der ausschliesslich positive Thread

dina
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der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von dina »

Liebe Leute!
Bitte nutzt dieses Thread, um Zuversicht zu verbreiten. Was hat euch die Krankheit positives gebracht, wann ging mal etwas gut, wer wurde gesund, welche Beziehung hat überlebt?
Ich weiss, Depressionen sind nunmal leider eine primär unangenehme Sache für alle Beteiligten. Aber manchmal brauchen so kleine Menschen wie ich eine Aufmunterung, wenn sie an der Hoffnung festhalten wollen.
Bitte keine Erkenntnisse über das Übel, nur Gutes, was es auch sei.
Es dankt euch schon jetzt herzlich,

Dina

P.S. und vielleicht freuen sich ja auch andere mal über "schöne" Geschichten
malin
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Registriert: 27. Jun 2003, 22:57

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von malin »

Hallo Dina,
gute Idee, dieser Thread!

Also meine Beziehung überlebt es seit drei Jahren und wird es auch bis zum bitteren bzw. schönen Ende dieser Krankheit, da bin ich mir ziemlich sicher.
Obwohl heute ein echt blöder Tag ist und ich meinen Mann am liebsten für ein Jahr nach Indien versetzen würde, weil ich das Gefühl habe, daß mir heute alles zuviel ist...
Aber an den normalen und guten Tagen weiß ich, daß er mich wirklich liebt, denn sonst wäre er nicht mehr da, das ist schon mal ein positives Fazit, oder?
Ich kann meine Liebe zu ihm zwar heute nur begrenzt fühlen, aber gestern war es ganz anders, da ging es mir besser, und da konnte ich es auch wieder fühlen. Die Liebe ist noch genauso da wie vorher, halt oft verschüttet, aber darunter ist sie immer noch da und wartet auf bessere Zeiten.
Und mein Mann wartet mit...

Meine Ärztin hat mal etwas gesagt, was mich sehr aufbaut, wenn es mir schlecht geht.
Ich habe sie mal gefragt, ob es für Lina nicht schrecklich sein müßte, so eine Krankheit mitzubekommen und das schon als so kleines Kind.
Da meinte sie, das wäre natürlich nicht das Ideal, wie man es sich vorstellt, aber Lina hätte auch einen Vorteil anderen Kindern gegenüber: Sie hat früh mitbekommen, daß ihre Eltern bzw. ihre Mutter krank ist und Probleme hat, aber sie lernt auch, daß ich mich damit auseinandersetze, mich anstrenge es zu schaffen und kämpfe und das wäre ihr vielleicht ein gutes Vorbild, daß nicht alles im Leben glatt läuft, aber daß man sich helfen lassen kann und mit dafür sorgt, daß es wieder besser wird.
Tja, ich hätte ihr diese Erfahrung auch lieber erspart, aber vielleicht hat unsere Ärztin ja Recht...

Außerdem habe ich mittlerweile die richtigen Medikamente gefunden und dazu noch gute Ärzte und Therapeuten, das ist glaube ich viel mehr als andere so haben, allerdings habe ich auch ziemlich suchen müssen, aber wir haben auch Glück gehabt, oder nicht?

So, mehr positives fällt mir so auf Anhieb erst mal nicht ein, aber wenn, dann schreibe ich einfach nochmal, okay?

Es wird besser werden, glaub mir, vielleicht dauert es eine Weile, aber ich glaube, ihr habt ganz gute Aussichten...
Liebe Grüße
Nele
dina
Beiträge: 32
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von dina »

Jaaaaaah!
Emily
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von Emily »

Ich finde es gut, dass die quälende "Warum"-Fragerei in mir endlich am Abklingen ist. An die betreffende Stelle tritt eine wohltuende innere Akzeptanz, Ruhe und Zuversicht - nicht immer, aber immer öfter.

"Im Leben läuft nicht alles nach Plan, aber alles, was passiert, macht Sinn." (gefunden im Internet).

Emily.
geborgenheit
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von geborgenheit »

Hallo Dina

hier die versprochene Geschichte zu Deinem Thread... passt zwar nicht in diese Jahreszeit, aber sie gefällt mir immer wieder gut.

Liebe Grüsse
Geborgenheit

Die vier Kerzen

Die vier Kerzen Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.
Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heisse Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht." Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schliesslich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heisse Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts mehr wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne." Ein Luftzug ging durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.
Leise und sehr traurig meldete sich nun auch die dritte Kerze zu Wort. "Ich heisse Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie liebhaben sollen." Mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind ins Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: "Aber, aber, ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!" Fast fing es an zu weinen.
Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: "Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heisse Hoffnung." Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze - und zündete die anderen wieder an.
tomroerich
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von tomroerich »

Hallo Dina,

ich bin jemand, der hier nur schreibt, weil für mich nach meinen Depr., die von 1994-1997 sehr heftig waren, das Leben eine überraschend positive Wendung genommen hat. Ich würde heute sagen, ich habe enorm von dieser Krankheit profitiert, sie hat mir wesentliche Aspekte des Lebens zugänglich gemacht, die mir sonst verschlossen geblieben wären. Ich habe immer wieder das Gefühl, das man mir hier verübelt, die Frechheit zu besitzen, nicht völlig im Loch zu stecken und fröhlich von den positiven Effekten einer Krise zu quasseln- manchmal schon musste ich mir Voyeurismus vorhalten lassen. Deshalb habe ich großes Verständnis dafür, dass du endlich auch mal etwas Positives hören möchtest und das gibt es wahrhaftig ja auch!

Thomas
Betroffene für Betroffene

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gelberosen
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von gelberosen »

Hallo Thomas,
du machst einfach Mut.
Liebe Grüße
die Besserung
Yambo
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Registriert: 1. Aug 2003, 12:09

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von Yambo »

Ich wünschte ich könnte auch etwas positives schreiben.. Es ist schön zu sehen das es Euch besser geht ....
tami
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von tami »

Hallo,
Wie ihr vieleicht mitbekommen habt, bin ich eine Angehoerige, aber ich habe auch persoenliche Erfahrungen mit Depressionen, Angstzustaenden und Panikattacken.
Es geschah vor 4 1/2 Jahren. Ich war in meiner Wohnung und hatte einen Joint geraucht, als ich urploetzlich einen horrortrip hatte. Ich glaubte ich wuerde meine Zunge verschlucken und daran ersticken. Da ich high war, war diese Erfahrung natuerlich sehr real. Der Trip dauerte ueber 4 Stunden. Ich habe Todesaengste ausgestanden. Hatte Angst zum Arzt zu gehen. Es war schrecklich. Am naechsten Tag ging es mir etwas besser. Eine Woche spaeter hatte ich einen Flashback, dass heisst, obwohl ich nichts genommen habe, habe ich dieselbe Erfahrung wieder gemacht. Ich weiss das kling alles auch etwas komisch, war es fuer mich aber nicht. Ich hatte Todesaengste.
Von dem Tag an ging es nur noch bergab. Ich litt an Depressionen. Ich selbst kann mich an die Zeit nicht mehr heute erinnern. Aber meine Schwester meinte, das ich sehr still war, an nichts mehr freue hatte, mich total zurueckgezogen hatte und viel geweint habe. Das war sehr ungewoehnlich fuer mich, da ich sonst auf jeder Party mit dabei war. Wie gesagt, an die Depri selbst habe ich nicht mehr viel Erinnerungen, ausser das ich viel ueber den Sinn des Lebens nachgedacht habe.
Was mir aber nocht sehr bewusst ist, sind die Angstzustaende und Panikattacken. Ich hatte vor allem Angst. Besonders Messern. Ich hatte Angst, das etwas in mir, das ich nicht kontrollieren koennte, mir oder meiner Schwester etwas antun koennte. Auch die Sonnenfinsternis im Sommer 1999 (?) hat mich total ausflippen lassen. Das ist nur ein Beispiel.

Ich hatte auch Selbstmordgedanken, aber die haben mir eher Angst gemacht. Als wenn etwas anders in mir diese Gedanken hatte und nicht ich.

Aber nun zum Positiven. Ich habe heute keine Depri, Angstzustaende oder Panikattacken. Nichts! Ein Jahr spaeter hatte ich keine Anzeichen mehr. Das ist nun 3 1/2 Jahre her. Mit hat sehr geholfen darueber zu reden. Ich habe mich nie dafuer geschaemt. Ich war bei einer Psychologin die mir ein sehr gutes Buch empfiehl "Nur keine Panik". Das hat mir verstaendlich gemacht, was in meinem Koerper waeren einer Panikattacke vorgeht. So konnte ich das Schwitzten, Zittern, Herzrassen, ect verstehen und lernte umzudenken. Das braucht viel Ueberwindung, aber es geht.

Was mir auch geholfen hat, war Autogenes Training. Was ich auch machte, war das ich jeden Abend vor dem zu Bett gehen 5 Dinge aufgeschrieben habe, die mich an dem Tag erfreut haben. Ich weiss das ist nicht einfach. Aber schon eine schoene Tasse Tea, ein netter Anruf oder ein lachendes Kind kann das bewirken. Mit der Zeit vielen mir immer mehr Sachen ein, da ich viel bewusster den Tag wahrnahm und gedacht habe,"ahh, das kannst du aufschreiben". Somit habe ich meinen Denkprozess langsam veraendert. Ausserdem bin ich mit positiven Gedanken eingeschlafen. Das hatt mir sehr geholfen, da ich vorm Einschlafen immer Angst hatte.

Ich weiss, dass meine Geschichte anders ist als die von anderen. Meine Depri kam von gestern auf heute und war nicht schleichend. Dadurch wusste ich ganz bewusst wie mein Leben noch den Tag vorher war und es war leichter daran zu arbeiten wieder dort hinzukommen. Aber vielleicht ermutigt es doch jemanden etwas.

Und heute ruehre ich auch keine Drogen mehr an
dina
Beiträge: 32
Registriert: 21. Jul 2003, 23:10

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von dina »

Oh wie schön! Es funktioniert!
Tami du schlimmes Mädchen;-) Jetzt sammeln wir hier soviele Beiträge, dass wir deinen Gavin auch noch mit der optimistischen Welle infizieren!!!
Also, der allergrößte Fortschritt bis jetzt im Umgang mit der Depression meines Mannes besteht aus drei Dingen:
- wir haben uns auf Distanz begeben und ziehen uns nicht mehr gegenseitig so runter
- er hat endlich eine Ärztin seines Vertrauens gefunden und klemmt sich hinter seine "Heilung"
- wir nehmen vorsichtigen von Zuneigung gefärbten Kontakt auf, wenn es für beide geht
UND ES GEHT WEITER! JIPPIEEEEH YEAH!
Es grüsst euch eine sich wieder auf dem aufsteigendem Ast befindende

Dina
dina
Beiträge: 32
Registriert: 21. Jul 2003, 23:10

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von dina »

Hi Thomas!
Ich wäre ganz heiss auf Details deinerseits. Was genau hat dir die Erfahrung der Krankheit eröffnet? Ich finde es sehr schön dass du nicht im Loch steckst und ich möchte in diesem Thread nichts von Bitterkeit, Verzweiflung und dergleichen lesen. Lass dich ruhig mal so richtig aus
Wie genau ging es aufwärts? Was hat dir geholfen da raus zu kommen?
*Ohren ganz weit auf mach*
Würde mich freuen, mehr zu erfahren,

Dina
MissMarple

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von MissMarple »

Hallo,

ich war schon einige Zeit krank, als ich mich wieder mit Freunden zum Frühstücken traf.

Als erstet habe ich mich laut geäußert und gesagt, ich erzähle euch jetzt 10 Minuten wie es mir geht und dann will ich das Wort "Krankheit" diesen Morgen nicht mehr hören.

Und so wurde es gemacht, wie tat das gut, wieder Mensch zu sein, nicht Kranker, über die Kleinigkeiten des täglichen Lebens zu reden und lachen zu können.

Für diese 4 - 5 Stunden waren die Gedanken frei, die Depressionsschraube lag da, wo sie eigentlich auch hingehört, fest verschlossen in meinem "psychischen Werkzeugkasten".

Eines Tages, dass w e i s s ich, bleibt sie auch für immer dort drin liegen und setzt Rost an.

Liebe Grüße

Birgit
Unforgiven
Beiträge: 13
Registriert: 8. Aug 2003, 20:19

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von Unforgiven »

"Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, daß er glücklich ist; nur deshalb."

Aus: "Die Dämonen" von Dostojewskij
Ich will leben, und ich lebe, wenn auch entgegen aller Logik (aus: Die Brüder Karamasow)
Muriel
Beiträge: 421
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von Muriel »

Liebe Dina,

ich möchte eines meiner Lieblingsmärchen beisteuern, lächel.
Es erinnert mich immer daran, dass meine Dame in Schwarz bei mir einzig zu Besuch ist, um mich etwas für mich sehr wichtiges zu lehren .... und dass sie danach wieder gehen wird.

Einen lieben Gruss

Muriel



Das Märchen von der traurigen Traurigkeit


Es war einmal eine kleine alte Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl recht alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lachen hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.

Bei einer zusammengekümmerten Gestalt blieb sie stehen und blickte hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen.

Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die alte Frau bückte sich ein wenig und fragte "Wer bist du ?"

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf "Ich ? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.

"Ach, die Traurigkeit !", rief die alte Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen. "Du kennst mich ?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.

"Natürlich kenne ich dich !!! Immer wieder einmal hast du mich ein Stückchen des Weges begleitet."

"Ja, aber...." argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir ? Hast du denn keine Angst ?"

"Warum sollte ich Angst haben ? Warum davonlaufen ? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholen kannst. Aber was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus ?"

"Ich .... ich bin traurig" antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme. Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr.

"Traurig bist du also ?" sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt ?"

Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr dieses Mal wirklich jemand zuhören wollen ? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.

"Ach, weißt du", begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist eben so, das mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest."

Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot.

Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht, und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: man muss sich nur zusammenreißen, und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen nur Schwächlinge weinen, und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe.

Oder sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."

"Ohje", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir oft begegnet."

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
"Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen.

Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe.
Statt dessen schminken sie sich ein grelles Licht über ihre Narben. Oder sie legen sich einen Panzer aus Bitterkeit zu."

Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.

Die kleine alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie, und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.

"Weine nur Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "und ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin.
"Aber .... aber wer bist eigentlich du ?"
"Ich ?" sagte die kleine alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen
"Ich bin die Hoffnung."
Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt,

sieht sich von zwei Seiten,

und steht somit in der Mitte.
ramona
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von ramona »

Hallo!
Also bei mir hat die Krankheit bewirkt, das ich vieles an dem ich früher achtlos vorbei gelaufen wäre, viel intensiver wahrnehme und das ist einfach nur schön. Ein kleines Beispiel: Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit. Ich muß ein Stück über Feld fahren und wir hatten Bodennebel, Dunst. Die Sonne hat sich in dem Fenster eines Hauses gespiegelt, so richtig schön orangerotgelb und hat an der Stelle, wo die reflektierte Sonne auf den Nebel traf, diesen wunderschön eingefärbt. Fast wie bei dem Film die 10 Gebote . Es sah einfach nur gut aus und hat mir Spaß und Freude für den Tag mit auf den Weg gegeben. Ich bin sehr froh das ich solche Kleinigkeiten wahr nehmen kann, denn das was uns Kraft geben kann, muß nicht groß sein oder eine Meisterleistung, es sind oft auch die kleinen Dinge im Alltag.
Hoffentlich gibt es viele Postings zu diesem Thema.
LG Ramona
Data

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von Data »

Hallo Tamara,

deinen Tip, jeden Abend vor dem Zubettgehen (mindestens) fünf positive Dinge/Erlebnisse aufzuschreiben (aufschreiben zu müssen!), über die man sich am Tage gefreut hat, finde ich GENIAL! Ich werde das ab sofort selbst praktizieren, denn ich glaube, das kann sehr wirksam helfen, die Welt und das Leben positiver zu sehen, weil man dadurch auf spielerische Weise (so scheint es mir) und fast unbemerkt dazu gebracht wird, sich mehr auf das Positive im Leben zu konzentrieren! Genau sowas hat mir gefehlt, glaube ich.

Herzliche Grüße an alle!

Data
tami
Beiträge: 0
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von tami »

Hallo Data,
das freut mich. Einen anderen positiven Effekt hat es auch. Man schlaeft mit positiven Gedanken ein, und nicht mit Gruebelein. Und wie gesagt, selbst ganz kleine Kleingkeiten aufschreiben. Es muss nichts grosses sein. Dir wird schon was einfallen, man findet immer etwas und mit der Zeit immer mehr. Allein das man den Muell, der seit Tagen stinkt runter gebracht hat.
Alles Liebe Tamara
dina
Beiträge: 32
Registriert: 21. Jul 2003, 23:10

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von dina »

Ihr Lieben!
Hier möchte ich noch eine Anregung beisteuern, sich seiner selbst mehr bewußt zu werden und entsprechend der eigenen Bedürfnisse zu handeln. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber durchaus wirksam wenn man es ein paarmal ausprobiert hat. zumindest für mich.

Es folgt ein Zitat aus:
Ruth C. Cohn: "Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion" erschienen im Klett-Cotta-Verlag (S. 145/146)

"Ich nenne diese Selbsttherapieübung ein Spiel, weil es Regeln hat und seine Begrenzungen in Zeit und Raum festgelegt sind.
Spielregeln: Sei möglichst allein im eigenen Zimmer, so daß Du keine Rücksicht auf andere Leute nehmen mußt und von niemandem gestört wirst. Man kann das Spiel auch in Gruppen spielen; (siehe die nötige Modifikation in der Abschlußnotiz). »Zehn Minuten lang muß ich das tun, was ich will. Darüber hinaus muß ich jeden Augenblick überprüfen, was ich tue (körperlich, seelisch und geistig) und ob ich wirklich noch das tue, was ich tun will. Wenn nicht, muß ich versuchen, herauszufinden, was ich tun will und dazu übergehen.«
Erklärung: Die Regel ist nicht, ich muß das tun, wonach mir gerade zu-mute ist (= möchte), sondern das, was ich tun will. Was ich tun will, schließt sowohl meine Urteilsfähigkeit als auch meine Impulse ein. Wenn mir z. B. danach ist, eine zerbrechliche Vase zu zertrümmern, muß ich überprüfen, ob ich diesem Impuls folgen will, der, wie ich weiß, einen mir vielleicht lieben Gegenstand zerstören wird. Ich muß mir daher über-legen, ob mir der Verlust der Vase weniger wichtig ist, als daß ich mei-nem Gefühl im Augenblick freien Lauf lassen kann.
Bei dieser Kontrollübung ist es wichtig, auch Mitteilungen aus der Kör-persphäre in den Überprüfungsprozeß miteinzubeziehen. Ich kann z. B.
die Phantasie haben, daß ich tanzen möchte; mein Körper signalisiert je-doch, daß ich müde bin. In Wirklichkeit will ich mich nur der Vorstel-lung vom Tanzen überlassen, ohne wirklich zu tanzen. Auch das Gegen-teil kann stimmen; ich kann denken, daß ich tanzen albern finde, aber meine Beine wollen tanzen! Nun muß ich entscheiden: Was will ich wirk-lich? Es ist möglich, daß die Entscheidung mühelos zwischen beiden Möglichkeiten fällt, oder, daß ein dritter, neuer Einfall auftaucht, der mir ganz entspricht: Dann weiß ich plötzlich ganz sicher: »Natürlich, das ist's, was ich wirklich will.«
Viele Leute sagen, wenn sie von diesem Spiel hören: »Aber das tu' ich doch sowieso — ich tue immer, was ich will«. Das kann nie wahr sein. Es ist dies ebenso unmöglich, wie kontinuierliches Bewußtsein des Atmens. Ich kann mir den Vorgang des Atmens zwar für Minuten bewußt machen, nicht aber den ganzen Tag. Jedoch, ebenso wie bewußte Atem-übungen sich in allgemein besserer Atmung auswirken, so bewirkt Üben im Bewußtwerden dessen, »was ich wirklich will«, durch dieses Spiel eine generelle Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit: nämlich geübtes Bewußtwerden zwischen »Was ich möchte, was ich soll und was ich will«.
Ich möchte Dir vorschlagen, dieses Spiel einmal oder öfter zu spielen, bevor Du weiterliest. Ich glaube, daß die Aufgabe, Sinn und Wirkung des Spiels klarer werden, wenn Du damit experimentiert hast."

Vielleicht kann ja der ein oder andere etwas damit anfangen.

Dina
sewi
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von sewi »

tomroerich
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von tomroerich »

Hallo Dina,

wenn ich das nur so einfach und schlüssig erklären könnte... gerne würde ich ein passendes Rezept, das auf jeden zutrifft, skizzieren. Aber leider ist genau das nicht machbar, weil es um persönliche Entwicklung geht und da wird jeder etwas anderes finden.
Aber das meinte ich jedenfalls: Ohne Depression wäre dieser Stein nicht ins Rollen gekommen. Kein Aufarbeiten der Kindheit, kein Infragestellen des aktuellen Lebensrahmens, kein Nachforschen darüber, was ich denn will vom Leben oder das Leben von mir. Die Depr. hat mich mit den wichtigen Fragen meines Lebens in Kontakt gebracht, hat mir gezeigt was wesentlich ist und was unwichtig und hat Potentiale befreit von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie habe.

Ich könnte es so beschreiben dass ich sage, die Depr. hat den Zustand verwirklicht, den es schon lange in mir gab, den ich aber erfolgreich hinter meiner Fassade nicht wahrzunehmen brauchte. Die Depr. war der Zusammenbruch einer Fassade und brutale Konfrontation mit einer inneren Wirklichkeit. Dina, dieser Weg hat etwa 6 Jahre gedauert und ich kann dir nur ein paar allgemeine Stationen nennen wie z.B. 4 Jahre analytische Therapie. Es gab keine "plötzliche" Erkenntnis, ich kann dir den Tag nicht nennen, an dem ich sagen konnte, ich bin wieder gesund. Ich weiß nicht einmal, ob ich jetzt gesund bin weil ich das inzwischen ganz anders definiere. Ich bin anders als früher und doch der Gleiche wie immer, ich fühle mich wohl mit mir und das ist neu, ganz neu. Nicht immer wohl in meiner Haut, aber mit mir. Wenn man sich wohl mit sich selbst fühlt, wird alles anders, der Blick auf die Welt ändert sich völlig. Er wird liebe- und vetrauensvoller und das verwandelt die ganze Welt. Anders kann ich es nicht erklären.

Deshalb bin ich einer von den komischen Typen die sagen, dass eine Katastrophe wie eine Depression das segensreichste Ereignis im Leben sein kann, weil sie vielleicht alles ändert. Das ist bestimmt nicht immer so und ich weiß auch nicht, wann es so ist und woran es scheitern kann. Es hängt wohl davon ab, ob man die Krankheit als Herausforderung oder Strafe versteht, ob man der Dame in Schwarz zuhört oder nicht.

Einen lieben Gruß von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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dina
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von dina »

Hallo Thomas!
Danke, deine Geschichte sagt genau das aus, wie ich den Sinn dieser Krankheit gerne sehen möchte, zwar als leidvoller langer Weg, aber als Chance.
Und was sind schon sechs Jahre, wenn man danach in der Lage ist, seine Bedürfnisse zu spüren und entsprechend zu agieren. Ich hoffe nur, dass man den Weg bis dahin so gestalten kann, dass das Leben nicht ganz an einem vorbei geht.
Ich wünsche allen hier, dass sie eines Tages zu derselben Erkenntnis kommen können wir du!
In diesem Sinne,

Dina
gelberosen
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von gelberosen »

Hallo Tamara,
die Übung mit den 5 schönen Dingen habe ich ausprobiert. Es hilft schon etwas. Man polt sein Unterbewußtsein mehr auf positiv und bekommt ein besseres Lebensgefühl. Auf der anderen Seite tut man auch mehr dafür, daß das Leben positiver verläuft.
Lieben Gruß
die Besserung


Hallo Dina,
diese Selbsttherapie-Übung müßte ich eigentlich auch probieren, aber im Moment würde mir das noch nicht wie ein Spiel vorkommen, eher wie ein Krampf.
Auch an dich liebe Grüße
die Besserung


Hallo Thomas,
wieviele Stunden Psychoanalyse waren es denn, und wer hat die alle bezahlt?
Auch dir alles gute
die Besserung
dina
Beiträge: 32
Registriert: 21. Jul 2003, 23:10

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von dina »

@ Tamara: die fünf positiven Dinge funktionieren bei mir auch. Selbst an dem beschissensten Tag lässt sich doch irgendwo ein gutes Haar finden.
@Besserung: Ruth Cohn hat es extra als Spiel bezeichnet, damit es nicht so krampfig wird. Ich kam mir die ersten Male echt blöd dabei vor. Im Moment bin ich auch oft zu faul. Aber im Grunde finde ich es einen schönen positiven Impuls. Vielleicht findest du ja mal die Muße dazu. Und wenn nicht: es ist doch toll dass dir die 5 Punkte von Tamara was bringen, die einfachsten Dinge sind oft die wirksamsten.

Ich möchte euch noch von einem kleinen Fortschritt erzählen, der auf den ersten Blick auch ein Rückschlag sein könnte. Kommendes Wochenende wollten mein Sohn und ich erstmals seit dem Zusammenbruch zu meinem Mann fahren und dort übernachten. Ich habe mich riesig gefreut, dass wir sowas endlich wieder wagen können.
Gestern rief er aber an und meinte es sei ihm zuviel mit dem übernachten, das packe er noch nicht. Das Gespräch war irgendwie anstrengend und wir haben es auf später verschoben. Ich dachte schon "Oh Gott er will ja immer, aber es geht einfach nicht, es wird nie gehen, hör auf dir was vorzumachen..."
Abends haben wir ein schönes und ruhiges Gespräch geführt. Er erklärte mir, dass bei ihm nun endlich tief innen ein Denkprozess in der Mache sei, der ihn sehr viel Kraft koste. Er merkt es immer wieder, dass sämtliche Menschen ihm zuviel sind und er dann ganz schnell diese komischen körperlichen Beschwerden bekommt, die er nicht definieren kann, Druck im Kopf und dergleichen. Als er uns das letzte Mal gesehen hat, konnte er ein paar Stunden mit uns verbringen, ganz ohne diesen zu spüren. Nur nachts muss er alleine sein. Er habe Angst, sonst wieder zurückzufallen.
Ich finde es einen so ungeheuren Fortschritt, dass er so gut spürt wo seine Grenzen sind und diese auch mitteilen kann. Und es tut so gut zu wissen, dass er die anderen Menschen auch nicht erträgt, aber gerne mit uns zusammen ist.
Am Samstag kommt er und ich bin sicher, es wird ein schönerer Tag, als wenn wir das ganze Wochenende zu ihm gefahren wären. In kleinen Schritten vorwärts, dann fallen wir nicht so ganz schnell wieder zurück.
Ich bin ganz sicher, dass ganz allmählich wieder sowas wie Gemeinsamkeit entsteht, denn die Vertrautheit ist in den Telefonaten schon wieder da wenn man genau hinsieht...
Liebe Grüße,

Dina
ramona
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Registriert: 23. Mai 2003, 21:59

Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von ramona »

Hi Dina!
Es freut mich das du auch diese kleinen Dinge erkennst und sie so postiv wahr nimmst. Der abgedroschene Spruch "der Weg ist das Ziel" trifft hier doch zu. Ich wünsche euch ein schönes gemeinsames Wochenende.
LG Ramona
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: der ausschliesslich positive Thread

Beitrag von tomroerich »

Hallo Besserung,

die volle "Dröhnung", also 300 Std. in etwa 4 Jahren. Bezahlt hat die Kasse, Analyse ist eine anerkannte Methode und wird auch von gesetzlichen Kassen übernommen.

Gruß an dich,

Thomas
Betroffene für Betroffene

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