Homosexuell-Depression-Angstzustände

gelberosen
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von gelberosen »

Hallo Sewi,
klingt ja wirklich schlimm, was du da schreibst. Ich glaube dir ernsthaft, daß du keine Vorurteile hast. Ich finde gerade die Werbung auf der Straße, an den S-Bahnhöfen usw. auch oft viel zu sexistisch, und ich fühle mich oft selber verletzt dabei. Als ob man vieles nicht anders darstellen könnte als mit fast nackten Frauen. Oder stören dich schon die angezogenen Frauen auf den Plakaten?
Ich will dich gerade trösten, weil du dich so arg belästigt und mißbraucht fühlst. Und auch, weil du solche Schwierigkeiten hast, auf die Straße zu gehen, den Fernseher und das Radio einzuschalten oder die Zeitung zu lesen. Aber ich weiß nicht, ob du getröstet werden möchtest, und außerdem fehlen mir so ziemlich die Worte dafür.
Hast du denn über deine Angst schon einmal in der Therapie gesprochen? Du weißt doch: Wenn man solche Angst hat, dann gibt es einen neuen Weg, den man gehen soll.
Sei ganz lieb gegrüßt
von der Besserung
sewi
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von sewi »

Captain Kirk
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von Captain Kirk »

Hi Sewi, diese hilfreichen Therapeutensprüche .. ich mußte echt lachen. Die kenn ich auch alle. Und ich hab noch welche:
"Mein Gott, wie können sie nur so leben. Sie brauchen dringend Hilfe. Aber ich hab keine Termine frei. Versuchen sies woanders."
"Sie brauchen jemanden der mal mit ihnen Angstbewältigungsübungen macht. Ich mache sowas prinzipiell nicht. Tut mir leid."
1 Stunde später übte er mit einer andren Patientin in der Stadt Kaffee trinken.


c.
sewi
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von sewi »

Captain Kirk
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von Captain Kirk »

Ich glaub den Thread gabs schonmal und ich hab ihn auch genutzt. Aber es kommen immer wieder Erinnerungen hoch.
Also, ich muß konstatieren dass es mir vor den Therapieversuchen erheblich besser ging als jetzt. Ich habe auch gedacht, so captain du bist an einem Punkt da brauchst Du professionelle Unterstützung. Bist ja aufgeklärt, therapiewillig, open minded, reflektorisch begabt, in Innenschau geübt, bereit zur Veränderung. Und was war? Sämtliche Wunden wurden kurz aufgerissen, drin rumgebohrt, bißchen Salz reingestreut, und dann auf Wiedersehn captain. Der Therapeut hat NICHTS kapiert.

Übrigens hab ich grad ein Buch gelesen, da wird das Therapiethema auch sehr lustig beschrieben. "Dies ist kein Liebeslied" von Katrin Duve.
Emily
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von Emily »

Hi Sewi und Captain,

ich könnte eurer Aufzählung auch noch ein paar wenig rühmliche, hammerharte Beispiele beifügen, aber was bringt es? Auch mir tun diese Bemerkungen heute immer noch weh, aber der Schmerz lässt zum Glück langsam nach.

Bei www.verletztehelfer.de gibt es ein Forum, in welchem man sich unter dem Thread "Dialog über Therapie und Klinik" zu diesem speziellen Thema und seine unrühmlichen Fallbeispiele austauschen kann.

Gruß,
Emily.
sewi
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von sewi »

rosarot
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von rosarot »

hallo besserung,

du gehst auf die 40 zu und weißt erst seit 1 jahr und drei monaten dass du lesbisch bist?

es interessiert mich , wie du es herausgefunden hast.gibt es das wirklich, das man sein halbes leben, zuerst das andere geschlecht liebt und plötzlich merkt man, das ist es nicht?
rosarot
sewi
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von sewi »

gelberosen
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von gelberosen »

Hallo Sewi, captain und rosarot,

da bin ich wieder. Letzte Woche hat der Blitz in mein Modem eingeschlagen, so daß ich einige Tage lang ohne Internet war. Das war gar nicht so schlecht, aber das Forum hat mir gefehlt.
Auch ich könnte noch einige Beispiele zufügen, mein Therapeut vom letzten Jahr konnte mit meinem coming out gar nicht gut umgehen, er hat es fast gar nicht beachtet. Da stellt man sein Leben um, und es wird einfach nicht zur Kenntnis genommen. Ich dachte, ich muß damit klarkommen, weil sich nun mal Therapeuten nicht damit auskennen und ein Wechsel aus diesem Grund fast unmöglich ist. Dann hab ich mir erstmal den Fuß gebrochen... Bis ich dann einen Workshop mitgemacht habe auf dem Lesbenfrühlingstreffen und da einiges mehr gelernt habe. Weil mein Leben noch nie wirklich ok war, muß mein Therapeut damit umgehen können, daß es damit nun mal ein paar Probleme gibt. Dann kommen da noch so ein paar "Therapeutinnen", die meinen, ich brauchte doch sonstwieviel Hilfe oder mein sozialer Abstieg sei vorprogrammiert (in den Probestunden). Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht und bin zu der Erkenntnis gekommen, daß eine Therapie mich vor allem stützen muß bei der ganzen Aufwühlerei, die ja unausweichlich ist. Und ich bin mir sicher, daß ich fündig geworden bin. Die Frau hat was, hat mich gleich am Telefon beeindruckt, und nach der ersten Probestunde wußte ich schon, daß sie auch auf ihre "Patienten" hört und diese vor allem stärkt. Und sie hat eine eigene Meinung, ist nicht so schrecklich liberal, kennt sich mit lesbisch sein wirklich aus. Zu ihr werde ich gehen, muß einige Zeit warten, bis sie einen freien Platz hat. Ja, in so einem Falle ist Erholung von der letzten Therapie wirklich wichtig, und keine Therapie kann besser sein als eine schlechte (haben mir lesbische Frauen bestätigt).

Ja, man kann wirklich in fast jedem Alter merken, daß man auf das eigene Geschlecht steht. Ich hab halt immer das Thema Beziehung auf später verschoben, wenn ich seßhaft geworden bin, wenn ich meine Depris besser sind, wenn ich mehr Geld als das Existenzminimum habe, wenn ich wirklich beziehungsfähig bin.... Bis ich eine Umschulung angefangen habe. Im zweiten Jahr (da war ich knapp 35) habe ich mich dermaßen heftig in eine Frau verliebt, daß ich erstmal innehalten mußte. Sie wollte zwar nix von mir beziehungsmäßig, aber ich hatte total gerne mit ihr zu tun. Die Umschulung mußte ich leider abbrechen, ich habs nicht gepackt, und somit war die Frau weg. Ich hab ihr monatelang hinterher getrauert, bis mir eine lesbische Bekannte auf den Kopf zu gesagt hat, daß ich immer noch in sie verliebt bin und daß ich doch lesbisch bin. Gewagte Behauptung, aber am nächsten Morgen war es mir selber klar. Seitdem geht es mir systematisch besser, und ich merke mit der Zeit, wie viel Kraft doch das Verbergen des coming out gekostet hat und wie unsicher es doch gemacht hat, diesen wichtigen Teil der Identität nicht zu kennen und immer so zu tun, als wäre alles normal und die Depris würden durch die Therapie besser.
Gründe, warum man es nicht eher mitkriegt, gibt es viele. Wollt ihr sie noch wissen? Mir ist es heute echt zu spät, darüber zu schreiben.
Es gibt auch viele Frauen, die Kinder bekommen und erst recht spät merken, daß sie lesbisch sind. Es ist gar nicht so selten. Ich kenn auch eine, die hat es erst nach 20 Jahren Ehe gemerkt.

@Sewi:
Ich finde es ungeheuerlich, was diese Frau da von sich gegeben hat: Wenn Sie mit einem Mann ein Problem haben, dann werden sie doch einfach lesbisch. Ich laß mich auch nicht umpolen. Wenn du willst, schreibe ich dir noch, woher ich meine Empfehlungen für die Therapeutensuche bekommen habe.

Soweit für heute
Es ist schon spät und ich bin müde
Wenn euch noch etwas interessiert, dann fragt einfach.
Alles liebe für euch
die Besserung
rosarot
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von rosarot »

hallo besserung,
danke, für deinen beitrag.
manche frauen, nach 20 jahren ehe....auch ich bin 20 jahre verheiratet....habe kinder....und doch.....?
sewi
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von sewi »

gelberosen
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von gelberosen »

Hallo Sewi,

nun also mein Kommentar im "richtigen" thread. Ich muß schon sagen, du gibst mir ganz schön zu denken (das meine ich eher positiv).

Sicher gehört eine gesunde Sexualität zum Leben dazu. Ich finde aber, daß es nicht egal ist, in welchem Alter man bemerkt, daß man anders wie die meisten ist. Weil man sich dann nämlich seine eigene Unsicherheit nicht erklären kann. Weil man keine Erklärung dafür hat, warum keine Therapie, kein Medikament und auch kein noch so positiver Lebenswandel etwas an der Depression ändern kann. So ging es mir. Sicher ist es nicht so schlimm, sein Glück erst in den nicht mehr ganz so jungen Jahren zu finden, man genießt es vielleicht sogar noch mehr. Aber so ein coming out ist doch auch mit einer Psycho-Diagnose immer eine Befreiung. Nur hat man mit knapp 40 und der Diagnose Depression evtl. nicht so rosige Aussichten, wenn man von Behörden abhängig ist. Man steckt in deren Denken in so etwas ähnlichem wie „wird immer ziemlich depressiv bleiben, nie mehr richtig belastbar sein, weil es schon so lange geht“. Dabei sind sie auf dem Gebiet nur ungebildet. Und das ist sicher kein Vergnügen.

Sicher sehne ich mich nach der Aufmerksamkeit und dem Mitgefühl von Frauen, und ich lebe auch schon länger mehr frauenbezogen. Aber es ist nun mal so, daß ich mich auch sexuell fast nur noch zu Frauen hingezogen fühle. Ich habe im letzten Jahr sehr lange darüber nachgedacht, und dabei habe ich gemerkt, daß das schon seit meiner Jugend so ist, daß ich es nur sehr gut verdrängen konnte, bis das Verdrängen nicht mehr ging. Da unterscheiden wir uns: Du findest das andere reizvoller, ich das gleiche. Dabei ist eine Beziehung mit einer Frau auch nicht einfacher: Wenn man Probleme hat, ist es wie wenn man in einen Spiegel schaut, weil das Gegenüber nun mal das eigene Geschlecht hat. Da muß man schon in der Lage dazu sein, das aushalten zu können.

Ich finde es übrigens sehr gut von dir, daß du dir schon einmal Gedanken darum gemacht hast, ob das eigene Geschlecht in Frage kommt. Die meisten tun das nicht, und wir kriegen es dann irgendwie ab.

Ich meine nicht, daß man sich nur in jemanden verlieben kann, der stärker ist. Ich habe mich auch schon in eine Frau verliebt, die mir (damals) schwächer als ich selber vorkam. In Wirklichkeit ist sie stärker als ich. Daß ich gerne die andere sein möchte, diesen Wunsch kenne ich nicht. Nur, daß ich meine, so manche Eigenschaft von anderen haben zu können. Ich meine, ich muß mich erstmal selber stabilisieren. Vom Verlieben hab ich momentan genug.

Liebe Grüße an dich
die Besserung
gelberosen
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von gelberosen »

Hallo rosarot,
ja, es ist möglich, auch nach 20 Jahren Ehe und wenn man Kinder hat.
Kann es sein, daß mein Beitrag dich irgendwie anrührt?
Lieben Gruß
die Besserung
rosarot
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Registriert: 11. Mai 2003, 15:50

Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von rosarot »

hallo besserung,
ausfühhrlich kann ich hier im forum jetzt nicht darauf eingehen, aber es gibt einen bestimmten grund, dass ich angefangen habe darüber nachzudenken. eigentlich schon bevor ich deinen beitrag entdeckt habe.
sicher bin ich berührt, wenn ich deine zeilen lese, zumal es schon lange zeit in dir schlummerte und du dich nicht "outen" konntest.
bei mir ist es so, dass ich seit ungefähr februar dieses jahres, "plötzlich" schwer erkrankt bin und ich seither im wechselbad der gefühle stecke.vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ich seit kurzem etwas weiß, was ich 30 jahre lang nicht wußte.
mal sehen, bin mir selbst sehr unsicher, aber ich finde es klasse, wie du deinen weg gehst!
grüsse dich
rosarot
sewi
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von sewi »

sewi
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von sewi »

sewi
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von sewi »

gelberosen
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von gelberosen »

Hallo Sewi,
sorry, ich hab überlesen, daß hier etwas neues drinsteht. Heute abend kann ich deinen Worten leider nicht mehr folgen, ich lese sie morgen nochmal genauer durch und antworte dir dann, ja?
Gute Nacht die dritte
die Besserung
gelberosen
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von gelberosen »

Hallo Tina (rosarot),
wie geht es dir? Was an meinen Worten ist es, was dich berührt? Etwas anderes als daß ich meinen Weg gefunden habe?
Magst du im Forum darüber schreiben, oder lieber per email?
Liebe Grüße
die Besserung
sewi
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von sewi »

rosarot
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von rosarot »

hallo besserung,
über deine zeilen habe ich mich richtig gefreut. zuerst war ich etwas unsicher, manchmal habe ich das gefühl vieles was im forum geschrieben wird, wird oft falsch aufgefasst.
vielleicht liegt es an der netten art, wie du schreibst, es gefällt mir.
ich werde mir überlegen, ob ich ins forum schreibe!!
bis später
tina
rosarot
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von rosarot »

hallo besserung,
du hast gefragt, wie es mir geht??

heute plage ich mich mal nicht mit der depri rum
ich plage mich seit drei tagen mit schüttelfrost und übelkeit herum.
hoffe einfach, das es morgen vorbei sein wird und ich mich wieder meinem "kampf" stellen kann.
wie geht es dir zur zeit?
gruß
tina
MissMarple

Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von MissMarple »

Hallo besserung,

es tut mir sehr leid, dass ich Dich gestern Abend mit "uns sewi" allein gelassen habe.

Sie liebt es, die Menschen aufzuregen, immer in der Hoffnung, dass diejenigen sich lange mit ihr unterhalten. Und leider entgleisen dann manchmal ihre postings.

Nehme Dir bitte ihre Worte nur nicht zu Herzen, lass sie einfach an Dir abperlen.

Nun hoffe ich, dass Du trotzdem einigermaßen hast schlafen können und hast einen schönen Sonntag verbringen können.

Ich wünsche Dir einen stressfreien Sonntagabend.

Liebe Grüße

Birgit
gelberosen
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Re: Homosexuell-Depression-Angstzustände

Beitrag von gelberosen »

Hallo Sewi,
hast leider einige deiner wichtigen postings gelöscht. Ich erinnere mich nicht so genau daran, so gehe ich nur auf das ein, was ich noch lesen kann.
Ich bin leider nicht dabei, das neue Geschlecht der asexuellen zu erschaffen. Sicher, mit Männern mag ich nicht mehr. Aber ich bin auch nicht asexuell, nur weil ich noch keine Beziehung zu einer Frau hatte. Asexualität heißt für mich nicht, daß jemand keine Sexualität mit jemandem anderen hat, sondern daß er überhaupt keine Sexualität hat, sich es nicht selber macht und auch keine sexuellen Phantasien hat. Ich bin leider nicht dabei, das neue Geschlecht zu erschaffen.
Gruß
die Besserung
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