Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

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lt.cable
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Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von lt.cable »

Liebe Forenteilnehmer!

Ich weiß ja nicht, wie eure Erfahrungen mit Arbeitsagentur und Jobcenter aussehen, aber meine ohnehin niedrigen Erwartungen hinsichtlich einer wirklichen Hilfestellung zur möglichst raschen beruflichen Neuorientierung sind doch noch deutlich unterschritten worden. Bisher hatte ich ein Gespräch beim Vermittler, das auch einigermaßen ausführlich war, doch das Fazit war ungefähr dieses:

Super, Sie sind nicht unzurechnungsfähig, ungebildet, völlig verblödet oder komplett orientierungslos! Damit gehören Sie eigentlich gar nicht mehr zu der Zielgruppe, die wir als Behörde uns hier eigentlich vorstellen. Gut, Sie sind mit 30 nicht mehr taufrisch; das wird ein Problem werden. Genaueres zu Ihrer konkreten Situation kann ich Ihnen auch nicht sagen, denn davon habe ich ehrlich gesagt auch wenig Ahnung, aber das, was Sie mir da so an Vorstellungen für Ihre Zukunft erzählt haben, klingt doch ganz gut. Machen Sie einfach mal. Suchen Sie sich vielleicht noch mehr Berufe raus, die Ihnen gefallen könnten. Sie schaffen das schon! (Oder auch nicht. Ist mir auch ziemlich wurscht.) Die vorläufige EV der Alibi-Vermittlerin bei der Antragstellung (die während unseres Gesprächs geistig vollends abwesend gewesen sein muss, da sie wirklich nichts korrekt wiedergegeben hat) inklusive der pauschal vereinbarten Eigenbemühungen bleibt natürlich bestehen.
Ach, Sie sind nicht zufällig so depressiv, dass ich Sie vielleicht auf der Schiene aus unserer Statistik bekomme? Schade, wäre zu schön gewesen!
Dann gammeln Sie mal schön zu Hause vor sich hin! Tschö!

Momentan ist also die Situation: Kohle kommt pünktlich, ansonsten fühle ich mich praktisch jeden Tag überflüssig. Bewerbungen schreibe ich schon fleißig, wenngleich viele Optionen - bedingt durch die in der Regel sehr langen Auswahlverfahren - erst in über einem Jahr greifen werden. Sicher, rückblickend bin ich zu einem eher schlechten Zeitpunkt und ohne guten Vorlauf aus dem Studium ausgestiegen, doch noch ein Jahr Stillstand kann es doch nun auch nicht wirklich sein. Das halten Kopf und Körper so nämlich nicht mehr aus.

Mir ist klar, dass mir niemand die berufliche Neuorientierung, das Finden einer Ausbildungsstelle und die Neustrukturierung abnehmen kann und wird. Ich bin da selbst gefragt, das habe ich schon begriffen. Aktuell beschäftigen mich allerdings folgende Fragen:

1) Wie könnte ich mich, meine Persönlichkeit und mein Selbstwertgefühl wieder aufbauen? Der letzte Tiefschlag mit dem Eingestehen des Versagens im Studium war schon ein gewaltiger Schlag ins Kontor. Jeden Tag muss ich nun viel Kraft aufwenden, um mich zumindest okay zu finden.

2) Wie erkläre ich als Bewerber für mich vorteilhaft meine Krankheit und damit auch meine durch diese völlig aufgedunsene Studienzeit? Wie ehrlich soll ich, muss ich sein?

Ferner schwant mir schon, dass sicherlich Monate (hoffentlich nicht Jahre) der Erfolglosigkeit vor mir liegen. Von einer guten beruflichen Perspektive bin ich immerhin ins völlige Niemandsland abgestürzt. Sicherlich selbst gewählt (da freiwilliger Studienabbruch), aber sicherlich in dieser Trostlosigkeit nicht beabsichtigt. Da bin ich ohnehin mal gespannt, wie ich mit diesen Lebensperspektiven umgehe. Neuer Psychiater und Gesprächstherapie wären wohl schon mal eine gute Grundlage.

Es grüßt
lt.cable
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FarinaVakantie
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Re: Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von FarinaVakantie »

Hallo,

> 1) Wie könnte ich mich, meine Persönlichkeit und mein Selbstwertgefühl wieder aufbauen? ...... Jeden Tag muss ich nun viel Kraft aufwenden, um mich zumindest okay zu finden.

Ich denke, eine sinnvolle Aufgabe könnte da bestimmt weiterhelfen. Z.B. bei einer Agentur für Ehrenamtler nachfragen. Ich weiß ja nicht, wo Deine Neigungen so liegen, aber die suchen ja in vielen Bereichen Hilfe: Hausaufgabenbetreuung, Patendienste für Kinder oder Senioren, Vorlesedienst im Krankenhaus/Altenheim, Musiker für Tanztees in Einrichtungen, Helfer im Tierheim, etc.

Oder auch - wenn Dir das liegt - Hundesitter. Es gibt eine Menge Berufstätiger, die froh sind, wenn sie jemanden haben, der sich tagsüber um ihr Tier kümmert.


Ich weiß, das ersetzt keine Arbeitsstelle, aber es wäre eine Möglichkeit, seine Zeit ein bisschen sinnvoll zu nutzen.
Ausserdem lenkt es ab, man bekommt Bestätigung und vielleicht entdeckt man eine Neigung oder ein Talent, auf das man vorher noch nicht gekommen ist.

> 2) Wie erkläre ich als Bewerber für mich vorteilhaft meine Krankheit und damit auch meine durch diese völlig aufgedunsene Studienzeit? Wie ehrlich soll ich, muss ich sein?

Muss man die Krankheit bei einer Bewerbung wirklich angeben? Ich kenn jetzt die rechtliche Lage nicht, aber eine Erkrankung vorteilhaft zu erklären ist natürlich extrem schwierig.
Über wieviel Semster "aufgedunsene Studienzeit" reden wir denn hier?

LG,
Josi
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Ich habe mich nicht verirrt.... Ich bin nur richtungsmäßig herausgefordert.

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lt.cable
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Re: Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von lt.cable »

Hallo Josefiene!

Die Idee mit den Tieren ist schon mal klasse! Hätte selbst gerne einen Hund, Katzen scheiden durch eine entsprechende Allergie leider aus. Auch hinsichtlich der Ehrenämter werde ich mal nachsehen, ob es da hier vor Ort Anlaufstellen gibt.

Im Studium habe ich insgesamt gute zwei bis zweieinhalb Jahre zwischen Campus und Klinik verloren. Das beinhaltet Zeiten des akuten Zusammenbruchs, des Aufrappelns und zum Schluss auch der (zeitweilig völligen) Unfähigkeit (vielleicht auch Unwilligkeit) zum Besuch dieser Bildungseinrichtung.

Es grüßt
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FarinaVakantie
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Re: Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von FarinaVakantie »

Hi Cable,
na, wenn Dir das mit den Tieren gefällt, hast Du ja schon mal einen Ansatzpunkt

Zweieinhalb Jahre sind tatsächlich lange. Einen Teil der Zeit könntest Du als "Arbeit suchend nach Studienabbruch" erklären, ansonsten müsste man echt lügen (Jobben um das Studium zu finanzieren, familiäre Verpflichtungen o.ä.).
Obwohl ich persönlich nicht gerne lüge...

Und Du solltest abchecken, wie die rechtliche Lage ist, ob Du eine Krankheit wie Depressionen verschweigen darfst (zumindest, wenn nicht konkret nach Erkrankungen gefragt wird).

Josi
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Salvatore
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Re: Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von Salvatore »

Hallo Lt. Cable,

vielleicht wäre ja der Bundesfreiwilligendienst was für dich, um einen Einstieg ins Berufsleben zu bekommen und die Zeit zu überbrücken, bis die Bewerbungen greifen?
Kann man machen mind. 6 Monaten, max. 2 Jahre, man ist komplett sozialversichert und zahlt auch in die RV ein, bekommt ein kleines Taschengeld von dem ein Teil anrechnungsfrei bleibt und tut ein gutes, gemeinnütziges Werk - das sich sicherlich auch gut macht in einer Bewerbung.

Viel Erfolg,
Salvatore
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Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
lt.cable
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Re: Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von lt.cable »

Hallo zusammen!

Mir wird langsam immer klarer, dass ich ohne Gesprächstherapie kaum einen Schritt vorwärts kommen werde. Meine Persönlichkeitsentwicklung geht immer mehr rückwärts, mein berufliches Versagen und die kargen Perspektiven blende ich - ehrlich betrachtet - zunehmend aus und ansonsten versuche ich mich durch Konsum (käuflicher Erwerb von Waren) zu betäuben. Vielleicht sind das teilweise Schutzmechanismen, die immerhin die völlige Implosion meiner Person verhindern, aber ein Zukunftsmodell ist das auch nicht. Letztlich werde ich mich ehrlich mit der verfahrenen Situation beschäftigen müssen, in die ich mich da manövriert habe. Ohne professionelle Hilfe wird das wohl nichts, das sollte mich meine unergiebige Eigenbrötlerei zumindest gelehrt haben.

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Regenwolke
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Re: Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Lt. Cable,

hast du schonmal daran gedacht, einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen? Das ist manchmal kein leichter Schritt, müßtest du auch prüfen, ob es für dich sinnvoll ist, aber jedenfalls könnstest du dann die Hilfe/Beratung vom Integrationsfachdienst bzw. Integrationsamt in Anspruch nehmen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Arbeitsagentur nicht mehr Möglichkeiten hat, dich zu unterstützen. Zwar sind Mittel gestrichen worden, aber Umschulungen gibt es doch immer noch - gerade auch, wenn du Studienabbrecher bist und keinen Abschluß hast.
Ich würde auf jeden Fall versuchen, da mehr Informationen zu bekommen. Bei einer betrieblichen Umschulung könnte ein Ausbildungsbetrieb z. B. Zuschüsse bekommen, wenn er dich einstellt.

Therapeutische Hilfe um wieder etwas mehr Sinn und Orientierung zu finden, ist sicher außerdem gut.

Alles Gute!
Wolke
KarrieMa
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Re: Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von KarrieMa »

Hallo, Lt. Cable,

nun ich kann deine Ausführungen hinsichtlich des Arbeitsamtes - Jobcenter - zu 1000% teilen. Ich habe lt. deinen Ausführungen ähnliches erfahren müssen. Ich habe kein Studium absolviert, ich bin nach meinem bestandenen Schulabschluß direkt in die Lehre. Es war einfach eine herrliche, super tolle Zeit die allerdings jetzt schon über 25 Jahre vorbei ist. Bisheute kann ich auf fast 20 Jahre Berufserfahrung blicken. Nach meinem ermessen, bin ich auch zuoft draussen gewesen. Diese Zeit gibt mir, und kommt nicht mehr zurück. In dieser Zeit hätte ich mich auch gerne beruflich weiterentwickelt und ich wäre heute auf einem ganz anderen beruflichen Stand. Die Zeit wo ich aus meinem Beruf draussen war, musste ich aus finanzieller Sicht das Arbeitsamt auch kontaktieren. Das ist und war die aller, aller schlimmste Zeit in meinem Leben. Das dortig arbeitende Fußvolk ist doch reichlich überforderdet damit, Menschen die arbeiten wollen und auch können, eine wirkliche Perspektive auszuarbeiten. Die sind ja noch nichtmal in der Lage überhaupt zu erkennen, dass es Menschen gibt, die nicht für Jahre in unglaubwürdigen Statistiken geführt werden wollen, sondern in die freie Wirtschaft gehören, aufgrund Ihrer Kenntnisse, Fähigkeiten, beruflichen Entwicklung. Ich bin seit März 2011 wieder zuhause. Habe bisher weit über 100 Bewerbungen geschrieben. Die Zeitarbeitsfirmen sind nur auf Adressen/Daten Sammlung aus. Auch habe ich schon mehrere Bewerbungen an den Bundesfreiwilligendienst geschrieben. Hier bin ich mir ziemlich sicher, dass die auch nur 20-30 Jährige bevorzugen - da bin ich ja nun schon um einiges drüber ansonsten ist es sowas von depremierend, frustrierend, Bewerbungen zu schreiben um anschließend keine Nachrichten oder evtl. dann doch eine schriftliche Absage zu bekommen, die das Selbstwertgefühl nur noch weiter nach unten setzt. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, wie arbeiten zu gehen, um den Kreis, welche z.Zt. aus zuhause rumhängen, keine Lichtblicke erspähen, mit etwas mehr Lebensfreude, das Gefühl mir geht es gut, ausfüllen zu können. Das schlimme ist ja, der finanzielle Aspekt der mich auch so sehr nach unten zieht.
Ich freue mich, dass ich mich in diesem Forum angemeldet habe, und mich mit dem ein oder anderen Gleichgesinnten austauschen kann. Grüße
Lt. Cable schrieb:
> Liebe Forenteilnehmer!
>
> Ich weiß ja nicht, wie eure Erfahrungen mit Arbeitsagentur und Jobcenter aussehen, aber meine ohnehin niedrigen Erwartungen hinsichtlich einer wirklichen Hilfestellung zur möglichst raschen beruflichen Neuorientierung sind doch noch deutlich unterschritten worden. Bisher hatte ich ein Gespräch beim Vermittler, das auch einigermaßen ausführlich war, doch das Fazit war ungefähr dieses:
>
> Super, Sie sind nicht unzurechnungsfähig, ungebildet, völlig verblödet oder komplett orientierungslos! Damit gehören Sie eigentlich gar nicht mehr zu der Zielgruppe, die wir als Behörde uns hier eigentlich vorstellen. Gut, Sie sind mit 30 nicht mehr taufrisch; das wird ein Problem werden. Genaueres zu Ihrer konkreten Situation kann ich Ihnen auch nicht sagen, denn davon habe ich ehrlich gesagt auch wenig Ahnung, aber das, was Sie mir da so an Vorstellungen für Ihre Zukunft erzählt haben, klingt doch ganz gut. Machen Sie einfach mal. Suchen Sie sich vielleicht noch mehr Berufe raus, die Ihnen gefallen könnten. Sie schaffen das schon! (Oder auch nicht. Ist mir auch ziemlich wurscht.) Die vorläufige EV der Alibi-Vermittlerin bei der Antragstellung (die während unseres Gesprächs geistig vollends abwesend gewesen sein muss, da sie wirklich nichts korrekt wiedergegeben hat) inklusive der pauschal vereinbarten Eigenbemühungen bleibt natürlich bestehen.
> Ach, Sie sind nicht zufällig so depressiv, dass ich Sie vielleicht auf der Schiene aus unserer Statistik bekomme? Schade, wäre zu schön gewesen!
> Dann gammeln Sie mal schön zu Hause vor sich hin! Tschö!
>
> Momentan ist also die Situation: Kohle kommt pünktlich, ansonsten fühle ich mich praktisch jeden Tag überflüssig. Bewerbungen schreibe ich schon fleißig, wenngleich viele Optionen - bedingt durch die in der Regel sehr langen Auswahlverfahren - erst in über einem Jahr greifen werden. Sicher, rückblickend bin ich zu einem eher schlechten Zeitpunkt und ohne guten Vorlauf aus dem Studium ausgestiegen, doch noch ein Jahr Stillstand kann es doch nun auch nicht wirklich sein. Das halten Kopf und Körper so nämlich nicht mehr aus.
>
> Mir ist klar, dass mir niemand die berufliche Neuorientierung, das Finden einer Ausbildungsstelle und die Neustrukturierung abnehmen kann und wird. Ich bin da selbst gefragt, das habe ich schon begriffen. Aktuell beschäftigen mich allerdings folgende Fragen:
>
> 1) Wie könnte ich mich, meine Persönlichkeit und mein Selbstwertgefühl wieder aufbauen? Der letzte Tiefschlag mit dem Eingestehen des Versagens im Studium war schon ein gewaltiger Schlag ins Kontor. Jeden Tag muss ich nun viel Kraft aufwenden, um mich zumindest okay zu finden.
>
> 2) Wie erkläre ich als Bewerber für mich vorteilhaft meine Krankheit und damit auch meine durch diese völlig aufgedunsene Studienzeit? Wie ehrlich soll ich, muss ich sein?
>
> Ferner schwant mir schon, dass sicherlich Monate (hoffentlich nicht Jahre) der Erfolglosigkeit vor mir liegen. Von einer guten beruflichen Perspektive bin ich immerhin ins völlige Niemandsland abgestürzt. Sicherlich selbst gewählt (da freiwilliger Studienabbruch), aber sicherlich in dieser Trostlosigkeit nicht beabsichtigt. Da bin ich ohnehin mal gespannt, wie ich mit diesen Lebensperspektiven umgehe. Neuer Psychiater und Gesprächstherapie wären wohl schon mal eine gute Grundlage.
>
> Es grüßt
> lt.cable
pero
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Re: Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von pero »

Hallo Cable,
angeben musst Du die Krankheit nicht, ich persönlich würde die Klinkaufenthalte aber auch nicht verschweigen, dafür ist die Zeit einfach zu lang.
Ich würde von "Längeren Klinikaufenthalt nach Unfall" sprechen und nicht viel darüber sprechen wollen. War ein Verkehrsunfall mit komplizierten Knochenbrüchen und Reha und fertig.
Nach dem Arbeitsrecht hat man durchaus das Recht dazu wenn es für die Arbeitsstelle nicht (!) wichtig ist und wenn man sonst Benachteiligungen befürchten muss.
Das gilt natürlich nicht wenn die Krankheit für die Arbeitsstelle ein objektives Ausschlusskriterium wäre.
Also z.B. Drogenprobleme und Arbeit in einer Apotheke geht natürlich nicht zusammen, aber warum sollte jemand mit psychischen Problemen nicht einen normalen Bürojob machen?


Und eine Therapie halte ich auch für sinnvoll...
Überlege doch mal welche Stärken Du hast und sag jetzt nicht keine. Was wäre Dein Traumjob und was der Höllenjob?
Es ist wichtig zu erkennen was man wirklich möchte und dann kann man sehen wie man dahin kommt.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
lt.cable
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Re: Bewerbungen, Ehrlichkeit, berufliche Neuorientierung in Eigenregie

Beitrag von lt.cable »

Hallo zusammen,

war lange nicht hier und will euch nun ein kurzes Update hinsichtlich meiner aktuellen Situation geben.

Zunächst: Meine Ausfälle während des Studiums tauchen ja bedingt durch das Studium konkret nirgendwo richtig auf. Stellt sich eben nur noch die Frage, weshalb ich überhaupt so lange studiert habe, ohne dann einen Abschluss zu erwerben. Zusätzlich zur aufgetretenen Differenz zwischen Studien- und Berufsziel kann da Krankheit zu ungünstigen Zeitpunkten ja durchaus auch eine Rolle spielen. Da werde ich mir noch Gedanken machen müssen, wie ich mit meinem Lebenslauf angemessen umgehe.

Ansonsten bin ich mitten im Bewerbungstrubel, noch in einigen Bewerbungsverfahren drin, aus anderen wiederum auch schon raus. Die ersten Absagen waren hart, vor allem deshalb, weil man aus rein rechtlichen Gründen ja niemals die wirklichen, konkreten Ablehnungsgründe ("zu alt", "Lücken im Lebenslauf", "Studienabbrecher", "ist mir vom Foto her nicht sympathisch" etc.) genannt bekommt. Mittlerweile bin ich mir aber wieder sicherer darin geworden, dass ich gut was drauf habe und immer noch Leistung bringen kann. Bei den bisher gelaufenen schriftlichen Testverfahren war ich ziemlich abgeklärt (bei guten Ergebnissen), mit den zum Großteil ziemlich nervösen Schülern dort hatte ich wirklich Mitleid. Mein momentaner Favorit für die berufliche Neuorientierung durch Ausbildung ist der öffentliche Dienst. Dort scheint man einfach deutlich weniger Vorurteile gegenüber Menschen über 30 und Studienabbrechern zu hegen. Alternativ schaue ich langsam auch mal, was Richtung Berufseinstieg möglich wäre.

Eine weitere positive Entwicklung für mich ist, dass ich von meiner in den letzten Jahren viel zu ausgeprägten Expertenhörigkeit abgekommen bin. Psychiater und Psychologen haben mit Sicherheit ihre Berechtigung und ggf. auch ihre Qualifikationen, aber als Experten für mein Leben können sie mir selbst nicht das Wasser reichen. Ich muss die Entscheidungen treffen, ich habe meine Geschicke in den eigenen Händen und muss mich von diesen Pappnasen nicht zur Fortsetzung von Wegen, die ich nicht mehr gehen möchte (Studium), bequatschen lassen. Ich bin schließlich nicht entmündigt und das Leben als eigenverantwortlich handelnder Mensch fühlt sich einfach viel besser an!

Die Stimmung ist aktuell also gar nicht so trübe. Vielleicht habe ich bald ja schon positive Nachrichten und eine feste Perspektive. Euch von dieser Stelle die besten Wünsche!

Es grüßt
lt.cable
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