Burn-out / Depri !?!

[Seila]

Hallo, gibts da einen Unterschied?
Irgendwie kommt mir die Diagnose Depression so falsch vor.
Ich steh frühmorgends auf und schwing mich aufs Rad, fahr ca. ne Std. und schlinge ein riesen Frühstück rein. Den Morgen empfinde ich als sehr angenehm, als die schönste Zeit vom Tag, bis mittags schlafe ich viel und den Nachmittag bekomm ich mehr schlecht als recht rum.
Ich schlafe gut und viel(liegt das vielleicht am Lithium und Trevilor?), Appetitstörungen keine, lese viel.
Ok ein paar düsetre Gedanken und Grübeleien und wenig Zuversicht auf die Zukunft.
Aber ist das ein Wunder? Die letzten Jahre waren megaanstrengend und sehr belastend und nun kommt die pure Existenzangst hinzu (arbeitslos und Schulden).
Wie soll das denn weitergehen?? Ich hab angst das wertvolle zeit verschwendet wird, weil ich evtl. nicht richtig behandelt werde.

Vielleicht kennt jemand das und schreibt mir. Würd mich freun.
LG

[dina]

Liebe Seila!
Vor Jahren habe ich mal eine Arbeit über das Burnout-Syndrom geschrieben, bin aber nicht auf dem aktuellen Stand. Ich würde sagen, dass es nicht dasselbe wie eine Depression ist, diese aber zur Folge haben kann. Das Burnout-Syndrom ist bezeichnend für Leute, die ihren Job mit extrem viel Enthusiasmus betrieben haben und sich dabei ausgepowert haben, den Dienst nur noch nach Vorschrift ableisten und kein wirkliches Interesse mehr haben, quasi die innerliche Teilnahme gekündigt haben. Eine Depression würde ich als wesentlich ernster einstufen, sie kann auch ganz andere Ursachen haben.
Hilft dir das weiter?

Dina

[Seila]

Hallo und danke für die Antwort, ja das kommt schon so in etwa hin. Ich kann meinen Beruf gar nicht mehr ausüben, weil ich zu fertig bin. Vielleicht is das ein Mischzustand von mir.
Hab vor einiger Zeit auch ein Buch drüber gelesen, weiss aber nur noch wenig drüber.
Liebe Grüße

[era]

Liebe Seila, liebe Dina,

noch etwas Ergänzendes zum burn-out aus meiner Sicht:

enthusiasmiertes Arbeiten ist oftmals auch ein unbewusstes Manöver zur Verdrängung der Depression oder zur Bewältigung der Folgeerscheinungen einer solchen, nämlich Isolation und zwanghafte Grübelneigung in der „Freizeit“.
Auch ich neige dazu, zum Ausgleich privater Defizite, fulltime, rund um die Uhr zu arbeiten.
Ein burn-out sollte nicht nur als Erschöpfung der körperlichen Ressourcen verstanden werden, sondern ist oftmals auch eine psychische Reaktion darauf, daß den Betroffenen, aus welchen Gründen auch immer, die Sinnlosigkeit ihres Tuns bewusst wird. Bei aller Beschwörung der Leistungsgesellschaft macht man sich trotzdem gerade mit Hingabe und Leistung mitunter zum verachteten „Affen“ von Kollegen und Vorgesetzten.
Und es ist in der Tat so, daß, wenn der „sinngebende“ Rettungsanker Arbeit erst einmal wegfällt, das burn-out-Syndrom die lange verdrängte Depression wieder einläutet. Und je nach Verdrängungsdauer und Stärke der den burn-out auslösenden Enttäuschung ist die dann wirklich heftig.

Liebe Grüsse

Erasmus

[Seila]

Hi Erasmus, danke für den Beitrag. Nun das is auch wahr, nur hatte ich die Depri auch während der Arbeit. Nur hab ich mir ne Arbeit ausgesucht, die einfach nix für mich ist, mich überfordert und dann noch die privaten Hürden dazu, das hat mich endgültig zu Boden geworfen.
Ich bin nur so schrecklich erschöpft und komm mir so alt vor, ich hab das Gefühl alles ist schon durch, ich brauch immer was neues. Ablenkung?
Liebe Grüße

[dina]

Hallo Era!
Von der Perspektive aus hast du natürlich Recht. Ich denke dass das zwei Phänomene sind, die sich sehr gut gegenseitig bedingen können, so oder so herum.

Hallo Seila!
Das Hauptproblem ist glaube ich, dass die eigenen Bemühungen als für die Katz empfunden werden. Für uns Menschen ist es wohl ein dringendes Bedürfnis irgendwie etwas zu bewirken. Daher solltest du dir irgendein Feld suchen, wo du Erfüllung findest und sieht wie bedeutend du bist. Das kann alles Mögliche sein, kommt ganz auf deine Interessen und Motive an.

Dina

Dina

[Nachttaube]

Die Krankheit Depression hat ja bekanntlich einen Katalog. Das Burn-out-Syndrom findet sich im Katalog der Ängste wieder und wird oftmals gleichgesetzt mit der generailisierten Angststörung.In sofern ist das Wort Burn-out-Syndrom ein Modewort.

Seila wie das Kind auch heißt, eine richtige oder falsche Behandlung kannst Du auch selber steuern. Wenn Dir die Medis und /oder die Therapie gut tut, dann ist es ok. Oder vermisst Du etwas?
liebe grüße
Nachttaube

[era]

Hallo, Nachttaube,

auf welche Quelle beziehst Du Dich? Wo finde ich diesen „Katalog der Ängste“?

Wenn ich Dich richtig verstehe, sind burn-out und generalisierte Angststörung nach Dir vorliegender Information dasselbe?

Bislang war ich der Meinung, daß eine Angststörung doch eher eine Folgeerscheinung des burn-outs ist. Mit dem Ausgebranntsein als Folge von Über-, Unterforderung, Mobbing etc. setzen ja existentielle Ängste ein: Bin ich im falschen Job? Im falschen Beruf? Werde ich jemals wieder Interesse an meiner Arbeit haben, berufs- oder arbeitsfähig sein, wieder volle Leistungsfähigkeit erreichen?

Das „burn-out-Syndrom“ wird in der Literatur erstmals 1974 erwähnt. Es ist damit sicherlich ein Modewort, folgte es doch der Mode (oder der Notwendigkeit?) der Anglisierung der Wissenschaftssprache. Der deutsche Begriff „chronischer Erschöpfungszustand“ hat allerdings schon eine längere Tradition.

Liebe Grüsse

Erasmus

[Nachttaube]

Hallo Era,
ich beziehe mich hierbei auf die Quelle der eigenen bzw. der Erfahrung meines Mannes. Als Laie und Angehörige habe ich sofort auf Burn-Out-Syndrom getippt. Arzt wie auch Therapeut haben anders diagnostiziert.

Siehe auch
http://www.dr-mueck.de/HM_Angst/HM_Angst-Diagnosen.htm

liebe grüße
Nachttaube

[dina]

Hallo Nachttaube!
Da ich dich anders noch nicht angetroffen habe, möchte ich mich auf diesem Wege bei dir für's zuhören "neulich" bedanken. Das hat gutgetan!

Dina

[Seila]

Hallo.
Nun ja so einig kann man sich wohl ned werden, kann auch sein dass viele Symptome sich überschneiden oder es eben auch so "Michkrankheite- oder Zustände" gibt?!?
Tja die Bedeutung oder meine Erfüllung hab ich in noch keiner Tätigkeit gefunden, daher komm ich mir auch ziemlich leer und nutzlos vor...
danke für Eure Gedanken

[artemis]

Hallo
Inwischend denke ich, es ist gar nicht der Sinn von Arbeit, darin die große Erfüllung zu finden. Das wird in den meisten Fällen in die Hose gehen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich auch die große Aufgabe/Erfüllung im Job gesucht und (natürlich) nicht gefunden.
Heute sehe ich das anders. Der Job ist in erster Linie dazu da den Lebensunterhalt und das ein oder andere Extra zu finanzieren. Ich arbeite gerne und es ist mir noch immer wichtig meinen Job gut zu machen. Es ist mir auch nicht ganz egal, was ich arbeite. Es soll schon auch Spaß machen, aber die große Erfüllung, den großen Sinn suche ich darin nicht mehr. Wichtiger ist mir inzwischen, daß das Zwischenmenschliche auf der Arbeit halbwegs stimmt. Die Kollegen müssen nicht die besten Freunde sein aber solche, die einem hinterrücks beim Chef in die Pfanne hauen hatte ich lange genug, das will ich nie wieder haben. Da mache ich doch lieber einen Job der nicht ganz so spannend ist, der mir aber auch noch Energie für die anderen Dinge des Lebens läßt und das Ganze in einem Umfeld in dem ich menschlich klar komme.
Früher wollte ich immer alles überperfekt machen und konnte mir nicht den kleinsten Fehler verzeihen. Dazu wollte ich auch noch immer die Defizite der anderen in der Arbeitgruppe ausgleichen. Das fordert einen übermenschlich und macht einen auch unnötig verletzlich.
Ich denke schon, daß meine letzte Depri-Phase auch einen Burn-Out-Aspekt hatte. Ich weiß ja nicht, ob ich da richtig liege, aber für mich gehört diese Begriff eher in die Rubrik der möglichen Auslöser für Depri, Angststörung etc. Und er ist dann angebracht, wenn die Symptome (fast) ausschließlich durch die ständige Überfordern (ob selbsgemacht oder fremdbestimmt) entstehen. Bzw. wenn die Symptome zusammen mit der extrem fordernden Situation verschwinden.
Die Frage: Burn-Out (exklusiv!)oder Depri (Angststörung...) steht meiner Meinung nach gar nicht so im Vordergrund. Man kann beides haben - das eine wegen des anderem... Wichtig ist es, sich Hilfe zu holen, sie zu bekommen und den Auslösern entgegen zu wirken.
Arte

[Nachttaube]

Dina, es war nicht nur zuhören, ich habe mich gerne mit Dir unterhalten. Danke für Deine lieben Worte
Hoffe, wir hören / schreiben wieder mal
gruß
nachttaube

[Caroline1]

Liebe Arte

Wie war das nochmal mit der Henne und dem Ei? Ich glaub auch nicht, dass das so sehr wichtig ist, ob man nun auch noch offiziell als "burned out" diagnostiziert ist oder nicht. Depris neigen eh dazu, sich ständig selber zu überfordern. Und so oder so macht es sicher Sinn, darüber nachzudenken, wieviel davon hausgemacht ist im Sinne, dass man an diesen Umständen zumindest teilweise etwas ändern könnte.

Ich hab irgendwo anders gelesen, dass du deinem Zolli untreu geworden bist, ich halt dir die Daumen *meine Aktien von Pfizer schnell verkaufe*

Dir einen ganz lieben Gruß

Caroline

[Seila]

Hallo Arte, ja ich glaube das war auch mein Problem, der Job an erster Stelle! Und alles andere musste auch noch sein und das geht halt nicht. Ich merke es jetzt, ned grade der beste Job, aber siehe da mir geht es besser. Man hat halt oft das Schubladendenken, man identifiziert einen Menschen über den Job (wie traurig)....
Aber mir solls egal sein, ich muss mich ja wohl fühlen und nicht mehr krank sein.
Danke für Deine Zeilen, sie haben mir bei meiner Einsicht etwas geholfen
Liebe Grüße

[dina]

Fein NT, würde gerne erfahren wie dir das Segeln gefallen hat. Danke auf jeden Fall nochmal für's herlotsen, habe das Forum schon fleissig genutzt:-)

Dina

[artemis]

Hallo Caro!
Ja, ich bin dem Zoli schon wochenlang (etwa seit mitte Juni) untreu und es geht mir gut damit.
Es hat sich quasi so ergeben - immer öfters vergessen. Und es ging mir damit auf keinen Fall schlechter. Dann dachte ich: Wenn absetzen, dann jetzt, sonst ist schon fast wieder Winter bis die Wirkung völlig weg ist. Und, na ja, so super "glücklich" war ich mit meiner neuen Ärztin hier nie und wurde eher immer "unglücklicher" mit ihr. Wollte da also auch nicht mehr hin fürs neue Rezept. Und nach 1,5 Jahren (mit einer kleinen Unterbrechung) bei der 2. Episode ausschleichen ist ja auch nicht so unnormal. Und für den Notfall habe ich schon eine neue Doc-Adresse parat. Aber es sieht alles gut aus.
Es gibt schon kleine Kisen, aber sie sind nicht schlimm oder dauern nicht lange. Der ganz normale Wahnsinn, denke ich. Ansonsten bin ich aktiv, beginne neues etc. und die Nebenwirkungen(Schwitzen, Durchfall, schlafstörungen) bin ich langsam auch völlig los.
Ende September sind erst mal 2 Wochen Verreisen angesagt. Ende Oktober kommt dann die Zeitumstellung, mal abwarten, wie ich die verkrafte, denn die wird der abschließende Test für mich sein.
Deine Pfitzer-Aktien wirst du deswegen aber nicht verkaufen müssen:) meine 50mg täglich fallen sicher nicht so ins gewicht.
Außerdem, wer weiß, wann bei meiner eher erblich, endogenen Depri das nächste mal ein Medi notwendig wird. Aber ich warte da auch nicht drauf. In letzter Zeit habe ich nämlich auch viel über äußere Auslöser bei mir gelernt. Ich hoffe so "klug" geworden zu sein, mit denen anders umgehen zu können und damit die nächste behandlungsbedürstige Episode in ganz, ganz ferne Zukunft schieben zu können. Andererseits kenne ich meine Syptome inzwischen ziemlich gut und wenn die irgendwann länger als 1 bis 2 Wochen da sind, dann bin ich ganz schnell beim Doc und warte nicht, wie beim letzten mal 3 Monate ab, ob es nicht von selber besser wird.
Soviel zu meine Medi-Absetz-Storry. Aber, wie sieht es bei dir aus? Medimäßig meine ich gerade nicht so, da sind in der Umbruchphase die du gerade hast, sicher keine großen Veränderungen angesagt. Oder? Aber, wie gefällt dir das "neue Leben"? Kommst du gut klar?... Ich glaube es ist vielleicht Zeit mal wieder zu telefonieren.
Also, es war super schön von dir zu lesen und bis bald, liebe Grüße von
Arte

[artemis]

Hallo Seila,
freut mich sehr, daß mein Posting dir ein bißchen was geben konnte.
Liebe Grüße
Arte

[Caroline1]

Liebe Arte

Du hörst dich ja ganz gut an, so ähnlich wie du es beschreibst, stell ich mir irgendwann auch meinen Umgang mit den ADs vor. Aber jetzt ist noch nicht der richtige Moment da, um was auszuschleichen. Ich möchte kein Risiko diesbezüglich eingehen, da ich ja jetzt privat einen großen Umbruch bewältige. Dass ich deshalb den lieben Depris auf Nimmerwiedersehen sagen kann, bezweifle ich stark, ich trage ja auch eine endogene, ererbte Komponente mit mir herum. Was mir aber wesentlich erscheint, ist dass ich lerne, mit diesen Phasen anders umzugehen als bisher. Bzw dass ich nicht mehr so sehr auf veränderte Umstände von aussen mit Depressionen reagiere, sondern etwas "konstruktiver", das ist wohl eine Lebensaufgabe *gg*. Irgendwann kann ich dann vielleicht auch mit weniger Chemie auskommen, es ist ja nicht nur Zucker, was man sich da so täglich reinschiebt.....

Ja mir gehts ganz gut, ein gutes Stück besser als ich mir erwartet habe. Es bestätigt mich darin, dass meine Entscheidung richtig für mich war. Natürlich enstehen auch neue Probleme, aber ich muss wirklich sagen, dass ich selbstbewusster geworden bin, was meine Problemlösefähigkeit ( was für ein abgehobenes Wort;-)) angeht, vielleicht ist es auch nur einfach Lebensweisheit???

Wohin fährst du denn Ende September? Ich habe das große Glück, auch bald eine Woche verreisen zu können, und im Moment genieße ich meine freie Zeit hier zuhause, vor allem die Tatsache, dass mir nicht ständig jemand anders in den Ohren liegt, das eröffnet ungeahnte Freiheiten

Dir einen ganz lieben Gruß (Heut ist eine Freundin von mir in deiner Stadt angekommen bis am Samstag, ich hab sie beauftragt, dir doch mal zuzuwinken ) und eine gute Nacht

Caroline