Perdfekt sein

[wennfrid]

Hi an Alle !
Ich mache mal einen neuen Betreff auf. Es geht um die Perfektheit, bez. perfekt sein wollen. Es scheint, daß ein jeder Mensch von anderen und von sich selber erwartet, er muß doch 100-prozentig sein. Jede kleinste Schwäche wird sofort erkannt, registriert und und bewertet. Ich glaube, daß sich die Menschheit dadurch unter großen Druck setzt. Kein Mensch war und wird jemals perfekt sein. Mehr als sich Bemühen, sein Bestes zu geben, ist nicht möglich. Wer Perfektheit erwartet, wird automatisch von Schuldgefühlen geplagt sein, wenn er dieses Ziel nicht erreicht. Dazu kommt das Gefühl, er ist nicht gut genug.
Ich freue mich auf eure Sichtweise.

[wennfrid]

Sorry. Der Betreff muß natürlich Perfekt sein ohne "D" heißen.
(Mein PC hat die Fehlermeldung "45" gemeldet, der Fehler sitzt 45 cm vor dem Bildschirm!)

[Engelsgeduld]

Hallo Fridolin,

perfekt sein. Oh ja, das kenne ich und ein Großteil meiner Bekannten.

Perfekt sein, hieß für mich und heißt immer noch...perfekt zu funktionieren. Dem war früher so und zum Dank bekam ich Depris.
Das habe ich davon !!

Anderen einen Gefallen zu tun. Nicht an mich selbst zu denken.

Widerrum kenne ich auch Personen die nicht perfekt sein wollen, sein müssen...
Sie genügen sich selbst und fühlen sich damit super wohl. Es ist schön mit Anzusehen wie sie auf gewisse Situationen einfach nur in sich ruhend, jedenfalls strahlen sie das aus, auf das was da so gerade passiert reagieren.

Ich dagegen klebe meistens unter Decke.
Warum ?? weil ich perfekt sein will. Ist schon ein dummer Zwang. Hinzu kommt dann auch, das wenn ich nicht perfekt bin...ich mich selbst kritisiere.

Dann werde ich wieder agressiv, mir und anderen gegenüber.

Manchmal frage ich mich wozu ich perfekt sein will. Bekomme ja eh immer wieder einen auf den Deckel.

Gruß Silke

[schneewittchen.m.m]

Hi Fridolin,

erstmal:
Die Idee Perfekt mal zum Thema zu machen finde ich übrigens richtig gut und interessant! Und schmunzeln muss ich weil dir ausgerechnet beim Titel das D dazwischen geraten ist... Wie schön, wie liebenswert und wie nett ist es doch nicht perfekt zu sein!

PERFEKT sein! Was ist das eigentlich?
Liegt das nicht auch immer im Auge des Betrachters?

Ich selbst habe nicht den Anspruch perfekt sein zu wollen und ich möchte auch keinen perfekten Menschen in meinem Umfeld. weder Freund, noch Kind, noch Eltern, noch Partner....
Warum? Das würde mir Angst machen!
Jemand der perfekt ist, hat ja keine Schwächen oder Fehler, das finde ich fürchterlich. Das finde ich sogar irgendwie todlangweilig. Vor allem aber würde ich mich sehr klein und minderwertig fühlen.

Ich habe an mich den Anspruch alles so gut wie möglich zu machen und an meinen Schwächen/Fehlern zu arbeiten. Z.B. bin ich ein überpünktlicher Mensch und zu spät kommen finde ich fürchterlich. Immer bin ich viel zu früh da, ist das nicht nervig?
Also versuche ich wenigstens zur tatsächlichen Zeit da zu sein und wenn sich bei mir jemand leicht verspätet nicht sofort nervös und angepisst zu sein.
Ok, das ist nun ein ziemlich oberflächliches Beispiel, aber ich werd doch hier nicht meine schlimmsten Schwächen zugeben....

Nein, ganz im Ernst. Ich versuche alles in meinem Leben so zu tun, damit ich mit mir zufrieden bin und ich versuche tolerant und respektvoll gegenüber meinen Mitmenschen zu sein.


Manchmal können die Schwächen des Einen und Stärken des Anderen sich ja auch wunderbar ergänzen und beides zusammen ist dann perfekt!


Mima

[wennfrid]

Hi mima
Ich muß auch immer schmunzeln, weil mir dieser Schreibfehler passiert ist. Danke, für dein Verständnis! Zusätzlich ist es aber ein kleine Aufgabe, am perfekt sein wollen, zu arbeiten. Ich lasse den Fehler zu, eben weil ich nicht perfekt bin, nie perfekt wahr und in meiner Zukunft wird's nicht anders sein. Diese Einstellung paßt am Besten in das Privat-Leben. Bei der Arbeit/Job wird sie nicht gut ankommen, hier wird 100-Prozent erwartet.
Ein schönes Wochenende, auch wenn's nicht perfekt wird.

[schneewittchen.m.m]

Hallo Fridolin,

jo, geb dir Recht, im Job sollte man perfekt sein, jedenfalls wird das erwartet und doch- wer kann das leisten? Niemand, denn jeder Mensch macht Fehler, kein Mensch ist perfekt!
Ich denke, man muss nicht perfekt sein, aber gewissenhaft und verantwortungsbewusst. Dann passieren vielleicht die wenigsten Fehler.

Auch im Privaten möchte ich so gut wie möglich sein, da werden die Grenzen aber sicher anders gesteckt als im Berufsleben, ganz klar.

Dennoch hat ja jeder den Anspruch möglichst gut zu sein,trotzdem sollte man die 5 auch mal grade sein lassen können, nicht immer nach noch Perfekterem streben das hat ja auch was mit der eigenen Zufriedenheit zu tun.

Denn meiner Meinung nach sind Perfektionisten nicht zufriedenener, sie sind ja immer damit beschäftigt etwas noch besser zu machen..
Und ich finde man sollte im Großen und GAnzen mit sich im Reinen und zufrieden sein.

Auch im Job finde ich es schwierig mit einem sogenannten Perfektonisten zu arbeiten (ich kenn so was und sag immmer "Nörgler") naja der ist ja nie mit was zufrieden, es könnte immer alles noch besser sein, wie kann so ein Mensch denn eine erfüllte Partnerschaft haben, wenn ihm letztlich niemand was Recht machen kann?
Wie werden Kinder erzogen? Kinder lernen aus Fehlern und sie sind dankbar, wenn Eltern auch mal Fehler passieren und sie diese eingestehen und korrigieren oder sich entschuldigen können.
So ist doch das Leben, es ist sicher niemals perfekt.
Ohjeh, war das jetzt arg kompliziert?
Also ich hab versucht meine Gedanken dazu aufzuschreiben - PERFEKT ist es ganz bestimmt nicht!

Oder, was denkst du?
Dir auch n schönes Wochenende-schau mer mal was das Leben so mit uns vorhat...

Mima

[wennfrid]

Hi mima
Über deine Antwort hab ich mich sehr gefreut. Ich habe auch den Eindruck, daß du "nicht perfekt sein müssen" gut verstehst. Ich bin auch deiner Meinung, daß im Beruf auch nicht alles perfekt ist. Der Ehrliche steht zu seinem Tun, ein anderer versucht mit Ausreden oder Verschweigen sein Tun zu vertuschen. Ich habe so eine Manipulation nie verstanden, denn wenn ich ehrlich zu meinem Fehler stehe, habe ich doch die große Möglichkeit, disen Fehler in der Zukunft zu vermeiden. Was soll daran falsch sein? Naja, jeder muß sein Tun, sein nicht Tun und sein Verhalten verantworten. Wenn ich tagsüber versuche, alles so gut wie nur möglich zu machen, kann ich abends mit einem Grinsen in den Spiegel gucken.
Ich mußte jetzt unbedingt nochmal auf deinen Bericht schreiben.

[bradforhelp]

Hallo,

ich musste hart daran arbeiten, nicht immer "perfekt" sein zu wollen. Dabei erwartete niemand von mir, dass ich perfekt bin. Diesen Anspruch habe ganz allein an mich gestellt. Sich dies abzugewöhnen ist harte Arbeit, dazu brauchte ich eine jahrelange Therapie.
Zu formulieren, niemand müsse perfekt sein, ist einfach. Das wissen auch vermeintliche Perfektionisten.
Perfektionismus hat für mich etwas fast zwanghaftes und ich möchte diese Unterscheidung, im Beruf müsse man perfekt sein, im Privatleben eher nicht, nicht machen.
Wichtig für mich ist es, zuverlässig zu sein. Das bedeutet, auch zugeben können, wenn ich eine Arbeit nicht schaffe. Dahin zu kommen, war ein hartes Stück Arbeit.

brad

[schneewittchen.m.m]

Hallo ihr,

@ brad
sehr schön, deine Schilderung über das perfekt sein wollen. Wie du schreibst bekommt man einen guten Eindruck von jemandem der perfekt sein möchte.

Kann mir sehr gut vorstellen wie "getrieben" sich ein Perfektionist fühlt.
Denn er ist ja in seinen Augen nie perfekt, das berühmte Tüpfelchen auf dem i, könnte ja immer noch schöner, noch runder noch genauer über dem I stehen...

Gratuliere dir dazu, dass du es geschafft hast den Anspruch perfekt zu sein abzulegen, kann mir vorstellen, dass das Leben dadurch leichter wird, bzw. die Lebensqualität sich erhöht, wenn man Dinge auch mal so sein lassen kann wie sie sind.

Wenn man immer noch was zum Verbessern findet, ist auch das Umfeld irgendwann frustriert, weil man dem Perfektionisten ja nie was gut genug machen kann.
Im weitesten Sinne kann das auch ganz schön einsam machen, oder?

@ fridolin, Fehler45
was du schreibst, gefällt mir sehr!
Natürlich versuche ich auch alles möglichst gut zu machen, keine Frage, man hat an sich selbst den Anspruch, das hat ja auch was mit Ehrgeiz zu tun.
Beginnt ja schon im Kindesalter, jeder will den höchsten Turm bauen, das schönste Bild malen....
Ich kann für mich selbst entscheiden und ein Maß an Ehrgeiz finden, sowohl beruflich als auch privat.
Perfektionisten haben vielleicht das Maß aus den Augen verloren?

Ich kann mich auch gut für einen Fehler entschuldigen, bin aber beruflich in einem Bereich der keinen "Menschen" in Gefahr bringen könnte. Ein Fehler in meinem Job ist ja auch nicht so dramatisch wie ein ärztlicher Fehler z.B.
Deshalb ist es für mich natürlich auch leichter damit umzugehen...
Ich kann vieles mit Humor sehen, auch meine eigenen Fehler wobei sie mich manchmal auch gehörig wurmen. Aber ich finde es wichtig, dass man ehrlich zu sich selbst ist und zu allen Anderen natürlich sowieso.
Wenns mit vertuschen losgeht, wird ja gemogelt, das ist dann auch wieder alles andere als perfekt.

Jedem dürfen Fehler passieren, merke ich dass jemand anders einen Fehler gemacht hat, etwas übersehen ect. helfe ich gerne dabei Plan B zu finden. Kein Problem, aber wenn der Andere anfängt zu leugnen und die Schuld weiterschieben möchte, werd ich grantig.

Ich denke, Fehler sind erlaubt, solange man nicht schludert sondern diszipliniert ist und sie sollten sich in Grenzen halten.
Wenn jemand ständig Fehler macht und das alles ganz easy sieht fehlt wohl der Ehrgeiz und die Disziplin, oder? Was meint Ihr so?

Du, ich find dieses Thema sehr spannend, da könnt man ja richtig philosophieren (schreibt man das so???)

Nun denne freu mich schon weiter zu lesen!
Mima

[Babi]

Hallo,

bei mir ist es so, wie bei Brad.
Ich hatte auch bis zu meiner ersten Therapie den Perfektionismus total in mir.
Und man ist ein Stück gefangen in seinem Perfektionismus, man schmälert damit seine Lebensqualität sehr.
Aber es war harte Arbeit, zu akzeptieren, daß ich gar nicht perfekt sein brauche.

Das "Perfekt sein müssen" hat mich auch immer wieder in depressive Phasen getrieben.
Dazu kam, daß auch von mancher Seite wie z.B. von der Seite meiner Mutter von mir in gewisser Weise Perfektionismus erwartet wurde.
Auch das war ein Prozeß, zu sagen, es ist mir egal, was andere da denken usw. und das auch an mir abprallen zu lassen.

Ich habe Übungen von meiner ersten Therapeutin bekommen, um mir das Perfekt sein abzutrainieren und die haben mir echt geholfen. Aber es ist wirklich harte Arbeit.

Alles Liebe Babi

[Salvatore]

Hallo Babi, hallo @ all!
Da ich auch leider dazu neige, alles perfekt machen zu wollen, würden mich die Übungen sehr interessieren von denen du sprichst!

Ich kann Fehler bei anderen akzeptieren - bei mir nicht. Bei anderen habe ich Verständnis und kann dann auch in aller Ehrlichkeit sagen: ist doch nicht schlimm, lässt sich alles reparieren. Muss ja nicht alles perfekt sein.

Wenn es aber um meine Fehler geht, sehe ich das anders. Und nicht nur das; wenn mir etwas gelingt halte ich es häufig für ganz selbstverständlich und bin selten stolz über meinen Erfolg. Ich bin sehr selbstkritisch und ziemlich streng mit mir.

Wie kann man das üben, dies abzustellen?

Danke + Gruß,
Salvatore

[Babi]

Hallo Salvatore,

bei mir war es so, daß ich überall perfekt sein wollte, auch im Haushalt und Wohnung sauber halten und so und habe mich immer unter Höchstdruck gestellt, alles richtig zu machen.

Ich hatte da zwei Übungen:
Eine für den Haushalt, da sollte ich üben,
mal nix zu machen, mal einfach alles liegen lassen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen und das trainieren.
Das ging eigentlich ganz leicht.

Schwieriger war die zweite Übung:
Ich habe ein Bild mit meiner Therapeutin entwickelt, ein Bild von dem Perfektionisten in mir. Ich habe mir da vorgestellt, es ist eine Sportlehrerin mit einer Stoppuhr, die mich immer antreibt im perfekt sein und sogar die Uhr stoppt, wie schnell ich was schaffe.
Meine Therapeutin meinte dann, ich sollte üben, wenn diese Perfektionistin auftaucht, sie in meinen Gedanken wegzuschicken, z.B. in die Sporthalle, wo sie hingehört und nicht in mein Leben, wo sie nur stört.
Ich kann gut mit Bildern und Vorstellungen arbeiten, daher hat mir diese Übung sehr genützt, bin aber immer noch dabei, mit ihr zu arbeiten.
Aber es hilft wirklich, wenn man sich den Perfektionismus als eine störende Person in seinem Leben vorstellt, die man einfach wegschickt, wenn es einem zu viel wird.
Allein die Vorstellung, den Perfektionismums wegschicken zu dürfen, erleichtert ungemein, glaub mir.
Das macht auch den Druck kleiner, den man sich selbst macht.

Ich hoffe, daß ich dir damit ein bißchen helfen kann.

Liebe Grüße Babi