Er hat sich neu erfunden?

gläubige
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von gläubige »

Liebe Lena,
bin neu hier im Forum und verfolge deine beiträge seit einiger zeit. das was Du beschreibst kenne ich auch von mir selber. Ähnliches ist auch mir widerfahren.
Auch mein Partner hat sich nach 6 Jahren genauso von mir "verabschiedet". Ich 40 Jahre mein Partner Anfang Fünfzig. Das war anfang oktober diesen Jahres. Bei ihm fing es vor ca. 2,5 Jahren an, die Diagnose "Depression Major" kam Ende letzten Jahres. Auslöser war unter anderem Mobbing, daraus resultierend Bornout und letzetnendes Depression. Beim ersten "Deprischub" kam es auch zur Trennung. Dann hat er freiwillig( ok hab ihm zugeredet) einen Arzt/Internist, dann Neurologe, dann Facharzt für Psychiatrie hinzugezogen,organisch war alles ok. Er bekam Antidepressiva, fing eine Gruppenthearpie an welche ihm gut gefiel, war für mehrere Wochen in eine Rehamassnahme. Alles entwickelte sich zum positiven (für ihn und natürlich für uns) Ca. 1 Woche nach der Reha (die Probleme die bei ihm letzenendes die Depression ausgelöst hatten waren natürlich noch da, klar die lösen sich nicht von alleine)kam sein Rückfall wieder, innerhalb von 2 Wochen war er wieder da wo er vor einem Jahr war.
Plötzlich konnte er mich nicht mehr lieben, seltsam ne Woche vorher schon!!
Er wolle alleine bleiben, wäre nicht Beziehungsfähig. Wir wollten heiraten, Haus mit garten zuasmmen anschaffen, überall wurde erzählt wie froh er ist mich zu haben, ich wäre sein Sonnenschein u.s.w. Sogar noch in der Reha wo ich ihn ja auch besuchte, hat mich fast täglich angerufen und dann der Rückfall. Alles was vorher Positiv war (für ihn und für mich positiv, also nicht nur mein Denken sondern auch seins)war plötzlich nicht mehr so. Alles ist seiner meinung nach schlecht, er jammert viel zieht sich von den Leuten zurcük widerspricht sich ständig u.s.w. Er will jetzt nur das tun was für ihn gut ist. Tja soweit so gut, aber was ihm guttut!!!! Das wäre im Moment abends wieder trinken (keine Abhängikeit aber kurz davor und das trotz Antideperssiva!!), sich in Selbstmeitleid baden, jammern das ihm alles weh tut. Rücken, Magen, Kopf, Herz, u.s.w
Seinen Frust auf andere projezieren, wütend sein, Schuldzuweisungen an jeder Person die ihm was sagt. Antisoziales verhalten, Riskofreudig (sonst eher ein Vorsichtiger Mensch).
Die therapie wurde natürlich auch nicht mehr besucht, er sagt, daß er es einfach nicht akzeptieren kann wieder einen Rückfall bekommen zu haben.
Dann diese ständigen Widersprüche, mal sich freune wenn ich Kontakt aufnehme, mal sagen "Hab mich nicht gemeldet weil wir ja getrennt sind"
Mal sagen ich solle ihm die meinung sagen, mal will er nichts hören,mal hü mal hoot, nach dem Motto" komm her bleib da"lauter Dinge die für uns "Gesunde" unlogisch erscheinen, bzw, unverständlich. Liebe Lena google doch mal im Internet "Männerdepression" dort habe ich viele interessante Dinge gefunden die genau das Verhalten von deinem Partner und auch von meinem wiederspiegeln. Männer können ihre Deperssion ganz anders als Frauen erleben (können, muß aber nicht immer sein)Die verändern sich plötzlich um 180 ° und keiner versteht das dann. Die werden teilweise agressiv, beleidigend, wütend ungerecht, ziehen oft ne "Maske" auf damit`s niemand merkt, daß sie krank sind, versuchen ihr Selbstwertgefühl welches in der Deprei ja oft im Keller ist mit Drogen wie Nikotin, Alkohol, Tabletten, Affären, Inernet oder Extremsportarten zu kompensieren. Da wird aus einem lieben Menschen plötzlich ein "Gefühlloses Monster" Tja denn während einer Depression sind Gefühle genau die Dinge die ja nicht mehr richtig funktionieren. Wir können uns das als Gesunde vielleicht nicht so vorstellen, aber ich stelle es mir schlimm vor wenn ich nicht mehr so lieben kann, traurig sein kann, ja wenn es mir alles egal ist und da wirkt man für Aussenstehende wie ein Egoist (ist man in diesem Monent ja auch, da man ja mit sich beschäftigt ist. Manche trenne sich dann auch weil sie keine Verpflichtung wollen, keinen Druck wollen und die beziehung wird in dem Moment aber leider so empfunden, die können nicht das geben was der gesunde Partner ihnen gibt. Manche haben dann auch Angst davor, das der Partner sich was "besseres" sucht und beenden die Beziehung mit den Worten, such dir doch nen anderen Mann, ich bin es eh nicht wert geliebt zu werden.
Alles das hier ist meine Meinung, heißt nicht das es allen so gehen muß,
Danke für`s Lesen
Hannah13
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Hannah13 »

Dieses ewige Auf und Ab und diese Stimmungsschwankungen sind wirklich sehr schwer zu ertragen. Was kann man tun? Dieses ewige "aus dem Tief ziehen" zerrt doch an den eigenen Nerven. Eine dicke Haut zulegen hört sich ja schön und gut an, aber wie soll man diese bekommen. Es geht uns doch hier schließlich allen um Menschen, die uns wirklich sehr am Herzen liegen und um die wir uns sorgen, wo wir mitfühlen. Ich kann nur allen die hier so liebevoll zueinader schreiben und zuhören von Herzen ganz viel Kraft wünschen!!!
sunshine45
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Ihr lieben Angehörigen,
ich lese hier in diesem Thread regelmäßig mit.
Eure Sorgen und Nöte kenne ich selbst sehr gut und man kann sich in so einer Situation auch kein "dickes Fell" zulegen. Man kann nur lernen anders damit umzugehen.
Ich habe mir im letzten Jahr professionelle Hilfe geholt, denn allein hätte ich wohl nicht geschafft mich abzugrenzen.
Es tut mir wirklich weh zu lesen wie Ihr leidet und einige von Euch sind schon in eine Art Co-Abhängigkeit gerutscht.
Sich einzugestehen, dass man es allein nicht schafft mit der Depression des Partners umzugehen ist schwer, das weiß ich selbst.
Aber auch Ihr habt ein Recht auf Leben, Lachen und Unbeschwertheit und das solltet Ihr auch nutzen, damit Ihr die Depression Eures Partners übersteht bzw. damit umgehen könnt.
Es ist auch Eure Lebenszeit und wenn Ihr Euch sozusagen "leidend neben Euren Partner legt" so ist keinem geholfen.
Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo Ihr Lieben!
Ich möchte mich bedanken für die vielen aufbauenden Worte, die hier geschrieben werden und gerade auch für die Beiträge der selbst von dieser schrecklichen Krankheit Betroffenen. Da die eigenen Partner ja häufig nicht sprechen, hilft es sehr, wenn andere Betroffene Einblicke in das Seelenleben bzw.- leiden eines Depressiven ermöglichen. Ich erkenne ganz oft Parallelen und das hilft manches zu verstehen.
Ich bin so verunsichert durch die Situation, da ist tiefe Liebe zu diesem Menschen, gleichzeitig Wut, Eifersucht, Unverständnis, dann mal googeln, was eine Scheidung eigentlich kostet, dann wieder Verständnis, die Suche nach einer Brücke zu dem Verlorenen, Hilflosigkeit, Schmerz zu sehen, wie schlecht es ihm geht, Sorge. Ein einziges Durcheinander. Und die Ungewissheit, ob er sich jemals erinnert, wie er den Augenkontakt gesucht hat, statt ihn zu meiden, wie er die Nähe gesucht hat, statt einen Schritt zurück zu gehen, sobald wir uns begegnen, wie sehr er Liebe gezeigt hat, statt sich gefühlskalt wegzudrehen.
Es ist schwer, sehr schwer.
Liebe Grüße, Lena
penichette
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von penichette »

Liebe Lena,

eine ganze Zeit lang habe ich es mir schon durchgelesen, was Du und andere Angehörige von depressiven Partnern hier und in anderen Threads geschrieben haben.
Ich bin seit 16 Jahren verheiratet mit einem Mann, der bereits eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, was er (meiner Ansicht nach) nie überwunden hat. Nach Jobverlust hatte er eine schwere depressive Phase. Er ist mittlerweile in einer 2. depressiven Phase, bedingt durch erneuten Verlust der beruflichen Aufgabe, was existenzgefährdende Umstände für uns alle nach sich zieht. In der ersten Phase war ich sehr stark und habe alles ertragen, geduldig und war froh und dankbar, als sich scheinbar alles zum Guten wandelte. Er hatte eine neue Aufgabe, verdiente Geld und war wieder der Ernährer der Familie. Jetzt ist wieder alles anders und erneut die Depression.

Ich habe auch geschworen, in guten wie in schlechten Zeiten zu ihm zu halten, jedoch kommen mir mittlerweile fast täglich Zweifel, wie lange man so etwas durchhalten kann, wenn der Partner teilweise so ungerecht und agressiv reagiert.

Es heißt immer, man solle sich abgrenzen, sich etwas Schönes gönnen. Aber wie, wenn man sieht, wie schlecht es ihm geht, wie alt und grau er aussieht, die Hand, der ganze Arm zittert (Nebenwirkungen durch die Tabletten). Meine Kinder müssen auch mit ansehen, wie die Gabel, der Löffel des Papas kaum das Essen zu seinem Mund bringen bei gemeinsamen Mittagessen oder Abendbrot, das Sofa oder das Bett die Heimat und "bitte leise sein" das Motto in unserem Haus ist.
Und ich kann nichts dagegen tun!
Soll ich, weil ich mir einen Stadtbummel gönnen möchte, unsere Kinder (7+11 Jahre) mit diesen Bildern alleine lassen? Wie geht das denn?

Kein liebes Wort oder Blick begleitet oder kommentiert den Alltag, den ich komplett allein bewältige. Wer spricht da noch von Liebe?

Deshalb kann ich gut nachvollziehen, wie es Dir geht und dass man nach allem Möglichen und Unmöglichem googelt.

Meine Bitte an Dich, mach nicht den gleichen Fehler und wiege Dich in Sicherheit, wenn diese Phase der Depression Deines Partners vorüber ist. Achte unbedingt darauf, dass auch danach eine weitere Begleitung stattfindet und am Besten auch für Dich. Das habe ich nämlich versäumt.

Ich drücke Dich ganz fest und Dir die Daumen!
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Marionka »

Liebe Lena,
mit deinem letzten Beitrag hast du mir aus der Seele gesprochen! Gestern habe ich meinen LG angerufen und er ist tatsächlich mal ans Telefon gegangen - wahrscheinlich hat er zu spät gesehen, dass es meine Nr. war! Er sagte mir, dass ich alles nur noch schlimmer mache, wenn ich den Kontakt zu ihm suche. Ich würde immer nur an mich denken und er müsse es allen recht machen und keiner denkt an ihn. Verkehrte Welt! Wir Angehörigen müssen doch unser Leben, unsere Bedürfnisse und Wünsche nur auf unsere Partner einstellen!
Er meinte, dass es wohl das Beste sei, eine Auszeit zu nehmen - 3 Monate, 5 Monate keine Ahnung. Er weiß es nicht!
Ich war in meinem Leben noch nie so verzweifelt wie ich es momentan bin und die Aussicht auf die kommende Feiertage macht es nicht besser!
Wünsch uns allen hier viel Kraft für die nächste Zeit.
LG Marion
thewayout
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Registriert: 7. Nov 2009, 20:34

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo Heiser,
es ist schon verrückt, die erste ganz schlimme Phase war ja schon vor rund 10 Jahren. Wir haben damals im Ausland gelebt und er hat mir dann, als ich zu Besuch in Deutschland war ausrichten lassen, ich solle nicht zurück kommen. Bin ich aber, Ende vom Lied war, ich bin wieder zurück nach Deutschland und er ist rund 6 Monate später nachgekommen. Er sagte, er sei aufgewacht, entschuldigte sich, bedankte sich und meinte, er könne sich an vieles gar nicht erinnern. Aber das war wohl eher eine Flucht vor seiner Familie. Tja und nun sind wir nach einigen Zwischentiefs, Schwindel, Panikattacken etc., ausgelöst durch Druck auf der Arbeit in der zweiten ganz schlimmen Phase, mit totaler Abkapselung, teilweise null Kommunikation, und er lebt in seinem Büro. Ausgelöst -vermute ich- durch eine alte Bekannte aus Jugendzeiten, die er im Internet wieder gefunden hat und die ihn auf das Thema Mißbrauch angesprochen hat, weil ihr das mit demselben Täter auch passiert ist. Da ist die selbst gebastelte und die ganzen Jahre gelebte "ich-hab-mich-gewehrt-Version" der Geschichte zusammengebrochen. Ich weiß im nachhinein, dass er damals, als er gekommen ist, schon etwas hätte tun müssen. Er hat einfach nur alle seine Verdrängungsmechanismen aufgebaut und das versucht er jetzt auch und ich störe dabei, denn mir kann er ja nichts vormachen. So ungefähr scheint es wohl zu sein. Er denkt, er kriegt das alleine in Griff, dabei ist es so viel. Eine geheimgehaltene Kurzehe inklusive, in der seine Frau ihn mit seinem besten Freund betrogen hat. Aber am schlimmsten ist wohl das Familienchaos mit Lüge und Betrug, Geheimhaltung, Mißbrauch und dieses Gefühl nicht zu wissen, wo er hingehört, da sein leiblicher Vater sein Onkel ist, der gleichzeitig auch noch der Täter ist. Komisch ist, wenn er in kurzen Sätzen immer wieder davon spricht, was wäre, wenn die wüssten, dass er ihr Halbbruder ist, spekuliert, und dann wieder "aber das ist mir egal, das ist vorbei". Und dann fängt er wieder davon an, seine Mutter, sein "Vater", sein Onkle usw. Oder er sagt, sie sollten doch am besten alle sterben, aber eigentlich wäre ihm sowieso alles egal. Ich merke schon, wie es in ihm tobt, das muss ein unglaublicher innerer Kampf sein. Und er will will will den Weg der Verdrängung gehen. Manchmal kommt mir diese ganze Familiengeschichte vor, wie eine gigantische Eiterbeule in der es gärt und gärt, aber sie wird nicht aufgestochen, sondern man versucht Makeup drüber zu schmieren. Frage ist, wie lange das gut gehen kann.
Für mich ist es jedenfalls toll, dass hier ein Austausch stattfindet, denn viele Verunsicherungen kann man hier beruhigen.
Euch allen viel Kraft wünscht Lena
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo Marionka,
ich kann mir vorstellen, wie Du Dich fühlst. Das Schlimmste finde ich, ist diese Ohnmacht. Der Partner entscheidet und Du stehst einfach daneben, zählst nicht mehr, dem Partner ist alles egal, so scheint es. Kommst Du ihm zu nahe, bedrängst Du und machst alles noch schlimmer, weil er noch weiter zurück weicht. Bleibst Du weg, machst Du Dir Sorgen, denn er leidet ja auch. Und der geliebte Mensch fehlt einem so schrecklich. Manchmal kommt es mir so vor, als hätte er sich doch schon längst umgebracht, seelisch eben.
Ich kann Dir nur Kraft und Geduld wünschen.
Lena
thewayout
Beiträge: 33
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

So ein Mist! Seit gestern Abend ist mir nur noch zum Heulen,. Ich weiß gar nicht wieso. Aber es ist schlimm. Ich vermisse meinen Mann unendlich. Das ist jetzt mal nen echter Einbruch. Komisch, war mit dem Hund draußen, habe eine Hundewiesenfreundin getroffen und wir haben auch viel gequatscht und gelacht, aber beim kleinsten Anlaß kriege ich die Heulerei und wenn es nur ist, dass der Hund im Kofferraum mal fiept. Ich würde mich so gerne an meinen Vertrauten anlehnen, aber er ist ja nicht da....
Dann muss ich mich wohl wieder mit einem Foto aus guten Zeiten zufrieden geben und hoffen, dass die Nacht irgendwie rumgeht....

Und immer noch habe ich seine Bettwäsche nicht gewaschen, damit ich mich nachts an seinen Geruch kuscheln kann.
Vielleicht liegt es ja auch an der heimeligen Weihnachtszeit und daran, dass man ständig hört "frohe Weihnachten und einen guten Rutsch, fahrt Ihr denn weg oder seid ihr zuhause" blabla... Und ich denke immer "wer sind WIR????"
Trinke noch nen Grog, weil es echt kalt ist,
Lena
otterchen
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von otterchen »

Liebe Marionka,

hier mal wieder aus der Sicht eines Depris

Du schreibst:
Er sagte mir, dass ich alles nur noch schlimmer mache, wenn ich den Kontakt zu ihm suche. Ich würde immer nur an mich denken und er müsse es allen recht machen und keiner denkt an ihn. Verkehrte Welt! Wir Angehörigen müssen doch unser Leben, unsere Bedürfnisse und Wünsche nur auf unsere Partner einstellen!

Genauso empfindet es der Depressive aber. Dein Anruf kommt bei ihm so an "los, sei da für mich, liebe mich, sei wieder der Alte".
Ob Du das wirklich so sagst oder nicht - er wird es so empfinden.

Depressive brauchen oft die Distanz und Ruhe, um sich selbst wieder ein bißchen besser wahrnehmen zu können - denn genau das funktioniert nicht mehr. Sie sind oft so sehr (zu sehr) bei ihrem Partner, dass sie sich selbst darüber komplett verlieren. Eigenwahrnehmung: null.

Vom bisherigen Partner nehmen sie also nur eine Anspruchshaltung wahr, der sie entfliehen wollen.

Ich behaupte jetzt mal: wenn in dieser Situation keine Therapie stattfindet, dann wird das alles nur verschleppt. Denn ein Umdenken, ein Anders-Fühlen, ein Anders-Wahrnehmen kann ja gar nicht stattfinden.

Hinzu kommt: Depressive können dann einfach nicht mehr wahrnehmen, dass da Liebe ist. Dass man ihnen nichts Böses will. Für sie besteht alles nur noch aus Ansprüchen und Verpflichtung, und das führt entweder zu Lähmung oder Flucht.


@ Lena:

Ich merke schon, wie es in ihm tobt, das muss ein unglaublicher innerer Kampf sein. Und er will will will den Weg der Verdrängung gehen. Manchmal kommt mir diese ganze Familiengeschichte vor, wie eine gigantische Eiterbeule in der es gärt und gärt, aber sie wird nicht aufgestochen, sondern man versucht Makeup drüber zu schmieren. Frage ist, wie lange das gut gehen kann.

Ja, auf jeden Fall klingt das danach, dass er die ganze Situation noch nicht verarbeitet hat. Eigentlich gehört auch das meiner Meinung nach in eine Therapie.

Der Partner entscheidet und Du stehst einfach daneben, zählst nicht mehr, dem Partner ist alles egal, so scheint es.

Das hast du gut erkannt: "so scheint es". Aber eigentlich ist es so, dass er für Dich alles aufgegeben hat... nämlich sich selbst. Der Abstand, den er jetzt sucht, ist für ihn überlebenswichtig.
"Du zählst nicht mehr" stimmt irgendwo auch nicht so ganz - dass Du so empfinden musst, ist aber ganz normal. Du zählt sehr wohl, aber für ihn geht es jetzt um ihn selbst.


Mal ein Gedanke - ich will niemandem damit zu Nahe treten!
Wie wäre es, wenn Ihr mal intensiv versucht, Euch in die Rolle des Anderen zu versetzen? Wie schlimm muss es in einem aussehen, wenn man den geliebten Partner verlässt? Was gibt es da alles an unausgesprochenen Sachen? Hat der Partner wirklich genug von dem bekommen, was er brauchte?
Und was könnte das sein?
Anerkennung, Fürsorge, Zuspruch, Wärme, Nähe, Verständns, Bestätigung, Geborgenheit, Interesse, Respekt, Zuwendung, Vertrauen, Offenheit, Zärtlichkeit, Hingabe...

Dazu müsste man aber mal alles runterschlucken und sich selbst hinten anstellen. Einfach mal gedanklich. Und ihn dann behutsam fragen, ob man nicht zuviel von "ihm" verlangt hat.

Ich weiß nicht, ob das zuviel verlangt wäre - aber für mich wäre das ein kleiner Faden, der zwischen den beiden Beteiligten wieder geknüpft werden könnte.
Ob dann aus diesem Faden mehr wird oder ob der dann wieder reißt: ich kann es nicht sagen.

Aber auch wenn es Euch derzeit besch***en geht: Eurem Partner geht es noch schlimmer. WENN er denn Depressionen hat. Ich schreibe immer unter dieser Voraussetzung; denn ohne gesicherte Diagnose hört es sich für mich so an, als wären das einfach nur miese, charakterlose *X~!*#+~ (*piep*)

Eigentlich würde ich sagen: ab in die Therapie; das gehört in die Hände eines Psychologen. Aber man kann das Pferd nur zum Brunnen führen, trinken muss es allein.

Immer noch geistert in vielen Köpfen ein total verzerrtes Bild von Therapien herum - gerade erst letztens von meiner Freundin gehört. Sie würde sowas nie machen wollen, weil sie dann Tabletten nehmen müsste und weil sie ihr ganzes Leben erzählen müsste.
Gut, dass wir hier im Forum anfangen, diese Situation besser zu beleuchten, so dass auch die Scheu vor einem Psychologen langsam bröckeln kann.

Und ich finde es toll von allen Angehörigen, die hier schreiben, dass sie sich hier zusammenfinden und darüber schreiben!

Und es ist ok, dass Ihr hier Eure Wut und Verzweiflung rauslasst - aber bedenkt bitte, dass dies nicht Euer Leben bestimmen soll. Ich möchte niemanden von Euch später im Betroffenen-Teil lesen
(wenn doch, seid Ihr natürlich willkommen, aber ich hoffe es halt nicht)

Auf jeden Fall verstehe ich, dass es Euch richtig dreckig geht im Moment und dass Ihr die Welt nicht mehr versteht.

Bitte lasst Euch von einer Depressiven mal virtuell in den Arm nehmen: es geht weiter; und WIE es weiter geht, können wir selbst mitgestalten.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Lille
Beiträge: 30
Registriert: 17. Dez 2009, 20:44

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Lille »

Das ist ein echt hilfreicher Beitrag!!!Danke dafür!
lieb grüßt
Lille
thewayout
Beiträge: 33
Registriert: 7. Nov 2009, 20:34

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Otterchen, danke für Deinen langen Beitrag. Ja, am Anfang hatten wir einmal einen Termin bei der Hausärztin, die schon die vorigen Schwindelattacken miterlebt hat, so vor 4 Jahren und ihn damals letztendlich nach Ausschluß aller anderen Ursachen zum Psych. geschickt hat. Und wir waren auch beim Neurologen/Psych. Beide Male -> Depression,. mit der Empfehlung in Therapie zu gehen. Er hat es dann vorgezogen, ein paar mal mit einer befreundeten ich-mach-in Energie-und-Massage-und-auch- Psychokinesiology zu sprechen. Leider aber ohne Plan, ohne Strategie, nur "wenn ihm mal danach ist". (ihre Aussage) Nach dem Motto, das eine tun ohne das andere zu lassen, war das auch erst ok für mich, aber es hat ihn von der Therapiebereitschaft wegentwickelt. Und wenn ich sie so höre, hat sie ehrlich gesagt keine Ahnung, eben dieses weit verbreitete Bachblüten-Chakra-manchmal-bin-ich-Maler-oder-auch-Musiker-Energiearbeit-Engel-und so weiter. Eigentlich hat das Ganze ihn in seinem Zustand nur verfestigt.
Gerade im Moment ist er in einer Phase, wo doch alle Beteiligten am besten sterben sollten, Mutter, Onkel, damit das Leid beendet ist und alle frei sind, wo er spekuliert, wie wohl seine jetzigen Cousins auf den neuen Halbbruder reagieren... und vielleicht ist ja garnicht der Onkel sein Vater, sondern seine Mutter hat als Prostituierte gearbeitet und es ist ganz wer anders sein Vater, wer weiß. Kommt dazu, dass er gehört hat, seine Mutter habe ihrer Schwester wohl erzählt von der "sündigen" Frucht ihrer Affäre. Das tut natürlich weh, wenn sie es jemand anders erzählt, aber nicht dem eigenen Sohn. Ich glaube, es ist ganz schrecklich für ihn, auch wenn er so tut, als sei alles normal. (Er würde ja sonst nicht dauernd drüber sprechen und vor allem nicht so bitter) Es muss schlimm sein, nicht zu wissen, woher man eigentlich kommt und es muss schlimm sein, wenn man weiß, dass man als Säugling eigentlich schon von der eigenen Mutter umgebracht werden sollte. Kein Wunder, dass er sich nirgends zugehörig fühlt.
Ich habe ihm gestern gesagt, dass ich manchmal nicht weiß, ob ich traurig oder wütend sein soll, oder beides und er sagte mir wie immer, ich hätte keine Schuld, an mir läge es nicht. Er wäre enttäuscht über sein Leben, habe nie für etwas gestanden. Und er hätte mich ja auch enttäuscht. Doch, für mich habe er gekämpft und ist standhaft geblieben, sagte ich und er hat zugestimmt. Ja, das wäre das einzige Mal gewesen. Und dann hat er wieder weggeguckt. Ich sagte ihm noch, dass ich möchte, dass er weiß, dass er geliebt wird und der wichtigste Mensch in meinem Leben ist und dann musste ich gehen. Hoffentlich war das nicht schon wieder zu viel, ich weiß es ja auch nicht.
Es ist schlimm, den Vertrauten so zu sehen.
Grüße, Lena
thewayout
Beiträge: 33
Registriert: 7. Nov 2009, 20:34

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Puuuh, jetzt ist endlich auch der 2. Feiertag fast rum. Weihnachten an sich ist ja nicht so schlimm, wenn nicht dauernd irgendwer eine schöne Feier "im Kreise der Lieben" wünschen würde und überhaupt "Fest der Liebe". Und dann will die Mutter ja auch noch beweihnachtelt werden, zum Glück konnte ich das aufs Nötigste beschränken. Oh, Mann. Ich kann es nicht mehr hören. Ein Glück, dass die Tage bald wieder länger werden, dann kann man auch abends nochmal richtig in den Wald und abschalten.
Bals ist es ja vorbei. Euch allen liebe Grüße,Lena
sony
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Registriert: 7. Dez 2009, 11:46

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von sony »

Ich habs an den Weihnachtstagen auch so empfunden! Von wegen "Fest der Liebe" und so. Wenn man sich gegenseitig "Frohe Weihnachten" gewünscht hat, hätte ich am liebsten nur "Weihnachten" gewünscht, denn "froh" waren diese Weihnachtstage bei mir zumindest nicht. So, jetzt müssen wir noch Silvester rumkriegen und dann hoffen wir, dass 2010 uns allen etwas mehr Ruhe und Frieden bringt.
LG Sony
thewayout
Beiträge: 33
Registriert: 7. Nov 2009, 20:34

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo,
mein Mann - oder zumindest dachte ich es mal- hat jetzt die neue Erkenntnis, dass er Vergewaltigungskind ist. Das ist die Wahl zwischen Teufel und Satan, vorher war er wenigstens ein Kind der Liebe, andererseits ist jetzt zumindest nicht der leibliche Vater sein Mißbraucher. Ach herrje, und wer weiß, ob das alles so stimmt. Nur weiß er jetzt gar nicht, wo er herstammt. Muss auch echt schlimm sein. Klären kann das wohl nur seine Mutter, deren Anrufe er aber konsequent abwürgt. Das war seine Weihnachtsbotschaft, die er dann komischerweise auch gleich mir mitgeteilt hat. Ändern tut es nix, er will allein sein, so wie "er es immer war". Es macht mich sehr traurig, dass ich ihm so unwillkommen bin, dass ich ihn nicht in den Arm nehmen darf. Bin überhaupt sehr traurig in letzter Zeit.
Noch ein Tipp zur Sylvestervermeidung: Sucht Euch eine/n oder ein paar Gleichgesinnte, kauft Euch ein paar Fackeln oder Taschenlampe, packt Glühwein ein und dann ab 10 oder 11 Uhr für 2 Stunden in den tiefsten Wald, ne richtige Wanderung machen. Kein Feierzwang, nur Ruhe. Toll!
Liebe Grüße an alle, die Weihnachten an Ihren entfremdeten Partner nur denken konnten, weil er nicht da war, seelisch, körperlich oder beides,
Lena
thewayout
Beiträge: 33
Registriert: 7. Nov 2009, 20:34

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo zusammen, eine Frage: kennt Ihr das auch, das der Depr. sich immer neue (Lügen-)Geschichten ausdenkt und sich da in ein richtiges Gespinnst verirrt? Mein Mann hat mir vor 2 Tagen ganz betulich alles mögliche zum Thema Internet, Jappy und andere FlirtPortale erzählt. Nein, er habe sich nur einmal angemeldet, zum Spaß, aber vorher habe er gesehen, dass jemand sich mit seinem Photo angemeldet hat und auch später hätte mal jemand sein Profil gehackt, Photos kopiert, er habe ja nie usw. usf. Ganz betulich und beschwichtigend, als wolle er die ganze Sache, die mich ja sehr gestört hat, irgendwie "wegmachen". Dass er lügt weiß ich, da ich ja selbst mit seinen 4 Profilen gechattet hab.
Abgesehen davon, dass ich ja froh bin, wenn er mit mir kommuniziert, seit ich ihm gesagt habe, dass er mich sehr verletzt, wenn er mich so ignoriert und er sich noch so wie ein Ar..... benehmen kann, er wertvoll und wichtig ist, ich ihn liebe und das auch so bleibt, finde ich das ja schon komisch.
Aber von Lügereien in der Depression wurde hier schon mal berichtet. Redet der Depr. sich das selbst auch so ein, oder muss er genau organisieren, was er wem erzählt?
Liebe Grüße, Lena
thewayout
Beiträge: 33
Registriert: 7. Nov 2009, 20:34

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

mmh, heute ist mal wieder so ein Tag, da denke ich, warum mache ich den Mist eigentlich mit? Warum jedes Wort auf die Goldwaage legen, oh, weil der Arme kann ja nix dafür und man soll ja nicht bedrängen. Oh, er leidet ja so sehr. Tut er das wirklich? Ist ihm nicht einfach alles egal? Warum sage ICH nicht Schluss Ende Aus, so ein egoistisches Aas an meiner Seite will ich doch gar nicht?
Soll er doch verrotten, während er sich in seinem Oh-ich-bin-ein-niemand, ach-ich-bin-so-leer Geseier suhlt. Dieses ewige im Internet rumturnen, andauernd das Handy checken und den Gutgelaunten geben, wenn jemand anders zugegen ist, dieses ins Nichts starren, schweigen und mit nem mal anfangen vor sich hin zu pfeifen, wenn ich da bin, dieses noch nicht mal mehr grüßen oder ansehen, das ekelt mich langsam an.
Und doch bleib ich, weil ich ihn auch anders kenne, warum eigentlich?
Kennt ihr das?
LG, lena
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Marionka »

Hallo liebe Lena,
das kenne ich auch sehr gut - in Gesellschaft anderer immer fröhlich, gutgelaunt, amüsanter Unterhalter. Kaum hat er mit mir oder auch seiner Mutter zu tun, wird er zum agressiven, gefühllosen Ekel. Das tut sehr weh! Gestern habe ich auch wirklich mit mir gehadert, ihm einfach zu sagen, dass ich nicht mehr möchte. Er hat mich am Telefon wieder mal abgefertigt wie den letzten Deppen! Wie du schon sagst - jedes Wort auf die Goldwaage legen, nichts Spontanes mehr sagen dürfen, verkehrt ist sowieso alles. Ich rede mir auch immer ein, dass es ja nicht der Partner ist, der da spricht sondern diese besch... Krankheit, Auch ich habe den Schritt noch nicht gewagt, ihn einfach zu verlassen, denn auch ich kenne ihn ja anders und hoffe so sehr, dass das andere Ich bald wieder zum Vorschein kommt.
Ich war am Montag bei der Caritas in einer Sprechstunde für psychisch Kranke und deren Angehörige. Die fragten mich auch, was ich denn eigentlich von der Partnerschaft noch erwarte, wenn er sich nicht endlich professionelle Hilfe holt. Ich solle für mich einen Zeitraum festmachen (evtl. 3 Monate), wo ich mir das noch anschaue und wenn er dann immer noch nicht bereit ist, etwas für sich zu unternehmen, einen Schlußstrich ziehen. Wie gestern jemand schrieb, kommt es immer auf die Leidensfähigkeit an und jetzt bin ich mir sicher, dass ich so nicht mehr lange weitermachen kann. (Kann morgen schon wieder anders sein!!!!)
Es ist immer ein Phänomen zu lesen, wie sich die Geschichten ähneln, liebe Lena!
Wünsch dir einen schönen Tag und hoffentlich bald wieder eine schönere Zeit.
LG Marion
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Lena,
JA, ICH KENNE DAS WAS DU SCHREIBST!
Ich kenne jeden Buchstaben davon und kann absolut verstehen wie Du Dich fühlst.
Es ist grausam und man muss wirklich sehr aufpassen, dass man dabei nicht selbst den Bach runter geht.
Schreib Dir mal auf, was für Dich erträglich ist und was nicht mehr. Beobachte mal genau wieviel Du von Dir selbst aufgibst um das Verhalten Deines Mannes zu erdulden.
Als ich das mal gemacht habe, bin ich fast vom Glauben gefallen.
Ich habe in den letzten Monaten schon einiges anders und für mich gemacht, trotzdem war es noch nicht genug.
Wir hatten gestern wieder unsere Paartherapie und heraus kam erst einmal unsere Beziehung für ca. ein halbes Jahr auf's Eis zu legen und selbst für uns zu sorgen.
Mein (Ex) Lg bekam die Auflage sich dringenst um eine Therapie kümmern bzw. sich stationär aufnehmen zu lassen.
Bei mir ging nur durch den Kopf: Endlich!!!
(Hoffentlich macht er es auch. )

Ich soll für mich sorgen und auch meine Akku's wieder auftanken und all das tun, was für mich wichtig ist.

Für mich fühlt es sich irgendwie komisch an, aber ich bin auch erleichtert. Den Mann, den ich mal kennen und lieben gelernt habe, habe ich sowieso schon vor langer Zeit an die Depression verloren.

Lt. der Paartherapeutin sind wir beide viel zu sehr emotional im minus, als das wir uns im Moment noch etwas geben könnten. Im Gegenteil wir verschlimmern alles nur noch. Ich habe meinen Türen immer noch viel zu weit offen gehalten und wäre viel zu defensiv gewesen. Sie sagt, dass sie immer gewartet hätte, dass ich ihn endlich mal anschreie.
Ich habe dann gesagt, dass ich gelernt habe, dass man das bei depressiven Menschen nicht machen soll.
Sie sagte, dass sei alles Quatsch, man muss seine Grenzen setzen??? tja, was ist nun richtig und was falsch .. Für mich selbst wäre es bestimmt besser gewesen und für meinen LG (hätte er sich dann früher helfen lassen?)

Vielleicht helfen Dir ja diese Gedanken und Erfahrungen von mir weiter.

Herzliche Grüße
von der Koboldin
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thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Ja, Marionka,dieses abgefertigt werden wie ein Depp, das ist doch Hammer, oder? Wenn wir da manchmal so in seinem Büro sitzen, ein bißchen Geplänkel, er stiert so vor sich hin, dann fängt der doch glatt ab und zu an, einfach irgendwas zu pfeifen. Boah, das ist, weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll...
Euch allen einenirgenwie schön gemachten Tag,
lg, lena
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo.
Komisch, seit gut einer Woche habe ich jetzt mal die Kommunikation eingestellt, bis auf Begrüßung und Kurzinfo über den Hund (war draußen, hat gegessen). Und ich entferne mich mit jedem Tag. Dann denke ich wieder, wo ist nur alles hin verschwunden? So viele unzertrennliche Jahre... alles nur eine Illusion? Eine Show?
Es schmerzt, aber schmerzt das ewige Hoffen nicht noch mehr? Renne ich nicht einfach nur einem zerbrochenem Traum nach? Wenn es doch im Moment laut seiner Aussage auch die Situation ist, dass ich das Haupteinkommen nach Hause bringe, die ihn so stört und die er als Grund anführt, dass er ohne mich weiterleben will. -Und wenn diese Situation sich doch nicht ändern wird, hat dann überhaupt noch irgendetwas Sinn? Es liegt nicht an mir, sagt er, ich hab nichts falsch gemacht, aber was hilft das?
Fragen über Fragen.
Im Moment gehe ich mit gar nichts um, funktioniere einfach nur und genieße Ruhe auf langen Spaziergängen. Ich entferne mich, glaube ich.
Nachdenkliche Grüße, Lena
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo Ihr Lieben,
ich habe jetzt eine ganze Weile nicht in dieses Forum geschaut. Ich hatte mich mal "abgeschaltet". Auch meinem Mann gegenüber, wir haben tatsächlich nicht, gar nicht kommuniziert. Er hat mir mal mitten in der Nacht eine SMS geschrieben, ich sollte die Katzen Gute-Nacht-Küssen?? Und gestern war er nach einigem sms hinundher hier zu Hause, er würde die Katzen vermisse, sagte er. Zähes Gespräch, Verunsicherung auf beiden Seiten, ihr kennt das ja. Und er hat fast nur über Geld gesprochen, er steckt halt in der Klemme. Ich war ein wenig stolz, dass ich nicht sofort wieder in die Bresche gesprungen bin, sondern es mir einfach nur ruhig angehört habe. Aber wie es jetzt weiter geht und ob er nur Kontakt aufgenommen hat, weil er finanzielle Probleme hat, wer weiß das schon... Es ginge ihm nicht gut, hat er noch erzählt und ein bißchen bitteren Kram über seine Familie. Tja. Die Frage, ab wann man es sich endgültig eingerichtet hat in seiner Depression interessiert mich auch. Ich glaube nämlich, bei ihm ist es so weit, gleichzeitig lässt er sich im Internet öffentlich - also mit Namen, Bilder alles- bedauern, postet die ganze Nacht durch "einsam" "leblos" "vergessen" "verletzt" und so einen Quark. Was ist das nur?
liebe Grüße und viel Kraft schickt Euch allen hier Lena
sunshine45
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Lena,
es ist gut, dass Du Dich zurückgezogen hast.
Durch Abstand werden viele Dinge klarer und man lernt Distanz zu halten. Ich glaube bei Deinem Mann ist wie bei den meisten auch die Wahrnehmung völlig verschoben und Du kannst am allerwenigsten daran machen.
Es ist eine bittere Erkenntnis, dass man manchmal an einen Punkt kommt, an dem man es einfach als gegeben hinnehmen muss, dass man nichts ändern kann und für sich den Weg allein weiter gehen muss.
Ich glaube bei Deinem Mann kann nur eine Wende eintreten, wenn er selbst erkennt, dass er Hilfe braucht. Aber ob Du auf diesen Zeitpunkt warten kannst und was dann dabei rauskommt, das kann keiner sagen.
Ich habe mittlerweile Menschen kennengelernt, die schon seit 15, 16 Jahren schwer depressiv sind. Sie haben keine Arbeit, keine Bekannten, keinen Partner und brauchen für sich Zeit um nachzudenken. Da fragt man sich wirklich wieviel Zeit sie denn noch brauchen.
Im Gegenzug muss man sich als Angehöriger die Frage stellen wieviel Zeit man braucht um abzuwarten (wenn man in einer Beziehung lebt, in der der erkrankte Partner uneinsichtig ist)bis man selbst eine Entscheidung trifft.
Wenn ich am Ende meines Lebens in meine "Lebenskiste" sehe, so möchte ich dort nicht viele Jahre ungelebtes Leben finden.
Aber das kann nur jeder für sich selbst definieren. Ich wünsche Dir von Herzen ganz viel Glück und Zuversicht auf Deinem Weg.
die Koboldin
Love it, leave it or change it!
thewayout
Beiträge: 33
Registriert: 7. Nov 2009, 20:34

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo ihr lieben,
ich war eine ganze Zeit nicht mehr hier und sehe so viele Postings, die mich ganz nachdenklich machen...
Bei mir ist es auch immer noch diese verdammte Unsicherheit, dieses auf Stand-by-geschaltet-sein. Allerdings kommunizieren wir wieder nach einer gewissen Auszeit, in der auch ich einfach die Kommunikation eingestellt habe. Inzwischen war er ein paar Mal zu Hause, er vermisst die Tiere, sagt er. Und er lässt auch in kleinem Rahmen körperlichen Kontakt zu. Wo er vor ein paar Monaten überhaupt nicht reagiert, bzw. weiter auf Sicherheitsabstand gegangen ist, nimmt er inzwischen meine ausgestreckte Hand an, lässt sogar ab und zu eine Umarmung zu. Er sagte neulich, er wolle mal ausprobieren, zu Hause zu übernachten, dieses Vorhaben habe ich allerdings gebremst, habe Angst davor, dass er nach wie vor keinen echten Zugang zu seinen Gefühlen hat und dann kann sowas mächtig nach hinten losgehen. Kleine Sachen, mal zusammen essen und so, halte ich für besser. Er spricht auch wieder mit seiner Mutter, die nun auch endlich das Lügenleben beendet hat, das war sicher ein wichtiger Schritt. Aber immer noch: Rauchen wie die Hölle, Kaffee saufen, kaum was essen und grad mal ein paar Stunden Schlaf. Und dieses öffentliche nicht-anonyme(!)zur Schau stellen seiner Gemütszustände im Internet.
Wohin die Reise führt? Wer weiß das schon? Aber andererseits verstehe ich ja auch, dass es für ihn sehr schwer ist... Wie sagte er? Wahrscheinlich kenne ihn niemand so gut wie ich, nicht mal er selbst. Vielleicht ist genau das das Problem....
Vorgestern ist ein Arbeitskollege von mir gestorben. Hat vorher noch Abschieds-SMS verschickt, an alle möglichen Leute, nur nicht seine Frau. Tabletten. Hat mich ordentlich runtergezogen...
Ich wünsche Euch allen hier weiter viel Kraft und Durchhaltevermögen.
Liebe Grüße,Lena.
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