Wer kann mir das erklären?

Antworten
Kätzchen74
Beiträge: 3
Registriert: 30. Aug 2010, 23:21

Wer kann mir das erklären?

Beitrag von Kätzchen74 »

Hallo,

ich bin neu hier, 36 Jahre alt, hab 2 Kids und einen Mann der gerade in der Klinik stationär behandelt wird. Erst Burn-Out-Syndrom, doch ich denke, dass das nun eine ausgewachsene Depression ist. Dass eine Krankheit, die eigentlich im Berufsleben angefangen hat, nun unser Familienleben so durcheinander bringt hätte ich nie gedacht.

Gemeinsam sind mein Mann und ich dahinter gekommen, dass seine lieblose Kindheit für die Depression verantwortlich ist. Sorry, wenn ich das nicht richtig ausdrücke, aber ich weiß es nicht anders zu sagen. Soweit war alles ok. Ich hab ihn besucht, wir haben toll redet und auch mal Quatsch gemacht.Wir kamen uns seit langem mal wieder etwas näher.
Doch vor einer Woche ist in einem Tag seine ganze Welt zusammengebrochen. Er fühlt sich fremdbestimmt. Er zweifelt sogar an, ob er unsere Beziehung frei gewählt hat. Sicherlich, denn seine Mutter mochte mich nicht besonders. Aber jetzt kommts. Zum gegensatz zu vielen anderen hier, will er unbedingt Nähe und in den Arm genommen werden von mir. Da er aber schon vorher und besonders seit Ausbruch der Depression öfter ziemlich gemein und ungerecht war, fällt mir die Nähe und Umarmen schwer. Das hab ich ihm so gesagt, dass er noch etwas Gedult braucht. Dann hat er gesagt, dass wenn er das nicht von mir bekommt, was er braucht, er es von einer andern Frau sich holen würde. Das hat mich so verletzt, dass ich gar nichts mehr tun konnte. Ich war so sauer. Über Scheidung sollte ich auch innerhalb 12 Std. nachdenken. Seit dem versuchen wir das zu klären, aber egal was ich sage und tue, er versteht alles anders. Er dreht alles rum. Erst wollte er dass ich an ihn kuschle, das hatte ich aber gemacht, das hab ich auch gesagt, "ach ja, dann will er halt dass ich ihn in den Arm nehme". Seine Schwester hat das auch bemerkt, er sagt, sie hätte meine Emails an ihn nicht verstanden. Sie sagt, dass er so aufgebracht war,dass sie gar nicht zu wort gekommen sei. Ich mach alles was ich kann, versuche alle Arten an ihn ranzukommen, er sagt, er wäre mir doch eh egal. So ist er meilenweit von mir entfernt, will aber, dass ich ihn in den Arm nehme. Das passt doch nicht! Gibt es Wahrnehmungsstörungen oder ist die Sichtweise wirklich so verzerrt? Positives fließt sonst wo hin, aber nicht in sein Hirn, Negatives aber wird riesengroß und hält ewig.
Er wollte seinen Geb.tag feiern in der Klinik wußte aber nicht wie. Ich hab dann die Planung übernommen. Erst schien alles ok. Jetzt 3 Wochen später, sagt er, dass es eh besser gewesen wäre, wenn ich vorher allein gekommen wäre. Das hat er nie gesagt.
Allein sein Onkel hätte ihn auf die Seite genommen und mit ihm ernste Worte geredet. Toll, wir wollten feiern, Therapie ist wann anders. Freunde können doch jetzt keine Gruppentherapie am Geb.tag abhalten?!
Also ich versteh das nicht. Von einem auf den anderen Tag ist alles anders. Ich geh nun nicht mehr hin, ich kann machen was ich will, es ist alles falsch. Das halte ich nimmer aus. Jetzt fühl ich mich schlecht, weil ich ihn im Stich lasse. Aber was kann ich tun, ohne selbst noch vor die Hunde zu gehen...?
Danke für die Mühe...

Eure Cindarella74
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Wer kann mir das erklären?

Beitrag von wennfrid »

Hi Cinderella
Erstmal willkommen!
Ich versuche mal, meine Denkweise mitzuteilen. Wenn ein Mensch einen Tiefpunkt erleidet, ev. therapeutisch betreut wird, stellt er fest, daß er vieles in seinem Leben so entschieden hat, wie es von ihm erwartet wurde. Seine eigene Persönlichkeit war wie blockiert und entwickelt sich jetzt immer mehr. Diese Sichtweise hat für seine Gegenwarts-Situation natürlich grafierende Auswirkungen. Was bisher in Ordnung war, paßt auf einmal nicht mehr. Meine Sichtweise.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Optimistin
Beiträge: 20
Registriert: 5. Aug 2010, 13:12

Re: Wer kann mir das erklären?

Beitrag von Optimistin »

Hallo Fridolin,

interessante Sichtweise-da ist bestimmt was Wahres dran. Nur frage ich mich jetzt als Angehörige, die sich nichts mehr wünscht, als dass der depressive Partner in Therapie geht, ob jetzt jeder angehörige Partner Angst haben muss, dass der Depressive sich, wenn er in Therapie geht, von einem trennt. Das kam jetzt bei mir so rüber und ich finde es erschreckend, wieviele Depressive sich scheinbar plötzlich von dem aktuellen Partner trennen, obwohl der doch nur helfen möchte...
Kätzchen74
Beiträge: 3
Registriert: 30. Aug 2010, 23:21

Re: Wer kann mir das erklären?

Beitrag von Kätzchen74 »

Hallo Fridolin,
Hallo Optimistin,

ja, ihr habt beide Recht. Ich hab mir auch gedacht, dass solche Tiefpunkte kommen würden. Doch warum krieg ich die jetzt ab? Mit seiner Mutter hat er vorläufig den Kontakt abgebrochen und ich - die die immer für ihn da war und alles versucht hat auf die Reihe zu kriegen, was Therapie und Alltag mit sich bringen - ich krieg jetzt so einen Mist vorgeworfen. Das ist ungerecht. Noch dazu, dass mich jetzt die Ungewissheit schier auffrisst. Hat er was mit der anderen Frau? Wird mein Mann je merken, dass er zu mir gehört, weil wir gemeinsam komplett sind? Wie will er sein Leben in der Therapie ordnen, wenn er davon überzeugt ist, dass doch eh alle/s böse ist/sind?
Himmelblau1
Beiträge: 78
Registriert: 16. Jun 2010, 18:05

Re: Wer kann mir das erklären?

Beitrag von Himmelblau1 »

Hallo Cinderella

Du gehst Deinen Partner nicht mehr besuchen.Wollte Dein Mann das Du nicht mehr kommst ?
Wenn er das nicht wollte, geht die Negativ-Schleuder weiter nach unten.
Erkläre ihm warum Du nicht mehr kommst.Du sollst Dich nicht verbiegen,darum erkläre ihm das in der ICH Form wie Dir es momentan geht.Das auch Du Zeit brauchst,weil Eure Situation jetzt nicht die einfachste ist.
Vermeide das DU und erkläre ihm ruhig warum es Dir zur Zeit nicht möglich ist.

Das alles in Frage gestellt wird ist fast normal.Dein Mann ist erst am Anfang und hinterfragt sein ganzes Leben.Da Du zu seinem Leben gehörst und er emotional an Dich gebunden ist (auch an seiner Mutter u.s.w.)werdet ihr alle in den Sog des negativen Gedankenkreisels gezogen.So lange bis er sein Puzzel zusammen hat.

Gegenüber Angehörigen hat man auch einen emotionalen Druck.

Er sortiert jetzt aus.Kann aber vielleicht noch nicht erkennen,was richtig oder falsch ist.ALLES WIRD HINTERFRAGT!

Versuche Dir bewußt zu werden,daß eventuell der Klinikaufenthalt erst alles in Bewegung bringt.Das heißt es könnte sich der depressive Zustand auch verschlechtern.

Bei manchen Betroffenen helfen die Medikamente sofort,bei manchen nicht.Bei manchen Depressiven hilft der erste Klinikaufenthalt und bei einigen geht es erst nach unten, um da durch erst alles in Bewegung zu bringen.

Dein Mann wünscht sich Deine Nähe,merkt aber selber, daß er diese nicht geben kann. Er weiß noch nicht warum. Du bekommst seinen Frust ab.

Ich glaube er muß sich erst mit seiner Krankheit auseinander setzen.
Er kann sie sich noch nicht eingestehen.
Das zeigt,daß er Geburtstag feiern wollte.Er kann es sich aber nocht nicht richtig eingestehen das er es nicht kann.
Du mußt immer ein bischen in VERKEHRTER WELT denken. Er möchte und plötzlich ist es aber doch ganz anders.

Übergeht er sein Gefühl, bekommt immer der den Frust ab der ihm nahe steht.
Andere sehen nur die Fassade / Maske.

Bei Aggressivität erkläre ihm ruhig in der ICH- Form, wie es bei Dir ankommt und wie es Dir dabei geht.
Sonst verbiegst Du Dich, wirst CO-abhängig und es geht Dir selber schlecht.

DEIN MANN KANN SICH NUR SELBER HELFEN.DU KANNST IHN UNTERSTÜTZEN,MEHR NICHT.
Die Erwartungen an einen solchen Klinikaufenthalt sollte man beim ersten Aufenthalt zurück schrauben.Oft wird es beim 2. oder 3. Klinikaufenthalt besser.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.
Und achte auf Dich und Deine Gefühle!
Mache nicht,was Du nicht möchtest.

LG Heide!
Kätzchen74
Beiträge: 3
Registriert: 30. Aug 2010, 23:21

Re: Wer kann mir das erklären?

Beitrag von Kätzchen74 »

Liebe Heide,

vielen Dank für deine lieben Worte. Da sind einige Ansatzpunkte drin, die mir einiges erklären. Besonders das mit der verkehrten Welt. Ich war mir nicht sicher in wie weit diese Verzerrung stattfinden kann.
Ja, du hast Recht, er allein muss da durch. Das vergesse ich gern mal. Ja, er wollte eine Beziehungspause. Das ist für beide besser, weil es echt immer in Angriff und ich in Verteidigung übergeht. Ich mach das nimmer. Ich kann das nimmer.
Aber dieses nichts tun, war für mich noch schlimmer als die Beleidigungen (die Beleidigungen hab ich jetzt auch ein wenig besser verstanden). Jetzt hab ich mal hier wo gelesen, dass die Frau immer nur kl. Sms oder Email geschrieben hat. "Hallo" oder "schönen Tag". Ich denke das zeigt, dass ich da bin und doch läßt es Abstand genug, damit keine Diskussionen stattfinden. Wie siehst du die Idee? So find ich wenigstens auch ein kl. Ventil für meine Gedanken an ihn.
Danke für die lieben Wünsche...

LG Cindy
Himmelblau1
Beiträge: 78
Registriert: 16. Jun 2010, 18:05

Re: Wer kann mir das erklären?

Beitrag von Himmelblau1 »

Hallo Cindarella

Du liebst Deinen Mann und möchtest ihn nicht verlieren.Du kannst aber ihm nicht die Nähe geben,da Du durch die Situationen die Depressionen aulösen sehr verletzt wurden bist.
Das selbe habe ich auch oft erfahren und kann Dich sehr verstehen.
Es ist wichtig das er weiß warum Du Dich so verhälst und das Du ihn liebst.Ihr braucht beide Zeit und etwas Abstand.
Vielleicht kannst Du mit ihm eine Absprache treffen,daß Du Dich an einen gewissen Tag in der Woche bei ihm meldest.
Kleine Aufmerksamkeiten,wie eine Tafel Schokolade oder andere Dinge helfen auch schon.
Eine kurze SMS hilft auch,daß er merkt das Du an ihn denkst.
Vielleicht könnte Dir ein Betroffener einen Rat geben,wie man am besten was schreibt.Aber schreibe nicht stündlich eine SMS und erwarte keine Antwort.Nehm das Schweigen nicht persönlich.
Wenn eine Antwort kommt,um so besser.Es ist auch schwierig Dir zu raten,wie man es am besten macht.Jeder ist anders.Vieleicht merkst Du es an seinen Reaktionen,welcher Weg der bessere ist und in ihm keinen Druck auslöst.
Er wird so mit sich beschäftigt sein (gedanklich),daß alles um ihn herum zu viel werden kann.
Was sagt denn Dein Gefühl,was momentan das bessere wäre?
Du solltest ihm auch nur das geben,was Du selber geben kannst.Lerne dabei auch immer Deine Grenzen wahrzunehmen und überschreite diese nicht.Auch wenn er krank ist,ist es kein Grund seine eigene Grenzen zu ignorieren.
Oft passiert es uns Angehörigen und ruck zuck rutschen wir selber in eine Depression.
Deswegen sollte man seinen Hobbys und anderen schöne Dinge nach gehen.Das baut Deine eigene Energie immer wieder auf.Das hat auch nichts mit Egoismus zu tun.
Das ist eigentlich überlebenswichtig.

Achte auf Dich!Es ist wichtig für Dich und Deine Kinder.Dein Mann muß selber da durch.Du kannst nur da sein.


LG Heide
Antworten