefe dieser Beziehung sagen. Dein Freund weiß das er dich liebt und das du ihn liebst. Er formuliert das er Zeit für sich braucht und das er selbst nicht weiß bzw. versteht was vorgeht.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld und ich weiß sehr gut das es auch für uns Angehörige gute und schlechte Tage gibt. Mir gelingt das mit der Geduld auch nicht immer. Auch mir tut es sehr gut hier im Forum zu schreiben. Es öffnet oft den Blick für andere Gedanken, es gibt Kraft und es tröstet.

pass gut auf dich auf.

LG julcas
Lena1410
Beiträge: 54
Registriert: 26. Okt 2011, 12:43

Re: Fühle mich so abgeschnitten

Beitrag von Lena1410 »

Hallo Sonnenschein,


ja auch ich kenne deine Sitution gut. Es ist wahnsinnig schwer sich nicht zu melden. Aber wie dir schon geraten wurde, das sollstest du tun, wenn er es so wünscht.
Ich weiss auch wie leicht es gesagt ist, sich abzulenken. Hast du jemanden zum reden? Das ist irrsinnig wichtig. Auch hier im Forum schrieben und sich austauschen kann ablenken. Und du lernst gleich noch etwas mehr über die Depression.

Er wird sich melden wenn er dich braucht, und dann für ihn da sein, das ist alles was du tun kannst. Es ist sehr gut, dass er in einer Therapie ist und er so schnell einen Platz gefunden hat.

Ich wünsche dir auch ganz ganz viel Kraft und Geduld.

Liebe Grüße
Lena
findikatze
Beiträge: 53
Registriert: 2. Nov 2011, 15:15

Re: Fühle mich so abgeschnitten

Beitrag von findikatze »

Liebe Sabine,
ich weiß ganz genau , wie es Dir geht. Auch ich bin nicht sicher, ob es weitergeht, ein wirkliches Fundament haben wir nicht, waren erst dabei uns kennenzulernen. Ich bin 44 und habe 4 Kinder und er wird 50 und hat 3 halberwachsene Kinder , sodass unsere Zeit miteinander schon von von Anfang an beschränkt war, dafür aber sehr intensiv und wir waren uns schnell einig, dass wir uns sozusagen fürs weitere gefunden hatten, umso schlimmer kam der plötzliche Bruch nach einem gemeinsamen WE.Wenn ich zurückblicke mit dem jetzigen Wissen über die Krankheit hat es schon recht schnell nach unserem Kennenlernen begonnen und ich frag mich oft, ob diese zusätzliche emotionale Belastung, mag sie auch positiv sein, zuviel für ihn war.
Aber Du hast recht, auch mir geht es so, dass ich garnicht weiß, was ich für mich Gutes tun soll, ich denke sowieso immer an ihn und will ihn nicht verlieren und hab natürlich auch Angst, dass mit der Zeit auch das, was wir bisher füreinander empfunden haben verschwindet.
Ich denke, verlieren kann ich nichts mehr, ich hab das Gefühl , ich hab ihn schon fast verloren und kann ihn nur ab und zu an mich erinnern, das solltest Du auch tun.
Liebe Grüsse Gesine
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