Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

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LaLeLu

Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von LaLeLu »

Ärzte Zeitung, 09.10.2011

Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Depressionen sind auf dem Vormarsch - bei Frauen und bei Männern. In einer Institutsambulanz in Sehnde in der Nähe von Hannover werden ausschließlich Männer mit Depression versorgt - ein Konzept mit Seltenheitswert.

Von Christian Benecker

SEHNDE. Stark, deprimiert: In der Institutsambulanz Sehnde des psychiatrischen Klinikums Wahrendorff in Niedersachsen hat Anfang des Jahres Deutschlands erste Station für Männer mit Depressionen eröffnet.

http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... unden.html
misa

Re: Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von misa »

Das find ich merkwürdig. In der heutigen Zeit, wo Frauen genauso alles abverlangt wird und sie das ja auch wollen. Mir leuchten die Beweggründe nicht ein, warum man das trennt. Es gibt auch sehr viele Frauen, die sich in Gesprächsrunden den Kummer der anderen nicht anhören wollen und sich in solchen Runden nicht öffnen wollen.
pero
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Re: Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von pero »

Natürlich gibt es nicht DEN Mann und daher auch nicht DIE Männer, aber nach meiner Erfahrung gibt es schon deutliche Unterschiede in der Kommunikation bei Frauen und Männern. Dazu kommt auch das Männer in der öffentlichen Meinung anders gesehen werden und daher auch andere Erwartungen erfüllen müssen wie Frauen.

Das bedeutet nicht das einer besser als der andere ist, sie sind nur nicht gleich und daher ist es für mich gut und folgerichtig das es auch unterschiedliche Therapieangebote gibt.

Ich habe mir auch ganz bewusst einen männlichen Therapeuten gesucht.

lg
pero
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Pauline33
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Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von Pauline33 »

Ich finde es unglücklich formuliert ...

Denn egal ob Mann oder Frau, jeder will konkrete Hilfe.

Die Form der Therapie ist abhängig vom jeweiligen Menschen, geschlechterunabhängig.

Es ist zwar bekannt und auch erwiesen, dass Frauen statistisch gesehen mehr Worte am Tag sprechen, aber es kommt ja nicht auf die Menge der Worte an, sondern auf deren Bedeutung
Freddy767676
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Re: Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von Freddy767676 »

Klar, das Kommunikationsverhalten unterscheidet sich schon sehr bei Frauen und Männern (Ausnahmen ausgenommen); Frauen fällt es leichter darüber zu reden, und Männer sind noch immer dazu erzogen keine Gefühle zu zeigen und deswegen schweigen sie lieber. Kann ich von mir nun nicht behaupten, und habe mir deshalb auch bewußt eine Therapeutin gesucht!

Würde eine stationäre Therapie auch lieber in einer gemischten Gruppe machen wegen eines breit gefächerten Erfahrungsspektrums.
misa

Re: Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von misa »

und auch das Leben ansich ist nun mal gemischt. Die Idee mit einer "konkreten" Therapie ist vielleicht nicht schlecht, aber sie sollte doch für beide Geschlechter offen sein, oder will man aus Gesprächstherapien Männer jetzt allgemein verbannen? Außerdem würde ich das eigentlich dann nicht als Therapie bezeichnen sondern als reine Anleitung.
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von pero »

>und auch das Leben ansich ist nun mal gemischt.
So? Hast Du schon mal einen schwangeren Mann gesehen? Oder eine Frau die abgewertet wurde weil sie Gefühle gezeigt hat?

Ja, wir leben zusammen, aber das bedeutet nicht das wir alle nach den gleichen Regeln leben.
Männer werden auch heute noch nach "Indianer kennen keinen Schmerz" erzogen. Vielleicht nicht mehr alle, aber das bedeutet auch das viele Männer Probleme damit haben Schwächen und Gefühle zuzulassen, insbesondere vor Frauen.
Ich bin für Gleichberechtigung, aber das bedeutet nicht das alles über einen Kamm geschoren werden kann.
Ich sehe keine Abwertung darin wenn man spezifische Probleme auch geschlechtsspezifisch angeht solange es eine freiwillige Entscheidung ist.

lg
pero
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Regenwolke
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Re: Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von Regenwolke »

Ich lese das mit gemischten Gefühlen.

Auf der einen Seite glaube ich, dass sich eine Depression bei Männern und Frauen tatsächlich teilweise verschieden äußert und dass es oft auch unterschiedlich ist, welche therapeutischen Angebote als hilfreich erlebt werden.

Andererseits gibt es unter den Männern mit Depressionen, die ich persönlich kenne, mehrere, die in dieses Raster wiederum nicht passen und die gerade das Erkunden und Kommunizieren der eigenen Gefühle als besonders hilfreich erlebt haben.
Männer, die lange darunter gelitten hatten, sich "männlich" und stark geben zu müssen und Gefühle nicht zeigen zu dürfen und für die das Sprechen über Gefühle in der Therapie eine Befreiung war.

Ich fände es deshalb schade, wenn das Konzept nur darauf abgestimmt wäre, was Männer allgemein (angeblich) in der Therapie brauchen und erwarten, und mögliche abweichende Bedürfnisse einzelner dort keinen Platz mehr finden würden.

Grundsätzlich finde ich die Idee einer Therapiestation nur für Männer aber gut - es gibt ja auch reine Frauenstationen.
misa

Re: Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von misa »

Hallo Pero !

Ich hab geschrieben, dass das Leben gemischt ist und nicht die Menschen. Menschen nehmen am Leben teil, gemischt, ob schwanger oder nicht.

Ich hab das noch nicht erlebt, dass ein Mann abgewertet wurde, weil er Gefühle gezeigt hat. Und Gefühle, da gibt es nicht nur traurige Gefühle, da gibt es zum Beispiel auch Wut.

Über einen Kamm kann man freilich nicht alle schären, da gibt es solche und solche, aber ich glaub nun mal nicht geschlechterspezifisch. Es gibt genauso viele Frauen, die ihre Gefühle nicht zeigen können, vor allem nicht vor Männern.

Spezifische Probleme spezifisch angehen, ja. Denkst du, dass in Gruppentherapien nur schwangere Frauen sitzen? Und deswegen die Männer nun in extra Gruppen dürfen? Die größten Probleme dürften zwischenmenschliche Probleme sein. Und es heißt zwischen"menschlich" und nicht zwischenfraulich oder zwischenmännlich.

Na egal.
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Depressive Männer wollen konkrete Hilfe statt Gesprächsrunden

Beitrag von pero »

Nee, nicht egal.
Ich bin nicht gegen gemischte Gruppen, ich bin aber für ein Angebot das sich spezifisch an Männer oder Frauen richtet.
Das schliesst sich nicht aus, das ergänzt sich.

Für mich haben Männer und Frauen die gleichen Rechte, aber sie sind eben nicht gleich.
Daher sollten beide Geschlechter auch die Chance haben sich für eine gemischte oder geschlechtsspezifische Behandlung zu entscheiden.
Mehr möchte ich nicht.

lg
pero
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