Ist es eine Depression?

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Hannah13
Beiträge: 10
Registriert: 8. Dez 2009, 11:32

Ist es eine Depression?

Beitrag von Hannah13 »

Hallo Zusammen,

ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt hier richtig bin, nur leider wächst mir momentan so einiges über den Kopf und ich weiß nicht mehr weiter.
Ich bin mit meinem Freund nun fast ein Jahr zusammen, kenne ihn aber schon viel länger. Wir leben momentan in einer Fernbeziehung, was die Sache wahrscheinlich noch verkompliziert.
Ich habe das Gefühl, ihn ständig "bei guter Laune halten" zu müssen. D.h. wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das vorgestellt hat, dann dreht er völlig durch, bekommt Panikanfälle, sagt das alles keinen Sinn macht, eh alle ohne ihn besser dran wären usw. Er ist alleinerziehend und reletiv weit weg von seiner Familie, die ihn sonst gern unterstützt. Er sagt, dass er allein mit dem Kind (4 Jahre) nicht fertig wird, dass ihm alles über den Kopf wächst. Wir verleben wunderschöne Wochenenden, alles ist sehr liebvoll und fröhlich. Kaum naht der Abschied, bekommt er regelrechte Zitteranfälle, will nicht weg fahren, droht damit, doch zu verschwinden, weil es ohne ihn alle leichter hätten. Ich habe das Gefühl, das er diese Panikanfälle immer bekommt, wenn ihm etwas zuviel wird, oder ein kleines Problem auftritt.
Vor ca 3 Monaten ist er dann total durchgedreht, hat gedroht, sich etwas anzutun, hat mir gesagt, dass er mich nie geliebt hat (das hat er später wieder zurückgenommen), hat gebrüllt, dass alles keinen Sinn macht. Es war so schlimm, das ich den Norarzt verständigt habe, er war dann eine Nacht im Krankenhaus. Ich bemerke, dass ich seit dem ständig das Gefühl habe, ihn ablenken zu müssen, denn dann ist er der Alte, ich muss ihn wie gesagt, immer beschäftigen, immer gute laune machen. Es ist soweit, dass wir die abende damit verbringen, ständig zu telefonieren, ich habe ständig angst, dass er einen Panikanfall bekommt, weil ich ihm aus der Ferne so schlecht helfen kann. Langsam kann ich nicht mehr, ich habe jedoch wahnsinnige Angst, das Thema anzusprechen, da das ja wieder etwas wäre, das ihn aus der Bahn wirft. Was kann ich nur tun?
Ganz lieben Dank schonmal an alle, die diese wirren Gedanken gelesen haben. Ich bin einfach ratlos!!
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Ist es eine Depression?

Beitrag von Marionka »

Hallo liebe Hannah, ich bin kein Fachmann, aber das hört sich schon nach einer Depression an. Dieses Gefühl, dem Ganzen als Angehöriger so ohnmächtig gegenüber zu stehen, ist ganz furchtbar! man möchte ja nur, dass es dem Partner gut geht und er ein lebenswertes Leben ohne diese Ängste, Zweifel usw. führen kann. Aber sie lassen leider keine Hilfe zu weil sie denken, sie sind eh nur eine Belastung für uns.
Ruf doch mal bei einer dieser Notfallnummern hier an. Das habe ich auch schon gemacht. Die helfen dir sicher weiter.
Ich wünsch dir ganz viel Stärke.
LG Marion
Hannah13
Beiträge: 10
Registriert: 8. Dez 2009, 11:32

Re: Ist es eine Depression?

Beitrag von Hannah13 »

Liebe Marion,

vielen Dank das Du mir geantwortet hast, das hilft ungemein!! Es tut gut, einfach mal den Kopf zu sortieren und seine Gefühle ausdrücken zu können!!! Ich werde es mit so einer Nummer mal versuchen, vielleicht hilft mir das die Dinge klarer zu sehen. Der jetzige Zustand ist jedenfalls wirklich hart zu ertragen. Ich habe wirklich das Gefühl, dass er, solange er Ablenkung findet genau so ist, wie ich ihn kennengelernt habe. Wenn dann was außerplanmäßiges passiert, wirft ihn das total aus der bahn und ich muss versuchen, ihn wieder aufzurichten. Es wird hier viel geschrieben, man soll sich was gönnen, auf sich selbst besinnen, aber ich kann ihn doch nicht einfach mit allem allein lassen, oder? Jetzt ist es soweit, dass ich Bauchschmerzen und selbst so etwas wie Panik bekomme, wenn ich nichts von ihm höre weil er grad bei der Arbeit viel zu tun hat oder so. Wie kann ich ihm nur klar machen, dass ich für ihn da bin und in immer unterstützen werde? Ich kann ihn doch nicht immer von allem ablenken, oder?
Ein großes Danke fürs Zuhören!!!!
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Ist es eine Depression?

Beitrag von Babi »

Hi Hanna,
es ist schön, daß du für ihn da sein willst.
Nur mußt du ihm die Wahl lassen, ob er das im Moment kann oder will.
Du kannst ihm auf jeden Fall sagen, daß du für ihn da bist, wenn er dich braucht, ich denke das tut ihm gut, oder kannst ihm zwischendurch immer mal eine SMS mit dem Satz "Ich hab dich lieb und bin für dich da!" schreiben.
Probier das einfach mal aus und achte darauf, wie er reagiert. Wenn er positiv reagiert, kannst du das immer wieder mal machen, kann aber auch sein, daß er genervt reagiert, dann solltest du das lassen.
Du mußt das einfach ausprobieren, jeder reagiert da anders.
Aber ich kann mir vorstellen, daß es ihm Sicherheit gibt, denn wie du in deinem ersten Eintrag schilderst, hat er viele Ängste und ich erkenne auch in deinen Worten, daß er große Angst hat, dich zu verlieren. Und da denkt er manchmal, lieber selbst gehen, vor du irgendwann den Schlußstrich ziehst. Das ist ein typischer Gedanke, den man in depressiven Phasen hat.
Wichtig ist, daß du ihm den Freiraum läßt, den er braucht, sonst machst du es noch schlimmer.
Ich hoffe für dich, daß bald alles besser wird. Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Hannah13
Beiträge: 10
Registriert: 8. Dez 2009, 11:32

Re: Ist es eine Depression?

Beitrag von Hannah13 »

Es tut sehr gut, hier auf offene Ohren zu stoßen! Vielen Dank!!
Es ist einfach so, dass er diese vielen Dauertelefonate einfordert, er gibt mir sonst tatsächlich das Gefühl, dass er sonst gleich wieder einen Panikanfall bekommt. Ich habe das Gefühl, wenn ich ihn beschäftige, dann ist alles gut, er darf nicht ins Grübeln geraten, oder der Kleine darf keinen Wutanfall oder ähnliches bekommen, wenn ich nicht am Telefon bin! Zusammen bekommen wir das immer super hin, ich kann ihn beruhigen und dann kann er auch lachen und Witze machen. Ich habe das Gefühl, dass er ein Stückchen seines Lebens in meine Hand legt. Ich beruhige ihn und das Kind durch Telefon, wenn mal was nicht ganz glatt läuft, ich baue ihn auf und umsorge ihn wenn er Kopfschmerzen oder sonstwas hat, ich regel verschiedene Dinge (KOmmunikation zur Mutter des Kindes usw) für ihn und das immer mit der Begründung, das ich ihn doch lieb habe! Langsam wird mir das aber zuviel, ich denke, dass er wirklich zumindest mal reden sollte mit einem Therapeuten, es muss doch erstmal geklärt werden, was da grade so verkehrt läuft! Aber ich habe einfach Angst, so ein Thema anzusprechen, wie schlägt man einem "scheinbar" Gesunden vor, mal mit einem Therapeuten zu sprechen?
Ach danke ihr Lieben, mir tut das alles hier wirklich wahnsinnig gut!!!
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Ist es eine Depression?

Beitrag von Babi »

Hallo Hanna,
es ist nicht richtig, daß er dich so belastet mit seiner Krankheit, irgendwann brichst du sonst erschöpft zusammen und kannst nicht mehr, er erwartet zuviel von dir ganz eindeutig.
Du mußt ihm schon sagen, daß er professionelle Hilfe braucht, daß du kein Therapeut bist und du so mit der Situation nicht mehr klarkommst.
Du solltest da wirklich mit ihm sprechen.
Es ist ja schön, wie sehr du dich kümmerst, aber auf Dauer geht das nicht gut, glaub mir. Ich mach mir da wirklich ein bißchen Sorgen, denn ich kenne diese Situation, habe sie selbst hinter mir bei einer Freundin von mir. Ich bin selbst depressiv und konnte und kann gut nachvollziehen, was sie durchmacht. Sie hat mich such in ganz schlechten Phasen sehr beansprucht, aber ich habe auch irgendwann die Bremse gezogen, weißt du.
Sie war ganz erschrocken, denn ihr war nicht bewußt, wie sehr sie mich belastet hat. Ich denke, es geht deinem Freund bestimmt auch so. Ich denke mal, daß du dich ihm gegenüber normal gibst, so daß er meint, daß du das alles gut verkraftest oder?
Schau, nur dadurch, daß ich ihr gesagt habe, daß ich nicht mehr kann, habe ich unsere Freundschaft gerettet. Heute sind wir die besten Freundinnnen und unsere Freundschaft ist fester als je zuvor.
Du siehst, ich verstehe dich sehr sehr gut, weil ich eben die Situation selbst hatte und möchte dir nur helfen.
Rede mit ihm, sonst geht eure Beziehung den Bach runter und ich denke, das wollt ihr beide nicht.
Alles Liebe Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Hannah13
Beiträge: 10
Registriert: 8. Dez 2009, 11:32

Re: Ist es eine Depression?

Beitrag von Hannah13 »

Liebe Babi,

danke für Deine eindringlichen Worte, Du hast wirklich recht. Ich bin mir klar darüber, dass ich das ansprechen sollte, dass ich das Gefühl habe, er könnte eine Depression haben. Aber das ist wirklich verdammt schwer. Eigentlich führen wir eine "ganz normale" Beziehung, sehr liebevoll und wir haben auch eine Menge Spaß zusammen. Aber dann kommen manchmal diese "Anfälle". So wie neulich abend wieder. Es war ein toller Tag, wir haben uns auf den Abend gefreut und Pläne gemacht. Dann wollte der Kleine einfach nicht ins Bett und plötzlich tickte mein Freud aus, er wollte alle Sachen packen, und sofort verschwinden, weil er sagte, es wäre besser für mich!! Ich würde jemand anderes finden, der mich glücklicher macht. Ich habe ihm gesagt, dass er mich vollkommen glücklich macht und ich gar keinen anderen haben will. Es war ein Hin und Her, bis ihm wirklich schwindelig wurde und er fast ohnmächtig auf dem Bett gelegen hat. Nach einer Weile (ich saß die ganze Zeit neben ihm und habe ihn gestreichelt) war er wieder "klar" im Kopf und fragte warum denn all seine Sachen gepackt sind. Er konnte sich scheinbar an nichts erinnern.
Was mache ich in so einer Situation? Danach war es nämlich noch ein sehr schöner Abend und er war vollkommen normal.
Danke für die lieben Worte, es hilft mir sehr, mich hier austauschen zu können!!!
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Ist es eine Depression?

Beitrag von Babi »

HI Hannah,
das hört sich für mich ganz danach an, daß er einen Panikanfall hatte. Es ist oft so, daß man sich danach nicht mehr erinnern kann, was man in Panik gemacht hat.
Irgendetwas arbeitet da in ihm und er unterdrückt es meist, aber es kommt immer wieder doch raus. Frag ihn doch mal, ob ihm früher öfter gesagt wurde, daß er sowieso nichts auf die Reihe bringt, oder so. Kann sein, daß das so war und das in solchen Momenten wieder hochkommt bei ihm, weißt du.
Es ist auch ganz wichtig, daß du ihm immer wieder sagst, daß er gut so ist wie er ist, weißt du, vielleicht hat er geglaubt, er hätte ein Stück versagt, weil er es auch nicht geschafft hat, daß der Kleine ins Bett geht. Ich denke schon, daß er auch Angst hat, kein guter Vater zu sein.
Er hat sich vielleicht hilflos gefühlt in der Situation, wußte nicht was er tun sollte, daß der Kleine ins Bett geht oder wie er reagieren sollte.
Für mich hängt sein Panikanfall jedenfalls unmittelbar damit zusammen, daß der Kleine nicht ins Bett wollte.
Männer fühlen sich da manchmal schnell als Versager und man muß ihnen immer wieder sagen, daß sie es nicht sind.
Ich denke, er ist da auch sehr bemüht, alles richtig zu machen, was dein Kleinen und dich angeht, kann ich mir vorstellen.
Wichtig ist daß du ruhig reagierst, wenn er so einen Panikanfall hat, das wird ihm auch helfen wieder ruhig zu werden.
Ich find ansonsten ganz toll, wie du reagiert hast.
Ich ziehe da auch den Hut vor dir, denn du hast instinktiv gespürt, was er braucht, nämlich deine Liebe, und du hast ihm Streicheleinheiten gegeben.
Ich wünsch dir viel Kraft und alles Liebe Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
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