arbeiten? wie schafft Ihr das?

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KaterBerti
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arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von KaterBerti »

Hallo alle,
ich lese hier immer wieder, dass hier welche auch in akuten Phasen zur Arbeit gehen. Wie schafft Ihr das bloß? Ich bin seit Jan. krank geschrieben. Ich habe so starke körperliche und geistige Einschränkungen, dass ich meine Arbeit überhaupt nicht geregelt bekäme. Schon der Weg dorthin wäre an manchen Tagen eine Herausforderung für mich.
Berti
Rosenkranz
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo!

Das frage ich mich auch manchmal, wie ich es schaffe, voll arbeiten zu gehen. Das gute an der Arbeit bzw. dem arbeiten gehen ist, das der Tag gut durchstrukturiert ist. Irgendwie habe ich es immer geschafft, den Tag rumzukriegen, obwohl es mir manchmal ziemlich mies geht, habe aber auch schon die Erfahrung gemacht, das es nicht immer gut ist, das zu machen, wenn man die grenzen überschreitet, geht das voll zu Lasten des Körpers und dann ist man erst so richtig krank und dann geht gar nichts mehr.
Es gibt manche Tage, da würde ich am liebsten alles hinschmeißen, da ist mir alles egal, da habe ich dann das Gefühl ich habe keine Kraft mehr. Dann wird zu Hause überhaupt nicht mehr.

Es ist bei mir der große zwiespalt, wo ich denke ich müßte endlich eine Entscheidung treffen, wie es weitergehen soll, nicht nur mit der Arbeit, aber das was ich habe weiß ich, in meinen Zustand bekomme ich wahrscheinlich sowieso keine andere Arbeit mehr, bin 46 und seit meinem 17. Lebensjahr depressiv. Auf der einen Seite frage ich mich, wie ich das solange durchgehalten habe, auf der anderen seite bin ich aber auch stolz darauf, nicht von anderen abhängig zu sein. Ich hatte zwar auch gute Phasen, im Hintergrund war aber die Krankheit immer irgendwie präsent. Ich habe versucht mich mit der Krankheit so gut wie es geht zu arangieren und zu akzeptieren, was mir für mich zwar ganz gut gelungen ist, aber es ist eben heute leider so, daß psysische Erkrankungen von dem Umfeld in dem wir leben nicht akzeptiert werden, zumindest gibt es nur wenige Menschen die das tun, was dann aber die wirklichen Freunde im Leben sind. Es ist meiner Meinung nach nicht nur die Krankheit, die uns das Leben schwer macht, sondern auch das Umfeld. Wir reagieren eben sehr sensibel darauf und sind auch deshalb sehr unzufrieden mit uns selber, es ist ein einziger Teufelskreis.

Aber nun zu deiner eigentlichen Frage, wie schafft man das. Bei mir ist es als würde ich ein Doppelleben führen. Ein Leben auf Arbeit, wo ich eben konkret meine Aufgaben bzw. meinen Dienstplan habe, wo ich weiß das ich es auch kann, wo ich sogar selbstbewußt auftreten kann, wenn es sein muss. Man setzt sich unbewusst ein muss, die eigentlichen Probleme vergißt man zwangsläufig, weil man ja sich auf die Arbeit konzentrieren muss, ich glaube das ist eben auch ein Ding was im Kopf abläuft, wenn man sich ein Ziel setzt und sich sagt das schaffst du, dann geht das auch irgendwie. Rückschläge bleiben zwar nicht aus, das ist aber auch bei gesunden auch.
Das zweite Leben ist, was danach kommt, wenn du nach Hause gehst, musst du alles selber in die Hand nehmen und selber verantworten und entscheiden und das ist glaube unser aller Problem. Nicht das ich nicht weiß, was ich zu machen habe, aber das ist eben etwas anderes. Ich war vor einigen Jahren, an einem Punkt, wo ich nicht tiefer sinken konnte, nicht ging mehr, das zieht man Bilanz vom Leben und die Erfahrung war hart, aber die Erfahrung ist es bei mir, was die Angst schnürt und mich dann teilweise handlungsunfähig macht.
das beziehe ich jetzt auf das wirkliche Leben, nicht auf die Arbeit. Ich hoffe du kannst verstehen wie ich das meine mit dem Doppelleben. Ich lese das immer wieder hier im Forum, arbeit klappt, das andere nicht.

ich wünsche dir noch einen schönen Abend und viel Kraft

Rosalie
steppenwolf1

Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von steppenwolf1 »

KaterBerti
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von KaterBerti »

@Rosalie, das klingt echt schwer. Ich bin ja noch ganz "frisch" erkrankt, schließe aber nicht aus, dass ich auch früher schon leichte Episoden hatte. Da hat dann alles noch gut geklappt. Wenn ich alle war, hab ich einfach 10 Std. geschlafen (kann ich heute überhaupt nicht mehr) und dann gings weiter im Hamsterrad. Dann hattest du allerdings auch einige Jahre, um Erfahrung zu sammeln, mit Deiner Krankheit umzugehen. Vielleicht fehlt mir das noch. Aber meine Therapeutin und mein Arzt sagen beide: auf keinen Fall arbeiten (selbst, wenn ich könnte).

@Wöfin, hoffentlich werde ich nicht geflogen Könnte gut sein. Aber wie gesagt, selbst wenn ich unbedingt wollte, ich würde es nicht schaffen, körperlich Und_ geistig. Ich bin ja froh, dass die Medis wenigstens soweit helfen, dass ich hier bei Euch schreiben kann *ein bisschen freu*
Berti
Rosenkranz
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Berti!

Mich würde interessieren, was du in etwa für Beschwerden hast. Früher hat sich bei mir alles auf seelischer und gefühlmäßiger Ebene abgespielt, heute sind noch körperliche Beschwerden dazugekommen, die mir Probleme bereiten, meist heißt es dann, psychosomatisch.

Ich würde auch denken, daß bei mir die Krankheit bereits im Kindesalter bestanden hat und in Stresssituationen besonders schlimm wird. Man wird ja auch nicht jünger.

Wieso raten dir dein Arzt und Psychologe, daß du nicht arbeiten sollst, selbst wenn du könntest. Hab mal kurz gestöbert, bin zwar jetzt auch der Meinung das du z.Z. nicht arbeiten kannst, aber wenn es wieder geht, würde ich es schon versuchen, denn nur zu Hause verschlimmert bloß noch alles, da hat man zu viel Zeit um sich viele negative Gedanken zu machen. Bei mir war Arbeit immer die beste Medizin, könnte aber auch ein bißchen weniger sein.

Liebe Grüße Rosalie
Adler443377
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von Adler443377 »

Hallo Berti!
Ganz zu Anfang meiner Krankheit habe ich mir diese Frage auch oft gestellt. Ich war auch zeitweise krankgeschrieben.
Ich habe mittelschwere Depressionen auch nach drei jahren noch. Immer wieder habe ich auch heute noch Phasen wo ich ganz kraftlos bin und mich manchmal frage wie ich den Tag herum bekomme.
Ich habe glaube ich Glück verständnidvolle Kolleginnen und Kollegen zu haben, und auch bei einer Teilzeitarbeit im Pflegebereich wo ich noch einen Autoweg hin und zurück von 1,5 Stunden habe, ist das ein acht Stunden Tag. Manchmal geht es gut, manchmal krebse ich nur so durch die Gegend. Dann werden Witze gemacht, das ich mal wieder die Muki Bude besuchen sollte.
Nur so, habe ich mich langsam wieder hochgearbeitet:
Gerade so viel, wie ich kann - tun, auch mal um Hilfe bitten, sich ehrlich fragen ob ich das will oder "muss" - nur so gewinne ich langsam wieder mehr an Kraft. Und immer gelingt mir das auch nicht.



Liebe Grüße Tabita
Leben und lieben im Augenblick
KaterBerti
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von KaterBerti »

Liebe Rosalie,

der Arzt und die PT, und wie ich auch vor kurzem meinem psych. Gutachten entnehmen konnte, sind der Meinung, dass ich Ruhe brauche und nicht belastbar bin (macht wohl auch Sinn: wenn ich nicht mal eine Reha genehmigt bekomme, weil ich zZt. nicht rehafähig bin, werde ich wohl kaum arbeiten können/sollen.). Ich wäre keinerlei Konflikten gewachsen, absolut zu labil. Ich nehme mal an, dass sie vermuten, dass sich meine gerade eingestellten Verbesserungen durch Stress und Konflikte wieder verschlechtern.

Ich versuch mal ganz kurz einen Überblick über meine Beschwerden zu geben. Neben meinen geistigen Einschränkungen (Konzentration, Merkfähigkeit, Denkstörungen, endlose Müdigkeit, Unruhe/Nervosität u.ä.) habe ich in diesen Bereichen Probleme:
vegetatives Nervensystem (Puls, Blutdruck)
Verdauung
Sehstörungen
Missempfindungen
Schmerzstörungen

Das wäre so das Gröbste, aber ich finde es reicht und es neeervt! (Die Beschwerden meine ich).

Hast Du heute ähnliche körperliche Einschränkungen oder geht es bei Dir in eine andere Richtung?
Berti
KaterBerti
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von KaterBerti »

Liebe Tabita,
unsere Beiträge haben sich jetzt irgendwie überschnitten. Daher nochmal zu Dir: Ich finde es toll, wenn Du es schaffst. Die Antriebskraft ist bei mir gar nicht soooo gering (bin auch mittlerweile sehr motiviert, wieder gesund zu werden), es ist eher auch die Körperkraft und die Einschränkungen. Vielleicht wegen ewigem Schlafmangel?

Achso, ja und die Erfahrung mit dieser Erkrankung in der starken Ausprägung fehlt mir wahrscheinlich. Alles macht mir irgendwie Angst, manchmal bin ich wie gelähmt.
Berti
Rosenkranz
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Berti!

Meine Beschwerden sind ähnlich wie bei dir, Konzentration, Merkfähigkeit, Schwindelgefühl wobei ich sagen würde, das es kein Kdreislauf ist, denn das ist anders, kann sehr schlecht schlafen und wenn, dann ist es auch keine Erholung. Oft Kopfschmerzen, Magenkrämpfe sind schon zum Dauerproblem geworden, Spiegelungen waren bis jetzt i.O.
Rückenschmerzen (Blockaden), die ziemlich schmerzhaft sind und andere Gelenkschmerzen. Herzschmerzen und Herzrasen. Wenn abends alles zu viel ist, fange ich außerdem an zu zittern.

Ist auch erst mal das gröbste.
War letztes Jahr zur Reha Nov. Dez. bin als voll arbeitsfähig entlassen worden und beschwerdefrei !!! Da es mir die letzten 1,5 Wochen für meine Verhältnisse einigermaßen gut ging, die andere Zeit war Wasser in die Elbe getragen. Ich soll sport Treiben, wie denn, wenn ich abends kaputt bin und Psychotherapie weiter machen, obwohl bekannt war, das ich nur noch 2 Stunden hatte., Nach 14 Tagen arbeiten gehen war alles wieder beim alten. Von der ersten Reha, die ich vor ca. 10 Jahren hatte konnte ich profitieren, diese letzte hat mir kaum etwas gebracht, ganz im Gegenteil. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das dort nur ein Programm abgearbeitet wurde, alle nach einem Chema, egal mit welchen Problemen und Beschwerden, das war eher kontraproduktiv. Die Therapeuthen waren zwar teilweise sehr bemüht, aber das ganze Programm war nicht stimmig auf die Patienten zugeschnitten, das war bei der ersten Reha besser, obwohl die Klinik am schlechtesten im Internet abgeschnitten hat.

Liebe Grüße Rosalie
krisrena
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von krisrena »

Das kenne ich sehr gut. Auch ich war 2 Wochen nach der letzten Reha noch schlechter zurecht. Auch ich empfand diese Reha viel schlechter als die vor 6 Jahren.
Meine Ärztin hat mir dazu gesagt, dass die Kliniken eine bestimmte, sehr hohe Prozentzahl von arbeitsfähigen Patienten entlassen müssen, wenn sie ihre Plötze auch weiterhin gut auslasten wollen.............
Und zum anderen habe ich den Eindruck gehabt, sie arbeiten alles nach einem 0815 Schema ab, im untersten Niveau.
Ich habe mich dann mit Krankschreibungen und Urlaub weitere 10 Monate zur Arbeit gequält und dann, seit Okt.09 geht das gar nicht mehr. Müde, Erschöpft,depressiv, körperliche Symptome..... so geht es für mich nicht,zu arbeiten.
Ich bin viele Jahre immer und immer wieder arbeiten gegangen, auch in depressiven Phasen.Habe mich gefühlt, als habe ich eine Maske auf. Das ist nun vorbei. Ich kann nicht mehr.
liebe Grüße
KaterBerti
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von KaterBerti »

Huhu Rosalie,
mit Reha kann ich jetzt überhaupt nicht mitreden. Aber ich hörte schon, dass es sehr unterschiedlich ist und von den Patienten sehr verschieden beurteilt wird. Das sind glaube ich so viele Faktoren, die da zum Erfolg/Misserfolg führen...
Deine Beschwerden klingen ja auch nicht besser als meine

@all,
so langsam klickerts bei mir. Habe noch ein bisschen in meinen Sachbüchern gestöbert. Es gibt ja soooo viele verschiedene "Arten" von Depressionen. Die Arbeitsfähigkeit ist wohl auch sehr vom Schweregrad der Depression abhängig, ahaaa. *Licht aufgegangen* Wenigstens funktioniert mein Denkvermögen noch so einigermaßen.
Berti
SisterGoldenHair
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von SisterGoldenHair »

... das kommt mir auch alles sehr bekannt vor... bes. die Anmerkungen über ReHa.

ich durfte mich dann nach Arbeitsplatzverlust nach ReHa dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen - hat natürlich nicht funktioniert.

die besten Erfahrungen habe ich in der Psychiatrie der hiesigen Uniklinik gemacht - dort durfte ich endlich nochmal das sein, was ich schon lange nicht mehr war (ob ichs überhaupt schon jemals war, denke ich gerade)
EIN MENSCH............

sollte ich in diesem Leben nochmals einen massiven Niedergang haben, gibt es für mich nur noch diese Wahl. ich habe dort sehr profitiert, das Geld für die Reha war raus geworfenes Geld.

EDIT ... ja, und funktioniert habe ich natürlich auch viele Jahre meines (Arbeits)Lebens pflichtschuldigst - ganz egal wie schei*** es mir ging - bis gar nix mehr ging.

nach fast 4 Jahren Abstand erhole ich mich allmählich - eine abhängige Beschäftigung kommt in meiner Zukunftsplanung nicht mehr vor...

LG
Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



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KaterBerti
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von KaterBerti »

heinzflorian, das kann ich so gut nachvollziehen. Ich find es bewundernswert, dass Du dran geblieben bist und es immer wieder versucht hast. Darf ich mal fragen: Hast du nun Rente beantragt?
Berti
KaterBerti
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von KaterBerti »

Huhu Ulli,

ja, das Pflichtbewusstsein hat mich auch bis zur Grenze getrieben. Ich setze mich selbst so unter Druck, dass mir das regelrecht verboten wurde. Meine Ansprüche an mich seien viel zu hoch! Sagen meine Ärzte jedenfalls. Nun gut, jetzt weiß ich es. Und dann? 180° Wendung wird wohl kaum möglich sein.
Berti
SisterGoldenHair
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von SisterGoldenHair »

... mann kann ja mal mit kleinen Schritten anfangen... neue Einsichten und Verhaltensweisen "müssen" halt trainiert werden, aber es funktioniert :o)

LG
Ulli


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Rosenkranz
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von Rosenkranz »

Halle Heinz-Florian!

Das was du von der Reha schreibst, ist mir auch bekannt. Die Klinik in der ich war ist außerdem mittlerweile in privater Trägerschaft. Sie gehörte früher zu den besten Kliniken bei uns überhaupt. aber mittlerweile scheinen die finanziellen Interessen im Vordergrund zu stehen. Hatte täglich 10 bis 12 Behandlungen, die wie wir erfahren haben zusätzlich abgerechnet werden, da zählt wahrscheinlich Masse, statt Klasse. Obwohl bekannt war, daß ich
Venlafaxin im letzten Sommer überhaupt nicht vertragen haben, wurde mir dort ein ähnliches Medikament mit dem gleichen bzw. ähnlichen Wirkstoff gegeben, da es mir immer schlechter ging, sogar noch erhöht,
ich war dann fast apatisch, wenn überhaupt bin ich dann nur noch zur Behandlung paar Minuten ins Bett nächste Behandlung war fast unerträglich, wollte schon alles abbrechen, wusste nicht ob ich dann aber alles selber zahlen muss, also sind über 3 Wochen dafür draufgegangen, somit war es auch nicht möglich wirklich welche Probleme in Angriff zu nehmen, dazu war ich gar nicht in der Lage, in dem Zustand.

Dort war beim Personal auch ein sehr hoher Krankenstand, somit wurden auch die Gruppen immer wieder neu zusammengewürfelt, was natürlich auch nicht gut war für die Patienten. Ich will aber nicht alles schlecht reden, es gab auch sehr gute Therapeuthen dort, die wie bei uns auf Arbeit, das System nicht ändern können, wir müssen das machen was der Chef sagt.

Was die Krankheit anbetrifft habe ich schon einiges durch, manchmal möchte ich alles hinschmeißen, war anfang des Jahres nahe dran, aber ganz ohne Arbeit möchte ich auch nicht sein, ist irgendwie ein Stück Unabhängigkeit, noch ein Stück dabei sein im Leben, unter Menschen sein, was anderes hören und sehen, mal ganz abgesehen von finanziellen, würde nicht mal Hartz 4 bekommen da wir ein Grundstück haben, mein Mann verdient sehr wenig, das würde gar nicht gehen.

Ist merke außerdem, daß wenn ich zu Hause bin unheimlich schnell abrutsche, kaum einkaufen gehe usw. auch deshalb ist mir die Arbeit so wichtig. Irgendwie habe ich den Einstieg immer wieder geschafft und das war glaube ich auch gut so.

Liebe Grüße Rosalie
krisrena
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von krisrena »

Hallo Bertie
Es ist angedacht, diesen Antrag mal zu stellen. Ich weiß ja nicht, wie lange die KK Ruhe gibt. Zumindest stehen die Hausärztin und die behandelnde Psychiaterin hinter diesem Antrag.Es liegt bei mir noch der "Fall" vor, dass ich in einer stationären Einrichtung mit psychisch Kranken arbeite(gearbeitet habe)- welch Ironie......
SisterGoldenHair
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Re: arbeiten? wie schafft Ihr das?

Beitrag von SisterGoldenHair »

.... das *richtige Leben* macht eben auch vor psych. Einrichtungen nicht halt...

... nach den "grausamen" Erfahrungen an meinem letzten Arbeitsplatz habe ich mich lange Zeit kategorisch geweigert, an Arbeit überhaupt nochmal zu denken.......

meine letzte Thera wollte von Rente auch nichts wissen - Arbeit sei eine der tragenden Säulen des Lebens - bei der Ablehnung meines Rentenantrags war sie dann aber über die Begründung regelrecht empört, so daß sie mir eine Stellungnahme anbot.

... und was, wenn gerade die Arbeit einen richtig krank gemacht hat??

Ich habe schon viele Jahre Pferde, und leite viele Vorkommnisse im Leben parallel dazu ab... ;o) Pferde sind sehr sensibel und haben ein sehr gutes Gedächtnis... sie erkennen u. U. den Tierarzt an der Stimme ;o)

Wenn ein Pferd mal sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen oder in bestimmten Situ gemacht hat, wird man es nur schwerlich dazu bringen, sich in diese Situ nochmals zu begeben. bzw. es erfordert sehr viel Geduld, Zeit und Zuspruch, bis es evt. nochmals tut.

Bei mir war die Arbeit (in den letzten Jahren zumindest) das Tüpfelchen auf dem i, der Katalysator für meinen massiven Einbruch.
bzw. die Menschen dort waren es....

Gott sei Dank habe ich noch ein paar Ersparnisse und eine + häusliche Situation, so daß ich mit einigen Verbiegungen es mir gerade so einrichten kann, mein Leben weitgehend selbstbestimmt zu gestalten.

Und das trägt nun m. E. in erheblichem Maße dazu bei, daß es mir besser geht d.h. mit medikamentöser Unterstützung ich einigermaßen stabil bin. Aber auch so muß ich mir oftmals schon sehr Mühe geben, mein "kleines Tagwerk" zu schaffen und meinen häuslichen Pflichten nachzukommen.

In letzter Zeit kommt mir öfters der Slogan der DRV in den Sinn bez. EM-Rente *das Netz für alle Fälle* - sie sollten dem Kind einen anderen Namen geben *das Netz, das wir ihnen auf alle Fälle unter den Füßen weg ziehen*....

aber ich kann sehr beharrlich sein... diese Hartnäckigkeit hat mir in 50 Jahren das Überleben gesichert... inzwischen bin ich beim Sozialgericht angekommen, und habe Ende des Monats mal wieder eine Begutachtung...

das ist vielleicht ein bißchen pauschal oder polemisch, aber in letzter Zeit hört man oft vom "gemeinen Volk" - für alles ist Geld da - für die Banken... und jetzt auch noch für Griechenland.... Banken sind hoffnungslos "erkrankt" (und sind oft selbst noch daran schuld) ein Staat ist hoffnungslos erkrankt (und ist zu einem großen Teil wahrscheinlich auch selbst schuld, bzw. die *alten* Machthaber) und flugs werden die Rettungsschirme aufgespannt... und kranke Menschen läßt man allzu oft im Regen stehen.
klar, das Wohl des Staates hängt nicht an einer UJ, oder an einem Hinz und Kunz...

... ich werde weiter kämpfen, das ist das was ich am besten kann, weil ich es am längsten geübt habe... ;o) aber als "Autonomer"... und wenn man sich darauf besinnt, was wirklich wichtig ist im Leben, stellt man fest, daß es Vieles gibt was man nicht braucht... frei zu sein und sein Leben selbstbestimmt getalten zu können, ist für mich ein Schlüssel zum Glück...

kürzlich hat sich ein ehemaliger Chef leider s***. das hat mich arg erschüttert - die Zusammenarbeit mit ihm war in über 30 Jahren die einzige, wo es viel mehr + als - gab.

Es hat ihm an Äußerlichkeiten und "Statussymbolen" nicht gemangelt, und doch ... ? hat ihm offenbar etwas ganz Wesentliches gefehlt...

LG und einen guten Tag allerseits
Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



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