Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Liebe Babi,

im Prinzip akzeptiere ich die Krankheit zu 100%. Hab mich die ganzen Wochen bisher recht gut geschlagen. Nur hat mich diese Woche die Sehnsucht übermannt. Das leere Bett neben mir, die fehlenden Gespräche. Die letzten 2 Tage war ich hypersensibel. Wahrscheinlich liegt es an meinen Tagen (wenn ich das mal so direkt sagen darf). Da bin ich immer unheimlich fühlig. Heute sieht es schon viel besser aus.
Ich habe ihm nach langem hin und her gestern Abend eine SMS geschrieben "du fehlst mir". War so ein Gefühl, daß es ok ist. Es kam dann zurück, daß er mir auch gerade schreiben wollte. Bei ihm sei der erste Schnee gefallen und er sei nicht hier bei uns. Er wäre am gernsten schon heute Mittag gekommen, über Nacht geblieben und am liebsten möchte er nie wieder weg.
Du hast sicherlich recht, daß ich ihn nicht kritisieren sollte. Ich wähle meine Worte auch wirklich mit Bedacht. Wie gesagt, war für mich selber mit mir selber auch nicht einfach. Für heute genug gejammert.
@Babi: Wieso bist Du schon so lange alleine? Oder habe ich was überlesen? Ich war auch schon mal über längere Zeit Single (6Jahre)-war nicht immer einfach. Ich kann Dich verstehen. Man ist oft einsam. Das mit dem Fernseher hab ich damals auch so gemacht! Mir hats auch geholfen. War nicht die leere Stille immer präsent.
@Koboldin: Hast Du die letzte Sitzung der Paartherapie schon ein Stück verarbeiten können? Ich hoffe, dir geht es soweit gut.
Euch einen schönen Abend, bis bald,
Anette
Babi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Babi »

HI Anette,
finde sehr sehr gut, daß du ihm die SMS geschrieben hast, daß er dir gerade selbst schreiben wollte, ist auch ein Zeichen, daß ihr euch sehr nahe seid, auch wenn er weit weg ist.
Ich verstehe deine Sehnsucht nach ihm sehr sehr gut. Und klar geht bei einem manchmal alles durch vor lauter Sehnsucht.
Und das mit den Tagen kenne ich auch, weißt du, ich bin auch sensibler, wenn ich meine Tage habe, ich glaube das sind die meisten Frauen.

Zu deiner Frage, warum ich so lange allein bin: Ich war ein Jahr verheiratet, habe geheiratet, weil ich schwanger war, hätte sonst diesen Mann nie geheiratet, obwohl ich ihn liebte.
Mein Ex-Mann war sehr aggressiv auch im Bett - wenn ich so offen sein darf - und auch manchmal handgreiflich, wenn du weißt, was ich meine. Als wir uns trennten, hatte sich deswegen so eine große Angst vor Männern in mir aufgebaut gehabt, daß ich jeden Mann abgeblockt habe, der mir zu nahe kam. Im letzen Jahr hat sich das abgebaut, denn ich habe zum ersten Mal wieder einen einfühlsamen Mann erlebt, das hat mir Mut gemacht. Er war nur ein liebevoller guter Freund für mich, denn er hat eine Partnerin. Mittlerweile bin ich zwar mit ihm verkracht, weil ein paar unschöne Dinge vorgefallen sind, doch er hat mir einen großen Dienst erwiesen. Ich habe die Angst vor Männern verloren.

Ich wünsch dir jedenfalls weiterhin viel viel Kraft! Ihr beide - du und dein Mann -schafft das schon, dessen bin ich mir sicher, denn schon allein aus dem, was du hier postet, spürt man, wie viel Wärme da zwischen euch beiden immer noch ist.
Weißt du eigentlich, was für ein Fortschritt es ist, daß dein Mann wieder Sehnsucht nach euch hat? Sowas ist ein großer Schritt aus der Depression, denn es bedeutet, daß er etwas fühlt. Er ist auf dem richtigen Weg!
Ich freu mich für euch, echt!
Ganz lieber Gruß Babi
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Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Liebe Babi,
es tut mir wirklich sehr leid, was dir mit deinem EX-Mann wiederfahren ist. Gut, daß es vorbei ist. Doch es ist erstaunlich, wieviel Männer es gibt, die so durch`s Leben gehen. Ich spreche aus eigener Erfahrung, und auch eine Freundin von mir kann davon ein Lied singen. Erschreckend. Man braucht ganz ganz lange, bis man so was überwunden hat. Ich wollte auch nie heiraten, oder Kinder. Gerade weil ich auch Erfahrungen mit Männern hatte, die nichts Gutes mit einem im Sinn hatten. Bis ich meinen Mann traf. Es ist toll, daß du die Angst verlieren hast können. Denn es gibt wirklich Männer, die einfühlsam und "normal" sind. Die, die anders sind, sind ganz arme Würstchen - meistens null Selbstbewußtsein und voll den Kontrollzwang. Idioten halt. Freut mich wirklich ganz arg, daß du dieses Kapitel hast abschließen können. Ein ganz wichtiger Schritt. Denn so eine "Männerfeindlichkeit" bzw. Angst strahlt man unbewußt auch aus. Und außerdem vermiest es einem das Leben so ungemein.

Zu meinem Wochenende: Am Sa. haben wir meinen Mann vom Bahnhof abgeholt. Er hat mir Blumen und unserem Sohn ein kleines Geschenk mitgebracht. Mir hat er die Blumen mit den Worten "für das, was du alles mit mir mitmachst" überreicht. Ich hab ihn nur feste gedrückt und gesagt, daß ich ihn lieb habe. Der ganze Samstag war ein so toller liebevoller und wichtiger Tag, den wir 3 ganz gemütlich Zuhause verbracht haben. Ich bin total überrascht, was für Fortschritte mein Mann gemacht hat. Vor 3 Wochen wäre so etwas noch undenkbar gewesen. Nachmittags brachten wir ihn wieder zum Zug. Er fragte, ob wir ihn am So. - also heute- in der Klinik besuchen würden. Ich sagte ja. Schließlich will ich alles Mögliche tun, um ihm zu helfen. Auch heute war ein schöner Tag. Er hat es geschafft, die ganzen 2 Tage fast ganz stabil zu bleiben. Ich bin ganz beeindruckt. Er wollte uns gar nicht mehr gehen lassen. Auch ich habe es geschafft, keine unangenehmen Fragen zu stellen, ich habe nur genossen. Die Nähe, das Reden, das Beisammensein. Es tut mir richtig gut.
Mein Mann hat mir gesagt, daß sein Therapeut gesagt hat, daß seine Frau in seinen Augen die Krankheit so akzeptiert wie sie ist und sich ganz toll verhält. Diese Aussage war ganz wichtig für mich, und es ist super, daß mein Mann mir das gesagt hat. Denn wie gesagt, ich reagiere rein intuitiv. Und fachlich hab ich da keine Ahnung.
Jetzt sind wir mal so weit. Wenn ich so zurückblicke, ist es enorm, was in doch so kurzer Zeit alles passiert ist. Der seelische Einbruch, die große Frage, was tun. Bin gespannt, wohin uns der Weg führt.

Viele Grüße
Anette
Babi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Babi »

Hi Anette,
das ist sooo schön, was ich da von euch lese. Du kannst dir sicher sein, daß dein Mann dich sehr liebt, sonst würde er nicht so an sich arbeiten, denn das tut er. Er braucht und liebt dich und euer Kind und glaub mir, das ist es, was ihm Kraft gibt.
Depressive haben viel mehr Kraft, wenn sie Menschen an ihrer Seite haben, die an sie glauben.
Dein Mann hat immer gespürt, daß du an ihn glaubst.
Und die Therapeutin hat ganz recht, wenn sie sagt, daß du dich toll verhälst, denn das tust du. Du hast offensichtlich eine gute weibliche Intuition.
ich find das klasse wie du mit der Situation umgehst, großes Kompliment, das können nur wenige.
Ich denke, dein Mann weiß und spürt genau, was er an dir hat.
Und genieße alles weitere positive, was passiert, dein Mann ist nämlich auf dem richtigen Weg und schon einen großen Schritt weiter, glaube mir.
Ich hoffe sehr für dich, daß er einigermaßen stabil bleibt.
Lieber Gruß Babi
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Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Liebe Babi,
und mir tut es sooooo gut, wie du mich unterstützt. Denn natürlich freue ich mich ganz toll, wie im Moment alles läuft. Und ich bin auch geduldig. Aber es gibt doch immer mal wieder Situationen, in denen ich doch etwas überfordert bin. Und dann tut es unheimlich gut, so eine Unterstützung zu bekommen! Wow. Danke. Danke. Danke.
Du bist so warmherzig und verständnisvoll. Ich wünsche mir so für dich, daß die Zukunft für dich einige sonnige Momente bereit hält, die dich glücklich machen werden. Gut, du hast einen Sohn. Ich finde, die Liebe, die man für sein Kind empfindet, empfindet man sonst für niemanden. Kinder tragen einen auch zu einem großen Teil durchs Leben. Man muß ja funktionieren und den Alltag meistern- schon alleine wegen ihnen. Und dann natürlich für einen selber.

Ich schreibe hier immer, weil ich manchmal doch etwas ins Wanken gerate. Damit meine ich z. B. wie in folgender Situation: Das Wochenende war ja echt so schön. Mein Mann und ich haben auch vereinbart, daß er jeder Zeit anrufen oder Sms schreiben kann, wenn ihm danach ist, und er "stabil" ist. Ich wußte, daß sein Therapeut für die Einzelsitzungen heute nicht da ist, sondern erst am Mittwoch wieder. Ich war mir bewußt, daß dies meinen Mann verunsichern wird. Heute morgen kam die erste Sms, daß er an mich denkt. Ich schrieb ihm selbes zurück. Übern Mittag schrieb er dann, daß er am liebsten heim würde, für immer, und er mich anrufen will. Ich war aber unterwegs und wir haben 18Uhr ausgemacht. Er wollte auch noch mit unserem sohn kurz sprechen. Wir telefonierten also vorher. Er sagte mir, daß es heute einige Situationen gab, die ihn verunsichert hätten und ja sein Therapeut nicht da sei. Er schilderte mir die Situationen-für mich nicht weiters dragisch. Und ob es ok wäre, wenn er mich auch anrufen würde, wenn ihn so etwas beschäftigen würde. Ich sagte ihm, daß er natürlich dann anrufen könne und ich es verstehe, daß er ins schwimmen kommt, wenn sein Ansprechpartner nicht da sei. Er erklärte mir auch, dß er einfach heute ganz stark das Bedürfnis hatte, mit jemand "Neutralem" zu reden. Allerdings wisse er nicht, ob sein Therapeut das gut findet, wenn wir so häufig telefonieren. Und nachause könne er ja noch nicht kommen. Und das hat er quasi als Frage betont. Ich sagte ihm, daß wir wie vereinbart am Mittwoch telefonieren sollten, dann hätte er alles mit seinem Therapeuten abgeklärt und ich arbeite ja morgen und abends will ich ein bißchen raus mit einer Freundin was trinken gehen (jupi-ich freu mich so!). Und dass er nicht heimkommen könne -ganz-, das wisse er ja selber, daß das noch nicht ginge. Jetzt will er mich morgen kurz in der Mittagspause anrufen, nur 5Min. , damit er meine Stimme hört. Für mich ist das ja kein Problem. Doch ist mir heute der Gedanke gekommen, ob er immer noch so stark wegrennt oder ob das jetzt eine große Unsicherheit ist, weil sein Therapeut nicht da ist. Ich denke, wahrscheinlich beides. Kurzfristig war ich irritiert, daß er noch den starken Drang hat, heimzugehen. Aber ich glaube, ich habe in solchen Momenten einfach Angst, daß nochmal ein ganz ganz großer Rückschlag kommt. Ich bin mir bewußt, daß es noch einige Tiefen geben wird. Jetzt warte ich mal ab, was der Therapeut sagt und was er für eine Entscheidung trifft.
Liebe Babi, habe mir ein Heft für meine "Stimmungen" gekauft!!! Denn bei einem Therapeuten für mich, konnte ich noch nichts erreichen. Ist im Moment im Urlaub. Am Montag wieder da, dann ruf ich da gleich an.

Bis bald,
Lieben Gruß
Anette
Babi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Babi »

Hi Anette,
danke für deine lieben Worte! Sie tun mir total gut!
Bei dem, was du da schreibst, geht mir das Herz total auf! Es ist so schön, wie sich das alles zum Positiven bei euch entwickelt!
Und ich bin auch sehr beeindruckt von deinem Mann, denn er weiß sich gut zu helfen.
Weißt du, warum er bei dir angerufen hat? Du gibst ihm Sicherheit und Festigkeit, das ist es. Da keine Therapie für ihn war, hat er sich unsicher gefühlt und er hat dich angerufen, weil er wußte, daß du ihm Sicherheit geben kannst, daß du ihn auffängst, denn das tust du.
Zwischen euch ist eine sehr sehr große Vertrauensbasis, das merkt man. Er erzählt dir, was ihn beschäftigt. Ihr seid ganz nah beieinander und das ist ein Antrieb für deinen Mann, glaub mir.
Du bist sein Motor, damit er vorwärts kommt.
Und weißt du was? Er ist auf dem Weg raus aus der Depression, denn er vermißt dich und fühlt immer mehr, ich weiß nicht, ob dir das aufgefallen ist. Und so schnell Fortschritte zu machen, geht nur, wenn man eine wirklich gute Beziehung habt und das habt ihr.
Ich lese deine Einträge sooo gerne, denn sie machen mir Mut.
Mach dir keine Sorgen, es geht echt aufwärts bei deinem Mann und das schneller als normalerweise und daran hast du auch einen großen Anteil. Du kannst stolz auf dich sein, wirklich!
Ach ja, das mit dem Heft ist auch gut! Es hilft wirklich!
Ich drück dich!
Babi
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Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Hallo liebe Babi,
du schaffst es immer wieder, mich aufzubauen. Denn heute ist mal wieder ein Tag, der nicht so gut läuft. Vielleicht liegt es daran, daß ich seit gestern so ne Magen-Darm-Geschichte am laufen habe, die aber Gott sei Dank heute schon etwas besser ist. Denn krank sein geht ja jetzt im Moment gar nicht. Zumal ich sowieso kein guter Patient wäre. Viel zu ungeduldig in der Hinsicht. Da kann ich nicht wie ich will.
Mein Mann ruft mir jetzt ja öfters an. Und als er gestern anrief, hat er mir gesagt, daß er jetzt am Wochenende von Samstag auf Sonntag heimdarf - mit Übernachtung! Ich habe ihn (irgendwie automatisch) gefragt, ob er sich freut. Er kam daraufhin in´s Schleudern und sagte, daß sein Therapeut sagte, mein Mann solle mir ausrichten, daß ich meinen Mann nicht fragen darf, wie es ihm geht oder gerade solche fragen, ob er sich über etwas freut. Das hat mich heute ganz toll beschäftigt. Ich nehme mich schon so arg raus aus der Sache, und dann muß ich jetzt mit meinem Mann reden wie mit Besuch. Gut, ich weiß daß es vorübergehend ist. Hat mich aber trotzdem getroffen. Nun gut, jetzt wird er das erste Mal für so lange heimkommen. Bin ganz optimistisch. Trotz meiner komischen Stimmung die ich heute habe. Ich wünsche mir wirklich, daß wir das schaffen. Doch eines weiß ich genau, ich kann mich nicht ändern. Ich habe meinen Humor, meine Lebensfreude, meine Energie, und auch manchmal meine Dominanz. Und da kommen mir Zweifel. Verläuft ein Klinikaufenthalt tatsächlich so, daß mein Mann nacher wieder "alltagstauglich" ist und er mit jeder Situation umgehen kann? Oder heißt das, stete Rücksichtnahme?
Allerdings ziehe ich mich immer selber wieder damit hoch, daß mein Mann ja schon 2 sehr schwierige Phasen in seinem Leben hatte und er immer wieder "fast heil" aus der Sache rausgegangen ist (Melancholie und "sich Gedanken machen" ist ja auch charaktersache). Außerdem ist er vom Typ her, eher einer, der "beisst", also kein so ein Jammerer. Oder rede ich mir da selber nur Mut zu? Mein Gefühl sagt mir, daß alles gut wird. Zwar erst nach einem harten langen steinigen Weg, aber es wird gut.
Liebe Babi, du mailst immer zu später Stunde, arbeitest du in einer Spätschicht oder bist du eher Nachtmensch? Interessiert mich halt, sorry. Denn wenn alles glatt läuft, schweb ich da schon auf Wolke 127.
Ich drück dich auch,
Anette
Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

@ Koboldin:
Ich hoffe dir geht es gut? Schon eine Weile her, daß du geschrieben hast.
Wenn dir danach ist und du mich/uns teilnehmen möchtest, wie es bei euch gerade läuft, melde dich doch bitte. Ich möchte nicht den Eindruck vermitteln, mich nur für mich zu interessieren. Ich denke auch oft an dich und hoffe und wünsche mir sehr, daß es für euch einen Weg gibt, alles zu verarbeiten.
Liebe Koboldin, melde dich, wenn es dir danach ist. Wollte mich nur kurz persönlich an dich wenden da ich auch ein bißchen in Sorge bin. Aber völlig unverbindlich für dich. Melde dich, wenn du willst. Wenn nicht, wünsch ich dir von Herzen alles alles Gute!
Lieben Gruß Anette
sunshine45
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Anette,
ich lese gerade Deine Zeilen und bin wirklich gerührt.
Vielen lieben Dank für Deine Gedanken und Deine Zeilen.
Nein,ich habe ganz bestimmt nicht das Gefühl, dass Du auf Dich selbst fixiert bist. Ganz bestimmt nicht, ich lese hier momentan eigentlich mehr als das ich schreibe.
Wie ich lese bist Du bei Babi sowieso in besten Händen und ich möchte auf diesem Weg Babi auch sagen, dass mir ihre Zeilen und Verständnis auch schon sehr geholfen haben.
Babi, Du bist schon wirklich eine große Hilfe! Danke Dir auch sehr dafür.
Mir geht es in Bezug auf meinen LG momentan eigentlich ganz ok. Wir haben momentan mit ganz banalen Dingen zu kämpfen, denn wir bekommen gerade im ganzen Haus neue Fenster. Meine alten Eltern, die unter uns wohnen habe ich schon vorher zur Kur gebracht, aber wir sitzen gerade ziemlich im Chaos und Dreck und ich bin schon mächtig müde momentan und bin daher hier nicht so aktiv.
Gestern habe ich noch einen kleinen Igel im Garten gefunden, den es jetzt auch noch zu versorgen gilt. Er muss noch gefüttert werden und ich hoffe den kleinen Kerl durchzukriegen.
Unsere letzte Paartherapie hat anscheinend schon etwas gebracht, denn es gibt Veränderungen in positiver Hinsicht. Zwar sind es nur ganz wenige Dinge, aber immerhin ... Der Weg ist das Ziel und die Richtung scheint momentan zumindest zu stimmen.
Mehr dazu mal später, ich schicke Dir auch viel Kraft und positive Gedanken und melde mich später garantiert.
Ganz herzliche Grüße
von der Koboldin
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serafine
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von serafine »

hallo annette,

ich habe deinen sehr berührenden thread erst jetzt gelesen. mir imponiert deine positive herangehensweise weise sehr.

meine situation ist insofern vergleichbar als ich auch kleine kinder habe und ich dieses "alles alleine machen müssen" sosehr nachvollziehen kann.

und dann diese täler, durch die man geht ,wenn man einen kranken partner hat, das hoffen und bangen, dann auch wut und ärger (bei mir gibt es die, bei dir habe ich nur trauer gelesen).

was mir dabei sehr hilft ist es, eigene beratung in anspruch zu nehmen - ich tue das über mehrere kanäle, mittlerweile auch in einer eigenen therapie.
das tut gut und gibt kraft in den vielen situationen der überforderung,

liebe grüße von serafine
Babi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Babi »

Hi Anette,
schreibe zur Zeit zu so später stunde, weil ich mich verstärkt um meinen 15jährigen Sohn kümmern muß, der sich derzeit um eine Lehrstelle bewirbt. Komm deshalb erst abends zur Ruhe.
Ich habe einen Halbtagsjob. Du darfst mich alles fragen, ich habe gar kein Problem damit, außerdem mag ich dich und habe dich durch deine Posts sehr schätzen gelernt.
Nächste Woche habe ich Urlaub, da schreibe ich sicher auch mal früher rein.

Es ist richtig, was der Therapeut sagt, du darfst deinen Mann nicht fragen, ob er sich auf etwas freut, damit verunsicherst du ihn im Moment. Ich glaube, daß das für ihn in seiner momentanen Phase eine Herausforderung bedeutet, daß er über Nacht bleibt und er hat das sicher genau mit seinem Therapeuten besprochen.

Es ist wichtig, daß du so bleibst wie du bist, denn dein Mann liebt dich dafür, daß du so bist wie du bist, da bin ich sicher und er will auch nicht, daß du das verlierst, denn er braucht dich auch so, wie du bist. Schau, du trägst durch deinen Humor, deine Lebensfreude und deine Energie wesentlich dazu bei, daß er wieder ins Leben zurückfindet, das braucht er, glaub mir.
Weißt du, genau deshalb ist er immer wieder aus so einer Phase fast unbeschadet in den Alltag zurückgekommen, du hilfst ihm da mehr dabei wie du denkst.
Und er wird es wieder schaffen, glaub mir.
Du mußt keine Angst haben, daß du jetzt immer total Rücksicht nehmen mußt, das ist nur im Moment so, bis er sich wieder gefangen hat.
Ja, dein Mann ist jemand der "beisst", das hast du richtig erkannt und er kommt schneller voran wie andere Depressive, weil er ein Ziel hat, das ihm Kraft gibt sich durchzubeissen. Das Ziel ist, wieder bei dir zu sein und mit dir glücklich zu sein, denn glaube mir, er weiß genau, was er an dir hat. So einen Menschen wie dich als Depressiver an seiner Seite zu haben, ist Gold wert, und das weiß er.
Ist dir noch nie in den Sinn gekommen, daß deine Lebensfreunde ihn anspornt, ihm Kraft gibt zu "beissen", weil er genau diese Lebensfreude wieder mit dir teilen will.
Du bist jemand, der einen mit seiner Lebensfreude mitziehen und einfangen kann, das spüre ich schon durch deine Worte hier.
Du wirst es nicht glauben, aber selbst bei mir hast du etwas bewirkt, denn man spürt deine positive Persönlichkeit schon durch deine Worte und du baust mich sehr auf, weil du mir zeigst, daß man noch Freude am Leben haben kann und Hoffnung niemals umsonst ist.
Ich danke dir dafür sehr!
Gib nicht auf, du wirst wieder glücklich mit ihm sein, da bin ich mir ganz ganz sicher, denn er will es genauso wie du und somit zieht ihr beide am gleichen Strang.
Wichtig ist nur, daß du beherzigst, daß du ihn nicht mehr fragst, ob er sich auf was freut oder so, warte bis es von ihm selbst kommt, es wird irgendwann von ihm selbst kommen, glaub mir. Du mußt ein bißchen Geduld haben, aber dafür wirst du reich belohnt werden von ihm, glaube mir.
Lass ihm einfach die Zeit, die er braucht!
Alles alles liebe von mir Babi
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Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für die vielen, zu Herzen gehenden Worte zu meiner Person! Ich freue mich sehr darüber, aber irgendwie...hab ich das verdient? Ich tue nur, was glaub jeder in meiner Situation tun würde: Da sein. Helfen wollen. Verständnis haben. ...allerdings nicht immer. Auch mir fällt es schwer wie man ja nachlesen kann. Doch das steht einem, glaube ich, auch zu.
Es freut mich, das mein Geschriebenes hilft, einen Eindruck zu hinterlassen, der positiv ist. Selbst in dieser Situation. Doch wie gesagt, ich bin auch nur Mensch. Und jetzt ist das Wochenende um, mein Mann war seit gestern morgen hier und ist heut abend ja wieder gefahren. Mein erster "frischer" Eindruck: Es funktioniert für eine gewisse Zeit, für unseren Sohn - und auch für mich - ist es nicht belastend, allerdings für mich war es heute schon irgendwie anstrengend. Gestern sind wir raus an die Luft, spazierengehen, Drachen steigen lassen, was anderes sehen - aber völlig "anonym". Keine Menschenansammlung, niemand wo uns kannte. Das war eine geplante und bewußte Entscheidung. Und auch gut so. Heute Nacht dann die erste gemeinsame Nacht, die erste seit geraumer Zeit. Man macht sich ja schon so seine Gedanken vorab... ich hoffte nur, daß mein Mann nicht "zuviel" von mir erwartet...aber es verlief ganz entspannt. Wir gingen nach gemeinsamen fernsehen in`s Bett und ich hab mich noch an ihn gekuschelt. Dann sagten wir "gute Nacht" und schliefen ein. Mehr hätte ich auf keinen Fall gewollt bzw. geben können. Und mein Mann (zum Glück-sorry) auch nicht. Er war auch total müde-verständlicherweise. Einen vollen Tag den prallen Alltag mit Kind. Heute morgen wurden wir dann sehr sehr früh von unserem Sohn zwecks der Zeitumstellung geweckt. Nun gut, war ja zu erwarten. Mein Mann war down, weil er in die vergangene Nacht so viel - zu viel - Erwartung gesteckt hatte. Erwartung in dieser Hinsicht, daß er super Zuhause schläft. War natürlich nicht der Fall. Er ist wachgelegen aber wieder eingeschlafen. Nichts dramatisches in meinen Augen. Das hat ihn gleich am Morgen runtergezogen. Er hat mich dazu befragt. Ich sagte, alles andere hätte mich gewundert, da es ja letztendlich im Moment wie Urlaub hier für ihn sei und da bräuchte man ja auch immer ein paar Tage bis man sich an das Bett gewöhnt hat. Na ja, so begann der Tag. Ich ließ mich nicht beirren. Aber irgendwie kam er auf das Thema wg. uns zu sprechen und ich sagte ihm, daß wir ja besprochen hätte, wenn er wieder gesund ist, im Anschluß eine Paartherapie zu machen. Wegen dem Gesagten von jenem kritischen Telefonat zu Anfang(wo er fremdgeknutscht hat und er gemerkt hat, daß auch er nicht frei von Versuchungen ist - aber wer ist das schon? ...gegessen wird immer zuhause!)und daß ich möchte, daß es keine Mißverständnisse gibt und ich ihm deshalb nie Vorwürfe machen möchte und es deshalb gleich im Keim erstickt werden muß. Er schaute mich an, und war irgendwie anders. Er sagte, er hatte gehofft, daß es mit seinem Klinikaufenthalt getan wäre. Und ich es schon verarbeitet hätte. Das alles gut wäre da ich so einen glücklichen Eindruck machen würde. Und er bedenken hätte, daß ein Paartherapie uns auseinander bringen würde, er quasi Angst hat, 4 Monate Klinik umsonst und Frau ist weg. Ich sagte ihm, daß ich im gleichen Boot sitzen würde und auch nicht definitiv wüßte, wo wir in 4 Monaten sind. Aber ich habe ihm nochmal schlicht und mit wenigen Worten klar gemacht, daß er mich damals verletzt hat und es mir im Moment gut geht, da sowieso die oberste Priorität ist, daß er gesund wird, aber es nicht vergessen ist! Doch in meinen Augen im Moment der falsche Zeitpunkt für solch ein klärendes therapeutisches Gespräch ist. Na ja, jedenfalls hat er damit irgendwie nicht gerechnet oder es verdrängt. denn er sagte mir auch, daß er schnell gesund werden und heim möchte. Und er fragte mich wieder, ob er das jetzt schon könne. Ich sagte ihm , daß doch die Situation heute, daß ihn das mit dem Schlaf so aus der Bahn geworfen hat, eine Antwort für ihn selber ist. Und er sich diese Chance zur kompletten Heilung nicht nehmen darf. Zumal er, wenn er nachause kommt, sich um einen neuen Job erst mal kümmern muß. Und er muß sich die Zeit nehmen, die er braucht um alltagstauglich zu werden. Ja, noch viel geredet. Auch Sachen, die man nicht soll. Aber letztendlich fing er immer damit an. Meine Eltern hatten wir dann -auf Wunsch meines Mannes- zum Kaffee eingeladen. War auch total entspannt. Als sie gingen, rückte der Zeitpunkt, ihn zum Bahnhof zu fahren, immer näher. Er wurde sehr anhänglich, suchte immer Körperkontakt. Für mich heute fast zu viel. Ich ließ ihn, aber wie gesagt, es ist gut, so wie es im Moment ist. Ich denke, die Sache mit der Paartherapie hat er geschluckt. Gemein, ich weiß. Aber heute wurde ich (innerlich) schonetwas wütend. Was hatte er von mir erwartet? Hallo? Möchte nicht wissen, wie er damals reagiert hätte... Gut. Er wird es irgendwann verstehen. Letztendlich möchte ich es ja für uns. Damit nicht noch mehr in Scherben liegt.
O je, viel viel geschrieben. Jetzt mal sacken lassen.
Ich wünsch euch einen guten Wochenanfang!
Bis bald,
Anette
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Babi »

Hi Anette,
ich verstehe alles sehr gut, was du da schreibst und ich finde es auch total gut, daß du deinem Mann das mit der Paartherapie gesagt hast.
Es ist doch nichts schlimmes, daß ihr abends im Bett erschöpft wart und nicht mehr viel voneinander erwartet habt, das ist normal in euerer Situation, glaub mir.
Schließlich habt ihr ganz lang nicht mehr eine Nacht miteinander verbracht und da ist man schon unsicher, du und dein Mann auch.
Der Tag war auch anstrengend, denn ihr wart sicher beide angespannt, wie alles funktioniert, wenn er über Nacht heimkommt und auch beide unsicher.
Du handelst sehr verantwortungsbewußt, finde ich vor allem deinem Kind gegenüber.
Und es ist auch richtig, daß du ihm Dinge gesagt hast, ich denke, er hat jetzt die nächste Zeit auch Stoff zum Nachdenken.
Und das wird er, glaub mir.
Ich bin auch manchmal so, daß ich Ansagen und auch einen Tritt in den Hintern brauche manchmal vielleicht ist es bei deinem Mann auch so.
Er weiß jetzt genau, was Sache ist und das ist schon wichtig.
Es wird noch dauern, bis er wirklich wieder ganz gesund ist und er soll das bloß nicht leichtsinnig vorher abbrechen.
Wichtig ist, daß ihr euch beide die Zeit lasst, die ihr braucht und euch gegenseitig keinen Druck macht.
Du brauchst genauso Zeit wie er, das hat mir dein letzes Post deutlich gezeigt und das ist echt gut so. Wenn ihr euch nämlich zu schnell wieder in die Beziehung reinstürzt, ist das nicht gut und kann leicht nach hinten losgehen.
Ich finde richtig, wie ihr beide das gemacht habt am Wochenende, ich bin mir sicher, ihr habt beide gegenseitig auch gespürt, daß ihr noch Distanz braucht. Das spricht auch dafür, wie gut ihr beide euch gegenseitig einschätzten könnt, denn das Gefühl habe ich bei euch wirklich, daß ihr das könnt.
Mach dir keine Gedanken, es ist alles gut so, wie es gelaufen ist, als er übers Wochenende da war. Es muß sich alles langsam entwicklen, nur dann kann es wieder ein gesundes Miteinander geben, womit ihr beide glücklich seid.
Ich wünsch dir viel Kraft und alles Liebe.
Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
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sunshine45
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Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Anette,
ich habe Deinen letzten Beitrag gelesen und finde, dass Du Dich wirklich tapfer hälst.
Meinen absoluten Respekt dafür!
Es ist richtig, dass Du ihm das nochmal mit der Paartherapie gesagt hast und es ist überhaupt nicht gemein. Sondern real und wichtig für Euch Beide!
Für Deinen Mann erscheint das aber wahrscheinlich als Rückschritt, denn in seinen Augen geht es ihm etwas besser und es funktioniert ja auch mit Dir ganz gut.
Es kann gut sein, dass er sich durch Deine Aussage, dass Du eine Paartherapie machen möchtest, zurückgewiesen fühlt.
Das fühlt sich für ihn wahrscheinlich noch wie eine zusätzliche Hürde an, die er nun auch noch nehmen muss.
Aber der Alltag läßt sich momentan auch nur bestreiten, weil Du soviel Verständnis aufbringst und Dich bei allem zurück nimmst.
Ich finde das auch genau richtig, denn Dein Mann braucht jetzt Ruhe und Verständnis um wieder zu sich selbst zu finden und die Depression in den Griff bekommen zu können.

ABER ...
auch Du hast ein Anrecht auf ein schönes Leben und darauf, dass Deine Ansprüche auch erfüllt werden.
Ich glaube der größte Fehler den man machen kann, ist der, sich darauf zu focussieren, was man wieder alles unternehmen kann, wenn es dem Partner besser geht.
Wichtig ist im Hier und Jetzt zu leben, damit verrät man den Partner nicht, aber holt sich Kraft und positive Energie.
Das eigene Leben geht weiter und Depressionen können mitunter auch Jahre dauern und diese Zeit sollten wir als Angehörige nicht ungenutzt für uns vergehen lassen. Diese meist sehr lange Zeit können wir uns nicht mehr zurückholen und wir verraten unsere Partner auch nicht, wenn wir unser Ding machen.
Leider ist mein LG immer noch nicht soweit eine eigene Therapie zu machen, er weiß, dass es nötig ist, schiebt es aber immer vor sich hin.
In der Paartherapie haben sich für uns aber auch schon einige Dinge geklärt bzw. wir versuchen es anders zu machen. Ein großer Aspekt ist einfach der, dass man auch Dinge tun muss, die einem selbst gut tun ohne ständig darüber nachzudenken ob der Partner auch Spaß daran haben könnte.
Es gehört sehr viel Mut dazu (es gab schon Stunden vor denen ich wirklich Angst hatte) wirklich alles so zu sagen wie man es empfindet, aber nur so hat man eine wirkliche Chance irgendwann eine erfüllte Partnerschaft zu leben. Alles andere wäre Selbstbetrug.
Gerade als Angehöriger mit viel Verständnis für die Depression des Partners, gerät man schnell in die Falle zu wenig an sich zu denken.
Hör auf Deinen Bauch und frage Dich ruhig jeden Tag mehrmals was gut für Dich und Euer Kind ist! Das ist genauso wichtig, wie Verständnis und Geduld für den Partner zu haben.
Ich bin sicher, dass Du auf dem richtigen Weg bist und Dir jetzt in der Zeit in der Dein Mann in der Klinik ist den nötigen Freiraum für Dein eigenes Leben schaffen kannst und ihn dann hoffentlich auch später beibehalten kannst.
Ganz herzliche Grüße
von der Koboldin, die sehr nachvollziehen kann wie es Dir geht!
Love it, leave it or change it!
Schwingi
Beiträge: 48
Registriert: 3. Okt 2009, 20:06

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Liebe Babi, liebe Koboldin.
Heute würde ich am liebsten alles hinschmeißen. Ich bin total aufgewühlt und auch ein Stück weit sauer.
Mein Mann und ich hatten vereinbart, daß wir 2x die Woche jetzt telefonieren, damit er auch mit unserem Sohn sprechen kann. Gestern rief ich ihn dann an. Alles war ok, bis er sagte, er möchte mit mir später nochmal alleine sprechen. Wegen der Sache mit der Paartherapie. Er möchte mir alles erklären, so dass wir auf die Paartherapie verzichten können. Ich dachte "aha, bin ja mal gespannt." allerdings hab ich von vorn herein daran gezweifelt, daß die Paartherapie nicht mehr relevant sein wird. Ok, ich rief ihn später an. Gleich machte er mir auch schon einen Vorwurf, daß ich nicht beim 1. Mal mit ihm darüber geredet habe und er jetzt quasi noch mal von vorne anfangen müsse. Ich sagte ihm, daß ich nicht möchte, daß sowas vor Tobias besprochen wird. Wie er sich das vorgestellt habe? Nun gut. Er sagte, daß damals die Knutscherei und Fummelei ihm gleich am nächsten Tag ein schlechtes Gewissen gemacht hätte und er es dann quasi sein hat lassen weil ihm diese neue Beziehung so wichtig geworden wäre. Und die Erkenntnis vor einiger Zeit, daß er in Versuchung kommt, liege mitunter daran, daß bei uns (seit unser Sohn da ist) im Bett eher wenig läuft. Ich sagte ihm, daß ich auch daran arbeiten möchte und ich ihm schon öfters gesagt habe, dass mich der Fernseher im Schlafzimmer eher abtörnt. Gut, wir verabredeten, daß wir uns da für die Zukunft besser arrangieren. Aber was mich traf: Er glaubte, damit sei alles aus der Welt! Als ich ihm sagte, daß mir eine Paartherapie trotzdem noch wichtig ist, da ich verletzt sei, fiel er aus allen Wolken. Quasi, warum ich mich so anstelle und er ja die ganze Therapie nur für uns mache und er somit an den Wochenenden gar nicht mehr heimkommen bräuchte. Ich blieb ruhig, versuchte zu erklären, was ich mir von der Therapie dann erhoffe und daß es schließlich für uns wäre - um späteren Vorwürfen vorzubeugen. Und letztendlich erklärte ich ihm, was ich im Moment für einen Part bei dieser Sache habe. Und daß ich mich so schlecht nicht schlagen würde, aber auch bloß Mensch wäre. Er verstand mich nicht. Das zog ihn voll runter. Ich sagte ihm, oder es könnte passieren - sagen wir, der Alltag funktioniert und wegen irgendwas bekommt man sich in die Haare und er erfüllt quasi meine Erwartungen in dem Moment nicht - daß ich denke "was der kann, kann ich schon lange" und geh los und teste MEINEN Marktwert. Ich weiß, ist hart, aber ist doch wahr. Ich weiß nicht, ob er mir überhaupt noch zugehört hat. Ich sagte zu ihm auch, daß er die ganze Sache mit seinem Therapeuten besprechen soll, da ich nicht mehr an ihn ran komme. Ich aber überzeugt bin, daß er mich irgendwann versteht. Nicht jetzt. Aber irgendwann.
Diese Woche ist extrem. Ich zweifle an meinen Gefühlen. Außerdem hab ich grad blöde Flausen im Kopf. Wenn nicht ein 3-jähriger Junge im Bett unten schlafen würde, würde ich heute noch losgehen und meinen Marktwert testen. Ich weiß nicht, wo das alles enden soll.
Könnt ihr das verstehen?
Lieben Gruß
Anette
Babi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Babi »

Hi Annette,
ich verstehe dich total, das kannst du mir glauben.
Dir fehlt die Anerkennung und Bestätigung deines Mannes, das spüre ich ganz deutlich, die er dir im Moment nicht geben kann, was auch deutlich spürbar ist. Es ist normal, daß du in der momentanen Phase an deinen Gefühlen zweifelst.
Weißt du, es sagt keiner was, wenn du einfach mal rausgehst, und einfach mal dein Lächeln versprühst oder zurücklächelst, wenn du angelächelt wirst. Das tut gut und da ist nix dabei, finde ich.
Dein Mann argumentiert wirklich völlig unpassend. Er hat eine total falsche Einstellung, wenn er sagt, er macht die Therapie für euch, denn er muß das in erster Linie für sich selbst machen und nicht für dich und deinen Sohn.
Man merkt deutlich, daß er vor etwas davonrennt, weil er der Paartherapie so ausweicht.
Es kann gut sein, daß er Angst hat, zuviel von sich preisgeben zu müssen bei einer Paartherapie, das ist sogar am wahrscheinlichsten. Jedenfalls habe ich wirklich das Gefühl, daß er Angst vor der Paartherapie hat.
Du darfst dich auf keinen Fall von ihm unter Druck setzen lassen, das ist ganz wichtig. Ich verstehe deine Wut, denn ich finde, dein Mann macht es sich da echt ein bißchen zu leicht.
Und ich finde auch ganz richtig, daß du gesagt hast, vor deinem Sohn willst du das nicht bereden.
Ich finde ganz toll, daß du bereit bist, daran zu arbeiten, daß es im Bett wieder besser läuft, denn Männern ist sowas sehr sehr wichtig in einer Beziehung und sie brauchen das, auch wenn das für uns Frauen manchmal schwer zu verstehen ist.
Trotzdem verhält sich dein Mann ganz typisch für einen Mann. Wenn es einem Mann nämlich zu kompliziert wird, versucht er sich immer, rauszuwinden. Und das tut dein Mann gerade!
Verzweifle nicht! Kopf hoch!
Du mußt jetzt auf jeden Fall Dinge tun, die dir guttun.
Ich hoffe, daß dein Mann noch einsichtig wird, vielleicht denkt er ja auch nochmal über euer Telefonat nach wie du. Ich kann mir das schon vorstellen.
Ganz liebe Grüße von mir
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Ich werde am Freitag zu ihm in die Klinik fahren und dort, bevor ich ihn dann mit nachause nehme, mit seinem Therapeuten und meinem Mann ein Gespräch haben. Ich hatte gehofft, alleine mit dem Therapeuten reden zu können. Jetzt frage ich mich, was ich ihn fragen soll. Was wird er mir sagen. Zumal ja dann mein Mann dabei sein wird. Ich konnte bisher bei keinem Therapeuten hier zuhause was erreichen, sie haben alle keine Termine mehr in den nächsten Monaten. Und ich habe es bei vielen versucht. Einbahnstraße. Ich wünsche mir sehr, daß der Therapeut bei meinem Mann etwas erreichen kann, in Richtung Paartherapie. Ich frage mich, ob mein Mann wirklich nur bei uns bleiben will/wird, weil er sonst niemanden hat. Er sagte gestern auch, daß er ohne uns nichts ist. Vielleicht ist er wirklich nur die Jahre bei mir geblieben, weil er davor so lange alleine und unglücklich war. Tja, das ist es nun. Ich stelle im Moment alles in Frage. Und das Tolle ist, mein Mann kann mir in dieser Hinsicht keine Hilfe und Unterstützung sein. Im Moment. Verdammt, verdammt, verdammt. Sorry. Für mich ist es ganz klar, daß sich eine Beziehung mit den Jahren ändert. Zumal mit kleinem Kind. Aber daß man schauen muß, was man besser machen kann wenn was im argen liegt. Und daß Gefühle sich ändern. Doch ich finde, unser bisheriges Leben war gut. Mit sämtlichen Höhen und Tiefen. Aber wir haben als Team gut funktioniert. Doch irgendwie hat er mich in den Grundmauern mit seinem Gesagten erschüttert. Ja, ich bin sauer. Hallo? Ich bin auch jemand.
Ab und an kann ich abends schon weggehen, wenn sich die Oma zum sitten bereit erklärt. Und ich lebe meinen Alltag ganz glücklich. Wirklich. Denn das bin ich. Und ich bin froh, daß es unseren Sohn gibt. Nur ist es natürlich nicht so einfach, immer das tun zu können, was man in diesem Moment bräuchte.
Liebe Babi, ich danke dir so für deine Worte. Denn ich komme mir schon ein Stück weit schlecht vor. Aber dann wiederum sage ich mir (wie ja auch zu meinem Mann): ich bin nur Mensch.
Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Zur Erklärung: Mein Mann wird von Freitag bis Sonntag bei uns bleiben. Sein Therapeut unterstütz dies. Allerdings habe ich echte Zweifel, ob dies der richtige Weg ist, wenn er es nur für uns macht. Ich habe ihm ja auch gesagt, daßer die Therapie in erster Linie für sich macht. Doch darüber hat er nur gelacht. Bitter.
sunshine45
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Anette,
es tut mir leid zu lesen, dass es Dir momentan nicht so gut geht.
Lass Deine Wut ruhig raus, denn damit schaffst Du auch Dich abzugrenzen und Dich selbst zu festigen.
Von der Paartherapie würde ich auch nicht abrücken, sondern sie zu einem festen Bestandteil für ein Fortführen der Beziehung machen. Das ist genau richtig so und Dein Mann hat Angst davor, weil er dann sprechen muss, damit es nicht scheitert.
Es ist fraglich wie stark er sich momentan in seiner Therapie öffnet, er erzählt ja nur das was er will. Weißt Du, ob er gut mitmacht bei der Therapie?
Dass er momentan recht heftig reagiert, interpretiere ich so, dass er sich klein fühlt und nicht weiß wie er aus der ganzen Situation rauskommen soll. Wenn Du dann als starke Persönlichkeit neben ihm stehst, dann versucht er (bewußt oder unbewußt) durch seine Reaktion auf eine gleichwertige Ebene mit Dir zu kommen. Das funktioniert so natürlich nicht, aber das muss ihm noch klar werden.

Ich finde richtig, dass Du ihm klar machst, dass er die Therapie zunächst mal nur für ihn selbst macht.
Auch kann ich gut verstehen, dass Du Dich momentan sehr nach Selbstbestätigung sehnst. Ist doch auch kein Wunder, denn Du weißt nicht wie die Zukunft aussehen wird und kennst momentan nur die Realität, in der beim Partner für Deine Emotionen kaum bzw. gar kein Platz ist.
Du fühlst Dich von Deinem Mann völlig unverstanden und bist sauer.
Sei wütend, Du hast ein Recht dazu, aber es wäre schon gut, wenn jetzt eine Kurzschlussreaktionen von Dir kommen würden.
Ein Seitensprung könnte jetzt fatale Folgen haben und ganz ehrlich: Eigentlich willst Du das doch auch gar nicht!
Du willst von Deinem Mann ernst genommen, verstanden und geliebt werden.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall aufrichtig, dass in der Zukunft genau das wieder eintreffen wird.

In meiner aktuellen Situation spüre ich gerade, dass man aus einer Distanz heraus wieder langsam Nähe schaffen kann und das tut gut.
Aber genau diese Distanz ist bei uns auch aus Wut aufeinander entstanden und die Zeit sowie bereits einige Sitzungen in der Paartherapie haben uns verholfen den anderen wieder etwas mehr zu schätzen.
Wichtigste Grundlage ist aber immer klar zu sagen was man möchte und auch genügend Mut zu haben vor den Reaktionen des Partners.

Ich habe hier vor einigen Monaten den Rat bekommen ein Sofakissen zu nehmen und es kräftig zu boxen. Das hat tatsächlich geholfen, vielleicht hilft es Dir ja auch?

Liebe Grüße
von der Koboldin
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Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Liebe Koboldin,
ehrlich gesagt wäre es mir im Moment am liebsten, ihn einige Zeit nicht zu sehen und zu hören. Doch ich stelle mich hinten an und warte den Freitag und das Wochenende ab. Ab und zu läßt mein Mann verlauten, daß die Therapie in seinen Augen nichts bringt. Ich denke auch, daß er im Moment die Zeit dort nur absitzt. Das ist mein Eindruck. Wobei er, als er da war, für einen Außenstehenden nicht als depressiv erkannt werden würde. Und das war vor 4 Wochen ja noch ein ganz anderer Fall. Aber ich kann nicht einschätzen, inwiefern er sich schon so zusammen reissen kann, daß er anderen was vor macht. Echt schwierig.
Nein, natürlich möchte ich mich nicht auf einen Seitensprung einlassen. In Gedanken spielen sich ja manchmal die tollsten Dinger ab. Aber so reagiere ich im Moment auf diese Achterbahnfahrt. Er hat mich so enttäuscht. Und auch die Erwartungen, die er an mich hat (alles einfach wegzustecken) werfen bei mir immer wieder die Frage auf: Für was mache ich das? Ja, ich kämpfe für und um meine Familie. Ende offen. Ich weiß ja, daß cih im Moment von ihm nichts erwarten kann. Aber er soll auch meine Bedürfnisse akzeptieren (Paartherapie) bzw. mich in Ruhe lassen. Hoffe, daß morgen die Welt schon besser aussieht...
Schwingi
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Ich habe mir für Freitag ein paar Fragen überlegt, die allerdings für meinen Mann nicht ganz so bequem sein werden. Ist es ratsam, die zu stellen? Oder soll ich alles auf mich zukommen lassen? Allerdings wäre es mir sehr wichtig, das eine oder andere erklärt zu bekommen.
So, mir qualmt der Kopf. Morgen wird ein stressiger Tag. Ich verkriech mich ins Bett. Ich danke euch allen! Es tut immer wieder so gut, sich hier auszutauschen. Heute war ich kein guter Part, aber morgen ist ein neuer Tag!
Ich wünsch allen eine gute Nacht, gute Erholung und viel viel Kraft für den kommenden Tag.

Liebe Grüße,
Anette
sunshine45
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Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Anette,
Du hast recht heute ist ein neuer Tag und vielleicht kannst Du mit Deinen Emotionen heute etwas besser bzw. anders umgehen.
Gestern warst Du übrigens hier ein sehr guter Part, denn ich finde, dass es ganz wichtig ist, dass man seine Wut in so einer Situation auch rauslässt ...
Und genau diese Wut ist auch wichtig um Dich abgrenzen zu können und Dir auch immer wieder bewußt zu machen, dass Du auch noch da bist.
Mir ging es auch so, ich habe mich auch immer gefragt warum ich das alles mitmache und wieso ich zulasse, dass alles auf meinem Rücken ausgetragen wird. Meine Wut wurde immer größer, zumal es auch bei uns so ist, dass Außenstehende meist überhaupt nicht miitbekommen wie schlecht es meinem LG wirklich geht und ich mich schon allein damit völlig allein fühlte.
Es ist gut, dass Du Dir für Freitag Fragen überlegt hast. Es kommt jetzt natürlich auch auf die Fragen an, ob Du sie alle stellen kannst bzw. solltest. Ein depressiver Mensch ist oft mit einer Frage schon überfordert.
Versuche vielleicht Deinen Fragen eine Wertigkeit zu geben und finde die für Dich wichtigste aller Fragen heraus und stelle sie zunächst einmal. Du wirst dann im Lauf des Gespräches mitbekommen, ob Du noch weitere stellen kannst oder das lieber auf das nächste Mal vertagst.
Sage dem Therapeuten auch, dass Du den Eindruck hast, dass Dein Mann nicht mitmacht. Vielleicht hast ja auch nur Du die Einschätzung, vielleicht stimmt Dein Empfinden aber auch ... Ebenso würde ich auch in Anwesenheit des Therapeuten sagen, dass Du gern eine Paartherapie machen möchtest. Es sind einfach einige Dinge bei Euch schief gelaufen, die eine Paartherapie erfordern. Ansonsten kannst Du die Verletzungen nicht verarbeiten.
Ich hatte in unserer Paartherapie auch anfangs den Eindruck, dass mein Partner nicht mitmacht sich nicht öffnet und habe das in der Therapie dann auch gesagt.
Unsere Therapeutin sagte dann, dass wir in unterschiedlicher Weise gleich mitmachen. Ich bin ein sehr offener Mensch und kann über meine Gefühle reden, mein Partner kann das überhaupt nicht und macht das eher verschlüsselt. In unserer anfänglichen Situation konnte ich seine Aussagen nicht entschlüsseln, unsere Therapeutin aber schon und es ist auch so, dass so manche Therapiestunde bei meinem Partner erst einige Wochen später Wirkung gezeigt hat.
Bringe Deine Sachen vor, aber versuche nicht direkt Bomben zu schmeißen. Geh langsam aber kontinuierlich Schritt für Schritt.
Das Dir vor dem Wochenende graut, kann ich mir auch gut vorstellen.
Vielleicht ist es ja möglich Dir an dem Wochenende mal zwei drei Stunden eine Auszeit zu nehmen. Dein Mann könnte doch auch mit Eurem Sohn etwas allein unternehmen und Du machst in der Zeit etwas schönes für Dich.
So hättest Du nicht das Gefühl, dass Du Dich das ganze Wochenende komplett auf ihn einstellen mußt und fühlst Dich nicht so erdrückt.
Du mußt nicht jede Minute für Deinen Mann an dem Wochenende funktionieren. Wenn es Dir zuviel wird, so geh mal eine Runde spazieren etc.
Sag ihm, wenn es für Dich zuviel wird, das wird er verstehen (müssen).
Auch wenn es sich vielleicht für Dich momentan nicht so anfühlt, so glaube ich, dass Du auf gutem Weg bist.
Denn mit der Wut schaffst Du es wieder mehr bei Dir und Eurem Sohn zu sein und das ist ganz wichtig.
Ich glaube viele von uns Angehörigen hier im Forum geht es ähnlich. Wir wissen nicht wohin der Weg führt.
In meiner Partnerschaft ist auch alles offen, mein LG hat sich ja sogar im August von mir getrennt mit der Aussage, dass ich mich ändern müßte, damit wir eine Chance hätten. Das war ein heftiger Schock und ich dachte zunächst mich noch mehr verbiegen zu müssen.
Aber genau der andere Weg ist der richtige, wieder man selbst zu sein und die Verhaltensweisen der letzten Jahre aufzukündigen und seinen eigenen Weg zu gehen.
Dann wird sich zeigen, ob der Partner den Weg mitgeht (ich glaube, das ist sogar öfter so als man denkt) und man selbst fühlt sich befreiter und glücklicher.

Liebe Anette, ich wünsche Dir einen guten Tag mit für Dich wichtigen Lichtblicken.

Die Koboldin
Love it, leave it or change it!
Schwingi
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Registriert: 3. Okt 2009, 20:06

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Liebe Koboldin,
ich bewundere DICH für dein Durchhaltevermögen! Wirklich. Ich weiß nicht, ob ich so lange Zeit so stark sein kann wie du.
Im Moment ist mir eines klar: Ich kann die Erkrankung besser akzeptieren, wenn ich räumlich von meinem Mann getrennt bin. Auch wenn telefonisch Ruhe herrscht. Und für mich ist eines klar: Hätte er mich nicht so tief verlietzt mit seinen Äußerungen zu meiner Person, wäre ich nie so ins Wanken geraten.
Vorher haben wir telefoniert und ich habe gemerkt, wie mir heute egal war, was er gesagt hat. Egal in dieser Hinsicht, was er mir von seinem Tagesablauf erzählt hat. Ich bin irgendwie stumpf.
Zu der auf mich zukommenden Sitzung morgen habe ich mir auch überlegt, eher alles auf mich zukommen zu lassen. Ja, die wichtigste Frage werde ich stellen. Welche es sein wird, bin ich mir noch nicht schlüssig. Ich werde noch eine Nacht darüber schlafen und morgen auf der Hinfahrt, die eh länger dauert, darüber Gedanken machen. Ja, ich fühle mich so eingeengt, seit ich weiß, daß mein Mann an den Wochenenden kommt. Hauptsächlich, weil wir ja dann nur "unter uns" sein können und ich die Wortwahl so stark überdenken muss.
Ob ich meinen Mann für eine kurze Zeit mit unserem Sohn alleine lassen kann, muss ich spontan entscheiden. Denn 1. hat er sich nie darum gerissen ums aufpassen und 2. kann er meinen Standpunkt im Moment eh gar nicht verstehen.
Wenn ich meine Zeilen lese, bin ich sehr erstaunt über mich selber. Eigentlich immer Optimist, nur die Woche bin ich total genervt von der Sache. Ich werde mich nach dem Wochenende melden. Vielleicht läuft es besser als angenommen. Ich wünsche es mir. Weil dieser Zustand im Moment ist so...so...taub.
Schönes Wochenende, mit gutem Wetter damit man raus kann und Kraft tanken kann.
Liebe Grüße,
Anette
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Babi »

Hi Anette,
laß dich mal drücken!
Man merkt, daß deine Nerven im Moment total angespannt sind. Es ist ganz wichtig, daß du auch Ruhe für dich hast, das merkst du ja selber.
Du brauchst für dich Dinge, die dich aufbauen und ich verstehe, das Gefühl der Einengung, wenn dein Mann heimkommt, denn er zieht dich im Moment irgendwíe mit runter, habe ich das Gefühl, wenn er da ist.
Außerdem finde ich ehrlichgesagt, daß das auch was von Druck machen hat, wenn dein Mann sagt, ohne euch ist er nix und er macht alles nur für euch. Das geht nicht, das muß er verstehen. Damit engt er dich auch irgendwie ein.
Du brauchst wirklich auch mal Zeit ganz für dich.
Ich finde das schade, daß er sich nicht so um sein Kind kümmert, wie er sollte, es ist ja auch sein Kind, vielleicht fühlt er sich ja da auch einfach überfordert, mag sein.

Es sagt ja keiner, daß du einen Seitensprung machen sollst. Ich habe eigentlich nur gemeint, daß auch ein kleiner Augenflirt schon aufbauend sein kann ohne körperliche Berührung, wenn du weißt, was ich meine.
Denke auch an dich, das ist ganz wichtig, hörst du!
Du kannst das mit den Fragen schon probieren, aber wenn du merkst, daß er bei ein oder zwei Fragaen schon abweisend reagiert oder abwiegelt, hat es keinen Sinn, noch weiter zu fragen.
Du mußt also einfach abwarten, wie er reagiert, wenn du anfängst zu fragen.
Ich wünsch dir viel Glück und Kraft und denk ganz doll an dich.
Du bist eine starke und clevere Frau, das merke ich an deinen Posts hier, lass dir deine Rechte nicht nehmen, o.k.!
Alles Liebe Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Schwingi
Beiträge: 48
Registriert: 3. Okt 2009, 20:06

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Beitrag von Schwingi »

Hallo,
das Wochenende ist um. Und es war überwiegend schön. Das mal vorab. Ich bin am Freitag ja hoch gefahren um ihn zu holen und davor mit dem Therapeuten ein Gespräch zu 3. zu führen. Das in erster Linie ein Wunsch von mir war. Unseren Sohn hab ich bei Oma untergebracht. Ich hab mich schick gemacht, Bryan Adams in CD-Player gelegt und losgedüst. Mir ab und an eine Zigarette gegönnt (bin Gelegenheitsraucherin) und Musik volle Pulle. Erst kurz vor Ankunft hab ich mich nochmal gesammelt. Aber mir war von vornherein klar, daß ich das Gespräch nutzen werde. Die ganze Woche war so verkorkst, weil es so viele ungeklärte Mißverständnisse gab. Und ich wollte meine Fragen und Bedenken, mein Aufgestautes klären (hauptsächlich das mit der Paartherapie)- auch mit Hinsicht auf die Gefahr, alleine wieder heim zu fahren. Aber was bringt es, wenn ich ein so schlechtes Gefühl habe und mich nicht äußere- auch wenn der Zeitpunkt evtl. falsch gewählt ist... Ok, bin dann gestärkt angekommen. Und rein. Mein Mann war noch auf dem Zimmer, ich war überpünktlich da. Wir saßen da und sprachen Belangloses. Dann war es soweit. Der Therapeut sprach zuerst allein mit mir-ganz kurz. Er sagte, dass dieses Gespräch keine Paartherapie wird und er sich als eine Art Moderator sieht. Er wird uns ein paar Fragen stellen die wir auf jeden FAll ehrlich beantworten sollen. Nur ehrlich. Alles andere würde nichts bringen. Ich bat ihn, meinen Mann darauf hinzuweisen, daß er die Fragen jetzt stellt und die nächsten Tage nicht darüber redet. Er holte meinen Mann hinzu und wir führten ein gutes Gespräch. Mein Mann hat viel geweint. Ich hab ihn noch nie weinen sehen. Er wußte nicht mehr alles, was er an dem verunglückten Telefonat gesagt hat. Es tat ihm sehr leid. Der Therapeut meinte, daß es schon zum Krankheitsbild gehören würde, quasi mit der Axt um sich zu hauen. In den zukünftigen Sitzungen werde aber jede Beziehung die mein Mann hat (beruflich wie privat) nähers unter die lupe genommen. Die Sache mit der Paartherapie macht meinem Mann dermaßen Angst, warum, weiß er nicht. Er weiß nur, daß er im Moment vor so vielen Sachen Angst hat, die völlig banal sind. Das wirft ihn aus der Bahn. Es hat also im Prinzip nichts mit der Paartherapie selber zu tun. Es ist im Moment alles beängstigend für ihn. Und dann sah ich ihn weinen. Und ich war voller Verständnis. Wir redeten noch ziemlich lange. Und es war für mich so hilfreich. Jetzt kann ich die Sache wieder völlig hinten anstellen. Weil ich weiß, daß mein Mann gerne mit uns zusammen ist und Zuneigung für uns empfindet.
Wie gesagt, daß Wochendende war schön. Klar, es haben ihn viele Dinge aus dem TAkt gebracht, aber es ist uns doch gelungen, eine gute Basis zu finden. Ich bin ehrlich und sage ihm auch, wenn wir uns im Kreis drehen und das Thema wechseln müssen. Die Zeit wird alles bringen.
Ich wünsch euch einen schönen Sonntagabend,
liebste Grüße,
Anette
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