Depression und Alkohol

Liber
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von Liber »

Hallo ratscher,

ich kenne die Problematik nicht als Angehörige, sondern als Selbstbetroffene mit einer Komorbidität von Depression und Sucht. Auch bei mir entstand die Sucht aus der Depression, wobei später die Wechselwirkungen einander bedingen und hochschaukeln.

Nun - ich finde mich genau in dem Verhalten deiner Frau wieder: ich war jahrelang wegen Depressionen in Therapie, OHNE den Alkoholmissbrauch zum Thema zu machen. Und ich hatte mich in solchen Situationen tatsächlich so gut unter Kontrolle, dass die Therapeuten meine Problematik nicht bemerkt hatten. Deshalb verstehe ich deine Befürchtung, dass deine Frau die Tagesklinik absolviert, ohne über ihren Alkoholmissbrauch zu sprechen, recht gut.

Der Grund für das Verschweigen: für den Alkoholmissbrauch war meine Scham um vieles größer als für die Depression. Ich sprach aus Scham nicht davon, weil die Akzeptanz für eine Frau, die im Suff ihre Kontrolle verliert gleich null ist. Insbesondere ich selbst konnte das nicht an mir akzeptieren, aber auch das Umfeld tat ihr Teil dazu. Depressiv "darf" eine Frau viel eher sein , das ist gesellschaftlich noch einigermaßen anerkannt. Aber eine Trinkerin? Da ist die Scham riesig groß.

Auch deinen Reaktionen ist das anzuhören: die Depri deiner Frau kannst du noch akzeptieren und trägst sie mit, den Alkoholmissbrauch jedoch nicht.

Deine Frau scheint noch nicht so lange zu trinken, wenn ich dich richtig verstanden habe, erst seit zwei bis drei Jahren, nicht?

Aber so wie du es beschreibst, ist sie auf dem Weg in die Sucht. Und Aspekte einger beginnenden Sucht sind das Verleugnen nach außen (das Trinken in der Therapie nicht zum Thema machen), nach innen ("ich kann ja aufhören, wenn ich will")und die extreme Abwehr, wenn man den/die Süchtige kritisch auf sein/ihr Verhalten anspricht. Der/die Süchtige ahnt sehr wohl, dass etwas nicht stimmt, aber er/sie will da nicht hinschauen. Da wird lieber um sich geschlagen, als dort hinzuschauen.

Tatsächlich kannst du NICHTS machen, Ratscher. Auch mein Mann war völlig machtlos meiner Sucht gegenüber.

Ich musste SELBST an den Punkt kommen, zu erkennen, dass ich mit dem Trinken meine Therapie selbst sabotiere. Denn das Trinken, jede Sucht, ist Flucht vor den Problemen, vor den Gefühlen, denen ich mich in einer Therapie aber stellen muss.

Empfehlen würde ich dir auf jeden Fall, dir in einer Suchtberatungsstelle Unterstützung zu holen, wie du mit der Sucht deiner Frau so umgehen kannst, dass es ihr und insbesondere auch DIR hilft. Dazu gehört ein Stück weit loslassen. Kontrollieren, Beobachten, Kritisieren ... all das bringt nichts. Das führt zu einer Art Gefängnis, aus dem deine Frau nur umso heftiger - womöglich durch Trinken - ausbrechen will und wird. Und du selbst gerätst in einen riesigen Druck.


Ich bin mir auch nicht sicher, ob es gut ist, GEGEN den Willen deiner Frau mit den Ärzten in der Tagesklinik zu sprechen. Wenn sie damit einverstanden ist, wäre es eine gute Möglichkeit.

Aber wenn sie das nicht will - dann ist sie möglicherweise noch nicht so weit sich ihrer Sucht zu stellen. Und wie schon gesagt: sie SELBST muss so weit sein.

Alles andere bringt bei Sucht überhaupt nichts.

Ganz wichtig: hol du dir Unterstützung, wie du damit umgehen kannst.


Alles Gute!

Brittka
SisterGoldenHair
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von SisterGoldenHair »

... dem Beitrag von Brittka wäre eigentlich nichts mehr hinzu zu fügen... dennoch möchte ich auch noch ein paar Worte dazu sagen als Betroffene...

Ich kenne die Medaille von 2 Seiten - 1x als Familienangehörige, Tochter eines alkoholabhängigen Vaters, als Partnerin, und schließlich griff ich selbst in den letzten Jahren, als insbes. beruflich der Druck zu hoch wurde, zu dem "Seelentröster" Alkohol.

Als ich den Eindruck hatte, daß "es" mir außer Kontrolle gerät, legte ich als erstes bei meiner HÄ die Karten auf den Tisch.

Man fühlt sich dabei nicht wirklich toll, aber es ist die einzige Möglichkeit, adäquate Hilfe zu finden. Dann ließ ich mich in die Psychiatrie einweisen, weil ich aus der damaligen Partnerschaft schon wußte, daß es dort spez. Programme gibt, auch für Suchterkrankungen.

Ich fürchte, ohne die "Krankheitseinsicht" des Betroffenen geht es leider nicht. und mein Psychiater vertritt die Ansicht, daß Psychotherapie in Verbindung mit Alk nichts bringt - so lange der Patient nicht aufhört zu trinken, kann die Depression nicht wirklich bearbeitet werden. und welche Krankheit zuerst da war, meint er, das ist wie mit der Henne und dem Ei. auf jeden Fall, wie oben schon mal geschrieben - der Alk muß weg.

In der Partnerschaft war ich noch so blauäugig zu glauben, mit Liebe und Geduld und wie auch immer, geht es.

als nach einer stat. Entwöhnungstherapie (einer von unzähligen...) mein Partner umgehend wieder zu trinken begann, rief ich seinen Thera in der Klinik an und bat ihn um Rat - er sagte, das Einzige was du tun kannst, ist, ihn los zu lassen...

Jedenfalls - mit guten Worten, oder auch mit bösen, ist nicht viel auszurichten. von daher halte ich es auch für keine gute Idee, mit den Therapeuten zu sprechen, ohne das Einverständnis Deiner Frau, Ratscher. weil daraus zusätzliche Probleme erwachsen können, wie Brittka geschildert hat.

Klar gibt es diese Möglichkeit von Angehörigengesprächen, aber damit sollte der Patient einverstanden sein. für meine Begriffe auch im Sinne einer offenen gleichberechtigten Partnerschaft (die derzeit wahrscheinlich ehedem schon beides nicht mehr ist...)

Deine Frau scheint ja noch einigermaßen "moderat" zu trinken - von daher sehe ich auch keine großen Chancen, daß in der TK die Therapeuten etwas von dem Mißbrauch bemerken.
es sei denn, sie würde dort morgens total zerknautscht antreten, aber ich nehme an, das wird sie tunlichst vermeiden... sie wird alles tun, um gut auszusehen.

wenn der Konsum bekannt ist, müssen die Patienten - je nach dem - u.U. täglich "pusten"... aber wenn er NICHT bekannt ist..... eher nicht.... ich mußte es nicht, obwohl mein "kleines Problem" bekannt war.
ich war gut motiviert, wir hatten klare Absprachen, und es fiel mir nicht schwer mich daran zu halten, weil ich sehr dankbar war für die großartige Unterstützung meiner Behandler.

Es gab aber auch einen Mitpatienten, der täglich die Station verließ, weil er angeblich in seinem Büro etwas zu erledigen hatte. nun, uns fiel auf, daß er ein wenig "seltsam" war mitunter, aber selbst die Ärzte merkten erst wo der Hase im Pfeffer lag, als er abends mal ziemlich strullig ankam und nicht mehr so richtig wußte was er sprach..... und dann war richtig was los.
aber auch dieser Mitpatient wurde plötzlich einsichtig.

Natürlich gibt es immer auch die Möglichkeit, jemanden im volltrunkenen Zustand in die Psych einweisen zu lassen, wenn Gefahr für denjenigen oder das Umfeld besteht, aber das kann nur das letzte Mittel der Wahl sein, und zum Retten der Beziehung sicher auch nicht geeignet....

ja nun - der langen Rede kurzer Sinn - in erster Linie bleibt, daß Du schauen solltest wie Du für Dich selber sorgen kannst.

Angehörigengruppen wie *Al-Anon* o.ä. sind sicher ein Ansatz. u.a. stellt man dort fest - man ist nicht allein, und die Situationen der Betroffenen sind sich oftmals verblüffend ähnlich. auch dort war im Übrigen der Tenor - du erreichst nichts, wenn der Kranke nicht selbst die Einsicht hat.

von daher hoffe ich, daß Deiner Frau bald "ein Licht aufgeht" , und daß alles auf einen guten Weg kommt.

LG
Ulli


***

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Sternensturm
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von Sternensturm »

einen wunderschönen guten Tag,

auch ich habe persönliche Erfahrungen. Mein Freund trinkt seit einigen Monaten mehr als bedenkliche Mengen. Hinzukommt dass er Spielsüchtig ist! Die Spielsucht hat er zugegeben! Das er ein Problem mit Alkohol hat noch nicht. Machen tut er leider gegen beides gar nichts. Er kommt jeden Tag mit einer Bierfahne nach Hause

Ich würde dir gern mehr schreiben, kann nur leider gerade nicht, da gestern wieder ein sehr schwieriger Tag für mich war. Ich schreibe dir gern später noch einmal. Vielleicht hast du ja auch konkrete Fragen.

Gern kannst du oder ihr alle mir auf meinen Thema " was ist nur los.." eure Gedanken schreiben!!!

Ganz lieben Gruß
Geliebt wirst du nur dort, wo du schwach sein darfst, ohne Spott dafür zu ernten
bw296
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von bw296 »

Dazu kann ich nur ein Rechenexempel aufstellen.

Zwei Therapiesitzungen im Monat kosten mich € 240,00 und bringen gar nichts.

15 Kästen Bier im Monat kosten mich € 225,00

Noch Fragen?

loffi
elas
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von elas »

@loffi

kontraproduktiv
dieser Beitrag
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P-M
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von P-M »

Hallo Loffi,

nicht nur die Mathematik hat etwas zu bieten, sondern auch die deutsche Sprache:

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

(Gilt für solche Momente, in denen man nichts Sinnvolles beitragen kann.)
FarinaVakantie
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von FarinaVakantie »

Hm, bei mir hat seinerzeit die Krankenkasse die Therapiesitzungen bezahlt, bei meinem Freund übernimmt die Krankenkasse die Therapiesitzungen und die Alkoholikerselbsthilfegruppe ist kostenlos.

Blödes Rechenexempel...
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Ich habe mich nicht verirrt.... Ich bin nur richtungsmäßig herausgefordert.

(Esme Wetterwachs, Lords und Ladies)
ratscher
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von ratscher »

@ loffi,

sei mir bitte net böse, aber bitte verschone mich mit solchen Statements, die bringen mich nicht weiter und ich persönlich finde diese Art der Kommunikation völlig vor den Ar.....

schönes Abend noch und

lG ratscher
ratscher
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von ratscher »

Dear all,

vielen Dank für die letzten beiträge, ich melde mich später nochmal - muss jetzt erst mal was essen, das erste für heute und ein bissel runter kommen, war ein langer und harter Arbeitstag für mich heute, bin ganz schön geschafft!

lG ratscher
ratscher
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von ratscher »

so nun bin ich etwas runter gekommen.....

vielen Dank für die letzten Beiträge, die waren und sind sehr interessant!

@ Brittka, Ulli, Nebelschein: Danke, dass ihr mich nicht im Glauben lasst, dass nur ich mit dieser Situation leben und umgehen muss!

@ elas: ja ich weiß, dass ich mehr auf mich achten muss, bin auch grad dabei, wieder damit anzufangen, ist aber auch verdammt schwer!! zumindest für mich...... meine Frau ist gestern mit den Nasen zu ihrer Schwester gefahren, sie möchte eine räumliche Trennung für ein paar Tage, ist für mich ok, aber meine Gedanken sind nicht hier.... ich könnte all das tun, was die letzte Zeit auf der Strecke geblieben ist und was mache ich??? ich mache mir Gedanken, ob es ihr gut geht, wie ihr Tag ist..... möchte gern nachfragen, aber noch kann ich mich zurückhalten, will sie net nerven, aber ich kann mich hier auch nicht entspannen, alles doof!!!
lG ratscher
ratscher
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von ratscher »

@ Brittka, Ulli:

wie sind Eure Partner mit der Situation umgegangen, wie war Eure Kommunikation?

Was hättet Ihr Euch gewünscht / was hattet Ihr für Erwartungen an Eure Partner?

Wie habt Ihr Euch gefühlt in diesem Zwiespalt, wie war Euer Alltag?

sorry viele Fragen, aber bitte nicht falsch verstehen, eine Antwort muss nicht sein, wenn Ihr nicht wollt, aber jede Antwort werde ich aufsaugen!

lG ratscher
ratscher
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von ratscher »

@ Nebelschein:

wie gehst Du mit der Situation um, wie gestaltet sich Dein individueller Alltag aufgrund der Tatsache, dass dein Partner
" zusätzlich " trinkt? was tust Du? Wie kommunizierst Du mit Deinem Partner?

lG ratscher
SisterGoldenHair
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von SisterGoldenHair »

Hallo Ratscher,

ich will sehen, daß ich mich die Tage nochmal melde - war bis eben unterwegs und bin jetzt platt.........

LG
Ulli


***

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hap
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von hap »

hi ratscher, es ist megaschwer für die angehörigen. es ist vieles sinnvolles nun gesagt!

nun steig du auf deinen hilfezug. gibt es, glaubs bitte.

viel geduld und Liebe euch beiden.

sei unbekannt herzlich gegrüßt
Liber
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von Liber »

Hallo ratscher,

was mir geholfen hätte - das weiß ich aber jetzt erst im Nachhinein - das wäre gewesen, dass er das Trinken nicht "verachtet", sondern es als Signal der Not anerkennt.

Jemand, der nicht süchtig ist, KANN nicht verstehen, was Sucht bedeutet. Aussagen wie: "du musst nur aufhören wollen" oder "reiß dich mal zusammen" sind absolut kontraproduktiv. Es geht bei Sucht nicht ums Wollen oder um's Sich-Zusammenreißen. Deine Frau will dich damit auch nicht "verletzten" oder auf die Probe stellen.

Akzeptiere erst mal grundlegend, dass deine Frau ein Suchtproblem hat und dass du nicht verstehen kannst, was in deiner Frau vorgeht.


Ich weiß, dass das sehr viel verlangt ist.
Aber Verachtung, Vorwürfe, Beschuldigungen, das bringt sich jeder Süchtige ja alles schon selbst über die Maßen entgegen. Das von Außen auch noch gespiegelt zu bekommen, treibt nur noch weiter in das süchtige Verhalten bzw. führt zu dem Um-Sich-Schlagen.

Was die Kommunikation betrifft, da hilft, von dir zu sprechen. Nicht: "hast du wieder getrunken??" Sondern: "ich spüre, dass es dir nicht gut geht. Magst du mir erzählen, was los ist?"

Und: sprich davon, wie es DIR geht. Aber nicht, indem du ihr die Verantwortung für dein Wohlergehen überträgst. Nicht: "mir geht es schlecht, wenn/weil du trinkst." Sondern: "mir liegt viel an dir, deshalb ist es mir wichtig, dass du dir helfen lässt".

Jeder hat die Verantwortung für sich selbst und NICHT für den anderen. Du kannst sie niemals vom Trinken abhalten. Aber du kannst ihr vielleicht helfen, zu erkennen, dass sie selbst die Verantwortung für ihr Trinken hat.

Alles Gute!

Brittka
ratscher
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von ratscher »

Guten Morgen,

das mit dem Nicht verachten, ist gar net so weit hergeholt.... klar ist mir bewusst, dass ich keinen Druck ausüben soll, klar ist mir auch, dass es ihre Entscheidung ist, wenn sie trinkt, aber ich verstehe halt einfach nicht, dass sie sich ne zweite Baustelle aufmacht! Als hätten wir mit der depri nicht genug!

Es fällt mir verdammt schwer, sie trinken zu lassen, aber ich sage dazu schon nix mehr, aber es macht mich sehr hilflos und betroffen, nix tun zu können! Und ja es macht mich auch teilweise sehr sauer, weil das Trinken Auswirkungen auf unseren - eh schon schwierigen - Alltag hat!

Die Kommunikation läuft bei uns so, dass ich in der ICH Form spreche und versuche, meine Empfindungen und Emotionen zu beschreiben, meistens gelingt es mir auch, aber wenn ich richtig sauer und hilflos bin, kommen halt auch ab und an ein paar Vorwürfe! Naja und das die Kommunikation dann sch... läuft, brauche ich hier bestimmt nicht extra zu betonen!?

Ich wünsche Euch ein erholsames und harmonisches Wochenende!

lG ratscher
SisterGoldenHair
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von SisterGoldenHair »

Hallo Ratscher,

da bin ich auch nochmal, obwohl ich zu dem Problem in der Pos. als Trinkender bez. Partnerschaft nicht viel sagen kann.... weil.... als es massiver wurde, war ich schon eine Weile ohne Partner.

Etwas weiter auszuholen über das warum und wieso, könnte ich bei der Geburt anfangen und jetzt bei fast 52 Jahren aufhören....

Was Partnerschaft betrifft - evt. wäre bei mir die Entwicklung nicht so drastisch geworden, wenn ich eine gehabt hätte...
eine "vernünftige", wohl gemerkt.
da ich aber mit schlafwandlerischer Sicherheit immer die *** im Dunkeln gefunden habe, ist es inzwischen für mich deutlich stressfreier, alleine zu leben. (und trotzdem *oder gerade deshalb* ;o)weitgehend abstinent zu bleiben...)

mein größtes Problem in den letzten Jahren war der Druck auf der Arbeit - dauerhafte Überlastung, keine Anerkennung, Mobbing usw.

Von daher wäre es ein Punkt zu schauen was genau der Grund ist, warum es Deiner Frau so schlecht geht. dafür kann es ja viele Gründe geben... die Frage wäre dann, ob Ihr die ein oder andere Belastung reduzieren könnt.
Daß der Konsum seit einer Weile gestiegen ist, kommt sicher nicht von ungefähr.

Meiner stieg z.B. erst so richtig nach der Reha vor 5 Jahren, u.a. weil die "Fachleute" nicht wahr haben wollten, wie weit ich unten war - wohl gemerkt, NICHT wegen Alk.
als ich noch gearbeitet habe, wäre mir nie in den Sinn gekommen, mir abends eine halbe oder eine ganze Fl. Wein rein zu ziehen, dafür war ich viel zu pflichtbewußt...

als der Job dann nach der Reha weg war und ich überall nur noch auf taube Ohren stieß, war es für mich relativ einfach in die Psychiatrie zu gehen, denn m.E. konnte ich nur noch was gewinnen. und das war eine gute Entscheidung!

Was denn Alk betrifft, war ich eigentlich nur im Clinch mit mir selber - ich merkte, daß die Gedanken an Alkohol immer mehr Raum in meinem Kopf einnahmen und es mir immer schwerer fiel, keinen Alkohol zu trinken.
Es dauerte dann nicht so arg lange, bis ich mir eingestand, daß das ein problematischer Konsum ist, und daß ich die Reißleine ziehen muß. Ich schreibs wohl nicht in die Tageszeitung, aber die wenigen Menschen in meinem näheren Umfeld wissen Bescheid.

Im Übrigen hats keiner von meinen langjährigen Freunden/Bekannten geglaubt, als ich sagte, ich sehe da ein Problem...
erhöhte Leberwerte hatte ich auch nie, so daß mein früherer langjähriger HA mal sagte, sie können ruhig weiter trinken... hö hö...

Aus der Sicht von der anderen Seite als Partner kann ich nur sagen, daß das alles sehr schwierig ist, und daß es mir nicht gelungen ist, dauerhaft eine Partnerschaft zu führen mit jemand, der dem Alkohol mehr zugetan ist, als gut ist. Es bringt jedenfalls auch nichts, wenn man ständig bohrt. Das würde mich umgekehrt auch nerven....

Dann wäre halt noch für Dich/Euch zu klären, wie es grundsätzlich mit Eurer Beziehung steht, ohne Dir zu nahe treten zu wollen ;o)
Aber es ist ja nun auch des öfteren so, daß in einer Partnerschaft der ein oder andere "Sprengstoff" vorhanden ist... der dann irgendwie kompensiert wird, u.U. auch mit Alk.

Was mich betrifft - seit ich nicht mehr arbeiten muß, bin ich deutlich stabiler in jeder Hinsicht. Nur bei hoher emotionaler Belastung, zwischenmenschlichen Dissonanzen komme ich mitunter mal ein bißchen ins Trudeln.

Vielleicht versuchst Du es ja mit einer Selbsthilfegruppe, Beratungsstelle psychosozialer Dienst, Caritas o.ä. - dort kannst Du sicher fachlich kompetenten Rat bekommen.

Ich wünsche Euch "viel Erfolg" !

LG
Ulli


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Brennessel
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von Brennessel »

Zu Depression und Alkohol: als es meinem Mann wegen dem Tod seines Bruders sehr schlecht ging, sagte ihm sein Hausarzt, gegen ein Bierchen zur Entspannung sei aus seiner Sicht nichts einzuwenden.

Abgesehen davon, daß ich diese Aussage grundsätzlich für falsch halte und der Arzt so etwas nicht hätte sagen dürfen (vor allem, wenn er einen Menschen in tiefer Not vor sich sieht): Wer gerne Alkohol trinkt, hört aus so einer Aussage heraus, daß Alkohol als Hilfsmittel, runterzukommen, ganz ok ist. Das gaukelt einem ja auch die Werbung und das Verhalten der Gesellschaft vor.

Menschen, die gerne trinken oder viell. schon alkoholkrank sind, hilft der Alkohol nun mal tatsächlich, unabhängig von Schamgefühlen und dem Kater danach, und das macht die Einsicht und die Eindämmung oder Bekämpfung so fruchtbar schwer.

Helfen kann ein Angehöriger offensichtlich kaum - die Streitereien zwischen meinen Eltern wegen Alkoholmissbrauch habe ich noch heute im Ohr, sie führten leider nur zu noch exzessiverem Trinken.

Deine Frau findet hoffentlich einen Weg aus diesem Kreislauf, ohne daß ihr euch verliert.

Cheers
Brennessel
ratscher
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von ratscher »

.... heute beginnt sie in der TK, sie hat die letzten Tage nicht einen Tag ohne Alk geschafft, gestern war es ganz schlimm....

.... ich weiß nicht, wohin der Weg geht, werde abwarten und versuchen einfach nur da zu sein!

lG ratscher
FarinaVakantie
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Registriert: 6. Mai 2011, 09:25

Re: Depression und Alkohol

Beitrag von FarinaVakantie »

Hi Ratscher,
immerhin beginnt heute die TK und irgendwas passiert, was den bisherigen Tagesablauf unterbricht.

Ich wünsch Dir die Kraft und die Geduld, die Du jetzt brauchst.

Alles Gute,
Josi
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SisterGoldenHair
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von SisterGoldenHair »

Hallo und guten Tag (?)

ich schaue hin und wieder auf diesen Thread und frage mich, was inzwischen passiert sein mag.............

bzw. jetzt frage ich Dich, Ratscher ;o)
hat sich schon was bewegt in der TK, oder so allgemein und überhaupt ?

LG
Ulli


***

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Avalon1
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von Avalon1 »

Hallo und einen schönen Sonntagmorgen,


ich habe mir gerade eure Beiträge durchgelesen,
und mit einem sehr unguten Gefühl festgestellt, dass sehr vieles davon auf mich zutrifft

Depressive Stimmungen haben glaube ich fast alle Menschen irgendwann mal in Ihrem Leben.
Bei mir war vor 10 Jahren eine Trennung der Grund, warum ich ziemlich unten war.
Da fing ich dann abends an mal 1-2 Gläschen Wein zu trinken,
und hab eigentlich bis heute damit nicht aufgehört!
Nur am Anfang fühlte ich mich einigermaßen gut damit, mittlerweile schieße ich mich fast jeden Abend ab, nur um einschlafen zu können.
Mir ist aber auch aufgefallen, dass wenn ich was getrunken habe, die Probleme und Gedanken eine viel größere Dimension bekommen, wie wenn ich nüchtern bin.

Ich möchte da gerne raus, aber so richtig, weiß ich nicht wie.

Klar kann man jetzt sagen, dann trink doch nichts mehr, oder kauf das Zeug erst gar nicht,
aber so leicht ist das nicht.

Liebe Grüße


******************************



.......Gebe mir die Gelassenheit,Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die

Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!....
ratscher
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von ratscher »

Liebe Ulli, liebe ALLE,

ja wie ist es..... es liegen 8 Tage TK hinter uns.

Die Struktur des Alltags haben wir gut neu gemeistert, die Nasen ziehen gut mit und der Ablauf funktioniert!

Die Kommunikation zwischen uns ist aber nicht einfacher geworden, teilweise hatten wir beide das Gefühl, uns noch mehr voneinander zu entfernen.

Das Gute ist, sie trinkt unter der Woche nix, auch wenn es ihr den einen Tag verdammt schwer gefallen ist, aber sie blieb standhaft, das finde ich toll! Sie hat mit der TK ein NICHTTRINKEN vereinbart, aber an den beiden WE konnte sie dies nicht einhalten, " ich genieße mein WE auf meine Art und es wäre schön, wenn es darüber keine Diskussion gibt "

Ich persönlich möchte mir noch kein Urteil erlauben, 8 Tage sind nicht wirklich viel, mal abwarten, was noch so auf uns zu kommt! Auf jeden Fall ist der Ablauf in der TK ein anderer, als in der Reha und sie haben dort auch Pflichten, was ich persönlich sehr begrüße!

Nächste Woche steht das erste Angehörigen Treffen auf dem Plan, ich bin mal ganz arg gespannt, habe auch ein wenig Angst davor und bin mir noch net so sicher, wie ich mich verhalten werde!

Ich wünsche allen eine gute Woche!

lG ratscher
FarinaVakantie
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von FarinaVakantie »

@Maus1:
Sprich mit jemandem darüber, der Dir helfen kann, z.B. Deinem Hausarzt oder wende Dich an eine Selbshilfegruppe. Außer den Anonymen Alkoholikern gibt es noch einige andere, teilweise privat getragene Gruppen, die sich mit dem Problem befassen.
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Avalon1
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Re: Depression und Alkohol

Beitrag von Avalon1 »

@ Josefiene

komme gerade von meinem Arzt zurück.
Ich werde jetzt mit seiner Hilfe und einer Psychtherapie versuchen, aus diesem Teufelskreislauf raus zu kommen.

Ist schon lange überfällig !!!!

Danke


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