neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

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grauermausling
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Registriert: 31. Mär 2011, 15:43

neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von grauermausling »

Hallo zusammen,

wieso ich noch nicht viel früher auf die Idee gekommen bin, mich nach einem Forum in dieser Art umzusehen, ist mir ehlrich gesagt schleierhaft... Aber nun denn - hier bin ich jetzt und hoffe, das ich mich hier zumindest aussprechen bzw. (wer weiß) vielleicht sogar Hilfe und rat bekomme.

Aber ich glaube, ich sollte erstmal anfangen zu erzählen:

Seit nunmehr elf Jahren bin ich (34) mit meiner Frau (29) zusammen und schon seit Anfang unserer beziehung bzw. schon bevor wir uns kennenlernten litt/leidet meine Frau an Depressionen, depr. Schüben, Angstattacken und dadurch bedingt an riesigen Selbszweifeln.
(Hmm, irgendwie schwer das so in Worte zu fassen, merke ich gerade beim Tippen).

Ein Problem bspw. war, das sie nicht vor die Tür gehen konnte ohne in totale Panik (mit körperlichen Symptomen durch bauchkrämpfe etc.) zu verfallen. Dies hat sich nach einer Verhaltenstherapie vor etwas zwei Jahren jedoch stark gebessert und wenn sie wirklich möchte udn Lust auf etwas Bestimmtes hat, dann schafft sie es auch problemlos vor die Tür.

Das, weswegen ich hier allerdings Hilfe suche, ist schon etwas übler als "nur" eine Angststörung - und zwar die depressiven Schübe, die ihr in dem Moment nahezu jeglichen Lebenswillen rauben. Diese "Löcher" (wie sie sie selber nennt) tauchen ohne Vorwarnung auf und sie daraus zu ziehen beraubt mich mehr und mehr meiner Kräfte.

Ich selbst bin ein sehr optimisitischer und eher "unkaputtbarer" typ, der schon an ein "gutes Ende" wirklich glaubt und die Hoffnung einfach nicht aufgibt bzw. aufgeben kann.

Früher (diese "Löcher" gibt es schon länger) reichte es meistens, meine Frau in den Arm zu nehmen, ihr über den Kopf zu streichen und sie sich ausweinen zu lassen. Mittlerweile hat das aber solche Dimensionen angenommen, dass ich nicht mehr weiter weiß.

Sie sieht halt in diesen Phasen im Leben überhaupt keinen Sinn. Und meine - wirklich, wirklich ernstgemeinte - Antwort, dass ich so ein Gefühl hätte, als ob uns noch etwas undefinierbar "tolles" bevorsteht kommt da überhaupt nicht gegen an.

Sie bettelt mich in diesen Phasen darum an, dass wir zusammen "gehen" sollen. Dann hätte die Quälerei ein Ende und wir würden zusammen an einen besseren Ort kommen. Und wenn es sowas wie diesen ort nicht geben würde, wäre es ja auch egal, weil dann alles ja einfach vorbei sei und man nichts mehr mitkriegt.

Irgendwie hab ich es bisher immer geschafft, sie aus diesen Löchern herauszuholen, aber die werden von mal zu mal größer und ich verzweifelter. fast täglich, wenn ich auf der Arbeit bin, packt mich die Angst, dass sie sich vielleicht etwas antun würde etc. und mein früher nahezu unendlichen Optimismus schwindet.

So etwas wie eine "Zwangseinlieferung" ist irgendwie für mich undenkbar. Sie würde es als Vertrauensbruch, Verrat oder feige Flucht ansehen (denke ich zumindest) und es würde ja auch nur für den moment etwas ändern.

Das "Dumme" an der Sache ist, dass sie in neurologischer behandlung ist und auch Anti-Depressiva nimmt (seit ca. nem Jahr), aber das richtige Mittel offenbar noch nicht gefunden wurde.
Auch weiß sie, dass sie unbedingt eine neue Therapie bräuchte, aber seit unserem Umzug in eine andere Stadt hat sie sich nicht aufraffen können, einen Psychologen zu kontaktieren.
Ich selbst hab es für sie einmal probieren wollen, aber am telefon wurde mir gesagt, ich könne nicht für jmd anderen einen Termin machen.

Das akut eigentlich entscheidende ist und bleibt aber, dass ich ratlos bin, was ich ihr auf die Frage "Was soll das denn alles noch hier" für eine Antwort geben soll bzw. warum wir einfach nicht "gehen" können...?

Wir liegen im Bett (diese Attacken kommen fast immer nachts) und sie sagt "Bitte - lass uns gehen". Auf mein "Das kann ich nicht. Glaub mir, wir werden ein tolles Leben haben. Es wird besser werden" folgt nur ein "woher willst Du das wissen - lass uns einfach gehen".
Was folgt sind noch mehr Trauer und Wut auf mich, da ich sie "hier" festhalte und sie nicht ohne mich sein will (folglich auch nicht alleine "gehen kann) und irgendwann schlafen wir dann erschöpft ein. Es gab mal Zeiten, da war am nä. Morgen alles wieder auf null gestellt und sie guter Dinge, aber auch das wird immer seltener und es dauert manchmal Tage bis das Loch vorbei ist...

So langsam bin ich fertig und müsste eigentlich selbst wohl in Therapie...

Gut - ich glaube, für den Moment ist das wirklich viel zu lesen.

hat einer von euch hier irgendwie einen Rat oder etwas ähnliches erlebt?

Viele Grüße und ein Danke fürs überhaupt soweit lesen,
grauermausling
LinaBall
Beiträge: 178
Registriert: 9. Okt 2010, 11:42

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von LinaBall »

Hi grauermausling.

Schön, dass du hier bist. Herzlich willkommen.

Ich bin Lina, 25 und mein Freund ist auch depressiv.

Wie du die Situation beschreibst hört sich das schon nach einer sehr heftigen Depression an. Ich frage mich, wie du das so lange ausgehalten hast - vorallem meine ich das immer wieder auffordernde "Lass uns gehen". Als ich das gelesen habe war ich ziemlich erschrocken!!! Es zeigt auf der einen Seite, wie schlecht es deiner Frau gerade gehen muss. Trotzdem finde ich musst du langsam beginnen auch für dich zu sorgen.

Du kannst meines Erachtens deine Frau nicht daraus holen. Das muss sie selber mit Hilfe eines Therapeuten machen. Eine Therapie wäre wirklich sehr wichtig für sie.

Schlagen die Andi Depressiva gar nicht an? Welches Medikament bekommt sie? in welcher Dosis? Hat sie mit dem entsprechenden Arzt drüber gesprochen?

Lieber grauermausling, was tust du für dich? Es ist ganz wichtig, dass du in den schweren Zeiten auf dich acht gibst.

Ich habe das hier gelernt aber es fällt mir selber auch immer schwer. Weil sich irgendwie doch alles um den kranken Partner dreht. Aber das darf es nicht. Du musst dich schützen und für dich sorgen.

Herzliche Grüße
Lina
grauermausling
Beiträge: 5
Registriert: 31. Mär 2011, 15:43

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von grauermausling »

Hallo Lina,

Danke für Deine Antwort

Tja, wie ich das bisher so lange ausgehalten habe...? Gute Frage... Ich bin halt, wie vorab geschrieben, eigentlich ein (fast) unkaputtbarer Optimist und - auch wenn das irgendwie komisch klingt, das von sich selber zu sagen - sozusagen voller Liebe. Und genau das, Liebe, ist auch (so denke ich) das, was hilft, meine frau aus so einem loch zu ziehen.

Wie das Medikament genau heisst, müsste ich nachgucken. ist auf jeden Fall der dritte "versuch", da die anderen vorher nicht so richtig angeschlagen haben.
Seltsamerweise wirken die Medikamnte bisher immer direkt (also nichts mit nach 2-3 Wochen, wie wohl der Neurologe gesagt hat) und lassen dann jede Woche ein kleines Stückchen wieder nach.

Dass ich meine Frau da nicht komplett rausziehen kann, ist mir natürlich klar. Nur gings zumindest bis vor Kurzem halt mit viel Kraft irgendwie immer noch.
Aber außer meinem unbestimmten Gefühl von "ich weiß, das uns wirklich etwas Tolles bevorsteht" (und das glaube ich wirklich!) hab ich ihrer Lebensunlsut nichts entgegenzusetzen und das macht mich so verdammt fertig.
ich würds ja auch bescheuert finden, wenn mir jmd in einer schlimmen Situation nur mit einem "das wird schon, glaub mir" kommt...

Und was ich für mich tue... Hmm... ehrlich gesagt so ziemlich nichts. Ab und zu treffe ich mich mal mit nem Freund oder gehe zum Sport, aber alles nur wenn ich das Gefühl habe, das bei ihr heute ein guter Tag ist...
Zahra
Beiträge: 57
Registriert: 10. Mär 2011, 18:06

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von Zahra »

Hallo grauer Mausling

ich kann das nachempfinden wie es dir geht. Ich war auch immer ein unkaputtbarer Optimist, es gab immer was Positives. Mittlerweiler bin ich eher Realist.
Diese Angst die du beschreibts, dass du selbst auf Arbeit dir Sorgen machst, kenne ich nur zu gut. Zum glück haben diese Phasen bis jetzt nie länger als eine Woche angehalten, was dadran liegen mag, dass er einmal die Woche Therapie hat.
Wenn ich dan mal was für mich tue, fühle ich mich auch immer schlecht (z.B. Weihnachtsfeier von der Firma aus, oder Treffen mit Freunden) Weil ich denke dann immer jetzt hast du Spaß, aber was ist mit ihm?
Auch wenn er sagt du kannst ruhig hingehen, denk nicht an mich, dass ist okay, ist es dann meistens so, dass wenn ich wieder zu Hause bin und erzähle wie es war, dass dann sowas kommt wie: schön dass du Spaß hattest, hättest aber ja früher nach Hause kommen können...halt quasi dass ich mich erstrecht schlecht fühle...

Aber zu deiner Frage, was man da machen kann....da bin ich selber auch überfragt. Ich versuche mittlerweile das alles nicht zu nah an mich ran zu lassen und ein bisschen von meinem Optimismus an die oberfläche zu holen für mich. Ihm sage ich einfach nur, dass ich da bin aber ihm da nicht viel zu sagen kann. Und wenn es zu arg ist, frage ich ihn ob wir zusammen zur Notambulanz des psychologischen Dienst gehen wollen (gibt es eigentlich in fast jedem größeren Krankenhaus) ich würde ihn mit hinbegleiten und auf ihn warten und das er auch keine Angst haben muss, dass sie ihn dabehalten, da pass ich schon auf, dass ich nur einfach möchte dass er mit jemanden dadrüber sprechen kann, der dass alles objektiver betrachten kann als ich.

Hach es ist weder für den Betroffenen noch für den Angehörigne leicht.....

liebe Grüße
Zahra
die Welt geht wie sie will, nicht wie wir sie gerne hätten...
wütend

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von wütend »

"So langsam bin ich fertig und müsste eigentlich selbst wohl in Therapie..."
Das finde ich eine Gute Idee. Mach das mal. In einer Psychotherapie kannst Du lernen wie du deiner Frau wirklich helfen kannst, so das es ihr auch was nützt und sie an ihrer Gesundheit arbeiten kann.
Wende dich mal an den Sozial-psychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes und bitte dort um Hilfe.
SaHa
Beiträge: 1
Registriert: 5. Apr 2011, 17:20

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von SaHa »

Guten morgen,

ich bin ebenfalls neu hier und überwältigt wievielen Menschen es genauso geht wie mir.

Mein Freund leidet auch an Depressionen. Er geht zu keinem Psychologen mehr - der bringt nichts - , zur Selbsthilfegruppe nur wenn ich ihn hinbringe und alle anderen Termine (Psychiater, psychische Ambulanz) habe ich für ihn gemacht. Bei Psychologen habe ich ihn auch schon auf Wartelisten setzen lassen. Leider dauert es bis zu vier Monaten ehe man dort einen Termin bekommt und dann ist ja auch noch garnicht gesagt, dass sich Patient und Psychologen verstehen.

Ich habe mittlerweile viel über Depressionen im Internet gelesen und mir einige Bücher durchgelesen (die sind echt ganz schön teuer).

Das Thema ist sehr komplex und alles was ich tun kann schlägt nicht an. Es kommt immer alles anders.....

Ich habe mir schon so oft vorgenommen auf manche Sachen nicht so zu reagieren wie ich das sonst tun würde, aber irgendwie provoziert mich mein Freund solange bis ich doch so reagiere und dann geht die Welt wieder unter.
Ich überlege vorher lange und breit was ich sagen kann, wie er das versteht, ob er mich wieder provozieren kann ........ Aber langsam frage ich mich, ob ich mich dadurch nicht zu sehr verstelle?! Ich bin doch nicht mehr ich selber!! Ich bin eigentlich ein Mensch der oft sagt was er denkt und recht offen ist. Aber durch die Depression habe ich viel von mir selber verloren. Schlagfertigkeit, Offenheit..... Einfach weil ich zu Hause und wenn wir am Tag telefonieren, nicht mehr sagen kann was ich denke.
Durch die Depression haben wir uns auch sehr zurückgezogen. Die Leute kommen halt nicht damit klar. Überall erfährt man nur, man soll sich trennen weil der Typ ja spinnt. Mein Freund ist 38 und da darf man sich halt nicht mehr benehmen wie ein Kind.

Ich finde es echt schrecklich wie eingeschränkt ein Leben mit einem depressiven Partner doch ist.

Ich weiss nicht was ich an Eurer Stelle tun würde.
Mein Freund redet nicht über seine Gefühle. Ich merke immer wenn er wieder einen Schub hat und reagiere dann. Mittlerweile bin ich allerdings immer so, wie während eines Schubes. Mein Freund macht alles mit sich selbst aus - auch seine Selbstmordgedanken. Ich weiss davon nur aus seinem Tagebuch (ich weiß, ich weiß - man soll nicht anderer Leute Tagebücher lesen. Es tut mir auch leid! Aber es geht nicht anders).

Ich wünsche Euch allen weiterhin viel Glück und ganz viel Kraft!!

Lg Sarah
grauermausling
Beiträge: 5
Registriert: 31. Mär 2011, 15:43

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von grauermausling »

@Lina:
"Welches Medikament bekommt sie?"

Sie bekommt Moclobemid 300. Bei ihrem nä. Termin beim Neurologen will sie aber um ein neues Medikamnt, also einen weiteren versuch, bitten, weil auch das nicht so richtig anschlägt.

@Zahralique:
Stichwort Notambulanz. Da waren wir auch schon einmal zusammen. Direkt nach unserem Umzug in eine andere Stadt ist sie ziemlich zusammengeklappt und da wussten wir uns auch keinen anderen Rat.
War allerdings ein Griff ins Klo Die haben ihr da ein paar Standardfragen gestellt und uns dann mit nem taxi in die Psychatrie gefahren. Die haben da aber irgendwie nicht viel gemacht und uns nach ner halben Stunde "blabla" wieder nach Hause geschickt. Mit dem Hinweis doch in der Woche drauf mal zu den Notfallsprechstunden zu kommen...

@Sarah30Foxy:
Das mit dem "Termine für den Partner" machen kenne ich. Habe ich so gesehen auch überhaupt kein Problem mit, so lange es quasi der helfende Startschubser ist. Bei bspw. dem Neurologen hat das auch funktioniert (mal abgesehen davon, dass die beiden noch nicht das richtige Medikament gefunden haben).
Den dringenden Psychologen/Therapie bei einer Praxis, die ironischerweise quasi in Sichtweite unserer Wohnung ist, geht das nicht (eine andere würde erstmal nicht in frage kommen, da sie sich keine weiten Wege zutraut). Da wurde mir gesagt, sie müsse den ersten Schritt (Anruf) selber schaffen...

"Durch die Depression haben wir uns auch sehr zurückgezogen..."

Gut, so ähnlich ists bei uns zwar auch, aber eher von unserer Seite und eher unabhängig von der Depression. Wir waren schon immer etwas, hmmm, "kauzig" und leben in unserer kleinen, besonderen Welt. Ein paar gute Freunde gibt es und die wissen auch um ihre Krankheit und kommen eigentlich damit klar.
Eigentlich deshalb, weil denen manchmal nicht bewusst ist, welche von denen unbeabsichtigte Sachen manchmal für eine Wirkung haben könnnen.

Ich weiß nicht, ob das zum Krankheitsbild gehört, aber meine Frau ist so feinfühlig/sensibel und auch verletzlich, dass sie vieles extrem persönlich nimmt und sich in schlechten Phasen von allen (außer mir) unverstanden und v.a. ungeliebt fühlt. Gerade dieses "Die ganze Welt hasst mich" Gefühl sorgt dann für die Selbstmordgedanken.
Sister-Act

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von Sister-Act »

hallo,

feinfühlig, sensibel und verletzlich: das kenne ich auch von mir persönlich (selbst depressiv, partner dysthymie). ja, du hast recht, das erschwert jede noch so gut gemeinte kritik oder jeden oft so gut gemeinten vorschlag.

uns steht noch was tolles bevor: diese aussage deiner frau würde ich genaustens hinterfragen. lass sie nicht in ruhe, bis du weißt, was sie meint, oder welche bilder ihr da im kopf bereits vorschweben. das sagt sie nicht nur so.

der wunsch, dass du mit ihr "gehst": sage ihr bitte mit nachdruck, dass für dich dein leben lebenswert ist, und du in keinem fall mit ihr diesen weg gehen wirst. das ist sehr wichtig! nimm ihr jeden glauben, dass du dazu in der lage wärst. mach ihr das ganz klar und deutlich; selbst wenn du dadurch streit provozierst. lass dich auch nicht dadurch erschrecken, wenn es ihr dann nicht gut geht.

nimm auf dich rücksicht. versuche nicht in sie zu schlüpfen und mitzuleiden. schotte dich so gut wie möglich ab und unternimm etwas, was dir dann gut tut.

mach deiner frau klar, dass du wegen ihrer krankheit nicht auf dein eigenes leben verzichten kannst.
freu dich auf die schönen dinge des lebens; du hast alles recht darauf.

nach meiner meinung braucht deine frau eine gesprächstherapie. versucht "gemeinsam" einen therapeuten zu finden und macht einen termin aus.

alles gute
grauermausling
Beiträge: 5
Registriert: 31. Mär 2011, 15:43

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von grauermausling »

@Sister-Act:

Danke für Deine Antwort. Ein kleines Misverständnis gabs da aber wohl - das "uns steht noch etwas Tolles bevor" kommt nicht von ihr in Bezug auf das "gehen", sondern das ist meine Antwort darauf, warum hier bleiben so wichtig ist.

ich kann das "Tolle" selber nicht definieren. Es ist nur ein vages Gefühl, aber tief in mir weiß ich einfach, dass da noch etwas kommt und wir (übertrieben gesagt) unseren Lebensabend zusammen im haus am Meer verbringen werden.
Im Prinzip ist das "Tolle", das uns das Leben hier noch viel zu beieten haben wird. Nur was genau, das kann ich nicht sagen - weswegen es ihr nicht möglich ist, mir da zu glauben.
Wenn ich wenigstens was konkretes als Beispiel hätte... hab ich aber nicht, nur mein Gefühl, das ich damit recht behalten werde...
Sister-Act

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von Sister-Act »

sorry,

war beim lesen unkonzentriert. du hattest dich ganz deutlich ausgedrückt.

lg
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von Antiope »

Hallo GrauerMausling,

Dein Posting hat mich sehr erschreckt.
Einfach dadurch, dass Deine Frau nicht aus dem Loch herauskommt, wo sie sich befindet - und dass Du zum gemeinsamen Tod aufgefordert wirst.
Genau das würde ich sehr massiv verweigern - vielleicht ist es bisher eine Art "Wunschphantasie" Deiner Frau gewesen, aber dieser Wunsch darf nicht nochmals gedacht werden.
Ich denke, es muss ganz klar werden, dass Du am Leben bleiben willst - und es braucht überhaupt nicht darüber diskutiert zu werden!
Und dass Deine Frau Dich auf ihre Art und Weise mit hineinziehen will, ist aggressive Bevormundung und arroganter Zwang - auch wenn es nicht so gesehen werden sollte.

Ich weiß es nicht, ob es möglich ist, sowas wie ein "Ultimatum" oder einen "Vertrag" zu vereinbaren: kein Selbstmord. Das nimmt Dir auch den unglaublichen moralischen und emotionalen Druck weg, in den Dich Deine Frau manövriert hat.

Kannst Du mit dem Facharzt, bei dem Deine Frau medikamentös versorgt wird, mal reden? Es geht hier wirklich nur darum, ihm die Sicht zu schildern, wie Du sie tagtäglich erlebst. Und mit ihm auch das Thema "Einweisung" zu klären. Wie es rechtlich aussieht, weiß ich nicht. Aber schließlich (es mag sehr sehr hart klingen) ist Deine Frau emotional nicht mehr belastbar und irgendwie habe ich Angst, dass es ein erweiterter Selbstmord geben könnte.
Zu Dir selbst: gibt es für Dich eine Möglichkeit, eine Selbsthilfegruppe für Angehörige zu erreichen? Dir einfach Gedankenaustausch mit anderen zu gönnen? Du brauchst das wirklich.
Du hast die letzten Monate so viel Energie und Kraft weitergegeben ... bitte denke daran, nicht Dich selbst völlig "abzubrennen", sondern suche für Dich selbst auch ein eigenes Leben, eigene Kraftquellen, eigene Erholungsräume. Es darf nicht sein, dass Du wegen der Erkrankung Deiner Partnerin fast draufgehst!

P.S.: Eigentlich bist Du ja nicht "grau", sondern ein Mensch mit Hoffnungen und zähem Durchhaltevermögen.

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@Sarah: vielleicht liege ich ganz falsch, aber es ist so, als ob Dein Partner vollkommen von Dir abhängig wäre und dass er immer wieder diese Abfuhr "braucht". Es gibt so Menschen, die gelernt haben, dass Kritik und Vorwürfe Ausdruck einer vorgestellten "Liebe" ist und daher in ihrem späteren Leben genau das als einzig gültige Liebesbezeugung halten.

Wichtig ist doch: Du hast so viel von Dir selbst verloren, ein großer Teil Deines Selbst - bitte kümmere um Dich selbst, lasse die Kontakte, die einfach notwendig sind für Dich, wieder aufleben. Versuche wieder, etwas mehr von Dir selbst zu leben, Deine Offenheit, Dein Menschsein.
diddl
Beiträge: 11
Registriert: 3. Apr 2011, 19:52

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von diddl »

Hallo Grauermausling,
ich kann mir gut vorstellen, wie schlimm es ist jemanden helfen zu wollen, den man sehr liebt. Ich selbst hatte nur mal einen Tag nach meiner Schwangerschaft eine Depression und ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen, es war schrecklich ich habe aus heiterem Himmel den ganzen Tag nur geweint und wusste dabei gar nicht warum. Gott sei dank war es einen Tag später vorbei. Mein Mann leidet leider auch öfters an Depressionen und ich muss tatenlos zusehen, versuche ihn zu einem Therapeuten zu bringen, aber er lehnt dies alles ab. Es ist bei ihm bei weitem nicht so schlimm wie bei deiner Frau. Ich bin aber trotzdem selbst, um mit der Depression meines Mannes besser umgehen zu könne, zu einem Psychologen gegangen und habe mich hypnotisieren lassen. Oft kommen Depressionen aus nicht verarbeitenden Kindheitsproblemen. Vielleicht wäre das mal
eine Möglichkeit die Ursache zu finden. Deine Frau geht ja wenigstens zu einer Therapie. Pass du aber auch auf deine Gesundheit auf, irgendwann sind auch bei Optimisten die Kräfte ausgeschöpft.
Alles Gute
anno
grauermausling
Beiträge: 5
Registriert: 31. Mär 2011, 15:43

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von grauermausling »

Hallo zusammen,

Danke für eure Antworten. Allein, dass ich mir hier etwas von der Seele schreiben kann, hat mir schon etwas geholfen.

Das wichtigste vorab @Antiope:
"...irgendwie habe ich Angst, dass es ein erweiterter Selbstmord geben könnte..."
Das kann ich aus vollem Herzen ausschließen - also halt für mich persönlich. Versprochen. Und wenns mir noch so mies gehen sollte, mich die Depression meiner Frau mitnimmt: gehen werde ich nicht, versprochen!

"Ich weiß es nicht, ob es möglich ist, sowas wie ein "Ultimatum" oder einen "Vertrag" zu vereinbaren: kein Selbstmord. Das nimmt Dir auch den unglaublichen moralischen und emotionalen Druck weg, in den Dich Deine Frau manövriert hat."

So eine Art Vertrag wäre wirklich etwas extrem helfendes. Ich denke, ich werde versuchen, das mal anzuregen. Momentan ist die "schlimme Phase" bei ihr nämlich wieder vorbei und ich hoffe/denke, das hält erstmal wieder etwas an.
habe nur etwas Schiss, durch das zur Sprache bringen von genau diesem Thema wieder etwas auszulösen, versteht ihr? So nach dem Motto "Schlafende Hunde"...
Aber andererseits - wann sollte ich das sonst angehen, wenn nicht in einer "guten Phase".

Ihren Arzt habe ich letzte Woche anrufen wollen, aber laut der Sprechstundenhilfe spricht der Arzt nicht am Telefon mit Nicht-Patienten. Aber ich mache da mal nen Termin für ein pers. Gespräch.
Ich hätte irgendwie gerne so ne Art Tipp, was ich als "Notfallmittel" bei einem großen Loch machen kann.

Und nein, "grau", bin ich eigentlich nicht - ist nur der Name einer Lieblingsbuchfigur von mir
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: neu hier und nach vielen jahren nun ratlos...

Beitrag von Antiope »

Hallo Mausling,

zum einen: mit dem Selbstmord dachte ich nicht an Dich als Täter, sondern als Opfer...

Vertrag: ich weiß nicht, ob es nicht besser ist, die Dinge offen auf den Tisch zu legen und konkret drüber reden. Schließlich hilft es auch Deiner Frau, diesen Weg als "Aus-Weg" nicht zu nehmen.

Vielleicht erhältst Du auch über Telefonseelsorge oder Krisendienst (Arbeitskreis Leben u.ä.) Hilfestellungen für den Notfall bei einem größeren Loch.

Dir alles Gute und viel Kraft für Deinen steinigen Weg!
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