Selbsthilfegruppe

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freebird
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Selbsthilfegruppe

Beitrag von freebird »

Hallo liebe Mitstreiter/Innen,

ich überlege schon seit längerem, mich evtl. einer "realen" SHG anzuschließen.

Ist von Euch jemand in einer SHG und mag einmal schildern wie die Treffen so ablaufen? Wie geht es euch damit?

Liebe Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
Sister-Act

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Sister-Act »

hallo corinna,

ich besuche seit 4 jahren regelmäßig eine shg.
wir sitzen im kreis, reden uns mit vornamen an und alles was in der gruppe besprochen wird, dringt nicht nach außen. in unserer gruppe sind nur selbstbetroffene. einen therapeuten gibt es bei uns nicht. wir haben betroffene aus allen altersklassen. meine gruppe trifft sich einmal im monat, regelmäig am 2. dienstag im monat, immer zur gleichen zeit. an- oder abmeldung braucht es nicht. jeder kann ansprechen was er möchte, oder auch nur zuhören. in unserer gruppe hat es sich so ergeben, dass wir nach den gesprächen noch in ein gasthaus gehen (essen,
trinken, und abschalten). alles ist freiwillig. unsere treffen finden in den räumen der caritas statt und sind völlig kostenlos. im notfall könnten wir uns an den psychologen und die mitarbeiter bei der caritas wenden. im haus der caritas gibt es auch eine shg für angehörige.
mir persönlich bringen die treffen sehr viel; ich fühle mich nicht mehr so allein und hilflos. es ist interessant, wie andere mit der krankheit umgehen und man kann immer etwas brauchbares mitnehmen. manchmal reicht es schon, wenn man mitbekokmmt, dass es einem teilnehmer wieder besser geht und hat selber wieder mehr mut weiterzukämpfen und dran zu bleiben.
(shg bei caritas: religion spielt natürlich keine rolle)

lg
lowrider60sec

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von lowrider60sec »

freebird
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Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von freebird »

Hallo Lowrider,

nanü, kein Beitrag?

Liebe Grüße
Corinna
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lowrider60sec

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von lowrider60sec »

Hi Corinna,

Ich habe ihn wieder gelöscht, war zu aufrüttelnd. Ist bei dir gerade kein günstiger Moment für meine "Vorschläge"

LG
lowrider
freebird
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Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von freebird »

Hallo Lowrider,

ich finde Deine Rücksicht sehr lieb, allerdings kannst Du nicht wissen, wie Dein Posting auf mich wirkt.

Jetzt hast Du mich neugierig gemacht.

Ich stand bis dato SH`s auch eher kritisch gegenüber, würde mich aber gern eines Besseren belehren lassen.

Daher bin ich an Erfahrungen interessiert.

Ich hatte mal ne ziemlich miese Erfahrung. Ist Jahre her. Vielleicht hat sich mit der Zeit ja auch vieles verändert. Das kann ich aber nur herausfinden, wenn hier Leute mal über den Ablauf (keine Gruppeninternas) berichten würden.

Liebe Grüße
Corinna
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lowrider60sec

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von lowrider60sec »

OK Corinna, du hast es so gewollt .

Was ich dir geschrieben hatte, war eher nicht in Bezug auf meine Erfahrung in einer SHG - das war ein einmaliges Erlebnis, was mir ausser 3 Stunden verlorene Lebenszeit nichts gebracht hatte. Lag es daran, dass die Gruppe sich schon kannte (es gab sogar eine Sitzordnung) oder lag es an mir dass es kein Erfolgserlebnis war ? Ich denke nicht, denn es waren noch einige "neue" dort, die auch eher kopfschüttelnd teilgenommen haben.

Eigentlich wollte ich dir einen Vorschlag machen, der in eine ganz andere Richtung geht. Hast du in der Vergangenheit schon Kurse in der "realen" Welt belegt, die von nicht-depressiven Menschen besucht werden. Für Frauen gibt es ja ein Riesen-Angebot an all möglichen weiterbildenden, aber auch Hobby-Kursen. M.E. würde das dir letztendlich hilfreicher sein, als dich dauernd mit depressiven Menschen zu umgeben.

Und, wie kommt der Text an

LG
lowrider
freebird
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Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von freebird »

Hallo Lowrider,

und wo ist die Bombe?

Ich schrecke vor eine SHG deshalb auch ein wenig zurück, weil gerade meine Erfahrung damals so war. Man rührt in der Sch...e und rauskommen tut dabei nichts.

Mir geht es nicht um die Pflege des Selbstmitleids.

Ich habe aber die Hoffnung, dass vielleicht ein Reformation in der SHG´s eingezogen ist, und man dort vielleicht gemeinsam an sich arbeitet. Es gibt so viele SH-Bücher mit tollen Arbeitskapiteln. Allerdings setzt das eine erhebliche Stabilität und Therapieerfahrung voraus. Dann können auch Krisen, in denen es dem einen oder anderem mal zum Jammern ist, konstruktiv gewendet werden.

Vielleicht ist es auch nur ein Wunschtraum.

Lasse mich aber immer noch gern eines Besseren belehren.

Klar, mache ich Dinge, die nischt mit meiner Depri zu tun haben. Ich besuche schon seit Jahren einen Malkurs. Am 26.11. gibt es sogar wieder eine Schülerausstellung.

Das eine muß das andere aber doch nicht ausschließen, ode?

Liebe Grüße
Corinna
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lowrider60sec

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von lowrider60sec »

Hallo Corinna,

Ich hatte doch keine Bombendrohung ausgesprochen

Es kam mir nur der Gedanke, dass es für dich momentan besser wäre, dich vermehrt mit nicht-depressiven Menschen zu umgeben, aber das tust du ja.

LG
lowrider
Zarra
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Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Zarra »

Also, liebe Corinna, ich habe GANZ UNTERSCHIEDLICHE Erfahrungen.

So etwas wie ein "Fazit" vielleicht vorneweg: Eine Selbsthilfegruppe ist so gut wie ihre Teilnehmer inklusive einem selbst - und wie gut die "Passung" von einem selbt zu den anderen ist, dabei kann im positiven Fall die Gruppe sowohl bunt gemischt als halt auch für Dich "ähnlich" sein.

Ich habe vor vielen Jahren an einem Klinikort eine Selbsthilfegruppe besucht (EA). Das hat mich weder groß weitergebracht noch mir geschadet; der Zeitaufwand war dort nicht die Frage. Ich denke, es kann für Leute gut sein, die ganz schlecht über ihre Gefühle reden können.

Dann habe ich hier im nächstgrößeren Ort vor ebenfalls vielen Jahren eine ebenfalls EA-Gruppe besucht. Abgesehen davon, daß diese "nicht sein sollenden Rückmeldungen" nun wirklich nicht meins sind (und mir nicht weiterhelfen), war ich einfach bis auf einen anderen Mann die einzige, die mit einem Brot in der Hand nach einem langen Arbeitstag angehektigt kam. Und abgesehen davon, daß EA ein "Gemischtwarenladen" von allen psychischen Störungen sein kann, paßte das für mich von den TeilnehmerInnen her nicht, die "Themen" waren dann ja auch so.

Dann war ich mal auch nur kurz und schnuppernd in einer Depressionsselbsthilfegruppe in der nächstgelegenen Großstadt. Thematisch war das besser. Auch vom Organisatorischen her unkompliziert, jetzt so vom Gruppenorganisatorischen her und auch in den Räumen einer Organisation, die diese für ganz viele unterschiedliche Selbsthilfegruppen zur Verfügung stellt. Ich sage es mal kurz: Es war mein im Verhältnis großer Aufwand für diesen Abend, daß ich eigentlich mit Arbeit und Erschöpfung nicht an Langeweile litt, andere Kontake hatte und auch vernachlässigte und prinzipiell eher keine Leute für weitere Unternehmungen suchte, daß ich dann wieder ausstieg; die anderen gingen oft danach oder an einem anderen Tag dann zusammen essen - das war einfach nicht das, was ich (!) suchte; das Verhältnis stimmte für mich (!) nicht. Da waren einige, die gerade nicht (!) tief drinhingen; von daher kann ich nicht sagen, daß es belastend war. Eher schon ein Austausch, was man macht (therapeutisch, Medikamente), was man denkt.

Und die positivste Erfahrung habe ich nun im Frühjahr diesen Jahres gemacht - und in diese Selbsthilfegruppe würde ich auch noch gehen (und werde es vielleicht auch mal wieder), wenn es sich nicht terminlich mit etwas anderem überschneiden würde. Im Prinzip eine Selbsthilfegruppe für Depressionen und Angst. Wir trafen uns alle zwei Wochen. (Bei den früheren war das wohl wöchentlich gewesen.) Das ist einerseits etwas lose, ... andererseits läßt es Spielraum für "normales Leben" (Sport, Kontakte, ggf. "normale" Kurse etc.). Die Gruppe war relativ neu gegründet. Etwas irritierend fand ich den relativ stark wechselnden Teilnehmerkreis - da entsteht nicht so einfach Vertrauen ... bzw. ich merkte, wie es anders war, als wir ein paarmal hintereinander ein relativ konstanter Kernkreis waren, daß da mehr "passierte", wir auch vielleicht Dinge sagten, die wir uns sonst nicht getraut hätten zu sagen. Es ist wie in diesem Forum hier dieses Gefühl: "Du bist nicht alleine, der es so geht, die sich mit so etwas schlagen muß"; und es hat halt zusätzlich die persönliche und ganz konkrete Komponente, man kann sich ja viel einfacher austauschen. Ich fand es "bereichernd", entlastend (!), und klar, mich auch mit der Krankheit auseinandersetzend. Wir sind auch alle achtsam miteinander umgegangen. (Das kann denke ich u.U. ein Problem sein, war es da aber nie.)

Zarra
freebird
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Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von freebird »

Liebe Zara,
Hallo an Alle,

ich denke darüber nach (noch latend), ob ich nicht selbst eine SHG gründe. Dann könnte ich sie vielleicht nach meine Vorstellungen gestalten.

Ich werde es noch weiter in meinem Geiste und Herzen hin und her bewegen.

In diesem Jahr wird es eh nichts mehr. Außerdem muß ich erst einmal mein anderes gesundheitliches Problem auf Spur krigen

Auf jeden Fall wüßte ich schon an welche Stellen ich mich für den Fall der Fälle zwecks Unterstützung wende.

Könnte vielleicht sogar wieder einen "Kick" bedeuten, wenn ich mich da "engagiere".

Liebe Grüße
Corinna
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lowrider60sec

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von lowrider60sec »

>>Könnte vielleicht sogar wieder einen "Kick" bedeuten, wenn ich mich da "engagiere".>>

Hallo Corinna,

Würde evtl. hinhauen - ein "Kick" ist immer was Wertvolles, nimmt uns in Anspruch und demzufolge weg von unnötigen Grübeleien.

Dennoch solltest du dir vor Augen halten, dass du dann auch an miesen Tagen funktionnieren MUSST ... aber vielleicht kommen die dann weniger als bisher, weil du eine sinnvolle Beschäftigung hättest....

Bleib einfach mal dran, schon das Planen lenkt von der Depri ab.

LG
lowrider
Zarra
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Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Zarra »

Hallo Corinna,

noch sozusagen als P.S., Du hattest auch nach dem Ablauf gefragt: Also zu der letzten Gruppe: Gewisse Gruppenregeln ("Du", Vornamen; nichts nach außen tragen; achtsames Umgehen miteinander, da ja niemand Professionelles dabei ist; die SHG kann keine Krisenintervention oder Therapie leisten) - obwohl das klar ist, fand ich es gut, daß die Leiterin das jedesmal kurz wiederholte, wenn jemand Neues dazukam. Kurze Eingangsrunde ("Blitzlicht" nennen das manche). Entweder ergab sich daraus ein Thema - oft; meistens; "zur Not" hatte die "Leiterin" sich etwas überlegt, ein "Thema" oder einmal hatte sie auch Fotos zum "Assoziieren" dabei. Am Ende dann kurze Abschlußrunde.

Viel Glück mit Deiner Initiative!

Zarra
Beulchen
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Registriert: 9. Jan 2011, 09:31

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Beulchen »

Hallo Corinna,

ich war diesen Monat das erste Mal in einer SHG. Bei mir war ausschlaggebend dass ich zwar eine Überweisung zu einem Therapeuten habe, allerdings auch keine Ahnung habe wie lange es dauert bis ich da tatsächlich mit einer Therapie anfangen kann. Andererseits habe ich es derzeit aber auch einfach satt zu Hause rumzuhocken und meine Gedanken im Kreis laufen zu lassen.

Ich hatte mit meinem SHG-Termin vermutlich auch ein wenig Glück, es waren mit mir nur sechs Leute an diesem Abend und davon waren drei neue dabei. Eine Sitzordnung gab es bei uns nicht, wie von den anderen hier schon beschrieben haben sich alle geduzt und sich mit Vornamen angesprochen, ebenfalls mit dem Hinweis das nichts nach außen getragen werden darf. Auch bei uns gab es anfangs ein „Blitzlicht“ bei dem jeder kurz beschreiben sollte (nicht musste) was ihm gerade so durch den Kopf geht. Danach wurde über diese Dinge gesprochen (so weit der Einzelne dies wollte). Gegen Ende wurde noch darüber gesprochen ob man eben auch mal gemeinsame Unternehmungen wie z.B. eine Wanderung, Kegeln oder ähnliches gestartet werden sollen und zum Abschluß noch mal ein kurzes „Blitzlicht“ wie der Einzelne das Treffen empfunden hat.

Die Gruppe trifft sich jeden 1. und 3. Dienstag im Monat und ich denke ich werde weiterhin zu den Treffen gehen, so weit es mit meiner Arbeit vereinbar ist.

LG Beulchen
freebird
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Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von freebird »

Hallo an alle Poster ,

erst einmal danke für Eure zahlreichen Rückmeldungen und Erfahrungsberichte.

Einiges daran hat mich angesprochen und manches auch eher "abgeschreckt", was SHG´s betrifft.

Ich stelle mir eine SHG so vor.

Eingangs ein kurzes Blitzlicht (wie geht es mir). In wenigen Sätzen, kein Vortrag!

Außerdem kann jeder einzelne sein tiefergehenden Gesprächsbedarf, wenn vorhanden am Ende seines Blitzlichtes anmelden.
In der Klinik haben wir das immer: "Ich möchte Platz nehmen."

Falls niemand dringend Gesprächsbedarf hat, oder noch Zeit ist, könnte man ein spezielles Thema gemeinsam bearbeiten. Z.B. Stimmungstagebuch, Tagespläne, etc. (Selbsthilfemöglichkeiten eben).

Es wäre schön, wenn die Vorbereitungen dazu reihum gehen und nicht nur von einer Person abhängt.

Zum Schluß noch mal ein kurzes Blitzlicht (Wie geht es mir jetzt).

Wichtig!!! Wer nicht kommen kann, sollte absagen, damit die anderen sich keine Sorgen machen. Telefonliste zum absoluten internen gebrauch.

Auch regelmäßige gemeinsame Unternehmungen in der gesamten Gruppe wären toll. Sie sollten aber außerhalb der regelmäßigen Treffen stattfinden.

Ach ja! Die Gruppe sollte eine Teilnehmerzahl von 12 Personen nicht überschreiten.

Was sagt Ihr zu meinen Ansätzen?

Liebe Grüße
Corinna
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rajo1
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Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von rajo1 »

hallo corinna,

ja, das sind gute ansätze.
hast du eine shg gefunden oder planst du nun eine zu gründen?
freebird
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Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von freebird »

Hallo Rajo,

siehste, manchmal hilft auch abwarten und sich entwickeln lassen - gell.

Ja, ich plane mittelfristig eine SHG zu gründen. Ich breche grundsätzlich nichts über´s Knie.

Lieben Gruß
Corinna
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