Das Wort "Krankheit" aussprechen?

BettyM
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

Liebe Babi,

danke, ich werde es genießen, ganz bestimmt

Gestern habe ich wieder in alten Beiträgen gelesen.
Manchmal lernt man ganz viel (z.B. dass in depressiven Phasen der Kontakt zu "unwichtigen" Personen aufrecht erhalten werden kann: Super hätte ich das vorher gewusst, hätte ich ihn nicht mit "Vertrauensbruch" konfrontiert. Na ja, weiß ich dann wenigstens für die Zukunft, wie ich damit umgehen soll, nämlich gar nicht) und manchmal stößt man auf Dinge, die man für sehr individuell hielt, die man aber so auch bei anderen findet.

In einem Thread ging es mal darum, dass Depressive lernen müssen, dass auch sie Glück einfach so verdient haben und annehmen dürfen.

Dazu durfte ich ganz im Anfang hören: "Vielleicht bin ich ja auch mal ein Hans im Glück" und später mal: "Ich sag dir jetzt mal was ganz Wichtiges: Wenn ich es mit dir nicht schaffe, dann schaffe ich es mit überhaupt keiner Frau"


Mir ist klar, dass er das Glück annehmen alleine schaffen muss und sich selbst wertvoll genug dafür empfinden muss, ABER gibt es Sätze, die ich dazu sagen kann? Wie kann ich ausdrücken: Du bist so ein toller Mensch, akzeptiere doch einfach, dass auch dir ganz viel Glück zusteht?

Und dieses Dilemma: Starken Partner suchen und sich dann davon überfordert fühlen?

Wie kann man einem Depressiven klar machen, dass "Sich Anlehnen" an den Partner doch nicht automatisch Belastung bedeutet, sondern ein Vertrauensbeweis wäre?

Apropos Vertrauen: Das habe ich jetzt endlich auch kapiert, dass Formulierungen wie: Ich mache mir doch Sorgen um dich.... vollkommen in die falsche Richtung gehen. Das signalisiert doch nur: Ich habe kein Vertrauen in dich oder wie du das machst.


Na ja, mal wieder ein paar Überlegungen.

Hat einer von euch Angehörigen mal eine Formulierung zum Glück-annehmen oder auch zum Anlehnen-können gefunden, bei der ihr das Gefühl hattet, forderungsfrei durchgedrungen zu sein?

Und Babi (und andere Betroffene), gäbe es Sätze, die ihr glauben könntet?


Ganz liebe Grüße an alle
Babi
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Hallo liebe Betty,

es ist sehr schwierig, für uns Depressive, zuzulassen, sich auch einmal anlehnen zu können. Wir fühlen uns dann irgendwie schwach und hilflos weißt du. Und es reicht uns schon, wenn wir uns nur allzu oft schwach und hilflos gegenüber unserer Krankheit fühlen. Deswegen vermeiden wir auch zusätzliche Situationen wie z.B. sie an jemand anlehnen, wo man sich auch schwach und hilfos fühlt. Deswegen ist es auch schwierig, uns das klarzumachen.
Verstehst du?

Wichtig sind nicht allein die Worte, die man zu uns sagt, sondern daß man sie immer wieder und wieder sagt, daß sie sich in uns festsetzen können, nur so fangen wir langsam an, daran zu glauben. So habe ich das jedenfalls bei mir festgestellt.
Je öfter man mir etwas sagt, desto mehr beginne ich, daran zu glauben.

Die Worte, die man da sagen sollte, sind bei jedem verschieden, das kann man nicht so verallgemeinern, weißt du. Da gibt es keine Wörter, die man immer anwenden kann.
Für mich sind Worte wie "Du bist so ein liebenswerter Mensch" am meisten wirksam.
Aber das ist bei jedem verschieden.

Man muß herausfinden, was man sagen muß, weißt du.

Ich wünsch dir einen schönen Pfingstmontag!

Deine Babi
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:) ;)
BettyM
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

Liebe Babi,

ja, ich habe es befürchtet, dass dies etwas ist, was Betroffene vielleicht nie lernen werden.

Gut, wenn man weiß, dass es ihnen reicht, sich hilflos und schwach gegenüber der Krankheit zu fühlen, kann man auch nachvollziehen, wieso sie nicht weitere Schwäche zugeben mögen.

Und irgendwie ist dann auch klar, dass die ganze "Hilfeschiene" nicht funktionieren kann.

Ich werde mir deinen Satz gut merken, das ist sehr schön

Ich drück dich, du Süße
Babi
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Hi Betty,

ich drück dich auch mal.

Du machts das schon richtig!

Ich gehe jetzt gleich zu meinen Eltern. Bin dort zum Essen eingeladen. Ich hoffe es geht alles gut, und meine Mum macht nicht wieder was, was mich runterhaut.
Denn meine Schwester kommt auch und das ist schwierig, denn sie ist der Liebling meiner Mum.
Aber ich werde das irgendwie schaffen.

Alles Liebe Babi
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BettyM
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

Hi Babi,

"irgendwie" schaffen wirst du es, aber ich hoffe, ich es geht auch wirklich gut...

Ich kenne dieses Problem nur "ansatzweise". Mein Vater bringt mich auch heute noch regelmäßig aus der Fassung, obwohl er 500 km entfernt wohnt, ich ihn nur 1-2 mal im Jahr sehe und er und seine Ansichten mir inzwischen reichlich wurscht sind.

Aber je älter ich werde, um so überzeugter kann ich anschließend denken: L m a A alter Mann! Vielleicht schaffst du das ja wenigstens ein ganz kleines bisschen
Babi
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Hallo Betty,

ich danke dir.
Ich habe es ganz gut geschafft, war aber jetzt ganz froh, als ich auch wieder gehen konnte.
Ist doch anstrengend, wenn man der Familie vormachen muß, daß es einem gut geht.

Liebe Grüße Babi
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BettyM
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

Hallo Ihr Lieben, wollte euch mal wieder auf den neuesten Stand bringen

Insgesamt kann man sagen, es geht weiter bergauf!

Nachdem ich aus meinem Urlaub wieder kam, gab es mehrere sehr schöne und intensive Begegnungen, mit sehr viel Reden, sehr viel Verständnis füreinander und auch wieder sehr viel körperlichem Kontakt.

Andererseits außer diesen 3 Highlight-Treffs (zwischen 1 Abend und 2 Wochenenden) wieder tagelanges Nichts-Hören oder auch neutralste smse, bzw. 1-Satz-Emails (natürlich ohne Gruß, Kuss oder dergleichen)

Im Großen und Ganzen kann ich damit umgehen, aber in den letzten Tagen stand mir der Frust bis oben hin: Mein Hund wurde eingeschläfert und er bot an, für ein halbes Stündchen vorbei zu kommen; er wusste dass ich auf eine wichtige finanzielle Entscheidung wartete und fragte einfach nicht nach, wie es ausgegangen ist; ich habe mehrfach gesagt, dass ich dringend mit ihm sprechen müsste und er hatte nie Zeit dafür.
Am Mittwoch dann endlich ein Treffen. Ich war so gefrustet, dass ich all mein aktiv Zuhören und Einstellen auf ihn in den Wind geschossen habe und mal nur davon gesprochen habe, wie es mir geht, was mir fehlt und Massen von Fragen stakkatoartig gestellt habe, da ich ja kaum noch Infos hatte, was läuft, passiert war, etc.

Und, oh Wunder, alles wurde beantwortet und meinen Frust nachvollziehen konnte er auch. Und dabei sagte er, dass er in den letzten Wochen immer wieder so eine Phase hatte, in der er sich selbst nicht leiden konnte und er deshalb das Gefühl hatte, so wie er drauf wäre, könnte er sich keinem Menschen zumuten. Er würde auch spüren, dass er derzeit sehr und ausschließlich mit sich selbst beschäftigt wäre und alles andere vergessen würde (Ging um die finanzielle Geschichte und er könnte kaum glauben, dass er das vergessen habe. Er würde sich noch nicht mal "schuldig" fühlen, sondern wäre nur geschockt, dass er nicht daran gedacht hätte)

Wir haben jetzt ein Codewort vereinbart, damit ich in Zukunft weiß, dass es mal wieder ne instabile Phase gibt und es dann (hoffentlich) nicht mehr persönlich nehme. Irgendwie ist das doch das Problem: Bei allem Verständnis und Einfühlen-Versuchen, fühlt man sich als Angehöriger jedesmal wieder so zurückgestoßen. Im Sinne von: Wie kann er sagen, dass es sein erklärtes Ziel ist, wieder mit mir zusammenzuleben und überbrückt die Zeit nicht, indem er normalsten freundschaftlichen Umgang zeigt? Einfach nur mal nachfragen, wie es mir geht.
Na ja gut, ich hoffe, wenn er mir durch ein Codewort (weil langes Erklären ist dann ja eh nicht drin) zeigt, dass es gerade mal wieder nicht geht, ich ruhiger Abwarten kann, bis er wieder auf mich zukommt.

Vom Therapeuten habe ich noch erfahren, dass der das gut findet, dass wir wieder normalisierten Kontakt haben und dass mein Freund auf einem sehr guten Weg wäre, dass ich aber gewarnt sein sollte, dass er längst noch nicht stabil ist. Auf meine Nachfrage kam dann, dass er immer noch innerhalb kürzester Zeit in negative Phasen rutschen würde.

ABER er hat den großen Schritt gewagt und ein Treffen mit mir UND seinem Sohn arrangiert (Was in 3 Jahren Beziehung nicht ging) Es war völlig unkompliziert, kein Stress, Sohn und ich fanden uns gegenseitig sehr nett. Das war ja einer meiner Frust-Gründe, dass ich anschließend tagelang nicht erfahren habe, wie der kleine Mann auf mich reagiert hat! Aber der hat wirklich gesagt, dass er mich nett findet und ob wir nochmal was zusammen machen würden, FREU.

Das sind doch alles positive Entwicklungen oder nicht? Die Sohngeschichte zeigt doch, dass er weiter daran arbeitet, sein Leben zu verändern und zur Ruhe zu kommen? Dass er das so deutlich formuliert hat mit den Phasen in denen er sich selbst nicht leiden kann und sich nicht zumuten will doch auch?

Auch die Selbsterkenntnis, dass er sehr auf sich selbst fixiert ist?
Ist das gut, dass er das erkennt und benennen kann oder zeigt das, dass er noch meilenweit von gesund entfernt ist?

Mache ich mir was vor oder sind das alles Durchbrüche??? Das würde mich wirklich sehr interessieren, wie ihr das einschätzt? Ich sehe viele, viele positive Entwicklungen, aber ihr haltet das vielleicht für die rosarote Brille????

Hat das schonmal jemand von euch ausprobiert mit dem Codewort?


Wünsche euch allen ein sonniges und nicht zuuuu heißes Wochenende

Betty
Babi
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Hallo Betty,

das hört sich alles sehr sehr gut an.
Das sind echte Fortschritte, das kannst du mir glauben.
Und das mit dem Codewort kenn ich auch, das hat mir mal meine Therapeutin empfohlen.

Ich find das ganz toll, wie ihr das regelt, das bekommt nicht jedes Paar so hin, wo ein Partner depressiv ist.
Ich habe auch das Gefühl, daß dein Freund im Moment wieder zugänglicher ist und das ist ganz wichtig.
Wenn er nicht was erkennen würde und nicht auf dich eingehen würde in mancher Beziehung könntet ihr auch keine Fortschritte machen.

Er hat wirklich schon viel gelernt und das Treffen mit seinem Sohn wird ihm auch einen Stein vom Herzen genommen habe, glaub mir.
Ich denke, das hat ihn auch die ganze Zeit sehr belastet und jetzt ist er erleichtert.
Das ist ganz wichtig, denn jetzt kann er gelöster an alles andere gehen, verstehst du.

Ich drück dich mal und wünsch dir weiterhin viel Kraft und daß es weiter aufwärts geht.

Ganz liebe Grüße Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
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sunshine45
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Betty,
das mit dem Codewort kenne ich auch. Wir hatten das auch, es hat mal zeitweise geholfen, aber dann waren die Emotionen so hoch, dass uns das auch nicht mehr weitergebracht hat.
Aber es ist auf jeden Fall einen Versuch wert.
Geduld ist und ein gesunder Egoismus auf Seiten der Angehörigen sind die Zauberworte bei dieser Erkrankung der Angehörigen.
Alles Gute und weiterhin positive Entwicklungen
die Koboldin
Love it, leave it or change it!
Marionka
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Marionka »

Hallo Betty,

ich würde gern mehr über dein Frustessen und -trinken wissen, denn auch ich habe mir ca.10 kg angegessen.

Hab in koboldins thread davon gelesen. Mein Profil ist offen. Würde mich freuen, wenn du mich perönlich anschreibst, denn ich will nicht, dass wir hier eine auf den Deckel kriegen.

LG Marion
BettyM
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

Mal wieder ein Update Es tut mir Leid, ist sehr lang geworden, aber es bewegt mich gerade so....

Wir haben uns letzten und diesen Mittwoch getroffen

Mittwoch letzte Woche: Habe ihn besucht. Er war sehr gut drauf, essen gegangen, danach zurück in seine Wohnung, sehr lange auf dem Balkon gesessen und 2 Flaschen Wein geköpft, denn als wir in dem Resto saßen und ich mal wieder Wasser bestellen wollte, habe ich völlig spontan gesagt: Ach eigentlich könnte ich ja auch mal was trinken und bei dir übernachten, denn morgen habe ich Spätdienst und muss erst um 12 losfahren. Antwort: Kein Problem. Ich blieb trotzdem erstmal bei Weinschorle und auf dem Balkon "nötigte" (haha) er mich zu ordentlich Wein.

Na ja, Bett war dementsprechend. Will heißen: gaaaaanz viele Emotionen und u.a.beim Einschlafen gemurmeltes: Du bist da, alles ist gut , aber sonst ging nix.

Zu der oft gestellten Frage, wieso emotionale und körperliche Nähe nur geht unter Alkoholeinfluss, habe ich mich jetzt zu der Haltung entschlossen: Betrunkene sprechen die Wahrheit und eigentlich ist es mir sch...egal, was ihn enthemmt!

Zwischendurch noch ein absolutes Highlight passiert: habe gesagt, dass ich aber morgens nicht mit ihm um 5 Uhr aufstehen würde, es würde ja wohl reichen, wenn ich die Türe einfach zuziehen würde. Daraufhin hat er mir seinen Zweitschlüssel gegeben

Die Tage danach mal wieder nur kürzeste und neutralste smse. Habe dann mal mit Codewort nachgefragt (Das war übrigens keine Idee von mir, habe ich hier in diesem tollen Forum gelesen!!!) Als dann nur kam: Nein, nur Stress. fand ich das echt gut. Scheint was zu bringen. Ich wusste, keine Verstimmung, nix mit mir zu tun, also nur viel Arbeit.

Dann Mittwoch diese Woche: Er war angespannt, fühlte sich kränklich, ich hatte deutlich das Gefühl, er trifft sich nur mit mir, um mir einen Gefallen zu tun. Dieser Mittwoch war auch nach nur 2 Stunden beendet. Vorausgegangen war, dass ich ihm per mail am WE vorgeschlagen hatte, an seinem Geburtstag Ende August nicht nur den Abend gemeinsam zu verbringen, sondern das ganze WE.
Als dann am Mittwoch das Thema anstand: Er wüsste noch nicht, ob er ein ganzes WE könne, das müsse er noch in seinem Kopf "werkeln" lassen, der letzte Mittwoch hätte emotional sehr viel in ihm ausgelöst, da müsse sein Kopf noch hinterher.

Babi du meine Ratgeberin ich habs gehört, verstanden, an deine Worte gedacht und wusste, ok, ich hab ihn überfordert mit dem ganzen WE. Thema ist dann versandet und Abend war ne halbe Stunde später beendet.

Nachts habe ich dann ne sms geschrieben, dass ich mich ein bisschen entschuldigen möchte, es wäre mir nicht klar gewesen, dass der Mittwoch davor ein "Der-Kopf-muss-noch-hinterher-Tag" gewesen wäre und dass ich mit nem Geburtstagsabendessen zufrieden wäre.

Kam dann heute morgen: Wäre alles halb so wild, ich müsse mich nicht entschuldigen, wann ich abends zu Hause wäre, er würde mich gerne sehen.

Ich konnte es nicht fassen: Am Donnerstag? Der längste Arbeitstag überhaupt? Nach dem frostigen Abend gestern?
Ich bin sicher, das war nur der "Ich hab verstanden" sms von gestern zu verdanken. Oder nicht, Babi?

Heute dann wirklich für 2 Stunden hier gewesen. Er hat ganz viel über seine Therapie erzählt,u.a. dass er den Therapeuten dringend persönlich sehen wolle, er müsse ganz viel besprechen.

Ja, was denn???

Er wolle mich noch mehr in sein Leben integrieren und wüsste nicht, wie er das machen solle und wie er dabei in seiner Ruhe bleiben solle...

Hüpf, freu Das IST ein gutes Zeichen, er kämpft weiter für mich und uns, er ist sich der Stabilitätsrisiken bewusst, aber WILL es trotzdem wagen.

Echt, ich bin so glücklich... Ohne dieses Forum hätte ich nach gestern gedacht: Das wird doch nie was, mal Hü mal Hott, auf seine Gefühle kann man sich nicht verlassen -und hätte mit meinen Reaktionen das kleine Pflänzchen wieder zertrampelt.

Babi, ich bin dir so dankbar, dass du mir das mit dem Kopf muss hinterher mal erklärt hast, ich hätte es sonst nie GEHÖRT.

Und es geht noch weiter:

Thema ging dann noch darum, dass immer ICH die Vorschläge mache, wann wir uns wie oder in welcher Form treffen könnten. Da kam dann doch tatsächlich: Er hätte sehr wohl auch dieses Bedürfnis, aber würde davor zurückschrecken, über mein Leben zu bestimmen und mir "Vorschreiben" zu wollen, dass er mich sehen wolle.

Hallo??? Das nenne ich jetzt mal verzerrte Wahrnehmung. Darf ja wohl nicht wahr sein, verdammte Depression!

Ich habe ihm geantwortet, dass er mich damit immer in die Rolle der Fordernden drängen würde und das ich da nicht gerne wäre. Außerdem könnte ich ja als Kompromiss akzeptieren, dass es eine Art Rücksichtsnahme auf mich wäre, er aber bitte dann auch als Kompromiss akzeptieren soll, dass es bei mir nicht als Rücksichtnahme, sondern als Interesselosigkeit ankäme.

Und da konnte ich mal wieder zuschauen, wie es im Kopf "werkelte"... Ich habe auch kurz danach gesagt, ich glaube, er müsse jetzt mal wieder in seine Wohnung fahren um alleine zu sein und seine Ruhe zu haben. Wurde auch dankbar angenommen und er ist in denkender, aber guter Stimmung gefahren.

Diesmal muss ich gar nicht fragen, ob ich ne rosarote Brille aufhabe, das IST ALLES POSITIV. Es muss mich auch keiner aus meiner euphorischen Stimmung holen, ich weiß, dass der Weg noch nicht zu Ende ist. Es wird wieder Rückschritte geben und Stillstände, aber es geht voran!

Ich freu mich so sehr darüber, was schon alles besser geworden ist, ich freu mich gerade einfach nur

Ganz liebe Grüße an alle
Betty

@Marion: Post ist raus
Babi
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Mensch Betty,

hatte Tränen in den Augen, als ich deine Worte gelesen habe.

Ist das toll, wirklich!
Es geht voran bei dir und ihm, und zwar richtig gut sogar!
Es läuft genau richtig bei euch!

Und du hast genau alles richtig erkannt!
Betty, du hast dafür gesorgt, daß sein Vertrauen wieder gestiegen ist durch dein Verhalten. Dafür muß ich dich mal drücken, wirklich!

Er merkt, daß du ihn besser verstehst wie früher und das bewirkt, daß er dich langsam wieder näher an dich ranläßt, verstehst du.
Das mit dem "Kopf hinterherhängen" wird immer wieder vorkommen, das ist klar und dann braucht er seine Rückzugsphasen.

Und natürlich wollte er dich sehen, weil er gemerkt hat, du hast verstanden, das hast du ganz recht erkannt!
Und daß du zu ihm gesagt hast, er müssen jetzt mal wieder in seine Wohnung gehen, um alleine zu sein und Ruhe zu haben, ist total klasse Betty! Du erkennst wirklich mittlerweile genau, was er braucht.
Kompliment an dich!

Und du hast auch richtig erkannt, daß du ihn mit dem WE überfordert hast. Weißt du, dein Freund kann im Moment nur von einem auf den nächsten Tag planen, denn eine Depression ist unberechenbar.
Und deshalb sagt er dir auch lieber nix zu, was noch eine Weile entfernt liegt, dann kann er dich auch nicht enttäuschen, wenn er unverhofft ein Tief bekommt, verstehst du.

Und nochwas:
Depressive haben immer Angst, das Leben desjenigen, den sie lieb haben, zu sehr zu beeinflussen. Deswegen hat er gesagt, er traut sich nicht, was vorzuschlagen. Das zeigt auch, wie wichtig es ihm ist, daß du glücklich bist, Betty. Daß er so rücksichtsvoll dir gegenüber ist, zeigt, wie viel du ihm bedeutest.
Lass ihm da noch Zeit, irgendwann wird auch da der Knoten bei ihm platzen, glaub mir.

Und noch ein Wort zu dem enthemmenden Alkohol. Ich kann da nur von mir reden: Wenn ich Alkohol getrunken habe, dann rücken meine Ängste in den Hintergrund und ich kann endlich mal geniessen, auch wenn ich das nicht oft mache mit dem Alkohol.
Möglicherweise ist es ihm an dem geschilderten Abend genauso gegangen.

Auf jeden Fall kannst du das zu Recht alles positiv sehen, liebe Betty und ich freue mich wahnsinnig für dich.

Ganz liebe Grüße Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
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:) ;)
Analena
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Analena »

Ach Mensch, liebe Betty,

das ist wirklich ganz wunderbar, zu lesen und ich finde auch, dass du das wirklich, wirklich gut und sehr einfühlsam gemacht hast. Auch ich musste grad echt weinen weil das so ermutigend ist zu lesen und es so viel Hoffnung gibt und weil ich davon lernen kann.

Bei mir ist auch soviel passiert - schreibe es gleich in meinem Thread.

Aber jetzt erstmal wirklich meine Anerkennung, ihr beide macht das gut, du machst das gut und er öffnet sich langsam.
Wie schön! Ehrlich, das rührt mich gerade total.

Ich wünsch euch beiden ganz viel Glück und das richtige Gefühl für euch - weiterhin.
Das ist ein guter Weg!

Ich drück dich.
Liebe Grüße,
Analena
BettyM
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

Und das Auf und Ab geht weiter...

Gestern hatten wir auch angedacht, dass ich nach meiner Arbeit (wäre gegen 21 Uhr) gewesen, bei ihm vorbei fahre, dort übernachte und wir uns morgens trennen, da ich nachmittags eine Veranstaltung mit meiner Abteilung habe. Mein Freund wiederum will nachmittags seine Eltern in Nordholland abholen, sie nach Hause bringen und erst Sonntag nach DE zurück fahren.

Auch diese Idee trug zu meiner Euphorie bei.... Ich habe beim Abschied noch 2mal gesagt, wenn du morgen merkst, es geht nicht, dann schreibe es mir mit Codewort.

Nun ja, dann hatte ich heute nachmittag das Codewort plus ich möchte heute Abend nciht, es geht nicht.

Meine Antwort: Ok, habe verstanden. Melde dich, wenn es dir wieder besser geht, Kuss


Alsooooo... mit Dämpfern hatte ich ja gerechnet. Dass er das Codewort benutzen kann, fand ich gut. Ich denke auch, dass meine Antwort eher vertrauensbildend war und bin mal sehr gespannt, wann und welche Reaktion jetzt irgendwann kommt.

Babi, ich hoffe eigentlich eher, dass es nicht ein depressiver Schub ist, sondern Rückzug, um wieder "hinterher zu kommen" ??? Wielange das dauert, kann wahrscheinlich keiner sagen, bin wirklich sehr gespannt.

Und du hast geschrieben, dass mein Freund im Moment nur von einem auf den nächsten Tag planen kann, denn eine Depression ist unberechenbar.
Kannst du mir das genauer erklären? Ist das mehr die Angst davor, dann nicht gut drauf zu sein? Wenn ich es mir überlege, kamen da häufiger Andeutungen in der Richtung und als wir noch zusammen waren, hat er auch manchmal geplante Sachen mit Hinweis auf "mein Rücken macht einfach nicht mit" abgesagt, bzw. mich alleine geschickt. Sind das denn "Tagestiefs", die so schlimm sind? Nein, noch weniger verstehe ich, dass man schon langfristige Planungen erst gar nicht angeht. Was lässt einen davor zurückschrecken?

Und was mich ein bisschen wurmt und da brauche ich auch deine Erklärung, liebe Babi, wieso "schafft" er es, MIR immer wieder abzusagen und bei Eltern/Sohn reißt er sich zusammen?

Also der Sohn, ok, da ist wohl das Verantwortungsgefühl noch übermächtiger als die eigene schlechte Verfassung, aber die Eltern? Immer wieder scheinen da Schuldgefühle mobilisert zu werden. Menno Babi, kann man daraus irgendwas Positives für mich ableiten??? Hoffentlich, denn ich befürchte, dass ich das sonst mal was dazu sagen werde (und das ist ganz bestimmt nicht schlau von mir)

Insgesamt bin ich aber weiter positiv und denke, dies ist ein Versuch der Stabilisierung und ich bin so gespannt, wann ich wieder was höre...

Liebe Grüße an alle und dir liebe Babi, dass deine Einladung ein schöner Abend gewesen ist.

Betty
Babi
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Hallo liebe Betty,

du hast das schon richtig erkannt: Es ist ein Rückzug, um wieder hinterher zu kommen.
Wenn dieser Rückzug nicht rechtzeitig da ist, kommt wieder ein depressiver Schub, weißt du.

Du willst wissen, was ich damit meine, daß die Krankheit unberechenbar ist?
Schau, ich meine damit, daß man bei einer Depression nie wissen kann, wann der nächste Schub kommt, das kommt immer ganz plötzlich und überfällt einen quasi, verstehst du.
Ich plane deswegen auch nie so lange vorher, denn es kostet wahnsinnig Kraft, etwas geplantes durchzuhalten oder zu machen, wenn man mitten in einem depressiven Schub oder Loch steckt.
Ich ziehe das dann zwar manchmal trotzdem durch, wenn ich was ausgemacht hab, aber ich bin dann hinterher total erschöpft.

Du fragst, warum er sich bei seiner Familie zusammenreißen kann und bei dir sagt er immer wieder ab.
Ganz einfach, weil er dir mehr vertraut, wie seiner Familie, er weiß, daß du seine Krankheit kennst und das einzuschätzen weißt, deswegen traut er sich auch bei dir abzusagen.
Bei seiner Familie traut er sich das einfach nicht, verstehst du. Er hat in sich das Gefühl, daß seine Familie von ihm erwartet, daß er da quasi funktioniert. So geht mir das mit meiner Familie und ich kann mir vorstellen, daß es ihm da genauso geht. Vielleicht hat er im Vorfeld auch die Erfahrung gemacht, daß seine Familie kein Verständnis für seine Probleme usw. hat.
So geht es mir leider mit meiner Familie, deswegen weiß ich da, wovon ich rede.

Also versuch, das positive für dich daran zu sehen und nicht das negative.
Das Vertrauen in dich ist größer wie das Vertrauen in seine Familie und das ist doch schön.

Schuldgefühle können da natürlich auch mit reinspielen, aber ob das so ist, weiß nur er allein.

Ich wünsch dir jetzt mal eine gute Nacht.

Alles Liebe Babi
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BettyM
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

Und schon wieder "Auf"

Er sollte sich melden, wenn es ihm wieder besser geht und was ist passiert? Er steht heute morgen um 9:45 Uhr vor meiner Tür

Als Ausrede diente ein "gescheiter" Kaffee und irgendein Werkzeug, grins. Geblieben ist er ne knappe Stunde bis eben gerade, Stimmung sehr, sehr gut, kein Wort zu gestern, von uns beiden nicht, ist ja auch nicht mehr wichtig.

Danke Babi, dass du mir gestern Nacht noch geantwortet hast.

Also ich sehe das Positive und kann mich nur damit trösten, dass er dann scheinbar schon lange mehr Vertrauen zu mir als zu denen hat, denn ich war immer diejenige, die "hintenrunter" gefallen ist. Andererseits ist er gerade sehr dabei, sich von seiner Mutter zu lösen. Auf meine Frage, ob sie denn nach dem nach Hause bringen morgen was geplant hätte, kam: Das ist mir so egal, das reicht mir, wenn ich die abgeliefert habe. Ich kriege gerade eh die Pimpernellen, wenn ich nur dran denke!

Tja, dann denke ich mal, dass die Zeit immer mehr für mich arbeitet....

Und zu dem nicht Planen können/wollen: Das beruhigt mich jetzt auch, dass das depressionsgeschuldet ist. In den letzten Jahren habe ich schon öfter mal gedacht: Auf den kann man sich eigentlich gar nicht verlassen. Kaum ist mal was Schönes geplant, wird er schwierig und man weiß bis zum Schluß nicht, ob es überhaupt klappt. Also gut, dann habe ich auch hier die Hoffnung, dass es nicht sein "schwieriger Charakter" ist, sondern krankheitsbedingt ist und sich somit ändern KANN.

Dass der sich eben sogar persönlich gemeldet hat, ist toll Da bin ich jetzt mal wirklich selbst auf mich stolz, freu, freu, freu.

Babi, darf ich dir gedanklich schon mal einen großen Blumenstrauß zukommen lassen? Danke, Danke, Danke

Und noch nen dicken Danke-Kuss
Analena
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Analena »

Liebe Betty, liebe Babi,

guten Morgen ihr beiden! Ich kann nur sagen, liebe Betty: TOLL! Wie schön, das ist wirklich schön und das mit den Eltern - ja, da glaube ich auch, dass Babi recht hat.
Das ist im Übrigen sicher oft so, auch bei "Gesunden" .
Sag mal, was mich mal interessieren würde: Was heißt, du bist da immer "hinten runtergefallen"?
Kannst du mal was dazu sagen? Ich habe die Befürchtung, dass sich auch hier unsere Geschichte gleichen könnte...

Ich wünsch euch beiden ein ganz schönes Wochenende.
Alles Liebe
Analena
Babi
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Hallo Betty,

das hört sich doch alles echt klasse an. Und es zeigt immer wieder, wie viel du ihm bedeutest.

Und du siehst, seine Reaktion auf seine Mum zeigt doch, daß er eigentlich genervt von ihr ist und froh ist, wenn er Ruhe vor ihr hat.
Weißt du, ich glaube, er geht da wirklich nur hin, damit die Familie Ruhe gibt. Sonst würde sie vielleicht dauernd mit ihm meckern, weil er nicht kommt, aber verstehen würde sie ihn nicht.

Danke für den Blumenstrauß, aber du selbst hast das alles erreicht, denn du hast gelernt, ihn richtig zu spüren, seine Krankheit zu verstehen, weißt du.
Und das merkt er ganz genau.

Und daß er heute morgen wegen "Kaffee" vor der Tür stand, zeigt, daß er dich vermisst, ist doch ganz klar.
Für ihn gehörst du fest zu seinem Leben, da kannst du sicher sein.

Ich wünsch dir ganz doll, daß es weiter so gut läuft!

Analena

Wünsch euch beiden einen wunderschönen Samstag

Ganz liebe Grüße Babi
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BettyM
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

Nee, nee, Babi ,

da muss ich dir in deiner Bescheidenheit jetzt mal widersprechen: Wenn ich das wirklich gelernt habe, mit seiner Krankheit umzugehen oder seine Reaktionen besser einzuschätzen, dann habe ich das durch DICH gelernt. Deshalb ist der Blumenstrauß bei dir an der richtigen Adresse

Ich glaube, bei der Fotoalbum-Geschichte hast du dich von deiner weiblichen Seite leiten lassen. Wir Frauen würden bei so was sofort schmelzen... Andererseits bin ich bei meiner Reaktion sehr davon ausgegangen, wie mein Freund reagieren würde und der fände das nicht so toll.
Insofern hast du Recht, dass Analena ihren Freund am besten kennt und seine Reaktion am besten selbst einschätzen kann.

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag und alles Liebe

Betty

@ Analena: Ich habs jetzt hier geschrieben, aber das wirst du ja eh lesen, lach. Und wenn du ihm eh die Bilder vom PC ziehen wolltest, verändert es die Geschichte auch noch ein bisschen.
Babi
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Hallo Betty,

du hast auch deinen Teil dazu getan, daß es besser wird, nicht jeder kann alles umsetzen, was ihm gesagt wird, weißt du.

Ich bin sehr zuversichtlich, daß bei dir alles positiv ausgehen wird.

Zu Analena schreib ich was in ihren Thread rein.

Wünsch dir auch schönen Sonntag.

Liebe Grüße Babi
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BettyM
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Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

So und weiter ging es.... mit freundlicher Unterstützung von Babi

Gestern war er ca 14:30 aus Holland zurück, hat sich wohl kurz hingelegt und um 16:00 ne sms geschrieben, ob wir uns noch sehen würden. Ja, klar!

Wir haben wieder viel geredet und als es mal wieder um einen Termin ging, den die liebe Ex an der Schule des Sohns für ihn verabredet hat, obwohl das ja eigentlich ein Sohn-freies WE gewesen wäre, habe ich ihn gefragt, ob es sein könne, dass er mir immer am meisten zumuten würde, bzw. mir am ehesten absagen würde, weil er in mich das meiste Vertrauen hätte??? "Ja, das ist so!" "Aha, dann war das aber eigentlich immer so???" "Ja, immer, in dich habe ich das meiste Vertrauen, du bist die Einzige, die durchblickt, die als Einzige den entsprechenden IQ und EQ hat"

Na prima, Babi du hattest zwar Recht und das hat auch geholfen, aber ich muss damit leben..

Ich habe dann versucht, sehr lange versucht, ihm klar zu machen, dass meine eigentliche Leistung nicht darin besteht, dass ich irgendwann kapiert hätte, dass es um eine Depression geht, sondern dass ich mir immer wieder sagen müsse, dass meine "Belohnung" für dieses Vertrauen Zurückweisung ist und dass ich das noch positiv sehen muss! Also das Negative ist der Vertrauensbeweis und das fällt schwer.

Ich glaube, irgendwann ist er zwar der Argumentation gefolgt, aber kapiert hat er es nicht.

Ich musste dann noch lange darüber nachdenken: Ich soll spüren, dass das was mich verletzt meine eigentliche Befriedigung ist? Das ist doch ne Art asexueller Masochismus! Und den verspüre ich gar nicht bei mir. Im Gegenteil, ich denke NICHT, pling, pling, oh das war aber nett von ihm, sondern ich muss es hinnehmen, annehmen, es nicht persönlich nehmen und mich dann auch noch darüber freuen, dass ich es sein darf! Das ist ein enormer, emotionaler Kraftakt, der da von einem Angehörigen erwartet wird! (Ist das das Geheimnis, weshalb es kraftraubend ist? Dieses ständig ins Positive transformieren zu müssen?)

Na ja, ich bin ganz guter Dinge, dass es mir DOCH hilft, auch damit noch besser umgehen zu können. Was mich eigentlich immer wieder verletzt ist, dass ich Summasumarum -was die Häufigkeit der Treffen anbelangt- an letzter Stelle stehe (ok, wenn ich die Familie alle zusammen nehme, nicht ein Einzelner von denen)

Wir sehen uns jetzt zwischen 2mal die Woche bis 1mal in 2 Wochen. Das ist für ne Beziehung zu wenig, aber für ne Depression schon sehr viel!

Und noch habe ich ja viel Hoffnung, dass sich da einiges ändert und ich nicht nur der geliebte Aushalter sein darf. Das ist ja sein Thema für das nächste Treffen mit dem Therapeuten (s.o.) Das wird übrigens ein Intensiv WE, von Freitag bis Montag nur die 2. Ich bin sehr gespannt, er ist angeblich in einer neuen Phase und will auch besprechen, inwieweit der Therapeut das auch so sieht. (Alles ist möglich )

Babi, hilf mir aus diesem Gedankenwirrwarr: Kannst du das nachvollziehen im Sinne von spüren, nicht nur hören, dass das eine enorme emotionale -und immer wieder abverlangte- Leistung ist, sich die vermeintliche Zurückweisung ins Positive drehen zu müssen?

Wenn ja, soll ich am nächsten Mittwoch nochmal versuchen, es ihm begreiflicher zu machen oder lass ich die Sache besser ruhen?

Liebe Grüße an alle von

Betty, der neu erwachten Transformationskünstlerin

P.S. Hört sich zwar alles sehr kritisch an, geht mir aber sehr gut
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Hallo liebe Betty,

du hast genau erkannt, was das anstrengendste ist, wenn man mit jemandem zusammen ist, der depressiv ist.
Die Zurückweisung tut sehr weh und ist aber dennoch ein großer Vertrauensbeweis von dem Depressiven.

Schau, magst du lieber, daß er nicht absagt, und dir dann dafür was vormacht, wenn ihr euch trefft, wie er es bei seiner Familie macht? Ich glaube, das wäre auch schlimm für dich.
Es ist eben für ihn wichtig, daß er bei den Menschen, denen er vertraut, nicht funktionieren muß, verstehst du.

Es ist sehr hart, mit den Absagen klar zu kommen, das verstehe ich Betty.
Und für euch Angehörige sieht das auch immer wie eine Ablehnung oder Zurückweisung aus, das verstehe ich, aber das ist nicht so.
Das Gegenteil ist der Fall. Wenn dein Freund absagt, dann weil er merkt, es geht ihm nicht gut und weil er befürchtet, daß er dich mit runterzieht, wenn ihr euch trefft, verstehst du.
Er will dich schützen, will dich nicht mit seinen Tiefs belasten, kannst du das nachvollziehen?

Du mußt immer davon ausgehen, daß dein Freund es für sich als das richtige sieht, was er tut und daß er es tut, weil er dich sehr lieb hat. Auch mit der Absage von Treffen meint er eigentlich, er tut dir was gutes, weil du (in seinen Augen) seine Tiefs dann nicht ertragen mußt.

Ich drück dich mal Betty und ich sage dir ganz ehrlich: Ich bewundere deine Kraft und die von Analena auch, ich weiß das ist nicht einfach für euch beide.

Liebe Grüße Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
BettyM
Beiträge: 77
Registriert: 9. Mai 2010, 23:14

Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von BettyM »

Aahaaaa Babi die wahre Transformationskünstlerin bist du

Wenn man es so sieht, dann fällt es leicht, das Positive zu erkennen. Und du hast schon Recht, ich weiß ja, wie er sein kann, wenn er eigentlich nicht will, ein schönes Zusammensein ist das dann nicht.

Ich gebe zu, mein erster Gedanke war allerdings, ja schon, aber wieso lässt er sich von den anderen direkt auch im Voraus einplanen und bei mir kann er gar nichts planen? Aber, aufgepasst: Transformation : Er hat so viel Vertrauen zu mir, dass er sich traut, erst gar nicht zuzusagen, weil er ja nicht weiß, wie es ihm dann geht, sich von der lieben Familie aber noch bestimmen lässt, weil er bei denen NOCH funktionieren muss (Aber nicht mehr lange, seine Mutter hat ihm schon vorgeworfen, er wäre so auf sich fixiert, haha)

Danke Babi

Du hörst dich übrigens die letzten Tage etwas angestrengt an. Alles ok? Du hattest scheinbar an diesem WE deinen Sohn auch nicht bei dir? Achtest du noch gut auf dich?
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Babi »

Hallo Betty,

du brauchst mir nicht zu danken, mach ich doch gerne.

Du hast ein gutes Gespür. Mir geht es im Moment wirklich nicht so gut, hatte heute auch einen Termin bei meinem Neurologen.

Ich arbeite noch diese Woche, dann hab ich drei Wochen Urlaub. Und meine Mum hat mich dann gleich die erste Woche zum Helfen eingespannt, meine Familie hat nicht viel Verständnis für meine Krankheit.

Kann sein, daß ich mich mal ein oder zwei Tage komplett vom Forum zurückziehe, hab irgendwie das Gefühl, innerlich nicht zur Ruhe zu kommen, liegt aber eher an dem Auszug meines Sohnes, hab da sehr dran zu knabbern.
Aber mein Profil ist offen, du kannst mir jederzeit mailen, o.k.?

Das gilt auch für dich Analena.

Ihr liegt mir beide sehr am Herzen.

Liebe Grüße Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Analena
Beiträge: 77
Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Das Wort "Krankheit" aussprechen?

Beitrag von Analena »

Liebe Babi,

ja, pass auf dich auf und geh nicht hierein, wenn du dir das alles zuviel ist, das werde ich jetzt auch mal versuchen. Mein Umzug steht ja nun eh vor der Tür.

Ich hoffe, dass beim Neurologen alles gut ist. Mach was, was dir gut tut in deinem Urlaub. Das tut mir leid, dass deine Familie dafür wenig Verständnis hat, kann es mir aber allzu gut vorstellen. Umso wichtiger ist, dass du für dich Verständnis hast und dir Auszeiten nimmst, ja? Auch, dass der Auszug deines Sohnes für dich ganz sicher schwer ist, dass kann ich mir mir gut vorstellen, auch ohne Mutter zu sein.
Wenn du magst, schreib uns, wie es dir geht, ja? Ich würe auch gerne etwas für dich tun.

Pass auf dich auf! Du liegst mir auch sehr am Herzen.

Alles Liebe, sei ganz fest gedrückt,
Analena
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