Ehemann trennt sich und taucht ab.

LunaLove
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Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von LunaLove »

Hallo liebes Forum,

ich stehe vor einem Problem und kann dies zwar mit Familie und Freunden besprechen, aber Jeder hat soviel Ahnung, wie ich - nämlich fast keine.

Ich möchte Euch gerne meine Geschichte erzählen und hoffe bei Euch vielleicht auf ein paar Fragen Antworten zu finden.

Mein Mann und ich sind seit 4 Jahren verheiratet und seit 6 Jahren zusammen. Ich habe aus einer vorherigen Beziehung einen Sohn mit in die Ehe gebracht, der mittlerweile 9 Jahre alt ist.
Unsere Ehe war gekennzeichnet von bedingungsloser und tiefer Liebe zueinander, aber auch von sehr vielen Problemen. Mein Mann hat bereits einige Probleme mit in die Ehe gebracht ( Schulden, Verarbeitung eines schweren Unfalls, Probleme mit den Eltern etc.). Die Probleme waren allesamt ziemlich massiv und ich wurde am Anfang immer angeguckt, als ob ich sie nicht mehr alle hätte, mir solche Probleme aufzuladen. Ich konnte immer nur erwidern, dass es der Mann ist, den ich liebe und das Probleme nunmal zum Leben dazugehören und wir sie gemeinsam schaffen werden und daran auch wachsen werden.

Gesagt, getan. Ich habe mich vieler Probleme angenommen und sie auch gelöst oder meinem Mann den Weg gezeigt, den er gehen kann und ihn begleitet. Das hat auch immer gut funktioniert und wir sind tatsächlich daran gewachsen ( so war mein Eindruck).

Probleme hatten wir immer im zwischenmenschlichen Bereich. Mein Mann ist gerne auf "Frauenjagd" gegangen, hat geflirtet und auch mal eine Grenze überschritten ( Frau an den Po gefasst). Ich war natürlich jedes Mal tief verletzt und habe ihm eine Szene gemacht. Habe ihm auf der anderen Seite aber auch wieder verziehen und er versprach, dass es nicht wieder vorkommt. Daran hat er sich auch gehalten. Er tat es nicht wieder, sondern tat dafür andere Sachen ( Telefonsex etc.)

Ich habe immer gedacht, dass ich meinem Mann nicht genüge, oder dass wir einfach unterschiedliche Vorstellungen vom Leben und von der Ehe haben.

Ich weiß, dass mein Mann mich niemals "richtig" betrogen hat. Das weiß ich sicher. Unsere Ehe war so aufgebaut, dass ich die Starke war und er sich an mich angelehnt hat. Diese Rolle war für mich vollkommen okay und ich möchte nicht, dass es sich jetzt hier vorwürflich anhört.

Ich habe mir oft Sorgen um meinen Mann gemacht. Ich habe gesehen, dass sein Selbstwertgefühl im Eimer ist, dass er keinerlei Selbstvertrauen hat. Organisatorische Dinge, um die er sich kümmern sollte ( z.B. Kündigungsschreiben für Abo fertig machen) hat er über Monate nicht geschafft. Seine Post hat er gar nicht, oder nur sehr sporadisch geöffnet. Ich habe das dann übernommen, um keine größeren Probleme zu bekommen. Mein Mann ist immer sehr viel arbeiten gegangen. Sein Tag hatte im Durchschnitt 10/11 Stunden. Ich bin nur 8 Stunden arbeiten gegangen und habe somit den Haushalt, den Einkauf, die Post und meinen Sohn alleine gehändelt. Ich habe meinem Mann den Rücken freigehalten. Und das habe ich wirklich sehr gerne gemacht.

Im Dezember jetzt hat er 3 Tage vor Weihnachten seine Sachen gepackt und ist gegangen. Auslöser war ein "Streit" über den Weihnachtseinkauf. Er ist ausgerastet, ist körperlich gegen mich vorgegangen und war dann weg. Vollkommen überstürzt und im Affekt. Er ist bei einem Freund untergekommen. Hat sich schnell bei mir gemeldet, hat bei meiner Mutter Weihnachtsgeschenke für mich abgegeben etc. Wir haben viel Kontakt gehabt, viel telefoniert und gesprochen und Silvester ist er dann zurückgekehrt. Wir wollten es nochmal versuchen. NEUANFANG.

Dieser Neuanfang hat genau 14 Tage gehalten. Mitte Januar ist er wieder gegangen. Sachen gepackt und weg. Er sagte, er wisse nicht mehr, ob er mich noch lieben würde. Er bräuchte nun Zeit und Abstand.

Was sollte ich machen? Es war seine Entscheidung und somit habe ich sie akzeptiert. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Einen Tag vorher haben wir noch unseren Sommerurlaub geplant und im Schnee getollt, wie 2 verliebte Teenies.

Er meldete sich dann 2 Wochen nicht und schrieb dann eine Mail, dass er mir Geld für die Miete etc. überweisen würde. Auf diese Mail habe ich gar nicht reagiert, weil ich mit mir viel zu beschäftigt war.

Eine weitere Woche später erhalte ich eine SMS, in der er mich fragt, ob für mich die Ehe nun beendet sei. Ich war perplex, denn immerhin ist er gegangen und nicht ich. Ich konnte und kann diese Frage bis heute nicht einordnen. Ich antwortete ihm das auch und bekam.....keine Reaktion.

Dann hatte er Geburtstag und nachdem ich sehr mit mir gehardert habe, habe ich ihm eine E-Mail mit Glückwünschen geschickt.

Einen Tag später bekomme ich eine Antwort. Und diese hat mich sehr getroffen. Er bedankte sich für die Mail und sagte gleichzeitig, dass er sich vollkommen leer fühlt und gar nichts mehr fühlen kann.

Ich habe ihm darauf geantwortet, dass ich für ihn da bin, wenn er reden möchte und er sich auf mich verlassen kann, egal was ist und dass ich diese Gefühle der Leere sehr ernst nehme bei ihm.

3 Tage später antwortete er mir, dass er es sehr zu schätzen weiß, dass ich für ihn da bin und dass er bei einem Therapeuten war und eine Depression diagnostiziert wurde. Und er dringend was machen müsste. Ich solle mir keine Sorgen machen, er werde seine Arbeitszeit reduzieren und muss psychisch zur Ruhe kommen. Er würde mir mal eine E-Mail schreiben. Er könne im Moment nicht darüber reden.

DAS HAT MICH GESCHOCKT.

Mein Mann ist depressiv. Er hat keine sozialen Kontakte ausser mir und ein paar Arbeitskollegen. Er hat keinen Freund und keine Eltern mehr. Und nun steht er ganz alleine da. Natürlich mache ich mir wahnsinnige Sorgen um ihm, immerhin liebe ich ihn!

Er taucht immer wieder in die Versunkung ab und ist nicht erreichbar. Ich weiß weder, woran ich bin. Seit 4 Wochen sind wir eigentlich offiziell getrennt. Dann meldet er sich und fragt mich, ob für mich die Ehe beendet ist. Dann teilt er mir seine Diagnose mit und taucht wieder unter. Auf der anderen Seite lässt er mich in seine tiefsten Gefühle Einblick nehmen. Organisatorisch ist nichts geklärt. Er hat lediglich 2 Koffer mit seinen Klamotten und Badesachen mit. Alles andere steht in der Wohnung, in der ich nun alleine lebe. Er macht keine Anstalten mal nach seiner Post zu fragen ( die liegt ungeöffnet im Schrank), oder gibt mir irgendein Zeichen.
Vielleicht tut er das doch und ich kann es nicht lesen.

Ich weiß, dass ich ihn nicht unter Druck setzen darf und dass ich ihn machen lassen muss. Aber er kann praktisch nicht einfach aus einer Ehe verschwinden. Heute schrieb er mir dann, dass Mitte März seine Theraie beginnt und zunächst 4 Wochen, 3 mal die Wochen laufen wird.

Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich habe versucht hier alles sachlich darzustellen, aber emotional bin ich völlig durch.

Was will er? Wären wir zusammen, wüsste ich, dass ich auf ihn warte. Da wir aber getrennt sind, soll ich da warten? Ich muss doch auch irgendwie weiter leben und ich kann doch nicht bis Mai in der Hoffnung leben, dass er zu mir zurück kommt?

Auf der anderen Seite liebe ich ihn und habe ihn geheiratet, um auch in schlechten Zeiten für ihn da zu sein.

Ich verstehe sein Verhalten nicht. Warum taucht er immer wieder ab? Warum hat er dann überhaupt wieder Kontakt mit mir aufgenommen? Weil er sonst Niemanden hat, oder weil er mir zeigen möchte, dass ich warten soll. Eine konkrete Antwort erhalte ich nicht. Er hätte gerne Kontakt zu mir, ja. Warum, sagt er nicht.

Er sagt aber auch nicht, dass er nicht weiß, warum. Er könnte doch wenigstens sagen, dass er keine Antwort geben kann, oder?

Wie kann ich mit dieser Situation umgehen? Habt ihr sowas vielleicht auch schon erlebt? Was machen andere Angehörige, um sich selber zu schützen und auf der anderen Seite den anderen nicht im Stich zu lassen.

Lasst Euren Meinungen und Ideen bitte freien Lauf.... ich bin für jede Anregung dankbar!

Vielen Dank an alle, die bis hierhin durchgehalten haben

VG

Lunalove
Floeckchen
Beiträge: 17
Registriert: 4. Feb 2010, 18:18

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Floeckchen »

Hallo Lunalove,

ich habe bis zum Ende gelesen und kann dir sehr gut nachfühlen wie es dir geht. Im Moment bin ich in derselben Situation wie du, das mein Freund Schluß gemacht hat und ich kann dir nur eins raten. Warte ab,kümmer dich um dich und dein Wohlbefinden. Und er hat so entschieden, das es so ist. Nicht du. Wir sollen immer Verständnis haben und vergessen uns doch immer ganz. Ich weiß das ist kein Trost und aus deiner Sicht auch kein guter Rat vielleicht. Aber nimm dich zurück, die dauernd Sorgen um ihn zu machen er ist alt genug, kümmer dich um dich und versuche wieder ins Leben zu finden. In dein Leben und dein Wohlbefinden.

Meinem Ex schreibe ich im Moment auch ganz normal ohne Emotionen, auch wenn mir das sehr schwer fällt. Und siehe da er hat sich gemeldet und auch ein in die SMS geschrieben, er hätte sich früher nicht mal gemeldet. Ob es je wieder so werden wird wie früher, ich hoffe im Moment nicht sondern kümmer mich um mich, meine Kinder, meine Hobbys und meine Freunde. Ich gehe auch zu Gesprächen beim Diakonischen Werk, was mir sehr hilft mit mir und mit meinen Wünschen und Hoffnungen ins reine zu kommen. Ich wünsche dir viel Mut und viel viel Kraft und hoffe das du für dich und auch für deinen Mann und deine Ehe einen guten Weg findest mit allem fertig zu werden.

Liebe Grüße
Flöckchen
LunaLove
Beiträge: 27
Registriert: 10. Feb 2010, 22:04

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von LunaLove »

Hallo Flöckchen,

vielen Dank für Deine Antwort!

Ich habe von Dir eben auch schon in einem anderen Beitrag gelesen ( von Marionka).

Deine Worte sind so wahr und ich weiß auch, dass Du Recht hast. Es ist auch nicht so, dass ich zu Hause daniederliege.

Dafür bin ich nicht der Mensch. Natürlich habe ich mir mein Leben alleine eingerichtet. Und ein Kind hilft auch ungemein nicht den Kopf zu verlieren. Ich kann mich gar nicht verkrümmeln, da mich mein Sohn fordert. Das hilft sehr.

Ich habe mein Leben im Griff und auch keine Sorge darüber, dass ich psychisch abrutsche.

Man spricht ja oft vom Glück im Unglück und so ähnlich kommt es mir gerade vor: Die Situation ist wahnsinnig belastend, dazu kommen die normalen "Lebensprobleme", die Jeder mal hat. Dann macht mein Sohn mir schulisch gerade echte Sorgen etc. Meine Freunde sagen immer wieder, dass es zuviel für eine einzelne Person ist und wenn ich meine Situation so betrachte, dann kann ich ihnen objektiv nur zustimmen, ABER: Statt zu verzweifel, oder den Kopf hängen zu lassen, merke ich, wie stark ich eigentlich bin. Ich merke, dass ich in mir ruhe und meine "innere Mitte" habe. ( das hätte ich vorher NIEMALS von mir behauptet).

Das macht mir auf der einen Seite auch ein ganz schön schlechtes Gewissen: Meinem Mann geht es so schlecht und ich merke in so einer Situation, dass ich mir eigentlich recht gut geht ( natürlich nur unabhängig von ihm) Versteht Jemand, was ich meine?

Ich will keine Entscheidung treffen müssen. Wenn ich ein Signal bekäme, dass ich warten soll, dann könnte er abtauchen und bräuchte sich auch nicht melden und ich würde warten. Ich denke, dass ich mit so einem Signal nicht zu rechnen brauche. Aber das zwingt mich über kurz oder lang dazu eine Entscheidung für mein Leben treffen zu müssen. Und davor habe ich Angst!

Ich mache mir wahnsinnige Sorgen und er beherrscht auch die meisten meiner Gedanken. Ich würde ihm gerne helfen. Ich würde ihn auch gerne schützen. Denn ich weiß, dass er gerade dabei ist noch größere Probleme zu bekommen. Er öffnet seine Post nicht, kümmert sich um nichts. Ich finde es toll, dass er sich Hilfe geholt hat! Wirklich. Ich würde ihm auch gerne helfen und wenn es nur bedeutet dafür zu sorgen, dass er nicht aus der Depression heraus kommt und massive Probleme, Schulden etc. hat. Ihm den Rücken freihalten, damit er sich um sich und seine Sorgen kümmern kann.

Das macht mir am meisten Sorge. Ich bin sicher, dass er es irgendwann schaffen wird. Aber dann? Was erwartet ihn in der normalen Welt? Die ganzen Probleme, die er durch Ignoranz verursacht hat? Das wirft ihn doch wieder um!

Ich bin ein Mensch, dem es gut geht, wenn er was tun kann. Und jetzt bin ich zum Nichtstun verurteilt, obwohl ich von außen sehe, was alles auf ihn einzubrechen droht.

Was soll ich tun? Was kann ich überhaupt tun?
Habt ihr Erfahrungen, wie es weitergeht, wenn diese Phase vorbei ist?

Viele Grüße!
Luna
Floeckchen
Beiträge: 17
Registriert: 4. Feb 2010, 18:18

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Floeckchen »

Liebe Luna,

ich kann dich sehr gut verstehen und ich weiß auch wie zerrissen man selber ist. Die Gefühle schwanken auf und ab. Schick ihm doch die Post, dann muss er was tun. Wenn er sie lässt liegen, das ist dann immer noch seine Sache. Aber glaube mir, dir Vorwürfe zu machen das es ihm schlecht geht, ist keine Lösung. Oder du öffnest die Post, schreibst die Leute an und erklärst was los ist, das ist eine andere Möglichkeit. Was ich persönlich nicht so gut finde, da ich das auch schon durch habe. Wie soll er denn ins Leben und zu dir zurückfinden, wenn du ihn betütelst und bemutterst? Keine Angst das habe ich auch gemacht, ging gründlich in die Hose.

Dein Sohn braucht dich und eine Kraft im Moment nötiger und auch ich suche mir Hilfe bei einer Erziehungsberatungsstelle. Ich bin nämlich im Moment auch ein wenig überfordert und es ist keine Schande sich Hilfe zu suchen.

Zeig ihm das er dir wichtig ist aber das sollte meiner Meinung nach auch alles sein. Er hat sich Hilfe geholt und wird die Sache meistern. Männer wollen im Allgemeinen nicht betütelt werden, das ist mir jetzt auch klar. Vielleicht denken andere ganz anders drüber, das ist nur meine Meinung und ich hoffe das wir alle zusammen hier in diesem Forum uns Hilfe und Unterstützung und Meinungen einholen damit wir diese schlimme Zeit ein bisschen unbeschadeter überstehen.
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Babi »

Hallo Luna,
ich als Betroffene möchte auch etwas zu deiner Situation sagen.
Weißt du, wenn man so richtig in einer Depression ist, kannn man keinerlei Entscheidungen treffen, das ist gar nicht möglich.
Ich denke deshalb, daß dein Mann im Moment gar nicht in der Lage ist, zu sagen, ob er die Ehe mit dir noch will oder nicht, er ist zu krank, um da was dazu sagen zu können.
Im Gegenteil: Er scheint dir die Entscheidung zu überlassen, denn er hat dich ja gefragt, ob für dich die Ehe noch existiert oder nicht.
Er will wissen, ob du bereit bist zu kämpfen oder nicht. Ich denke, er hat auch Angst, daß er dich mit der Situation überfordert. Du hast ihm ja auch Signale gegeben, daß du für ihn da bist, wenn ich das richtig verstanden habe, lass ihm jetzt einfach Zeit.
Er kann im Moment keinerlei Entscheidungen treffen, das mußt du so akzeptieren, denn solange er in der Depression ist, ist seine Sicht ganz anders und jede Entscheidung wäre voreilig.
Tue viel für dich und vertraue darauf, daß dein Mann weiß, was für ihn gut ist, daß er für sich das tut, was er braucht.
Zeige ihm, daß er sich keine Sorgen um dich machen muß, daß du zurecht kommst, so hälst du ihm am besten den Rücken frei, daß er sich um sich selbst und seine Genesung kümmern kann.
Du mußt dir nicht so viele Gedanken um ihn machen, er hat sich ja jetzt professionelle Hilfe gesucht, er weiß also selbst sehr gut, was er jetzt braucht.
Du mußt jetzt einfach Geduld haben und abwarten. Ich weiß, das ist leicht gesagt und schwer getan, aber du hast keine andere Möglichkeit.
Konzentriere dich auf die Dinge, die du gern machst und lenke dich damit ab, das ist im MOment das beste.
Ich wünsch dir viel Kraft.
Alles Liebe Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Himmel2
Beiträge: 144
Registriert: 16. Mai 2008, 21:02

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Himmel2 »

Hallo

Das was Babi sagt,liegt in Deinem Falle nahe.Als mein Mann vor 4 Jahren in eine schwere depressive Phase fiel,hatte ich genau das selbe hin u. her.Er ging ins Krankenhaus,um heraus zu finden was mit ihm los ist.Damals hatten wir keine Ahnung das es sich um schwere Depressionen handeltet.In der Klinik gab es dann eine Frauenbekanntschaft u.die Frage ob er mich noch liebt.Alle seine Gefühlr zu mir u.den Kindern waren weg.Es wurde alles in Frage gestellt.Zu Hause war er dann sehr aggressiv u.drohte mir mit dem Auszug.Ich wurde in dieser Zeit verbal u.auch einmal körperlich verletzt.Dadurch wollte ich auch nicht mehr, daß er bei uns wohnt u. sagte im er solle ausziehen.Er hatte dann eine Wohnung,wo er ein halbes Jahr wohnte.Wir hielten Kontakt,aber es wurde nicht anders.Als ich mich dann nicht mehr meldete,wurde ihm wohl bewußt das er mich nicht verlieren möchte u. er nahm dann den Kontakt von selber auf.Die Bedingung die ich aber stellte war die,daß er zu einer Therapeuten geht.Er suchte sich dann ambulant einen Arzt u. Therapeuten.Dieser Arzt diagnostizierte dann bei ihm eine cron. rezid.Depression u. ADS.Erst ab dann,setzte sich mein Mann allmählich mit seiner Krankheit auseinander.Heute sind wir immer noch zusammen, aber es ist nicht einfach.Damals setzte ich mir persönlich zeitliche Grenzen u. schaute wie sich unsere Nichtbeziehung so entwickelte.Ich habe in der Zeit mein eigenes Leben geführt.Helfen kann er sich nur selbst.Nehme ihn nicht seine Aufgaben einfach ab,wenn er nicht selber darum bittet.Es ist wichrig das er selbständig seine Dinge erledigt,so daß er sich auch mal auf seine Schulter klopfen kann.

LG Heide
LunaLove
Beiträge: 27
Registriert: 10. Feb 2010, 22:04

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von LunaLove »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Antworten! Das hilft mir ungemein! Denn im Freundeskreis kann ich zwar darüber sprechen und es versuchen sich auch alle in meine Lage zu versetzen, aber verständlicherweise gelingt es Ihnen nicht sonderlich gut. Sie haben so eine Situation (zum Glück!) selber noch nicht gehabt.

Ich weiß, dass ich ihn nicht betüteln darf und je länger ich über alles nachdenke, stellt sich mir auch die Frage, ob seine Krankheit nicht schon viel früher ans Licht getreten wäre, wenn ich ihm nicht immer alles abgenommen hätte. Er brauchte wirklich nur arbeiten, komplett alles andere habe ich gemacht, neben meinem Job. Bitte versteht mich nicht falsch: Ich habe das gerne gemacht und möchte nicht aufrechnen, oder Vorwürfe machen ( ich weiß nicht immer, ob mein geschriebenes Wort richtig rüberkommt)!

Wahrscheinlich wäre er schon vorher vollkommen überfordert gewesen und früher eingeknickt.

Er hatte im Dezember Prüfungen zu seiner Weiterbildung, die er ca. 9 Monate neben seinem Job als Studium absolviert hatte. Diese Prüfung hat er wohl ziemlich versemmelt. Das war 3 Tage vor seinem ersten Auszug. Vielleicht war das der Auslöser.

Ich versuche zur Zeit alles mit der Brille der "Depresion" zu sehen, da es für mich ein neuer Aspekt ist.

Vorher habe ich mich über sein Verhalten gewundert und den "roten Faden" in seinem Verhalten gesucht und nicht gefunden.

Mit der Diagnose vor Augen macht sein Verhalten durchaus Sinn.

Ich werde nicht untergehen und egal wie es sich entwickelt, werde ich mein Leben führen und weiterverfolgen.

Überfordert mich das alles? Ich kann es nicht sagen, da ich eher das Gefühl habe, dass es mich stärkt und meinen Kampfwillen weckt. Es hört sich so gemein an und ich verabscheue mich selber dafür, aber es geht mir gut. Und selbst wenn ich nach Punkten suche, weshalb es mir nicht gut gehen dürfte, stelle ich immer wieder fest, dass es mir dennoch gut geht. Das verursacht bei mir ein ganz schön schlechtes Gewissen!! Versteht ihr, was ich meine?

Das, womit ich wahrscheinlch tatsächlich Probleme hätte, wäre, wenn ich ihm jetzt moantelang beistehe und dann abserviert werde. Damit hätte ich emotional ein Riesenproblem. Ich bin seit 4 Wochen dabei die Trennung zu verarbeiten und jeder Tag, der vergeht zwischen dem Jetzt und der Trennung, lässt es mir ein ganz kleines bißchen besser gehen.

Ich müsste jetzt einen großen Schritt zurück machen. Versteht ihr, was ich meine?

Aus dem Prozess der Verarbeitung der eigenen Verletzung wieder zurück zu Hoffnung und Bangen. Das fällt mir sehr schwer.

Ja, ich habe ihm meine bedingungslose Unterstützung zugesagt und dazu stehe ich auch! Die Frage ist halt nur, ob ich ihn als Freundin, oder als Ehefrau unterstütze!?!

Auf der anderen Seite ziehe ich jetzt mal einen nicht passenden Vergleich:

Er hätte auch einen Autounfall haben können und nun im Rollstuhl sitzen können. Er wäre frustriert, könnte nicht mit seiner Situation umgehen, würde sich wahrscheinlich "an mir austoben", was seine Launen etc. betrifft und dennoch würde ich das alles aushalten, weil ich ihm versprochen habe, auch in schlechten Zeiten für ihn da zu sein.

Etwas viel anderes ist es jetzt auch nicht, nur dass sich die Symptome und Auswirkungen anders zeigen, oder?

Ich will für ihn und für mich keinen Fehler machen und befinde ich in einem Hin und Her, in einem Für und Wider, in einem Abwägen aller Möglichkeiten und dass obwohl mir bewußt ist, dass ich nicht alles abwägen kann, da ich einen depressiven Menschen nicht nachvollziehen kann ( nicht böse gemeint, sondern eher als Anerkennung der Besonderheit). Ich maße mir nicht an, zu wissen, was nun richtig ist und was mein Mann fühlt.

Wahrscheinlich wird mir nur die Zeit zeigen, was für mich der richtige Weg ist.

Damit wären wir bei meiner groen Schwäche: Ungeduld.

Es ist doch zum schreien, oder?

Viele liebe Grüße!

Luna
Floeckchen
Beiträge: 17
Registriert: 4. Feb 2010, 18:18

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Floeckchen »

Hallo Luna,

genauso sehe ich das auch, das ich kämpfe um einer anderen dann die Türe zu seinem Herzen aufzumachen. Das würde mir das Herz brechen. Seine Eltern melden sich seit der Trennung auch nicht mehr bei mir, was mich zusätzlich noch belastet, da ich ansonsten immer ein gutes, wenn auch nicht total inniges Verhältnis hatte. Ob ich anrufen soll, weiß ich auch nicht. Nun ist die Trennung ja noch nicht zu lange her, aber na ja man kommt sich trotzdem wie ein lästiges Anhängsel vor. Ich sehe sein Bild an und manchmal wünsche ich ihm eine Frau an den Hals und die Worte möchte ich lieber nicht hier wiederholen, was für eine. Dann kommt die Wut hoch, die im nächsten Moment aber wieder weg ist. Dann schäm ich mich meiner Gedanken. Was wird sein, wenn er nicht zurück kommt? Was wird sein, wenn er mich nicht mehr will oder komplett vergisst? Ich weiß es nicht und versuche diese Gedanken weit weg zu schieben. Denn es tut so entsetzlich weh. Ich wollte anfangen, wieder zu malen, aber ich hätt im Moment nur die Farbe Schwarz auf die Leinwand gebracht. Vielleicht sollte ich je nach Stimmung ein Bild malen. Ein Tagebuch habe ich mir auch zugelegt, damit ich meine Empfindungen da rein schreibe, die am Anfang völlig konfus waren, meine Erinnerungen an gute und auch an schlechte Zeiten. Das hilft mir zusätzlich zu den Gesprächen wieder in mein Leben zu finden.

Liebe Grüße
Flöckchen
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Luna und auch Floeckchen,
vielleicht habt Ihr schon in meinem Thread Zwischenbilanz gelesen. Bei mir ist es so, dass mein LG sich endgültig getrennt hat und auch ausziehen will. (Er wohnt schon seit 1 Jahr im DG über mir, sodass wir sowieso den Alltag schon nicht mehr gemeinsam leben).
Seit knapp 2 Jahren weiß ich jetzt, dass er stark depressiv ist, vorher habe ich sein stark verändertes Verhalten auf seine jahrelange Arbeitslosigkeit und seine vor 2 Jahren schwer diagnostizierte Rückenerkrankung geschoben. Auch ich habe immer funktioniert, ihm alles abgenommen und ihn damit unbewußt immer kleiner gemacht. Ich wollte helfen und ihn auffangen und habe damit die Depression nur noch weiter gefüttert.
Ja, ich bin eine starke Frau bzw. muss jetzt sehen, dass ich da auch wieder hinkomme, denn ich habe Federn gelassen durch mein eigenes Handeln und bin zu oft über die eigenen Grenzen gegangen, weil ich dachte Abgrenzung ist doch egoistisch. Glücklicherweise bin ich jetzt doch schon seit einigen Monaten soweit mehr für mich zu tun und komme somit mit der jetztigen Situation (trotz Tränen manchmal, die auch richtig sind) einigermaßen zurecht.
Auch ich bin momentan sehr traurig, weil ich den "Kampf" wohl verloren habe und gleichzeitig gibt es aber auch ein Gefühl der Erleichterung. Im nachhinein kann ich sagen, dass seine aktuelle depressive Phase wohl schon vor 5 -6 Jahren angefangen hat.
Es gab da auch schon so Aussagen wie das er nicht mehr Leben wolle etc., nur ich habe es so empfunden, dass er völlig frustriert war, weil er als Freiberufler keine Jobanfragen mehr bekam und sich somit nutzlos fühlte. Also seit 5 -6 Jahren habe ich immer häufiger gehört wie schlecht die Welt ist und das man keinem mehr vertrauen kann usw.
Damit möchte ich Euch sagen, dass Ihr Euch evtl. auf einen langen Zeitraum der Erkrankung einstellen müßt. Abhängig davon ist auch immer wie einsichtig der Erkrankte ist und wie schnell er Hilfe in Form von AD oder Therapien in Anspruch nimmt.
Ich finde es völlig normal, dass man in schweren Zeiten für den erkrankten Partner da ist.
Aber nach meiner jetzt doch schon jahrelangen Erfahrung, dem Austausch hier und mit einigen anderen Betroffenen oder Angehörigen, möchte ich Euch sagen:
Bitte, bitte denkt auch immer daran was Ihr möchtet! Macht Euch nicht abhängig davon was Eurer Partner will, denn leider ist es im Rahmen einer Depression so, dass das heute gewünschte morgen schon wieder ganz anders aussehen kann.
Dass Eure Partner keine Gefühle mehr für Euch haben ist auch leider im Rahmen einer Depression sehr häufig der Fall. Sie haben ja nicht mal mehr Gefühle für sich selbst.
Stellt Euch mal vor wie schrecklich es ist den Zugang zu seinen eigenen Gefühlen verloren zu haben. Man weiß nicht mehr ob man traurig, verzweifelt, glücklich, etc. ist, man ist einfach nur noch leer und denkt den ganzen Tag im Kreis.
Oft fühlen sich die Erkrankten einfach nur noch als Last, trennen sich um Euch zu schützen, weil sie sehen wie ihr leidet, die Wahrnehmung ist ziemlich verzerrt, alles was sie früher an Euch toll fanden ist jetzt falsch etc.
Alles was Ihr für Eure Partner macht, macht es bitte nicht mit dem Gedanken, dass Ihr etwas zurück bekommt. Bei depressiven Menschen bekommt man in akuten Phasen nichts zurück, weil sie einfach nichts zu geben haben in dem Moment. Zuviel Fürsorge wird als Druck empfunden, zu wenig als Nichtbeachtung der Person, die Frage ob man nächste Woche ins Kino geht ist schon Druck etc.
Briefe werden nicht mehr geöffnet, der Kontakt zu Freunden wird eingestellt, die finanzielle Situation immer schwieriger etc.
Die Kommunikation wird immer komplizierter und eine SMS pro Woche findet ein depressiver Mensch manchmal schon als extrem viel.
Wenn Ihr für den Menschen da sein wollt, so seid es ohne etwas zu erwarten, mit dem Bewusstsein, dass Ihr am Ende doch allein da stehen könntet vielleicht aber auch nicht.
Viele Menschen sind nach überstandener Depression nicht mehr wie früher/vorher (Therapiegespräche haben Veränderungen ergeben, eigene Erfahrungen verändern ...)
es wird auf jeden Fall anders sein als vorher, vielleicht schlechter vielleicht aber auch anders besser ...
Keiner weiß was am Ende rauskommt, aber bitte fragt Euch immer wie lange Ihr etwas aushalten wollt/könnt und was für Euch besser ist.
Macht Euch nicht abhängig, viele von uns hier sind in eine Art Co-Abhängigkeit geraten und hinterher selbst depressiv geworden, weil man diese geballte Negativität und automatisch entstehende Ungerechtigkeiten (manchmal sogar Agressivität)über einen so langen Zeitraum nicht mehr verpacken kann.
Abgrenzung ist das absolute Zauberwort in diesem Fall und es hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit reinem Selbsterhaltungstrieb und der einzigen Möglichkeit selbst relativ unbeschadet aus dieser schwierigen Situation zu kommen.
Wenn Ihr selbst was für Euch tut, so wird das Euren (Ex)-Partner sogar eher entlasten als belasten.
Denkt dran, dass man nur solange helfen kann wie man selbst genug Kraft hat. Schwindet die eigene Kraft so muss man loslassen, damit man nicht selbst untergeht.
Schiebt auch die Gedanken an andere Frauen jetzt mal völlig zur Seite. Ein stark depressiver Mensch ist überhaupt nicht in der Lage zu einem anderen Menschen egal ob Frau oder Mann einen intensiven Kontakt aufzubauen.
Achtet auf EUCH!
die Koboldin
Love it, leave it or change it!
Floeckchen
Beiträge: 17
Registriert: 4. Feb 2010, 18:18

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Floeckchen »

Liebe Koboldin,

ich danke dir für deine Beiträge. Wo du das mit der Ananas geschrieben hast, kommt mir das sehr bekannt vor. Es waren Kleinigkeiten an die er sich aufgezogen hat und seine Lieblosigkeit und manchmal auch seine gehässigen Worte haben mir weh getan. Und ich habe immer alles runtergeschluckt und irgendwann bin ich explodiert. Und ich habe dieses "Helfersyndrom" ob man das nun so nennt weiß ich nicht, aber das hatte meine Mutter auch und auch meine Schwester leidet darunter. Ich versuche aktuell davon ein wenig wegzukommen und auch mal nein zu sagen, wenn ich es wirklich nicht möchte was um mich herum passiert. Es tut mir wirklich sehr gut euch gefunden zu haben, auch wenn ich hätte wohl etwas früher anfangen sollen, mir Hilfe mit der Situation zu suchen. Denn daran kann man wirklich kaputt gehen und der Partner oder die Partnerin merkt das auch wie wir leiden. Ich umarme euch mal und wünsche euch allen Kraft für den Tag.

Liebe Grüße
Flöckchen
Nikki
Beiträge: 20
Registriert: 2. Nov 2009, 09:56

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Nikki »

Hallo,
auch ich fühle mich von der Erkrankung meines Mannes sehr betroffen. Wie aus einem Posting von mir zu lesen ist, begann er im September eine stationäre Therapie und veränderte sich unter diesem Einfluss zu einem verschlossenen, aggressiven Menschen. War es wirklich eine Veränderung oder hat er sich zuvor nur versteckt? Für mich unbeantworte Fragen. Während der Therapie riet man ihm uber eine eigene Wohnung nach der Therapie nachzudenken. Heute bezweifle ich, dass die Anregung wirklich von der Klinik kam. Nach seinem körperlichen Angriff auf mich schwankte ich lange, ob ich mit diesem "neuen" Menschen weiter zusammenleben möchte und vor allem auch könnte. Man ist mit dem Eheversprechen auch eine Verpflichtung für den anderen da zu sein, eingegangen.
Innerlich hatte ich mich für "nein" entschieden, Inzwischen ging es mir unglaublich schlecht, starker Gewichtsverlust, Durchfälle, Angstattacken- besonders in der Nacht- trotz begeleitender eigener Therapie.
Nun, er hat mir die Entscheidung dann abgenommen: er teilte mir per Email mit, dass er sich ein Leben mit mir nicht mehr vorstellen könnte. Bis heute weiß ich nicht warum alles so gekommen ist, fühle mich wie durch einen Sturm mitgerissen.
Seit Mitte Dezember hat er eine Wohnung angemietet. Immer wieder meldete er sich mit SMS und Email, wenn er aus unserem Haushalt etwas benötigte. Der Austausch funktionierte ohne persönliches Aufeinandertreffen. Dann trafen wir im Keller, als er seinen Kleiderschrank vor drei Wochen abbaute, aufeinander: er hat mich schrecklich beschimpft, für mich völlig grundlos. Vor zwei Wochen dann durch Umzugsunternehmen der restliche Auszug. Die Kisten mit seinen persönlichen Sachen hatte ich alleine gepackt, erstaunlichereise machte es mir nicht viel aus. Aber als dann die Möbel rausgetragen wurden, dass war dann schon schlimm. Insbesondere hat mich getroffen, dass ich am gleichen Tag erfahren habe, dass er die Wohnungsuche bereits mit einer anderen Frau unternommen hat. Ich nehme an, dass er sie in dr Klinik kennengelernt hat.
In der letzten Woche hat er mich sozusagen minütlich mit Emails bombadiert, in denen er mir mitteilt, dass eine eine DVD etc. vermisst, reine Erbsenzählerei. Ich kann das nicht mehr ertragen und habe einen Anwalt beauftragt.
Ich möcht mit diesen Zeilen sagen: während der stationären Behandlung der Depression ist mein Mann in der Lage Entscheidungen zu treffen, andere Frauen kennenzulernen und mich immer wieder zu verletzen.Ich habe das Gefühl, dass er den Hass auf sein Leben über mich stülpt, es wird nicht besser mit ihm. Er wird nunmehr fast seit sechs Monaten stationär behandelt. Welche Besserung sich für ihn persönlich ergeben hat, weiß ich nicht. Aber über eines bin ich mir absolut im Klaren: ich habe ihn abgrundtief geliebt, es ist richtig, dass ich ihn loslasse (muss!), sonst würde ich zugrunde gehen. So schwer es für mich immer noch ist, ich werde mit meinen 51 Jahren ein neues Leben ohne ihn beginnen. Ich habe begonnen Tagebuch zu führen, aber es gelingt mir noch nicht, von dieser zurückliegenden schweren Zeit hineinzuschreiben. Ich gehe auch weiterhin zu meiner Therapeutin, aber ich denke, wirklich helfen wird nur die Zeit und das setzten neuer Ziele für mein Leben. Gebt Euch nicht für Euren Mann auf!! Ich habe das getan und bin nur niedergetrampelt worden!
Nikki
Floeckchen
Beiträge: 17
Registriert: 4. Feb 2010, 18:18

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Floeckchen »

Liebe Nikki,

das tut mir unendlich leid für dich!!!! Ich kann gar nicht sagen was ich bei deinem Beitrag an unendlicher Trauer empfunden habe, für das was du durchmachen musstest, außer das ich dir die Kraft wünsche, die du für dich brauchst um wieder in dein Leben zurück zu kehren! Und ich hoffe, das du uns berichtest, wie es dir geht und was du so erlebt hast und erleben wirst. Denn auch an den schönen Sachen die du erlebst schöpfen wir anderen Kraft und Mut. Und wenn mal weniger schöne Tage kommen, geben wir uns gegenseitig Kraft auch das durchzustehen!!!!
LunaLove
Beiträge: 27
Registriert: 10. Feb 2010, 22:04

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von LunaLove »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für Eure ganzen Worte. Das ist wirklich Balsam für meine Seele!

Es tut mir sehr leid für Dich, Nikki. Du hast eigentlich genau das Szenario durchgemacht, dass ich mir am schlimmsten vorstelle. Das tut mir wirklich so leid für Dich!

Bei meinem Mann gab es einen Unterschied zu Deinem. Bis zu dem Tag, an dem er gegangen ist ( er ist ja 2 mal gegangen, aber beide Male war es gleich), hat er mir seine Liebe erklärt.

Sonntags bekomme ich noch den Kaffee ans Bett, er streicht mir durch die Haare und sagt mir, dass ich die Liebe seines Lebens bin.

Montags um die gleiche Zeit packe ich seine Koffer, damit er aus meinem Leben verschwinden kann.

Am Anfang, als ich von der Diagnose noch nichts wusste, habe ich es als "schizophren" bezeichnet. Ich habe mich gefragt, ob er mich verarscht hat. Ob er mir das alles nur vorgespielt hat.

Was mich wirklich zum verzweifeln bringt: Ich weiß, dass er mich abgöttisch geliebt hat. Daran habe ich selber keinen Zweifel und das obwohl ich eher ein mißtrauischer Mensch in Gefühlsdingen bin.

Ich habe ihm ganz viele Fragen gestellt. Ich konnte nicht anders, auch wenn ich weiß, dass er dadurch von mir unter Druck gesetzt wird. Für mich war es aber das richtige diese SMS zu schreiben. Ich habe auch eine Antwort erhalten.

Er möchte den Kontakt zu mir. Er wird seine Arbeitszeit reduzieren und ab Mitte März 3 mal die Woche zum Therapeuten gehen. Am WE möchte er mir nun eine E-Mail schreiben.

Er hat sich auch entschuldigt, dass er mich so im Stich lässt und dass er es zu schätzen weiß, dass er auf mich zählen kann. Und er hat sich auch nach mir und meinem Sohn erkundigt.

Eigentlich sind das ja tolle Worte! Aber ich kann mich nicht darüber freuen. Seine Worte sind nur ein Schatten von dem, was er sonst sagte und schrieb. Ich mache mir solche Sorgen!

Auf der anderen Seite bin ich auch erleichtert und froh, dass er gegangen ist. Das hört sich so gemein an, aber so meine ich das nicht. Ich denke einfach, dass ein Umstand weswegen es mir so gut geht auch da herrührt, dass er nicht mehr hier ist. Ich habe Ruhe und Raum und muss mich nicht zwangsläufig pausenlos mit ihm beschäftigen, auch nicht in Gedanken, auch wenn er doch immer irgendwie da ist.

Versteht ihr, was ich meine?

Mein Leben werde ich nicht aufgeben. Mein Sohn ist 8 Jahre alt und hat es verdient eine Mutter zu haben, die auch lebensfroh mit ihm durchs Leben geht. Und diesen Anspruch habe ich auch an mich selbst. Ich empfinde diesen Anspruch aber nicht als Last, ganz im Gegenteil er rückt vieles wieder ins rechte Licht, wenn ich gedanklich drohe abzudriften.

Ich wünsche Euch auch, dass ihr etwas findet, aus dem ihr Kraft schöpfen könnt, denn das ist ganz wichtig!

Ob ich immer so handeln kann, ohne etwas zu erwarten ( und wenn es nur die Hoffnung auf ein irgendwann ist), glaube ich nicht. Da sehe ich meine große Schwierigkeit. Und damit würde ich die ganze Zeit, in der ich zu ihm stehe, für mich zu einer Verlängerung des Trennungsschmerzes machen.

Auf der anderen Seite ( jetzt nicht mich kitschig) ist für mich die Ehe ein "heiliges Bündnis", dass dafür da ist, um belastet zu werden, fast egal mit was.

Das ist ein ganz schöner KReisel an Gedanken, der da abläuft. Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass ich nichts tun kann. Von meinem Mann werde ich keine Entscheidung bekommen und ich kann sie nicht treffen. Daher heißt es auf die Zeit zu vertrauen und immer wieder zu gucken, wie lange und wie intensiv ich das kann.

Meine liebe Mama sagte zu mir: Die Entscheidung brauchst Du nicht fällen. Irgendwann ist sie gefallen und Du wirst es merken.

Meine Güte, habe ich eine schlaue MAMA habe ich da so bei mir gedacht

Sie hat jedoch Recht. Mehr werde ich nicht tun können, als von Tag zu Tag, von Woche zu Woche zu denken.

Habt ihr Tipps, wie ich meinen Mann aus dem Hintergrund unterstützen kann? Wie verhalte ich mich richtig, wenn er sich meldet? Reagiere ich sofort, oder warte eine gewisse Zeit? Stelle ich auch Fragen, oder Antworte ich nur?

Was für Erfahrungen habt ihr gemacht? Was wurde von Eurer Seite gut angenommen und was eher abgelehnt?

DANKE FÜR EURE TOLLE UNTERSTÜTZUNG!!!

Luna
kormoran
Beiträge: 3276
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Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von kormoran »

liebe luna,

ich bin betroffene und eher selten hier im angehörigen-forum. aber nachdem ich deinen beitrag und den thread gelesen habe, möchte ich doch etwas dazu schreiben.

es ist in einigen der antworten, die du bekommen hast, schon deutlich angesprochen worden; von der seite jener, die in ganz ähnlichen situationen stecken wie du, ist das wohl auch am glaubwürdigsten und wirksamsten; von mir kommt es quasi aus der außensicht noch einmal bestärkend:

ich lese aus deinen beiträgen, dass du mit deinem mann in einer ganz unglaublichen gegenseitigen abhängigkeit verfangen bist. im grunde genommen ist die konstellation, mit der eure ehe jahrelang funktioniert hat - das sprichst du ja selbst auch an! - bereits extrem problematisch.

nun, da bei deinem mann die depression voll zum tragen gekommen ist, mit den folgen, die du berichtest, wendet sich diese von euch beiden "gewollte" abhängigkeit gegen euch, und ganz schmerzlich gegen dich.

heide, flöckchen und die koboldin schreiben es ja auch: dein mann wird sein leben nicht in den griff kriegen und seine depressiven muster nicht erfolgreich bearbeiten können, wenn du weiter die "komplizin" seiner abhängigkeit bleibst. und ich persönlich denke, dass dieses kalt/warm - an einem tag innige liebesbekundung und am nächsten tag gehen - auch teil davon ist.

und für dich heißt das, auch deinen eigenen anteil in dieser konstellation kritisch zu betrachten (was sicherlich nicht leicht fällt) und dann auch selbst an deinen verhaltens- und glaubensmustern zu arbeiten.

ich glaube, dass du einen fehler machst, wenn du in der bisherigen haltung wartest, bis er "gesund" zurückkommt. meiner einschätzung nach kann deine aufgabe nur sein, dich v.a. emotional unabhängig zu machen von seinen schwankenden zuwendungen, ihm "seine" aufgaben vollständig zu übergeben (post, etc.), auch klarzustellen, dass das seine verantwortung ist;

so schwer es sicherlich fällt, ist es nötig, dass du all die aufmerksamkeit und das emotionale engagement, mit dem du derzeit deinem abwesenden mann verhaftet bist, dir selbst zuwendest.

ich meine, dass es dabei sehr helfen würde, dir auch entsprechende unterstützung und beratung zu holen, z.b. therapeutische gespräche. du bist derzeit "die starke", aber nicht wirklich die "gesunde". es fällt sicherlich nicht leicht, da kritisch hinzusehen und an sich zu arbeiten.

doch das ist ja auch ein teil dessen, was zu deinem bild der ehe dazu gehört: nicht blind etwas durchzustehen und zu ertragen, obwohl es eigentlich krank ist; sondern selbstkritisch und mutig an sich zu arbeiten.

ob das zum erhalt der ehe führt, weißt du jetzt nicht. aber die voraussetzung für eine ehe sind jedenfalls zunächst einmal zwei selbstsichere, selbstbestimmte, sich selbst liebende menschen!

alles liebe
kormoranin
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Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Clown »

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LunaLove
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Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von LunaLove »

Vielen Dank für Deine Antwort!

Mit ist bewußt, dass es ein Fehler war und auch weiter wäre, wenn ich ihm alles abnehme und mich um seine Sachen kümmere. Ich tue es zur Zeit auch nicht und erlebe das auch als Entlastung.

Was bei mir mit rein spielt ist die Sorge über die Probleme nach der depressiven Phase. Er wird mit unglaublichen Problemen konfrontiert sein und ich habe Angst, dass er diese nicht bewältigen kann und wieder "abrutscht".

Ich habe immer wieder versucht ihm kleinere, nicht so wichtige Dinge zu übergeben, damit er sie erledigen kann. Habe dann nicht gedrängt und immer wieder nachgefragt, sondern ihn machen lassen. Jede Kleinigkeit hat ihn schon überfordert. Wenn ich ihm Dinge aus der Hand genommen habe, dann immer die Dinge, die die Familie betreffen.

Ich habe darauf Acht gegeben, dass die Familie durch seine derzeitige Unfähigkeit sich um Dinge zu kümmern, keinen Schaden nimmt.

Verstehst Du, was ich meine? Ich kann mich ja nicht zurücklehnen und hoffen, dass er es irgendwie schafft. ´Wir sind immerhin verheiratet und damit auch ein Stück weit gegenseitig verantwortlich.Wenn er es nicht schafft die Miete zu bezahlen, dann kann ich nicht sagen: Egal, sein Problem. Denn das ist es nicht. Auch ich stehe dann mit meinem Sohn über kurz oder lang auf der Straße. Daher muss ich solche Sachen erledigen, auch wenn es "seine" Wohnung ist.

Über die Jahre habe ich solche existentiellen Dinge übernommen. Seine Schulden z.B. hat er nach wie vor. Ich habe ihm immer wieder meine Hilfe angeboten, aber mehr auch nicht. Das ist sein Ding und er muss gucken, welchen Weg er geht. Ich habe ihm den Weg aufgezeigt und ihm meine Unterstützung zugesagt. Mehr kann ich nicht tun. Das ist meine Grenze. Die ist mir bewußt.

Wenn er den Einkauf nicht schafft, kann ich mich nicht vor meinen Sohn stellen und sagen: Sorry mein Spatz: Abendessen fällt aus, Papa hat es nicht zum einkaufen geschafft. Auch das MUSS ich dann übernehmen, weil es uns betrifft und nicht nur ihn.

Genauso kann ich die Wohnung nicht verdrecken lassen etc.

Das sind so Punkte, in denen ich in der Pflicht bin, das Leben der Familie in die Hand zu nehmen und solche Sachen zu erledigen.

Ich bin das Gerüst der Familie und er kann sich anlehnen. Darauf ist es hinausgelaufen. Das Gerüst bin ich jetzt, wo er weg ist auch. Daran hat sich nichts geändert.

Ich weiß, dass es "normal" gewesen wäre, wenn die Familienangelegenheiten gerecht verteilt sind. Und ich weiß auch, dass es wichtig ist für alle Beteiligten. Aber was soll ich machen?

Ich merke immer wieder, dass ich mich emotional distanziert habe. Ja, ich liebe meinen Mann über alles! Das steht ausser Frage! Dennoch weiß ich auch und merke es auch, dass mein Leben weitergeht und dass es auch ohne ihn gut sein kann.

Das beeinflußt aber nicht meinen Wunsch nach einer Fortführung der Ehe. Ich sehne mich nach ihm und ich glaube auch daran, dass er diese Phase schaffen wird.

Liebe ist nie selbstlos. Keine Frage! Und auch ich wünsche mir, dass ich irgendwann auf die derzeitige Situation zurückblicken kann und es als "Albtraum" bezeichnen kann, aus dem wir aufgewacht sind.

Dennoch wünsche ich mir vorallen Dingen, dass es meinem Mann wieder gut geht. Egal, ob mit mir, oder ohne mich.

Die Entscheidung zu ihm zu stehen, steht auch. Ich werde zu ihm stehen, egal, ob als Freundin oder als Ehefrau. Das läuft unabhängig davon, wie es mir emotional geht.

Versteht ihr was ich meine?

Ich laufe derzeit auf zwei Schienen:

1. Schiene: Er kann auf mich zählen, egal was ist.
2. Schiene: Auf mich gucken und sehen, wie lange ich die Hoffnung emotional aushalte und sie mir evtl. auch Kraft gibt.

Und die 2. Schiene kann am Ende sein und dennoch läuft die erste weiter. Ich weiß nicht, ob ich mir gut ausdrücke und ob es nachvollziehbar ist, was ich meine.

Und natürlich habe ich auch Angst, dass ich mich von ihm emotional entferne, je mehr Zeit ins Land geht. Ich merke z.B. dass ich so ein Leben, wie vorher nicht mehr als erstrebenswert ansehe. Ich merke, dass sich bei mir Erwartungen und Anforderungen einstellen, die ich vorher zurück gestellt habe. Ich erfinde mich quasi derzeit neu. Und ich habe Angst, dass mein Mann dann nicht mehr zu mir "passt". Wenn ich das hier so schreibe, kommt mir das selber alles sehr konfus vor

Ich denke, dass auch die Trennungsweise sehr stark in diese Gedanken mit reinspielt. Ich habe quasi 6 Wochen Zeit zur Verarbeitung der Trennung gehabt, in denen ich nichts von seiner Krankheit wusste und in denen ich wirklich dachte, dass er z.B. mit einer anderen oder auch alleine sich ein schönes Leben macht und es er sich befreit fühlt.

Für mich war die Trennung endgültig und ich habe mich, so gut es geht, darauf eingestellt. Und nun erfahre ich von der Krankheit, erkenne in seinem Verhalten auch Annäherungsverusche oder den Versuch mich nicht ganz wegtreiben zu lassen und alle Gefühle kommen wieder hoch.

Die Idee, dass es NICHT das Ende der Ehe ist, habe ich in den 6 Wochen nicht gehabt.

Die ist neu und ungewohnt.Ich merke, dass es mir zu Gute kommt, dass er sich getrennt hat. Ich merke auch, dass die Distanz, die ich nach der Trennung geschaffen habe sehr hilfreich ist.

Ja, es gab eine Abhängigkeit zwischen uns keine Frage. Seine Abhängigkeit war existentiell und meine beruhte auf der emotionalen Ebene.

Wir haben so komplett unterschiedliche Vorraussetzungen. Ich habe einen Job, in dem ich aufgehe. Ich habe meinen Sohn, den ich betüteln kann. Ich habe einen großen, tollen Freundeskreis und eine super Familie. Ich bin, wie man so schön sagt "sozial integriert". Er hatte nichts ausser der mir, meinem Sohn und seinem Job.

Für mich ist "nur" die Ehe weggebrochen. Alles andere hat Bestand und somit habe ich auch die Zeit und Kraft mich mit einer gescheiterten Ehe auseinanderzusetzen ( die eigenen Vorwüfe an sich selsbt, das Durchgehen von den berühmten "Was wäre wenn" Fragen etc.)

Ich finde es auch gut und richtig, dass er sich nun seinen Weg sucht und sehe da auch die einzige Chance drin, evtl. irgendwann wieder aufeinander zu treffen und sich erneut füreinander zu entscheiden.

Rational weiß ich das alles, emotional kommen dann die Sorgen hoch. Diese Starre des Nicht-Helfen können. Das ist so dieser Konflikt, der sich bei mir abspielt.

Er hat sich zuletzt am Mittwoch per SMS gemeldet. Ich habe darauf ja auch reagiert. Seitdem habe ich nichts mehr gehört, habe aber auch nicht nachgefragt, da ich ihm den Raum und die Zeit geben möchte, die er braucht. Ich kann nur darauf hoffen, dass er sich wieder meldet und freue mich natürlich darauf, wenn er es tut!


Eine Sache würde mich noch interessieren: Wie gehen die Angehörigen der Angehörigen mit dieser Situation um?

Wie reagieren Eure Eltern/ Freunde/ Bekannte darauf, wenn ihr erzählt, dass ihr einen depressiven Partner habt? Erzählt ihr das offen? Oder nehmt ihr davon eher Abstand?

Ich möchte halt auch nichts falsch machen. Ich möchte ihn nicht unter Druck setzen, aber auch nicht im Stich lassen. Und diese Grenze empfinde ich als eine einzige Gratwanderung!

Habt ihr Tipps, was ich machen kann oder besser auch nicht machen sollte?

Vielen Dank für Eure Worte. Sie helfen, egal auf welche Weise. Ob als Mutmacher oder Anlass zur Selbsreflektion! Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass meine Freunde sich zwar gerne in meine Situation hineinversetzen möchten und sich auch redlich bemühen, es aber nur sehr, sehr selten gelingt. Daher bin ich über Eure Worte so unendlich dankbar!

Viele Grüße!

Luna
Floeckchen
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Registriert: 4. Feb 2010, 18:18

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Floeckchen »

Gestern hab ich von einem Freund erfahren, wie toll es meinem Ex jetzt geht. Ich hab mich ziemlich mies gefühlt. Er kümmert sich net darum wie es mir geht, und ich hoffe für ihn immer noch das es ihm gut geht. Man kommt sich so benutzt vor. Das hat viel in mir zerbrochen, da ich immer Tag und Nacht für ihn da war und er nicht für mich. Ich kann nur für mich versuchen damit irgendwie klar zu kommen und keinen Hass aufkommen zu lassen.
kormoran
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Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von kormoran »

hallo luna,

danke für deine erläuterungen. du machst deutlich, wie schwierig es in deinem täglichen leben ist/war, wenn man sich einmal darin arrangiert hat: du kannst nicht einfach das abendessen ausfallen lassen ... und ihr wart noch nicht so weit, zu erkennen, dass es so nicht weitergehen soll und einmal einen punkt zu machen. und das ist kein vorwurf (und ich erinnere mich dabei schmerzlich an die phase der trennung von meinem langjährigen lebenspartner: damals habe ich nicht kapiert, dass ich depressiv bin und mir helfen lassen muss ...).

du hast auch bereits einiges an selbstreflexion geleistet und in deinem leben gibt es eine reihe anderer säulen, auf die du bauen kannst.
weit schwieriger ist es tatsächlich für deinen mann, sich erst wieder ein "ganzes" leben aufzubauen, da sein lebensgerüst sozusagen weggebrochen ist. so schlimm es ist, kommt er aber nicht darum herum.

und so stimme ich dir völlig zu, wenn du schreibst:
Ich finde es auch gut und richtig, dass er sich nun seinen Weg sucht und sehe da auch die einzige Chance drin, evtl. irgendwann wieder aufeinander zu treffen und sich erneut füreinander zu entscheiden.

du kannst ihm nicht eigentlich "helfen". es muss ganz schlimm sein, so "hilflos" quasi zusehen zu müssen. das ist aber kein egoismus und bedeutet nicht, dass du ihn im stich lässt!
was du für ihn tun kannst und tust, ist, zu signalisieren: ich stehe zu dir als mensch, ich verachte dich nicht für etwas, das von außen betrachtet wie schwäche und unfähigkeit aussieht. ich vertraue auf deine fähigkeit und deine entschlossenheit, alles zu tun, um die depression und ihre schädlichen muster zu bewältigen. (aber auch: ich lasse die verantwortung, auch für dinge, mit denen du uns, deiner familie schadest, bei dir!)

die zwei schienen, die du beschreibst, könnten eigentlich zwei seiten einer medaille sein - vielleicht eigentlich auch in einer aufrechten partnerschaft ... wenn man das mit der hoffnung raus lässt oder mal kritisch beäugt: denn die hoffnung kann eine positive kraft sein, die erinnerung an gute zeiten, an positive aspekte dessen, was man miteinander hatte - sie kann aber auch ein ausdruck der abhängigkeit sein, des wartens = nicht in der gegenwart und bei sich sein.

das waren jetzt einfach noch ein paar gedanken - nicht sehr konkret.

alles gute für dich!
kormoranin

p.s. thx clown ...
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LunaLove
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Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von LunaLove »

Hallo Flöckchen,

das tut mir sehr leid, das zu lesen! Ich fühle mit Dir!

Bist Du Dir sicher, dass er sich tatsächlich so gut fühlt? Ist das ein Freund, der Bescheid weiß und dem er sich öffnet? Ist es nicht auch normal, dass man auch gute Phasen in einer Depression hat, es sich aber grundlegend nichts geändert hat ( Gedanken kreisen um einen selbst, man denkt an sich und seine Gefühle etc.)?!? Ich weiß es nicht, ich bin neu auf diesem Gebiet, aber ich meine sowas gelesen zu haben und logisch finde ich das auch.

Ich habe angefangen mir "meine Zeit" zu nehmen. Damit meine ich, ich habe mir selber eine Zeit gesetzt, in der ich mir "erlaube" über meinen Mann und meine Ehe und nachzudenken und auch zu grübeln. Hört sich vielleicht blöd an, aber mir hilft das. Wenn mein Sohn abends im Bett ist und ich "Zeit" für solche Gedanken habe, dann dürfen sie kommen.

Wenn ich tagsüber ( was sehr oft passiert, besonders am Anfang) ins grübeln geraten bin oder diese Gedanken kamen, dann habe ich mich für später mit ihnen "verabredet". Habe sie mir aus dem Kopf gewischt und mir selbst gesagt, dass ich mir heute Abend darüber Gedanken machen kann.

Das hat mir insofern geholfen, dass ich eine feste Zeit hatte und nicht versucht habe, etwas zu verdrängen, sondern ihnen nur ihre Zeit zugeordnet habe.

Klar, es war sehr schwer am Anfang sich daran zu halten, aber wenn man sich in solchen Momente dann irgendwas gönnt, was man machen möchte oder muss, hilft es abzuschalten.

Durch diese "Verabredungen" mit meinen Gedanken, habe ich die Chance den Tag auch unbeschwert und einigermaßen glücklich leben zu können. Und wenn es besonders schwer ist, kann ich mich auf diese "Verabredung" freuen.

Denn man selber gerät ja in einen Kreisel von negativen und verletzenden Gedanken und das tut Niemandem gut!

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und ganz viele liebe Menschen, die Dich auffangen!

VLG

Luna
LunaLove
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Registriert: 10. Feb 2010, 22:04

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von LunaLove »

Hallo kormoranin,

vielen Dank für Deine Gedanken, sie sind sehr wertvoll für mich und mir wird auch vieles dadurch klar.

Z.B. die Hoffnung, die ich beschrieben habe. Es ist im Grunde gar keine Hoffnung, sondern eher Dankbarkeit.

Ich bin meinem Man für die schönen Zeiten und seine Liebe dankbar! Er konnte mir seine Liebe immer zeigen und mir das Gefühl geben, so richtig geliebt zu werden und die einzig wahre, tolle Frau zu sein. Das ist einfach ein WOW Gefühl!

Er hat viele positive Eigenschaften und Charakterzüge ( klar, sonst hätte ich mich nie in ihn verliebt und ihn geheiratet.) Ich bin ihm dankbar für die tolle Zeit und natürlich wünscht man sich diese zurück ( das tut man, glaube ich, in jeder Trennungsphase), wobei das nicht heißt, dass ich auf ihn warte und ihn damit auch verantwortlich für mein Glück mache. Das nicht! Denn auch unter "normalen" Umständen und ohne Krankheit, kann eine Ehe in die Brüche gehen.

Es sind halt viele Fragen, die ich habe und die sich mir stellen: So, wie z.B. was war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Die Trennung und dann die Depression, weil er vielleicht gesehen hat, dass er alles aufgegeben hat?!?
Oder die Depression, die die Trennung bedingt hat?

Vielleicht werde ich diese Antworten nie erhalten, das ist mir bewußt. Dennoch stellen sich die Fragen.

Und diese Fragen waren und sind auch gut. Denn durch diese habe ich gemerkt, dass es mir egal ist, wie die Antwort lautet im Bezug auf meine Unterstützung ihm gegenüber. Und Du hast das sehr gut beschrieben: Ich stehe zu ihm als Mensch. Das bringt das, was ich sagen möchte auf den Punkt!

Es tut mir auch so leid um ihn. Er hat kein einfaches Leben gehabt und musste sich immer wieder mit schweren Schicksalsschlägen rumschlagen. Wundern tut es mich auch nicht, dass er nun die Diagnose "Depression" erhalten hat. Ich hätte ihm das gerne erspart. So gerne!

Ich habe auch schon schwierige Zeiten in meinem Leben gehabt, in denen ich mich nach dem Sinn gefragt habe und in denen ich auch nicht wußte, wie es weitergeht.

Ich habe mich als Stefauf- Männchen kennengelernt und habe gelernt, dass auf jede schlimme Zeit, auch eine gute Zeit folgt. Ich bin aus jedem Problem gestärkt hervor gegangen und habe so auch gelernt zu relativieren und die Probleme als das zu erfassen, was sie sind: Zum Teil Herausforderungen, die das Leben bereit hält und zum anderen Dinge, denen man sich einfach stellen muss.

Ich wünsche meinem Mann auch sehr, dass er gestärkt aus dieser Sache rauskommt! Und ich hoffe, dass er irgendwann auch erkennen kann, dass jede schlechte Zeit auch eine Chance darstellt!

So hart es klingt, aber das Leben geht weiter und ich bin jetzt 27 Jahre alt und weiß auch, dass mir noch alle Türen offen stehen, egal in welche Richtung.

Ja, dieses Gefühl ihn im Stich zu lassen ist richtig. Das habe ich. Und kommt wieder die Trennung: Rational weiß ich, dass es nicht stimmt, dass ich ihn nicht im Stich lasse, emotional hänge ich diesem Wissen noch hinter her.

Natürlich habe ich auch Angst, dass er zu sehr in diese Spirale gerät und sich selber aufgibt. Und das, was sehr schwer ist, ist nicht zu wissen, wie es ihm gerade geht. Auf der anderen Seite, ist diese Angst nicht so groß, dass sie mich selber lähmt. Ich merke, dass ich auch auf ihn vertraue, dass er es schaffen wird.

Ich hoffe und wünsche mir wirklich, dass ich ihn richtig einschätze und hoffe auch, dass er sich meldet und es nicht aus falscher Scham unterlässt, wenn er mich braucht.

Ich kann mich nur immer wieder bei Euch bedanken!

Ich wünsche uns allen wirklich, dass Jeder seinen Weg findet, um diese Situation zu bewältigen!

VLG

Luna
Floeckchen
Beiträge: 17
Registriert: 4. Feb 2010, 18:18

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Floeckchen »

Hallo Luna,

ja es ist einer seiner besten Freunde dem ich aber auch blind vertraue. Er stellt sich auf keine Seite und versucht zu vermitteln. Meine Gedanken kreisen auch nicht mehr ständig um meinen Ex, was mich auch ruhiger werden lässt. Was er wirklich fühlt und denkt weiß ich nicht, nur dieses Beseiteschieben wie einen alten Putzlappen das tut weh.

Die negativen Gedanken auf abends zu verschieben, ist eine gute Sache. Vielleicht gelingt mir das auch das dann mit Abstand zu sehen und für sich nochmal Revue passieren zu lassen. Danke für den Tipp.

Liebe Grüße
Flöckchen
LunaLove
Beiträge: 27
Registriert: 10. Feb 2010, 22:04

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von LunaLove »

Probier es aus. Ich habe mir am Anfanf sogar kleine Zettel geschrieben, wenn ich einen Gedanken hatte, weil ich Angst hatte bis abends den Gedanken vergessen zu haben, der mir in dem Moment so wichtig erschien.

Das hat mir geholfen, weil ich diese Gedanken, bis zu der "Verabredung" getrost vergessen konnte, denn ich wußte ja, ich habe ihn aufgeschrieben und komme also auch wieder auf ihn. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass so ein Gedanke nach ein paar Stunden schon gar nicht mehr so wichtig oder mächtig ist.

Schau auch bitte, ob der Abend für Dich der richtige Zeitpunkt ist. Wenn alles dunkel draußen ist und die Ablenkung des Tages weg ist. Das kann auch ein schwerer Moment sein.

Ich verstehe was du meinst, wenn Du sagst, dass Du wie ein alter Putzlappen weggelegt wirst. Das ist ein Gefühl, dass natürlich pures Gift fürs Selbstwertgefühl ist und dennoch kann man das Gefühl nicht ausschalten. Das ist wirklich sehr vertrakt!

Wie sieht Euer Kontakt denn derzeit aus? Hast Du das Gefühl, dass er sich langsam, aber stetig stabilisiert und weiter kommt?

Och man, es tut mir so leid für Dich und ich merke auch, wie schwer es ist, die richtigen Worte für Dich zu finden! Man versucht ja an sich zu denken, aber solche Gefühle sind nun mal da und lassen sich auch nicht wegreden. Wie sieht denn Deine Taktik aus, um Dich selber zu schützen?

Ist es vielleicht nicht für Dich gut, wenn Du mit Eurem Freund nicht über Deinen Partner sprichst?

Da mein Mann keine Freunde hat, habe ich auch Niemanden, den ich anrufen kann, um mich nach meinem Mann zu erkundigen. Das ist auf der einen Seite schwer, da ich so gar keinen Einblick in sein Leben habe, auf der anderen Seite hilft es mir auch, da ich mich nur darauf stützen kann, was ich von meinem Mann direkt erfahre. Was meinst Du dazu?

Ich schicke Dir ganz viel KRAFT!

Luna
Floeckchen
Beiträge: 17
Registriert: 4. Feb 2010, 18:18

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von Floeckchen »

Unser Kontakt beschränkt sich bisher auf mal ne SMS und Mails die aber auch nur sporadisch kommen. Aber er hat innerhalb der 2-Wochen-Frist die er sich gesetzt hat mit Funkstille geantwortet. Ich denke schon, das er vorankommt. Er hat jetzt eine Praktikumsstelle, was genaueres weiß ich allerdings auch nicht.

Nicht mehr über ihn zu reden ist schwer, aber ich muss mir das abgewöhnen und warten was kommt. Allerdings werde ich nicht ewig warten. Nicht weil ich ihn nicht liebe, das tu ich immer noch innig, sondern weil es mich fertig machen würde. Wann der Zeitpunkt gekommen ist, weiß ich nicht, aber ich werde es merken.

Deine Situation halte ich aber auch nicht für so toll. Da du ja warten musst, bis er sich meldet. Ich denke mal diese Warterei ist es die einen so fertig macht, weil man dann jedes Wort aufsaugt wie ein Schwamm.
LunaLove
Beiträge: 27
Registriert: 10. Feb 2010, 22:04

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von LunaLove »

Ja, das stimmt. Warten und Ungewissheit ist so das Schlimmste und dass man halt nichts machen kann, außer abwarten, das widerstrebt dem Aktivisten in mir.

Ich denke aber auch, so wie Du es schreibst, dass wir irgendwann wissen, wie es weitergeht. Ich liebe meinen Mann auch und kann dennoch nicht sagen, wie lange ich durchhalten kann. Ich denke, das ist aber auch normal und gut, dass wir uns darüber bewußt sind, dass es irgendwo auch einen Punkt für uns gibt, an dem wir eine Entscheidung nur für uns treffen müssen.

Natürlich ist es schwer nicht mehr über ihn zu reden. Ich würde dem Freund auch sagen, warum Du das nicht mehr möchtest, sodass er in einem schwachen Moment Deinerseits die Klappe halten kann. Wenn Du Dich ihm nicht erklärst, hat er vielleicht das Gefühl, dass Dein Interesse an Deinem Freund gesunken ist und diesem Eindruck würde ich vorbeugen wollen.

Wie lange dauert bei Euch diese Phase schon an?

VLG

Luna
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Ehemann trennt sich und taucht ab.

Beitrag von kormoran »

hallo luna,

wow ... die verabredungen mit deinen gedanken, das ist einfach klasse. großer respekt

du hast wohl wirklich gute bewältigungsstrategien in deinem leben entwickelt und eine große innere stärke - und das in einem sehr jungen alter! das heißt: auch wenn manches, das du nun bei dir selbst und im außen zu verarbeiten hast, wirklich alles andere als schön ist; du wirst es meistern.

liebe grüße
kormoranin
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