Warum tu ich mir das an ?

Zen
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Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von Zen »

Hallo zusammen,

ich muss wirklich bescheuert sein.
Setze mich Sonntagmorgen fast 4 Std vor den Fernseher und sehe mir auf Vox die Sendung
" Wenn die Seele Trauer trägt " an.

Habe diese Endzeitstimmung jeden Tag live hier zu Hause und ich bin mit einer der Hauptakteure.

Warum tu ich mir das trotzdem an?
Warum?

Es kann nur einen Grund geben, ich suche nach Antworten.
Und, hab ich sie bekommen?
Nein.
Paralellen zu unsere Geschichte konnte ich schon feststellen.
Aber Antworten, die gab es für mich nicht.

Was machen die Promis anders?
Vielen geht es heute wieder gut. Sie haben ihre Lebenskrise überwunden.
Habe die bessere Ärzte ?
Gehen die in bessere Kliniken?
Sind die Medikamente teurer und besser?
Liegt es an der Person selber, wie der Einzelene damit umgeht?

Die Experten dieser Sendung sagten ja, dass eine Depression gut heilbar ist.
Warum dann nicht bei meinem Mann?
Ist er schon wie ein Virus resistent gegen alles?

Ich weiß nur eins, dass war meine letzte Sendung die ich mir im Fernsehen über Depressionen angesehen habe.

Es gab für mich nichts, was ich nicht schon wußte.
Das Schicksal von Anderen, mir fremden Personen tut mit zwar leid, aber damit will ich mich nicht auch noch belasten.

Mein private Never Ending Story reicht mir voll und ganz.

Jetzt gehe ich Laub harken.

Schönen Sonntag noch
Sammie
rm
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von rm »

heike56
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von heike56 »

Hallo Sammie,

zum einen dürfen sie in einer solchen Sendung nicht zu viele Leute bringen, denen es immer mal wieder schlecht geht. Das käme beim Zuschauer schlecht an.
Zum anderen ist es ja tatsächlich so, dass viele aus ihrer Depression wieder auftauchen.

Und Du hast leider jemanden zu Hause, mit dem sehr schwer umzugehen ist, was das Thema angeht.

Und natürlich bist auf der Suche nach einer Lösung, da greift man nach jedem Strohhalm. Hoffentlich findest Du ihn bald.

Viele Grüße

Heike 47

PS: ich habe die Sendung nicht gesehen, aber ich kenne ähnliche.
tangram
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von tangram »

Hallo Sammie,

genau die selbe Frage hab ich mir heute auch ein paar Mal gestellt.

Eine echte Hilfe oder gar eine Hoffnung konnte ich für mich auch nicht herausziehen.
Lediglich der fiese Beigeschmack, dass es offenbar bei vielen anderen funktionieren kann, aber nicht bei uns.

Im Gegenteil mein Mann ist seit der Sendung erst recht auf dem Standpunkt, das ja eh nichts hilft. Zumal ja auch meist Beispiele gezeigt wurden, bei denen es um durch Leistungsdruck entstandene Depression handelte. So schien es jedenfalls.

Besonders bei Gunter Gabriel hatte ich ein wenig den Eindruck, dass er sich in seiner Rolle richtig gut fühlte und sich gut darstellen konnte.
Einen gewissen Sympathiefaktor konnte man ihm nicht absprechen, natürlich will ich auch sein Schicksal nicht herunterspielen, aber als Beispiel war es nicht unbedingt geschickt.

Für mich waren etliche Szenen dabei, die mich eigentlich noch tiefer in die Hoffnungslosigkeit getrieben haben.

Und wie hier im Forum schon einer geschrieben hat, handelte es sich meist um gutsituierte Personen, die halt dann auch den nötigen finanziellen Rahmen in der Rückhand halten.

Bei einigen hatte ich den Eindruck:
Na ja spring ich halt nicht mehr Ski, sondern fahr ich halt jetzt rennen. Da kam bei mir der kleine Beigeschmack mit, das eine Übel mit dem anderen auszutauschen.

Was mir fehlte waren verschiedene Therapiemöglichkeiten, die aufgezeigt hätten, welche Möglichkeiten zur Heilung da zur Verfügung stehen.

Da hätte man sich den Streifzug durch das vorige Jahrhundert, bei denen die Patienten teilweise folterartig behandelt wurden auch sparen können. Die waren ja völlig unsinnig in meinen Augen. Sollte das über die jetzige Hilflosigkeit im Umgang mit der Krankheit hinwegtäuschen.
Ich bin nach wie vor der Meinung dass es das Allheilmittel bei Depressionen nicht gibt, sondern das das individuell von Fall zu Fall anders ist. Ebenso hätten die Möglichkeiten zur Behandlung in einer solchen Mammutdoku aufgezeigt gehört.

Das Schicksal der einzelnen Personen hat mich sehr berührt, aber es war nicht so wirklich hilfreich für Depressive noch für deren Angehörige.

Ich werd mir so was auch nicht mehr ansehen, es hat mir nicht gut getan, sondern traurig gemacht.
"Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt"

Laotse
Zen
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von Zen »

Hi Reinhart,

Du Scherzkeks Du kannst Dir das nicht vorstellen wie ich Laub harken kann? Schneeschöppen und Laubharken gehören zu meinen Hobbys. Dabei lasse ich mir auch nicht helfen. Auch nicht von meinem Mann, obwohl er mir ja immer verspricht, dass er MORGEN helfen will. Aber was hat Adenauer schon gesagt " Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern".

Wenn heute nicht Sonntag wäre, hätte ich ja den Laubsauger genommen und dann immer schön am Schlafzimmer vorbei.

Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm nur viel zu selten dazu..... frei nach Udo Lindenberg.

Die Animationen sind echt gut Wo hast Du die den her ?
Ich hab mich aber nicht in den Blätterberg geworfen:-))


Hallo Heike,

nach einer Lösung suche ich schon seit über 10 Jahren.
Hab es aufgegeben, hab keinen Bock mehr in einem Heuhaufen nach der Stecknadel zu suchen.
Bin nur noch dabei mich selber über Wasser zu halten. Damit ich nicht in den ganzen Frust mitabsaufe.

Hallo Tangram,

da sind wir uns ja wieder mal einig.
Ich glaube diese Sendungen sind gemacht, damit die Öffentlichkeit mehr Verständniss zeigt. (lach )
Obwohl im Fernsehen sehen, ober live zu hause mitbekommen, dazwischen liegen Galaxien.

Warum wird nicht mal eine Reportage von Frau Müller oder Herrn Schmitz von nebenan gezeigt?
Wie diese Menschen sich jeden Tag aufs neue mit ihrer Depression auseinander setzten müssen.
Wie diese Menschen ihren Alltag erleben und durchleben. Ihren Job verlieren, weil sie den Anforderungen nicht mehr gewachsen sind.
Der Partner abhaut, weil er es nicht mehr aushält?

Wie kommen die Angehörigen damit zurecht?
Die von allen alleingelassen werden?

Nur das will kein Mensch sehen. So sieht das nämlich aus.

Unsere Gesellschaft steht vor einem riesen Bourn- Out, nur keiner will es wahrhaben.

Was interessiert mich mein Nachbar?
So lang es nicht stinkt im Hausflur, wird der ja wohl noch leben? Obwohl ich ihn schon Wochen nicht gesehen habe.

Hauptsache die Klatschblätter sind voll von Promischicksalen.
Mein Nachbar ist mir doch egal.

Und solange die Mehrheit diese Einstellung haben, wird sich auch nix ändern.

Was können wir als Angehörige tun ?
Auf uns selber achten, uns selber was gutes tun.

Und wenn es nur Laubharken ist, wenn auch manchmal mit dicken Backen.

Es grüßt Euch
Sammie
rm
Beiträge: 2209
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von rm »

Andreas01

Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von Andreas01 »

Hallo
4 Stunden für etwas was wir hier eh schon zur Genüge kennen, echte Zeitverschwendung den Promis dabei zuzuschauen wie sie sich vorgeblich outen, damit aber wieder im "Gespräch" bleiben.
Ich glaube nicht das auch nur ein einziger dieses Personenkreises sich dies anschauen würde, wenn die Hauptdarsteller einige von uns hier wären.

Gruß
Andreas
lowrider60sec

Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von lowrider60sec »

Hallo Sammie,

Diese Sendung war nützlich für Menschen, die am Anfang stehen, deren Diagnose eben erst gestellt wurde.

Für alle anderen, depri-erfahrenen mitsamt Angehörigen war sie nicht sehenswert.

Was mir aufgefallen ist, jeder von denen hat relativ schnell Hilfe bekommen/angenommen. Das ist vielleicht eine Erklärung für den schnellen Ausstieg.

Viel Kraft weiterhin

lowrider
sunshine45
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Sammie und alle Anderen,
ich glaube man tut sich das an, weil man die Hoffnung hat irgendwo doch noch ein Fünkchen Hoffnung zu finden.
Man kann sich einfach nicht mit der Hilflosigkeit abfinden mit der man dieser Krankheit gegenüber steht.
Gerade Du erlebst das ja schon sehr sehr lange und überhaupt viel zu lange und ich hoffe für Dich, dass so ein Beitrag Dich in Deiner Wut unterstützt und Dir hilft die Kraft zu finden wieder eigene Wege zu gehen und Dein Leben nicht zu vernachlässigen.

Noch vor einiger Zeit habe ich mir auch alles "reingepfiffen" was dieses Thema angeht, Foren, Bücher, Filme etc....
Ich war süchtig nach irgendeiner Hilfe und habe nicht gemerkt, dass es mich einfach nur noch mehr runterzieht.
Wenn andere berichtet haben, dass sie durch therapeutische Hilfe wieder auf die Beine kamen, so hat mich das unheimlich gefrustet, weil mein Ex ja so gar nichts unternehmen wollte/will und sich immer noch weigert.

Irgendwann ist glücklicherweise meine Wut so groß geworden, dass ich mich nicht mehr mit diesem ganzen "Mist" beschäftigen wollte.

Diese Hilflosigkeit und diese gleichzeitige Belastung haben mich völlig an meine Grenzen gebracht.
Als Angehöriger soll man den Kranken loslassen, aber auffangen. Keiner sagt aber wie das geht, wie man das im Alltag umsetzen soll. Fragt man Ärzte etc. um Rat, so kommt ganz schnell die "rote Karte", wir haben Schweigepflicht, aber sie müssen Geduld haben, er kann ja nichts dafür ...
Ja prima, aber die Hauptlast der außerklinischen Versorgung tragen wir. Was wäre eigentlich, wenn die Angehörigen mal streiken? Dann bricht halb Deutschland zusammen, oder nicht?
Manchmal wird dem Angehörigen auch indirekt eingetrichtet, dass er der Krankmacher ist und aus diesem schlechten Gefühl raus tun wir alles um es bloss wieder gut zu machen.
Wir, die fast rund um die Uhr mit den Kranken zusammen sind, werden einfach ignoriert, nicht mit einbezogen in die Therapie, Behandlung etc. Dabei wissen wir von dem Patienten viel viel mehr, als der Patient überhaupt über sich selbst weiß bzw. der Therapeut evtl. jemals erfahren wird.

Ich habe gestern 10 Min. in die Sendung reingezappt und wieder umgeschaltet, weil es mir einfach zu den Ohren raushängt und ich anscheinend den Punkt erreicht habe, an dem ich glücklicherweise wieder das Leben zu dem mache was es für mich ist, nämlich zu meinem eigenen Leben und mit eigenen Interessen, Bedürfnissen, Wünschen etc....
Ich wünsche Euch auch die Kraft diesen Weg wiederzufinden und genau dann sieht man sich solche Berichte nicht mehr an.

Alles Gute
von der Koboldin
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Alma21
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von Alma21 »

Hallo Sammie und alle anderen,

habe diese Sendung auch gesehen (wenn auch nur teilweise) und auch mir ist aufgefallen, daß immer nur die "armen Depressiven und Kranken" gezeigt wurden. Welches Leid sich bei den Angehörigen verbirgt, darüber spricht kein Mensch, das filmt kein Mensch und überhaupt, es scheint auch keinen Menschen zu interessieren. Das es verdammte psychische Schwerstarbeit ist, das ganze auszuhalten - das wird geflissentlich übergangen.

Normalerweise müßte man einen ganz bitterbösen Kommentar an VOX schreiben und darauf hinweisen, daß die Angehörigen mindestens genauso elend, wenn nicht noch schlimmer dran sind. Die Verantwortung, die auf den Angehörigen lastet - kein Mensch würde die Freiwillig übernehmen. Wir haben auch nicht "HIER" geschrieben, um die Verantwortung übernehmen müssen, um ein Überleben in irgendeiner Form weiter zu ermöglichen, sie wurde uns einfach übertragen, damit sich der Kranke ganz "hingeben" kann und nach Möglichkeit keine prof. Hilfe für sich in Anspruch nehmen muß.

Ja, welches Leid würde man wohl erfahren (auch die Depressiven), wenn die Angehörigen mal eine 4-stündige Sendung bekommen würden. Ich denke, dem ein oder anderen würden wahrscheinlich die Augen aufgehen wie eine 500er Osram - weil sich die wenigsten Bewußt sind, was im angehörigen Menschen passiert.

Schade - es war wieder eine nur sehr einseitige Reportage. Und wie sich das Krankheitsbild darstellt - ich denke, davon können wir Angehörige selbst ein elend langes Lied 'von singen.

Es grüßt eine gefrustete Gizmo01
feuerfisch
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Gizmo

irgendwie platzt mir auch gerade der Kragen!

>>>Die Verantwortung, die auf den Angehörigen lastet - kein Mensch würde die Freiwillig übernehmen. Wir haben auch nicht "HIER" geschrieben, um die Verantwortung übernehmen müssen, um ein Überleben in irgendeiner Form weiter zu ermöglichen, sie wurde uns einfach übertragen, damit sich der Kranke ganz "hingeben" kann und nach Möglichkeit keine prof. Hilfe für sich in Anspruch nehmen muß.<<<

ICH habe auch nicht hier geschrien als diese Krankheit verteilt wurde!
Und im Gegensatz zu reinen Angehörigen kann ich mich nicht aus der Situation diese Krankheit zu haben herausziehen!
DU hingegen schon!

Du hast einen eigenen freien Willen! Und wenn du bei deinem erkrankten Angehörigen bleibst, so ist das DEIN FREIER WILLE !

Ja, Angehörige haben es auch schwer, aber AUCH. Tu nicht so als ob es für dich schlimmer ist als für jemanden der diese Krankheit selbst hat!

'Wir haben uns da nicht freiwillig hinein begeben und die meisten von uns Betroffenen tun etwas dagegen - und auch das ist harte Arbeit. Es ist nicht so das alle von uns sämtliche Verantwortung abgeben - und alles ihren Partnern aufbürden!

Würde ich mit meinem Gedankengut jemals mit meinem Partner im Detail darüber reden....er würde zusammenbrechen!

*mit Wut im Bauch*

feuerfisch
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sunshine45
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Feuerfisch,
Gizmo ist mittlerweile auch selbst eine Betroffene.
Sie kennt beide Seiten und wenn man ihre ganz persönliche Geschichte kennt, so kann man wirklich verstehen, dass sie momentan einfach mal völlig am Boden ist.
Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie auf den ersten Blick scheinen.
Liebe Grüße
die Koboldin
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Zen
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von Zen »

Hallo zusammen,

Feuerfisch,

ich kann deine Wut verstehen, genauso wie die Wut von Kobold (hallo meine Liebe ) von Gizmo, von Tangram und den anderen Beteiligten.

Was mich an der Sendung so gestört hat, ist der Promibonus.
Will ja garnicht abstreiten, dass unsere auf immer schneller, weiter und höher spezialisierten Hochleistungssportler irgendwann an ihre Grenzen stoßen.
Das Popstars die heute hier und morgen dort sind, und ihrem Ruhm hinterher hechten, auch irgendwann aufgebraucht sind.

Der Sänger von Pur, war 12 Tage in der Klinik und steht heute wieder auf der Bühne.
Mein Mann war 2x 6 Monate in den letzten 2 Jahren in der Klinik und ist noch nicht mal in der Lage, ein Loch in die Wand zu bohren.

Oder will man die Depression so Salonfähig machen?
Nach dem Motto, wenn der Promi das hat, darf das normale Fussvolk auch ne Depression haben.

Ich habe nach der Sendung von Beckmann am 27.09 da ging es auch über dieses Thema, an die ARD z.H.Beckmann eine Mail geschickt und geschrieben, dass nicht nur der Depressive Mensch leidet, sondern das ganze Familienleben darunter leidet. Und sie sollten doch mal eine Sendung mit Angehörigen machen.
Eine Antwort habe ich bis heute nicht bekommen.

Ich möchte auch nicht mit meinem Mann tauschen, für kein Geld der Welt. Aber ich möchte auch nicht bis ans Ende meiner Tage das mitaushalten müssen.

Klar ich habe einen freien Willen und kann jederzeit meine Koffer packen.
Und dann?
Kriegt er dann vielleicht die Kurve?

Ich mag zwar oft hier cool rüberkommen, weil ich vieles mit Galgenhumor nehme. Das ist meine persönliche Art damit umzugehen.

Was ist, wenn er dann gar keine Perspektive mehr hat und sich was antut ?
Könnte ich damit leben?

Es ist leicht gesagt, einfach abhauen.
Die Fehler liegen für mich einfach im System.
Warum werden wir als Angehörige nicht mit eingebunden?
Wir sind doch die, die Tagtäglich damit konvrontiert werden.
Wir sind doch die, die jeder Tag mit ansehen müssen, dass es anstatt bergauf, weiter bergab geht, oder einfach stillstand ist so wie bei uns zur Zeit.

Meinen kranken Mann soll ich so akzeptieren, mit seiner Krankheit.
Wer akzeptiert mich, mit meiner Wut?

Es grüßt euch
Sammie
Andreas01

Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von Andreas01 »

kobold am 25/10/2010 12:58
Gizmo01 am 25/10/2010 15:20
Sammie 25/10/2010 20:06

Hallo ihr drei !

möchte als Betroffener ! euch sagen ihr habt recht ! wen interresieren die Angehörgen ? bislang niemanden.
über/für die Betroffenen schreibt man ganze Bücherregale voll. bringts im Fernsehen, wobei man nicht so genau sagen kann was dabei im Vordergrund steht, das Thema, Sendezeit totschlagen, oder vielleicht nur damit die Promis im Gespräch bleiben, man weis es nicht.
Was schreibt und dreht man über die Angehörigen die quasi einen 24/7*) Umgang mit dem Betroffenen ertragen, erleiden und organisieren müssen, Nichts!!

*) 24Stunden am Tag 7 Tage die Woche

Wenn meine Frau in meiner schlimmsten Zeit sich nicht 24/7 um mich und alles andere gekümmert hätte, da bin ich mir sicher, würde ich hier niemals aufgetaucht sein.

Jemand hat es mal gut mit mir gemeint, man schenkte mir ein Buch über den Fussballer Deisler, ich habe es ungelesen in die Papiertonne befördert, warum muss ich wissen wie bei einen Fussball-Star eine Depression aussieht ? oder der Fall Enke was wurde dafür aufgezogen ? selbst bei dessen Trauerfeier wurde die Werbung im Stadion nicht entfernt.
Wen interresierte der Lokführer der Enke überfuhr oder wen interresieren die anderen etwa 9000 die keinen Ausweg mehr finden ?

Gruß
Andreas
lowrider60sec

Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von lowrider60sec »

"Wen interresierte der Lokführer der Enke überfuhr oder wen interresieren die anderen etwa 9000 die keinen Ausweg mehr finden ?"

Scheinbar nur uns, die wir hier unterwegs sind und Hilfestellung leisten, obwohl wir ja selber öfters hilflos sind.

lowrider
heike56
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von heike56 »

Hallo,

wir sind hier im Depressionsforum, aber ich glaube, dass dieses Problem auch viele Angehörige bei anderen Krankheiten betrifft.

Eine gute Möglichkeit sich Unterstützung zu holen sind Selbsthilfegruppen für Angehörige, die es bei Depressionen schon oft gibt.
Es ist gar keine Frage, dass Angehörige bei chronischen Erkrankungen auch mit betroffen sind. Und das in der Öffentlichkeit nur das Leid z.B. der Promidepressiven dargestellt wird, macht einen sicherlich wütend. Fühlt man sich doch ungesehen.
Ich würde mir auch wünschen, dass das Thema Angehörige von chronisch kranken Menschen mehr in die Öffentlichkeit käme.

Viele Grüße

Heike 47
Alma21
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von Alma21 »

Guten Morgen an alle,

erst mal vielen Dank für das Verständnis aller Angehörigen, die sich an den div. Diskussionen beteiligen und dank der selbst erlebten Geschichte wissen, wovon andere Angehörige sprechen bzw. schreiben.
Danke an Alle, die die Wut im Bauch der hier schreibenden Angehörigen verstehen oder zumindest nachvollziehen können. Und genau dieses Verständnis hilft nämlich mir als Angehörige (und leider auch Betroffene). Ich habe das Gefühl, daß ich mit diesen "Erfahrungen" und Auswirkungen der Krankheit nicht alleine dastehe, sondern es viele Leidensgenossen gibt, die wissen, wovon man spricht.

Das sich das Hauptaugenmerk in Reportagen oder Talk-Shows leider nur auf die Depressiven bezieht, ist mehr als bedauerlich. Und ich finde es toll, daß es in der ganzen Beitragsreihe zum Thema von Sammie (warum tu ich mir das an) auch einen Betroffenen gibt, der die Wertschätzung dessen, was seine Frau in der Zeit geleistet hat, hier klar zum Ausdruck bringt. Auch das tut einem Angehörigen gut. Hierduch kriegt man auch das Gefühl, es ist nicht alles umsonst, was man als Angehöriger leistet oder erträgt oder mit erleidet.

Wenn ich jedoch lese, daß es eine Betroffene gibt, die sich hier im Angehörigen-Forum aufhält und meint, mit Wut im Bauch auch noch auf den Angehörigen rumzuhacken, da wiederum platzt mir die Hutschnur. Natürlich schreit keiner "hier!" wenn es darum geht, diese Krankheit zu kriegen, aber wird der Betroffenen von seinen Angehörigen fallengelassen wie eine heiße Kartoffel? Nein, es scheint aber wohl für den Betroffenen selbstverständlich, daß die Angehörigen da sind, und die glühenden Kohlen aus dem Feuer holen.
Und da sind wir schon beim Thema "freier Wille". Natürlich hilft der Angehörige gerne, so weit oder so gut er kann - verbunden mit der Hoffnung, daß er nicht auf Ewigkeit mit allen Problemen, die diese Erkrankung mit sich bringt, alleine dasteht. Und wenn es für jeden Angehörigen so einfach wäre, aus dieser Verantwortung rauszukommen - ich denke, viele würden nach einer gewissen Zeit X die Flucht ergreifen, denn welche Leidensfähigkeit der Angehörige besitzt, ist auch in vielen Beträgen zu lesen, die hier von zum Teil jahrelanger bzw. jahrzehntelanger Erfahrung sprechen.

Und reden - reden kann man als Angehöriger mit einem Depressiven nicht wirklich. Als Angehöriger hast du bitte schön alles "negative" fernzuhalten. Eigene Gedanken oder Gefühle unmißverständlich zum Ausdruck bringen? Entweder eine Gratwanderung oder von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ich habe bisher noch keinen "verständnisvollen" Depressiven erlebt, der sich auch nur ansatzweise in die Gefühle oder Gedanken eines Angehörigen reinversetzen kann. Warum auch. Es geht ja nur um den Depressiven - genauso wie, wie in den Fernsehbeiträgen.

Es gibt tatsächlich Umstände, da ist man als Angehöriger in der Verantwortung gefesselt. Und jetzt rede ich nur von mir: ich bin an einen Vertrag gebunden, den wir in Zeiten, in denen noch alles "normal" schien, gemeinsam unterschrieben haben. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt auch nur ansatzweise geahnt, wie sich die gesundheitliche UND finanzielle Situation bei meinem Mann zuspitzt - meine Unterschrift wäre nicht unter diesen Vertrag gekommen. Aber was nutzt dieses "hätte, könnte, wäre, wenn...". Vergangen - nicht mehr zu ändern. Aber heute sage ich ganz klar, würde ich nicht zu 100 % in den Darlehensverträgen des Hauses mit drin hängen, es wäre nur noch eine Staubwolke von mir zu sehen - insgesamt knapp 9 Jahre sind genug. Genug für mich, mein Nervenkostüm, meine Gesundheit.
Ach ja, MEINE Gesundheit. Leider habe ich keine Möglichkeit, mich meiner eigenen Episode (F32.1) zu widmen oder mich mit ihr zu beschäftigen - weil das "Leben" irgendwie weiterlaufen muß. Ich kann also nur darauf vertrauen, daß mein Körper die Notbremse zieht, ich entweder einen Nervenzusammenbruch kriege oder ich einfach umfalle. Aber wahrscheinlich kriegt man dann als Angehöriger den Stempel "nicht belastbar" aufgedrückt...

Wünsche Allen einen schönen Tag.
Einen ganz besonders schönen aber Sammie und Kobold.

Gizmo01
sunshine45
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Gizmo,
vielen Dank für Deinen Wunsch. Ich werde mich bemühen den Tag gut zu verbringen. Fange gerade schon gemütlich an, denn die Bahn streikt und ich kann erst später zur Arbeit.
Gott sei Dank, habe ich einen sehr verständnisvollen Chef, der im Übrigen auch meine Siuation kennt und ich darf mir soviel Auszeiten nehmen wie ich für mich brauche, ohne das es als Urlaub angerechnet wird.
Sowas gibt es noch! Das die Arbeit allerdings mal zu meiner Energiequelle wird, hätte ich nie gedacht.

Magst Du mich mal anmailen Gizmo? Mein Profil ist offen.

An Euch Alle,
ich habe erst vorgestern wieder erfahren wie wenig Rücksicht auf die Angehörigen genommen wird.
Ich habe es in meinem letzten Beitrag: Totale Wut ... aufgeschrieben. Die Ärztin meines Ex sagte mir vor einiger Zeit welche psychischen Erkrankungen er hat und sagte mir auch, dass sie selbst nichts machen wird und hofft, dass der medizinische Dienst merkt was mit ihm los ist, wenn er dort hin muss. Könnte platzen vor Wut und außerdem frage ich mich, wie der medizinische Dienst das innerhalb von 15 Minuten merken soll, wenn er immer noch zwischendurch schafft seine Fassade hochzuziehen. Soviel mal zur absoluten Machtlosigkeit von Angehörigen.

Dazu möchte ich einfach nochmal erwähnen, dass durch die Depressionen, der Angehörige auch sehr viel Demütigungen über sich ergehen lassen muss.
Speziell Männer sind in schweren Phasen der Depression oft sehr aggressiv und der Angehörige hat da einiges einzustecken. Es wäre ja schon sehr positiv, wenn überhaupt nichts kommen würde, ein Danke erwartet man ja schon gar nicht mehr, aber diese ständigen Beschuldigungen, Streitgespräche etc., das macht einfach alles nur noch völlig mürbe.
Ich habe vorgestern im Gespräch mit seiner Ärztin/guten Freundin und ihm mal gewagt zu fragen, was denn mit mir ist. Sie sahen mich fassungslos an, so nach dem Motto wie kann sie denn sowas fragen? Ich fragte lediglich wer ihn denn auffangen soll, wenn er nicht in die Klinik geht und nur eine ambulante Psychotherapie macht? Ich habe gesagt, dass ich das nicht leisten kann und will.
Daraufhin bin ich von ihm heftigst beschimpft worden, so nach dem Motto: Es geht immer nur um Dich etc.....
Soviel dazu, wenn man nach vielen Jahren mal andeutet, dass man nicht mehr kann.
Seine Ärztin/Freundin ist einfach darüber hinweggegangen, sondern sagte nur noch, dass es absolut schlecht wäre für ihn, wenn er auszieht. Er soll möglichst an der Wohnungssituation nichts ändern, da er Stabililtät braucht. Stabilität auf Kosten meiner Gesundheit ...
Das ist zwar jetzt hier alles sehr persönlich und etwas weit ab vom ursprünglichen Thema, aber ich verstehe Gizmo so sehr. Dieser momentane Druck ist von einem gesunden Menschen schon kaum auszuhalten. Wie soll sie das denn mit einem kranken und völlig untätigem Partner schaffen, da sie ja selbst auch noch erkrankt ist.
Den Angehörigen sollte genau soviel Respekt und Verständnis entgegengebracht werden, wie wir es auch jeden Tag den Betroffenen gegenüber erbringen.
Daher habe ich mich auch sehr über den Beitrag von Andreas hier gefreut, der im nach hinein klar erkennen kann was seine Frau geleistet hat.
Liebe Grüße
von der Koboldin
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feuerfisch
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Allerseits

Das was mir so sauer aufgestoßen ist, das ist dass hier so ironisch und auch abfällig über die (Zitat) "armen depressiven Kranken" getextet wird.

Klar leisten Angehörige ne Menge, das will ich gar nicht in Abrede stellen, auch nicht anzwiefeln. Aber hier klingt es als hätte wir uns diese Krankheit ausgesucht - um uns auf Kosten der Angehörigen auszuruhen.
Und das will ich so einfach nicht hinnehmen!

Und auch wenn ich hier nun angefeindet werde, so sehe ich keinen Grund mich aus dem Angehörigen-Forum rauszuziehen, denn ich bin auch beides: Betroffene und Angehörige.

Nur seltsamerweise scheint unsere Partnerschaft zu funktionieren....

feuerfisch

.
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sunshine45
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von sunshine45 »

Hallo lieber Feuerfisch,
ich glaube wirklich nicht, eigentlich bin ich mir völlig sicher, dass hier niemand ironisch sein möchte oder ist.
Manchmal fühlt man sich einfach nur so hilflos und unbeachtet im Rahmen dieser Erkrankung, dass man sich vielleicht zu einigen Formulierungen hinreißen läßt, die evtl. so rüberkommen könnten.
Aber das ist ganz bestimmt nicht so gemeint. Ebenso wie es auch völlig klar ist, dass man sich als Betroffener die Krankheit nicht ausgesucht hat.
Mittlerweile bewerte ich Depressionen oder psychische Erkrankungen zu den schwersten Erkrankungen überhaupt, weil sie auch so übergreifend sind.
Dass Deine Partnerschaft gut funktioniert (das freut mich übrigens sehr, gibt Hoffnung für andere hier) liegt vielleicht daran, dass Erkenntnisse auf beiden Seiten da sind und daran gearbeitet wird. Sonst wärst Du auch als Betroffene nicht hier im Forum.
Viele hier befinden sich aber auch noch in dem Stadium, in dem sich überhaupt nichts bewegt (zumindest hinsichtlich Behandlung der Krankheit) und man somit das Gefühl hat gegen Windmühlen zu kämpfen.
Erkenntnisse und Umsetzung dieser würden den ein oder anderen hier auch entspannter schreiben lassen.
Vielleicht könnte man manche Kommentare hier vielleicht nicht als Vorwurf werten (denn so ist es bestimmt nicht gemeint, von mir jedenfalls nie), sondern einfach nur als Worte der puren Verzweiflung.
Liebe und herzliche Grüße
von der Koboldin, die hier heute schon viel zuviel geschrieben hat
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Zen
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von Zen »

Ein Hallo an alle,

Andreas, von mir einen dicken Kuss, auch wenne jetzt zu hause stress kriegen solltes danke für dein Statement.

Hi Gizmo my Sister, hallo Kobold

danke für deine Grüße und für den schönen Tag.
Es gab bei mir zwar schon bessere, aber im Vergleich zu Dir hatte ich wohl einen wunderschönen Tag.

Ja, wie weit sind wir belastbar?
Meine Zusammenbrüche kamen meistens dann, wenn Ruhe einkehrte. Er im KH war.

Wenn ich all diese Lebensgeschichten lese, bin ich der Überzeugung, dass wir Angehörige schneller in diese Depressionsspirale mit reingezogen werden, als uns lieb ist.

Gerade wir Frauen neigen wohl dazu, immer und überall den Samariter zu spielen.

Wie oft hatte ich mir geschworen, jetzt laß ich ihn einfach mal voll auflaufen. Depression hin oder her.
Auch er muss sich um seine persönlichen Angelegenheiten selber kümmern.
Ob das die Krankmeldung war, oder weil eine Rechnung bezahlt werden musste, oder, oder.

Im KH hat man ihm auch keinen Puderzucker in den Hintern geblasen.
Dort musste er Termine und Zeiten einhalten.
Komisch, da klappte alles prima.
Er war der absolute Musterpatient. Die Schwestern waren begeistert.

Zu Hause hat er mich, als seinen Lakaien.

Ich hatte keinen Bock, den Gerichtvollzieher oder einen Arbeitslosen hier hocken zu haben, also habe ich seine Sachen miterledigt. Gut das es Handys mit Terminplaner gibt.

Ich finde es auch nicht Ok, wenn Betroffene sich hier angegriffen fühlen.
Aber so sieht die Situation, wie sie hier von uns beschrieben wird nunmal aus.

Wie Gizmo das verkraftet, mir ein Rätzel.
Wie Kobold das schon so lange aushält, keine
Ahnung.
Ich bin ja erst seit 4 Jahren verheiratet, habe gedacht ich wüßte was auf mich zukommt und auf was ich mich da einlasse.

Aber der Istzustand sieht leider anders aus.

Ich kann nur die Angehörigen beneiden, die mit der Depression ihres Partners keine Probleme haben.

Ich gehöre leider nicht dazu.

Lieben Gruß von
Sammie
rm
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Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von rm »

Hallo an alle hier,

vielleicht liegt es am heutigen Tag, oder...ach, keine Ahnung...wenn ich so hier lese, befällt mich ein Gefühl einer ziemlich großen Traurigkeit.

Vergangenes zieht am Horizont auf und die große Sprachlosigkeit wird mir wieder gegenwärtig, als wär's gestern gewesen. Ich hatte damals regelrechte Albträume, rief im Traum laut nach meiner jungen Frau....sie hat mich nicht gehört, nicht verstanden. Ich hab es nicht für möglich gehalten, daß dieser Traum mal Wahrheit wird. Und er wurde wahr.

Sie konnte nichts dafür. Wir haben eine andere Sprache gesprochen, jeder für sich.

Genau dies sehe ich jetzt hier wieder, diese Sprachlosigkeit untereinander. Und ich kann nichts tun. Der Humor ist mir momentan etwas abhanden gekommen. Vielleicht liegt's auch nur an meiner Müdigkeit.

Macht's gut, morgen sieht es vllt. wieder anders aus.

Reinhart
Andreas01

Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von Andreas01 »

Hallo Sammie,

>>>Andreas, von mir einen dicken Kuss, auch wenne jetzt zu hause stress kriegen solltes danke für dein Statement.<<<

Danke ! Nein Stress kriege ich deswegen nicht.

Dein Zitat: >>>Ich kann nur die Angehörigen beneiden, die mit der Depression ihres Partners keine Probleme haben.<<<

ich glaube nicht das es überhaupt Angehörige gibt, keine Probleme mit den depressiven Partner haben, vielleicht mehr oder weniger, aber keine, nein ! es sei denn er / sie hat den erkrankten Partner bereits fallen gelassen, es gibt wohl welche die es sich so einfach machen.

L. G. Andreas

Nun noch ein paar Zeilen als Betroffener ! für Betroffene mit Partner ! also unter uns.

Bitte lest mal ganz vorurteilsfrei und ruhig die Beiträge, am besten mehrmals, von
"Gizmo01, kobold und Sammie" und ich wette wenn ihr ehrlich seit, ihr werdet mir zustimmen das vielen von uns gar nicht bewusst ist was unsere Angehörigen für uns leisten bzw. schon geleistet haben. Ist uns bewusst das wir ohne die "Organisation" des Alltages durch unsere PartnerInnen, in den ärgsten Phasen der Krankheit, noch nicht einmal trocken Brot im Hause vorgefunden hätten ?? ganz zu schweigen von der unausweichlichen Bürokratie die es zu erledigen gilt, damit nicht "Haus und Hof" den Bach nunter geht. Ist uns bewusst das manche Partnerin ihre Arbeitszeiten erhöhen musste um den finanziellen Verlust den jede Langzeit-Erkrankung nach sich zieht auszugleichen bzw. die Existenz zu sichern ?
Denkt euch einfach mal alles was sie / er leistet bzw. schon geleistet hat weg ! versuchts !
Warum ich dies so knallhart sage, ganz einfach meine recht frühe Lebenserfahrung ist dafür verantwortlich.
Als ich gerade erst mal 17 Lenze zählte ging meine Mum, nein nicht was ihr jetzt denkt, sie verunglückte tödlich.
Da waren mein Vater, Großvater, meine 4 jüngeren Geschwister und ich von jetzt auf gleich auf uns alleine gestellt. Der Manager, die Köchin, die Putzfrau, die Seelentrösterin usw. vor allem aber die Mutter, einfach nicht mehr da.
Ja, ja man muss es erst verlieren um zu bemerken wie wertvoll es war.

Gruß
Andreas
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von otterchen »

Lieber Andreas,

Du hast Recht.

Und doch: ich als Depressive habe es ohne Partner und Angehörige geschafft. Einfach weil ich musste.

Meine Arbeit durchgezogen, ganz alleine eine Wohnungssuche und einen Umzug gemanagt, die essentiellen Dinge erledigt.

Ich will jetzt hier nicht für "die Sicht der Depressiven werben", darum geht es mir nicht. Ich sehe durchaus, dass Ihr im Fliegenfänger hängt. WENN Ihr Partner seid, dann macht und kümmert Ihr Euch, auch im eigenen Interesse (wer will schon in einem vernachlässigten Haushalt wohnen, Mahnungen bekommen, alles alleine erledigen usw). Angst und Sorge um das eigene Wohl sind da, aber natürlich auch um den Partner und das Miteinander... und eine wachsende Kraftlosigkeit.

Dennoch, so seltsam es ist: die Depris können auch ohne Partner durchkommen.

Wie man beides miteinander verbinden kann, weiß ich leider nicht. Den Partner fallenlassen und dann nach 10 Jahren mal wieder schauen, wie er sich denn so gemacht hat? Nicht wirklich.

Life sucks.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Warum tu ich mir das an ?

Beitrag von susan »

Guten Morgen, lieber Reinhart,

ich möchte Dir einen lieben Gruß schicken verbunden mit dem Wunsch, dass sich das auch wieder ändern wird und dass Du/Ihr es schafft, diese Sprachlosigkeit zu überwinden.

Geht es Dir heute wieder etwas besser?

Alles Liebe!

Susan


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