Hat mein Freund eine Depression?

AK80
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Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Hallo,
ich bin ganz neu hier und eigentlich nur hier gelandet weil ich nicht mehr weiter weiß.
Ich glaube, dass mein Freund unter Depressionen leidet (wobei ich natürlich kein Arzt bin).
Er hat sich vor ca 4-6 Wochen total verändert, war irgendwie fremd, unnahbar, frostig, wie ein ganz anderer Mensch, hat aber so getan, als wäre alles in Ordnung. Als ich ihn mehrfach darauf angesprochen habe, hat er nach vielen zähen Gesprächen zugegeben, dass er seit 4-6 Wochen (also genau die Zeit, in der ich ihn nicht mehr wiedererkenne) unglücklich ist und nicht so richtig weiter weiß.
Wir führen eine Fernbeziehung und er hat es darauf geschoben, dass wir uns so wenig sehen und eigentlich immer Streß haben und am Wochenende durch die Gegend fahren müssen. Außerdem wüßte er hinsichtlich seiner Arbeit nicht weiter, es sei ja alles so ungewiß. (Sein Vertrag wurde grade verlängert, es war nie klarer als jetzt).
Ich habe das als Erklärung erstmal geschluckt, weil ich auch nicht wahr haben wollte, dass irgendwas gewaltig nicht stimmt, wusste aber, dass das eigentlich nicht die Wahrheit ist.
Am letzten Wochenende habe ich ihn dann so lange bearbeitet, bis er irgendwann damit rauskam, er würde lieber allein sein, er könne derzeit nicht mit mir zusammen sein, er bräuchte Abstand, Zeit zum Nachdenken. Ich bin völlig ausgeflippt, war verzweifelt,traurig geschockt, aber ihn schien das überhaupt nicht zu berühren.
Er war mir völlig fremd. Wir hatten uns eigentlich dann darauf geeinigt (nach mehreren Stunden Diskussion), dass er Hilfe braucht und dass ich ihm diese Hilfe nicht geben kann.
Er hat mich dann am nächsten Morgen gebeten, zu gehen, da er allein sein wolle. Ich bin dann gegangen, was sollte ich auch tun.
Wir sind seit etwas mehr als drei Jahren zusammen und haben bisher jeden Tag telefoniert und uns bis auf wenige Ausnahmen jedes Wochenende gesehen.
Seit dem Samstag kam von ihm dann nichts mehr außer einer Mail, in der stand, er müsse zur Zeit allein sein, er müsse nachdenken, er könne mir auch nicht sagen, wann dieses Gefühl aufhören würde.
Ich habe mir die ganze Woche Sorgen ohne Ende gemacht und mich heute erst getraut ihn anzurufen.
Am Anfang des Telefonats sagte er, es ginge ihm gut, er würde nur noch arbeiten und danach nachdenken. Er würde sich bei niemanden melden und es ginge ihm besser so.
Nach mehreren Nachfragen und Nachbohren meinerseits sagte er dann, dass er nicht glücklich sei, es sei ok.
Er kam dann irgendwann damit rüber, dass er zur Zeit eigentlich nichts spürt, nichts empfindet, keine Gefühle hat. Es würde ihm gut tun, allein zu sein. Das sei das einzige, was er zur Zeit wollte.
Als ich ihn völlig fassungslos fragte, ob es ihn denn nicht berühre, dass nach mehr als drei (glücklichen) Jahren unsere Beziehung zerbreche, sagte er, er könne nichts fühlen. Er würde merken, dass es mich fertig macht und das täte ihm unendlich leid, aber er könne es nicht ändern, er müsse allein sein.
Ich habe mehrfach gesagt, dass ich das Gefühl hätte, er bräuchte Hilfe, er sei möglicherweise nicht gesund, hat er das abgestritten und gesagt, er bräuchte keinen Arzt, er hätte überhaupt kein Bedürfnis danach. Er fühle halt nichts, das sei doch kein Problem. Er wolle halt allein sein.
Auf meine Fragen, ob er sein ganzes Leben lang allein sein wolle und ob er das alles normal finde, sagte er nur, er wolle allein sein und er würde nicht zum Arzt gehen.

Nachdem ich völlig verzweifelt bin am Telefon und gesagt habe, dass ich das alles nicht verstehen könnte, wieso ihn das alles nicht berühre und dass ich glauben würde, dass er mich wohl nie geliebt habe, wenn er sich einfach von mir trennen könnte ohne traurig zu sein, da sagte er, er habe mich geliebt und er empfinde immer noch etwas für mich, er wolle nur eben zur Zeit allein sein. Und er könne nichts spüren.

Ich habe ihm irgendwie das Versprechen abgerungen, dass er morgen eine befreundete Ärztin anruft und mit ihr spricht. Er hat es hoch und heilig versprochen, aber ich fürchte fast, er tut es nicht.

Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, was ich tun soll. Steigere ich mich da in was rein? Ist das vielleicht nur eine ganz normale Trennung und ich will mir nur einreden, er sei depressiv?

Ich habe viel im Internet gelesen über Depressionen und was dort beschrieben wird, erkenne ich in vielen Dingen wieder.

Ich habe das Gefühl, er ist innerhalb von ein paar Wochen ein anderer Mensch geworden, der mir fremd ist und den ich nicht ansatzweise mehr verstehe.

Ich hoffe, es hat überhaupt jemand geschafft, dieses wirre Gestammel bis zum Ende zu lesen
Babi
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Babi »

Hallo Andrea,

das, was du da über deinen Freund schilderst, hört sich für mich ganz nach einem Burn Out an, finde ich, richtig diagnostizieren kann das natürlich letztenendes nur ein Arzt.
Dein Freund scheint jedenfalls am Ende seiner Kräfte zu sein.
Kann gut sein, daß er sich einfach ausgepowert fühlt und die Zeit für sich allein braucht, um wieder Kraft zu sammeln.

Es ist jetzt wichtig, daß er zur Ruhe kommt, nur dann kann er auch wieder was bzw. mehr fühlen, glaub mir.
Ich kann mir vorstellen, daß die ganze Situation für dich wie ein Schock ist, das ist verständlich.

Leider kannst du auch nix tun, wenn er nicht zum Arzt will, den Schritt muß er selbst wollen und tun.
Das bringt auch nichts, wenn er dir das hoch und heilig verspricht, wie du geschrieben hast, selbst wenn er geht, weil er innerlich eigentlich nicht dazu bereit ist, wenn ich das richtig verstanden habe.

Du meinst das sicher auch nur gut, aber ich befürchte, er wird das im Moment eher als Druck empfinden, daß du ihn aufforderst, zum Arzt zu gehen.
Ich rede da aus eigener Erfahrung, spreche da von mir selbst.
Ich bin Betroffene und Angehörige, kenne also beide Seiten.
Ich kann mir vorstellen, wie hilflos du dich im Moment fühlst.

Ich wünsch dir viel Kraft, für die nächste Zeit.

Lieber Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
wennfrid
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von wennfrid »

Hi Andres
Ob Depression oder Burn-Out kann nur der Patient mit einem Arzt feststellen. Eine Krise ist auf jeden Fall vorhanden. Die menschliche Leistung ist ähnlich einem Akku, der immer wieder aufgeladen werden muß. Aufladen mit Ruhe und Entspannung und dem, was der Patient halt so möchte. Das Beispiel mit dem Akku versteht jeder, der Mensch möchte gern tag-ein, tag-aus 100 Prozent Leistung bringen und er hat wenig Verständnis sich und dem nächsten gegenüber.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
AK80
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Danke für die Anworten, es tut gut, sich hier einfach mal etwas von der Seele zu schreiben.

Er hat sich heute entgegen seinem Versprechen nicht gemeldet, ich gehe davon aus, dass er auch die Ärztin nicht angerufen hat.

Es ist verdammt schwer, das alles zu verstehen.
Mareice
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Liebe Andrea,

als ich Deinen Beitrag gelesen habe, habe ich so viel Parallelen zu meiner Situation gesehen, dass ich dachte, ich würde Dir gern antworten, weil ich weiß, dass es manchmal gut tut, zu erfahren (oder zumindest ahnen zu können), dass man sich eben gerade nichts vormacht - denn auch ich kenne diese Gedanken nur zu gut.

Gerade die Worte Deines Freundes kommen mir sehr bekannt vor; bei mir war es "Du bist mir menschlich immer noch wichtig, Du hast so viele Eigenschaften, die ich schätze, aber die Gefühle reichen nicht mehr für eine Beziehung" - dann aber Verabschiedung (von seiner Seite) mit dem Wunsch einer Umarmung ("keine Beziehungsumarmung, einfach nur so"). Und das alles, nachdem ein paar Tage vorher noch unbedingt gemeinsame Fotos gemacht werden mussten, ich der "Deckel auf seinen Topf" war, und nach einer unendlich eifersüchtigen Reaktion drei Tage vorher... Ich habe genauso da gestanden wie Du jetzt, habe gedacht, das passt alles nicht zusammen...

Ich kann Dir jetzt leider keine komplette Erfolgsgeschichte präsentieren (ich wünschte, ich könnte es! - ich bin selbst noch lange nicht aus dieser verzweifelten Phase heraus). Aber, eins kann ich sagen: Hab Geduld, so schwer es fällt. Sei Dir bewusst, was Du willst, ob er es wert ist (ich höre auch so oft: "Warum hältst Du daran fest, es macht Dich nur kaputt, such Dir einen anderen" - versuche zu sehen, wie viel Kraft Du hast, denn Du wirst von einer Emotion in die nächste fallen, es wird immer auf und ab gehen, und das geht zweifelsohne an die Substanz). Und ganz persönlich denke ich: Melde Dich ein, zwei Wochen nicht bei ihm... Ich weiß, das kommt Dir gerade ganz schrecklich vor, aber Du wirst in dieser Zeit sowieso nicht an ihn herankommen.

Für die Zeit danach kann ich Dir nur sagen, wie ich es versucht habe: Ich habe mich immer mal wieder gemeldet, fadenscheinige Gründe gesucht, um ihn zu sehen (bei mir ist es meine Katze, für die ich Betreuung brauche ), und am vergangenen Wochenende hatten wir zum ersten Mal wieder einen schönen gemeinsamen Abend miteinander. Allerdings ohne große Gesten, ohne wirkliche Zuneigungsbezeugungen. Aber unsere Trennung war im Mai - Zeit spielt hier nicht so eine große Rolle, wie man vielleicht denkt. Ich habe demnächst eine (gar nicht so schlimme) OP vor mir, und bei dem Gedanken daran stiegen ihm dort mitten in einer Bar die Tränen in die Augen - solche Kleinigkeiten zu sehen, das ist die Kunst. Versuche, darauf zu achten, er WIRD Dir nicht morgen sagen, dass er sich doch so sehr getäuscht hat und Dich zurück will, wahrscheinlich wird er auch nicht in der nächsten Zeit eine Therapie anfangen (mein Ex-Freund hat es auch nicht getan bisher), aber vielleicht höhlt steter Tropfen den Stein. Und ich meine nicht, immer wieder zu sagen, dass er Hilfe braucht - einmal reicht für eine längere Zeit, lass ihn für sich denken. Aber gib nicht auf! Verdräng die Gedanken, er könne vielleicht gar keine Probleme haben, sondern er trennt sich eben, weil er nicht mehr will, verdräng die Gedanken, er könnte sich anderweitig umschauen (die wahrscheinlich kommen werden), und versuche, sein Verhalten nicht übel und nicht persönlich zu nehmen.

Natürlich ist das alles nur meine persönliche Sichtweise; es gibt hier so viele Menschen mit so viel mehr Erfahrung, die diese Situation teilweise mit Kindern meistern (müssen), vor denen ich eine riesige Hochachtung haben und die Dir vielleicht noch viel besser helfen können. Ich kann Dir nur meine Erfahrungen schildern und hoffe, Dir vielleicht ein bisschen Mut gemacht zu haben.

Alles Gute,
Mareice
AK80
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Hallo Mareice,

vielen Dank für die lieben Worte. Du hast recht, ich habe schon daran gedacht, ob eine andere im Spiel ist. Ich habe ihn das sogar gefragt, er sagt nein...
Zur Zeit weiß ich gar nicht mehr, was ich tun soll- mich bei ihm melden, zeigen, dass ich da bin oder einfach gar nichts mehr von mir hören lassen...Das schlimme ist, dass ich merke, dass er mich kein bißchen vermisst und das tut weh.

Es ist einfach so schwer zu verstehen, dass innerhalb von ein paar Wochen alles anders ist. Manchmal denke ich, es wäre mir fast lieber, wenn er einfach nur Schluss gemacht hätte mit der Begründung, er liebe mich nicht mehr. So bin ich ständig hin und hergerissen zwischen dem Schmerz, dass unser bisheriges gemeinsames Leben vorbei ist und der Hoffnung, dass wir noch eine Chance haben.
Mareice
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Hallo Andrea,

ob Du Dich melden sollst und ihm zeigen, dass Du da bist, da wirst Du sicherlich unterschiedliche Ratschläge bekommen. Ich persönlich würde es erst einmal nicht tun, weil es eine Zeitspanne gibt, in der ein Mensch (egal, ob depressiv oder nicht), nicht bereit ist, Entscheidungen zu revidieren. Das meinte ich damit, dass er Dich zunächst nicht an sich ranlassen wird.

Der Satz, dass Du merkst, dass er Dich nicht vermisst, könnte auch von mir sein Ich habe das Glück, ein sehr enges und vertrautes Verhältnis mit meiner Mutter zu haben, die bei einem solchen Satz immer antwortet: "Woher weißt Du das?" Wir bekommen nur mit, was wir von außen sehen, und ich kenne Deine Ängste (ihm geht es ja gut, ich fehle ihm gar nicht, er vermisst mich nicht, die Erinnerungen tun ihm nicht weh, sondern nur mir...) - aber wissen wir, was der andere denkt und fühlt, wenn er allein im Bett liegt?

Ganz ehrlich, als ich meinen Ex-Freund nach der Trennung zum ersten Mal wiedergesehen habe, kam ich frisch vom Friseur, hatte neue Schuhe und war gestylt... Ich gehe auch mit Freunden weg, gehe essen, ins Kino und ins Theater, habe beruflich Erfolg... Und das erzähle ich ihm auch. Dass abends, wenn ich allein bin, die Tränen laufen und die Gedanken nur um ihn kreisen, das weiß er nicht und das wissen nur wenige andere.

In dem Sinne, versuche einmal durchzuatmen und ein bisschen die schlechten Gedanken zu verdrängen.

Mareice
AK80
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Liebe Mareice,

es tut sooo gut, zu hören, dass mich jemand versteht!

Du hast recht, man kann nicht wissen, wie es ihm geht und ob er Sehnsucht danach hat, wie es zwischen uns war. Es macht mich nur so wütend, dass ich den ganzen Tag daran denke, dass es ihm sicher mindestens genauso schlecht geht wie mir und dann sagt er am Telefon, es ginge ihm gut. Es sei gut, allein zu sein. Da fühlt man sich so doof!

Was mich jetzt doch ein wenig wundert, ist, dass er mir gerade geschrieben hat, er habe gestern die befreundete Ärztin gesprochen.
Was sie besprochen haben, sagt er nicht, aber immerhin.

Ich denke auch, dass Du und Babi recht damit haben, dass ich ihn erst mal in Ruhe lassen soll, auch wenn es schwer fällt. Das weiß ich ja eigentlich auch selbst. Aber wissen und dann danach handeln, das sind eben zwei verschiedene Dinge
Mareice
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Liebe Andrea,

ich finde es gut, dass er mit der befreundeten Ärztin gesprochen hat - was auch immer dabei gesprochen wurde, es ist doch zumindest die Erkenntnis da, DASS es etwas zu besprechen gibt. Vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung.

Lass weiter von Dir hören, wenn Du möchtest, ja?

Mareice
AK80
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Ja, schauen wir mal, was daraus wird.

Ich werde mir jedenfalls Mühe geben, ihn nicht weiter zu bedrängen, auch wenn es mir noch so schwer fällt.
AK80
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Liebe Mareice,

ich glaube mein Freund hat keine Depressionen, der hat ne Macke!
Gerade haben wir ewig lange telefoniert und das einzige was er die ganze Zeit gesagt hat, war "Ich will zur Zeit keine Beziehung", "Ich will allein sein". Dabei sagte er die ganze Zeit, er fühle sich besser.
Ich habe ihm alles an den Kopf geworfen, was sich in mir aufgestaut hatte. Es hat mich so geärgert, dass er sich das so einfach macht. Irgendwie läufts nicht mehr und weg damit!

Probleme sind doch dazu da um gelöst zu werden? Anscheinend findet er weglaufen gerade die bessere Idee.

Am Ende des Gesprächs fragte er, ob wir morgen weiterreden wollen. Ich weiß zwar nicht, was dabei anderes rauskommen soll außer dem, was er schon alles gesagt hat, aber ich habe ja gesagt.

Ich Depp.
Mareice
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Liebe Andrea,

erstmal finde ich die Wut, die da bei Dir durchblitzt, gesund und ganz natürlich (und habe auch ein bisschen schmunzeln müssen bei Deiner Formulierung - hat mich an die Formulierung der Cousine meines Ex-Freundes erinnert, die als Reaktion auf die Trennung trocken meinte: Der hat ne Vollmeise...).

Nun aber zurück zum Ernst, und ich weiß auch, dass es so einfach nicht ist, aber manchmal muss die Wut eben raus.

Ehrlich gesagt glaube ich, ist von dem, was Du ihm heut an den Kopf geworfen hast, nicht so viel angekommen, er wird das gerade gar nicht an sich ranlassen (aber vielleicht war es für Dich gut). Ich finde, Du bist jetzt vielleicht an dem Punkt, an dem Du Dich entscheiden musst, ob Du Dich solchen Aussagen weiterhin stellen willst oder ob Du Dir vielleicht sagst "Das muss ich mir nicht sagen lassen nach drei Jahren Beziehung". Das muss meiner Meinung nach jeder selbst entscheiden, und Dir kann und darf keiner übel nehmen, wenn Du das nicht auf Dich nehmen willst - aber auch nicht, wenn Du den "Kampf" aufnimmst.

Und was ich mir so sagen lassen musste im Laufe der Zeit nach der Trennung:
- Es ist endgültig, es gibt keinen Weg zurück
- Ich will nicht wieder an den Punkt Beziehung mit Dir (zurück)
- Meine Gefühle reichen nicht mehr für eine Beziehung mit Dir
- Ich habe meine Gefühle überprüft...
- und die Krönung war: Du kannst nicht meine Vertraute sein für meine Probleme, denn wenn ich dann mal jemand anderen kennen lerne, was zwangsläufig passieren wird, kann ich Dir das dann nicht erzählen

Du kannst Dir sicher vorstellen, wie es mir danach jeweils ging Gleichzeitig kamen aber auch solche Sachen wie:
- Die positiven Sachen der Beziehung fehlen mir, deswegen würde ich nicht sagen, dass mein Leben jetzt bergauf geht
- Ich hab nie verstanden, warum Du mit mir zusammen geblieben bist, als Du mich kanntest
- Ich habe weniger Abstand zu der Beziehung als Du

Auch, wenn Du vielleicht gerade nur Negatives hörst, kann es auch Selbstschutz sein oder die eigene Verwirrung über das plötzliche Abhandenkommen der Gefühle. Wobei ich jetzt aus meiner Erfahrung den Wunsch, morgen wieder zu telefonieren, als positiv bewerten würde (man muss in kleinen Schritten lernen zu denken!) Schlussendlich kann die Diagnose natürlich nur von einem Fachmann gestellt werden, das steht außer Frage. So gesehen wissen wir nie, ob wir am Ende nicht die Deppen sind - die Frage ist vielleicht, sagt Dein Bauch "Kämpfe"?

Und noch ein paar Fragen interessieren mich:
Wie war denn Deine Freund vor dieser Phase in der Beziehung, ist er vor Problemen eher weg gelaufen? Und konnte er sich vor Dir fest binden? Hat er Freunde / Vertraute um sich herum? Und hast Du Kontakt zu Freunden oder Verwandten von ihm?

Viele Grüße
Mareice
AK80
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Liebe Mareice,

als ich nach Hause kam, hatte ich eine Email, in der stand, er könne mir nichts anderes sagen als gestern. Als ich versucht habe, ihn dann anzurufen (schließlich war das Telefonieren ja seine Idee), musste ich feststellen, dass er ein Bier trinken war(!).
Er hat dann später noch angerufen, aber weiterhin nur gesagt, er fühle sich zur Zeit ohne Beziehung besser und wolle allein sein. Wir haben schon einen Termin ausgemacht, wann er seine Sachen abholt.

>Und noch ein paar Fragen interessieren mich:
>Wie war denn Deine Freund vor dieser Phase in der Beziehung, ist er vor Problemen eher weg gelaufen?
Ja, immer.
>Und konnte er sich vor Dir fest binden?
Nein, ich bin seine erste längere Beziehung. Die erste richtige Freundin.
>Hat er Freunde / Vertraute um sich herum?
Seine sozialen Kontakte sind über die letzte Zeit eingeschlafen. Er vertraut sich im Übrigen sowieso niemandem an. Aber jetzt fängt er ja gleich mit Bier trinken an.
>Und hast Du Kontakt zu Freunden oder Verwandten von ihm?
Nein. Also vorher schon, aber jetzt nach der Trennung sicher nicht mehr.

Ich danke Dir für Deine Nachrichten. Sie tun mir gut.

Liebe Grüße
Mareice
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Liebe Andrea,

ich hatte heute einen Arbeitsunfall und kann nur mit einer Hand schreiben, deshalb heut kein langer Text von mir...

Die Tatsache an sich, dass er ein Bier trinken war, würde ich nicht überbewerten... Das muss weder heißen, dass er jetzt abhängig wird, noch, dass es ihm super gut geht. Am ehesten ist es meiner Ansicht nach Ablenkung, aber vielleicht auch ein Ausleben des ach so tollen, doch gerade wiedergefundenen Single-Lebens... Alles kein Grund für schlaflose Nächte!

Und lass ihn ruhig seine Sachen abholen und ihn damit die Trennung vollziehen - es ist jetzt erst einmal so, das ist zwar hart zu hören, aber für eine neue Beziehung mit ihm kannst Du nur kämpfen, wenn Du die alte erst mal als beendet betrachtest.

Und noch ganz kurz: Bei meinem (Ex-) Freund ist alles ganz ähnlich: Ich bin seine erste Freundin (gewesen), er hat keinen Vertrauten außer mir (nicht mal seine Mutter), nur hat er wenigstens versucht, in der Beziehung nicht immer wegzulaufen - im Kontakt mit anderen Menschen aber schon.

Ich wünsch Dir viel Kraft - mehr von mir, wenn ich wieder besser "zu tipp" bin

Liebe Grüße

Mareice
AK80
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Hallo Mareice,

das tut mir leid, ich hoffe, es ist nichts Schlimmes!

Ich wünsche Dir gute Besserung!
Mareice
Beiträge: 219
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Liebe Andrea,

vielen Dank für Deine guten Wünsche, es wird, es wird...

Ich habe in dem anderen Thread gelesen, dass Dein Freund sich Anfang der Woche endgültig getrennt hat - heißt das, er hat seine Sachen geholt? Es hat mir aber gefallen zu lesen, dass Du schreibst, man muss sich selbst auch mal etwas Gutes tun, das sind wichtige Worte und ich finde es gut, dass Du es so siehst.

Dass Ihr jetzt erst einmal keinen Kontakt habt, das finde ich gut, das habe ich ja schon gesagt. Er muss ja auch erstmal fühlen, wie es wirklich ohne Dich ist, WENN er es gerade fühlen kann. Und dann könnt Ihr Euch vielleicht ganz langsam wieder annähern, wenn Du für Dich entscheidest, dass Du ihm die verletzenden Worte verzeihen kannst bzw. irgendwann das Ganze vielleicht mit ihm aufarbeiten kannst (wenn er es zulässt). Ich freu mich zu hören, wie es bei Dir weitergeht!

Ich hatte vor ein paar Tagen mal wieder einen Einblick, wie es wirklich in meinem Ex-Freund aussieht, trotz der ganzen Maskerade, die er sonst aufrecht erhält. Er hat sich ein neues Auto gekauft und ich habe im Chat nicht ganz so 100%ig reagiert, wie er es wahrscheinlich aufgrund seiner eigenen Unsicherheit gewollt hat. Der Chat endete sehr negativ und ich habe ihn angerufen, klargestellt, was ich eigentlich meinte (er hatte es nämlich sehr negativ ausgelegt), und ihn gefragt, wie es ihm sonst so gehe. Seine Antwort war: "Sonst gibt es ja nichts, außer Arbeit, Sport und dem Auto gibt es ja gerade nichts in meinem Leben!" - in einem solch vorwurfsvollen Ton, dass man hätte denken können, ICH sei gegangen...

Es ist ein Krankheitsbild, das einen immer wieder von der einen auf die andere Seite wirft...

Ich wünsche Dir noch ein schönes Wochenende,

viele liebe Grüße,
Mareice
AK80
Beiträge: 33
Registriert: 22. Sep 2010, 19:46

Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Hallo Mareice,

nein, er hat seine Sachen noch nicht geholt. Das liegt aber daran, dass wir 3 Autostunden auseinander wohnen und er dieses Wochenende kein Auto organisieren konnte. Und da ich nächstes WE nicht da bin, kommt er erst in 2 Wochen. Wir haben am Montag und Dienstag telefoniert, das hatte ich ja geschrieben. Zuerst hab ich mich besser gefühlt, dass es jetzt eine klare Entscheidung gibt und ich aus diesem Zustand heraus bin, dass ich nur auf eine Reaktion von ihm warte. Aber gerade jetzt am WE merke ich, was es wirklich bedeutet, dass er weg ist und das tut unheimlich weh. Vor allem wenn man sich dann noch vorstellt, dass es ihm gar nicht weh tut. Ich weiß dass das bescheuert ist, aber solche Gedanken kommen automatisch. Ich versuche mich mit allen Mitteln abzulenken (shoppen, Wohnung umräumen, Mädelsabend ....) aber meine Gedanken kreisen um ihn und insgeheim warte ich da drauf, dass er sich meldet. Aber das tut er natürlich nicht, das weiß ich ja eigentlich auch. Aber die Realisierung, dass er so weit weg ist, das tut eben weh.

Liebe Grüße!
Mareice
Beiträge: 219
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Liebe Andrea,

ich kann das sehr gut nachvollziehen, gerade die Wochenenden sind schlimm, das ist bei mir auch so - in der Woche, auf der Arbeit geht es irgendwie, aber dann stürzt mit voller Wucht auf einen ein, was man noch vor ein paar Wochen gemeinsam unternommen hat, die Gedanken werden ganz präsent, was er wohl macht etc.

Was denkst Du denn, wie Euer Treffen in zwei Wochen verlaufen wird, könnt Ihr vernünftig (sprich: ruhig) miteinander umgehen?

So schwer es ist, man muss wirklich versuchen, diese negativen Gedanken etwas zu verdrängen (und ich schaffe es auch nicht immer!) - man macht sich sonst kaputt und hat irgendwann gar keine Kraft mehr...

Ich erzähl Dir mal ein Beispiel, wenn Du willst: Bei mir hat sich irgendwann festgesetzt, er könnte sich in eine neue Beziehung gestürzt haben, obwohl es keine Anhaltspunkte gab. Aber in Gedanken habe ich ihn in tausend anderen Armen gesehen (da hatte ich damals auch hier ans Forum geschrieben und wertvolle Antworten bekommen). Er ist sehr internetaktiv, twittern, icq etc. Nun habe ich an einem Abend, an dem ich wusste, dass er weggehen wollte, gesehen, dass er die ganze Nacht über online war (was früher immer hieß, er ist nicht zu Hause, da er dann den PC anlässt). Ich war total panisch (Aha, er war auf diesem Treffen und ist gleich mit einer mitgegangen!), habe nicht geschlafen und war am Boden. Zwei Tage später haben wir uns getroffen und ich habe ihn gefragt, wie das Treffen war. Seine Antwort war: "Ich hatte vorher einen Autounfall, da war mir nicht nach anderen Menschen, ich hab die ganze Nacht da gelegen und vegetiert." Da ist mir bewusst geworden, wie sehr einem die Phantasie einen Streich spielen kann.

Ich weiß, dass das nicht Deine vorrangige Sorge ist im Moment, ich habe es aber erzählt, um ganz generell nochmal zu sagen, dass wir einfach nicht wissen, was unsere Männer tun, denken oder fühlen. Also versuche wirklich, Dich mit diesen negativen Gedanken nicht zu sehr zu quälen.

Ich hoffe, Du kommst gut durch den Sonntag!!

Liebe Grüße
Mareice
AK80
Beiträge: 33
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Hallo Mareice,

ich weiß, dass die Phantasie einem viele Streiche spielen kann. Er ist auch sehr aktiv im Internet, deshalb kann ich ohne Kontakt zu ihm zu haben, einiges verfolgen was er macht. Sehr wehgetan hat mir, dass er anscheinend einen Tag nach unserer Trennung ein Treffen mit einer ehemaligen Kommilitonin ausgemacht hat, von der er immer gesagt hat, er glaubt, sie steht auf ihn...So viel zum Thema, ich will allein sein und keine Beziehung führen. Manchmal weiß ich wirklich nicht mehr, was ich glauben soll. Es ist halt alles noch super frisch und ich vermisse ihn sehr. Diese Woche hat er mir mehrfach Emails geschrieben, wann er seine Sachen holen will- irgendwie ständig ein anderes Datum. Ich konnte noch nicht mal antworten. Außerdem frage ich mich, warum er nicht mal anruft. Bis vor kurzem haben wir uns so nahe gestanden und jetzt machen wir per Email so einen Termin aus. Seitdem habe ich aber auch schon wieder nichts mehr gehört.
Manchmal geht es mir echt ganz gut, dann schaffe ich es, kaum an ihn zu denken und auch ohne ihn schöne Sachen zu erleben. Aber dann wieder habe ich das Gefühl, ich kann es ohne ihn nicht mehr aushalten, als wenn mir das die Luft nimmt.

Ich hoffe, Deiner Hand geht es besser!
AK80
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

PS: Wie das Treffen nächstes WE sein wird, weiß ich nicht. Wahrscheinlich ziemlich kühl und komisch. Ich habe nur totale Panik vor der Zeit danach- wenn er seine Sachen geholt hat und wir getrennt sind, höre ich möglicherweise nie wieder etwas von ihm. Da wir ja so weit auseinander wohnen und auch sonst keine gemeinsamen Freunde oder so haben, werden wir uns nicht zufällig begegnen. Der Gedanke macht mich total fertig.
Mareice
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Hallo Andrea,

ich kann das ganz gut nachvollziehen, es ist die Kälte und die plötzliche Unnahbarkeit, die einem so zu schaffen macht. Mir hat damals die Antwort von Betty sehr geholfen (unter meinem Thread "Wie kann man am besten unterstützen?"), die mir gezeigt hat, wie viel Geduld man haben muss, und dass gerade dieser kühle Umgang, der einen so verletzt, auch von anderen gezeigt wird, die diese Erkrankung haben. Mit Geduld bin ich leider von Natur aus nicht so gesegnet , was das alles nicht einfacher macht.

Dass er sich (anscheinend) mit dieser Kommilitonin getroffen hat, finde ich ganz ehrlich wirklich schwer zu interpretieren. Dass er sich aber nun gleich in die nächste Beziehung stürzt, kann ich mir nicht vorstellen, gerade, wenn Du auch seine erste richtige Freundin warst, zu der er Vertrauen hatte. Ich denke noch nicht mal, dass er da ein bloßes Abenteuer hatte (wobei ich das natürlich genauso wenig weiß wie Du), sondern meine Gedanken gehen mehr in die Richtung "Selbstbewusstsein stärken, angehimmelt werden und das genießen - vielleicht auch Ablenkung?

Sicher, von allein werdet Ihr Euch sicher nicht treffen, das wäre und ist aber bei mir auch nicht passiert, dafür wohne ich in einer zu großen Stadt. Ich habe auch immer wieder Vorschläge gemacht, etwas zusammen zu unternehmen, worauf er dann fast immer eingegangen ist. Bei Eurer Entfernung ist es natürlich schwieriger, gibt es irgendwelche gemeinsamen Aktivitäten, die Euch beiden wichtig waren / sind, zu denen man sich treffen könnte? Bei einer Fernbeziehung kann man ja nicht einfach sagen, komm, lass uns doch mal ins Kino, da muss man schon mehr überlegen. Und es darf auch nichts zu Großes sein, kein gemeinsames Wochenende irgendwo etc., das würde ihn komplett überfordern. Hast Du noch irgendwas in der Rückhand, vielleicht noch offene Karten fürs Theater oder ein Konzert, etwas, weswegen Du Dich später nochmals bei ihm melden "müsstest"?

Aber die wichtigste Frage ist ja eigentlich: Willst Du das denn auf Dich nehmen? Oder lieber abschließen, wenn das geht? (Geht bei mir schon allein deshalb nicht, weil ich mir ernsthaft Sorgen um ihn mache - in jeglicher Hinsicht..., weil ich nicht weiß, was er zu tun fähig wäre. Derzeit verschuldet er sich stark, und ich weiß nicht, was da noch kommt. Neulich hörte ich: Ich sollte mal die ganze Flasche Alkohol leeren, die in meinem Kühlschrank steht...)

Lieben Gruß,
Mareice

P.S. Danke Dir, meine Hand wird - Fäden sind raus, nur die alltäglichen Dinge (Hausarbeit etc. ) sind noch nicht wieder ganz einfach.
AK80
Beiträge: 33
Registriert: 22. Sep 2010, 19:46

Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Hallo Mareice,

soweit ich das sehe, hat er sich auch bisher nicht mit der getroffen, sondern nur verabredet, dass sie sich mal treffen, wenn er wieder in seiner Studienstadt ist.

Gestern und vorgestern haben wir sogar mal ein paar Emails gewechselt. Er hat ein paar Probleme auf der Arbeit und ich hatte ihm geschrieben, dass ich für ihn da wäre, falls er jemanden zum Zuhören brauche. Er schrieb zurück, das wisse er sehr zu schätzen und es bedeute ihm viel. Er hat dann sogar tatsächlich ein wenig erzählt.

Ob ich das ganze abschließen will oder nicht, weiß ich zur Zeit auch nicht genau. Ich merke schon, dass es mir besser geht, wenn ich nicht an ihn denke und mich nichts an ihn erinnert. Insofern reißt jeder Kontakt alles wieder auf. Andererseits mache ich mir Sorgen, genau wie Du. Ich habe Angst, er könnte sich irgendwann etwas antun. Irgendwie würde ich mich dann verantwortlich fühlen, auch wenn ich weiß, dass das Quatsch ist.

Ich lasse jetzt erstmal das WE auf mich zukommen, wenn er sein Zeug abholt und dann weiter sehen. Bedrängen funktioniert jedenfalls nicht, soviel habe ich gelernt. Aber Geduld gehört auch nicht zu meinen Stärken.

Liebe Grüße!
Mareice
Beiträge: 219
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Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Hallo Andrea,

habe selbst gerade nicht so viel Zeit und bin etwas aufgewühlt (bin heute Abend zur Geburtstagsfeier meines Ex-Freundes eingeladen und weiß nicht, was mich da erwartet, weil er es an die große Glocke hängt, aber auf der anderen Seite gerade extrem negativ ist), aber ich möchte Dir auf jeden Fall viel Kraft für das Wochenende wünschen!!

Liebe Grüße
Mareice
AK80
Beiträge: 33
Registriert: 22. Sep 2010, 19:46

Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von AK80 »

Hallo Mareice,

das freut mich, dass Du zu dem Geburtstag eingeladen bist, ich hoffe, es war schön.

Mein Ex-Freund hat heute vormittag seine Sachen abgeholt. Es war dann doch ziemlich schlimm, ihn wieder zu sehen. Er war unrasiert, wirkte irgendwie grau im Gesicht, hatte fettige Haare. So sah er sonst nie aus. Weniger Sorgen mache ich mir jetzt jedenfalls nicht.
Dann war er auch noch verwundert, dass ich schon alle seine Sachen zusammengesucht und auf einen Haufen gepackt hatte- dachte er vielleicht, wir gehen durch die Wohnung und suchen alles einzeln zusammen???
Er hat seine Sachen rausgetragen und wir haben kein persönliches Wort gesprochen. Zum Abschied hat er gesagt "Machs gut" und als ich nur "Tschüß" geantwortet habe, sagte er auch "Tschüß" und rannte förmlich aus der Tür. Ich hatte das Gefühl, es war ihm alles nur entsetzlich unangenehm. Beim Abschied verzog er ganz kurz mal das Gesicht, aber das wars auch schon.
Sein Kumpel, der ihm geholfen hatte, war sogar sehr taktvoll, hätte ich dem gar nicht zugetraut. Vermutlich hat der gemerkt, in was für einem erbärmlichen Zustand ich mich befunden habe, im Gegensatz zu meinem Ex. Ich habe immer das Gefühl, der wundert sich, dass ich traurig bin und verzweifelt.

Egal, jetzt ist die Trennung erstmal endgültig und ich muss mich damit auseinandersetzen. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass mit ihm alles in Ordnung ist. Er wirkte jetzt natürlich noch fremder als sowieso schon, da wir uns 5 Wochen nicht gesehen haben und er mir auch damals schon so anders vorkam. Ich merke aber auch, dass ich irgendwie Abstand zu ihm gewinnen muss. Ich mache mir Sorgen, während er offenbar meint, es sei alles in bester Ordnung mit ihm.

Liebe Grüße und ein schönes weiteres Wochenende!!!
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: Hat mein Freund eine Depression?

Beitrag von Mareice »

Hallo Andrea,

das kann ich schon verstehen, dass das eine sehr befremdliche Situation war. Ich bin aber froh für Dich, dass es wenigstens nicht unschön war, bei jeder Trennung (egal, ob Depressionen im Spiel sind oder nicht), können ja dann auch immer sehr böse Worte fallen, wenn man sich zu einem solchen "Termin" wiedersieht.

Dass Dein Ex-Freund sich wundert, dass es Dir so schlecht geht, könnte man vielleicht durchaus so interpretieren, dass er ja eigentlich davon ausgeht, es müsste Dir besser gehen ohne ihn, das würde zum Selbstwertgefühl passen, das viele Depressive haben. Vielleicht ist das auch spekulativ. Aber ich hatte die Situation, dass mein Ex-Freund mich ein paar Wochen nach der Trennung gefragt hat, ob es mir denn jetzt finanziell besser gehe als mit ihm (weil wir viel unternommen hatten und das manchmal ein Thema war). Fast um zu hören: "Ja, es geht mir besser ohne Dich, Deine Entscheidung war richtig." Ein Thema, das für mich natürlich zu dem Zeitpunkt überhaupt keine Priorität hatte (und auch nicht hat).

Ich habe nochmal über meine Nachricht an Dich nachgedacht, in der ich schrieb, dass es so schwierig ist, Kontakt zu halten, wenn man so weit voneinander weg wohnt. Aber eigentlich ist das relativ, denke ich, es gibt ja eine Menge Medien, um trotzdem im Kontakt zu bleiben. Ich hatte mal eine Phase, da habe ich mit meinem Ex-Freund fast jeden Tag stundenlang gechattet und habe mir trotzdem Gedanken gemacht, dass der Abstand zu groß wird. Wozu meine Mutter damals sagte, dass man auch vertaut sein kann, ohne sich zu sehen. Obwohl ich schon immer die Erfahrung mache, dass die persönlichen Treffen natürlich viel mehr "Maskenlüften" beinhalten. Aber im Endeffekt kommt es darauf an, zu zeigen, dass man da ist, denke ich... Wenn Du das willst, Abstand gewinnen ist für Dich persönlich sicher auch nicht schlecht, das ist immer die Frage. Denn natürlich ist es so, dass jedes Mal, wenn man sich wiedersieht (oder -hört), vieles wieder hochkommt.

Der Geburtstag hat alles nur wieder noch verworrener gemacht, wenn Du möchtest, erzähle ich mehr, ich versteh aber auch, wenn Du selbst erst einmal durchatmen möchtest .

Jedenfalls ist es schön, mich hier mit Dir auszutauschen.

Lieben Gruß
Mareice
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