Er hat sich neu erfunden?

thewayout
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Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Das ist echt ein Albtraum. Wir sind ewig über 10 Jahre verheiratet, mein Mann hat eine wilde story hinter sich. Es geht um Mißbrauch und die Entdeckung, dass nicht der angenommene Vater, sondern der Mißbrauchende der Vater ist. Nun hat er die zweite heftige Phase in unserer gemeinsamen Zeit. Er will allein sein und frei usw. usf. und er möchte mit niemandem sein. Vor allem nicht mit mir. Seit 2 Monaten lebt er in seinem Büro. Letztes Mal vor über 10 Jahren hat es 6 Monate Trennung gedauert und ich bin durch die Hölle gegangen. Nun ist es wieder so. Er fühlt nix, hat sein ganzes Leben vor Punkt x in eine Mülltonne gepackt, uns auch, sich neu erfunden und sagt bei Nachfrage jedem, oh ja , es ginge ihm gut. Alles Ok, er lebt halt jetzt seinen Traum und hat sich eben halt einfach verändert.. Therapie verweigert er, er sei nicht krank und Punkt. Statt dessen lieber vor dem PC hocken und rumchatten. Schläft nicht, isst kaum, raucht dafür wie verrückt. Und ich stehe vor der Entscheidung: weitermachen, da sein, die Verletzungen aushalten und hoffen. -Oder Schluss aus und auch den Hahn abdrehen, was Finanzen angeht. Denn seine Freiheit beruht leider auf meinem Gehalt. Was meines Erachtens in einer echten Solidargemeinschaft total Hupe ist. Sein Support hat mich ja auch in den Job gebracht. Aber dann kommt wieder, dass er im Juli noch Selbstmordgedanken hatte...und mir noch im August heulend in den Armen lag, weil er Angst hatte, dass unsere Ehe drauf geht. Und ich will auch nicht hinnehmen, dass seine Vergangenheit unsere Zukunft tötet. Schließlich bin ich eng verwoben mit diesem Mann. Echt, man steht hilflos davor. Es lässt sich nicht verhindern, dass wir uns werktags 2 x täglich begegnen, manchmal wechseln wir 3 Worte, manchmal behandelt er mcih wie einen DHL Boten. Was ist das für ein Mist?
Lg von einer von vielen leidensgenossinen
Biho
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Biho »

Hallo Lena,
ich kann dir das sehr gut nachfühlen. Ich habe dasselbe im März mitgemacht. Mein Mann kam von einer Auslandreise nach Hause, brachte mir erst eine Halskette als Geschenk mit und anschließend sagte er mir unverrichteter Dinge, dass er die Scheidung will. Einfach so. Wir hatten keinen Streit!

Ich bin von einem Heulkrampf in den nächsten gefallen, ich bin weggelaufen, wollte nicht mehr leben, uvm. es war ihm egal, völlig gleichgültig völlig kalt. Er will wieder 25 Jahre alt werden (er ist jetzt 49!) und ich müsste auch in Therapie und auch 25 Jahre jung werden und alle müssten fröhlich und lustig werden. Er wollte ganz von vorne anfangen, ein ganz neues komplettes leben, mit neuen Freunden und néuer Familie und so.

Um nicht alles ganz ausführlich zu schildern, nun die Abkürzung, zu erst dachte ich er hätte eine Midlifecrises, dann stellte sich heraus er habe eine schwerwiegende Depression, er ist in Behandlung.

Tja, und seinem Freundeskreis "spielt" er den gesunden Mann, dem nichts fehlt, der ach so lustig ist, er hat keine Probleme erzählt man mir, seinem Psychiater erzählt er wie toll ich doch bin, er hätte die beste Ehefrau, (der Psychiater sagt, so etwas habe er noch nie erlebt), hat mir mein Mann selbst so gesagt, mir gibt er hingegen für alles die Schuld.

Er hat sich sein Leben ganz einfach gemacht. Ich bin quasi seine Depression (das Loch, die Zwangsjacke, die Marionette usw).
Aber für seine Außenwelt hat er sich auch neu erfunden, ist ausgezogen, und erzählt allen wie super gut es ihm geht.

Hab keine Idee wie ich damit umgehen soll.
Aber vielleicht hilft es dir ein bißchen, dass du weißt, du bist nicht alleine, und andere Männer erfinden sich auch einfach mal so - neu ?!
Laß dich nicht unterkriegen Gruß Loewin
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Ja, nee, ich dachte ja auch zwischendurch, ist ne Midlife, flirtet rum im Internet, jappy und so, schreibt Love-songs, für niemanden, sagt er. Aber ich habe ihn ja auch völlig verzweifelt gesehen. Problem ist, dass ihm keiner mal - sorry- "in den A.. tritt". Alle sagen mir ja, och, er hat ja auch so abgenommen usw. Aber alle tun so, als sei die Situation jetzt normal. Letztes mal waren gut 1000 km zwischen uns, wir haben nur telefoniert und ich habe andauernd geschrieben. jetzt ist es schwerer, weil ich sein gleichgültiges Verhalten direkt sehe. Leider vermute ich auch, dass er in seinem Befreiungsdrang sich schon eine neue (verheiratet mit Kindern) Internet Bekanntschaft ausgeguckt hat, um die er jetzt wirbt. Allerdings davor schon auch eine andere, die jetzt wieder auf Abstand ist. Wie so ein Ding, um sich selbst zu beweisen. Damals, beim ersten Mal,hat er auch schon alles daran gesetzt, mir das Gefühl zu geben, er sei schon auf neu-Orientierung. Ist doch Wahnsinn!
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Das mit dem Tritt meine ich natürlich im Sinne davon, dass einer seiner Freunde mal ausspricht, dass die Situation nicht normal ist und verändert werden kann. Das überhaupt jemand mit ihm darüber spricht. In den A... treten nach dem Motto "reiss Dich mal zusammen" funktioniert natürlich nicht, das ist mir auch klar.
Aber er gibt sich natürlich auch so abgeklärt, dass es auch für andere sehr schwer ist, an ihn ran zu kommen.
Ich geh jetzt erstmal in den Wald, Kopf frei kriegen. LG, lena
sunshine45
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Lena,
wenn man Dein Posting liest, so geht mir direkt ganz viel durch den Kopf.
Es ist ein absoluter Tanz auf dem Vulkan, den man dann manchmal als Angehöriger durchleben muss und das schlimmste ist, dass man trotzdem sehr viel Geduld haben muss.
Der erste Rat in so einer Situation ist immer auch ganz stark an sich selbst zu denken und seine Gedanken auch mal weg von dem erkrankten Partner zu lenken und versuchen sich Auszeiten zu "organisieren".
Das ist sehr schwer und ein langer Lernprozess und oft findet man selbst den Weg nicht wie man aus dem ganzen Dilemma rauskommt.
Auch ich kenne das Problem, dass man meinem LG nach außen hin nicht angemerkt hat, dass er sehr depressiv ist.
Ich bin manchmal fast wahnsinnig geworden und dachte, dass ich vieles einfach überbewerte. Es war wirklich so, dass eine Art Maske von meinem LG fiel als der Besuch die Tür hinter sich zuzog.
Auch bei uns gab es leider diese Situation, dass mein Partner die Krankheit nicht für sich selbst annehmen wollte und es sofort fürchterlichen Streit gab, wenn ich das Thema darauf brachte. Jede Diskussion endete damit, dass ich auf der Sünderbank saß und sowieso alles nur meine Schuld war.
Heute kann ich es kaum nachvollziehen, dass ich letztendlich wirklich kurz davor war zu glauben, dass ich wirklich die Schuldige an seiner Situation war.
Es wurde bei uns von Jahr zu Jahr schlimmer bis mein LG fast im Zustand völliger Regungslosigkeit angekommen war. Er aß kaum noch, der Alkoholkonsum nahm stark zu, er starrte Stunden die Wände an und statt Gesprächen gab es nur noch Aggressionen und heftige Streitigkeiten.
Während eines heftigen Streits ist zufällig ein Freund von uns im letzten Jahr vorbeigekommen und hat aus völliger Hilflosigkeit eine räumliche Trennung innerhalb unseres Hauses vorgeschlagen.
Das haben wir dann auch sofort in die Tat umgesetzt und es wurde für mich zu einer Art Befreiungsschlag.
Ich konnte endlich mal wieder durchatmen und etwas Kraft sammeln.
Ebenso war er ab dem Moment auch finanziell auf sich allein gestellt.
Das war anfangs alles unglaublich hart, aber es hat Bewegung in die ganze Sache gebracht. Mein LG war gezwungen sich wieder mehr mit seinem Leben auseinander zu setzen und ich habe mir wirklich antrainiert seine Sorgen nicht immer automatisch zu meinen zu machen.
Das ist ein Rat, den ich Dir auch geben möchte. Sprich mit Deinem Mann über die finanzielle Situation und sage ihm ganz klar, dass zu seinem neuen Leben auch gehört, dass er allein für sich sorgt und Du somit aus der finanziellen Unterstüzung aussteigst. Es liegt an Dir und an Eurer Situation ob Du nach und nach Dich aus der finanziellen Verantwortung rausziehst oder es von heute auf morgen machst. Das kannst nur Du entscheiden.

Aber ich glaube es ist wichtig ihm die Verantwortung für ihn selbst wieder zurückzugeben. Du tust ihm damit nichts schreckliches an, sondern schiebst ihn wieder ins Leben zurück.

Wenn Du so weiter machst, dann wird sich nichts ändern. Ich glaube auch nicht, dass es so einfach gehen würde, wenn Freunde auf ihn einwirken. Das kann auch gut nach hinten losgehen. Es ist wirklich sehr viel Feingefühl und Geduld gefragt.

Versuche Dir Entlastung zu verschaffen. Sprich mit Freunden darüber und erkläre ihnen Eure Situation. Du brauchst auch Unterstützung und Hilfe und wenn Freunde erst mal wissen wie es um Deinen Mann gestellt ist, so können sie auch anders auf ihn reagieren und mehr verstehen. Versuch Dir und (evtl. habt Ihr ja Kinder?) schöne Momente zu verschaffen und geht Euren Weg.
Ihr schadet ihm nicht, wenn Ihr lacht und etwas schönes unternehmt und er nicht dabei ist, aber ihr gebt Euch Kraft und kleine Momente der Entspannung, die für Euch wichtig sind.
Der Weg den Dein Mann noch gehen muss ist lang, grenze Dich ab, sage ihm, dass Du für ihn da bist, aber er auf Dich zukommen muss, wenn er Hilfe möchte.
Vielleicht kannst Du für Dich selbst auch ein paar Therapiestunden nehmen in denen Du lernst den Focus in Deinem Leben auch wieder auf Dich zu legen.
Das ist nicht so einfach, aber auch nicht unmöglich, auch wenn es sich vielleicht für Dich momentan so liest.
Nutze die momentane Zeit auch für Dich, damit sie für Dich nicht verloren ist.
Lass Dich von ihm nicht schlecht behandeln, sag ihm wenn Du das so empfindest und damit Du Dich nicht als DHL-Botin fühlst, lass ihn einfach zu Dir kommen und die Post holen.
Nimm ihn ernst und nimm ihm nicht seine eigene Verantwortung und damit sein Leben ab.
Es wird hart, aber es wird sich was verändern, wenn er wieder Verantwortung übernehmen muss.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und viel Kraft für die nächste Zeit.
Liebe Grüße
von der Koboldin
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thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Vielen Dank, Koboldin, für die lange Antwort.
Tanz auf dem Vulkan ist wohl richtig und dann muss ich ja auch immer noch aufpassen, weil ich zwischendurch so furchtbar wütend werde. Weißt Du, weil er besteht ja darauf, dass alles in Ordnung ist und er sich eben nur verändert hat und dann kann er die einfachsten Dinge nicht erledigen.
Mit der finanziellen Situation, das ist etwas tricky, er ist selbstständig, aber er macht nicht genug Umsatz, um davon immer alle Kosten zu decken, schon alleine, weil er Unmengen für Zigaretten ausgibt. Es sollte halt sein Traum sein, den er leben kann. Er weiß das auch, er sagt ja, das würde ihm eh alles nicht gehören usw. Demnächst kommt noch die Umsatzsteuer, das weiß er auch, hindert ihn aber nicht, sich mal eben ne Riesen-Couch zu kaufen. Irre. Aber ich bin etwas zögerlich, den Hahn abzudrehen, weil dann könnte sein Traum ganz schnell den Bach runtergehen. Ich hasse es, in dieser komischen Machtposition zu sein.
Kinder haben wir zu Glück nicht.
Das mit dem Abstand stimmt. Ich gewöhne mir an, nicht mehr auf eine E-Mail sofort zu reagieren, vor allem, wenn er noch nicht mal ein Hallo und ein Tschüß hinkriegt. Das ist schwer, weil er ja die Kommunikation an sich so gut wie eingestellt hat. Und wenn was kommt, denke ich zumindest, ha ein Gedanke an mich war in seinem Kopf.
Tja es ist schon komisch. Wie Du schreibst, anderen gegenüber gibt er sich total easy und wenn die weg sind kehrt das Schweigen ein und das Starren auf den Computer. Als er noch zu Hause war, hätte ich den Laptop aus dem Fenster schmeißen können, er lebt ja schon fast im Internet.
Hach, das ist alles sehr schwierig. Aber ich habe das mit den guten und den schlechten Zeiten nun mal so gemeint. Und er ist ja auch tief in meinem Herzen. Dann übe ich mich mal in Geduld.
LG, Lena
sunshine45
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Lena,
ich kann wirklich gut verstehen wie Du Dich fühlst und warum Du Dich so verhälst.
Ich war jahrelang nicht anders, aber es ist wirklich an der Zeit für Dich was zu ändern.
Wenn man einen Traum leben will, so muss man auch dafür alle Konsequenzen tragen und nicht die Verantwortung dafür auf jemanden anderen abladen.
Wenn Du weiterhin für alles aufkommst und ihm auch bei all seinen beruflichen Schwierigkeiten aus der Patsche hilfst, so verhinderst Du so seine wirkliche Selbstständigkeit.
Wenn die Umsatzsteuernachzahlung kommt, so wird er dann eben die Couch verkaufen müssen und evtl. noch andere Dinge, damit er den Betrag bezahlen kann.
Lena, nur so wird er wach und nicht indem Du den großen Deckmantel drüber legst.
Du kannst ihm so nicht helfen, auch wenn der andere Weg Dir jetzt völlig hart erscheint, so ist dieser harte Weg für Euch Beide auf lange Sicht besser.
Es ist wirklich ganz wichtig, dass Du Dir bewußt machst, dass Du Grenzen setzen darfst und mußt und das hat nichts mit "in guten wie in schlechten Zeiten" zu tun.
Du entmündigst Deinen Partner mit Deinem Verhalten indirekt und willst ihm eigentlich nur helfen.
Denke an Dich und Deine Zukunft, lass dahingehend Visionen mit ihm und ohne ihn zu und versuche die momentane Zeit auf für Deine persönlichen Interessen zu nutzen.
Gib Dich selbst nicht auf, indem Du Dir selbst zuviel auflastest. Wenn es so ist wie Du schreibst, so ist dieses Verhalten schon sehr egoistisch von Deinem Mann und das mußt Du so nicht mitmachen. Eine Depression entschuldigt nicht alles.
Mal eine etwas provozierende Frage:
Was willst Du denn machen, wenn er sich immer mehr in das finanzielle Chaos manövriert und Du irgendwann einmal selbst nicht mehr für die ganzen Schulden aufkommen kannst?
Versuche in Deinem bzw. in Eurem Interesse in dieser Hinsicht so schnell wie möglich zu handeln, das ist ansonsten eine Spirale die immer weiter nach unten geht.
Das liest sich für Dich bestimmt jetzt alles ganz furchtbar und Du wirst Dich auch fragen wie Du das alles umsetzen sollst.
Ich war in genau derselben Situation und auch mein finanzieller Rückzug hat bewirkt, dass mein LG zwar ganz langsam aber dennoch wieder mehr Verantwortung für sein Tun übernimmt.
Dein Mann fühlt sich sehr klein durch die Depression und wird sich auch immer klein fühlen, wenn man ihm alles abnimmt.
Ich wünsche Dir einen schönen sonnigen Tag
die Koboldin
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thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Guten Morgen,
vielen Dank für die lange Antwort. Du hast wohl recht, ich muss jetzt einen Weg finden, das Thema anzuschneiden...
Mal eine Frage, kennen das hier auch andere, dass sich zwischendurch immer wieder die Frage einstellt, ob es nicht vielleicht doch einfach nur ne schnöde Trennung ist? Ich meine, ich weiß einiges von dem, was er durchgemacht hat, also Kindheitsgeschichten. . Und ich habe viel gelesen, gerade zu den Auswirkungen von Mißbrauch. Klar muss das gewaltige seelische Schäden anrichten. Und wenn dann die Verdrängungsmechanisemn nicht mehr funktionieren, dann bricht es geballt hervor. Er hatte zu dem Zeitpunkt enormen Stress wegen Aufbau seiner Selbstständigkeit. Die Geschichten, die er sich erfunden hat, um die Vergangenheit wegzuhalten, sind geplatzt. Und er hat sich starke Geschichten gebaut. Vielleicht kommt daher auch seine Gewohnheit, gerne zu lügen, also in ganz lächerlichen Dingen. Aber wenn er dann seine Maske aufsetzt und sich so gutgelaunt gibt, gerade auch Frauen gegenüber?
Wie geht ihr damit um?
LG, Lena
Himmel2
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Himmel2 »

Hallo Ina

Das was er Dir zeigt, ist die totale Fasade.Bei fremden Frauen ist er wer.Es hebt das Selbstwertgefühl u. sie lösen keinen Druck aus,denn es sind Fremde.Du dagegen kennst ihn,Dir kann er nichts vormachen.Emotional ist er an Dich gebunden und Das gibt einen oft das Gefühl,daß er Dir auch was geben muß u. das er Verpflichtungen gegenüber Dir hat.Dies erzeugt Druck u. ein komisches Gefühl.Er flüchtet!Oft kommt dazu das die Gefühle negativ sind u. er in Tiefphasen für Dich nichts empfindet.Dies erzeugt Zweifel gegenüber der Partnerschaft.Das Chaos wird dadurch perfekt.Ich hatte mich nach dem ersten Krankenhausaufenthalt von meinen Mann im gegenseitigen Einvernehmen räumlich getrennt.Am Wochenende kam er nach Hause,aber unter der Woche wenn wir uns zufällig beim Bäcker oder auf der Straße trafen, tat er so als kennt er mich nur flüchtig oder garnicht.Dieses gleiche Verhalten legte er manchmal auch bei guten Bekannten ans Tageslicht an.Das hat mich dann stützig gemacht.Durch dieses Verhalten will er Dir vielleicht zeigen , ich bin ja wer.Will Dich sogar eifersüchtig machen.Dabei merkt er nicht das der Schuß nach hinten losgehen kann.Schreibe ihm ruhig mal einen Brief,daß dies Dir weh tut u. Du garnicht mehr weißt,wie Du mit ihm umgehen sollst.Das sind Deine Gefühle u. die muß er wissen.
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Okay, ja das stimmt, das hat er auch gesagt, dass er mir nichts geben kann. Und das ich ihn kenne, das er nur bei mir so sein kann, wie er ist. Er rennt ja auch geradezu vor mir weg, hin zu seinem geliebten PC und seinen Myspace Freunden. Vielleicht ist es auch das Ding, bevor sie geht, gehe ich lieber. Und dann aber bei anderen, bene auch Frauen den coolen, geheimnisvollen Freiheitslieber spielen, den Master seiner Welt.
Vielen Dank für die Antwort.
LG Lena
Schwingi
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Schwingi »

Hallo lena,
was für eine Sch... so eine Depression. Ich habe geweint, als ich dies hier alles gelesen habe, weil ich genau weiß, wovon du sprichst. Leider kann ich dir im Moment keinen Trost spenden, weil ich in meiner Geschichte als ANgehörige so tief drin bin,dass es mir im Moment unmöglich ist. Einerseits tut es immer gut, zu lesen, daß es da draußen so viele gibt, denen es gleich oder ähnlich geht. Aber andererseits ist es die Hölle, wenn man versteht, daß man, egal was man tut, nicht wirklich etwas beeinflussen kann.
Ich wünsch dir viel viel Kraft!
Anette
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo Annette,
ja, ich habe Deine Postings gelesen. Das ist doch alles ein Albtraum!
Schlimm finde ich, wenn mein Partner diese rationale Betrachtungsweise an den Tag legt à la ich muss mein Leben leben, frei sein, ich gehöre niemandem, ich habe mich einfach verändert und muss jetzt tun, was gut für meine Seele ist. Und dann die abschließende Bemerkung, dass das auch so bleibt und die Empfehlung ich solle nicht mehr hoffen. Weil, das würde ihn stören.
Und diese Blicke, mal abweisend und kalt, mal hilflos, mal gar nicht. Gestern habe ich den Hund geholt, nur kurz hallo und tschüß gesagt und habe mal zur Abwechslung ihn stehen lassen. Da hatte er dann wieder diesen hilflosen Blick...
Was soll man nur tun?
ich lese mich hier durch die Beiträge und erkenne meine Situation so oft wieder, dass ich denke, das gibt es doch gar nicht, was ist denn zum Teufel nur los?
Warum macht sich ein depressiver Mensch so unerreichbar?
LG Lena
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Tja, ich habe immer noch meinen neu-erfundenen Mann, der jetzt nur noch macht, was seiner Seele gut tut... Z.Bsp. stundenlang im Internet surfen, Jappy etc. Es kümmert ihn nichts die Bohne, als ob es uns nie gegeben hätte. Gesetrn ist erstmal seine EC Karte abgelaufen, die neue ist bei mir und die werde ich wohl auch behalten und ihm mitteilen, dass er die ja wohl nicht mehr braucht. Schließlich will er ja frei sein, das sollte er dann auch konsequent tun und sich dabei nicht mehr auf meine Hilfe verlassen. ich weiß, dass das den Druck, der auf ihm lastet, also wegen seiner Selbstständigkeit, erhöht. -Aber was soll ich machen? Das Schlimme ist, dass er irgendwie auch total größenwahnsinnig ist, er kennt überhaupt nicht seine Grenzen. Und fühlt sich total als der, der alles unter Kontrolle hat. Und bloß nicht mit mir sprechen, vermutlich, weil er mich nicht täuschen kann, ich weiß ja Bescheid. Gibt es eigentlich Momente, wo einem Depressiven wirklich klar wird, wie sehr er alle verletzt und wieviel Zerstörung er anrichtet? Oder ist es so, dass alles ausgeblendet wird und der Depressive im totalen Egowahn lebt? (ach, ich vergaß ganz, mein Mann ist ja nicht depressiv, er hat sich nur verändert)
Das ist alles sehr schwierig und ich sehe irgendwie gar kein Licht am Ende des Tunnels.
Grüße, Lena
Biho
Beiträge: 25
Registriert: 29. Okt 2009, 21:43

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Biho »

Hallo Lena,
die Antwort würde mich auch brennend heiß interessieren. Bin mal gespannt...
VG Loewin
thewayout
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Registriert: 7. Nov 2009, 20:34

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Ja, mal gucken, ob eine kommt. Weil, jetzt mal ehrlich, manchmal habe ich das Gefühl, alles dreht sich um den armen Depressiven. Und der hat letztendlich aufgrund seiner Krankheit eine irre Narrenfreiheit. Wenn man sich wie die Axt im Walde benehmen kann und drumherum alle immer schön geduldig sein sollen, das kann auch verführen, es sich mal eben ein bißchen einzurichten in dieser Depression. - Mal ganz ketzerisch, provokant und mal von meiner Seite aus verletzend gesprochen. Ich lese hier so viel von Partnern, die behandelt werden wie ... Ohne Foren wie dieses würde dieses enorme Leid vermutlich noch nicht mal auffallen, weil sich alles um den Depressiven dreht. Nee, da wird dem Depressiven lieber noch geraten, am besten mal nur zu machen, was seiner Seele gut tut, also der Egotrip verordnet. Ach und dann soll der Depressive plötzlich wieder wissen, was er will und die Konsequenzen seines Verhaltens überblicken können, oder was?
LG, Lena
Himmel2
Beiträge: 144
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Himmel2 »

Hallo Irena

Laß Deine Wut raus !
Fühle wo Deine Grenze bei der Sache liegt u. ziehe sie auch.Auch wenn die Grenze Situationen zur Folge haben kann die man nicht immer will (vom Partner), aber es ist Deine Grenze.Ja, Du hast Recht,depressive Menschen werden egoistisch,weil sie sich nur noch auf sich u. ihre Probleme konzentrieren können.Mit anderen Problemen können sie nicht umgehen,es erzeugt Druck u. negative Gefühle.Diese negativen Gefühle können sie nicht selektiv zu ordnen u. dadurch folgen Situationen die wir nicht mehr verstehen können.(Der depressive Partner versteht sie selber nicht, er reagiert nur)
Ein Therapeut wird seinen Patienten immer raden,daß im Moment zu tuen was ihm gut tut.Das soll im helfen mehr positive Energie zu tanken,um nach oben zu kommen u. eventuell die depressive Sichtweise zu ändern.Leider bleiben wir als Angehörige bei diesen Verfahren oft auf der Strecke u. schaffen es selten durchzuhalten.ES IST AUCH SCHWER !!!!!!!
Den depressiven Partner alles recht zu machen, ist der falsche Weg.Das ist einfach und man kann sich gut einrichten in der Depression.Bei reaktiven Depressionen mag es vielleicht hilfreich sein, da sie nach 1 Jahr eventuell vorbei sind. Aber bei cronischen........? Jeder Mensch brauch mal den Spiegel vorgehalten, auch wenn dies schmerzt !!!!! Und wer damit nicht umgehen kann, hat ein Problem mit sich selbst !!!!!


Liebe Grüße Heide !
thewayout
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Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Sagt mal, kennt Ihr das auch? Das man sich manchmal total manipuliert vorkommt?
Da schreibt er mir seit langem mal eine mail, sogar mit Anrede, wie schlecht es ihm doch geht, finanziell und gesundheitlich. Man sieht sich, spricht über einige Sachen, denkt sich huhu, wow, er spricht mit mir... Ende vom Lied, ich zahle. Am nächsten Tag ist er wieder voll in Kontrolle, behandelt mich wieder wie Luft. Und veröffentlicht ein neues Liebeslied, für irgendwen. Nein, natürlich für niemanden, bestreitet er. Komme mir manchmal total verarscht vor
Macht ein Depressiver das extra?
Lg, lena
simwlo
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Registriert: 17. Feb 2009, 18:42

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von simwlo »

Hallo,
ich bin kein Angehöriger sondern von der Depression betroffen.
Meine Geschichte ist nicht wirklich mit Euren zu vergleichen, aber ich versuche mal euch ein bischen die Sicht aus meiner Depression zu beschreiben.
Ich liebe meinen Mann und auch unsere beiden Kinder (13 und 15 ).
Wenn mich die Depression erwischt bin ich in der Anfangsphase total anhänglich, ich bin froh, daß mein Mann und meine Kinder da sind und mich zu einem regelmäßigem Tagesablauf zwingen.
Je tiefer ich aber in die Depri reinrutsche, umso mehr fühle ich mich von ihnen gestört. Alles nervt und alles machen Sie falsch. Ich will nur noch allein sein und meine Ruhe haben. Ich mache mir vorwürfe, wie ich überhaupt eine Familie gründen konnte, die ich jetzt micht mehr ertragen kann.
Wir haben Kinder, das verändert vieles. Wäre ich mit meinem Mann alleine, würde ich mich sicher auch in jeder schweren Phase auch von Ihm Trennen aus vielen unterschiedlichen Gründen.
-er stört mich ich will nur meine Ruhe haben
- immer wenn ich ihn sehe habe ich ein schlechtes Gewissen, da ich so unfair zu ihm bin
- ich fühle mich schlecht, da ich ihn mit darein ziehe, da er sich um mich kümmert
- In meinem Kopf dreht sich alles nur um mich, ich kann mich überhaupt nicht auf andere einlassen
- das Gefühl Liebe ist für mich nicht mehr erreichbar
- ich möchte nicht, daß er mich völlig fertig erlebt
- ich will überhaupt nicht, daß jemand Verantwortung für mich übernimmt ( Obwohl ich nach der Phase froh bin, daß ich mit Hilfe meines Mannes heil dadurchgekommen bin )

Wenn ich weiter überlegen würde, würden mir noch viele Gründe einfallen.

Wir haben außerhal meiner Depressiven Phasen eine ziemlich heile Welt, keine Finanziellen Sorgen, Urlaub, Kinder, Haus ..... Das unterscheidet meine Geschichte schon von Euren. Ich glaube aber ,daß die Gefühle bei vielen in Ihrer Depressiven Phase gleich sind. Ich verletze meinen Mann durch mein Verhalten ungemein.

Für den Angehörigen ist das ganze kaum auszuhalten und nachzuvollziehen.
Ich weiß auch nicht wie mein Mann das immer wieder schafft.
Er hält seinen Bekanntenkreis aufrecht und kann dort über seine Situation reden. Er hat sich therapeutische Hilfe gesucht. ER ist immer im Kontakt mit meinen Ärzten und Kliniken. ( Ich gebe immer am Anfang einer Depri Phase eine Schweigepflichtsentbimdung für meinen Mann, damit er sich auch an diese wenden kann.)

Nicht zuletzt verbinden uns unsere Kinder, denen wir trotzt dieser Krankheit eine einigermaßen unbeschwerte Kindheit ermöglichen möchten.

Dies soll jetz keine rechtfertigung für die gemeinheiten , die ich in meinen depri Phase an meinen Mann verteile. Aber vielleicht hilft es etwas zu verstehen, daß das Verhalten nicht so viel mit Euch zu tun hat, sondern Teil der Krankheit ist.

Gruß
Simone
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von otterchen »

Hallo Simone,

ich finde, das hast Du sehr gut beschrieben aus Sicht einer Betroffenen.

Ich bin ebenfalls depressiv und möchte Euch daher ebenfalls ein wenig die Sichtweise eines Depris näherbringen - sofern mir dies gelingt.

Dass da Leute in meinem Leben sind, die mich brauchen, denen ich was zu geben hätte, denen ich wichtig bin - das hätte mir viele Jahre nur ein Kopfschütteln entlockt.
Erst jetzt (ich bin 47) kommt so langsam das Gefühl dafür in mir hervor.

Ich war immer auf der Suche... und habe im Außen gesucht. Dabei habe ich sicher viele Menschen, die mir nahe standen, verletzt und vor den Kopf gestoßen. Dass ich eigentlich auf der Suche nach mir selbst war, war mir nicht bewusst.

Was Dein Mann jetzt vielleicht sucht, ist Bestätigung? Denn die holt er sich ja gerade. Was von Dir in der Beziehung kam, war - für ihn! - wohl eher Verpflichtung. Er hat - Vermutung! - für Dich wohl alles getan, was ihm möglich war, aber das hat ihn unendlich Kraft gekostet, weil er sich dabei selbst immer weiter verloren hat.
Depressive haben oft keinen Draht zu sich selbst, so dass sie sich in einer Beziehung oft so empfinden, dass sie etwas geben müssen, eine gewisse Rolle zu spielen haben, dass sie zum anderen aber unwürdig (?) sind, selber Ansprüche zu stellen.
Muss jetzt nicht zutreffen, kann aber so passieren.

Was ich noch beobachtet habe: Depressive sind sehr bedürftig. Sie brauchen Bestätigung, Beachtung, Mitfühlen, Zuwendung, Trost, Verständnis...
und können sich nicht vorstellen, dass andere Menschen auch so empfinden. Sie erleben sich als "nicht dazugehörig".


Was Simone gesagt hat, kann ich nur bestätigen:
gut für sich selbst sorgen ist jetzt wichtig!
Man muss ja nicht alle Brücken zerschlagen, um sich etwas davon lösen zu können.

Ich muss ehrlich gestehen: Ihr Partner von Depressiven habt wirklich einen schweren Stand! Das ist ein wahnsinniger Balanceakt, und ich kann nur meinen Hut ziehen, wenn Ihr Eurem Partner weiterhin die Stange halten wollt. Aber passt bitte auf Euch selbst auf und seht zu, dass Ihr nicht selbst vor die Hunde geht.
Aber Depression ist keine Charakterschwäche, sondern eine Krankheit, die oft sehr seltsame Blüten treibt. Gefühle werden nicht wahrgenommen (geht einfach nicht - da ist dann einfach nichts mehr), das Gefühl der Wertlosigkeit wird übertüncht, und der Depressive sieht zu, dass er wieder Lichtblicke in sein Leben bringt.

Passt auf Euch auf!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Marionka »

Hallo Simone, hallo Otterchen,
wie ihr beiden das aus Sicht eurer Depression beschreibt, ist schon sehr hilfreich für uns Angehörige in diesem Forum. Genau so beschreibt mein LG das auch, dass er eben gemein zu mir ist und ich was anderes verdient hätte usw. Ich würde ihm gerne Zuwendung, Aufmerksamkeit und alles geben was ich kann, aber ich komme ja nicht an ihn ran. Wir leben nicht zusammen und er blockt alles ab - ich oder vielmehr alle sollen ihn einfach in Ruhe lassen.
Ich weiß mir keinen Rat und leide ungemein, er fehlt mir sehr.
Dein Posting hat mir sehr geholfen, die Beweggründe zu verstehen wenn es auch sehr schwer ist, sich an alles zu halten.
Ich habe Riesenangst vor den bevorstehenden Feiertagen, die wir ja gemeinsam verbringen wollten. Ab Montag hat er Urlaub und ich hoffe, wenn er für ein paar Tage aus dem Job raus ist (der der Grund für das Übel ist)er sich bei mir meldet.
LG von Marion
simwlo
Beiträge: 53
Registriert: 17. Feb 2009, 18:42

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von simwlo »

Hallo Marion,

das ist jetzt eine ganz persöhnliche Erfahrung, und ich weiß nicht, ob man die übertragen kann.

Mein Mann hat sich von mir auch in den schwärzesten Zeiten nicht von mir abweisen lassen.
In meiner schlimmsten stationären Zeit ist er einfach gekommen, hat sich eine Zeitung genommen und sich neben mein Bett gesetzt. Egal ob ich ihn beschimpft habe, ihm die Beziehung gekündigt habe, egal was ich gemacht habe, er saß einfach da.
( Eigentlich hätten ihn die Pfleger gar nicht zu mir lassen dürfen, wenn ich es nicht wollte. Auf meiner Station haben die ärzte und Pfleger aber oft unkonventionell entschieden, wenn sie es verantworten konnten)
Ich glaube im Rückblick, daß mir diese Situationen das Leben gerettet haben, denn die Anwesenheit meines Mannes war die einzige Verbindung zur Außenwelt.
ich glaube so kann aber auch nicht jeder Angehörige reagieren. Mann man hat durch die Gespräche mit dem Arzt die Sicherheit gehabt, daß ich im Moment nicht ganz "zurechnungsfähig" bin. Es war sich ganz sicher, daß diese Phase vorbeigeht und konnte Sie deshalb ganz gelassen ertragen.

Wenn Kriesen einen Sinn haben, dann hat Sie uns auf jeden Fall näher zusammengebracht.

Aber nicht falsch verstehen. Das kann man von keinem Angehörigen erwarten, und ich kann auch nicht sagen, ob dein Partner dir iregendwann mal dankbar dafür ist, daß du nicht gegangen bist. Das sind nur meine Erfahrungen.

Gruß
Simone
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Marionka »

Guten Morgen Simone,
wie gerne würde ich nur neben ihm sitzen, Zeitung lesen, fernsehen oder sonstwas, aber ich darf ja nicht mal mehr in seine Wohnung. Das ist sein Zufluchtsort und da sollen wir ihn gefälligst alle in Ruhe lassen. Ich kann leider in keinster Weise Kontakt zu ihm aufnehmen um ihm das mal so zu sagen, dass vielleicht einfaach meine Nähe ihm gut tutn würde. Das sagte er ja immer, dass er sich so wohl fühlt in meiner Nähe und dass ich ihm so gut tue wenn ich einfach da bin.
Auf jeden Fall würde ich alles tun, damit es ihm wieder besser geht wenn ich nur dürfte.
Danke für dein Mitgefühl.
LG Marion
simwlo
Beiträge: 53
Registriert: 17. Feb 2009, 18:42

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von simwlo »

Hallo Marion,

es ist einfach eine schlimme Situation in der Ihr Angehörige euch da befindet. Ich weiß da auch nicht wirklich einen Rat in deiner Situation.

Ich habe da wohl einfach Glück. Zum einen war die ääußere Situation immer günstig ( Mann , Ärzte, Pfleger , Familie, ...)

Zum anderen mußte ich mir nie wirklich sorgen um meinem Mann machen. Es gelingt ihm immer wieder sich gefühlsmäßig nicht in MEINE Krankheit verstricken zu lassen.

Ich kann dir aber raten dir professionelle Hilfe zu holen. Du braucht einen Raum für deine Sorgen und Probleme, und du mußt als Angehörige lernen deine Grenzen zu ziehe.

Vileicht hilft dir das ja weiter.

Gruß
Simone
thewayout
Beiträge: 33
Registriert: 7. Nov 2009, 20:34

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von thewayout »

Hallo Ihr Lieben,
ja, Grenzen ziehen, das sagt mein Schwager auch. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn man gleichzeitig doch immer die Sorge hat, in die Enge zu treiben und damit noch weiter zu entfernen. Die Frage ist ja, wie versteht der Depressive das? Sieht er sich am Ende bestätigt, aha ich bin ja nicht würdig, sag ich doch? Das ist doch die Krux! Man würde gerne Tacheles reden, aber geht ja nicht, weil dann fühlt er sich noch kleiner, in seiner Denkweise bestätigt etc.
Immerhin hat mein Mann sich Sonntag mal nach seinen Katzen (Kindern, hat er immer gesagt) erkundigt und heute meine Mutter angerufen, weil sie gestürzt ist. Es scheint ein Interesse aufzuflackern, aber hey, das kann morgen schon wieder ganz anders sein und am Ende sagt er meiner Mutter (!) vielleicht nur ganz ruhig, sie solle mir mal mitteilen, dass es aus ist. hat er schon mal gemacht, damals war es ne Cousine, die mir das mitteilen sollte...
ist doch alles Mist!
Grüße, Lena
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Er hat sich neu erfunden?

Beitrag von Marionka »

Hallo liebe Lena,
das mit dem Abgrenzen hört man hier ja immer wieder, aber das ist so verdammt schwer! Ich bin tagsüber arbeiten aber kaum sitze ich im Auto auf dem Weg nach hause, kommt das heulende Elend! Ich glaube, dass das unglaublich viel Zeit braucht, sich eine dickes Fell wachsen zu lassen und einfach wieder mehr auf sich selbst zu schauen. Diese Ungewissheit, ob man denn noch eine Beziehung hat oder schon Single ist, ist kaum zu ertragen.
Ich wünsche dir und auch allen anderen hier einen schönen Tag - soweit das möglich ist.
LG Marion
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