Verhaltenstherapie oder tiefenpsycholog. Psychotherapie???

[susan]

Liebe Chrissie, werde versuchen, dieses schon archivierte Thema wiederzubeleben...und Deine Fragen zu beantworten. Ich denke Dein Arzt hat da schon erkannt, daß eine Therapie Dir helfen würde - prima! Ich habe in den vergangenen Jahren 4 Ansätze gehabt, eine Psychotherapie zu machen. Ich hatte mir das aber einfacher vorgestellt, als es ist. Ich wußte mit weder mit Psychoanalyse noch mit Verhaltenstherapie etwas anzufangen. Nach einer Kur in einer psychosomatischen Klinik habe ich dann zielgerichtet nach Therapeuten gesucht, die verhaltenstherapeutisch arbeiten. Nicht, weil ich nun schlauer war, nein, in der Klinik hatte ich schon einen kleinen Einblick in diese Therapieart bekommen. Es ist halt immer die Frage, willst Du in die Tiefe gehn, Erlebnisse, die dich heute noch belasten, aufarbeiten, um sie dann akzeptieren zu können oder willst Du eingefahrene Verhaltensmuster "bearbeiten", eben lernen, in bestimmten Situationen anders zu verhalten. Ein Beispiel: Für mich als guterzogenes Kind gehörte es sich einfach, wenn Du in einer Gruppe sitzt, z. B. Arbeitskollegen, wenn die anderen lachten, auch zu lachen, wenn sie urteilten, mich ihrer Meinung anzuschließen...mit dem Resultat, daß ich Kopfschmerzen bekam, im schlimmsten Fall einen Migräneanfall, also mich rundum unwohl fühlte. Was kann ich tun? Ich versuche mir darüber klar zu werden, was empfinde ich wirklich, was ist meine echte Meinung, finde ICH es überhaupt so lustig, was die da erzählen?? Und ich lasse es die anderen merken, daß es mich nicht interessiert, sage deutlich meine Meinung... Einfacher ist Variante Nr. 1, da ecke ich nirgendwo an, ich passe mich den andern ja auch 100%ig an, woher soll da der Widerstand kommen, habe "nur" Kopfschmerzen... Bei Variante 2 fühle ich mich zwar besser, aber durch die Äußerung "Ich finde das nicht so gut wie ihr" u.Ähnliches stosse ich evtl. auf Widerstand, Ablehnung, usw Ich habe mich für Variante 2 entschieden und mir gelingt es nicht in jedem Fall, so "vernünftig" zu reagieren, aber ich bin auf dem Weg, vieles zu ändern, denn es sind nicht wenige Dinge, die mir Schmerzen machen. Ich habe lange Zeit ein Schmerztagebuch geführt, und tue es zur Zeit wieder. Da kann ich sehr gut erkennen, was sind die Ursachen, was ist Schuld, daß sich mein Schmerz verstärkt und wodurch ist er zu beeinflussen( z. B. Kopfschmerzen durch Entspannungsübungen - dadurch Verspannungen lösen) Noch eins zu der Suche nach dem geeigeneten Therapeuten ... das ist schwer, vor allem haben die Therapeuten z.Zt. lange Wartelisten. Gib aber nicht auf, laß Dich nicht abwimmeln! Die Krankenkasse hat eine Liste über die Therapeuten, da steht dann auch gleich die Therapieart dabei. Vielleicht läßt Du Dir so eine mal von Deiner Kasse zuschicken. Auch der sozial-psychatrische Dienst kann Dich bei der Suche unterstützen. Es gibt dann immer 4-6 "Vorgespräche" Erst danach mußt Du dich entscheiden, ob Du die Therapie bei diesem Therapeuten machen willst. Ich hoffe, das hilft Dir ein wenig, vielleicht gibt es ja im Archiv zum Thema "Verhaltenstherapie" noch mehr.... Wie geht es Dir heute mit den Medikamenten? Hat der Nebel sich etwas verzogen? Liebe Grüße bis demnächst Susan

[chrissie]

Liebe Susan, erstmal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Habe mich sehr darüber gefreut. Sorry, dass ich mich erst jetzt melde, aber mir ging es gestern noch viel schlechter als sonst. Auch heute geht es mir nicht so besonders, aber ich möchte mich wenigstens ganz kurz bei Dir melden. Ich habe im Moment wieder mal so einen fürchterlichen Durchhänger, habe das Gefühl, ich trete immer nur auf der Stelle und komme kein Stück vorwärts. Ich weiss ja selbst, dass ich immer nur kleine Schritte machen kann, wenn überhaupt. Aber manchmal kann ich nicht anders und erwarte ganz einfach zuviel von mir. Eine Liste mit entsprechenden Therapeuten habe ich schon - wie schon erwähnt, gibt es nicht sehr viele in unserer Kleinstadt, die Verhaltenstherapie anbieten. Und in die nächste grössere Stadt fahren...das ist für mich z.Zt. unvorstellbar. Öffentliche Verkehrsmittel kommen im Moment überhaupt nicht in Frage, aber auch, wenn ich mit dem Auto fahre, bleibe ich von Panikattacken nicht verschont. Da wird manchmal schon die kürzeste Strecke für mich zur "Weltreise"... Die Medikamente wirken natürlich noch nicht, aber ich kann glücklicherweise auch keine Nebenwirkungen feststellen, ausser, dass ich immer noch ziemlich benebelt bin. Aber ich glaube, damit kann ich leben. Nochmal vielen Dank, dass Du mir weiterhelfen konntest!!! Viele liebe Grüsse Chrissie

[susan]

Liebe Chrissie, freue mich, daß Du Dich gemeldet hast. Dieses Gefühl, nur auf der Stelle zu treten, kenne ich zu genüge. Ich kam mir manchmal auch so vor, als wenn ich "im Kreis" gehe. Mit den kleinen Schritten, das ist oft so wenig wahrnehmbar...da kommt wieder ein großer Rückwärtsschritt...und der kleine Schritt, den Du gegangen bist.... Ich kann auch diese Angst, die du beim Fahren mit Verkehrsmitteln hast, verstehen, ich bin auch froh, z. Zt. nicht solchen Situationen ausgeliefert zu sein (hat mir gereicht, zum Medizinischen Dienst...) Doch versuche etwas zu tun, gerade in Richtung Therapie. Ich glaube, das ist sehr wichtig für Dich. Vieles kann man ja auch übers Telefon abklären, manche Psychotherapeuten stellen sich auch im Internet vor. Wann mußt Du wieder zum Arzt. Vielleicht weiß auch der noch einen Weg? Würde mich freuen, wenn es Dir bald besser geht. Liebe Grüße Susan

[chrissie]

Liebe Susan, ich freue mich auch immer, wenn Du Dich meldest!!! Ich habe heute mit mehreren Therapeuten gesprochen (telefonisch), aber wie erwartet, sind die Wartelisten natürlich sehr, sehr lang. Ich muss also noch jede Menge Geduld haben. Am 28.01. habe ich den nächsten Termin bei meiner Psychiaterin. In den letzten Tagen ging es mir ziemlich schlecht, ich habe sogar das Gefühl, dass es mir noch schlechter geht als sonst. Tagsüber geht es ja so einigermassen, aber abends... Kann es evtl. sein, dass das an dem Medikament liegt? Anders kann ich mir das nämlich nicht erklären. Tagsüber fühle ich mich eigentlich ganz gut (solange ich das Haus nicht verlassen muss!), aber gegen Abend bekomme ich das grosse Heulen. Dann erscheint mir alles so wahnsinnig sinnlos. Ich fühle mich so kraftlos und kann überhaupt nichts mehr mit mir und meinem Leben anfangen. Wenn ich dann schlafen gehe, denke ich oft, dass es für alle besser wäre, wenn ich am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen würde. Aber am nächsten Tag habe ich dann ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass ich überhaupt über so etwas nachgedacht habe... Manchmal weiss ich gar nicht mehr, was aus dem Menschen geworden ist, der ich früher einmal war. Es kommt mir alles so unwirklich vor. Jetzt habe ich mich doch wieder ausgeheult ich wollte Dir doch einfach nur antworten. Aber ich glaube, jetzt geht es mir ein kleines bisschen besser. Liebe Grüsse Chrissie

[Anonym]

Gibt es Kriterien, nach welchen einer Therapie vorzuziehen ist, z. B. bei Depressionen? bei meiner Therapie (2. Variante) geht es mir zunehmend schlechter, hab´s mit dem Therapeuten besprochen, er reagiert nicht wirklich darauf.

[Jonny]

Hallo Anonym!07.09 17:17 Was Depressionen angeht ist das Ei des Kolumbus noch nicht gelegt, zumindest nicht wirklich. Dem einen hilft dies, dem anderen das. Suchen muss man. Und die Suche gestaltet sich schwer. Denn, wenn einem der Antrieb fehlt, sehr verletzbar ist, wird das richtige nicht ganz so schnell finden. Was Dich angeht, hab ich eine Frage zum nachdenken. Wenn Du eine Spritze bekommst vom erfahrenen Arzt hört er gleich auf damit, nur weil Du Aua schreist??? Musst schon bischen genauer werden, wie schlecht es Dir geht. J.

[Anonym]

Hallo Jonny, >Musst schon bischen genauer werden, wie schlecht es Dir geht. Das ist verständlich! >Wenn Du eine Spritze bekommst vom erfahrenen Arzt hört er gleich auf damit, nur weil Du Aua schreist??? Das kannst Du Dir sparen, wenn Du schon gemerkt hast, daß Du aufgrund zu weniger Informationen nichts raten kannst! Soviel zum Thema Verletzbarkeit! Es geht mir schlecht genug, daß ich ernsthaft an eine stationäre Therapie denke! Das Gefühl, immer weiter abzurutschen und Gefahr zulaufen, ins Bodenlose zu fallen hat mich veranlaßt, mir die Nummer des hiesigen Kriesentelefons aufzuschreiben, für den Fall der Fälle... Diese Hangelei von Woche zu Woche und das Erleben des eigenen alltäglichen Unvermögens halte ich nicht mehr sehr lange aus. Ich frage mich, ob das sein muß, diese Quälerei ohne Medis!

[Jonny]

Hallo Anonym ! 07.09 18:35 Selbst wenn ich einen Dr. Titel hätte könnte ich Dir jetzt keine Diagnose stellen und etwas verschreiben. Krisentelefon ist gute Idee, warum rufst Du dort nicht an? Sprich, sprich Dich erstmal aus... Ob Du es glaubst oder nicht, ich sehe sehr oft nur noch das Fenster im Raum, in dem ich mich befinde... Es geht mir nicht besser als Euch allen auch.Ich versuche ohne Medis klarzukommen, solange bis es nicht mehr geht, dazu dienen auch "Möchtegerngespräche" mit Euch. Ich bin auch nur ein "Egoist". Und wenn ich etwas hier von mir gebe, dann nur um Etwas von meinen Gedanken freizugeben. Vielleicht hatte der eine oder andere ihn auch. Dieses Forum dient dem Gedankenaustasch, vielleicht habe ich auch was falsch verstanden. Ich weiss tief in mir drin, was ich möchte, was mir Spass machen würde, nur tun kann ich es nicht. Es macht mich fast wahnsinnig. Entschuldige. J.

[Anonym]

Ist schon o.K. Jonny, da sind wohl zwei Köpfe aneinander geprallt. Ich bin Dir nicht persönlich böse, sonst hätte ich nach meiner "Watsch´n" nichts mehr geschrieben. Aber Dein Stil hat mich ziemlich gereizt. Zur Sache: Ich rede in letzter Zeit mit vielen professionellen Leuten! Der eine sagt dies, der andere das, je nach Ausrichtung. Und ich hänge dazwischen und bekommen von jedem die Aufforderung zu hören: Tun sie das, wobei sie sich am wohlsten fühlen! Und das soll ich in meinem Zustand herausbekommen, Danke! Mein Stimmung wechselt täglich mehrfach, wie ein Wechselbad. Hast mich grade in der "heißen" Phase erwischt! versöhnliche Grüße

[Anonym]

P.S. Und dieses Wechselbad der Gefühle ist das Kräftezehrende!

[Jonny]

Hallo Anonym! Mein Stil hat schon andere zur "Verzweiflung" gebracht, als sie in der "Heissen Phase steckten". Sie brachen mir meine Nase und hauten einen Zahn heraus. Die vielen blauen Flecken, habe ich längst vergessen. Alles Palletti(KLAR) J.