Bin ich egoistisch?

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1971
Beiträge: 3
Registriert: 12. Jan 2010, 20:17

Bin ich egoistisch?

Beitrag von 1971 »

Hallo an alle!

Mein Freund und ich sind mittlerweile seit 16 Jahren zusammen und haben eine gemeinsame Tochter im Alter von 11 Jahren.

Schon zu Beginn unserer Beziehung merkte ich sehr schnell, dass er einige psychische Probleme und aufgrund dessen eine sehr bewegte (und bewegende) Vorgeschichte hatte:
Bereits als Kind wurde er wohl von diversen Lehrern als „verhaltensauffällig“ eingestuft, was dann seine Eltern dazu veranlasste, ihn in eine betreute Gruppe für „verhaltensauffällige Kinder“ anmeldeten, wo er dann wöchentlich hin musste.
Geholfen hat es aber nicht – im Gegenteil; er war gerade Anfang 20, als er seinen ersten Suizidversuch unternahm, was ihn dann einen (kurzen) Aufenthalt in einer geschlossenen Psychiatrie einbrachte. Nicht allzu lange Zeit darauf gab es einen mysteriösen Autounfall, bei dem bis heute nicht eindeutig geklärt ist, ob es sich tatsächlich um einen Unfall handelte, oder ob er nicht doch vor dieses Auto gelaufen war, um seinem Leben ein Ende zu setzen.

Seine psychischen Probleme wurden im Laufe der Beziehung immer extremer – er hatte schon seit ich ihn kenne versucht, seine Minderwertigkeitsgefühle mit Alkohol zu ertränken, was natürlich oftmals zu Streitigkeiten in unserer Beziehung geführt hat. Der Alkoholkonsum verschlimmerte seine Lage natürlich nur noch. Meine Vorschläge, dass er sich doch mal „professionelle Hilfe“ holen sollte wurden mit den Worten abgetan, dass ich ihn „ja doch nur loswerden wolle“. Auch als er völlig am Ende war und innerhalb kürzester Zeit 2 Nervenzusammenbrüche erleiden musste, lehnte er eine Therapie mit den Worten „Ich will nie wieder weggesperrt werden“ ab. Erst als er wegen seines Alkoholmissbrauchs große Probleme an seinem Arbeitsplatz bekommen hat, hat er sich darauf eingelassen, sich Hilfe von der „Krisenberaterin“ in seiner Firma zu holen. Die Beraterin konnte ihn schließlich dazu überreden, sich in Therapie zu begeben.
(Das war wirklich die super-kurz Version – eine ausführlichere Version hätte wohl eher den Rahmen gesprengt!)

Anfang Mai letzten Jahres begann seine Therapie – die letzten Wochen vor seiner Therapie waren der absolute Horror. Mein Bruder, der ebenfalls an Depressionen leidet, meinte zwar, dass ich momentan nicht jedes Wort von meinem Freund auf die Goldwaage legen darf, da ihm in einem „Tief“ absolut alles egal wäre – er würde einfach alles wegwerfen, seinen Job, seine Beziehung zu seiner Tochter und natürlich auch die Beziehung zu mir.
Nun gut, irgendwie haben wir die letzten Wochen doch überstanden, allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass ich mehr als froh über die räumliche Trennung, die die Therapie mit sich brachte, war.
16 Wochen dauerte die Therapie, in denen wir täglich telefoniert haben, ich ihn (einige Male natürlich auch mit unserer Tochter) mehrmalig besucht hatte und eigentlich waren die Besuche auch immer sehr angenehm.

Seit August letzten Jahres ist er jetzt wieder daheim – eine Sache hat sich tatsächlich geändert: sein Alkoholkonsum ist deutlich gesunken.
Auch sein „Gesamtzustand“ (ich weiß es nicht besser auszudrücken, sorry) ist stabiler – natürlich gibt es immer wieder Rückschläge, aber das war mir im Vorfeld schon klar.
Was mir aber fehlt, sind offene und ehrliche Gespräche mit ihm – es sind so viele Dinge vor seiner Therapie vorgefallen und so viele verletzende Worte gefallen – diese Dinge möchte ich einfach mal geklärt haben. Solche Gespräche blockt er aber mit den Worten „Ich habe 16 Wochen lange ständig reden müssen“ ab.
Ich kann aber über die Vorfälle, die es gab und die mich wahnsinnig verletzt haben, nicht einfach hinwegsehen oder diese vergessen.
Nun muss ich vielleicht dazu sagen, dass ich kein einfacher Diskussionspartner bin – ich bin eine Person, die ehrlich und offen ihre Meinung und Ansicht darlegt und diese auch sehr gut argumentieren kann – in diesem Punkt bin ich meinem Freund sehr überlegen. Desweiteren bin ich auch nicht der Typ, der meinem Partner nach dem Mund redet – ich sehe einige Dinge ganz anders als er. Er ist der Ansicht, dass der Großteil seiner Probleme auf das Fehlverhalten anderer Menschen (z.B. seine Eltern, die ihn als Kind nicht ernst genommen und gefördert haben, seine Lehrer, die seine Hochbegabung nicht erkannt haben etc.) zurückzuführen ist: ganz unrecht hat er ja auch nicht, selbstverständlich hätten seine Eltern viel mehr auf ihn eingehen sollen und dass seine Lehrer seine Hochbegabung (er hat einen IQ von 134) nicht erkannt und ihn statt dessen als „Störenfried“ dargestellt haben ist ebenfalls mehr als fragwürdig. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. So hadert er sehr mit der Tatsache, dass seine Eltern ihn nicht auf ein Gymnasium geschickt haben, wo er sein Abitur hätte machen können und ohne Frage wäre das der einfachste Weg gewesen, allerdings hätte er sein Abitur auch zu einem späteren Zeitpunkt über den 2. Bildungsweg auf einem Abendgymnasium nachholen können, wenn ihm so viel daran liegt. Seine Hochbegabung, die in erster Linie im sprachlichen und wissenschaftlichen Bereich liegt, kann er z.B. in Kursen bei der VHS oder anderen Einrichtung ausleben – mittlerweile ist er doch alt genug, um seine Förderung selber in die Hand zu nehmen.
Diese Dinge will er aber nicht hören – wenn ich doch mal ein Gespräch in diese Richtung beginne, dann endet dieses regelmäßig mit dem Satz „Ich weiß, ich bin doch sowieso an allem Schuld“.
Und das ist es: ICH KANN DAS EINFACH NICHT MEHR HÖREN! Es sind nicht nur und immer alle anderen Schuld, auch er selber hat Fehler gemacht! Außerdem: wenn er sich ständig darüber ereifert, dass seine Eltern an ihn kein Interesse gezeigt haben, dann muss er das erst einmal besser machen – ich bin nicht der Ansicht, dass er an meinem Leben oder gar an dem Leben und der schulischen Förderung unserer Tochter Interesse zeigt und das macht mich wütend! Ich kann doch nur andere Leute für ihre Verhaltensweisen an den Pranger stellen, wenn ich selber es besser mache, oder?

Ich habe einige Beiträge in diesem Forum gelesen und bemerkt, dass sehr viele für das Verhalten des depressiven Partners ein unglaubliches Verständnis aufbringen – offensichtlich fehlt mir in mancher Hinsicht das Verständnis für meinen Partner.
Ich kann es mir selber nicht erklären – ihr vielleicht?
Julietta
Beiträge: 3
Registriert: 8. Jan 2010, 22:32

Re: Bin ich egoistisch?

Beitrag von Julietta »

Hallo Wolfsmother,
ich glaube ich kann ganz gut verstehn was Du meinst.
ich bin z.Z. auch auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit der Depression meines Vaters und sehr häufig merke ich, besonders bei den Besuchen im KH, wie ich an meine Grenzen komme.
Es ist alles total irrational, für einen Gesunden eben sehr schwer zu verstehen.
Nur, unsere Angehörigen sind nun mal eben nicht gesund - sie sind depressiv und haben es sich eben nicht ausgesucht, und sie meinen uns auch nich persönlich, wenn sie uns angreifen oder verletzen, auch wenn das für uns häufig erstmal so erscheint.
Ich sage auch sehr gerne gerade heraus was ich denke...
Das weiß mein Vater auch, und ich merke z.B. das er mir nicht all das erzählt, was er meiner Mutter erzählt - und dann fange ich doch an mich zu ärgern, weil ich befürchte, dass er den Ärzten noch weniger erzählt (ihm kann ja angeblich eh keiner seine Probleme nehmen...)
Vielleicht ist unser Problem, dass wir uns so sehr wünschen, es würde einfach wieder wie bei Gesunden zugehen??? Das wir uns wünschen, unser Angehöriger möge aktiv gegen seine Depression angehen?
Ich kann es mir nur so erklären.
VG
Julietta
1971
Beiträge: 3
Registriert: 12. Jan 2010, 20:17

Re: Bin ich egoistisch?

Beitrag von 1971 »

Hallo Julietta,
ich glaube nicht, dass ich mir wünsche, dass alles wieder wie früher ist oder es "wie bei Gesunden" zugeht, wie Du es formuliert hast. Mein Partner ist in meinem Umfeld nicht der Einzige, der an Depressionen leidet - mein Bruder leidet (leider!) ebenfalls daran. Allerdings geht mein Bruder ganz anders damit um: er spricht darüber und versucht mir als Nichtbetroffene zu erklären, was in ihm vorgeht. So weiß ich dann aber, wie ich mit ihm umzugehen habe; ob er momentan lieber seine Ruhe haben will, ob er reden möchte oder ob ich einfach nur dasein soll, damit er sich nicht einsam fühlt.
Dadurch, dass mein Partner überhaupt nicht darüber redet weiß ich einfach nicht, wie ich mich bei ihm verhalten soll: fange ich Gespräche an, dann fühlt er sich unter Druck gesetzt, gehe ich einfach nicht darauf ein, bin ich desinteressiert.
Ausserdem ist es einfach nicht meine Art, Probleme totzuschweigen oder einfach "unter den Teppich zu kehren". Ich denke, man kann eine Beziehung auch "totreden", es ist sicherlich nicht notwendig ständig und immer über seine Krankheit zu diskutieren, man muss eine Beziehung auch "leben" damit wenigstens etwas Normalität in den Alltag kommt. Aber seine Depressionen als Tabuthema anzunehmen halte ich für falsch! Zumal sich mein Partner immer wieder darüber aufregt, dass seine Eltern unangenehme Themen nie angesprochen oder besprochen haben - er legt allerdings (auch hier) ein identisches Verhalten an den Tag und wie ich schon im vorherigen Beitrag dargelegt habe, sind das die Dinge ich ich einfach nicht nachvollziehen kann und die mich eben auch sehr ärgern.
Ich habe ziemlich lange dafür gebraucht, ehrlich zu meinen Gefühlen zu stehe;, ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, dass die Verhaltensweisen meines Freundes mich ärgen und dass ich offensichtlich nicht in der Lage bin, Verständnis dafür aufzubringen. Aber ich mag mich einfach nicht mehr verstellen - wenn wir keinen gemeinsamen Konsenz finden, dann muss ich eben die Konsequenzen ziehen und mich von ihm trennen. Für mich ist die jetzige Situation keine Basis für eine Beziehung - momentan ist es eher ein "nebeneinander herleben".
Viele liebe Grüße
Wolfmother
Andreas01

Re: Bin ich egoistisch?

Beitrag von Andreas01 »

Hallo Julietta

>>>und ich merke z.B. das er mir nicht all das erzählt, was er meiner Mutter erzählt - und dann fange ich doch an mich zu ärgern, weil ich befürchte, dass er den Ärzten noch weniger erzählt (ihm kann ja angeblich eh keiner seine Probleme nehmen...)<<<

mal ehrlich erzählst du deinen Vater genau das was du auch deiner Mutter erzählst ? es ist ganz normal das man den einen mehr den anderen weniger erzählt.
Wenn dann auch noch die Erfahrung lehrt, man manchmal durch zuviel Erzählen (Vertrautheit) sich einige Male selbst ins Knie schoss, wundert es nicht dass der Mensch allmählich einfach den Mund hält.
Bohrversuche von aussen enden meist damit das der Betroffene noch mehr Misstrauen entwickelt und entgültig zu macht.

Gruß
Andreas
Helvetia
Beiträge: 20
Registriert: 2. Nov 2009, 17:11

Re: Bin ich egoistisch?

Beitrag von Helvetia »

Liebe Wolfmother,
das Verständnis für den depressiven Partner rührt vielleicht daher, dass vorher eine gute, auch in Gesprächen, Partnerschaft bestand. Sollte die bei Euch nicht im Ansatz bestanden haben, so versteh ich nicht, dass Ihr 16 Jahre zusammen seid. In Deinem Schreiben kommt für mich sehr stark zum Ausdruck, dass Du der starke Teil in der Partnerschaft bist. Dein LP hatte zuerst seine Eltern, die über ihn bestimmt haben und dann hatte er Dich, die Du für ihn alles erledigst. Oder sehe ich das falsch? Es ist verdammt schwer aus einer Lebensschine in eine andere Richtung zu gehen. Fühlt sich Dein Partner nicht in seinem Leben so richtig unwohl, wie ein Hamster im Rad ohne den Absprung zu finden? Nicht jeder ist fähig, aus den schlechten Erfahrungen der Kindheit im eigenen verantwortlichen Leben alles richtig und besser zu machen.

In einem Punkt muss ich Dir absolut Recht geben: jeder ist für sich und sein Glück selbst verantwortlich. Das ist sicher der schwerste Teil der Selbsterkenntnis - auch für Gesunde!

Ich würde Euch dringend raten, eine Paartherapie zu machen!

Wie steht Eure Tochter, die ja auch im Alter ist, sich eigene Gedanken zu machen, zu Ihrem Vater? Wie verarbeitet sie die Situation?

Übrigens kann ich Dir in Zahlen nicht sagen, wie oft ich in den über 20 Jahren der depressiven Phasen (29Jahre verheiratet) meinen Mann gerne mal "an die Wand geklatscht" hätte.... Auch das gehört zum Lieben und zu uns als Mensch!

Ich freue mich von Dir zu hören!
ego57
Beiträge: 500
Registriert: 15. Sep 2009, 21:56

Re: Bin ich egoistisch?

Beitrag von ego57 »

Hallo Wolfmother,

Depressive verstehen, wenn man es nicht
selbst erlebt hat ist es schwierig.
Ich bin an allem schuld, ich bin wertlos,
ich hätte mehr erreichen können.
Das sind die Gedankengänge. Lob kann man
nicht annehmen. Diskutieren über eigenes
Fehlverhalten kann man nicht.
Kritik knallt voll rein.
Was er kränkendes gesagt hat war nur
Selbstschutz und hat nichts mit deiner
Person zu tun.
Sag ihm das du ihn magst so wie er ist und
stärke seine Stärken und ignoriere erstmal
seine Schwächen.
Vielleicht hilft das.
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1263828131
VLG ego57

„Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.“ Charlie Chaplin

הַלְּלוּיָהּ

sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Bin ich egoistisch?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Wolfsmother,
ich bin ja selbst Angehörige, mein LG ist schwerst depressiv.
Die schwere Depression hält nun schon über 2 Jahre an und vorher befand er sich wohl so ca. 3-4 Jahre in einer mittelschweren Phase.
Ich weiß also genau wovon Du schreibst und Deine Gedankengänge sind keineswegs egoistisch. Irgendwann kommt man als LG an den Punkt, an dem man einfach nicht mehr kann. Die Akku's sind leer, man ist schon lange nicht mehr man selbst, funktioniert nur noch und wandert als Hülle umher.
Das was jetzt richtig ist, kann in ein paar Stunden schon wieder völlig anders sein, man versucht sein Verhalten anzupassen und gerät selbst in den Strudel sich total zu verlieren.

Ich weiß nicht wieviele von uns es schon erwischt hat und sie sich sozusagen letztendlich mit einer eigenen Depression "neben den Partner legen".
Ganz wichtig finde ich zu erkennen, dass es so nicht weiter geht und dann auch die richtigen Schritte einzuleiten.

Keiner kann von uns kann verlangen, dass wir über Jahre so weiterleben. Ganz schrecklich ist auch die Perspektivlosigkeit, denn wer weiß ob die Depression beim Partner heilbar ist, ganz abklingt bzw. was bei der ganzen Sache rauskommt, wenn der Partner nicht mehr depressiv ist. Wir selbst haben uns dann ja auch verändert, unsere Kräfte sind aufgezehrt und wir sind nicht mehr diejenigen die wir vor der Depression des Partners waren. Ich habe schon einige Fälle kennengelernt in denen die Angehörigen nach der überwundenen Phase des Depressiven gehört haben, dass er/sie so nicht mehr mit ihnen zusammen leben kann, weil sie sich so verändert hätten. Woher die Veränderungen gekommen sind, fragt dann keiner mehr.

Es gibt für nichts eine Garantie (im Leben sowieso nicht) und in diesem speziellen Fall schon überhaupt nicht.
Wir sollten uns bewußt sein, dass wir eigenes Risiko gehen und wenn wir das Gefühl haben, das alles nicht mehr leisten zu können, dann sollten und müssen wir unseren eigenen Weg gehen.
Alles was wir machen, dürfen wir NIE mit dem Gedanken machen, dass alles wieder gut wird, sondern nur mit dem Bewusstsein, dass wir es in diesem Moment auch wirklich wollen. Aufopferung ist für alle Beteiligten in diesem Fall völlig verkehrt.

Jeder kann nur solange helfen bzw. da sein, wie er selbst die Kraft dazu hat und an sich selbst zu denken ist in keinster Form egoistisch (in diesem Fall schon mal gar nicht, sondern lebensnotwendig!)

Liebe Wolfsmother, Ihr habt auch noch ein Kind und das erschwert die Lage noch ungemein. Ich kann Dir nur raten den Weg zu gehen, den Du selbst fühlst! Es ist kein Verrat an Deinem Partner, vielleicht wird er sich auch mehr helfen lassen, wenn Du Dich abgrenzt.
Achte auf Dich selbst und auf Euer Kind, das macht kein anderer für Dich!
Herzliche Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
grün-orange

Re: Bin ich egoistisch?

Beitrag von grün-orange »

Hi Wolfsmother,

ich bin sowohl Angehörige wie Betroffene, kenne also beide Seiten. Ich schreibe Dir mal ein paar Gedanken zu Deinem Thema.


Mir ist es nicht möglich, wenn ich depressiv bin zu komunzieren. Jedes Gespräch ist mir dann zuviel.

>>>>fange ich Gespräche an, dann fühlt er sich unter Druck gesetzt, gehe ich einfach nicht darauf ein, bin ich desinteressiert.<<<<
Vielleicht wäre es Dir möglich, den Gesprächsbedarf deines Partner anzunehmen, wenn er sich in der Lage fühlt zu sprechen. Er also selber das Gespräch sucht.



>>>>Ausserdem ist es einfach nicht meine Art, Probleme totzuschweigen oder einfach "unter den Teppich zu kehren".<<<<
Nein, du brauchst deine Probleme auch nicht unter den Teppich kehren. Er ist deine Entscheidung über deine Probleme zu sprechen.



>>>>Ich denke, man kann eine Beziehung auch "totreden", es ist sicherlich nicht notwendig ständig und immer über seine Krankheit zu diskutieren, <<<<
Das muss jeder für sich selber entscheiden, wieviel er von seiner Krankheit nach außen trägt.


>>>>man muss eine Beziehung auch "leben" damit wenigstens etwas Normalität in den Alltag kommt.<<<<
Während einer schweren depressiven Episode existiert man, aber "Leben" kann man das eigendlich nicht nennen. Und so sieht dann auch die Beziehung aus.



>>>>Aber seine Depressionen als Tabuthema anzunehmen halte ich für falsch!<<<<
Über meine Depression spreche ich mit meinen Therapeuten, aber nicht mit meinem Partner.



>>>>Dadurch, dass mein Partner überhaupt nicht darüber redet weiß ich einfach nicht, wie ich mich bei ihm verhalten soll<<<<
Vielleicht lässt sich eine Regelung finden, das dein Mann dir miteilt, wenn er sich nicht gut fühlt und nicht gestört werden möchte.
Und vielleicht ist es dir möglich, diese Mitteilung nicht auf Dich zu beziehen und ihn dann in Ruhe zu lassen.

Liebe Grüße
grün-orange

Re: Bin ich egoistisch?

Beitrag von grün-orange »

Hier noch ein kl. Nachschlag.


>>>>Ich habe ziemlich lange dafür gebraucht, ehrlich zu meinen Gefühlen zu stehe;, <<<<
Das ist eine gute Entwicklung, die du da durchgemacht hast.


>>>>ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, dass die Verhaltensweisen meines Freundes mich ärgen<<<<
Warum ärgert es Dich, wie sich dein Freund verhält? Es ist sein Verhalten, nicht Deines.


>>>>und dass ich offensichtlich nicht in der Lage bin, Verständnis dafür aufzubringen.<<<<
Du kannst einen Depressiven nicht verstehen, wenn Du selber noch keine Depression durchgemacht hast.



>>>>Aber ich mag mich einfach nicht mehr verstellen -<<<<
Wer verlangt denn, das Du dich verstellst?



>>>>wenn wir keinen gemeinsamen Konsenz finden, dann muss ich eben die Konsequenzen ziehen und mich von ihm trennen.<<<<
Um welchen Konsenz geht es denn?



>>>>dann muss ich eben die Konsequenzen ziehen und mich von ihm trennen.<<<<
Du bist für Dein Leben und das Deines Kindes verantwortlich.
Und dein Freund für sein Leben. (Die Verantwortung für sein Kind kann er krankheitsbedingt nicht tragen.)


Liebe Grüße
Antworten