Wie sehr darf man sich einmischen?

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emilia1
Beiträge: 8
Registriert: 27. Dez 2010, 18:29

Wie sehr darf man sich einmischen?

Beitrag von emilia1 »

Hallo, seit einiger Zeit mache ich mir Sorgen um eine Freundin. Es scheint mir, dass sie depressiv (oder manisch-depressiv? )ist und wirklich Hilfe braucht. Ich bin selbst seit meiner Jugend immer wieder depressiv und daher kommt mir vieles, was ich bei sehe, ihr bekannt vor. Ich habe ihr einige Male energisch ins Gewissen geredet und unser Verhältnis hat sich dadurch so verschlechtert, dass nun mehr oder weniger Funkstille herrscht. Sie will meine Mahnungen nicht mehr hören. Sie stimmt mir darin zu, dass sie Probleme hat, aber sie möchte das auf ihre Art lösen und nicht mehr von mir darauf angesprochen werden. Aber ich kann einfach nicht so tun, als ob alles in Ordnung wäre, gerade dann nicht, wenn sie, was manchmal vorkommt, völlig euphorisch ist. Ich kann mit dieser Euphorie überhaupt nichts anfangen und fühle mich dann immer total unbeachtet, da sie dann z.B. irgendwelche völlig unrealistischen Zukunftsphantasien zusammenspinnt oder in einen Kaufrausch verfällt oder ähnliches.
Ich denke dann manchmal, vielleicht bin ja doch ich die, die das größere Problem hat in dieser Freundschaft. Vielleicht ist sie in diesen Momenten ja wirklich glücklich, und ich bin nur sauer, weil sie mir sowenig Beachtung schenkt oder meine Ratschläge nicht annimmt.
Hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen?
K-GC
Beiträge: 4
Registriert: 20. Dez 2010, 14:44

Re: Wie sehr darf man sich einmischen?

Beitrag von K-GC »

Ich vermute mal, Deine Reaktion darauf, dass deine Freundin plötzlich wieder gut gelaunt ist, ist normal. Zumindest fühle ich mich auch so bei meinem Mann. Ich vermute mal, dass es auch teilweise einfach Angst ist, dass man sich darauf einläßt um dann wieder enttäuscht zu werden, weil der Mensch dann doch wieder in eine depressive Phase abrutscht und jedes Mal ein Stück von einem mitnimmt. So kommt es mir zumindest vor. Eine weitere Erklärung (zumindest für mich) ist, dass Deine Freundin plötzlich Dinge tut, die ihr Spass machen, bei denen Du nicht dabei bist. Irgendwie hast Du Dich die ganze Zeit bemüht und Dir Deine Gedanken gemacht und nichts hat geholfen und dann kommt irgendeine Veränderung und alle Probleme sind plötzlich (scheinbar) vorbei. Was Du investiert hast, sieht keiner mehr und das ist irgendwie frustrierend. Desweiteren möchte man vielleicht auch nciht bei etwas stören, was gerade gut funktioniert, so nach dem Motto: Jetzt hat sie was gefunden, dass sie glücklich macht, da will ich nicht reinfunken. Nachher läuft etwas schief. So ein Gefühl habe ich zumindest. Weiß nicht, ob Du ähnlich fühlst. Der weise Spruch wäre dann vielleicht: Sei froh, dass es Deiner Freundin zumindest zurzeit besser geht und vergiß die schweren Zeiten, aber meiner Meinung nach ist das nicht so ganz einfach. Schließlich hat es eine Menge Energie gekostet und möglicherwiese auch die Beziehung zu dem anderen Menschen verändert. Ich weiß nicht genau, wie man damit umgehen sollte, ist vermutlich von Fall zu Fall unterschiedlich. Ich kann Dir nur sagen, dass Du damit nicht alleine stehst, wünsche Dir und Deiner Freundin viel Kraft und Durchaltenvermögen und dass Ihr wieder zueinander findet.
duda
Beiträge: 13
Registriert: 12. Dez 2010, 19:03

Re: Wie sehr darf man sich einmischen?

Beitrag von duda »

Hallo Emilia1,

ich habe mal ähnliche Erfahrungen gemacht, wie du. Allerdings mit meinem Vater. Von heute auf morgen war er total euphorisch. Hatte einen Redefluss, der nicht mehr normal war. War irgendwie getrieben. War den ganzen Tag etwas am managen. Hatte Ideen, die er verwirklichen wollte, die allerdings vollkommen unrealistisch waren. Z.B. wollte er einen Kriminalroman über Viagra schreiben. Er begann sofort mit der Reschersche. Rief z.B. in der Apotheke an und wollte wissen, ob die es ihm so besorgen könnten. Gott sei Dank hat meine Mutter es geschafft, dass er zum Hausarzt ging. Der hat ihn zum Neurologen überwiesen und er hat Medikamente bekommen und es wurde langsam besser. Heute ist er wieder wie immer. Ausgelöst wurde diese manische Phase wohl durch die familiäre Belastung (Sohn seit 6 Jahren nicht mehr gesehen, Tochter depressiv und mit nur wenig Kontakt)und der goldenen Hochzeit meiner Eltern. Weil da nun so einige bei der Feier fehlten, die er gerne dabei gehabt hätte.

Vielleicht kannst du ja deine Freundin dahingehend beeinflussen, dass sie mal zu einem Arzt geht. Oft kommt auf eine manische Phase ja die depressive Phase. Bei meinem Vater haben die Medikamente diese ja irgendwie verhindert bzw. in Grenzen gehalten.

Liebe Grüße

Lachegern
emilia1
Beiträge: 8
Registriert: 27. Dez 2010, 18:29

Re: Wie sehr darf man sich einmischen?

Beitrag von emilia1 »

Hallo Köln,danke für Deine Antwort. Ich bin froh, dass Du meine Gefühle nachvollziehen kannst und ich nicht allein mit diesem Problem bin. Ich hoffe auch, dass wir wieder zueinander finden, aber im Moment merke ich, dass ich mich innerlich zunehmend distanziere. Es waren doch sehr viele Enttäuschungen in letzter Zeit. Eine Zeit lang war ich unglaublich wütend auf sie, weil sie so unerreichbar für mich geworden ist. Inzwischen merke ich, dass ich irgendwie anfange, es zu akzeptieren und mich darauf einstelle, dass sie in nächster Zeit nicht so eine große Rolle in meinem Leben spielen wird,wie ich es mir eigentlich gewünscht hatte.
Liebe Grüße!
emilia1
Beiträge: 8
Registriert: 27. Dez 2010, 18:29

Re: Wie sehr darf man sich einmischen?

Beitrag von emilia1 »

Hallo Lachegern, danke für Deine Antwort. So extrem wie bei Deinem Vater ist es bei meiner Freundin, glaub ich, nicht. Ein Unterschied ist auch, dass es bei ihr meist nur bei Luftschlössern bleibt. Sie setzt das ganze nicht in die Tat um, sondern malt es sich nur aus und wird dabei euphorisch. Ich denke nicht, dass es bei ihr so einen klaren Auslöser gibt, aber ihre Lebenssituation ist insgesamt schon sehr belastend und ich denke, sie ist permanent überfordert und rettet sich vielleicht durch solche schönen Träume aus der unerfreulichen Realität. Leider entzieht sie sich dadurch aber auch dem realen Kontakt mit mir. Ich habe ihr ziemlich deutlich gesagt, dass ich der Ansicht bin, dass sie es ohne professionelle Hilfe nicht schaffen wird. Sie hat mir eigentlich auch schon versprochen, zum Arzt zu gehen, aber dann war es wieder so, als ob es das Thema gar nicht mehr gebe. Naja, und inzwischen "darf" ich sie nicht mehr darauf ansprechen. Ich denke, ich kann im Moment nichts mehr tun. Es muss wohl erst noch schlimmer werden, damit sie es selbst begreift und aktiv wird.
Hat Dein Vater in dieser Phase denn eingesehen, dass es übertreibt? Meist heißt es ja, dass die Betroffenen nicht merken, dass sie manisch sind.
Liebe Grüße!
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