Tagesklinik als Reha ausreichend?

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Secret
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Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Secret »

Hallo,

habe mich schon etwas hier durchgelesen um zu sehen dass mehrere von Euch nach längerer Arbeitsunfähigkeit in eine Reha-Massnahme gehen.

Ich bin seit Oktober 2010 arbeitsunfähig und mein Arbeitsplatz wurde mir gekündigt. Gestern hat mich die Krankenkasse angerufen, da meine Arbeitskraft gefährdet sei. Sie wollten mich zu einer Reha-Massnahme schicken. Ich habe gesagt, dass ich zwei Kinder habe und einen Mann der Schicht arbeitet und wegen dieser familiären Schwierigkeit mit dem Psychiater abgesprochen habe es erst einmal mit einer Tagesklinik zu versuchen. Die KK wollte mir keine Kinderbetreuung nur für morgens um 7.00 vor Schulbeginn besorgen, für so kurze Zeit käme niemand.

Ich habe gemischte Gefühle, die Sachbearbeiterin wolle sich nun wegen Tagesklinik erkundigen und mich heute noch zurückrufen.


Mein Mann war nach dem Telefonat auch ziemlich hilflos, weil er bei einem stationären Aufenthalt nicht weiss wie er Beruf und Kinder unter einem Hut bringen soll, von der Krankenkasse haben wir einen Antrag für eine Haushaltshilfe bekommen. Aber da mein Mann Schicht arbeitet wissen wir auch gar nicht wie wir den Bedarf angeben sollen. Mein Mann kann nicht um 6.30 Uhr das Haus verlassen und die Kinder sich selber überlassen.

Ich weiss auch nicht mehr wie es weitergehen soll, habe keine körperlichen Beschwerden und panische Angst davor bei einem neuen Job wieder als nicht gut genug in spätestens einem Jahr abserviert zu werden. Aufgrund vieler Kränkungen am Arbeitsplatz kann ich einfach nicht mehr.

Was meint ihr? Nützt es etwas den Beruf zu wechseln? Ich bin Buchhalterin und weiss auch nicht was ich sonst noch so machen könnte oder ob ich mein Problem mit den Mitmenschen nicht in jeden Beruf hätte? Oder bin ich wirklich nach der Erziehungszeit fachlich schlechter geworden? Kritik habe ich oft persönlich genommen, manchmal kamen auch Begründungen wie: ich passe nicht ins Team oder es wurde sich um einen einzigen Zahlendreher bei Buchen hochgezogen.

Ich habe der Sachbearbeiterin gesagt, dass ich über meinen Beruf nachdenke und ob mir da nicht die Sozialarbeiter auch bei der Tagesklinik helfen können?

Ich spekuliere gar nicht auf Rente mit 43, am liebsten würde ich in einem Umfeld arbeiten gehen wo es nicht kalt, kleinlich und mit gutem Betriebsklima zugeht. Aber das kann ich mir ja wohl kaum verschreiben lassen so wie ein Rückkranker einen gesünderen Arbeitsplatz bekäme?

Ich sehe überhaupt keine Perspektive, weiss nicht was der Medizinische Dienst macht, ober er in einer Reha-Klinik ist oder ich zu einem Arzt der Krankenkasse gehen muss.

Habt ihr da Tipps für mich?

Secret
LG

Secret
LaraMaria
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von LaraMaria »

Hallo Secret,

eine Tagesklinik kann man wohl nicht mit einer Reha vergleichen.
In der Tagesklinik war ich auch. Da geht es ja überwiegend darum, dass den Patienten wieder eine Tagesstruktur an die Hand gegeben wird, die bei vielen Depressiven zerstört ist. Also, viele liegen krankgeschrieben den ganzen Tag im Bett, schaffen ihren Haushalt nicht mehr, usw.
Bei uns in der Tagesklinik gab es deshalb auch viele hauswirtschaftliche Pflichten. Für mich war das völlig ungeeignet, weil ich unter massiver Erschöpfung litt und eigentlich erst mal nur hätte ruhig gestellt werden müssen. Denn ich war ja krank, weil ich immer alles gemacht hab, wie ein Hamster im Rad. Mein Haushalt war immer tiptop und ich bin bis zum Schluss (einen Tag vor Klinikeinweisung) arbeiten gegangen.

In einer Reha geht es dann eigentlich nur noch darum, dass du wieder zurück in den Arbeitsprozess kommst. Kannst ja, wenn du magst, meinen anderen Beitrag über meine Reha lesen. Die betrachten sich da selbst als Gutachter der Rentenversicherung. Und sie sind "gehalten" (schönes Wort), ihre Patienten nach Möglichkeit für mindestens 3-6 Stunden arbeitsfähig zu entlassen.

Ich habe die Reha stationär gemacht, aber ich habe auch davon gelesen, dass man das als Tages-Reha machen kann. Ich hab das so verstanden, dass man dann nachmittags nach Hause kann. Da taucht ja aber das Problem auf, dass man eine Reha-Klinik in der Nähe haben muss. Ich hätte dann schon einiges herumfahren müssen, dazu hatte ich nun wirklich keinen Nerv. Gibt es eine geeignete Reha-Klinik bei dir um die Ecke, die Tages-Reha anbietet? Das kannst du ja mal deine Krankenkasse fragen, wenn die schon Theater machen und dir keine Lösungen für deine Kinder anbieten.

Was deine Frage zum Beruf angeht, tja, ich fürchte, du "nimmst dich mit" in jeden anderen Beruf. Ich neige auch dazu, alles persönlich zu nehmen. Sowas ändert sich nicht in einem anderen Beruf. Und dass wohl mittlerweile überall recht eisige Winde durch die Firmen wehen, das können wir wohl nicht ändern. Wir können nur bei uns was ändern.
Allerdings ist die Aussage, du würdest nicht ins Team passen, ja schon sehr persönlich. Wie soll man das sonst verstehen? Also, irgendwie muss man ja auch realistisch bleiben und kann nicht alles konsequent an sich abprallen lassen.
Das Hochziehen an Buchungsfehlern finde ich schon grenzwertig. Klingt ja ein wenig nach Mobbing. Ich habe mir angewöhnt, stereotyp zu erklären, dass ich alles nach bestem Ermessen und so gemacht habe, wie ich davon ausging, dass es richtig ist. Fehler passieren jedem. Den Schuh solltest du tatsächlich wieder wegstellen und ihn dir nicht anziehen.
Solche Dinge mal aufzuarbeiten, dafür kann eine Therapie ganz gute Ansätze bieten. Du erfährst dann z.B. auch, warum du so bist, wie du bist. Vieles davon wird bereits in den ersten 3 Lebensjahren beeinflusst.
Wir dürfen also unsere Eltern beschimpfen.

Die Sozialberaterinnen in der Tagesklinik haben sicherlich die Aufgabe, auch über Berufswechsel mit den Patienten zu sprechen und Möglichkeiten aufzuzeigen. So, wie ich das bisher erlebt habe, fand ich das aber nicht so prall.
In der Tagesklinik war die Dame oft nicht da, Termine wurden verschoben, usw. Also, ob da für die Leute so viel bei rumgekommen ist - ich weiß nicht.
In der Reha-Klinik war meine Sozialberaterin ein junges Ding, die leider wenig Erfahrung hatte. Die Auskünfte waren dann auch entsprechend "weiß nicht, muss mal meine Kollegin fragen". Mit sowas kann ich nicht viel anfangen, sorry.
Wenn du sagst, dass du 43 bist, dann frage dich doch mal selbst ganz realistisch, wie sinnvoll ein Berufswechsel ist. Was willst du machen? Wielange dauert eine Umschulung? Wie alt bist du dann? 46? Wer stellt dich dann als Berufsanfänger ein? Wie sind ansonsten deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wenn du dann auf die 50 zugehst? Ich weiß, ich bau dich damit nicht auf, aber ich bin immer realistisch bei all den Fragen, auch wenn es hart ist.
In der Reha habe ich eine Krankenschwester kennengelernt, die seit 7 Jahren (!) nicht mehr arbeitet wegen Burnout. Und nun hat sie sich in der Reha in den Kopf gesetzt, sich zur Tanztherapeutin ausbilden zu lassen. Sie ist 46. Wenn sie fertig ist, ist sie fast 50. Ich habe nichts gesagt, aber innerlich habe ich den Kopf geschüttelt, wer ihr diese Flausen in den Kopf gesetzt hat. Allein bei den Sparmaßnahmen in unseren Sozialsystem muss man sich fragen, wer sich eine solche Therapeutin leistet. Wieviele Stellen gibt es in Deutschland? Das sind alles so Sachen, die auch eine Sozialberaterin mal kritisch betrachten sollte und nicht solche Dinge von sich geben wie "ach, das ist ja toll, dann bekommen Sie bei uns hier ganz viel Tanztherapie, damit Sie einen Einblick bekommen" - schräg, wie ich finde.

Versuche lieber, deine Einstellung zu ändern und geh dann wieder in deinem Beruf arbeiten. Ich glaube, damit ersparst du dir viele Enttäuschungen.

Lieben Gruß
LaraMaria
Regenwolke
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Regenwolke »

Hi Secret,

wenn ich es richtig im Kopf habe, hattest du doch gerade das Vorgespräch für die Tagesklinik. Wann soll es denn losgehen, hast du schon einen konkreten Termin?

Grundsätzlich mußt du unterscheiden zwischen Krankenhausbehandlung und Reha - letzteres zahlt ja in der Regel der Rentenversicherungsträger und es geht dort in erster Linie um deine Erwerbsfähigkeit, während eine Krankenhausbehandlung ganz allgemein der Wiederherstellung deiner Gesundheit dient.
Beides gibt es voll- oder teilstationär, teilstationäre (d.h. tagesklinische) Rehas sind aber selten, da es nicht viele Einrichtungen gibt, die das anbieten.

Deiner Krankenkasse ist sicherlich lieber, du würdest eine Reha machen, da sie das nicht zahlen muß, aber wenn eine Krankenhausbehandlung nötig ist, hat sie meines Wissens Vorrang. Wenn du also der Kasse sagst, dass in Absprache mit deinen Behandlern ein Aufenthalt in der Tagesklinik vorgesehen ist, müßte sie das eigentlich akzeptieren, denn wenn eine Klinikeinweisung vorliegt, ist das für die Kasse ja noramlerweise bindend - ggf. kann eine Reha dann im Anschluß erfolgen, falls noch notwendig.

Inwieweit dir der Sozialdienst bei beruflichen Fragen hilft, hängt denke ich sehr davon, auf wen du triffst, ganz unabhängig von der Art der Klinik.
Bei mir in der Tagesklinik wurden berufliche Fragen und Perspektiven sehr ernst genommen, es gab auch eine extra Gruppe dafür.

LG, Wolke
NitiNiti
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von NitiNiti »

Hallo Secret,

ganz nebenbei, es gäbe ja auch noch die Möglichkeit, mit Kindern in die Reha zu gehen. Du würdest dann sicher nicht so viel davon profitieren wie ohne Kinder, aber Euer Betreuungsproblem wäre gelöst.
Wünsch Dir alles Gute und dass Du die richtige Entscheidung für Dich triffst.

LG
Niti
Secret
Beiträge: 1399
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Secret »

Hallo,

die Krankenkasse hat gestern noch nicht zurückgerufen, vielleicht heute.

Ob die Tagesklinik das richtige für mich ist, da ich ja keine Probleme bei der Haushaltsführung habe wird sich herausstellen. Wenn mir das nichts bringt, so sagen auch Psychiater und Therapeut kann ich das jederzeit abbrechen.

Darüber nachgedacht, ob ich die Kinder oder zumindest den jüngsten in eine Reha mitnehmen könnte habe ich auch schon. Aber ich glaube nicht das das die richtige Lösung ist, da ich auch oft mit dem jüngeren überfordert bin. Heute wollte er mit dem Rad zur Schule fahren und unbedingt noch den Fussball mitnehmen. Als das nicht klappte hat er sich wieder wie ein Kleinkind aufgeführt und wollte von mir mit dem Auto zur Schule gebracht werden. Ich habe ihn gesagt, dass ich das nicht mache denn wenn ich in eine Klinik komme muss er solche Probleme auch lernen ohne mich zu lösen. Da wurde er ganz ruhig und ist mit dem Rad gefahren. Ich mache mir Sorgen das das alles so ohne mich funktionieren wird.

Wenn die Krankenkasse mich zur Rehe schicken will, so sehe ich das muss auch eine Haushaltshilfe her.

Und zur Wiedereingliederung: Wo soll ich denn wieder eingegliedert werden? Ich wurde während meiner Erkrankung gekündigt und bin auch gesund nur für 25 Stunden die Woche aufgrund der Kinder arbeiten. Wenn ich vorher maximal 6 Stunden am Tag gearbeitet habe: kann man da von mir bei einem 9jährigen überhaupt verlagen dass ich Vollzeit arbeite? Da wäre ein Burn-Out vorprogrammiert. Auch gesunde Mütter arbeiten aus diesem Grunde Teilzeit vormittags.

@LaraMaria: zu meinen Gedanken zum Berufswechsel: ich bin froh dass du da so offen und ehrlich bist, ein Teil von mir wollte zwar schon immer etwas kreatives beruflich machen und nur Zahlen eintippen und Rechnung bezahlen ist mir ohne Kontakt zu Menschen auch auf Dauer zu dröge. Aber was ich über 20 Jahre gelernt habe möchte ich auch gar nicht einfach wegschmeissen. Da ich mich für ein BWL-Studium für Berufstätige nach über 10 Jahren wieder habe einschreiben lassen: vielleicht entwickelt sich da ja noch eine berufliche Änderung und ich bleibe im kaufmännischen, ich habe da nur noch keinen konkreten Plan. Ich denke auch dass ich ebenfalls in anderen Berufen von Menschen gekränkt würde. In der Tagesklinik werde ich aber das Thema BWL besser nicht ansprechen, ich glaube das wird von mir erwartet dass ich erst mal gut zu mir bin, mich schone, mein Leben mit anderen Menschen auf die Reihe bekommen sollte. Daher mache ich auch ein Leehrsemester ohne Prüfung, ganz unverbindlich - starten kann ich ja nach meiner arbeitsunfähigkeit.

Ob meine Krankheit nicht auch ein Resultat aus meinem letzen Job ist, also wie ein Arbeitsunfall und ein Fall für die Berufsgenossenschaft sein könnte? Bei meiner letzten Arbeitsstelle hatte ich einen Chef, der selber psychich krank ist und Eheprobleme hatte. Er kam äusserlich wie ein Schuljunge rüber, war aber total link, denn er suchte sich immer andere als Waffe um seine Mitarbeiter fertig zu machen. Zum Beispiel die Sekretärin mit dem Verkaufsleiter zusammen mobben, den Einkäufer mit dem Werkstattmeister zusammen. Seine Mutter arbeitete dort auch im Büro, da fragte er hinterrücks uns ob die Mutter denn viele Fehler bei der Arbeit mache.

Ich bin traumatisiert seit er den Steuerberater mit seiner Mitarbeiterin zu sich ins Büro bestellt hat, um mir vorzuwerfen wie schlecht meine Arbeit sei. Ich habe bis zuletzt mich äusserlich stark gegeben und die Stirn geboten. Nach einer Woche nach diesem Termin der Zusammenbruch: Er wollte mich degradieren, ich sollte für viel weniger Gehalt den Kolleginnen nur noch "zuarbeiten".

Da habe ich keinen Sinn mehr zum Diskutieren gesehen, mich nur mit Magenschmerzen entschuldigt, dass ich jetze zum Arzt müsse. Habe meine persönlichen Sachen mitgenommen und mich krank schreiben lassen. Meine Kollegin war entsetzt, denn sie wusste nun müsse sie für zwei arbeiten und versuchte den Chef mit der Kündigung umzustimmen, aber erfolglos. Es wäre ohnehin keine Basis mehr für mich gewesen arbeiten zu gehen.

Aber wenn ich eine vernünftige Arbeitsstelle gehabt hätte wäre ich heute noch am arbeiten. Das fatale ist meine Angst mich auf eine neue Arbeitsstelle einzulassen, wie soll mir das eine Reha helfen? Vielleicht habe ich erst eine Chance wenn ich längere Zeit arbeitslos bin und das Amt einen Teil von meinem Gehalt bei einem künftigen Arbeitgeber übernimmt? Ich müsste sicher sein dass mir so etwas nicht noch einmal passiert. Verstandsmässig weiss ich es lag nicht an mir, in der letzten Firma hat es fast jede nur ein Jahr ausgehalten. Aber durch befristete Arbeitsverträge vor diesem Job und Zeitarbeit konnte ich das nicht mehr verkraften.

Secret
LG

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Salvatore
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Secret,

mach dich nicht verrückt! Du versuchst ja jetzt schon, Probleme zu lösen die noch gar nicht anstehen.

Eins nach dem anderen - erstmal bist du mit der Organisation der Reha völlig ausgelastet. Das reicht fürs Erste. Wie es beruflich für dich weitergeht, musst du nicht JETZT klären und entscheiden.
(Im Übrigen kann dich natürlich niemand zu einer Vollzeitstelle zwingen!)

Vielleicht wäre es für dich gar nicht verkehrt, die Reha stationär zu machen, damit du aus den familiären Verpflichtungen mal raus- und zur Ruhe kommst. Oft ist es ja so: wenn es gehen MUSS - dann geht es auch. Wenn Mama eben nicht zur Verfügung steht um das Taxi zu spielen, dann nützt es ja nichts, dann muss man eben mit dem Fahrrad fahren.
Vielleicht klappt es ja mit Haushaltshilfe? Und die Nachbarin könnte dafür sorgen, dass dein Kind zusammen mit ihrem den Weg zur Schule findet?

Während der Reha kannst du für dich überlegen, wie es dann weitergeht, ob du deinen Beruf weiterführen willst, dich fortbilden, umorientieren - und an deinen Ängsten arbeiten, Mut und Selbstvertrauen gewinnen.

Du musst die Welt nicht heute retten und du musst es nicht allein tun, binde deinen Mann ruhig in die Überlegung mit ein. Schichtdienst ist natürlich nicht einfach, aber ihr könnt ja trotzdem gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden.

Alles Gute wünscht
Salvatore
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Salvatore
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Secret,

gerade habe ich Post von der Rentenversicherung bekommen (die die Kosten für eine Rehamaßnahme übernehmen) - zwar haben die mir versehentlich was falsches zugeschickt, aber ein Punkt ist vielleicht für dich interessant, ich zitiere mal für dich:

4.4 Haushaltshilfe und Kinderbetreuungskosten

Die DRV kann die Kosten für eine Haushaltshilfe oder für die Kinderbetreuung in angemessener Höhe übernehmen, wenn

- Ihnen wegen der Teilnahme an der Leistung die Weiterführung des Haushaltes nicht möglich ist,

- eine andere im Haushalt lebende Person den Haushalt nicht weiterführen kann und

- im Haushalt ein Kind lebt, das bei Beginn der Haushaltshilfe das 12. Lebensjahr noch nicht vollendet hat oder das behindert und auf Hilfe angewiesen ist.
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Bellasus
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Bellasus »

Hallo Secret,

es gäbe noch die Möglichkeit einer ambulanten med.-berufl. Reha über 1-2 Jahre, mit dem Ziel, arbeitsfähig zu werden, einen Bereich zu finden, in dem du arbeiten kannst und ggf. sogar über einen Praktikumsplatz am Ende eine Stelle zu haben. Voraussetzung ist eine weitgehende Stabilität, d.h. keine ganz akute Depression mehr, du würdest mit 4 Stunden pro Tag anfangen und müsstest auch nicht auf Vollzeit steigern. Anfangs ist es Belastungserprobung, die Suche nach einem Bereich, in dem es dir gut gehen würde bei der Arbeit, alles mit wöchentlichen Gesprächen und in Form von Praktika. Wenn du mehr wissen willst, such mal hier im Forum nach meinen Beiträgen, ich habe schon viel darüber geschrieben. Und bei http://www.bag-rpk.de/ findest du mehr zu dieser Reha-Form und auch Anbieter nach PLZ geordnet.

Viele Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
LaraMaria
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von LaraMaria »

Liebe Secret,

ich möchte nur noch einmal darauf hinweisen, worum es denen bei einer Reha geht: dass man so schnell wie möglich wieder arbeitet und aus den Lohnersatzleistungen (Krankengeld, ALG) rauskommt!

Ich habe mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt, was meinen Hinweis auf meinen Reha-Beitrag angeht. Es ging mir nicht darum, dich auf eine Wiedereingliederung hinzuweisen. Natürlich kannst du keine machen, wenn du keinen Arbeitsplatz hast.

Mir ging es damit darum, zu verdeutlichen, dass du, wenn du eine Reha machst, von denen evtl. genauso wie ich unter Druck gesetzt wirst, so schnell wie möglich wieder arbeiten zu gehen. Und es sollte doch erst einmal eine Genesung im Vordergrund stehen.

Also, das war quasi eine kleine "Warnung", damit du dir gut überlegst, was du jetzt beantragst.

Wenn du soweit warst, in eine Tagesklinik zu gehen, dann solltest du dabei bleiben. Das ist - wie hier schon erwähnt wurde - ein Klinikaufenthalt.

Eine Reha dient der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und die sind in den Kliniken darauf getrimmt, die Patienten in die Arbeit zu entlassen.

Du weißt selbst am besten, ob du das nach einem Reha-Aufenthalt von 6 Wochen schon wieder schaffst.

Konkret hierzu ein Beispiel von meinen Mitpatienten: es gab auch eine, die durch ihre Erkrankung ihren Arbeitsplatz verloren hatte; diese wurde am selben Tag wie ich voll arbeitsfähig entlassen (kam arbeitsunfähig zur Reha), musste sich sofort am folgenden Tag bei der Agentur für Arbeit melden und hat nun die Auflage, pro Woche 5 Bewerbungen zu schreiben, damit sie ihr Geld weiterhin bekommt. Am Abend vor unserer Entlassung sprach ich noch mit ihr, sie zog das alles ins Lächerliche, weil sie mit dem Ernst der Lage vermutlich noch gar nichts anfangen konnte.

Also, wie gesagt, der Hinweis auf meinen Reha-Beitrag drehte sich darum, dass ich verdeutlichen wollte, worum es denen von der DRV geht: dass man wieder arbeiten geht und Beiträge zahlt. Und danach kommt vermutlich erst das Kümmern um die Erkrankung.

Ich wünsche dir, dass du die für dich richtige Entscheidung triffst.
So ein Weg der Genesung kann oft sehr lange dauern.
Bei mir fing es mit Tagesklinik an.
Das war letztes Jahr Januar.
Und erst nächste Woche gehe ich wieder arbeiten.

Lieben Gruß
LaraMaria
Secret
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Secret »

Hallo Laramaria,
Hallo Forianer,

danke für deinen ausführlichen Beitrag. Ich habe auch heute noch nichts von der Krankenkasse gehört.

Ist es denn nicht so dass man zur Reha muss, wenn die Krankenkasse das verlangt? So wie ich gelesen habe kann man das nur etwas hinauszögern, indem man den Antrag erst in 10 Wochen abgibt.

Und die Info mit den Bewerbungen hat mich jetzt geschockt: wo soll ich denn 5 Firmen pro Woche herbekommen, die eine Buchhalterin in Teilzeit vormittags sucht? Und bei Steuerberatern habe ich noch nie gearbeitet, da habe ich auch seit meinem Vorfall mit dem Steuerberater meines Ex-Chefs Probleme mit.

Jetzt ist ab Mai erst mal Tagesklinik angesagt und alles andere werde ich wohl auf mich zukommen lassen müssen.

Mein Mann hat sich damit abgefunden dass es diese Sommerferien wohl wegen meiner Arbeitsunfähigkeit keinen Urlaub geben könnte, zumindest nicht wenn ich dann noch in der Tagesklinik oder auf einer weiteren stationären komme.

Oder steht einem genau wie einem Arbeitslosen auch Urlaub mit der Familie zu? Ich habe mich noch nicht getraut bei der Krankenkasse so etwas zu fragen, nur bei meinem Hausarzt. Der meinte das ginge zwar aber es wäre sehr viel Papierkrieg und hat mir erstmal davon abgeraten.

Mein Problem ist ja auch wirklich dass ich mir zu oft Gedanken um eventuell anstehende Probleme im voraus mache, leider ist es für mich so schwer dieses Gedankenkarusell abzustellen.

Und ob sich das BWL-Studium lohnt und andere Probleme am Arbeitsplatz, das haben zum Teil bedingt auch die nicht-depressiven Kommilitonen/innen z.Bsp. aus der Zeitarbeit wieder mal rauskommen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Unterschied wird wohl sein dass die nur einmal daran denken und nicht wie in einer Warteschleife immer wieder so wie mir das geht.

Secret
LG

Secret
LaraMaria
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von LaraMaria »

Liebe Secret,

sicher gibt es ein gewisses "Muss", wenn die Krankenkasse verlangt, eine Reha zu beantragen.
Es ist ja aber dennoch die Frage, ob eine Reha aus ärztlicher Sicht Sinn macht.
Da ist dein guter Arzt gefragt.
Meine KK hatte auch nach 5 Monaten Krankschreibung mal meinen krankschreibenden Arzt angeschrieben und nachgefragt, wie es denn weitergehen kann, ob z.B. eine Reha beantragt würde.
Da hatte ich nach Entlassung aus der Tagesklinik aber gerade einen Platz für eine ambulante Psychotherapie bekommen und damit hat meine Ärztin begründet, dass alles andere ja nun erst mal kontraproduktiv ist.
Die Psychotherapie, die einem in einer Reha zuteil wird, ist ja nun auch wirklich sehr oberflächlich, also, bei mir war sie es jedenfalls. Damit hätte ich für meine Genesung tatsächlich nicht viel anfangen können.
Also, wenn du jetzt mit deinem Arzt vereinbart hast, dass du erst einmal in die Tagesklinik gehst, dann sollte es der Kasse doch erst einmal genügen, da du dich ja um deine Genesung kümmerst. Dass es denen nicht "schmeckt", weil sie das auch alles noch zahlen müssen, ist ja klar. Aber da brauchst du eben einen guten Arzt, der das alles stützt und begründet und sich nicht umpusten lässt von der KK.

Wovor ich dich nur warnen kann ist, bei deiner KK nachzufragen, ob du während der Krankschreibung in Urlaub kannst. Wenn du krank bist, bist du krank. Urlaub kannst du machen, wenn du arbeitsfähig = gesund bist.
Ich habe hier im Forum von Fällen gelesen, wo schon die Nachfrage nach Urlaub von der KK so gedeutet wurde, dass man sich wohl wieder bester Gesundheit erfreut und dann wurde gleich mal in Aussicht gestellt, dass mit dem Tag die Krankengeldzahlung endet.
Sicher kommt das auf die KK an, aber wenn man mal gefragt hat, dann ist es so und wenn es dann so ausgeht, naja...
Dann noch ein Tipp:
Es gibt doch den Spruch "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß"...
Muss deine KK alles wissen, was du machst?
Wer Fragen stellt (nach Urlaub), kann unangenehme Antworten bekommen.
Deutlicher möchte ich hier nicht werden.

Ja, und zu diesen 5 Bewerbungen kann ich dir nicht mehr sagen. Das war das, was die Mitpatientin mir berichtete. Ich selbst war noch nie arbeitslos, ich kenne die Spielregeln überhaupt nicht. Mach doch einen Beitrag auf und frag mal rum im Forum, andere wissen da bestimmt mehr.

Dass mit dem ewigen Grübeln über die immer selben Fragen kenne ich auch zur Genüge. Das ist schlichtweg ein Symptom der Depression. Sprich, je schlimmer, desto schlimmer auch deine Erkrankung. In einer Therapie wirst du Handwerkzeug erhalten, wie du das wieder in den Griff kriegen kannst. Dann gilt es zu üben. Ich will dir da nichts empfehlen, das sollen lieber die Fachleute tun.

Wünsche dir auf jeden Fall, dass du dich in der Tagesklinik gut aufgehoben fühlst!
Ich hatte heute meinen 1. Arbeitstag nach fast 15 Monaten Arbeitsunfähigkeit. Eine ziemliche Umstellung, puh.

Lieben Gruß
LaraMaria
LaraMaria
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von LaraMaria »

Hallo Yvi,

ich war seit einem Jahr arbeitsunfähig, als ich zur Reha fuhr.
Ich bin arbeitsunfähig entlassen worden, aber: ich wurde mehr oder weniger "gezwungen", einen Wiedereingliederungsplan zu unterschreiben und seit gestern arbeite ich nun wieder. Ich bekam nur 14 Tage Schonfrist zum Wiedereinleben am Wohnort.
Und so wie mir ging es in der Klinik vielen. Nicht allen, das ist richtig. Manche haben auch eine Entlassung mit einer Empfehlung für einen stationären oder tagesklinischen Aufenthalt bekommen, aber das war doch eher die Ausnahme.
Unser Oberarzt und die Bezugstherapeutin haben uns unabhängig voneinander erklärt, dass sie sehr wohl "gehalten" sind, die Patienten aus der Reha mit mindestens einer teilweisen Arbeitsfähigkeit zu entlassen (3-6 Stunden). Natürlich sind sie nicht "verpflichtet", aber wie steht denn auch eine Klinik da, die von der DRV überwiegend finanziert wird, wenn alle krank rein und krank wieder raus gehen? Da würde dann doch auch etwas nicht stimmen...?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies nur in dieser Klinik so war, denn der Sinn einer Reha ist ja der, dass die Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt wird.
Es werden dort ja auch Tests und Arbeitserprobungen mit einem gemacht und diese werten sie dann aus und daraus ergibt sich ein Teil der Begutachtung.

VG
LaraMaria
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Secret »

Hallo zusammen,

ich hätte gar nicht mit so viel Resonanz nach ein paar Tagen gerechnet, freut mich von Euch zu "hören".
LaraMaria: Danke für Deine Warnungen, ich werde erst einmal ab Mai in die Tagesklinik gehen und dann alles auf mich zukommen lassen.
Welche Meinung mein Hausarzt, der mich krankschreibt hat bin ich mir nicht ganz sicher, er tendierte aber eher zur Klinik. Wobei er nicht sagte ob Tagesklinik oder stationär. Die stationäre könnte ich auch noch später machen, denn erst nach vielen Monaten AU ist mir klar geworden, dass ich mich mit Haushalt, Kinder, Garten, 30Stunden-Woche in der ich die Arbeit einer Vollzeitkraft leisten musste übernommen habe.

Ivy: Ich sehe das nicht-arbeiten-Müssen auch als sehr heilsam an. Ich versorge meinen Haushalt, habe mich einer Laufgruppe für vormittags angeschlossen und besuche Vorlesungen ohne Prüfungszwang (Leersemester) um mich vom Grübeln abzulenken, aber nicht zu überfordern. Das kann mir ja später noch zugute kommen wenn ich gesund werde und besser auf die Fächer vorbereitet bin.
Und wenn ich es doch nicht durchziehe, was solls.....

Was die ambulante Therapie betrifft. ich habe schon ca. 70 Stunden seit Herbst 2008 hinter mir, mehr als 80 geht glaube ich nicht. Nur diese sogenannten Krisensitzungen mit 1 Termin pro Monat oder 10 Min pro Woche. Und das zählt nicht als direkte Therapie. Ich weiss gar nicht ob ich dann vom Hausarzt noch krankgeschrieben werde ohne ambulante Therapie nach über 80 Stunden. Hat da jemand Erfahrung drin? Und ich habe zwei Psychiater abgeklappert und beide wollten mich nicht weiter krankschreiben, weiss auch nicht ob es eine Rolle spielt ob Hausarzt oder Psychiater. Vielleit im meinem Falle weil ich nach über 80 Stunden nicht mehr zum Therapeuten kann.

Liebe Grüße
Secret
LG

Secret
LaraMaria
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von LaraMaria »

Hallo Secret, hallo Yvi,

wollte euch nur noch sagen, dass ich es auch lange als heilsam empfunden habe, dass meine Ärztin mich so lange krank geschrieben hat. Ich hatte dadurch sehr viel Zeit für mich und alles, was ich gegen meine Erkrankung unternommen habe.
Das war ein großes Geschenk und ich werde diese Zeit nie vergessen.
Hoffentlich reicht sie zu einem richtigen Umbruch in meinem Leben.
Die ersten Schritte zurück im Beruf fühlen sich wider Erwarten ganz gut an. Und die Kollegen sind lieb.



Liebe Grüße
LaraMaria
Secret
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Secret »

Hallo LaraMaria,

das freut mich für Dich, das Du es auf der Arbeit gut angetroffen hast.

Das ich nicht arbeiten muss ist für mich einerseits auch ein großes Geschenk, meine letze nicht-arbeiten-müssen-Zeit war als ich mein zweites Kind vor 9 Jahren gestillt habe, ein Jahr Auszeit. Aber diesmal ist es total anders: denn ich hatte in der Babypause ja alles andere als ErziehungsURLAUB wie es so schön in der Umgangssprache heisst, sondern mehr Stress als bei der Arbeit, aber positiveren, da ich mich angenommen und nicht von anderen Menschen mit Systemen und Strukturen wie ich zu sein habe unter Druck gesetzt fühlte.

Doch heute morgen hatte ich wenig Lust aufzustehen, ich muss mich immer wieder selber motivieren. Wegen der Kinder stehe ich auf, wenn sie aus dem Haus sind denke ich mir ein "Programm" aus, z.B. Einkaufen, walken, Nachmittags bügeln und 1 Std. für mein Leerstudium üben.

Dann fühle ich so eine Leere wenn ich nichts muss, als wenn ich mich immer selber beschäftigen müsste.

Ich bin mal gespannt was da im Mai in der Tagesklinik sich in mir tut. Was dort gemacht wird weiss ich zwar, habe ich im Vorgespräch gehört. Aber einerseits bin ich froh wenn etwas neues geschieht, doch anderseits habe ich auch Angst. Denn das Vorgespräch war für mich sehr unangenehm und belastend, da der Leiter der Klinik so nachgebohrt hat, ob meine Ehe in Ordnung sei und ein Problem im Hobby meines Mannes gesehen hat. Nach dem Motto: wenn er das aufgeben würde könnte ich zu Hause bleiben und wir kämen mit weniger Geld aus.

Ich brauche aber auch Arbeit aus Selbstbestätigung, meine Vergangenheit läuft mir da nach... In meiner Schulzeit musste ich mit meinen Eltern von Arbeitslosengeld II leben und habe miterlebt und gelitten was es heisst in der Gesellschaft nicht dazu zu gehören. Also ich gehe nicht bloss wegen des Hobbies meines Mannes arbeiten!

Doch trotz das das Gespräch in der Klinik unangenehm für mich war will ich es im Mai mit ihnen versuchen, denn oft bewegt man erst etwas im Leben wenn man nicht immmer den Weg des geringsten Wiederstandes einschlägt. Nach dem Gespräch hat sich das Verhältnis zu meinem Jüngsten geändert: Er fährt selbständig mit dem Fahrrad zur Schule, räumt seine Sachen weg und nässt nicht mehr oder nur noch selten ein. Die Angst, dass er es ohne mich nicht schafft wenn ich in die Klinik gehe ist nun weg und ich fühle mich dadurch etwas freier.

Und wenn es mir durch die Klinik nur noch schlecht gehen sollte: dann kann ich das auch jederzeit abbrechen.

Also gestern hatte ich selber meine Zweifel ob ich Depressiv bin, da mir in der Selbsthilfegruppe eine Frau sagt sie bewundere mich dass ich noch bei Depressionen das BWL-Studium mache. Aber ein anderer Teilnehmer wirkt immer sehr stark und dominant, leitet unbeabsichtigt die Gespräche da er mal eine Führungspersönlichkeit war. Da rechtfertigt er sich auch immer vor uns, er sei nicht so stark wie es wirke. Also von daher: vielleicht passen wir alle nicht in ein bestimmtes Raster. Bei mir gibt es keine Antriebslosigkeit, aber die Gedankenspirale und eine innere Unruhe und Unzufriedenheit. Vielleicht kann ich die Vegangenheit in der Klinik auch besser verarbeiten, ich denke ich bin nur depressiv weil ich mich oft als Opfer und angegriffen fühle. Wenn ich vieles nicht persönlich nehmen würde und mit meinen Gefühlen anders ümgehen würde, ja dann wäre das Leben wirklich leichter.

Auch denke ich darüber nach, dass ich Probleme bei der Kommunikation mit anderen Menschen habe. Entweder bin ich aussen vor und höre nur zu, oder die anderen sind schweigsam und ich schaffe es auch nicht ins Gespräch zu kommen. Oder wenn ich versuche mitzureden passe ich immer den falschen Moment ab, der Gesprächspartner ist dann oft gereitzt und will "ausreden". Dann bin ich wieder gekränkt. Beim letzten Treffen in der SHG wurde mir das bewusst, der Gegenüber hatte aber, da rhethorisch geschult nicht gereitzt mit "lass mich ausreden" reagiert, sondern ist lauter geworden und redete weiter. Ich mache mir da so meine Gedanken über mich selber.... Das sind so die kleinen Stachel in der Seele, ich bin auf der Spur ... Habt ihr dazu noch Anhaltspunkte für mich?

Also heute gehe ich nicht zur Fachhochschule, einmal pro Wochentag reicht mir. Komme mir einerseits antriebslos dabei vor, doch ich denke ich darf mich auch nicht überfordern. Ein gewisses Mass an Selbsmotivation und Tagesstruktur möchte ich für mich einhalten, aber nicht wieder in meinem alten eingefahrenen Hektik-Modus schalten. Dann bin ich in einer mir selbst gestellten Depri-Falle wieder getappt wenn ich das mache.

Ich hatte mal eine Arbeitsstelle, da wollte ich so schnell und viel wie möglich schaffen, wenn ich ein Fax bekam habe ich an dem Papier gezogen. Die Kollegin sagte: "Immer mit der Ruhe, davon kommt das Fax auch nicht schneller an". Nur um mal meinen alten Zustand zu dokumentieren. Da bin ich so reingerutscht, als ich die Flucht nach vorne aus der Lethargie meines Elternhauses machte, ich habe innerlich gezittert. Wenn ich einen Botengang für die Firma erledigt habe und ich musste an einer Ampel bei rot warten habe ich innerlich vor Ungeduld gebebt. In dieser Zeit habe ich erstmals mit Yoga angefangen.

Eins denke ich mir seit meiner Krankschreibung: Wenn ich mich selber so hetze und überfordere, keiner wird es mir danken!!!!!

Noch einen schönen Tag wünscht
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LG

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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Secret »

Hallo zusammen,

heute habe ich von meiner Krankenkasse einen Anruf bekommen, sie werden mir einen Antrag auf REHA-Massnahme zukommen lassen, da es mein behandelnder Arzt vorgeschlagen habe. Diesen Arzt habe ich aber nur einmal in meinem Leben gesehen, um mir eine zweite Meinung von einem Psychiater einzuholen, bin aber beim ersten geblieben. Der Hausarzt schreibt mich krank, die Kasse verlangt von mir dass ich entweder vom Hausarzt oder Psychologen eine Bescheinigung bringe, dass sie gegen die REHA sind oder ich müsse diese beantragen oder bekomme keine Leistungen mehr von der Kasse.

Das ich im Mai zur Tagesklinik gehe spielt da keine Rolle für sie. Mein Mann arbeitet Schicht und wird in meiner Tagesklinikzeit Tagesschicht machen und sich um die Kinder mit Oma kümmern. Noch ein zweites Mal kann er den Arbeitgeber nicht bitten! Die Sachbearbeiterin bei der Kasse meinte das sei kein Problem, eine Haushaltshilfe sei auch in der Spätschichtwoche abends da wenn nötig. Doch das bezahlt dann die Rentenkasse.

Ich fühle mich unter Druck gesetzt und weiss nicht was ich davon halten soll.

Ob es für mich besser ist mal in die Klinik zu gehen, ich bin hektisch depressiv und nicht antriebslos. Ich komme nicht zur Ruhe.

Anderseits mache ich mir doch Sorgen um Mann und Kinder, ob ich den Hausarzt besser nach einem Attest gegen Klinik fragen sollte? Ich habe auch Angst, dass die Klinik nur den Sinn und Zweck erfüllen soll, dass ich als arbeitsfähig entlassen werde und mir dadürch nur noch mehr schade.

Wenn ich in eine Klinik gehe sehe ich das als Flucht vor den Alltag, seit meiner Krankschreibung zu Hause gehe ich regelmäßig walken und bin mir bewusst wenn ich mich mal wieder selber mit Einkaufen und Haushalt hetze, was bisher nicht der Fall war und meine Nerven dann irgendwann blank waren.

Am Mittwoch mache ich ein EKG beim Hausarzt, weil das für die Tagesklinik gefordert ist. ich erhoffe mir auch in der Tagesklinik viel mehr Selbsterkenntnis, hoffentlich. Freitag kann ich mit dem Therapeuten darüber reden.

Also ich bin wieder gehetzt und hektisch, habe meinen Mann bei der Arbeit angerufen und komme zur Zeit nicht mehr runter.... Auch aufmunternde Worte von meinen Mann machen mich nicht ruhiger.

Ich habe Angst vor der Zukunft, Angst nicht mehr im Arbeitsleben bestehen zu können. Ich kann zwar an sich im Haushalt arbeiten, aber Konflikte wie bei Hausaufgabenbetreuung mit den Kindern halte ich nur schlecht aus, oder Zeitdruck, der 12jährige hat die Wohnung mit mir zusammen geputzt bevor wie seinen Geburtstag gefeiert haben, nur damit ich nicht wieder in meinen Hektik-Modus verfalle. Ich gebe mir allergrösste Mühe mit meinem Zeitmanagment, ich will mir nicht mehr zu viel auf einmal vornehmen.


Also REHA oder nicht das ist hier die Frage.

Meinem Mann ist es völlig egal wenn ich nur noch einen Mini-job an der Kasse mache und mir den Stress in Geschäftsleitungen in der Buchhaltung nicht mehr antun werde.

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LG

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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Secret »

schade, keine weiteren Meinungen mehr? Ich habe mir mal die alten Beiträge durchgelesen. Morgen bin ich beim Hausarzt und frage ihn mal was er von der ganzen Sache hält.

Erholung in der Klinik kann mir zwar gut tun, aber nimmt es mir denn die Angst vor Menschen, vor den schlechten Erfahrungen, die ich auf meinen vielen Arbeitsstellen machte?

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Regenwolke
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Regenwolke »

Was spricht denn dagegen, sich vom Hausarzt ein Attest schreiben zu lassen, dass jetzt erstmal eine teilstationäre Behandlung geplant ist (du hast ja schon den Aufnahmetermin) und keine Reha, das wird sich doch begründen lassen.
Eine Reha kannst Du, falls noch erforderlich, hinterher machen.

Ich weiß nicht, ob ich dir schonmal den Link zur unabhängigen Patientenberatung eingestellt habe. Dort könntest du genauere Infos einholen, was die Kasse darf und was nicht: http://www.unabhaengige-patientenberatung.de/

LG, Wolke
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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Secret »

Hallo Wolke,

ich habe mich bei der Patientenberatung gemeldet, ich solle erst mal das Schreiben abwarten, dann könne ich nochmal anrufen.

Ich habe in meinen Unterlagen eine Einleitung von Leistungen zur Rehabilitation oder alternativen Angeboten von dem 2. Psychiater, bei dem ich nicht geblieben bin. Das nehme ich morgen mit zum Hausarzt, ich denke mit der Tagesklinik direkt hintereinander könnte ich mich da auch erst mal überfordern.

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Re: Tagesklinik als Reha ausreichend?

Beitrag von Secret »

Hallo, ich bin's nochmal.

Heute war ich wegen des REHA-Antrages und meiner inneren Unruhe beim Psychiater. Es gibt da ein Formular zum Antrag, welches ein Arzt ausfüllen müsste.

Jetzt kommt das Komplizierte:
Mein Hausarzt schreibt mich seit einem halben Jahr krank, meine Arbeit habe ich während dieser zeit verloren. Zum Arbeitsamt bin ich gegangen, muss mich dort aber erst wieder laut Sachbearbeiter melden wenn ich nicht mehr Arbeitsunfähig bin. Es ist aber noch keine Bessererung eingetreten, was ich heute dem Psychiater sagte. Er hat das Formular nicht ausgefüllt, da er mich nicht krankgeschrieben hat. Im Januar habe ich erstmalig einen Psychiater aufgesucht und er hat sich geweigert mich weiter krank zu schreiben, er sagte mir ich solle zum Arbeitsamt gehen. Daraufhin habe ich einen zweiten Psychiater aufgesucht, der wollte mich auch nicht krankschreiben, hat mir aber eine Überweisung zur Tagesklinik und auch zur REHA ausgestellt. Er sagte, das sei kein Problem wenn der Hausarzt krankschreibt. Diesen zweiten Psychiater habe ich dann nicht mehr aufgesucht, da er total überlastet war und der erste mehr zeit für mich hat. Den Auszahlungsschein bringe ich weiterhin zum Hausarzt, der zwar bereit ist mich weiterhin krankzuschreiben, aber das Formular für die REHA mit einem Dafür oder Dagegen füllt er nicht aus, das sei Sache der Fachärzte.

Jetzt ist also niemand für das Aufüllen des Formulars, welches ich für den Antrag brauche mehr zuständig??!!
Auf diese Frage hin meinte der Psychiater heute, er empfehle mir das Formular in der Tagesklinik abzugeben, aber erst nach 1 - 2 Wochen Aufenthalt. Ich habe gestern aber bei der Tagesklinik angerufen und die hatten mir empfohlen das mit dem Psychiater abzusprechen. Das sagte ich ihm auch. Er meinte ich sei zu schnell gewesen und auch zu kompliziert.

Mache ich mir mal wieder das Leben selber schwer oder was??? War das ein Fehler den zweiten Psychiater zu kontaktieren, da ich mich nicht in der Lage fühle zu arbeiten???

Mein Psychiater meinte meine Angst vor der Arbeit könne ich aber nur verlieren, wenn ich zum Arbeitsamt gehe und dort über mein Problem rede, damit sie mich fördern können und ausprobieren was ich von der Belastung her kann. Ich sagte ihm das ich das seit über 20 Jahren schon versuche aber über 20 Arbeitsstellen hinter mir habe und nicht mehr kann, wenn ich jetzt irgendwo arbeiten gehe und wegen konzentrationsmangel wieder rausfliege bin ich nachher in einer noch schlechteren Verfassung als vorher. Wie kann ich da rauskommen?

Er meinte nur zu Hause bleiben ist auch für mich schädlich. Das ist mir schon klar, aber ich brauche irgendetwas was mein Selbstvertrauen aufbaut und keine Überforderung mit Misserfolg. Ausserdem gehe ich ja jetzt erst mal zur Tagesklinik. Diese Ungewissheit macht mich ganz nervös, was bringt mir das alles. Wiederholt sich mein Problem der lezten 20 Jahre auch nicht immer wieder? Das halte ich nicht noch weitere 25 Jahre bis zur Rente aus!!!! Es muss doch wohl nicht noch so weit kommen, das ich irgendwann so fertig von den ständigen Versuchen bin und in eine Akutklinik gehen muss.

Der Leiter der Tagesklinik meinte übrigens auch dass ich in meiner Verfassung arbeiten gehen erst mal vergessen könne.

Ich glaube ich mache mich selber verrückt weil ja doch jeder eine andere Meinung hat und ich sowieso meinen Weg selber finden und gehen muss.

Ich hoffe ich bekomme noch von Euch auf dieses Posting eine Antwort, da ich es an meinen alten Thread angehängt habe.

Das ist schon fast ein Wiederspruch in sich merke ich gerade: ich suche wieder mal Rat und habe gerade selber über mich geschrieben, dass ich mir zu viele Gedanken mache!!!! Selbsterkenntniss ist zwar da aber nicht die Strategie das zu vermeiden.

Deshalb diesen Post mit viel Neugierde was ich für Antworten bekomme.

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