Was ist nur los mit mir?

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Rockri
Beiträge: 5
Registriert: 27. Dez 2010, 15:16

Was ist nur los mit mir?

Beitrag von Rockri »

Hallo Liebe Forengemeinde,

Wie fange ich am besten an also...Ich bin 30 Jahre alt und habe 2 gesunde Kinder (12/2), bin verheiratet und habe finanziell keine Probleme. Mir müsste es eigentlich gut gehen und ich sollte glücklich sein. Ich fühle mich in letzter Zeit aber immer schlechter. Ich schreie schon seit Monaten wegen jeder Kleinigkeit meine Kinder und meinen Mann an, bin ständig genervt und ständig dabei aufzuräumen, ich habe ernsthaft das Gefühl im Kopf "durchzudrehen". Meine körperlichen Symptome sind dann vor allem ein starkes Druckgefühl im Kopf fast so als hätte ich ganz viel Luft darin, tausende Gedanken kreisen dann in meinem Kopf herum und ich habe dann Panik bzw. mir ist als würde gleich mein Kopf explodieren oder als würde ich ohnmächtig. Dann kann ich keine Gedanken mehr ordnen nichts gelingt.Ich habe dann Luftnot und Schwindel, Magenprobleme auch Schweißausbrüche, ich könnte dann weinen weils mir so schlecht geht. Ich bin so müde, lustlos, antriebslos, weiss dann nicht wie ich meinen Tag planen muss/soll vor allem meist am Morgen. Auf der anderen Seite gehts besser wenn wir für den Tag was vor haben z.B. Geburtstag ect. obwohl ich mich nie wirklich noch auf irgendetwas freuen kann. Feiern und schöne Anlässe lassen mich kalt bzw finde ich anstrengend. Viele sprechen mich auch darauf an das ich immer "grimmig" schauen würde. Auch finde ich bin ich in letzter Zeit immer vergesslicher. Ich kann mich auch auf nichts mehr freuen oder mal richtig lachen. Was ist denn nur mit mir los, kann das auch was organisches sein oder ist es die Psyche? Ich finde ich habe schon Stress, gehe arbeiten habe Haushalt und Kinder aber nicht anders wie auch andere Frauen, wenn ich einen ausgefüllten Tagesablauf habe geht es mir sogar ganz gut. Anders an Tagen wo ich daheim bin z.B. wenn ein einmal mein Kind krank ist oder am We/Feiertage. Was meint ihr, kann ich denn da auch selbst wieder heraus kommen? Nehme schon seit 3 Monaten Lasea Kapseln aber irgendwie merke ich keine Veränderungen, kennt ihr ein rezeptfreies Mittel was Euch geholfen hat? Manchmal kommt es mir so vor wie Schübe, mal gehts eine Zeit lang ganz gut und dann mal wieder schlecht, doch in letzter Zeit wird es eher immer schlechter . In der Pupertät hatte ich schon öfter mal so ein unkontrolliertes Zittern in den Beinen, dies verlor ich dann umso älter ich wurde, jetzt habe ich das nicht mehr. Bin so verzweifelt ich kämpfe schon dagegen an, zwinge mich zu verschiedenen Sachen versuche mich abzulenken an was schönes zu denken aber am nächsten Morgen ist es wieder da den einen Tag ganz schlimm den anderen mal etwas weniger bis gar nicht?

Wem geht oder ging es genau wie mir, wer kennt die Symptome? Was würdet ihr sagen? Was hat Euch geholfen?

Danke für eure Antworten.

LG Valentinskind
JM300
Beiträge: 21
Registriert: 12. Dez 2010, 14:41

Re: Was ist nur los mit mir?

Beitrag von JM300 »

Hallo Rockri,
meine Depression wurde vor zwei Jahren festgestellt. Ich hatte lange Zeit davor ähnliche Anzeichen. Oft war ich einfach nur Müde, hatte immer weniger Interesse und Freude, mich mit schönen Dingen zu beschäftigen. Wenn ich von der Arbeit kam, legte ich mich direkt auf mein Sofa. Selbst tolle Freizeitbeschäftigungen (Besuch von Museen, Ausstellungen, Kino ... mit Freunden)machten mir keinen Spaß mehr.

In der Arbeit musste ich mir jeden Termin notieren und auch Gespräche waren manchmal anstrengend für mich. Während dieser Zeit brauchte ich meine ganze Energie, um vor allen vor Arbeitskolleginnen, Familie, Freunden den Schein zu wahren, das alles in Ordnung ist. Alle kannten ja auch nur die Starke, die die alles schafft und Probleme nicht kennt. Meine Sorgen habe ich immer mit mir selbst ausgemacht, Schwächen nie zugelassen. Immer ein Lächeln im Gesicht und stets Verständnis für alle anderen.

Irgendwann signalisierte mein Körper mir, das es so nicht weiter geht, das etwas nicht stimmt.
(Rückenschmerzen, Hautausschlag, starkes Schwitzen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen) Doch selbst diese Signale ignorierte ich. Schleppte mich mit Schmerzen in die Arbeit und hielt es nicht einmal für Notwendig zum Arzt zu gehen. Dieses Leben, was eigentlich keins war, führte ich über Jahre. Ich verzichtete auf alles, was mir vorhin so viel bedeutet hatte, und das Leben lebenswert macht.

Irgendwann war es so schlimm, das mir jeder Schritt Schmerzen bereitete. Schon nach ein paar Metern blieb ich erschöpft stehen. Oft saß ich im Sessel und starrte vor mich hin. Hinzu kam die entsetzliche Leere in mir... Als dann Gefühle von Angst auftraten ging ich zu meiner Ärztin. Als sie fragte, "wollen sie so weiterleben?", heulte ich fürchterlich und sagte was ich schon lange fühlte, "ich kann nicht mehr!"

Dann ging alles ziemlich schnell, drei Tage später kam ich in eine Pyschatrie und pyschosomatische Klinik (eine sogenannte Notfallklinik). Zu diesem Zeitpunkt war mir alles egal. Dort stellte man fest, das ich unter einer schweren depressiven Episode leide.

Heute mache ich eine ambulante Therapie und nehme täglich Citalopram. Es hat sich einiges zum positiven verändert, dennoch werde ich noch mehr Zeit benötigen, um besser mit der Krankheit umgehen zu können. Ohne die Therapie bei einem Pyschologen würde ich es nicht schaffen. Auch regelmäßige Besuche bei meinem Neurologe halte ich für sehr sinnvoll, gerade was die Medikamente angehen. Ich möchte dieses Jahr auch eine stationäre Therapie in einer Pyschosomatischen Klinik beginnen, um wieder festere Tagesstrukturen zu erlangen.

Ich wünsche dir viel Kraft, vorallem dafür, das du dir professionelle Hilfe holst.

Viele Grüße
Apfelgrün
Beulchen
Beiträge: 14
Registriert: 9. Jan 2011, 09:31

Re: Was ist nur los mit mir?

Beitrag von Beulchen »

Hallo Rockri,

ich bin zwar noch neu im Forum aber das ein oder andere Symptom kenne ich durchaus.
Wenn es etwas Organisches ist fällt mir als erstes die Schilddrüse ein, das kannst du aber recht einfach über den Hausarzt überprüfen lassen. Da ich Medikamente (auch rezeptfreie) für mich persönlich ablehne kann ich dir da keinen Tipp geben.

Ich hatte viele der von dir geschilderten Symptome ebenfalls und der Hausarzt hatte mich dann an eine Neurologin überwiesen. Diese meinte ich sollte eine stationäre Therapie machen. Nach einigem Zögern hab ich das dann auch gemacht. Es war für mich anfangs unvorstellbar (vor allem wegen meiner Kinder), aber es tat dann doch gut aus dem Alltagstrott raus zu kommen und sich wirklich nur um sich selbst zu kümmern ohne die ganzen täglichen Aufgaben die einen wieder ablenken oder Kraft rauben.

Meine persönliche Meinung geht dahin dass man da durchaus Hilfe von außen (egal ob stationär oder ambulant) in Anspruch nehmen sollte. Der Körper signalisiert schon dass etwas nicht in Ordnung ist, und selbst kommt man aus diesem Gedankenkarusell meist nicht raus.

Ich hoffe es geht dir bald wieder besser.

Liebe Grüße

Beulchen
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