Habt Mut!

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galaxy
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Habt Mut!

Beitrag von galaxy »

Seit über drei Jahren liebe ich einen Mann, der unter Depressionen leidet. Ich wäre nicht bei ihm, wenn er nicht alles versuchen würde, um diese Krankheit mit therapeutischer Hilfe in den Griff zu bekommen.

Ich weiß, das eine Beziehung mit einem Menschen der unter Depression leidet, mit Unterbrechungen verläuft, oft stagniert und sich auf verschiedene Weise schwierig gestaltet (doch welche Beziehung ist ohne Schwierigkeiten).

Ich weiß, das mein Freund mich liebt und braucht, doch in Zeiten einer Depression sind in ihm keine Gefühle mehr vorhanden. Ich gebe ihm die Zuversicht, das ich da bin, wenn er mich braucht und ich ihn nicht verlasse. Mehr kann ich nicht tun.

Ich weiß, das es ihm gut tut, sich in dieser Phase mit Menschen zu treffen, die nichts von ihm fordern oder etwas von ihm wollen. Mir gegenüber fühlt er sich (zu Unrecht) als Versager, da er nicht mehr imstande ist, mir etwas zu geben. Ich muss mich zurückziehen, da ich ihm wenig gut tun würde.

Ich habe in dieser Phase Liebesschmerz und Wut auf diese Krankheit. Irgendwie bekomme ich auch Routine darin, der Schmerz und die Wut werden kürzer und weniger und das ist gut so. Ich bin Christin und mir geben Gebete zusätzlich Trost, Kraft und Hoffnung. Ich bete für ihn und für mich und gebe alles ganz in Gottes Hand.

Für mich habe ich einen Notfallplan entwickelt: Zeiten, wo er sich zurückzieht, nütze ich intensiv mit Freuden, gehe zu Veranstaltungen oder mache einfach das, wozu ich gerade Lust habe. Ich sehe es einfach als Pause, Regeneration und Weiterentwicklung für mich und unsere Beziehung. Ich kann in dieser Zeit Nachdenken was in unserer Beziehung besser laufen kann und wie ich mich besser darauf vorbereite, wenn ein neuer Schub kommt.

Ein Mensch, der unter Depressionen leidet ist allgemein viel feinsinniger und feinfühliger als andere. Ich erkannte, das es mir auch gut tut, feinsinniger und feinfühliger zu werden, nicht nur ihm gegenüber, sondern auch im Umgang mit anderen. Hat sich mein Freund zurückgezogen, übe ich eben an meinen Freunden und an meiner Umwelt. Mit positiver Resonanz!

Die Tage verbringe ich auch damit, mich auf meinen Freund zu freuen! Denn er wird wieder gesunden und wir werden wieder eine wunderschöne intensive Zeit miteinander erleben. Je gelassener ich werde, um so mehr kann ich ihm helfen und umso schneller ist er wieder bei mir.

Ich wünsche allen, die eine Beziehung mit einem Menschen haben der unter Depressionen leidet, Kraft, Mut, Geduld, Durchhaltevermögen, Freude und Hoffnung!
grün-orange

Re: Habt Mut!

Beitrag von grün-orange »

Hi Galaxy,

einfach vorbildlich, Dein Verhalten.
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Habt Mut!

Beitrag von Babi »

hE galaxy,
wirklich toll, wie du das in den Griff zu kriegen scheinst.
Das ist wirklich nicht einfach, noch schwieriger ist es, wenn zwei depressive Menschen es mitieinander versuchen wollen, die beide in einer Krise sind. Da kann keiner dem anderen Halt geben, den jeder aber so dringend braucht.
Jedenfalls wünsche ich dir viel viel Kraft!
Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
grün-orange

Re: Habt Mut!

Beitrag von grün-orange »

Hi Babi,

das sehe ich anders. Halt kann man sich nur selber geben. Man kann werder einen gesunden Partner noch einen kranken Partner zumuten einen zu halten, zumal eine depressive Episode Monate bis zu 2 Jahre dauern kann. Dieser Belastung ist niemand gewachsen.

Ein jeder ist für sein Wohlergehen selber verantwortlich.

Der Vorteil einer Partnerschaft in der beide depressiv sind, ist das gegenseitige Verständniss.
galaxy
Beiträge: 29
Registriert: 17. Mär 2009, 15:56

Re: Habt Mut!

Beitrag von galaxy »

Es war und ist ein schweres Stück Arbeit gewesen, das alles zu erkennen und zu begreifen. Das mein Beitrag nicht für alles eine Lösung hat, ist mir klar, es gibt viele verschiedene Beziehungskonstellationen. Es ist ein Teil meiner Erfahrungen, die ich im Laufe unserer Beziehung machte.

Ich finde es wichtig, das man nie vergisst, das jedes Tief ein Ende hat. Jeder muss sein "Loch" (das habe ich ja auch, wenn er weg ist) mit schönen Dingen einrichten und ausfüllen, die einem wichtig sind und an denen man sich in dieser Zeit festhalten kann.
grün-orange

Re: Habt Mut!

Beitrag von grün-orange »

Hi Galaxy,

das hast Du schön geschrieben!
galaxy
Beiträge: 29
Registriert: 17. Mär 2009, 15:56

Re: Habt Mut!

Beitrag von galaxy »

Danke schön! Lieber Gruß Galaxy
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Habt Mut!

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Galaxy,
Deinen Beitrag finde ich wirklich gut und kann sagen "Respekt"!
Trotzdem kann ich sagen, dass das nicht unbedingt mein Weg ist, vielleicht liegt es auch daran, dass mein Partner schon seit vielen vielen Jahren an Depressionen leidet und bisher noch nicht den Weg in die Therapie geschafft hat.

Nach etlichen Jahren des "Aushaltens", des immer "Daseins" ohne etwas zurückzubekommen, ist es mir nicht möglich so zu leben wie Du und immer wieder Verständnis aufzubringen.
Vielleicht wäre es bei mir auch anders, wenn ich sehen würde, dass mein Partner sich bewegt. Aber so viele von uns hier warten und warten und warten und die Jahre vergehen ...
Vielleicht gibt es da auch Unterschiede ob man allein lebt oder mit dem Partner gemeinsam.
Es ist unglaublich schwierig das alles auszuhalten und zu schultern, wenn dann noch Kinder da sind die und der Lebensunterhalt von dem Partner erbracht werden muss, der sowieso schon alles "aushalten" muss.
Da gibt es immer den guten Ratschlag sich abzugrenzen, im Kopf kann man das aber auch, aber auch im Herzen und vor allem im Alltag ...

So sensibel und richtig Deine Worte sind, genauso schwierig finde ich aber auch, dass so zu leben ...

Mittlerweile habe ich auch schon einige Angehörige kennengelernt, deren Partner sich nach überstandener Depression von ihnen getrennt haben, weil sie den Partner zu sehr an die depressive Phase erinnert haben und er einfach den "Ballast" loswerden wollte. Diesen und ähnliche Aspekte sollte man immer im Auge behalten und man darf sich selbst nicht vergessen.

Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
grün-orange

Re: Habt Mut!

Beitrag von grün-orange »

Hi Koboldin,

ich habe eine Weile hier nicht geschrieben. Du hast mal nach mir gefragt, ich konnte aber nicht Antworten, ich war gesperrt.

Ich habe auch seit sehr vielen Jahren einen depressiven Mann, der keine Psychotherapie machen will. Er nimmt AD, sonst nichts.

Mal geht es ihm Monate lang sehr schlecht und er läuft vor allem davon, wörtlich.
Dann geht es ihm wieder besser und wir können eine gute Partnerschaft führen.

Ich verhalte mich wie Galaxy, lebe mein Leben so gut es geht, ganz gleich wie es meinem Mann geht.
Ich wünschte er wäre dauerhaft stabil, aber dem ist nicht so. Manchmal tut es weh, ohne Partner zu sein, obwohl man einen hat.
Die schwierigsten Phasen, z.B. sterben u. Tod des eigenen Vaters, alleine bewältigen zu müssen. Trotzdem kann ich meinem Mann keinen Vorwurf machen. Er war nicht fähig mir beizustehen.

Sicher gibt es Menschen die nach einer Depression ihren Partner verlassen. Es gibt auch Angehörige die mit Beginn einer depressiven Episode ihren Partner verlassen.
Es gibt Frauen die ihre Männer betrügen. Es gibt Männer die ihre Frauen betrügen usw.

Ich war und bin depressiv und ich habe meinen Mann nicht verlassen, mein Mann hat versucht mich in einer depressiven Episode zu verlassen, krankheitsbedingt. Er kam wieder, als es ihm besser ging.
Ich werde meine Mann nicht verlassen und mein Mann wird mich, solange er bei klarem Verstand ist, auch nicht verlassen.

Hi Koboldin, ich habe den Eindruck das deine Befürchtungen, dein Mann könnte Dich verlassen wenn es ihm besser geht, Projektionen sind.
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Habt Mut!

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Bea,
zunächst einmal finde ich es schön, dass Du wieder da bist!
Ich lese Deine Beiträge sehr gern, bin manchmal gleicher Meinung und manchmal auch nicht.
In diesem Fall kann ich klar sagen, dass ich keine Verlustängste habe, sondern wahrscheinlich ich diejenige sein werde die geht, wenn nicht bald, sehr bald Bewegung in die Sache kommt ...
In den letzten Monaten habe ich endlich auch wieder zu mir gefunden und konnte der Co-Abhängigkeit entkommen.
Meine eigenen Ziele sind wieder da, ich stehe zu meinen Bedürfnissen und denke zunächst mal daran, dass es mir gut geht und verdehe mich nicht mehr für meinen LG.
Wie ich seit schon längerer Zeit feststelle tut ihm dieses Verhalten auch gut und wir werden sehen was letztendlich übrig bleibt.
Ich gehe meinen Weg und fühle mich unglaublich befreit, der andere Weg des ständigen Verständnis und Einschränkung meiner eigenen Bedürfnisse war auf Dauer nicht meiner.
Aber jeder befindet sich in anderer Situation und hat andere Bedürfnisse.
Jedem von uns wünsche ich hier sehr, dass er/sie den für sich wirklich gehbaren Weg findet und man nicht am Ende des eigenen Lebens sagen muss, dass man viele viele Jahre nicht gelebt hat.

Ich kann mich erinnern von Dir Bea mal gelesen zu haben, dass Dein Mann sich bewegt hat, als Du die Scheidung eingereicht hast. Also kennst Du dieses Gefühl auch, dass man es einfach nicht mehr aushält ständig Verständnis und Mitgefühl zu zeigen.
Bei Euch ist es damals gut gegangen, dass kann sein, muss aber nicht.

Liebe Grüße
die Koboldin
Love it, leave it or change it!
grün-orange

Re: Habt Mut!

Beitrag von grün-orange »

Hi Koboldin,

das stimmt, ich hatte die Scheidung eingereicht, ich war am Ende meiner Kräfte. Mein Mann machte mich ständig für seinen Zustand verantwortlich und war nicht bereit ärztliche Hilfe anzunehmen.

(Und ich hatte mir den Stiefel der Verantwortung auch tatsächlich übergezogen, habe ich später in der Psychotherapie gelernt)

Eine Woche nach dem er den Scheidungsantrag vom Gericht zugestellt bekommen hatte, war er das erste mal beim Psychiater und ist es seit dem.



>>>>Meine eigenen Ziele sind wieder da, ich stehe zu meinen Bedürfnissen und denke zunächst mal daran, dass es mir gut geht und verdehe mich nicht mehr für meinen LG.<<<<
>>>>Ich gehe meinen Weg und fühle mich unglaublich befreit, der andere Weg des ständigen Verständnis und Einschränkung meiner eigenen Bedürfnisse war auf Dauer nicht meiner.<<<<
Das ist sehr gut. Aber, das kann man auch in einer Beziehung mit einem depressiven Partner, dafür muß man sich nicht trennen.



>>>>In diesem Fall kann ich klar sagen, dass ich keine Verlustängste habe, sondern wahrscheinlich ich diejenige sein werde die geht,<<<<
Das habe ich mir schon gedacht, deshalb schrieb ich von Projektion.



>>>>sondern wahrscheinlich ich diejenige sein werde die geht, wenn nicht bald, sehr bald Bewegung in die Sache kommt ...<<<<
Der Grund ist aber ein anderer, als das mögliche verlassen werden durch deinen Mann, oder die Depression deines Mannes.
Ich vermute, er liegt z.B. im aggressiven Verhalten deines Mannes, das sich ohne Psychotherapie nicht bessern wird.

Und somit ist Dein erwägen der Trennung mehr als verständlich.
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Habt Mut!

Beitrag von Babi »

Hallo Bea,
sicherlich hast du recht, daß bei 2 Depressiven, die eine Beziehung haben, das Verständnis füreinander größer ist.

Natürlich muß man sich auch selbst auffangen können, das ist klar. Mit Halt geben meinte ich eher, daß man jemand hat, wo man sich mal anlehnen kann, wo man auch mal schwach sein darf und nicht immer nur funktionieren muß, von dem man Wärme bekommt.
Ich bin nämlich der Meinung, wenn man das hat oder bekommt, dann kann man auch besser für sich selbst mit der Krankheit umgehen, denn Wärme gibt Kraft.
Gute Nacht!
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
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sunshine45
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Re: Habt Mut!

Beitrag von sunshine45 »

Ja Babi,
das denke ich eigentlich auch, aber dennoch gibt es wohl so Phasen in der Depression in der der Erkrankte diese Wärme auch nicht mehr spüren kann bzw. auch in keinster Form zulassen kann.
Das ist dann nicht immer für die Angehörigen auszuhalten, besonders wenn man schon einen sehr sehr langen gemeinsamen Weg in der Depression gegangen ist.
Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
grün-orange

Re: Habt Mut!

Beitrag von grün-orange »

Hi Barbi,

>>>>>Mit Halt geben meinte ich eher, daß man jemand hat, wo man sich mal anlehnen kann, wo man auch mal schwach sein darf und nicht immer nur funktionieren muß, von dem man Wärme bekommt.<<<<<

All dies ist wunderbar, wenn ich stabil bin, es mir gut geht.

Wenn ich Depressiv bin, kann ich all das rein garnicht brauchen. Dann brauche ich Distanz und keine Nähe. Und meinem Mann geht es genauso.
Babi
Beiträge: 1972
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Re: Habt Mut!

Beitrag von Babi »

Hallo Bea und Koboldin,
das was ihr da sagt, ist sicher richtig.
Aber ich glaube auch, bei jedem wirkt sich die Depression anders aus. Ich hatte das auch früher, daß ich niemand an mich ranlassen konnte, wenn ich richtig unten war, hab aber irgendwann gemerkt, daß das bei mir alles noch schlimmer macht.
Ich habe mittlerweile festgestellt, daß es mir mehr guttut, mich anlehnen zu können, das mir das auch besser hilft wie das "niemand an mich ranlassen können".
Es war bei mir ein jahrelanger Prozeß, bis ich das konnte, jemand an mich ranlassen, das ist klar. Aber ich habe es geschafft und es geht mir viel besser damit, als vorher, als ich niemand an mich ranlassen konnte.
Klar gibt es immer noch Phasen, wo ich meine Ruhe will, ganz für mich allein sein will, aber diese Phasen sind im Gegensatz zu früher sehr kurz geworden, da reicht mir meistens schon 1 Tag Zeit und Ruhe für mich, wo ich früher 3 - 4 Tage brauchte.
Man sollte also immer selbst herausfinden, womit es einem besser geht. Ich habe eben herausgefunden, daß ich mir mit dem "niemand an mich ranlassen können" noch zusätzlich weh getan habe, und meine Depresssion dadurch schlimmer machte.
Ich denke, jeder ist da wirklich anders.
Ich hoffe, ihr könnt meine Gedanken nachvollziehen.
Ich wünsch euch beiden alles Liebe
Babi
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galaxy
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Re: Habt Mut!

Beitrag von galaxy »

Hallo Babi, da gebe ich dir recht. Es kostet Überwindung jemanden an sich ranzulassen, doch hinterher fühlt man sich viel besser. Wenn man alleine in seinem Loch bleibt und grübelt, kommen einem nur irrsinnige Gedanken.
Babi
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Re: Habt Mut!

Beitrag von Babi »

Hallo Galaxy,
das hast du ganz richtig gesagt.
Nataürlich ist im Hintergrund auch immer eine Angst dabei, die man überwinden muß.
Sich anlehnen heißt auch, Schwäche zeigen, die vielleicht ausgenutzt werden könnte.
Um sich anlehnen zu können, muß man sehr sehr viel Vertrauen zu einem Menschen haben und die Sicherheit, daß er es wirklich ehrlich mit einem meint.

Und als Depressiver hat man nun mal oft die Ansicht, daß es keiner gut mit einem meint und daß man ganz alleine ist. Ich kenne das sehr gut, und Vertrauen aufbauen ist schwer, das habe ich selbst erlebt.
Aber wenn man es wirklich tut, dann kann das einem sowas von gut tun.

Alles Liebe Babi
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galaxy
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Re: Habt Mut!

Beitrag von galaxy »

Hi Babi,

Vertrauen aufbauen braucht seine Zeit. Misstrauen abzubauen braucht viel längere Zeit.

Ich denke z.B.: Auf Menschen kann man sich nicht verlassen.

So sind Enttäuschungen weniger schlimm für mich, da ich weiß, dass wir alle nur Menschen sind und Fehler haben.

Auch zu dir alles Liebe! LG Galaxy
Babi
Beiträge: 1972
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Re: Habt Mut!

Beitrag von Babi »

HI Galaxy,
ich danke dir für die lieben Wünsche.

Ja, da ist schon was dran, an dem was du sagst. Nur frage ich mich, nehmen wir uns durch diese Einstellung nicht selbst ein Stückchen Leben weg.

Es gibt da einen Spruch: "Auf Menschen gibt es keine Garantie", der tritt ohne Zweifel zu, aber müssen wir nicht manchmal ein Risiko eingehen?
Ich finde schon, sonst nehmen wir uns von Anfang an die Chance, richtig glücklich zu werden, oder?

Gruß Babi
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galaxy
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Re: Habt Mut!

Beitrag von galaxy »

Hi Babi,

beide Sprüche sagen dasselbe aus und meinen: Gib dein Leben nicht aus deiner Hand!

Wenn ich mich z.B. mit jemanden verabrede, dann kann ich mich nicht hundertprozentig darauf verlassen, dass derjenige kommt. Vielleicht sagt die Person im letzten Moment ab. Da ich diesen Spruch „auf Menschen kann man sich nicht verlassen“ immer im Kopf habe, bin ich bei einer Absage nicht so enttäuscht oder vielleicht misstrauisch.

Ich denke, dass ich mir durch diese Sichtweise das Leben erleichtere, weil ich gleichzeitig in zwei Richtungen denke: Entweder kommt die Person, mit der ich mich verabredet habe oder sie sagt vielleicht ab. Sagt sie ab, habe ich gedanklich vorgeplant und werde dann alleine etwas machen.

Durch diese Sichtweise halte ich das Risiko der Enttäuschung gering. Letztendlich, weil ich dadurch die Verantwortung für mich (und mein Glück) immer sehen.

Lieber Gruß Galaxy

PS: Ich hab ja noch so eine Sichtweise parat, die mir das Leben erleichtert: Allen muss man nicht gefallen
Babi
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Re: Habt Mut!

Beitrag von Babi »

Hallo galaxy,

ich finde deine Sichtweise sehr sehr gut.
Ich versuche es auch so zu handhaben wie du, gelingt mir aber nicht immer.

Aber sich gar nicht mehr auf andere Menschen einlassen, wäre das falscheste, was man tun kann, denn das macht erst recht unzufrieden.

Der zweite Spruch gefällt mir auch sehr gut.
Danke!
Gruß Babi
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:) ;)
ochikun
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Re: Habt Mut!

Beitrag von ochikun »

Hallo Galaxy,

ich möchte dir ganz herzlich für dein Posting danken.
Du schreibst das sehr schön, und wenn du es schaffst, so zu leben... dann schaffst du "das"! (und überhaupt alles!)

"Ich gebe ihm die Zuversicht, das ich da bin, wenn er mich braucht und ich ihn nicht verlasse. Mehr kann ich nicht tun."
Damit tu ich mich schwer. Ich WEISS, dass ich nicht mehr tun kann, aber ich WILL mehr tun. Ich will immer, dass es ihm - JETZT SOFORT - besser geht, und wenn nix oder niemand sonst da ist - dann muss ICH dazu führen, dass es ihm besser geht.
Ok, das ist sehr übertrieben formuliert. Aber die Gelassenheit, zu akzeptieren, dass man selbst nichts gegen die Depression tun kann (außer natürlich, dazusein), ist bei mir noch nicht so ausgeprägt.

"Ich habe in dieser Phase Liebesschmerz und Wut auf diese Krankheit. Irgendwie bekomme ich auch Routine darin"
Das ist eigentlich unendlich traurig - dass man Routine im Leiden kriegt. Natürlich ist es auch "gut" - denn es ist leichter zu ertragen. Vielleicht.
Bei mir war es die letzte Zeit so, dass es meinem Partner nicht mehr ganz schlecht, aber auch noch nicht ganz mittelmäßig ging - und das sehr schnell wechselte. Zwischen SCHLECHT und ETWAS BESSER. Jedesmal, wenn es ihm etwas besser ging - dachte ich: Juhu, es wird besser! Und am nächsten Tag, oder nach 3 Stunden, oder nach 10 Minuten - alles wieder schlecht.
Bei jedem Juhu, es wird besser! stieg bei mir der (ziemlich leer gewordene) Hoffnungs- und Zuversichtspegel wieder an, ich wurde munterer, ich fühlte mich viel besser und hatte das Gefühl, mich wieder gut fühlen zu dürfen (und nicht mit einer Viertel Seele dran zu denken, dass es meinem Liebsten schlecht geht), und dann... immmer wieder... dieses abrupte Plötzlich-ist-alles-wieder-schlecht. Weil das Besserwerden so schnell ging, und bei mir dann auch sofort die Reaktion da war, ging die Reaktion aufs Schlechterwerden ebenso schnell. Von Alles-ist-gut zu Oh-nein-alles-wieder-schlecht in wenigen Sekunden. Wieder die Angst (wird es besser?), die Sorge (wird es jemals ganz aufhören?), die Ungewissheit, der Schmerz, und das Unvermögen, nichts tun zu können.

"Die Tage verbringe ich auch damit, mich auf meinen Freund zu freuen! Denn er wird wieder gesunden und wir werden wieder eine wunderschöne intensive Zeit miteinander erleben. Je gelassener ich werde, um so mehr kann ich ihm helfen und umso schneller ist er wieder bei mir."

Das hätte von mir sein können... auch wenn ich das nicht so schön hätte formulieren können. Danke dir, Galaxy.

Einen schönen, hoffnungsvollen Tag wünsche ich allen
Ochikun

"Ich bin Christin und mir geben Gebete zusätzlich Trost, Kraft und Hoffnung. Ich bete für ihn und für mich und gebe alles ganz in Gottes Hand."
Mein "Motto" im Moment ist aus einem Paul-Gerhardt-Lied (Gib dich zufrieden), was heutzutage als altmodisch o.ä. wahrgenommen wird... von wegen! Vielleicht kennst du es:
Lass dich dein Elend nicht bezwingen,
halt an Gott, so wirst du siegen!
Ob hoch die Fluten einhergingen,
dennoch wirst du nicht erliegen.
Gott ist nicht fern, steht in der Mitten,
hört bald und gern der Armen Bitten;
gib dich zufrieden.
galaxy
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Registriert: 17. Mär 2009, 15:56

Re: Habt Mut!

Beitrag von galaxy »

Liebe Ochikun,

danke für dein Posting! Als Partner leidet man darunter, wenn es dem anderen schlecht geht. Doch man hilft niemanden damit. Das habe ich erkannt und solltest du auch erkennen. Warum sollte man sich mit hineinziehen lassen? Ich denke, es hilft dem Betroffenen nicht, weil er sich sonst auch noch dafür verantwortlich fühlt und sich Vorwürfe macht. Ich gehe jetzt davon aus, das man nicht der Auslöser für die Depression ist, sonst sollte man natürlich im Gespräch die Ursachen klären und bereinigen.

Man sollte stark bleiben und gut für sich sorgen. Man darf sich auch gut fühlen, auch wenn es dem anderen schlecht geht. Das ist natürlich einfach gesagt von mir, da ich noch nicht mit meinem Freund zusammen wohne. Bestimmt haben Partner die zusammen wohnen Schwierigkeiten sich Freiräume zu schaffen, wenn sie den anderen ihn seinem Leiden sehen. Hier sollte man in der depressionsfreien Zeit gemeinsame Regeln erarbeiten, wie beide diese Phase besser ertragen und darin besser zurecht kommen können.

Dein Lied finde ich schön und tröstlich, ich kannte es noch nicht. Mir geben christliche Lieder oder Worte aus der Bibel auch sehr viel. An dem Geburtstag meines Freundes stand das Bibelwort als Tageslosung:

So spricht der HERR: Dein Schaden ist verzweifelt böse, und deine Wunden sind unheilbar. Aber ich will dich wieder gesund machen und deine Wunden heilen.” (Jer. 30,12.17)

Ich wünsche dir viel Kraft und Vertrauen in Gottes Hilfe!

Liebe Grüße
Galaxy
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