....aber manches ist doch anders

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mewg
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Registriert: 8. Aug 2011, 11:39

....aber manches ist doch anders

Beitrag von mewg »

Ein Hallo an alle,
vieles ist bei mir wie bei den meisten von Euch aber manches ist doch ganz anders.
Meine Vorgeschichte
Mein Mann leidet seid 3 Monaten an einer Depression. War nach einem Zusammenbruch in einer psychatrischen Klinik und ist im Moment, auf Grund einer anderen Vorerkrankung, in der Reha. Er will sich seid den ersten Wochen der Depression von mir trennen, nach über 35 Jahren glücklicher Ehe. Nach der Reha wird er eine eigene Wohnung beziehen. SO WEIT NICHTS NEUES. Er hat unseren Kontakt fast abgebrochen, unsere gemeinsame Wohnung nicht mehr betreten und unsere Kommunikation läuft nur noch über unsere Tochter.
Nun zu meinen Problemen
Ich würde ihm gern helfen, die ersten Tage in der für ihn fremden Wohnung zu überstehen, die Wohnung ist leer, und ich würde sie für ihn gern mit dem Nötigstem einrichten(Bett und Tich usw.).Nun rät mir meine Psychologin davon ab, sie sagt, er hat die Entscheidung getroffen und er muß sehen wie er klar kommt. ER muß um Hilfe bitten. Ich habe viel gelesen,von Hilfe geben und unterstützen, außerdem hat er meine Hilfe bis jetzt angenommen(Wäsche, Koffer packen) Ich weiß nun nicht was richtig und was falsch ist?
Und meine zweite,vielleicht etwas naive Frage. Die Depression meines Mannes ist durch Stress in der Firma ausgelöst. Nun will er, und das ist auch in Ordnung, seinen Arbeitsvertrag auflösen. Hat er bessere Chancen, schneller wieder gesund zu werden, wenn sein Problem mit der Firma gelöst ist?
Es gibt für mich noch 100 ungelöste Fragen, aber im Moment sind mir diese beiden besonderst wichtig, und ich würde mich über etwas Unterstützung wirklich freuen!
Meine Gedanken drehen sich immer nur im Kreis.
DANKE Agave
ratfragender
Beiträge: 71
Registriert: 8. Aug 2011, 10:11

Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von ratfragender »

Hallo agave,

Sofern ich Deine Fragen richtig verstanden habe geht es um
1. In welcher Form helfen?
und
2. Ob er schneller heilt wenn er seinen Arbeitsvertrag auflöst?

Zu 1.:
Unterstützen im Sinne von "da sein" - also Hilfe zur Selbsthilfe. Ich persönlich würde aus Selbstschutz nicht dabei helfen Koffer zu packen oder ihm wie einem unselbstständigen Kind die Wäsche waschen. Wenn er in der Lage ist Dir seine Schmutzwäsche zu bringen, dann ist er auch in der Lage die in eine Reinugung (bzw. Wäscherei) zu bringen. Ich (ebenfalls wieder persönlich) würde ihm ebenso nicht bei der Einrichtung seiner Wohnung helfen. Bei aller Liebe zum Kranken Partner - ich meine wie geht es denn Dir dabei? Und ganz ehrlich: in Deinem Leben bist Du die wichtigste Person, danach kommen andere (Kinder und Partner).

2. Ob er schneller heilen wird wenn er seine Stelle kündigt ist schwer zu beurteilen. Ist er in Behandlung? Wäre denn Eure Grundsicherung gegeben wenn er plötzlich keine Arbeit mehr hat?

Herzliche Grüße
ratfragender
mewg
Beiträge: 6
Registriert: 8. Aug 2011, 11:39

Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von mewg »

vielen Dank für diese erste Antwort
Er bittet nicht mich um Hilfe, sondern unsere Tochter, und sie ist und war in den letzten Wochen sein Anker, aber sie ist durch eigene Probleme belastet, und so nehme ich eigendlich ihr diese Aufgaben ab. Aber ich tue es gern für beide, so kann ich wenigstens etwas tun,auch wenn es schmerzt.Wir konnten ihn doch nicht die lang ersehnte Chance verbauen, in die Reha zu fahren weil er keine Kleidung hat.
Und zu Punkt zwei, bis zur Reha war er in einer Klinik und wird jetzt eine ambulante Therapie beginnen. Sein Arbeitsverhältnis wollte er, gut überlegt, vor dem Zusammenbruch auflösen, und gerade dabei ist es zu der starken Belastung gekommen. Er wollte nur ein faires Ende nach vielen Jahren die er immer für die Firma da war.
Eine Frage habe ich noch was heißt "da sein"soll ich warten bis er sich meldet? DANKE agave
FarinaVakantie
Beiträge: 108
Registriert: 6. Mai 2011, 09:25

Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von FarinaVakantie »

Hi,
leider hast Du jetzt nicht gesagt, wie die finanzielle Situation sich gestaltet, wenn er den Arbeitsvertrag auflöst.
Plötzlich ohne Geld dazustehen und die Miete für die eigene Wohnung aufbringen zu müssen ist bestimmt nicht wirklich förderlich für die Gesundheit der Psyche.
Bevor er irgendwas macht, sollte er darüber nachdenken, wie es dann weitergeht. Selbst kündigen bedeutet Sperre von ALG. Vertrag laufen lassen bedeutet Lohnfortzahlung, Krankengeld, danach Anspruch auf ALG (glaube ich).
Er sollte jemanden fragen, der sich mit sowas auskennt.

Zu der Wohnung: Ich für meinen Teil würde Hilfe anbieten, aber dann auch erwarten, dass die Antwort an mich direkt geht und nicht über Dritte erfolgt.
Anbieten nicht im Sinne von "Ich besorge Dir Bett und Tisch" sondern "Sag Bescheid, wenn jemand brauchst, der mitkommt, Möbel zu kaufen und beim Aufbau hilft."

Und wenn er das nicht tut, dann tu Du auch nichts, egal, wie schwer es Dir fällt.
Wenn er Deine Tochter bittet und sie nicht kann, sollte sie ihm das sagen "Ich würde gern, aber es geht nicht. Mama hat aber angeboten zu helfen und das Angebot steht noch"

Und wenn er es dann tatsächlich tut und Dich um Hilfe bittet, erdrück ihn nicht. Aus irgendeinem Grund zieht er sich von Dir zurück, gib ihm den Raum, dräng Dich nicht auf und sei nicht überfürsorglich.
Du kannst ruhig sagen, dass Du da bist, wenn er was braucht, aber akzeptiere auch, wenn es lange dauert, bis er das annehmen kann.

Ich weiß, es ist nicht einfach, tatenlos zuzusehen und nichts machen zu dürfen.

LG,
Josi
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Bunt ist das Dasein. Und granatenstark.

(Bill & Ted)



Ich habe mich nicht verirrt.... Ich bin nur richtungsmäßig herausgefordert.

(Esme Wetterwachs, Lords und Ladies)
mewg
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Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von mewg »

Hallo Josefiene
Das finanzielle ist wirklich nicht unser Problem, das Problem besteht darin, dass mein Mann nicht als "Verlierer"aus seinen Arbeitsverhältnis gehen will, ein "sauberen und fairen" Abschluss wünscht, das ist alles was ihn im Moment beschäftigt.
Es ist so schwer nichts zu tun.
DANKE agave
FarinaVakantie
Beiträge: 108
Registriert: 6. Mai 2011, 09:25

Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von FarinaVakantie »

Hallo nochmal

>> das Problem besteht darin, dass mein Mann nicht als "Verlierer"aus seinen Arbeitsverhältnis gehen will, ein "sauberen und fairen" Abschluss wünscht, das ist alles was ihn im Moment beschäftigt.

Schwierig... Weißt Du denn, was genau ihm das Gefühl des "Verlierers" gibt? Die Tatsache, dass sein Job ihn krank gemacht hat? Oder dass er sich 'unfähig' fühlt, weil er ihn nicht schafft?
Ich habe mal gelesen, dass Depressive in einer akuten Phase solch schwerwiegenden Entscheidungen besser nicht treffen sollten. Wenn es ihn allerdings so sehr belastet und der sich davon Erleichterung verspricht...

Ja, Nichtstun fällt schwer. Aber Du kannst ja etwas tun, nämlich etwas für Dich
Mach jeden Tag etwas, das Dir gut tut und Dich (zumindest für kurze Zeit) auf andere Gedanken bringt.
Du brauchst die Kraft und Energie, also versorge Dich damit.

LG,
Josi
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Liber
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Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von Liber »

Liebe Agave,

auch ich möchte dir davon abraten, deinem Mann die Wohnung einzurichten, wenn er dich nicht ausdrücklich darum bittet.

Es stimmt, was die Psychologin sagt - ER wollte gehen und nun hat er auch die Verantwortung dafür, wie er zurecht kommt - ganz unabhängig von der Krankheit.

Und: du bist nicht seine Mutter . Überlass ihm die Verantwortung, die er für sich selbst hat. Zudem darfst und musst du auch an dich selbst denken. Er hat dich verlassen - und du hilfst ihm ungebeten, eine eigene Wohnung einzurichten? Irgendwo stimmt da etwas nicht.


Über deine Tochter ausrichten zu lassen, dass du zur Hilfe bereit bist, wenn ER (und nicht die Tochter) dich darum bittet, wäre doch ein guter Kompromiss.

Viele Grüße

Brittka
Netti36
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Registriert: 10. Aug 2011, 07:26

Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von Netti36 »

Hallo Agave,

ich bin noch nicht lange in dem Thema und kann deshalb auch keine Tipps geben.

Was die Wohnung angeht, würde ich wahrscheinlich genauso denken wie Du. Aber von aussen betrachtet, macht der Rat der Therapeutin Sinn.

Und zum Job: ich kann mir schon vorstellen, dass es zur Besserung der Krankheit beiträgt, wenn solche aehr belastenden Dinge nicht mehr vorhanden sind.

Ich wünsche Dir viel Glück und Kraft!

LG,
Netti
mewg
Beiträge: 6
Registriert: 8. Aug 2011, 11:39

Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von mewg »

Auch von mir noch mal Hallo
Mein Mann war seid vielen Jahren in leitender Position, er hat seine Arbeit gut und gern gemacht. Sein Arbeit hat ihn nicht krank gemacht!
Nach einer Änderung in der Führungsebene war ER bereit, mit einer Abfindung, seinen Platz zu räumen, aber das Angebot der Firma war, selbst zu kündigen oder im Lager zu arbeiten. Das hat ihn zum "Verlierer" gemacht.Es geht nicht um Geld es geht um die "Ehre" Darum meine Frage wird er schneller gesund wenn dieses Problem aus der Welt ist.
Das Problem unserer nicht mehr vorhanden Kommunikation können wir scheinbar nur über unsere Tochter lösen!
DANKE agave
FarinaVakantie
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Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von FarinaVakantie »

Aha, gut, das ist verständlich, dass er sich nach der Aktion des Arbeitgebers schlecht fühlt.
Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, von dieser "Herabstufung" von leitender Position zum Lagerarbeiter den Betriebsrat in Kenntnis zu setzen oder mit einem Anwalt für Arbeitsrecht zu sprechen.

OK, zurück zur aktuellen Situation.
Er möchte fair aus dieser Geschichte raus. Das geht aber nicht, wenn der andere nicht fair mitspielt.
Wenn er kündigt, ist er tatsächlich der Verlierer in diesem Kampf. Ob er sich dann wirklich besser fühlt?
Zum "Aussitzen", also sich krankschreiben lassen, so lange es nur irgend geht, wird ihm wohl auch die Kraft fehlen. Und ob der Betrieb sich wirklich irgendwann auf die Abfindung einlässt, kann man auch nicht wissen.

Im Grunde hat er nur die Wahl zwischen Klotz-am-Bein-abhacken-und-die-geschlagene-Wunde-verarzten oder Klotz-am-Bein-lassen-und-die-entstandene-Eiterbeule-mitschleppen.

Vielleicht wäre es doch besser, zu kündigen und die ihm zugefügte Ungerechtigkeit mithilfe der Therapeutin irgendwie zu verarbeiten.
Das ist meine ganz persönliche Einschätzung, wie ich mich in dieser Situation wohl entscheiden würde.
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mewg
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Re: ....aber manches ist doch anders

Beitrag von mewg »

für Josefiene

Der Betriebsrat war in Kenntnis gesetzt und ein Termin beim Anwalt gemacht, leider kam der Zusammenbruch davor.
DANKE agave
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