Sind Depressionen Schuld an der Trennung?

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moonie
Beiträge: 19
Registriert: 7. Mär 2010, 21:52

Sind Depressionen Schuld an der Trennung?

Beitrag von moonie »

Hallo,

nach sieben Jahren Beziehung hat sich mein Freund ganz plötzlich von mir getrennt.
Seit einem halben Jahr leidet er erstmalig an einer Depression, die auch kurz darauf mit Antidepressiva behandelt wurde. Es folgte eine Therapie, nachdem es ihm Ende des Jahres nicht deutlich besser ging.

Mein Freund hat von Anfang an offen mit mir über sein Unwohlsein geredet und ich habe ihm auch immer mit viel Geduld zugehört und ihn unterstützt, wo ich nur konnte.
In den 6 ½ Jahren vor Beginn seiner Depression hatten wir nie größere Probleme in unserer Beziehung, waren glücklich mit einander.

Einige Wochen nachdem die Symptome bei ihm aufgetreten waren, sagte er mir, dass er sich nicht mehr sicher sei, ob er mich noch liebe.
Wir haben darüber geredet und sind beide davon ausgegangen, dass das an seiner Depression liegen könnte, da er vorher nie solche Gedanken hatte.

Und nun ganz plötzlich sagt er mir: „Ich liebe Dich nicht mehr.“
Er hätte schon seit geraumer Zeit keine Gefühle mehr für mich und damit ist die Beziehung von seiner Seite aus beendet. Er zeigt mir gegenüber keinerlei Emotionen mehr, ist vollkommen gefühlskalt.
Das ist jetzt schon eine Weile her. Ich habe ihn gefragt, ob er denn gar nichts vermisst.
Wie auf viele Fragen hat er mir geantwortet: „Ich weiß es nicht.“
Er sagt, dass ihm so vieles egal sei, er keine Hoffnung mehr hat, dass er wieder gesund wird und er sich nichts mehr wert fühlt.
Er hat mir gesagt, dass es ohne die Krankheit vllt nicht so gekommen wäre.

Meine Angst besteht darin, dass die Depression seine Gefühle verdeckt und er seine Entscheidung bereut, wenn es ihm wieder gut geht.
In einer schweren depressiven Phase soll ein Erkrankter ja auch keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen. Zählen solche Entscheidungen auch dazu?

Ich würde dazu gerne einige Erfahrungen hören. Von Depressiven, die vllt auch schonmal so „gefühlt“ haben oder von Angehörigen, die das selbe erlebt haben.
Wie soll ich mich jetzt verhalten? Er ist immer noch der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich möchte ihn unterstützen, soweit ich das kann und durchhalte.
Im Moment erkenne ich ihn überhaupt nicht wieder.
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Sind Depressionen Schuld an der Trennung?

Beitrag von Babi »

Hi moonie,
da bist du wirklich in einer schweren Phase. Ja, es ist alles nicht einfach.

Du hast recht, wenn man in einer Depression ist, trifft man oft vorschnelle Entscheidungen, die man bereut, wenn es einem wieder gut geht. Dazu kann auch die Entscheidung zur Trennung dazugehören.

Dein Freund kann im Moment durch die Depression nichts fühlen und meint deshalb auch, daß er dich nicht mehr liebt.
Es ist aber alles durch die Depression bedingt.

Ich bin selbst Betroffene und weiß aus eigener Erfahrung, daß man in Depressionsphasen immer meint, niemanden lieben zu können, man fühlt sich innerlich irgendwie tot.

So könnte es auch deinem Freund gehen.
Glaub mir, er kann im Moment nix fühlen, weil er eben in der Depression steckt.
Du solltest ihm einfach Zeit lassen und Geduld haben, das ist das wichtigste.
Du kannst ihm ja sagen, daß du trotz allem da bist, wenn er dich braucht.

Ich wünsch dir viel viel Kraft und hoffe, daß es bald wieder bergauf geht bei euch.
Ich drück die Daumen.

Alles Liebe Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Sind Depressionen Schuld an der Trennung?

Beitrag von wennfrid »

Hi moonie
In einer Depression fühlt man statt Liebe nur noch Angst, Hoffnung und Selbstvertrauen sind nur noch minimal vorhanden. Der Betroffene kann nicht mehr unterscheiden, liebe ich nicht mehr oder kann ich keine Liebe mehr spüren. Abhängigkeiten, das Befriedigen seiner eigenen Bedürfnisse, "nein" sagen, Selbstkritik, negative Denkweise, Scham- und Schuldgefühle sollten ebenfalls in einer Therapie besprochen werden. Jede Depression ist individuell kompliziert und es bleibt, nur ein paar Denkanstöße mitzuteilen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
galaxy
Beiträge: 29
Registriert: 17. Mär 2009, 15:56

Re: Sind Depressionen Schuld an der Trennung?

Beitrag von galaxy »

Hallo Moonie,

es tut mir Leid, dass sich dein Freund von dir getrennt hat. Mein Freund leider oft an Depressionen und ich höre dann immer diese Äußerungen, die dein Freund nun zu dir sagt. Gerade wieder stellt er alles in Frage und ich habe ganz schön daran zu knabbern. Ich würde dir raten, geduldig zu bleiben, auch wenn es schwer fällt. Wenn dein Freund in einer Depression steckt, ist es für ihn nicht möglich Gefühle für dich zu haben. Er möchte sich von allem zurückziehen, auch von dir.

Gib ihm diese Zeit, bedränge ihn nicht und sage ihm auch, das du für ihn da bist, wenn er dich braucht! Das Wichtigste, was du machen kannst, ist gut für dich zu sorgen, damit du nicht ins Grübeln verfällst. Gestalte deinen Alltag mit Freunden, lass es dir gutgehen. Wenn dein Freund in Therapie ist und Medikamente nimmt, kannst du erstmal beruhigt sein, weil er etwas dagegen unternimmt. Die Weltuntergangstimmung gehört leider mit dazu.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld! LG Galaxie
moonie
Beiträge: 19
Registriert: 7. Mär 2010, 21:52

Re: Sind Depressionen Schuld an der Trennung?

Beitrag von moonie »

vielen dank für eure worte an euch drei!!
es ist wirklich schwer tage lang nichts von meinem (ex-)freund zu hören und nicht zu wissen wie es ihm geht.
er nimmt jetz schon seit einigen monaten medikamente und geht seit ende des jahres zur therapie. aber so richtig anschlagen tut das wohl noch nicht und er sagt selber, dass er sich nicht wirklich wohl fühlt bei seinem therapeuten.
die trennung ist jetzt schon fast 3 monate her - ich weiss, für eine depression keine lange zeit - aber ich habe ansonsten keine erfahrungen mit der krankheit gemacht. kann mir also jemand sagen, wie lange diese "gefühllosigkeit" anhalten kann?
Kampfgemuese
Beiträge: 129
Registriert: 11. Mär 2010, 15:07

Re: Sind Depressionen Schuld an der Trennung?

Beitrag von Kampfgemuese »

Hallo Moonie,

es ist schwer, eine Aussage zu treffen, wie lange diese Gefühllosigkeit anhalten kann, da das von Mensch zu Mensch und von der Tiefe der Depression abhängig ist.

Ich kann mir vorstellen, dass das ein sehr schwieriger Zustand ist, in dem Du Dich befindest, da Du so gerne helfen und unterstützen möchtest, das aber nicht wirklich möglich ist.

Ich möchte mich meinen Vorrednern anschließen – gib ihm Zeit und versuche, diese so gut wie möglich für Dich zu nutzen und zu genießen.

Liebe Grüße
Elli
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Sind Depressionen Schuld an der Trennung?

Beitrag von Babi »

Hallo moonie,

ich schließe mich da Elli an.
Bei jedem ist das unterschiedlich, wie lang so eine Gefühlslosigkeit dauert.
Ich kann dir nur raten, wirklich viel Geduld zu haben und abzuwarten.
Ich weiß, das ist schwer, aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht.

Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
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