Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

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Pauline33
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Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Pauline33 »

Hallo ihr lieben,

ich hadere schon seit zwei Jahren mich hier anzumelden, lese regelmäßig mit, soweit ich die Zeit habe.

Ich möchte zu allererst mal meine Hochachtung an die aussprechen, die immernoch um Ihren Angehörigen kämpfen, obwohl sie selbst fast daran zugrunde gehen ...

Ich will meine Geschichte eigentlich auch gar nicht allzu weit ausdehnen, was das Zusammenleben mit einem Depressiven angeht, so wisst ihr wohl am besten bescheid.

Ich habe aber einige Fragen, die mir weder mein (Ex-)Freund, noch meine Familie, Freunde oder sonst wer beantworten kann.

Mein (Ex-) Freund - das Ex in Klammern weil wir eigentlich seit einigen Monaten getrenn sind, aber ich ihn noch über alles liebe - kann mir derzeit nicht sagen was, ob und wenn wie es weitergehen wird.

Er leidet seit seiner Jugend an Depressionen, hat sich das aber erst vor gut eineinhalb Jahren eingestanden und nach langem Suchen endlich einen guten Therapeuten gefunden der es ihm auch ermöglicht hat in eine stationäre Therapie zu gehen.

Nun, nach dieser Therapie habe ich meinen Freund nicht wieder erkannt. Um es mal Klartext zu benennen: er ist seit der Therapie ein richtiges Arschloch ! Sorry, für diese Ausdrucksweise, aber ich kanns echt nicht anders beschreiben.

Ich habe ihn kennengelernt, da hatte er schon Depressionen, wusste es aber nicht einzuordnen ... er war damals der wunderbarste Mensch überhaupt. Feinfühlig, sensibel, ehrlich, treu, man konnte mit ihm sowohl Pferde stehlen als auch stundenlange tiefsinnige Gespräche führen. Kurzum: der Mann meiner Träume.

Natürlich zeigten sich auch während den immer heftiger werdenenden Depressionsschüben die grauenvollsten Symptome, das schlimmste davon wohl die Suizidgefahr. Aber wir haben all das gemeinsam durchgestanden, ich war immer für ihn da, war die einzige Person die er überhaupt noch an sich rangelassen hat.

Unter Freunden, Arbeitskollegen und generell in der Familie trug er brav seine Maske, spielte den starken, unermüdbaren und überall beliebten - war er ja auch war. Nur bei mir, da konnte er Schwäche zeigen, konnte weinen, sich öffnen und soweit es möglich war beschreiben was in ihm vorgeht.

Nach der Therapie dann der Schock: vor mir stand ein Eisklotz. Der mir nur Vorwürfe machte, der mir sagte er müsse sich nun vor allem schützen was ihm wehtun könnte und er will nur noch was mit mir zu tun habe wenn ICH mein Verhalten ändere.

Zuerst kam ich mir vor wie ein Monster, dann wurde mir klar, welche Macht ich (gefühlsmäßig) über ihn haben muss und er sich dadurch scheinbar auch bedroht fühlt.

So, nun habe ich mehr geschrieben als ich wollte, daher jetzt einfach mal meine konkreten Fragen:

Man sagt, weder Depressionen noch AD verändern den Charakter - was ist mit der Therapie ? Verändert die den Charakter ?

Bleibt jemand, der Depressionen hat/bekämpft ein Eisklotz um sich zu schützen ?

Warum distanziert er sich ausgerechnet von mir, von mir die ihm jahrelang beiseite stand, ihn nie verurteilt hat, sondern bedingungslos geliebt hat ?

Wie komme ich wieder an ihn ran ? Wie kann ich versöhnlich auf jemanden zugehen, der nun glaubt die ganze Welt sei böse und würde ihm schaden wollen ?

Ist hier nicht das Therapieziel total verfehlt worden ?

Er hat sich ebenso von seinem besten Freund "getrennt" und will auch mit seiner Familie nicht mehr wirklich was zu tun haben.

Läuft man nicht Gefahr, wieder in ein Loch zu fallen, wenn man alle geliebten Menschen verlässt ?

Bringt man einem Depressiven in der Therapie wirklich bei, dass Gefühle nur mit Verletzlichkeit zu tun haben, nicht auch dass Gefühle das schönste auf der Welt sind ?

Ich bin ratlos, ich weiss nicht was ich machen soll, bin am Ende mit meinem Latein.

Danke fürs Lesen
Pauline
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von bigappel »

Liebe Blümli,

Du beeindruckst mich immer wieder.

Es ist einfach beeindruckend, wie klar und feinfühlig Du das Thema - für mich - auf den Punkt bringst.

Danke dafür!

LG
Pia, die heut Nachmittag "Jetzt" kaufen
geht



Hallo Pauline,

würdest Du bitte Deinen Beitrag zu folgenden Punkten etwas ergänzen:

a) was genau mit gefühlsmässiger Macht, die
Du über Deinen Freund hast, meinst Du?

Wie äußert sich dies für Dich?

b) Was möchte Dein Freund denn konkret, was
Du im Umgang mit ihm änderst?

Handelt es sich dabei um Einstellungen,
die für Dich unvertretbar sind?

Ich weiß nicht, ob wir von derselben Macht sprechen. Ich habe auch "gefühlsmässige Macht" über meinen Freund. Geht es mir aus Gründen des normalen Auf- und Ab ´s des Lebens schlecht, geht es auch ihm schlecht.

Er ist also von mir emotional abhängig;
vermutlich, weil er sich niemals wirklich von seiner Mutter abgenabelt hat.

Abgesehen davon, dass ich persönlich es ablehne "Macht" über einen anderen Menschen zu haben, so versuche ich meinen Freund sehr zu ermutigen, sich abzunabeln und somit ggf.
auch von mir nicht mehr abhängig zu sein.

Dies tut ihm nämlich nicht gut und mit Liebe hat es auch nicht wirklich etwas zu tun.
Sicherlich würde, wenn die Therapie endlich greift, für mich unbequemer; aber eigentlich ist es das, was ich ihm und mir wünsche;
nämlich (für meinen "Fall") eine erwachsene Beziehung.

Würde mich freuen, wenn Du noch konkreter würdest.

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Pauline33
Beiträge: 95
Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Pauline33 »

Hallo Blümli, hallo Pia,

erst mal herzlichen Dank für eure ausführlichen und für mich sehr hilfreichen Antworten. Ihr habt mich zum Nachdenken gebracht ...

Meine Überschrift war bewusst so gewählt, weil ich genau auf das hinaus wollte was du sagts, Blümli: der Charakter des Angehörigen zeigt sich ...

Mein Freund, nennen wir ihn mal Marc, hat mir von Anfang an gesagt, dass er nicht "normal" sei. Er hatte dazu nur noch nicht das Wort Depressionen benutzt. Die Depressionen waren auch nie ein wirkliches Problem für mich, ich habe mich mit dem Thema befasst, Bücher gelesen, hier im Forum viel gelesen und es als das, was es ist, akzeptiert: eine Krankheit

Man kann sich natürlich die Frage stellen: habe ich mich verliebt, weil er aufgrund der Depression gewisse Verhaltensmuster hat, die ICH als sehr angenehm empfinde ? Oder habe ich mich verliebt, weil er - ganz egal ob mit oder ohne Depression - er die gleichen Werte hat wie ich bzw. Werte die ich an einem Menschen schätze.

Mir ist bewusst, dass ein Mensch mit Depressionen feinfühlig, sensibel, aufmerksam, aufopferungsvoll etc ist. Aber man muss ja nicht zwangsläufig Depressionen haben um diese Eigenschaften zu besitzen. Im Gegenteil, ich finde jeder Mensch sollte diese Eigenschaften besitzen !
Ich selbst bringe diese Eigenschaften ja auch auf, meinem Freund gegenüber, meiner Familie gegenüber, meinen Tieren gegenüber etc. und ich bin nicht krank ....

Ich denke aber einfach, dass ein Mensch, mit Depressionen, die "Dosierung" dieser Verhaltensmuster nicht handhaben kann.

Ich zb opfere mich auch für andere, zb eben auch für meinen Freund, auf, ABER ich höre auf damit, sobald ich merke ich kann nicht mehr, gerate an meine Grenzen, überschreite sie sogar, und merke wie ich selbst langsam dran kaputt gehe. Ich ziehe aber die Notbremse, BEVOR ich Gefahr laufe krank zu werden ... Marc hat diese Notbremse nie betätigt, vielleicht weil er gar nicht weiss wo sie ist oder sich nie getraut hat sie zu verwenden.

Blümi, du hast folgendes geschrieben:
*** Ja und da bin ich dann bei meiner Antwort. Zeigt sich da dann vielleicht unser wahrer Charakter, dass wir gar nicht das beste für diesen Menschen wollen, sondern dass wir, weil wir große Egoisten sind, ihn einfach nur wieder so schön bequem und liebenswert und 'pflegeleicht' haben wollen.***
Ich will deine Aussage nicht kritisieren, aber dir meine Haltung dazu sagen:
Ich habe einen gesunden Egoismus. Ich will das Beste für meinen Freund. Ich kann meinem Freund aber nur das Beste bieten, wenn ich selbst dabei nicht untergehe

Ich bin mir auch nicht sicher, ob er - um von den Depressionen wegzukommen - wirklich all das ablegen muss, was ich liebenswert an ihm finde. Und da komme ich wieder an den Punkt mit der "Dosierung".
Ein bissl Arschloch muss jeder Mensch sein, um sich eben zu schützen. Aber richtig "gesund leben" heisst doch, das Mittelmaß zu finden, oder ?

Das Mittelmaß zwischen aufopfern und egoistisch sein.

Ich frage mich, wann in der Therapie kommt der Punkt, an dem er lernen wird, dass die 180Grad Drehung nicht das Ziel ist, sondern dass man nun wieder ein Stückchen zurückruden muss und auch wieder lernen muss vertrauen zu können, lieben zu können und darauf vorbereitet wird: ja, es ist gut möglich dass du wieder verletzt und enttäuscht wirst.

Du hast geschrieben:
*** Erst muss die Selbstverletzung aufhören, dann erst kann wieder etwas schön werden. Aber dann sind das vielleicht andere Gefühle als vorher.***
Wie meinst du das genau ?

Mir selbst ist durchaus bewusst, dass er sich von allem trennen muss was ihm schadet, ihm weh tut oder den Weg aus der Depression behindert, ich freue mich auch ungemein für ihn, dass er für sich selbst solche Fortschritte macht. Eigentlich dürfte ich hier auch kein aber schreiben, aber ich habe ein aber
Aber, was mache ich jetzt ? Was ist mit der Familie ? Was ist mit den Freunden ?
Sollen wir uns alle einfach distanzieren bis er wieder auf uns zu kommt ?
Wird er das überhaupt jemals tun ?

Ich bin bereit zu warten, ich bin auch bereit lange zu warten - aber auf was warte ich ??? Hier gabs mal ein schönes Thema das genau diesen Titel hatte ....
Hätte ich nicht so ein tiefes Verbundenheitsgefühl zu ihm hätte ich wohl echt gesagt LMAA und schönes Leben noch. Aber irgendwas in mir sagt mir: er wird sich wieder melden ....


Liebe Pia,
auch dir möchte ich sagen, du hat mich mit deinen Fragen echt zum Nachdenken gebracht und ich versuche es mal verständlich niederzuschreiben:

Mit gefühlsmäßiger Macht meine ich nicht Abhängigkeit, ich meine damit nicht, dass ich ihn lenken kann wie mir grad ist. Denn das will ich ja auch gar nicht, ich will nicht dass jemand von mir abhängig ist oder ich ihm das Leben zurecht legen muss ....

Mit Macht meine ich viel mehr die Tatsache, dass er mir vertraut, sich mir anvertraut hat wie er es bei keinem anderen Menschen (ausser vielleicht dem Therapeuten) getan hat. Mit Macht meine ich, dass er mich liebt, Angst hat mich zu verlieren, immer wieder betonte er habe Angst mir weh zu tun mit seinem Verhalten. Aber letztenendes bin ich diejenige, die ihm sozusagen das Messer in die Brust rammen kann.

In dem ich ihn von einen auf den anderen Tag sitzen lasse
In dem ich vertrauensvolle Gesprächsinhalte weitergebe
In dem ich ihn betrüge, weil er keine Lust auf intime Momente hat und es auch gar nicht kann
In dem ich ihm die Krankheit zum Vorwurf mache oder ihn damit bei anderen an den Pranger stelle
In dem ich seine Ehrlichkeit, seine Offenheit ausnutze und benutze
etc.

Das sind na klar alles Sachen die ich nie getan gabe, nie tun würde und mir nichts ferner liegt als ihm zu schaden. Aber ich musste ihm zb oft versprechen niemandem was zu sagen, wenn er zb mal menschliche Schwäche zeigte und sich bei mir ausgeheult hat. Er hatte panische Angst, dass das jemand erfährt, weil er ist ja ein Mann, ein starker Mann und ein Mann zeigt keine Tränen oder Gefühle ....

Er hat mir nicht wirklich gesagt was ich ändern soll, ich wüsste auch ganz konkret nicht was er damit meinte ... vielleicht sagte er das auch nur, weil er genau wusste, dass mich das verletzen wird und ich dann auf Distanz gehe, vielleicht wars einfach Absicht um mir die Trennung einfacher zu machen ...

Einfach ist aber leider absolut gar nichts

Gibts denn jemanden hier mit Erfahrungen was das Thema "Wiederkennenlernen" angeht ? Hat sich bei irgendwem wieder alles eingefädelt ?

Um nochmal zu meiner Überschrift zu gelangen:
Ja, ich glaube jetzt erst Recht, dass die Therapie den Charakter verändert
und ja, ich habe die Hoffnung, dass die weitere Therapie den Charakter dahingehend festigt, dass auch die liebenswerten Charakterzüge wieder zum Vorschein kommen und der "geheilte Depressive" nicht für den Rest seines Lebens gefühlskalt sein muss, um nicht wieder in ein Loch zu fallen ....

Herzlichst,
eure Pauline
Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Gabriele »

Hallo Pauline,

>Gibts denn jemanden hier mit Erfahrungen was das Thema "Wiederkennenlernen" angeht ?<

In diesem Sinne habe ich das nicht erlebt. Meine Ehe war immer stabil genug um alles auszuhalten.
Ich bin meinem Mann unendlich dankbar für die vielen schönen Jahre miteinander. Obwohl es bestimmt nicht immer leicht war und auch noch nicht ist.

Der Therapeut hat mir überhaupt erst einmal gezeigt wo meine Grenzen sind. Man oh man, was hatte ich für eine laaaange Leitung. Aber dann wurde mir schlagartig klar, dass unser Sohn mich förmlich vereinnahmte. Er hat alle Grenzen die man nur überschreiten kann überschritten. Ihm fällt es jetzt am schwersten zu akzeptieren, dass ich ihn nicht mehr so dicht an mich heran lasse.

Das geht auch gar nicht mehr. Wenn man einmal erlebt hat was zu dicht „dran“ bedeutet, kann man diese Grenzüberschreitung bei keinem mehr zulassen.

Respektiert das Gegenüber die Grenzen nicht, bleibt einem bloß die Flucht, oder man setzt dem einen Widerstand entgegen. Dazu braucht man aber erst einmal die Kraft.
Also das ist alles sehr komplex.

Kurz zusammengefasst war das bei mir so:

In der Therapie lernen wo die Grenzen sind.
Zu Hause erklären was damit gemeint ist. (Versteht ja sonst kein Mensch.)
Hinschauen wo man was wie ändern kann und dann
Konsequent darauf achten, dass das auch umgesetzt wird.

Nur neigen unsere lieben Mitmenschen leider dazu schnell wieder zu vergessen was besprochen wurde und verfallen wieder in alte Verhaltensmuster und Erwartungen. Na ja, kann ich ja auch wieder verstehen, aber eben nicht mehr tolerieren.
Das gab Auseinandersetzungen, Verwirrungen, Missverständnisse und war manchmal ziemlich Kraft raubend.

Ja und wenn ich jetzt gerade keine Kraft habe um lange Erklärungen abzugeben? Da gab es dann nur ein kurzes „Schluss jetzt, es wird so gemacht wie ich es gesagt habe.“ Unter Umständen ist das eine Zurückweisung für das Gegenüber.
Aber langsam wird es besser. Vor allem weil man ja auch merkt, das wenn Absprachen eingehalten werden, vieles leichter geht und ich wieder leistungsfähiger werde.

Ich würde sagen, es war eine Zeit lang ein neu sortieren der Situation. Dann ein üben und nun ein festigen der in der Therapie erlernten Verhaltensweisen.

Sag mal Pauline, vielleicht bist Du ja „zu dicht“ an ihm dran gewesen?

Liebe Grüße, Gitte
Pauline33
Beiträge: 95
Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Pauline33 »

Hallo liebe Gitte,

danke auch für deine Ausführungen ...

Was meinst du genau mit, ob ich zu "dicht" an ihm war ?

Emotional gesehen oder vereinnahmt/eingeengt ....

Ich versuchs mal zu verdeutlichen:

wir kennen uns seit über 10 Jahren, sind seit etwas mehr als zwei Jahren zusammen (gewesen), hatten beide trotz unserer Partnerschaft noch ein "eigenes" Leben, dh. jeder hat seinen geregelten Arbeitstag, eigene Hobbies, eigene Freunde bzw. ging eben auch mal alleine mit Freunden weg und nicht immer nur mit Partner im Schlepptau, wohnen in getrennten Städten, und haben uns meist so 3-4 mal die Woche gesehen, überwiegend eben an den Wochenenden.

Für mich war das eigentlich perfekt, weil man sich zwar oft gesehen hat, aber eben nicht dauernd ... für ihn war das denke ich mal auch ok, er hat zumindest nie gegenteiliges gesagt, weder in die Richtung "du engst mich ein" noch in die Richtung "wir sehen uns viel zu selten".

Zusammenziehen stand nie im Raum, und die Frage nach Kindern haben wir auch "aufgeschoben", weil wir uns beide noch zu jung und "unreif" dafür fühlen.

Aus meiner Sicht war alles harmonisch, aber vielleicht habe ich mit meiner Rosabrille eben auch vieles nicht gesehen.

Dass ein Mensch mit Depressionen eine Maske tägt ist allgemein bekannt, aber kann er denn wirklich Gefühle vortäuschen ? Und ich meine jetzt nicht ein dahergesagtes "Ich liebe dich", sondern das, was man spürt, wenn man sich ansieht, wenn man sich berührt, selbst wenn es nur eine zufällige Berührung ist etc ....

Ich dachte, seit dem ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, dass eher Sätze kommen wie "ich fühle nichts, nicht mal mich selbst", aber dass jemand lügt und so tut als ob er Gefühle hätte ?? Ich kanns mir eigentlich nicht vorstellen
Gabriele
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Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Gabriele »

Du stellst mich da vor eine Frage, die zu erklären nicht leicht ist.

Ich versuch es mal damit. Unser Sohn war ein Frühchen. Die haben einen sehr schweren Start ins Leben. Er war oft krank, so sehr, dass ich manchmal die Einweisung fürs Krankenhaus schon in der Tasche hatte, dann aber zum Glück nur selten brauchte.
Wenn ein Kind so krank ist, hilft oft nur noch in den Arm nehmen, Nähe vermitteln, trösten, warten dass die Medikamente endlich wirken. Das schafft eine sehr enge Bindung zwischen Mutter und Kind.

Ja nun ist das Kind aber groß und fordert immer noch diese Zuwendung ein. Ich habe „vergessen“ die Bindung rechtzeitig wieder zu lockern.
Er lebt nicht mehr hier bei uns. Nach dem Studium ist er in der Stadt dort geblieben. Kommt aber regelmäßig nach Hause. Und dann fällt er regelrecht über mich her und erdrückt mich im wahrsten Sinne des Wortes. Er nimmt mir mit seiner Liebe förmlich die Luft zum atmen. Er meint das auch nicht böse, er merkt es selber gar nicht. Aber dennoch ist es zu viel, zu dicht, zu eng gewesen.

Mir fällt gerade noch ein zweites, ganz anders geartetes Beispiel ein.
Weshalb ich eigentlich in Therapie gegangen bin, war mein Vater. Ich konnte ihn mit gutem Grund nicht mehr ertragen und wusste überhaupt nicht mehr wie ich ihn in seine Grenzen verweise.
Er nimmt sich nach dem ich schon gaaaanz lange erwachsen bin immer noch das Recht heraus, mir in meine Ehe hineinzureden. Meine Ehe geht ihn nichts an. Wenn, dann höchstens meinen Mann und mich.
Er redet in Sachen hinein, von denen er nicht einmal eine Ahnung hat. Er begründet es damit, dass er ja seine Erfahrung weiter geben müsse.
Das geht aber alles überhaupt nicht.

Zu dicht dran kann es auch in vielen anderen Bereichen des Lebens sein.

>Mir ist bewusst, dass ein Mensch mit Depressionen feinfühlig, sensibel, aufmerksam, aufopferungsvoll etc ist.
>Ich will das Beste für meinen Freund.<

Das ist sehr dicht dran.

>Ich selbst bringe diese Eigenschaften ja auch auf, meinem Freund gegenüber, meiner Familie gegenüber, meinen Tieren gegenüber etc. und ich bin nicht krank ....<

Und vielleicht erwartest Du auch zu viel von ihm. Sprich mit ihm, frage ihn was er anders haben möchte, was ihn stört.

Die richtige Dosierung zu finden muss man üben und das kann dauern. Es braucht halt Geduld.

>Ich dachte, seit dem ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, dass eher Sätze kommen wie "ich fühle nichts, nicht mal mich selbst", aber dass jemand lügt und so tut als ob er Gefühle hätte ?? Ich kanns mir eigentlich nicht vorstellen.<

Bei jedem äußern sich Depressionen anders. Ich war sehr liebebedürftig. Ich habe alles gespürt, bis in die letzte Zelle meines Körpers.
Wie kommst Du überhaupt darauf, dass er Gefühle vorgetäuscht hat?


Liebe Grüße, Gitte
Pauline33
Beiträge: 95
Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Pauline33 »

Liebe Gitte,

dein Beitrag rührt mich, denn ich kann auf der einen Seite den kind verstehen, und kann aber auch verstehen dass dir das zu viel wurde ... ich denke auch nicht, dass es verwerflich ist immer für sein Kind da zu sein, insbesondere in Situationen wie deiner, in denen das Kind krank ist. Sicherlich kann man sagen "ich hätte mich früher lösen müssen" aber hätte wäre wenn gewesen .... im Nachhinein sind wir immer alle schlauer.
Ich wünsche dir jedenfalls, dass du für dich den richtigen Weg beibehälst und den Spagat zwischen liebender Mutter und freiliebende Frau auf Dauer schaffst

Deute ich das richtig, ich bin zu nah dran, weil ich das Beste für ihn will ?

Es ist gut möglich das ich zu viel von ihm erwarte bzw. erwarte dass er so zu sein hat wie ich es gerne hätte ... aber letztenendes sucht man sich seinen Partner ja auch genau nach diesen Eigenschaften aus.
Das klingt schon ganz schön egoistisch, oder ?
Im Gegenzug hat er ja aber auch mir bestätigt, dass ich eine Art Seelenverwandte von ihm bin, wir denken gleich, fühlen gleich, handeln gleich.

Es gab mal eine Situation, da sagte er zu mir "hätte ich keine Depressionen, wäre mein Leben perfekt".

Mein Problem ist, ich weiss nicht woher die Depressionen stammen. Das ist das einzige, was er mir nie gesagt hat bzw nie sagen konnte weil er es selbst nicht wusste.

Vielleicht ist es auch genau das, was in der Therapie noch nicht durchgedrungen ist, das WARUM depressiv ?

Die Akzeptanz ist da, er hat verstanden er ist krank, er hat auch verstanden dagegen anzugehen, aber ob er tatsächlich bereits an der URsache arbeiten kann ? Ich vermute viel eher, dass in der stationären Therapie erst mal eine Stabilisierung stattfand, sozusagen eine Grundimmunisierung gegen alles, was einem tiefer in die Depression zieht und alles was eine Gefahr darstellen könnte - dazu gehöre nun mal leider auch ich, seine Freunde, seine Familie, selbst der Hund leidet darunter weil er Null Aufmerksamkeit mehr bekommt und daher bei seiner Schwester in pflege ist ....

Du schreibst, du warst sehr liebebedürftig - ist das heute anders ?

Denn darauf spiele ich an, wenn ich in Frage stelle ob jemals echte Gefühle seinerseits vorhanden waren ....

Ich stelle es auch in Frage, weil er mir gegenüber nur noch Kälte gezeigt hat, keine Emotion, weder in der Aussprache, noch in Gestik oder Mimik. Als wäre er versteinert ...

Aber je mehr ich hier lese und schreibe, desto bewusster wird mir, dass ich eigentlich auch nur Zuschauer bin, ich kann es nicht beeinflussen was ob und wie es weitergeht, ich bin sozusagen von ihm abhängig, was er macht, was er will, was er nicht will und welche Erfolge die Therapie noch mit sich bringt.

Aber ich will auch gar nicht nur auf die Beziehungsschiene, denn es geht ja derzeit nicht nur mir so, sondern auch echt guten und langjährigen Freunden, der Familie und wie gesagt, nicht mal der einst geliebte Hund bedeutet ihm noch was

Liebste Grüße
Pauline
Andreas01

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Andreas01 »

Hallo Pauline,

ich antworte Dir, als sagen wir mal als ehemaliger Betroffener.

Deinen Betrag könnte auch meine Frau geschrieben haben, weil auch ich so im Laufe der therapeutischen Massnahmen + Antidepressiva mich entwickelte wie Du es zitiert hast:

>>>Nun, nach dieser Therapie habe ich meinen Freund nicht wieder erkannt. Um es mal Klartext zu benennen: er ist seit der Therapie ein richtiges Arschloch ! Sorry, für diese Ausdrucksweise, aber ich kanns echt nicht anders beschreiben.<<<

es ging nicht nur meiner Frau so, sondern auch echt guten und langjährigen Freunden von uns und wie gesagt, mir war einfach alles und alle wurscht.


Von dieser Problematik (Spirale) berichten hier nicht selten Angehörige, wobei m.E. die Ursache des Desasters am allerwenigsten beim Angehörigen zu suchen ist, dies schreibe ich weil ich ausser meinen Fall auch noch ein weiteres "Arschloch" kenne, dessen Beziehung in der Folge den Bach runter ist.
Zum Glück haben meine Frau und ich es noch rechtzeitig geschafft diese Schiene zu verlassen.

Gruß
Andreas
Pauline33
Beiträge: 95
Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Pauline33 »

Hallo Andreas,

wie seid ihr denn mit der Situation umgegangen ? Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich vielleicht auch nicht so ganz wirklich wohl gefühlt hast in dieser "Rolle" oder ?

Mir geht es ja nicht nur um eine vielleicht verlorene Beziehung, sondern einfach auch um die Tatsache, wird er denn so jemals glücklich werden ? Egal jetzt ob mit mir, oder jemand anders .... egal ob in einer partnerschaftlichen Beziehung, oder in einer freundschaftlichen Beziehung ...

Ich habe heute mit meiner Schwester ein langes Gespräch gehabt und irgendwie kamen wir auf die "Vermeidung" von schadhaftem Verhalten, zb
der Alkoholiker, der trocken bleiben will, meidet Alkohol
der Spielsüchtige, geht in keine Kasinos mehr
Der an Lungenkrebs erkrankte, hört auf zu Rauchen
Der Diabetiker stellt seine Ernährung um
etc.
kann man daraus schließen, dass der Depressive keine Gefühle mehr zulässt ?

Das klingt vielleicht sehr oberflächlich und auch absurd, aber irgendwie auch logisch, wenn man es mit anderen Krankheiten im Vergleich sieht ....

LG
Pauline
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von chrigu »

Hallo Pauline,

ich möchte noch etwas ergänzendes zu den guten Punkten hier beitragen:
Therapie und sich entwickeln sind Prozesse, es gibt keine Endpunkte. Wenn sich Dein Freund also nun so verhält, dann muss das nicht für immer sein. Aber vielleicht entspricht sein momentanes Handeln seinem momentanen Bedürfnis nach Grenzen, ähnlich wie Gitte ( ) es geschildert hat.

Bei mir war es in einem Bereich auch so, dass das Pendel plötzlich ganz extrem in die entgegengesetzte Richtung ausschlug. Ich habe es allerdings nicht so extrem ausgelebt wie Dein Freund. Ich könnte mir denken, dass sein Bedürfnis nach Grenzen und dem Ablegen von Verantwortung anderen gegenüber gerade sehr extrem ist und die Therapie ihm Kraft gegeben hat, das auch so extrem zu leben.

Ob das nun ein Zustand von längerer Zeit sein wird oder nicht, kann man schlecht vorhersagen. Wichtig finde ich in diesem Fall ein verständnisvolles Umfeld, dass sich nicht komplett von ihm abwendet, sondern es schafft mit Ruhe und Distanz zu sagen, okay, dann ist er jetzt halt so, wir halten das aus/durch.

Genauso wenig lässt sich sagen, ob es ihm nun damit gut geht oder nicht. Aber immerhin bewegt sich etwas bei ihm und in ihm, das scheint mir - auch wenn es bei seinem Umfeld nicht so wirkt - ein guter Schritt zu sein. Und wie gesagt: das ist alles ein Prozess und kann in nächster Zeit schon wieder ganz anders sein. Aber vielleicht liege ich auch komplett daneben und momentan ist sein Verhalten ein Schutz. Wenn er das so extrem auslebt, dann ist auch das ein Zeichen, nämlich dass er diesen Schutz gerade genau so braucht. Auch das kann sich wieder ändern.
Trotzdem sicherlich nicht leicht für einen Angehörigen, das kann ich nachfühlen.

Viele Grüße
Chrigu
Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Gabriele »

Hallo Pauline,

Nicht mal den Hund mag er noch?

Wenn es nun gerade anders herum ist und er in der Therapie auf etwas gestoßen ist, dass ihn zu allem Abstand halten lässt, dass er im Moment keine Liebe zulassen kann?

Meiner Meinung nach könnt Ihr nur miteinender reden um das genau herauszufinden. Du drehst Dich mit Deinen Fragen immer im Kreis und bekommst keine befriedigenden Antworten. Das kostet unheimlich viel Kraft. Was los ist kann nur er Dir sagen.

>Du schreibst, du warst sehr liebebedürftig - ist das heute anders ?<

Nein, ist es nicht. Ich bin nicht mehr nach Liebe ausgehungert. Aber liebebedürftig bin ich immer noch. Welcher Mensch möchte nicht geliebt werden? Die Liebe gibt mir Rückenhalt, Geborgenheit und Sicherheit.

Gute Nacht, Gitte

Danke Chrigu, ich wußte nicht wie ich es anders ausdrücken kann.
Pauline33
Beiträge: 95
Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Pauline33 »

Hallo chrigu,

das mit dem Pendel trifft es sehr genau, von einem Extrem ins andere Extrem ... und beides führt dazu einsam zu sein.

Ich kenne keine Therapie, will heissen, ich weiss nicht was dort besprochen wird, wie man vorgeht, welche "Hausaufgaben" man bekommt und was der Therapeut als Fortschritt sieht.

Alles was für mich als Niederschlag rüberkommt, ist im Sinne der Therapie vielleicht ein großer Erfolg.

Aber es zehrt an meinen Kräften. Diese Ungewissheit, dieses Warten und die Angst einen geliebten Menschen zu verlieren.

Ich glaube auch nicht, dass überhaupt irgendwer mir sagen kann, wie lange der Prozess dauert, oder was sich noch bewegen wird, ich muss diese Fragen dennnoch immer wieder stellen, auch wenn es keine Antwort dazu gibt. Das Fragen hier im Forum ist wie Tagebuch schreiben, ich schreibs einfach, weils mir grad durch den Kopf geht. Sobald ich die Zeilen geschrieben habe, sehe ich wieder viel klarer und denke mir: die Frage hättest du dir eigentlich sparen können ...

Hallo Gitte,

ja, selbst seinen eigenen Zögling, den er mit der Flasche großgezogen hat, hat er von sich gestoßen. Aber dem Hund kann man es ja leider nicht erklären ... vielleicht war mein Freund aber schon mit dem Großziehen überfordert ? Mit der Verantwortung überbfordert ? Ähnlich wie bei dir mit deinem Kind ... könnte mir auch gut vorstellen, dass es egal ist für wen man sich aufopfert, Hund, Kind, Partner, Firma, Hobby ... alles was an die Substanz geht, kann überfordern, bis das System zusammebricht.

Ich wünsche euch allen eine gute, erholsame Nacht und Danke euch für eure Worte, Anregungen und Offenheit.
LG
Pauline
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen Miteinander,

leider werden wir Dir, liebe Pauline, letztlich nicht wirklich aufschlüsseln können, was Deinen Freund wirklich zu dem momentanen Verhalten veranlasst; aber es ist gut und richtig hier niederzuschreiben, denn es erleichtert wirklich .

Mein Freund (seit Kindheit in depressiven Mustern; sprich 35 Jahre unbehandelt) ist noch weit entfernt, dass eine Therapie dauerhaft anschlägt.

Dieses Distanzieren, was Du beschreibst, kenne ich von meinem Freund nur während einer akuten Depression.

Es macht mich sehr stutzig, dass er sich gerade auch von seinem Haustier entfernt; von Menschen kann man sich aus den unterschiedlichsten Gründen distanzieren; aber von Tieren, wenn man diese eigentlich liebt? Sie lieben einen bedingungslos, egal, ob man schlecht drauf ist, ungeschminkt, stinkt oder was weiß ich.

Klar, kann man theoretisch irgendwann entdecken, dass man Tiere doch sowas von blöd findet; aber es kommt mir komisch vor; will Dir aber nix einreden.

Dieses keine Antworten finden, kenne ich von mir selbst und frau ist da nach meiner Erfahrung auf keinem guten Weg; es zermürbt nämlich zu sehr ohne Ergebnis und wir halten uns in dieser Schleife selber zusehr.

Was bleibt?

Es wurde ja mehrfach schon geschrieben: nur das Gespräch; möglichst ohne jeden Vorwurf.

Was noch?

Aus der aktuellen Situation nehmen, soweit dies möglich ist. Abstand gewinnen, sich "neben" die Situation stellen, um letztlich hoffentlich wieder zueinander zu finden, sich neu zu finden mit einem Mann, der immer noch denselben Charakter hat wie von Geburt an, der aber hoffentlich gelernt hat, dass er in seinem Leben der wichtigste Mensch ist, dass er seine Grenzen weiterhin wahrt und es sein Recht ist, von Personen Abstand zu nehmen, mit denen er keine Zeit mehr verbringen möchte.

Ich glaube nicht, dass ein therapierter, depressiver Betroffener, in Analogie zum
Alkoholiker, Gefühle meidet.

Aber wie Blümli schon - nach meiner Auffassung - phantastisch niedergeschrieben hat, vermutlich geht er jetzt anders mit ihn
belastenden Situationen um und möglicherweise hat er das "Maß" noch nicht gefunden, aber wenn er auf sich achtet, ist das gut, der Weg aus der Depression bzw. damit zu leben und das wünsche ich im Grundsatz allen Betroffenen von ganzem Herzen.

Herzlichst
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Pauline33
Beiträge: 95
Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Pauline33 »

Guten Morgen an alle,

es kam nun was kommen musste, ich habe all meinen Mut zusammen genommen und ihm geschrieben, ihn neutral, ohne Erwartungsdruck und ohne Zwang, gefragt, ob er demnächst mal Zeit hätte mit mir zu reden ...

Hatte gar nicht damit gerechnet, aber kaum hatte ich die sms abgeschickt, kam direkt eine Antwort, bei der mir die Kinnlade runterfiel:

"Lass mich in Ruhe!"

Ich habe darauf dann nicht geantwortet, weil ich sowieso total perplex war und ich dem ganzen dann auch keinen Sinn gegeben habe, es hätte nur zu Streit geführt wenn ich das geantwortet hätte, was mir grad durch den Kopf ging.

Gute 10 Min. später kam dann eine weitere sms

"Es tut mir leid, nimm es mir nicht übel, aber ich will dich im moment nicht sehen und auch nicht mit dir reden. Es hat nichts mit dir zu tun, aber ich kann es im Moment nicht"

Auch hierauf habe ich nicht geantwortet, denn sein Signal ist ja recht deutlich ...

Nun liegt es ja quasi an mir, ob ich bereit bin zu warten, bis er auf mich zugeht, oder ob ich das ganze für mich abhake.

Aber hier kann mir nun wirklich niemand helfen, ich glaube ich brauche jetzt erst mal ein paar Tage um mir über einiges bewusst zu werden ...

Ich danke euch allen, ohne euch hätte ich wohl nie den Schritt gewagt ihn um ein Gespräch zu bitten. Dieses Gespräch gabs zwar nun nicht, aber ich weiss jetzt ganz sicher, dass er im Moment seine Ruhe haben will, und das werde ich akzeptieren.

Ich drücke euch alle
LG
Pauline
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von bigappel »

Liebe Pauline,

ich kann Dich verstehen und ahne, wie es Dir geht.

Bitte werte die 2. SMS genau so, wie er sie geschrieben hat: es hat nichts mit Dir zu tun!

Egal was Du tust oder entscheidest:

ich bin sicher, er schreibt die Wahrheit, es hat rein gar nichts mit Dir zu tun und ist nichts gegen Dich persönlich, sondern für ihn momentan notwendig.

Es ist unschön für Dich, aber richtig und wichtig für ihn!

Ich drück Dich mal.
LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Pauline33
Beiträge: 95
Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Pauline33 »

Hallo Pia,

ich denke du hast Recht, er hat keinen Grund hier zu lügen. Und ich bin froh, dass er mir das jetzt so deutlich geschrieben hat.

Ich muss mir nicht mehr jeden Tag das Hirn zermatern, ob ich mich melden soll, wie ich mich melden soll, welche Reaktion kommt ...

In der Ruhe liegt die Kraft, und diese Ruhe tut mir glaube ich auch jetzt mal ganz gut.

Und wenn er die Zeit braucht, sich zu finden, sich zu stabilisieren, seinen Weg zu finden, dann hat er auch jegliches Recht auf diese Zeit.

Liebe Grüße
Pauline
Kroki
Beiträge: 814
Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

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Beitrag von Kroki »

Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Gabriele »

Hallo Kroki,

ich weiß nicht ob wir gerade aneinander vorbei reden. Nicht ich vordere die Liebe bei meinem Sohn ein, sondern er von mir.

Bist Du in Therapie?

Liebe Grüße, Gitte
Andreas01

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Andreas01 »

Hallo Pauline,
>>>wie seid ihr denn mit der Situation umgegangen ?<<<

werde Dir später antworten z.Z. fehlt mir einfach die Zeit und auch etwas der Nerv dazu, bis denne

Gruß
Andreas
Pauline33
Beiträge: 95
Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Pauline33 »

Ich habe da mal eine allgemeine Frage:

Was ist "zuviel" Liebe ?

Viele Depressive beschreiben ja, dass sie sehr liebebedürftig sind und auch selbst sehr innig lieben, ihnen aber die zugewandte oder auch geforderte Liebe (vom Partner, Familie, Freunde etc.) oftmals die Luft zum Atmen nimmt.

Das ist ja eigentlich ein totaler Widerpruch, aber man ließt es häufig, gerade in Foren wie diesem hier.
Kroki
Beiträge: 814
Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

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Beitrag von Kroki »

Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Zeigt sich "nach der Depression" der wahre Charakter ?

Beitrag von Gabriele »

Hallo Kroki,

ich fragte schon ein Mal: Machst Du eine Therapie?

Gruß, Gitte
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