Wie kann man am besten unterstützen?

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Mareice
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Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Mareice »

Liebe Forumsmitglieder,

ich bin vor einigen wenigen Tagen auf dieses Forum gestoßen und habe das Gefühl, dass der Gedankenaustausch und die Erfahrungen hier mir helfen könnten. Ich muss leider ein wenig weiter ausholen, um meine Situation zu schildern.

Vor knapp zwei Monaten hat sich mein Freund nach einem Streit von mir getrennt, hat alles abgebrochen, seine Sachen gepackt mit der Begründung, durch Streitigkeiten und Schwierigkeiten seien seine Gefühle nicht mehr wie vorher, nicht mehr ausreichend für eine Beziehung. Nun muss ich vorweg schicken, dass es durchaus Probleme in unserer Beziehung gab und ich sicherlich auch viele Dinge nicht so klar gesehen habe, wie ich sie vielleicht hätte sehen sollen oder auch wie ich sie jetzt sehe. Dennoch war es so, dass wir noch wenige Tage vorher ein ganz „normales“ Paar waren, er war sehr fürsorglich und zärtlich und hatte mir noch wenige Tage vorher gesagt, wie froh er sei, mich zu haben und wie schön es sei, dass ich da sei.

Als wir uns kennenlernten machte er auf mich, wie auf die meisten anderen in seinem Umfeld, einen sehr gefestigten und selbstbewussten Eindruck. Ich selbst hatte eine sehr schwierige, lange Beziehung hinter mir und war froh, einen solchen Menschen gefunden zu haben. Je mehr wir uns kennenlernten, desto mehr merkte ich jedoch auch, dass einiges im Argen lag. Es fing mit vielen unerledigten Dingen wie z.B. Behördengängen usw. an. Zum ersten Mal überfordert fühlte ich mich, als er mir per Mail schrieb, was er wirklich über sich dachte: Aus dieser Mail (wie kannten uns gerade einige Monate) sprachen unendlich viel Selbstzweifel, Selbsthass und Selbstekel und es klang zum ersten Mal an, dass ich ihn nicht verdient hätte. Ich war zu diesem Zeitpunkt überfordert damit und habe mich in der nächsten Zeit auch oft falsch verhalten, weil zum Beispiel öfters aus seinem Drang nach Einsamkeit resultierte, dass er Verabredungen mit mir aufschob oder ganz aufhob (etwas, was jedoch nicht nur bei mir, sondern auch bei Freunden und Familie regelmäßig passiert); dies habe ich damals als persönliche Beleidigung gesehen, weil ich damals die Hintergründe nicht begriffen habe oder nicht begreifen wollte. Zwei Wochen vor der Trennung kam es zu einem regelrechten Nervenzusammenbruch seinerseits, während dessen er auch sagte, dass sein Wunsch nach Einsamkeit so groß sei, dass er Angst habe, dass dieser irgendwann die Überhand gewinne. Dass er auch manchmal so selbstzerstörerisch zu sich selbst sei, dass er Angst habe, etwas zu tun, was mich auch verletzen könnte, nur um sich selbst zu verletzen…

Generell ist zu sagen, dass er in der Vergangenheit fast ausschließlich schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat und keinem Menschen wirklich mehr trauen kann. Zudem hat er ein starkes Minderwertigkeitsgefühl sein Äußeres betreffend (früher einmal starkes, jetzt nur noch mäßiges Übergewicht, aber mit der ständigen Angst, es könnte wieder so werden wie früher und dem Hang zum „Frustessen“). Es kommt häufig vor, dass er, wenn er eigentlich etwas geplant hat, dieses abbricht und stattdessen einfach nichts tut (ich habe ihn einmal gefragt, was er denn eigentlich in solchen Situationen tue, seine Antwort war „Nichts – vor mich hinstarren, schlafen…) und dabei Zeit und Raum vergisst. Außerdem ist er sehr internetaktiv und versucht, in Communities Kontakte zu halten, die er im tatsächlichen Leben nicht halten kann. Er hat einen großen Bekanntenkreis, aber keinen wirklichen Freund und nie jemanden gehabt, dem er sich anvertrauen konnte. Ziemlich früh in der Beziehung sagte er mir, dass ich die Person sei, die ihn am besten kenne. Dazu muss man sagen, dass er vor mir erst eine Beziehung hatte (er ist über dreißig), die von der Seite der Frau nur eine Affäre war und wiederum in starken Selbstzweifeln endete. Zu seiner Mutter hat er eigentlich ein gutes Verhältnis, aber auch sie kennt ihn nicht gut – sie hat ihn z. B. als Erwachsenen nie weinen sehen und nimmt nur bedingt an seinem Leben teil. Immer wieder in der Beziehung maß er sich mit anderen und es verging kaum ein Tag, an dem er nicht sagte, er sei nicht gut für mich, er habe mich gar nicht verdient, Person X wäre viel besser für mich als er...

Nach der Trennung habe ich ihm zunächst einen Brief geschrieben mit allen Dingen, die ICH falsch gemacht hatte und den Versprechen, wie es wäre, wenn ich eine zweite Chance bekäme. Dann habe ich viel nachgedacht und versucht, alles im Zusammenhang zu sehen und zu verstehen, wie es zu unserer Situation kommen konnte. Ich habe versucht, den Kontakt zunächst über zwei „freundschaftliche“, lockere Treffen wieder aufleben zu lassen, was sehr gut klappte. Es war immer so, dass er sich von allein nicht meldete, aber sofort antwortete und zu einem Treffen bereit war, wenn ich etwas vorschlug. Er hat dann auch immer wieder angedeutet, dass er zwar gerade viel Sport mache, dass es ihm aber ansonsten auch nicht gut gehe, er nicht schlafen könne, nicht kreativ sei usw. Allerdings betonte er auch immer wieder, ich solle mir keine Hoffnungen machen, aber er hatte bereits wenige Tage nach der Trennung gebeten, eine Freundschaft beizubehalten. Keinem aus seinem Freundeskreis hat er bislang von der Trennung berichtet.

Nun habe ich ihn am letzten Wochenende etwas überfordert, weil ich etwas Größeres (nichts Romantisches oder dergleichen) geplant hatte, um ihm zu zeigen, was er wert ist (nicht mir, sondern allgemein). Er war damit sehr überfordert und hat das schnell sehr emotional abgebrochen mit der Begründung, er habe Angst, dass ich ihn nur zurück gewinnen wolle. Im Anschluss war er dann sehr aufgelöst, hat stark geweint und gesagt, was er doch für ein schlechter Mensch sei und wie wertlos, dass ich mir solche Mühe gebe und er es dann nicht annehmen könne. Dass er sowieso nie verstanden habe, warum ich bei ihm geblieben sei, als ich ihn näher kannte. Er sagte auch, dass er jetzt nicht wirklich unglücklich sei, weil das, was ihm in der Beziehung Sorgen und Probleme bereitet habe, jetzt nicht mehr vorhanden sei und er sich deshalb mehr auf Sport etc. konzentrieren könne, dass sein Leben aber auch nicht bergauf gehe, weil die schönen Seiten ja auch weg seien. Einen ersten Psychologen-Termin schilderte er mit den Worten, der Therapeut habe keine Essstörung diagnostiziert (was er eigentlich vermutet hatte), würde ihn aber gern auf Depressionen behandeln, nachdem er seine derzeitige Situation geschildert habe. Er war jedoch zunächst nicht bereit, das zu machen.

Er war bei unserem letzten Treffen sehr interessiert daran, zu verstehen, welche Gedanken ich mir gemacht hätte und zu welchen Erkenntnissen ich gekommen sei. Da das während einer längeren Autofahrt war, wollte ich dieses Gespräch zu diesem Zeitpunkt nicht führen, habe ihm aber gesagt, dass ich ihm das gern mitteilen könne. Gestern hatten wir losen Kontakt, in dem ich ihm sagte, dass ich das gern persönlich machen würde; wir haben aber noch keinen konkreten Termin. Ich würde ihm gern während eines solchen Treffens meine Erkenntnisse darlegen, würde aber auch gern die Gelegenheit nutzen, ihn vielleicht doch von einer Therapie zu „überzeugen“. Ich weiß allerdings, dass ich die Falsche sein könnte, da er vielleicht gleich wieder abblockt und denkt, nur das „Zurückgewinnen“ stehe dahinter. Auf der anderen Seite bin ich aber auch die einzige, die ihn überhaupt so kennt, wie er ist, und ich bin mir sicher, dass er ziemlich dringend Hilfe braucht. Gibt es eine Möglichkeit, so etwas anzusprechen, ohne dass es zu bedrängend wirkt? Sollte ich bestimmte Dinge ganz vermeiden?

Natürlich möchte ich weiterhin eine Beziehung mit ihm, ich fühle mich natürlich auch schlecht, vermisse ihn und habe Kummer, aber ich möchte eine neue Beziehung auf der Grundlage meiner (und vielleicht seiner) Erkenntnisse und auf der Grundlage einer Therapie. Und unabhängig davon steht wirklich im Vordergrund, dass ich Angst habe, dass er sich selbst verliert. Ich wäre natürlich auch bereit ihn zu begleiten, aber ich denke, das wird er im Moment nicht zulassen können.

Ich entschuldige mich jetzt schon einmal für die Länge des Textes; ich kann nicht wirklich ermessen, was wichtig ist, damit Außenstehende die Situation verstehen. Ich hoffe, dass der eine oder andere einen Rat hat, wie damit umzugehen ist, zumal ich ja leider eben nicht objektiv bin, sondern meine eigene Psyche auch unter der Trennung leidet. Ich weiß, dass ich viel Kraft haben muss, wenn ich etwas bewegen will, und die kann ich auch aufbringen, nur habe ich leider kein Rezept für das richtige Vorangehen.

Ich bin für jede Idee und jeden Rat dankbar!

Herzlichen Gruß

Mareice
Mareice
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Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Mareice »

Hallo zusammen,
leider habe ich auf meinen Beitrag vor einigen Wochen keine Antworten erhalten... ich denke, dass mein Text sicher zu lang war, um ihn vollständig zu lesen - das tut mir leid, ich habe es leider nicht geschafft mich kürzer zu fassen.

Daher möchte ich Euch heute gern nur zwei ganz konkrete Fragen stellen:

1. Wie geht man in dieser ganzen Phase des "Sich-wieder-Annäherns", in der man versucht, den anderen dazu zu bewegen, sich Hilfe zu suchen, mit den eigenen Ängsten um? Teilweise habe ich hier gelesen, dass bis zu 8 Monate oder länger vergangen sind, bis man sich mit dem (Ex-) Partner wieder annähern konnte - wie seid Ihr mit den Ängsten (dass seine Gefühle vielleicht weniger werden, wenn noch vorhanden, dass vielleicht ein anderer Partner auf der Bildfläche auftaucht usw.) und Sehnsüchten umgegangen?

2. Wie ist es zu werten, wenn der andere viel auf Parties geht, unter anderem an Orte, an denen wir zusammen waren, die also Erinnerungen auslösen, die Nächte durchmacht, darüber nachdenkt, sich ein viel zu teures Auto zu kaufen? Als "Laie" denkt man immer, diese Erkrankung löse eine völlige Lethargie aus, aber anscheinend ist das nicht so? (Der Vollständigkeit halber: Es gibt auch Abende, an denen er nach eigener Aussage "vegetiert", wahrscheinlich sind das mehr als er erzählt...)

Ich danke jedem schon einmal für Antworten und wünsche allen einen schönen Sonntag!

Mareice
Lille
Beiträge: 30
Registriert: 17. Dez 2009, 20:44

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Lille »

Liebe Mareice,

deine Textlänge ist sicher kein Problem. Um seine Situation darzustellen, braucht es nun mal ein paar Zeilen! Also alles ok!

Du schreibst sehr klar und durchdacht und ich weiß nicht so recht, was ich dir schreiben soll. Keine Antwort zu bekommen ist aber natürlich nicht schön!

In meinen Augen gehst du prima mit der Situation um. Letzendlich ist er derjenige, der sich bewegen muss. Und wenn du ihn dabei unterstützen darfst/sollst, muss er dir das sagen. Man kann ansonsten gar nichts tun, außer da sein und helfen, wenn um Hilfe gebeten wird. So habe ich es zumindest erlebt.Jede Geschichte ist anders, vieles ähnelt sich aber auch.

liebe Grüße
Lille
gläubige
Beiträge: 48
Registriert: 30. Nov 2009, 10:12

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von gläubige »

Liebe Mareice,
warum Du keine Antworten erhalten hast kann ich Dir leider nicht beantworten, vielleicht war der Text ein wenig lang.
Aber zu Deinen konkreten Fragen.
Ja die Angst, daß sich der Ex-Partner nach anderen potentiellen Partnern umschaut kann ich verstehen, aber das kann mit und auch ohne Depression passieren. Da kann ich Dir eigentlich nur den Rat geben Dich nicht selbst mit solchen quälenden Gedanken fertig zu machen.
Wenn es zu schlimm wird, vielleicht selber professionelle Hilfe suchen.

Das Annähern wie Du es nennst kann wie Du schon festgestellt hast Monate, ja bei manchen sogar Jahre dauern.
Das Beste was Du tun kannst: Erstmal akzeptieren, daß diese Beziehing zu Ende ist.
Dein Partner hat sich getrennt?
Auch wenn man depressiv ist, ist man ja nicht von Sinnen. Heisst: Akzeptiere den Wunsch des Partners wenn er die Trennung will. Konzentriere Dich auf Dein Leben und mach nicht dein Tun und handeln vom Ex abhängig, damit schlägst Du 2 Fliegen mit einer klappe.

1. Du kommst mit dir selber wieder besser klar.

2.Die Distanz hilft auch Deinem Ex sich zu "sortieren"

Solltet ihr irgendwann nach Annäherungen wieder zueinander finden ist es eine neue, vielleicht etwas andere Beziehung. Aber die alte Beziehung gibt es nicht mehr!!

Nun zu deinem 2. Punkt
Es ist nicht ungewöhnlich wenn Depressive (vorallem Männer)in einer depr. Phase versuchen die Symptome zu "bekämpfen".
Der eine flüchtet sich in die Arbeit, in viel Sport, Affären, manch einer leider auch in Alkohol, Nikotin, andere Drogen und übertriebenen ausgelassen Feiern.
Manche wollen nach aussen zeigen, daß sie gesund sind. Bei meinem Ex ist es so, daß er mit anderen die ihn nicht sehr gut kennen immer den Lustigen, hilfsbereiten, taffen "Kerl" versucht darzustellen.
Als es bei ihm mit der 2.Phase seiner Depri. losging fing er an, sich neue Pc`s, TV, Möbel, und alles möglich andere anzuschaffen. Dieser Wunsch alles zu verändern ist meiner Meinung auch eine Strategie gegen die Depression zu kämpfen.

Aber eins kann ich Dir noch mitgeben:
Helfen kannst Du nicht gegen seinen Willen.
Du kannst ne helfende Hand reichen, zeigen, daß Du da bist, egal ob als gute Freundin, als Exfreundin, oder Partnerin. Aber alles andere muß von ihm kommen, sprich
1. Sich eingestehen, daß er krank ist
2. Sich professionelle Hilfe holen.
3. Das erlernte auch umsetzen.
Und wenn es verordnet wird auch Medikamente (über relativ lange Zeit!!) konsquent nehmen und keine Selbstmedikation versuchen.
Die einzige Ausnahme ist die akute schwer depressive Phase wo es um Themen wie Selbstmord geht, dort muß man von aussen handeln.

Hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen
Gläubige
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Mareice »

Liebe Lille,

vielen Dank für Deine Antwort! Es baut schon einmal auf, zu hören, dass man anscheinend ein bisschen was richtig macht

Derzeit ist die Situation so, dass ich ihm vor etwa drei Wochen sehr genau gesagt habe, warum ich denke, dass er Hilfe braucht, ihm auch erklärt habe, warum ich in der Beziehung mit so vielen Dingen schlecht umgehen konnte, und ihm auch gesagt habe, dass ich natürlich noch Gefühle für ihn habe.

Er hat schon angekündigt, dass er erste "Erkenntnisse" habe (sicher erst einmal bezüglich seiner eigenen Situation, nicht bezüglich unserer Beziehung, es klingt immer wieder an, dass er das im Moment gar nicht an sich heranlässt), die er mir gern in einer ruhigen Minute mitteilen würde. Nun war ich in den vergangenen zwei Wochen nicht da, aber der Kontakt ist seit kurzem wieder etwas herzlicher, würde ich sagen, und nun warte ich mal ab, ob er darauf zurück kommt.

Nochmals vielen Dank und liebe Grüße,
Mareice
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Mareice »

Liebe gläubige,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!

Wie die Situation im Moment ist, habe ich ja schon kurz als Antwort auf Lilles Beitrag geschrieben - da ich nun warte, dass er mir seine Erkenntnisse zur Situation mitteilt, und ihm das natürlich auch nicht verweigern will, geht das mit dem Abstand gerade nur bedingt. Ich versuche mich aber, wenig von mir aus zu melden, außer es geht um rein "geschäftliche" Sachen, und oft kommt dann etwas von ihm. Manchmal bin ich überrascht, weil ich das Gefühl habe, dass er ein großes Mitteilungsbedürfnis hat, wenn wir uns sehen oder chatten, und mir viel erzählt von seiner Woche, seinen Problemen usw. Manchmal ist es aber auch im Gegenteil ganz kühl, damit umzugehen ist natürlich schwieriger.

Bei meinem Ex ist es auch so, dass er in Gesellschaft der "tolle, lustige Kerl" ist, alle mögen und bewundern ihn, aber keiner kennt ihn wirklich. Das habe ich ihm bei unserem Gespräch auch auf den Kopf so zugesagt, dass es noch einen anderen Teil von ihm gibt, den nur ich kenne, das hat er bestätigt mit der Erklärung, dass er über den "Großen" 100% Kontrolle habe und über den "Kleinen" demgegenüber gar keine. Deine Erklärung zu seinem Verhalten klingt für mich sehr nachvollziehbar, vielen Dank!

Liebe Grüße
Mareice
BettyM
Beiträge: 77
Registriert: 9. Mai 2010, 23:14

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von BettyM »

Liebe Mareice,

mir tuts auch Leid, dass dein Beitrag so "untergegangen" ist. Vielleicht weil es so "klassisch" ist, was du beschrieben hast

Es ist schmerzlich akzeptieren zu müssen, dass DU SEINEN Kampf nicht führen kannst. Dazu hat die Gläubige dir schon sehr viel Wichtiges in ihrem letzten Absatz (der komplette, jeder Satz) gesagt.

Du kannst versuchen, es nicht persönlich zu nehmen. Das wirklich zu lernen und dadurch auch in deinen Reaktionen zu zeigen, dass du verstehst, dass es nicht persönlich gegen dich geht. Dabei hilft tatsächlich auch zu akzeptieren, dass es sich um eine Trennung handelt (die ja nicht endgültig sein muss)

Es wird immer davon gesprochen, dass man Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und Verständnis haben sollte. Große Worte, weil man ja nicht genau weiß, worauf man Rücksicht nehmen soll, wofür man Verständnis haben soll oder worein man sich einfühlen soll...

Ich bekomme jetzt langsam eine kleine Ahnung davon, weil mir das Buch: "Schattendasein - Das unverstandene Leiden Depression" ganz enorm geholfen hat. Ich kann es wirklich jedem ans Herz legen!!

Mit dem neuen Partner, der auf der Bildfläche auftaucht: Klar, kann ich gut nachvollziehen. Diese Ängste hatte ich auch immer wieder, bis ich kapiert hatte, der arbeitet derart an sich, dass er dafür keine Kapazitäten frei hat. Die Beziehung zu dir wurde doch deinem Freund schon zu viel, glaubst du wirklich, dass er den Kopf frei hätte für eine neue Frau?

Deine Wünsche, Ängste und Sehnsüchte? Ja, das große Problem der Angehörigen und sehr schwierig. Alles was du liest, mit dir selber was Gutes tun, gut für dich sorgen, etc, bedeutet, den Focus von ihm oder der Beziehung wegzukriegen, dich zu distanzieren, dir nicht seine Sorgen zu eigen machen.

Das ist NICHT egoistisch, damit hilfst du ihm mehr, als wenn er sieht, dass du auch leidest (spürt er eh)

Und zu den lustigen Parties: Da steht in dem Buch auch viel drin über das Masken tragen. Du darfst schon hinter die Maske schauen, und so schmerzlich das für dich ist, es ist der Vertrauensbeweis, dass du ihm sehr viel bedeutest.

Ich wünsche dir sehr viel Kraft und Geduld

Betty

P.S. Das Wort "vegetieren" kenne ich auch
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Mareice »

Liebe Betty,

auch Dir ein herzliches Dankeschön für Deine Antwort!

Ich konnte es eine ganze Weile in der Tat nicht sehen, dass ich ihm nur helfen kann, wenn ich mich selbst stärke... Das ist schwierig zu begreifen und noch viel schwerer umzusetzen, weil man sich ja selbst so elend fühlt... Aber wem sage ich das! So langsam versuche ich aber, das umzusetzen und wieder mehr für mich zu machen, auch wenn es immer wieder Rückfälle gibt... Ich selbst stehe auch mir jemandem von Krisendienst in Kontakt, das hilft mir und stärkt mich etwas.

Ich habe schon einmal die Rezensionen zu dem von Dir empfohlenen Buch gelesen, sicher kann man davon als Angehöriger nur profitieren, danke für den Tipp!

Ich habe auch Deinen Thread in der Vergangenheit verfolgt und finde es bewundernswert, wie Ihr vorankommt (so sehe ich das wirklich) und wie Du Dich ihm gegenüber verhältst, und auch ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft.

Ich denke, ich muss jetzt erstmal darum kämpfen, dass er eine Therapie anfängt; ohne diese gibt es sicher auch keinen Neuanfang für uns (mit Therapie vielleicht auch nicht, das ist mir leider auch bewusst). Ich bin gespannt, ob und wann er auf das Gespräch zurückkommen wird, das er gern führen will, ich denke, es ist erstmal ganz gut, ihn da nicht zu drängen... oder?

Vielen Dank für die aufbauenden Worte,

Mareice
BettyM
Beiträge: 77
Registriert: 9. Mai 2010, 23:14

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von BettyM »

Liebe Mareice,

"Ich denke, ich muss jetzt erstmal darum kämpfen, dass er eine Therapie anfängt"....leider kannst du selbst das nicht

Vielleicht gibt es ja hier einen Angehörigen, der seinen Partner davon 'überzeugen' konnte? Ich glaube es nicht, zumindest nicht, dass die Therapie dann auch durchgehalten wurde. Der Wille oder Wunsch zur Veränderung muss schon in letzter Konsequenz vom Betroffenen ausgehen.

Das ist wirklich verdammt schwer, sich nicht einzumischen oder von außen keine guten Ratschläge erteilen zu wollen. Diese ganze Haltung: Da müsste man doch mal..., warum versuchst du nicht mal..., mach doch mal...funktioniert nicht. Und man kann es auch kaum rückgängig machen mit Entschuldigungen, dass man sich eingemischt hat. Es ist so schwer zu erklären. Man kommt schon durch, aber nicht in der gewünschten Weise. Der Betroffenen sagt dann nicht: Hey, du hast Recht! So habe ich das ja noch nie gesehen! Das versuche ich jetzt mal! Nein, er ist getroffen und zieht sich weiter zurück

Neulich hat mein Freund mal ganz Interessantes gesagt: Es ging um Urlaub (Ich logisch argumentiert, dass er doch bei seinem Therapeuten sehen würde, dass Urlaub, Abschalten und Erholung sooo wichtig wären, dass der Therapeut das ja auch für sich in Anspruch nehmen würde und wieso er es sich nicht zugestehen wolle, etc) Wurde abgeschmettert und führte auch nicht weiter zu Verstimmung, aber ich hatte u.a. gesagt, dass ich in diesem bstimmten Punkt immer noch das Gefühl hätte, da müsse ich ihn zu seinem Glück zwingen! Antwort: Ich will mich aber von niemandem mehr zu meinem Glück zwingen lassen... Ja, Recht hat er, schön dass er soweit gekommen ist.

Und du kannst ihn auch nicht "zu seinem Besten" in eine Therapie zwingen.

Und wie du schon erkannt hast, zu dem Gespräch drängen, solltest du ihn auch nicht. Wenn er sich öffnet, verschone ihn bloß mit Ratschlägen oder wie DU es siehst, also so im Sinne von Geraderücken was er gesagt hat. Ich bin immer am weitesten gekommen mit "Wieso" Fragen. Also wenn ich etwas gar nicht verstanden haben oder nicht nachvollziehbar fand, habe ich gefragt, aber wieso siehst du das so? Wieso glaubst du, dass es so ist? Damit habe ich immer viel erfahren, aber es ist dein Freund und ich kenne ihn nicht, vielleicht reagiert er negativ darauf.

Verstehst du? Alles so ähnliche Geschichten und doch sehr individuell und damit auch so schwierig, Hilfestellung (den Angehörigen) geben zu wollen.


Ich will dich nicht mutlos machen, dass das keine einfache Zeit wird, weißt du schon. Die Gläubige hat dir auch geschrieben, dass es DANACH zu einer anderen Beziehung kommen kann. Ich denke wirklich, dass diese neue Beziehung dann tiefer ist, also lohnt sich Kämpfen doch! Nur dass dieser Kampf anders ist, als man es von normalen Beziehungskrisen her kennt und der Kampf noch dazu, besonders anfangs, im Dunklen stattfindet, weil man überhaupt nicht durchblickt

Wünsche dir eine gute Nacht
Betty
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Mareice »

Liebe Betty,

Du hast so Recht und sprichst mir wirklich aus der Seele. Wie Du schon sagst, es ist schwierig, helfen und da sein zu wollen und nicht zu dürfen bzw. zu wissen, dass man damit alles noch schlimmer machen könnte. Ich werde deshalb jetzt auch wirklich abwarten, ich war schon froh, dass er die Nummer vom Krisendienst eingesteckt hat, die ich ihm beim Gespräch gegeben habe (mit den Worten: " Ich habe dort auch schon einmal angerufen und mir wurde geholfen.").

Wenn ich darf, würde ich Dich einmal ganz direkt fragen, wie das bei Euch mit der Kontaktaufnahme war, gerade nachdem Dein Freund im Januar ausgezogen war? Kam das nur von Dir, auch die Vorschläge zu den Treffen, oder auch von ihm? Bei uns war es bislang so, dass ich mich immer gemeldet und einen Vorschlag gemacht habe, von seiner Seite kam nichts, er aber die Vorschläge dann meist sofort angenommen hat. In der letzten Zeit kam auch mehr von ihm, aber das hatte auch viel damit zu tun, dass er in den vergangenen zwei Wochen mein Haustier gehütet hat...

Und jedes Mal überlege ich dann doch wieder, ob ich mich bei ihm melden sollte oder nicht, wenn wir zum Beispiel beide im Chat online sind (leider im Moment die bevorzugte Kommunikationsform, zwar recht unpersönlich, aber ich habe das Gefühl, dass er sich darin im Moment am wohlsten fühlt). Irgendwie kann man ja doch nicht so locker miteinander umgehen wie mit anderen Menschen und einfach geradeheraus etwas vom Tag erzählen... Wie siehst Du das?

Vielen Dank schon einmal!

Liebe Grüße

Mareice
Blondie2511
Beiträge: 49
Registriert: 23. Nov 2009, 08:10

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Blondie2511 »

Guten Morgen Mareice,

Sorgen /Ängste von uns Angehörigen sind doch alle fast gleich u. was man nur empfehlen kann: Abstand gewinnen, zur Ruhe kommen, sich selbst etwas gutes tun u. sich den Schuh nicht anziehen denn der Kranke meint es es nicht persönlich. Das muss ich mir auch sehr oft in den letzten Wochen sagen wenn mir mein LG, seit 5 Wochen in Klinik, zur Begrüßung die Hand gibt anstatt mich mit einer Umarmung u. nen Kuss zu begrüßen. Habe 4 Wochen gebraucht um das zu realisieren u. doch tut es immer wieder aufs neue weh wenn er abweisend zu mir ist obwohl eine Stimme im Kopf mir sagt "er kann mom nicht anders-muss erst mal mit sich ins reine kommen"
Kann die das Buch "SO NAH UND DOCH SO FERN" empfehlen.
Wünsche dir KRAFT zum durchhalten u. eine schöne, sonnige, stressfreie Woche.
Gruß
Mo
BettyM
Beiträge: 77
Registriert: 9. Mai 2010, 23:14

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von BettyM »

Liebe Mareice,

jetzt musste ich erst mal in meinem Kalender blättern, wie wann was wo passiert ist... ich schreibe da eigentlich seit Ende letzten Jahres tagebuchartig rein.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass fast alle Kontaktaufnahmen von mir aus kamen. Reaktionen: zu 80% gleich Null, ca 15% sachlich neutral und vielleicht zu 5% freundlich, liebevoll (entmutigend, nicht? Bezieht sich auf die Zeit von der Trennung bis zum bergauf Anfang Mai. Jetzt reagiert er eigentlich immer)

Also, erstes Treffen Ende Januar, danach erst wieder Mitte März (Das ging jeweils von ihm aus, er wollte reden). In beiden Treffen saß ein Wrack vor mir, das mir eigentlich nur sagen wollte, dass er sich von mir getrennt hat, weil er so nicht mehr weiter konnte, er wüsste, das er einen langen und schmerzlichen Weg vor sich hätte, dass er gar nicht mehr beziehungsfähig sei, dass er sein Ziel schon wieder deutlich vor Augen hätte, aber nicht wüsste, ob und wann er da jemals ankäme...Wobei er mich bei dem zweiten Treffen beim Abschied aber sehr lange und liebevoll im Arm hielt.

Dann Ende März ein erster Lichtblick, da er sich eine Wohnung angemietet hatte und sie mir sofort zeigen wollte. Danach im April nochmals ein totaler Kontaktabbruch, aufgrund von gegenseitigen Missverständnissen, Vorwürfen, emotionales Hochschaukeln, etc.

Ab Mitte April mehrere kurze Treffs, da er Sachen von hier in seine neue Wohnung brachte. Das war meistens auch nur neutral, aber oft mit im Arm beim Verabschieden halten. Dabei kamen auch Sätze wie: Glaub mir, ich arbeite sehr hart an mir und auch für uns. Trotzdem gab es für mich keine Möglichkeit, mal über meinen Frust zu sprechen oder dass er mir mal erklärt hätte, um was es eigentlich ging.

Anfang Mai das erste normale Treffen, indem es nicht unterschwellig um UNS ging, sondern nur allgemeines Erzählen, was so passiert war, aber das erste Mal war es wieder locker, lustig, unbeschwert.

Nur ein paar Tage später hatte ja auch ich endlich verstanden, dass es um eine Depression ging, fing an mich zu informieren und erst von da an ging es in kleinen Schritten bergauf (Hast du ja gelesen)

Im Nachhinein betrachtet, war es in dieser Phase das Schmerzlichste für mich, dass ich immer in diesem Zwiespalt steckte: Ja, er zeigt mir doch immer mal, dass er wieder mit mir zusammen sein möchte, aber wieso arbeitet er dann nicht für die Beziehung? Ich habe jede Rückzugsreaktion immer wieder als Schlag ins Gesicht gewertet.Ja, so konnte ich dann endlich verstehen, dass er gar nicht an der Beziehung arbeiten kann, sondern zunächst für sich arbeiten und kämpfen muss.

Dabei hat mir auch das Buch: "So nah und doch so fern" geholfen. (Wurde dir ja auch schon empfohlen ) Da geht es zwar in dem einen Teil um die Zeit VOR der Diagnose Depression, aber für mich war der Zeitpunkt Diagnosefeststellung einfach ein ganz anderer als für meinen Freund.

Wenn man im Internet sucht, WIE man am besten unterstützen kann (um mal wieder den Dreh zu deinem Titel zu finden) findet man sehr viel darüber, was man alles nicht tun sollte, aber sehr wenig darüber, was man tun könnte. Das ist zwar sehr entmutigend, aber ich glaube langsam, das ist das eigentliche Geheimnis:

Man kann in meinen Augen nichts tun, außer Abwarten und versuchen, keine Fehler zu machen. Punkt. Ende.
Außerdem noch wirklich zu akzeptieren, dass er der Spezialist für seine Krankheit ist und bleibt. Wieder Punkt.

Es gibt nichts, was man sagen oder tun könnte, um den Betroffenen irgendwie bei seiner Gesundung/Weg/Kampf "voran" zu bringen, außer vielleicht dem berühmten Zeigen, dass man trotzdem für ihn da ist/bleibt oder sich nicht abschrecken lässt durch manchmal nicht nachvollziehbare Verhaltensweisen.

Ja, das Warten oder die vielzitierte Geduld... worauf denn eigentlich?

Mal ganz ehrlich : Wenn ich MICH frage, ist mein wirkliches Ziel doch eigentlich gar nicht, dass ER um jeden Preis gesund wird
(Sorry wie das klingt, so altruistisch bin ich leider nicht, auch wenn das wahrscheinlich die "wahre" Liebe wäre, aber um jeden Preis würde bedeuten: eventuell ohne mich. Ein Dilemma, was in vielen Threads mitschwingt)

MEIN Ziel ist, wieder eine Liebesbeziehung zu einem gesunden, gleichwertigen Partner zu haben, in der sich Geben und Nehmen wieder annähernd die Waage halten.

Aber solange er mir zeigt, dass dies auch noch EINES SEINER Ziele ist, kann ich abwarten, bis er SEINEN Weg zu Ende gegangen ist. Außerdem weiß ich, dass er LIEBENSwert ist, auch wenn er das immer noch nicht für sich annimmt. Ob er mich am Ende seines Weges dann überhaupt noch neben sich haben möchte, das weiß ich nicht und das macht es auch immer wieder schwer. Dieses Abwarten, ohne dass dir jemand versprechen kann, dass zum Schluss das große Glück kommt...

Na ja , genug philosophiert.

Wie kann man am besten unterstützen? Aus meinen bisherigen Erfahrungen heraus: Abwarten, nicht einmischen, nicht Therapeut sein wollen, sich immer wieder ehrlich der Frage stellen, wieso und weshalb man den Weg (noch) mitgeht, aus den gefundenen Antworten heraus die Kraft zum Durchhalten schöpfen, diese Kraft für sich selbst verwenden und dem erkrankten Partner die Führung der Gesundung überlassen (Das sind meine Erfahrungen mit meinem Freund und nur das)

Alles Liebe für dich

Betty

P.S. Blondie: Das hat mich bei unseren ersten beiden Treffs auch total geschockt, dass er mir die Hand gibt, die Hand, um mich direkt auf Abstand zu halten
Blondie2511
Beiträge: 49
Registriert: 23. Nov 2009, 08:10

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Blondie2511 »

Hallo zusammen,

tat mal wieder gut zu lesen das es BETTY genauo geht/ergangen ist.
Unterstützen können wir als Angehörige nur gering - können eigentlich nur signalisieren das wir da sind und uns selbst nur informieren um die Krankheit zu verstehen (kann man das als Angehöriger überhaupt?)
So aber nun möchte ich auch mal etwas positives schreiben. Nachdem es mir ja den Anschein hatte das es nach 4,5 Wochen Klinik noch keine Fortschritte gibt /Taten da sind geht es seit dieser Woche Knall auf Fall. Mein LG bekommt nun 2mal wöchentlich TSK (Training sozialer Kompetenzen), darf ab WE wieder selbst Auto fahren. Sein vorraussichtlicher Entlasstermin steht wohl auch schon fest (19.08.) FREU u. er soll ab nächste Woche 2-3 mal wöchentlich für 1-2 Std. in seine Firma reinschauen u. sich Gedanken machen wie er es sich vorstellt nach dem Aufenthalt wieder anzufangen zu arbeiten. Mom habe ich das Gefühl das dieser Aufenthalt unsere Beziehung gefestigt hat (auch wenn ich am Anfang Angst vor dem Gegenteil hatte) dadurch das Sachen zur Sprache gekommen sind die unausgesprochen zwischen uns gestanden haben.
Also durchhalten.

Wünsche eine schöne Restwoch.

Gruß
Mo
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Mareice »

Liebe Betty,

wow, vielen herzlichen Dank dafür, dass Du Dir die Zeit und Kraft genommen hast, das alles so ausführlich aufzuschreiben!

„Entmutigend“ ist genau das richtige Wort… Es ist schön zu lesen und gibt sehr viel Kraft, dass sich das Warten und Geduld aufbringen lohnen kann (auch wenn mir schon bewusst ist, dass Ihr sicher auch noch einen weiten Weg vor Euch habt, aber Du hast schon viel geschafft).

Deine Gedanken kann ich absolut nachvollziehen… von der quälenden Unsicherheit und dem Unverständnis, warum er nicht kämpft oder nicht kämpfen kann und auch dem schrittweisen Realisieren, worum es sich handelt. Ich habe es am Anfang einfach als absolut nicht nachvollziehbar empfunden, wie und warum er sich so verhalten kann, die Gefühle angeblich von einem auf den anderen Tag weg sind, und auch ich habe erst wirklich begonnen zu verstehen, als ich angefangen hatte mich zu informieren.

Und natürlich kann man, denke ich, das eigene Ziel, wieder mit seinem Partner zusammen zu kommen und eine einigermaßen ausgewogene Beziehung zu führen, nie wirklich hinten anstellen – Bewunderung für jeden, der wirklich so viel Altruismus in sich trägt. Aber gerade das macht es sicher auch so viel schwerer, immer Geduld und Hoffnung zu wahren, viel schwerer als es bei Freunden oder Bekannten mit dieser Erkrankung wäre (wobei auch dieser Kampf mit Sicherheit nicht leicht zu führen ist!). Dein Satz „Außerdem weiß ich, dass er LIEBENSwert ist, auch wenn er das immer noch nicht für sich annimmt. Ob er mich am Ende seines Weges dann überhaupt noch neben sich haben möchte, das weiß ich nicht und das macht es auch immer wieder schwer. Dieses Abwarten, ohne dass dir jemand versprechen kann, dass zum Schluss das große Glück kommt...“ trifft ziemlich genau die Sorgen, die ich auch mit mir herumtrage, aber andererseits bringt es auch auf den Punkt, WARUM man immer wieder neue Kraft schöpft.

Die Situation bei uns ist schon etwas anders als sie bei Euch anfänglich war - ich weiß aber nicht, wie das genau zu werten ist. Wir haben schon regelmäßigen Kontakt… Nach unserem ersten Gespräch nach der Trennung hatten wir etwa drei Wochen keinen Kontakt, dann habe ich ihm eine Unternehmung vorgeschlagen. Diesen Vorschlag hat er zwar angenommen, aber immer mit den Worten: „Ich will nicht, dass Du Dir falsche Hoffnungen machst.“ Insgesamt waren es zwei Treffen, die sehr schön und harmonisch und auch vertraut, aber rein platonisch waren… und ich habe mich so zusammengerissen, dass er sicher danach auch nicht mehr wusste, wie es genau in mir aussieht, und wir haben dort auch nicht über die Beziehung gesprochen. Anders als bei Deinem Freund war es bislang auch immer wieder so, dass er in den unpassendsten Momenten betonte, dass er nicht wieder an den Punkt „Beziehung“ zurück wolle, dass seine Entscheidung feststehe etc., so auffällig, dass es fast klang, als müsse er es sich selbst immer wieder sagen. Aber natürlich ist es so, dass die Trennung auch „erst“ knapp drei Monate her ist, und je mehr ich hier lese (und dank der ausführlichen Antworten! , wird mir immer mehr bewusst, dass man wohl in ganz anderen Dimensionen denken muss. Seit ich ihm ganz offen und ehrlich gesagt habe, dass und warum ich denke, dass er über „Hilfe-Annehmen“ nachdenken sollte, ich ihm erklärt habe, wie unsere Beziehung aus meiner Sicht war und ich ihm auch klar gesagt habe, dass ich natürlich noch Gefühle für ihn habe und meine Wunschvorstellung trotz allem ist, ihn als Partner an meiner Seite zu haben, meldet er sich doch mehr von sich aus und teilt mit mir auch wieder mehr seiner „Alltagssorgen“ etc., und wir können auch etwas ungezwungener reden. Auch, wenn er bei dem besagten Gespräch selbst wieder absolut abweisend war, was das Thema Beziehung anging (was immer wieder ein Schlag ins Gesicht ist).

Ich denke, das Einzige, was wir tun können ist das von Dir genannte Nicht-Abschrecken-Lassen – dem Partner zu zeigen, dass man da ist, wenn man gebraucht wird, ist wahrscheinlich das Wichtigste.

Dir auch alles Liebe und vielen Dank, ich bin jetzt schon sehr froh, mich hier eingeloggt zu haben!

Mareice

@Blondie: Vielen Dank auch für Deine lieben Worte, und ich freu mich für Dich, dass Du so gute Neuigkeiten zu berichten hast! Ich wünsche Dir auch die Kraft, immer die positiven Dinge zu sehen (auch wenn sie oft versteckt sind unter Angst und Zweifeln), und eine sonnige Restwoche!
Mareice
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Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Mareice »

Hallo zusammen,

ich hätte sehr gern nochmal einen kurzen Rat von Euch.

Ich hatte heute einen sehr langen Chat (2 Stunden) mit meinem (Ex-)Freund, der Chat war größtenteils locker und nett, es ging um viele verschiedene Themen (nicht um die Beziehung). Im Moment kommt erschwerend dazu, dass seine Mutter eine schlechte Nachricht vom Arzt bekommen hat, er ihr sehr nahe steht und sich verständlicherweise viele Gedanken macht. Schon allein deshalb wollte ich ihn nicht auf die noch "ausstehenden" Erkenntnisse zu seiner Situation ansprechen, und habe ihm stattdessen eine gemeinsame Unternehmung angeboten, um ein wenig Abstand zu bekommen; leider hatte er genau das, was ich vorhatte, erst vor ein paar Tagen mit Arbeitskollegen gemacht und dementsprechend verständlicherweise keine Lust. Auf meinen Vorschlag, wenn er mal den Kopf frei bekommen möchte, könnten wir auch mal was anderes machen, kam nur "mal sehen".

Jetzt meine Frage: Soll ich ihm doch nochmal schreiben, dass ich da bin, wenn er reden will? Nicht bedrängend fragen, sondern Hilfe und "Dasein" anbieten, oder ist das schon zu viel? Im Moment klammern wir beide das Thema aus, ich auch wegen seiner Mutter. Seit unserem langen Gespräch sind jetzt fünf Wochen vergangen, ich bin die erste gewesen, die ihn damit konfrontiert hat, dass er Hilfe benötigen könnte, dränge ich ihn zu sehr, ist die Zeit zu kurz? Vor drei Wochen sagte er ja bereits, er habe nachgedacht und besagte "erste Erkenntnisse", die er mir gern in einer ruhigen Minute mitteilen würde. Aber seitdem ist er nicht wieder darauf zurückgekommen, der Kontakt ist rege, recht herzlich und naja, freundschaftlich...

Habt Ihr einen Rat?

Vielen Dank schon einmal und allen noch ein schönes Restwochenende!

Mareice
Mareice
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Re: Wie kann man am besten unterstützen?

Beitrag von Mareice »

Hallo Ihr Lieben,

ich habe erst überlegt, einen neuen Thread zu eröffnen, aber eigentlich passt das Thema ja immer noch...

Zur Zeit weiß ich gerade einmal wieder nicht weiter... Ich bekomme so gemischte Signale von meinem Ex, dass ich absolut nicht weiß, wie ich am besten weitermache, was ich glauben soll und was nicht, ohne mich selbst zu verlieren...

Auf mein Angebot, dass er jederzeit mit mir reden könne, was seine Probleme angeht, bekam ich die Antwort, dass ihm klar geworden sei, dass er wohl jemanden zum Reden brauche (was ich als großen Schritt angesehen habe), ich aber aufgrund der "Vorgeschichte" dies nicht sein könne. Treffen zu zweit ist er seitdem aus dem Weg gegangen, so dass ich mal wieder den Umweg über meine Katze gewählt habe (habe ihn nach Betreuung für 1 Woche gefragt) - nach einem Tag Bedenkzeit meldete er sich von sich aus und sagte, er könne sie nehmen.

Vor einer Woche war eine Verranstaltung im Rahmen eines seiner Hobbys - ich habe ewig hin und her überlegt, ob ich dort hinfahren sollte oder nicht, weil es eigentlich nicht mein Hobby ist und es eigentlich nicht meine Freunde sind. Ich habe es dann doch gemacht, schon allein, um mir nicht hinterher Vorwürfe oder Gedanken zu machen, dass ich vielleicht eine Gelegenheit verpassen würde. Sein Platz im Auto war dann leider schon besetzt, was ihm deutlich leid tat. Dort angekommen, waren wir zwar ganz klar kein Paar (was mir auch wehtat, bei einer ähnlichen Veranstaltung im April waren wir es noch), aber er verbrachte dennoch 3-4 Stunden an meiner Seite und nicht bei seinen Freunden. Als es eine recht vertraute Situation gab, weil wir uns neckten, wich er meinem Blick plötzlich aus. Geschlafen haben wir an unterschiedlichen Ecken des Raumes, aber bevor er sich hinlegte, schaute bekam ich noch einen langen Blick zugeworfen.

Als ich ihm dann meine Katze brachte, bat er mich meine Familie zu grüßen. Ein paar Tage später erkundigte ich mich nach meiner Katze und bekam die Antwort "Wie geht es Euch? Ist die wichtigere Frage". Als ich dann wieder bei ihm war, um die Katze abzuholen, war ich etwas neben mir, weil mir vorher eine blöde Sache passiert war. Von ihm kam "Mann Mädel, was bist Du denn im Moment so durch den Wind?" Ich habe ihn nur angeguckt, wusste nicht, was zu antworten, dachte, das muss er doch wissen... Und er kam dann gleich mit der Frage nach der Gesundheit meiner Mutter. Am selben Abend erkundigte er sich dann noch nach meinem Befinden, und brachte mich zum Lachen (alles im Chat).

Auf der anderen Seite hat er gestern einem gemeinsam Freund auf Nachfrage von dessen Seite gesagt, dass er die Beziehung beendet habe, weil (Zitat): "eben irgendwas, was am Anfang da war, dann irgendwann nicht mehr bei ihm da war". Als besagter Freund wissen wollte, ob es nur ein vorübergehendes "Tief" sei oder endgültig, hat er anscheinend ziemlich deutlich letzteres gesagt... Was mich schon wieder komplett an allem zweifeln lässt. Wenn er das nun immer noch sagt, nach so langer Zeit, wie muss ich das deuten?

Generell ist es so, dass er sich etwa genauso oft bei mir meldet wie ich mich bei ihm, er mir von sich aus von wichtigen Dingen in seinem Leben berichtet etc., sich also der Kontakt schon verbessert hat, aber auf einer freundschaftlichen Ebene. Am Freitag war ich zum ersten Mal seit der Trennung im Mai wieder in seiner Wohnung, notgedrungen, um die Katze abzuholen. Die Wohnung ist ein einziges Chaos, unaufgeräumt und dreckig, ungeöffnete Briefe... Das Photo und Karten von mir sind weg... Gleichzeitig pflegt er sich und hat seit der Trennung wieder viel abgenommen, was er auch jedem, der es wissen will oder auch nicht, teils auf öffentlichen Internet-Plattformen, kundtut. (Früher war es immer so, wenn es ihm schlecht ging, hat er zugenommen, weil er die Finger nicht von Schokolade lassen konnte - assoziiert er nun also Trennung = gut, weil wieder abgenommen?)

Ich habe ihn bislang noch nicht wieder angesprochen wegen einer möglichen Therapie, weil ich vermeiden wollte, dass er Angst hat, sich mit mir zu treffen oder mit mir zu sprechen, denn ich bin ja die einzige, die ihn so kennt. Ich würde mich gern für das Katzensitting bedanken mit einem gemeinsame Abend in einer Bar, in der man auch Spiele spielen kann, damit es nicht so verkrampft wird, habe ihn aber noch nicht gefragt, auch aus Angst, dass er wieder absagt.

Ich schwanke zwischen Starkbleiben und sehen, dass er drei Tage vor der Trennung noch große Gefühle hatte, die jetzt angeblich weg sein sollen, natürlich im Wissen seiner Persönlichkeit und seiner Probleme, und der Angst, dass ich mich verrenne, weil er vielleicht wirklich alles nur freundschaftlich sieht. Hatte auch überlegt, ihm eine lange Mail zu schreiben, wie es in mir aussieht, wie ich ihn sehe, was ich empfinde, mit den Erkenntnissen, die ich hier und aus Büchern gewonnen habe. Diese Mail würde aber auch einen Kontaktabbruch beinhalten, nach dem er sich dann melden müsste. Im Moment fühle ich mich aber noch nicht so weit, weil ich die Angst habe, dann von ihm gar nicht mehr zu hören...

Bei dem langen Gespräch, das wir hatten, habe ich ihm am Ende auch gesagt, dass ich ihn weiterhin als Partner an meiner Seite möchte, also weiß er das doch eigentlich und kann nicht wirklich davon ausgehen, dass ich Freundschaft will, oder?

Was ist der richtige Weg? Ich weiß wirklich nicht weiter und würde mich sehr über einen Rat freuen von denen, die das schon erlebt haben... Babi, vielleicht kannst auch Du etwas dazu sagen, wie man ein solches Verhalten deuten kann? Ich habe schon so viele Einträge von Dir gelesen und finde es auch immer wertvoll, die andere Sichtweise zu sehen.

Ich freu mich über jeden Rat!

Danke und allen noch einen schönen Sonntag,
Mareice
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