Liebe Angehörige von Depressiven

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sinus
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Liebe Angehörige von Depressiven

Beitrag von sinus »

Liebe Angehörige von Depressiven - Ihr braucht unendliche Geduld mit Euren erkrankten Partnern, Verwandten, Kindern, Eltern.
Wenn diese Euch weh tun, Euch abweisen, aus der Lethargie in unerklärliche Wut hochschießen. Trag dies mit Gelassenheit. Denn es ist nicht der geliebte Mensch, der Euch dies mit Absicht antut.
Es ist die Krankheit, unter der Euer geliebte Mensch unendlich leidet, die dies verursacht.

Dies ist ein Auszug aus meinen Beitrag

"Durch die Depression zu mir selbst gefunden"
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1262091557

Ich wünsche Euch allen, dass das Jahr 2010 ein gutes Jahr für Euch wird!
Therese
Beiträge: 1
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Re: Liebe Angehörige von Depressiven

Beitrag von Therese »

Ich finde es sehr schwer, geduldig mit dem Partner umzugehen, der depressiv ist!
Mein Mann zieht sich immer mehr in sein Schneckenhaus. Gespräche finden fast keine mehr statt. Selbst leide ich an MS und bin auf den Rollstuhl angewiesen.
An manchen Tage denke ich, jetzt hat er es gepackt, dann am nächsten Tag wieder die große Leere.Da ich selbst dann himmelhochjauchzend bin, aber am nächsten Tag wieder zu Tode betrübt, werde ich auch oft ungehalten und ungerecht.
Um gute Gedanken wäre ich dankbar.

Theresa
uni-liebe, 58, m schrieb:
> Liebe Angehörige von Depressiven - Ihr braucht unendliche Geduld mit Euren erkrankten Partnern, Verwandten, Kindern, Eltern.
> Wenn diese Euch weh tun, Euch abweisen, aus der Lethargie in unerklärliche Wut hochschießen. Trag dies mit Gelassenheit. Denn es ist nicht der geliebte Mensch, der Euch dies mit Absicht antut.
> Es ist die Krankheit, unter der Euer geliebte Mensch unendlich leidet, die dies verursacht.
>
> Dies ist ein Auszug aus meinen Beitrag
>
> "Durch die Depression zu mir selbst gefunden"
> http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1262091557
>
> Ich wünsche Euch allen, dass das Jahr 2010 ein gutes Jahr für Euch wird!
sinus
Beiträge: 65
Registriert: 29. Okt 2009, 10:55
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Re: Liebe Angehörige von Depressiven

Beitrag von sinus »

Liebe Theresa,

aufgrund Deiner Beschreibung "himmelhochjauchzend zu Tode betrübt" möchte ich Dir die zentrale Erfahrung des Umgangs mit der Depression, die meine Frau und ich gemacht haben, mitteilen.
Diese Erfahrung lautet:
Halte die Sinuskurve Deiner Emotionen ganz flach. Lebe möglichst gleichmässig.
Das ist sehr schwer, denn es heißt ja auch die guten Zeiten nur ganz ganz vorsichtig genießen zu können.
Ich kenne die Depression sowohl als Angehöriger als auch als Kranker.
Jahre bevor ich selbst in eine schwere Depression stürzte, musste meine Frau 3 Jahre unter dieser Krankheit leiden, bis ihr endlich durch das richtige Medikament geholfen werden konnte.
Leider konnte ich damals auch nicht die nötige Ruhe und Geduld aufbringen und war ungerecht und ungeduldig mit meiner Frau.
Als ich dann erkrankte, hatte ich das große Glück, dass meine Frau sich in mich hinein versetzen konnte.
Sie hat mir erzählt, dass Sie sich in Zeiten der Depression so geholfen hat, dass Sie sich ihren Tagesablauf wie eine Linie vorgestellt hat, von der sie mit ihren Emotionen weder nach oben noch nach unten abweichen durfte.
Als ich dann schwer krank wurde, hat sie meine Abwehr, meine Ungerechtigkeit meine sich Verschließen ihr gegenüber (dies ist eine typisch männliche Verhaltensweise in der Depression) auch so ertragen und hilft mir bis heute dadurch, dass sie mich bremst, wenn es mir zu gut geht. Denn nach diesen Phasen folgt sonst in der Regel ein Rücksturz.
Meine Frau und ich sind der Meinung, dass es fast unmöglich ist, sich in einen Depressiven hinein zu versetzen, wenn man die Krankheit nicht am eigenen Leib erfahren hat.
Ich hoffe das Dein Mann in guter fachärztlicher Behandlung ist. Denn auch wenn es sehr lange dauern kann, die Krankheit ist behandelbar und sowohl der Betroffene als auch die Angehörigen können dann ein ausgeglichenes Leben führen.

Ich wünsche Dir und Deinen Mann alles Liebe, Geduld und Verständnis
uni-liebe
Arni
Beiträge: 26
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Re: Liebe Angehörige von Depressiven

Beitrag von Arni »

Hallo uni-liebe

welches Medikamnet hat dir geholfen?


Gruß Ute
sinus
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Registriert: 29. Okt 2009, 10:55
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Re: Liebe Angehörige von Depressiven

Beitrag von sinus »

Liebe Ute,

ich nehme seit 2004 morgens und mittags je 1 x Cipralex. In meinem Körper wird offensichtlich das Seretonin zu schnell abgebaut. Dies wird durch Cipralex verhindert.
Bei meiner Frau war es damals Magnesiummangel nach einer nicht erkannten Leberentzündung. Sie nimmt bis heute täglich 2 x Magnerot.
Nach unseren Erfahrungen ist die Depression so vielfältig und komplex, dass für den Einzelfall das richtige Medikament zu finden, sehr langwierig sein kann.

Mit lieben Grüssen
uni-liebe
sinus
Beiträge: 65
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Re: Liebe Angehörige von Depressiven

Beitrag von sinus »

Ergänzung:
... weiterhin ist es sehr wichtig die Lebensgewohnheiten und Lebenseinstellungen parallel zu der Medikamenteneinnahme zu behandeln.
Besonders nachhaltig hat dies bei uns über die Schulung unseres Unterbewußtseins durch Meditation, Selbsthypnose, QuiGong, Yoga besondere Massagen (Tibetisch, Ayurveda, Fußreflex) funktioniert.
Einen sehr gleichmässigen Tagesablauf ist die Grundlage für ein Leben in Balance.
Am Anfang nach der Überwindung der tiefsten Depressionsphase(2004)war dies wie ein Balancieren auf einem Dachfirst.
Inzwischen fühle ich mich mehr wie auf einem Waldweg, der dem Kamm eines Gebirges folgt. Ich weiss das es links und rechts steile Abhänge gibt. Ich vermeide es aber mich diesen zu nähren.
Gleichzeitig ist mir aber auch bewußt, dass ich durch Ereignisse von aussen (Verlust, Krankheit, Trauer)an den Rand des Weges gedrängt werden kann.
Deshalb gehe ich regelmässig zum Facharzt auch wenn keine akuten Beeinträchtigungen vorliegen.

uni-liebe
sinus
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Re: Liebe Angehörige von Depressiven

Beitrag von sinus »

Liebe Ute,

ich habe gerade auf Deine anderen Beiträge geklickt und kann bestätigen, dass in Ruhe gelassen werden für mich in meiner akuten Phase sehr hilfreich war.
Meine Frau bestätigte mich darin immer.
"Du brauchst Deine Ruhe. - Du bist schwer krank. Und zog sich dann zurück." Einmal habe ich danach nur stundenlang auf der Gartenschaukel gelegen und bis in die Nacht nur sanft geschaukelt.
Nie wurde mir ein Gespräch aufgedrängt.
Auch nicht von meinem Arzt (Psychiater und Neurologe). "Sie sind schwer krank. Tun Sie das was ihr Körper von ihnen fordert. Und wenn Sie mich brauch, rufen Sie einfach an."
Besonders unser QuiGong Lehrer lebt dies Hilfe ohne zu fordern. " Nichts erwarten. Einfach abwarten und alles was kommt Zulassen."

Die besten Wünsche für Euch von

uni-liebe
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