Geltungsbedürfnis

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Dendrit
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Geltungsbedürfnis

Beitrag von Dendrit »

Hallo Zusammen,

nach einem langen Gespräch hat das "seltsame" Verhalten meines Mannes einen Namen: Geltungsbedürfnis.

Jetzt hoff ich mal, dass es hier Erfahrene gibt: wie geht man als (kranker) Angehöriger mit solchen Personen um?

In fast allem hab ich das Gefühl, dass mein Mann Lob, Lob, Lob und nochmals Lob und Bestätigung, Bekräftigung und was weiß ich noch für sein Tun und Handeln bekommt. Ist jetzt wahrscheinlich ne blöde/komische Frage: soll ich "einfach" mehr loben? Reicht das? Oder ist, wie mir vorgeschlagen wurde, es ratsam, ihm eine Therapie anzuraten?

Ich weiß nicht, inwiefern Bsp. zur Verdeutlichung nützlich wären - einfach nachfragen. (Für die, die wissen, dass ich eigentlich offline bin: ich bekomme ein iPhone geliehen, so dass ich vermutlich ab Di. immer wieder reinschauen und so antworten kann. )

Wäre um Hilfe echt dankbar!

LG, Manuela
Acedia
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Acedia »

Hallo Manuela,

spontan würde ich jetzt sagen, ja, das kenne ich auch von meinem Mann.Ich lobe ihn jetzt öfter und erkenne sein Tun an, auch wenn es noch so scheinbar unbedeutend ist.

Konkreter kann ich dir im Moment nicht antworten, weil ich nicht genau verstehe, was du meinst, liebe Manuela. Du schreibst, dein Mann bekommt Lob, Lob, Lob.... Bekommt er es nun oder wünscht er es sich? Und wie äußert sich sein "seltsames" Verhalten?

Grundsätzlich meine ich, das ein Geltungsbedürfnis bei fast jedem Menschen vorhanden ist. Bei Kindern äußert es sich noch unverhohlen, als Erwachsener "versteckt" man dieses Bedürfnis oft. Gerade auch Depris leiden sehr darunter oder Menschen mit starken Minderwertigkeitskomplexen. Ist das bei deinem Mann so?
Vielleicht magst du ja hierauf antworten und ich könnte dann noch genaueres sagen - natürlich nur, wenn du möchtest.

Gruß Lea
Dendrit
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Dendrit »

Danke für Deine Antwort, Lea.

Es sind meist banale Sachen, die er, besonders in Gegenwart von Dritten extrem hervorhebt und immer wieder davon erzählt. Bis eine Person mächtig davon beeindruckt ist und dann kommt sowas in der Richtung als nächstes. Z.B. wenn wir zu Besuch sind und es ging um ein bestimmtes Thema. Auf einmal wechselt er das Thema, das nicht annähernd damit zu tun hat und erzählt was, wie er andere zum Lachen brachte oder jemand Beistand. Das mag am selben Tag gewesen sein oder schon Jahre her.

Es gibt auch Situationen vor Jahren, die echt hart waren und er/wir das gut gemeistert haben. Aber nach fast 10 Jahren immer noch so erzählen, als hätte man es gerade letzte Woche durchlebt? Wobei er dann wiederum vieles hervorhebt, was ER gemacht hat und rausgekommen ist, wo ich aber den größten Teil - zeit- und kräftemäßig - gemacht habe. Oder sogar ganz auf sich bezieht, was er getan, aber eigentlich ich getan hab. Sobald das Lob und Anerkennung kommt, wiederholt er das Lob und ist damit zufrieden.

Als zwei ganz konkrete Beispiele:

Ich war in der Psychiatrie, WE-Urlaub und waren bei Bekannten zum Essen eingeladen. Es kam kurz drauf, dass das nicht mein erster Aufenthalt und auch schon in der Geschlossenen war. Der Bekannte war neugierig und wollte wissen, wie es dort aussieht, gemacht wird etc. und ob dies und jenes, was man so hört, stimmt. Ich konnte ein paar Sätze sagen und meinem Mann fällt bei einem Satz oder Wortwendung Tätigkeiten an seinem Arbeitsplatz ein, wofür er sich stark gemacht hat, wo er jemanden erheitern konnte und so. Bei einem "Luftholen" viel ihm soz. der Bekannte ins Wort und wiederholte nochmal an mich, was er wissen wollte bzw. was ich als letztes sagte. So ging es fast 2 h. Irgendwann zuckte ich mit den Achseln und gab ihm zu verstehen, dass es keinen Zweck hat, mich zu befragen und das aufgeben.

Die andere: wir ziehen grade um; das Haus gehört einer Bekannten, die in ein Altenheim ging. D.h., wir mussten erst ihren Haushalt auflösen, renovieren und umziehen. Nach der gesetzlichen Kündigungsfrist könnten wir bis 31.10. in der Wohnung bleiben. Er wollte jedoch schon zum 01.10. draußen sein. Da er derzeit andere Verabredungen schon lange geplant hatte, hielt er die auch ein. Ich bestand auf ein Ausmisten und nicht Aussortieren. Die letzten Wochen packte ich Geschirr etc. und mistete mein Zeug aus. Er tat nichts dgl. Ich war am Durchdrehen, weil er den Umzug schließlich am 19.09. plante und ich merkte, ich komm nicht nach. Ich nahm das Angebot einer Bekannten an, mir beim Packen zu helfen. Ich hatte tgl. Nervenzusammenbrüche, nahm gegen sämtliche Symptome Medikamente um durchzuhalten.

Immer wieder sagte ich ihm, dass ich nicht mehr kann. Ignorierte es. Eines abends sagte ich ihm, dass mir immer mehr auffällt, dass er so lange an seine Planung festhält bis ich zusammenbreche und dann den Schritt anpasst. Ja er plane für einen Gesunden und vergisst zu berücksichtigen, dass ich da nicht so kann. Ähm, mehr als tgl. sagen kann ich nun wirklich nicht.

In einem Zimmer klebten die Tapeten extrem an der Mauer und am liebsten hätte er sie dran gelassen. Die sind aber leicht 20 y dran oder länger. Ich sagte ihm, dass da und da meine Eltern und meine Schwester kommen und dann machen wir es. Dass er einen Termin hatte - OK ist eine Sache, dass er in der schönen Kleidung kam und die anderen vergaß, ebenso - aber es ist lediglich ein Nachbarort. Nein, statt die Strecke hin und zurück von vllt. längstens 20 min "half" er uns. Und jetzt mal gemein gesagt: er kann sich vor den anderen brüsten, dass er in schöner Kleidung ohne schmutzig zu werden Tapeten entfernte. Dass wir zu viert am Vormittag und Mittag schon über die Hälfte des Zimmers in teils Millimeterarbeit fertig hatten, wird nicht erwähnt. Dass er sich erst "einarbeiten" musste, wie man die Tapeten am besten runter bekommt, auch nicht, weil das auch Zeit ist, die bei einem "routinierten" Ablauf drauf geht.

Er hat auch noch nie gestrichen (seine Angabe) und es kostete viel Überredung, dass wir nicht tapezieren, sondern streichen. Als schließlich es soweit war, ging es ja flott. Wir waren eingeladen und stellte raus, dass er jetzt Erfahrung hat und sich jederzeit bei jemanden als Maler zur Verfügung stellen kann. Da es mir allmählich reichte, sagte ich trocken, für einen Maler hab ich viel zu beanstanden, für das erste Mal ist es aber ganz gut geworden (wofür ich ihn auch ausgiebig lobte).

Ja, und anstatt wie geplant lief der Umzug nicht am 19.09. ab, sondern aus Rücksicht zu mir sollte es auf 2x sein. Vorgestern erfuhr ich nebenbei, es soll auf 3x sein. Schon das Lob derer, die mit dabei waren: toller Ehemann, wie er auf seine Frau Rücksicht nimmt. Dass das für mich 3x purer Stress allein der Gedanke daran ist, wird nicht kapiert oder verstanden. Auch nicht die Tage und Wochen davor, wo ich ausmistete. Ich kanns immer noch nicht fassen, buchstäblich einen Tag davor (18.) ging er erst an seine Sachen ran und sortierte einiges aus, zu mehr war keine Zeit.

Verstehst Du was ich mein? Wofür ich mich kaputt gemacht hab, wird es aber so hingestellt, dass es sein Verdienst ist und das solange und immer mehr ins Detail, bis ein Lob und Anerkennung der Dritten Person(en) kommt. Mir geht es nicht darum, dass ich mich da rausstellen will, teils sagt er auch, dass ich das gemacht habe, aber immer so, dass er ja Lob bekommt.

So sehr ich mich aufs Häuschen gefreut hatte, so sehr wird es mir von Tag zu Tag zuwider.

Mir fiel das krass erst durch den Umzug auf und dass es im kleinerem eigentlich schon länger so abläuft. Ich hab mich zwar innerlich darüber geärgert, aber das still abgehakt.

Uups, ist ziemlich lang geworden, weiß aber nicht, wo kürzen.

Aber kannst Du damit etwas anfangen?

LG, Manuela
Clown
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Clown »

Puuh, Manuela,

das ist ja eine lange Liste, du hast den Hals ganz schön voll, nicht?

Mir fällt dazu nur ein: Fachmann/-frau für Eheprobleme ... sprich Paartherapie.

Ist ja eine ziemlich brisante Mischung an Themen bei euch, nicht?

Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
rajo1
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von rajo1 »

Hallo Manuela,

na ja.. Du als Frau mit Erfahrung hast das durchschaut..

Und?

Ich gebe dir ein dickes Lob.

Nach deinen bisherigen Schilderungen, ich meine vor diesem thread, habe ich schon gestaunt, wie du das so machst.

Zeige und erzähle mehr von deinen Leistungen, Erfolgen und lasse dich nicht unterkriegen.

rajo
Dendrit
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Dendrit »

Aha, danke.

@ rajo:

Nach deinen bisherigen Schilderungen, ich meine vor diesem thread, habe ich schon gestaunt, wie du das so machst.
Zeige und erzähle mehr von deinen Leistungen, Erfolgen und lasse dich nicht unterkriegen.

Liegt vllt. an meinem Kopfweh: wie mache ich was und wem soll ich von welchen Leistungen und Erfolgen erzählen? Vllt. sollt ich doch ne Tablette nehmen, dann check das eher/besser.

LG, Manuela

Nachtrag: hab schon überlegt, ob ich ihn mal wieder zum Psychiater mitnehmen soll, damit der ihm eine "Auffrischung" gibt. Montags hab ich wieder nen Termin. Hat ja schon 2x genutzt, also zum Verstehen, was ein Depri ist.
rajo1
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von rajo1 »

Hallo Manuela,

eine schwierige Zeit macht ihr auf alle Fälle durch.
Ein Umzug ist nicht nebenbei gemacht, zumal ihr viel selber macht.
Das ist schon für "gesunde Normalos" nicht einfach.
Eine Auffrischung kann nicht schaden, aber die Zeit könnte er auch anders nutzen.

Vielleicht macht es eine erneute Kopfwäsche von dir.

Ich hoffe sehr für dich , es wird die Zeit kommen, wo du dich über das Erreichte und das neue Zuhause, das Häuschen freuen kannst, zusammen mit deinem Mann.

rajo
Dendrit
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Dendrit »

Hallo Rajo,

das Problem ist ja - sofern er zuhört - nichts annimmt. Ich weiß nicht, ob Du das Sprichwort kennst, sinngemäß, dass der Prophet im eigenen Haus nichts ausrichten kann. Also meine "Kopfwäsche" nutzt nichts. Jemand muss das Shampoo sein und ich die Haarkur.

Vllt. ist es anhand der Katze verständlicher: überall kann man lesen, dass eine Katze nichts vom Tisch bekommt, wieso und warum. Irgendwann kann ich es noch so oft sagen, sie bekommt es trotzdem. Beim Tierarzt: sie erklärt, warum eine Katze nichts bekommen soll - und es klappt. Von einem Moment zum anderen. Ähnliches steht jetzt nun wg. rauslassen bevor: das sollte man 6-8 Wochen nach einem Umzug nicht. Jetzt kann ich froh sein, wenn er es eine Woche aushält und hoffe, dass der Tierarzt bei der Impfung ihm sagt, warum und wieso und hoff, dass wenigstens 3 w daraus werden.

Rajo, ich kann einfach nicht mehr, das muss jetzt einfach jemand anders für mich tun.

LG, Manuela
Babi
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Babi »

He Manuela,
deine Situation ist ja nicht ganz einfach. Oh mann!
Das hört sich so an, als ob dein Mann als Kind nicht viel Lob bekommen hat und ein Nachholbedürfnis hat, finde ich.
Loben tut man eigentlich mehr Kinder wie Erwachsene, so kenne ich das. Natürlich kannst du deinen Mann loben so ala "Das hast du echt gut gemacht" aber ich finde es besser, einfach nur zu ihm zu sagen "Danke, daß du das gemacht hast". Ob jetzt Loben oder Danken, ich finde, du solltest es ab und zu machen, aber auch nicht allzu oft, sonst hebt er vielleicht noch richtig ab vor lauter Lob, ich hoffe, du weißt, was ich meine.
Ich habe da auch noch einen Tipp für dich:
Mach doch mal ein Heft mit zwei Spalten, eine für dich und eine für ihn und schreib immer auf, wenn er was getan hat in seine Spalte und wenn du was du was getan hast in deine Spalte. So kannst du ihm verdeutlichen, was du alles tust und daß du vielleicht gar nicht weniger tust wie er.
Weißt du, so wie du deinen Mann beschreibst, hört sich das schon richtig nach Prahlen an. Immer wenn er das rauskehrt, was er doch alles gemacht hat, halte ihm das Heft vor die Nase und zeige ihm, was du alles gemacht hast und was er alles gemacht hat, dann wird er erkennen, daß du nicht weniger machst.
Du kannst das Heft ja immer wieder fortführen und ihm so schwarz auf weiß zeigen, was Sache ist.
Ich wünsch dir alles Gute. Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Dendrit
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Dendrit »

Hallo Babi,

Mach doch mal ein Heft mit zwei Spalten, ... Ob jetzt Loben oder Danken, ich finde, du solltest es ab und zu machen,

Das hört sich ja krass an. Also mir gehts nicht um die Menge, wer was wieviel gemacht hat, da würd ich ja haushoch schlecht abschneiden, zumindest in den letzten Jahren. Es ist auch nicht so, dass es kein normales Danke + Bitte gäbe.

Ich hatte später meinem Psychiater noch ne Mail geschrieben und von der Reaktion heute, scheint mein Mann die Antwort gelesen zu haben (über Tel. sollte er ein paar Einstellungen am Mail-Programm ändern [natürlich gelobt ] und da zeigt es mit Text automatisch die neueste Nachricht an - also jetzt nicht über Nichteinhaltung von Postgeheimnis vermuten).

So ... nun hab ich den Faden verloren. Egal. Ich wünsch Dir noch nen schönen Sonntag!

LG, Manuela


... vor ein paar Tagen den Faden wieder gefunden, aber vergessen nachzutragen: als Prahlen empfinde ich es eigentlich nicht.
Schnarchi
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Schnarchi »

>>>..halte ihm das Heft vor die Nase und zeige ihm, was du alles gemacht hast und was er alles gemacht hat,...<<<

Ich hab' aber - Du hast aber, .....das ist immer der Anfang vom Ende.
Babi
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Babi »

Manuela und Michael....

sorry, so graß war das eigentlich gar nicht gedacht!
Hab da ein bißl was anders verstaden an deinem Post, wie es gemeint war, Manuela!
Jedenfalls find ich zu oft loben übertrieben.
gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Acedia
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Acedia »

Liebe Manuela,

danke für die ausführlichen Beispiele. Ich glaube auch zu verstehen, dass es dir nicht darum geht, selber herausgestellt zu werden oder mehr Anerkennung zu bekommen, obwohl das auch sehr schön wäre.

Für mich hört es sich so an, dass dein Mann sich gerne in den Mittelpunkt stellt und sehr auf sich selbst fixiert ist. Na ja, halt so ne narzistisch-egoistische Persönlichkeit. Kann das sein? Er weiss zwar, dass du depressiv bist und seiner Meinung nach nimmt er auch Rücksicht darauf. Andererseits gibt ihm deine Krankheit auch immer die Möglichkeit, sich selbst als den Helden darzustellen.

Im Beispiel mit der Tierärztin sagst du eigentlich deutlich, dass nur ein Außenstehender etwas ausrichten kann. Von daher finde ich den Tipp, evtl. eine Paartherapie zu machen, gar nicht so schlecht. Ihn mit zu deinem Psych zu nehmen halte ich für weniger sinnvoll, weil er ja um deinen Zustand weiss.

Ich glaube auch nicht, dass du grundsätzlich den Charakter ändern kannst. Irgendwie muss man damit leben, wenn man sich liebt und es aushalten kann. Aber kleine Veränderungen kann man schon erreichen.

Liebe Grüße
Lea
Speranza
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Speranza »

Liebe Manuela,

Ich ackere ja auch sehr intensiv an meiner Beziehung und daher sind mir ein paar Ideen gekommen:

Wenn ich deine Beschreibungen lese, und versuche, mich in die Situationen einzufühlen, spüre ich mich selbst ganz hilflos, ratlos und dazu kommt eine kleine Portion Wut (nicht auf dich!!).

Wenn ich dann stellvertretend für dich weiter denken will, tauchen bei mir die Gedanken auf: werde ich (Manuela) von ihm /und den Freunden gar nicht wahrgenommen? Mein Mann ignoriert mich ja in diesen Situationen völlig! „Die“ übergehen einfach, dass ich ihm schon denselben Rat gegeben habe! Sehen sie denn nicht, wie ich mich abmühe mich verständlich zu machen, wie sehr ich mich – trotz meiner Krankheit – einbringe und mein Möglichstes gebe??

Nach der GfK k ö n ne n zu diesen Gefühlen die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Gleichwertigkeit, Wertschätzung und Beachtung gehören.

K a n n es sein, dass diese Bedürfnisse nicht nur bei dir im Mangel sind, sondern dass auch dein Mann sich nicht „gesehen“ fühlt? Dass er aus diesem Grund wütend ist und f ä l s c h l i c h e r und unbewusster Weise dich für seinen Frust verantwortlich macht? Dich in manchen Situationen deshalb ignoriert, „vergisst“, übergeht – weil er keinen Weg kennt, seine Bedürfnisse mit dir zu besprechen?

Ich konnte mich meinem Mann gegenüber jahrelang nicht verständlich machen – es lag nicht an mir. Der Widerstand, mir emotionale Resonanz zu geben war /ist nur therapeutisch anzugehen – in einer Paartherapie.

Ich wünsche dir alles Liebe!

Ursula

PS: @ Brittka: das Buch " Die Wolfsfrau" ist ganz, ganz toll!
bee
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von bee »

Hallo Manuela,
ich denke auch (aus eigener Erfahrung):
Das ist ein Fall für Paartherapie!

Lea
Schön wieder mal von dir zu lesen, schreibst du mir mal?

LG bee
Betroffene für Betroffene
http://www.depressionsliga.de/
Dendrit
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Dendrit »

*heul*

also ich hab alles gelesen, vielen Dank. Auch geantwortet, aber alles weg. Ich hab so ein iPhone bekommen und fuer mich schwieriger zu antworten. Vllt komm ich morgen an einen PC.

LG, Manuela
Speranza
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Speranza »

Manuela,
würd dich gern tröstend drücken - da könnt ich ja mitheulen, hm. Sch....technik und mach dir nichts draus, sowas passiert vielen (mir auch)!


LG Ursula
Dendrit
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Dendrit »

Hallo Zusammen,

so, an ner Tastatur kommt auch so kleine Dinger namens iPhone doch nicht ran ...

@ Lea

Für mich hört es sich so an, dass dein Mann sich gerne in den Mittelpunkt stellt und sehr auf sich selbst fixiert ist. ... Andererseits gibt ihm deine Krankheit auch immer die Möglichkeit, sich selbst als den Helden darzustellen.

Ja genau! Trifft den Nagel auf den Kopf, besser könnt ich's gar nicht formulieren.

Ihn mit zu deinem Psych zu nehmen halte ich für weniger sinnvoll, weil er ja um deinen Zustand weiss.

Also in meiner Verzweiflung bestand ich dann drauf, dass er mitkommt - wieso und warum sagte ich nicht, nur dass es mein Bedürfnis ist, dass sollte der Psychiater tun. Es war kein "Haarewaschen", eigentlich nur ein paar Fragen und Denkanstöße, aber er kaut offensichtlich immer noch dran. Blockt noch immer das Gespräch beim Psychiater. So eine Paartherapie hat er ihm/uns auch vorgeschlagen, ich nimm an, dass ihn das am meisten getroffen hat.

Ich glaube auch nicht, dass du grundsätzlich den Charakter ändern kannst.

Ja, das stimmt. Das erwart ich auch gar nicht.


@ Ursula:

Interessante Fragen. Mal sehn, vllt. kann ich ihn mal (nach dem Umzug) darauf ansprechen.

Was heißt eigentlich "GfK"?

LG, Manuela
Speranza
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Speranza »

Liebe Manuela,

GfK - ist die Abkürzung für "Gewaltfreie Kommunikation" - die Auseinandersetzung mit dieser Methode hat mir schon oft "die Augen geöffnet" und aus der Opferrolle heraus geholfen.

Unter folgendem Link kannst du dir einen Überblick verschaffen:

http://www.gewaltfrei.de/gk802/modell.htm

LG Ursula
Dendrit
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Re: Geltungsbedürfnis

Beitrag von Dendrit »

Hallo Ursula,

danke für den Link. Klingt vom überfliegen schon mal interessant.

LG, Manuela
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