... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Himmel2
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von Himmel2 »

Hallo Bea

Ich habe da was durcheinander gebracht. Sie war Psychologin u. hat mit dem Hausarzt meines Mannes zusammen gearbeitet. Von ihr kamen anscheinend die Hinweise,was und wieviel verordnet werden soll .Der Hausarzt hat dann die Rezepte geschrieben . So richtig hatte ich da nie durchgeblickt. Er wurde für ein halbes Jahr krank geschrieben u.mußte sich nur 1/4 jährlich melden. Er bekam 20 mg Cerpramil.Ich verwechsel das immer mit Citalopram, weil er das auch zwischendurch hatte. Daraufhin ging es ihm gut und als das halbe Jahr rum war und er das Medikament einfach absetzte, kam es doppelt krass. Im Krankenhaus bekommt er auch wieder Cerpramil( Entschuldigung habe es wieder mit Citalopram verwechselt),daß andere Medikament geben sie ihm nicht( Seroquel).Dies hat mein Mann abgelehnt u. sie akzeptieren es zum Glück.Heute ging es ihm relativ gut.Gestern war nicht so sein Tag. Das merke ich,wenn ich auf meiner SMS keine Antwort bekomme. War gestern auf einer Hochzeit und habe ein Bild vom Paar,während sie den Baumstamm zersägen, geschickt. Wenn ich merke er meldet sich nicht, laß ich es auch. Heute hatte er mir dafür erklärt warum. Durch sein ADS, ist er auch immer ein Querschläger. Die Therapien nimmt er nicht so wahr, so das es schnell mit den Ärzten zum Streit kommt. Was mich aber freut ist,daß er wieder viel spazieren geht.

Tschüßi Heide !
BeAk

Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von BeAk »

Liebe Heidi,

vielleicht ist es ja auch gut, wenn die Ärztin deinem Mann gelegendlich die Meinung sagt, wenn er schludert.

Momentan ist er wohl auf gutem Weg.
Hoffendlich bleibt es so.
serafine
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von serafine »

hallo liebe koboldin

ganz lieben dank ! was du geschrieben hast, hat mir sehr eingeleuchtet.
ich bin deinem rat in der zwischen zeit 2 fach gefolgt.

- habe den spieß umgedreht und meinem mann gesagt, er könne sich melden, wenn es etwas gibt, wobei ich helfen kann, ansonsten gigne ich davon aus, dass er für sich (selbst oder über andere menschen).

-ich habe meinen mann gebeten, mir zu sagen, was er momenten in unsere partnerschaft und familie bereit ist zu investieren bzw. was er investieren kann.

auf letzteres bekomme ich wahrscheinlich keine antwort, ich habe damit ausgesprochen, was die TO DOS in der familie sind.

wenn nichts kommt ,dann muss ich vermutlich alleine die entscheidungen treffen (es geht um meine berufsaufnahme, darum, wo wir wohnen können /unsrer wohnung ist viel zu klein usw. )
es sind entscheidungen, die brennen und sich nicht aufschieben lassen, womit ich etwas, aber eben nicht merh sehr lange warten kann.

so- uff

trotzdem spüre ich, dass ich immer noch wie so ein satellit um meinen mann herumkreise.

schwierig.

am wochenende hatte ich selbst das gefühl, den verstand zu verlieren.

das darf nicht passieren und darum rufe ich jetzt mal laut STOP

ansonsten bekommt mein mann jetzt medikamente (seit 5 tagen doer so) - ich hoffe, die entfalten bald wirkung - damit er sich besser fühlt, denn es geht ihm ziemlich mies, leider .

einen schönen tag trotzdem
wünscht

serafine
otterchen
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von otterchen »

Liebe Serafine,

Du schreibst
und ich fühle mich erpresst, denn immer just, in dem moment, in dem ich gerade wieder dabei bin, mich zu fangen, mich innerlich zu sortieren und abzugrenzen, da kommt der einbruch bei ihm (natürlich – er sucht sich das nicht aus – dennoch werde ich beeinflusst).

Zufällig ist dies aber nicht.
Dein Mann scheint (nur MEIN Eindruck) nicht die Verantwortung für sich übernehmen zu können. Du bist auf einmal nicht für ihn da, Du sorgst selbst für Dein Wohlergehen und Deine gute Laune - da schreit irgendwas in ihm "he, und wo bleibe ich?" - weil er es nicht kann. Klar, dass genau in diesem Falle sein Zustand wieder kippen kann.
Eine enorme Belastung für Dich! Denn Du bist nicht nur Dein eigener "Bespaßer", sondern auch der Deines Mannes. Mach mir gute Laune, mach Vorschläge, was wir unternehmen können, nimm mir die Sorgen, hör mir zu...

Ich überlege gerade, was Du dann an dieser Stelle tun könntest, um bei Dir selbst zu bleiben, aber um gleichzeitig Deinem Mann helfen zu können. Schwierig!

mensch und krankheit trennen – ja, das hört sich gut an – dafür muss der mensch aber erst selber tatsächlich begriffen haben, dass der zustand, in dem er sich befindet tatsächlich krankheitsbedingt ist.

Ja, und solange das nicht zutrifft, wird er Dich wie eine Tankstelle zum Krafttanken hernehmen wollen.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Mal was Blödes, was ich letztens im TV aufgeschnappt habe:
Es ging um eine Frau, die für sich nicht anerkennen wollte/konnte, dass sie suchtkrank ist.
Der Therapeut meinte dazu "ok, aber es ist so. Das hängt nicht davon ab, ob Sie es glauben oder nicht. Es würde ja auch niemand in einen Krankenbericht schreiben 'Patient hat Krebs, aber glaubt nicht daran.'"

Tja, wie bringt man jemanden dazu, diese Möglichkeit für sich zumindest in Betracht zu ziehen und sich zumindest mal fachlich beraten zu lassen?



Passt gut auf Euch auf! Aus lauter Liebe und Mitgefühl selbst noch depressiv zu werden oder im Burnout zu landen, kann nicht die Lösung dieses Problems sein.
Verlangt aber nicht zuviel von Euren Partnern - sie sind nur zum Teil erwachsen; ein großer Teil scheint mir noch Kind zu sein, das ganz viel liebevolle Zuwendung braucht.
Und diese liebevolle Zuwendung dürft Ihr auch für Euch selbst nicht vergessen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
sunshine45
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von sunshine45 »

Hallo zusammen,
@ Otterchen
Vielen Dank für Deinen Beitrag, der Kommentar: Patient hat Krebs, glaubt aber nicht dran brennt sich irgendwie in mein Hirn ein und vielleicht kann ich ihn auch mal in anderer Form anwenden.
Das mit der liebevollen Zuwendung bei depressiv erkrankten Menschen ist schon richtig, aber oft ist es für die Angehörigen sehr schwer diese immer zu geben, denn wir bleiben auf der Strecke, wenn wir nicht die Notbremse ziehen und auch Zuwendung von unserem Umfeld einfordern.
Ja, wir müssen lernen einzufordern, denn im Mittelpunkt steht oft der depressive Mensch, der von vielen bemitleidet wird und wieviel Kraft die Angehörigen oft aufbringen müssen (vom Verständnis für die Erkrankung mal ganz zu schweigen) wird oft verkannt.

Daher SERAFINE ist es schon mal gut, wenn Du laut STOP rufst. Dieses Rufen ist schon mal der Anfang und hoffentlich wirst Du es auch schaffen viele kleine Schritte in diese Richtung zu gehen.
Gibt es Freunde, die Dich persönlich unterstützen können?
Wenn Dich jemand fragt wie es Dir geht, dann sage nicht das obligatorische gut, sondern frage ruhig ob derjenige ein paar Minuten Zeit hat und erzähle von Deinen Sorgen. Versuch Dich etwas zu befreien von der momentanen Last und lass Dir wenigstens helfen, sofern Menschen in Deinem Umfeld sind, die das tun können.
Du bist bestimmt schon seit langer Zeit sehr stark und versuchst die "Maschinerie" irgendwie in Gang zu halten und die Reserven werden weniger bzw. sind wahrscheinlich auch schon gar nicht mehr vorhanden.
Du hast schon die richtigen Schritte eingeleitet, aber sie dann auch wirklich zu gehen ist nochmal was anderes.
Ich habe in der Paartherapie für mich die Aufgabe bekommen mich vor jedem Tun zu fragen, ob ich das auch wirklich will! Das ist wirklich ein harter Prozess und ich erwische mich schon dabei, dass ich Dinge mache von denen ich denke, dass sie meinem LG vielleicht gut tun würden, aber mir wieder Zeit stehlen und auch eigentlich über meine eigenen Kräfte gehen. Also gehe ich dazu über einiges zu lassen, von dem ich vorher dachte, dass es erwartet würde, aber es definitiv nie von mir erwartet wurde, sondern einzig und allein in meinem Kopf existierte.
Aber das ist alles Theorie und man fragt sich in solchen Situationen: Für mich sorgen, na toll, wie soll das gehen? Ich habe gar keine Zeit für mich zu sorgen, denn ich habe Sorgen, große Sorgen sogar und in Deinem Fall sind auch die Kinder noch da...
Da kommen dann wirklich gut gemeinte Aussagen, wie pass auf Dich auf, Du bist auch noch da ... usw.
Damit kann man dann oft überhaupt nichts anfangen, wenn der Haushalt erledigt, die Wäsche gewaschen, eingekauft, Hausaufgaben kontrolliert und dabei immer noch der depressive Partner im Kopf rumschwirrt und man wie im Hamsterrad nach einem Ausweg sucht.
Den findet man in dieser Situation einfach nicht, da kannst Du machen was Du willst ...

Ich habe es für mich so geregelt, dass ich mir feste Auszeiten nehme und mich dann auf mein Mountainbike setze. Bewegung hilft Stress und Aggressionen abzubauen, Natur läßt die Gedanken schweifen und dann tun sich ganz plötzlich kleine Glücksmomente auf, wenn man eine schöne Blumenwiese oder seltene Tiere sieht etc. Jeden Tag versuche ich für mich etwas schönes zu entdecken und absolute Kleinigkeiten spielen dann eine große Rolle und vielleicht ist es Dir Serafine oder allen anderen in der Situation auch möglich sich zumindest diese kleinen Glücksmomente zu verschaffen. Vielleicht können die Kinder wirklich mal für einige Stunden zu Freunden und es gibt Auszeiten nur für sich allein, die man dringend braucht um sich selbst etwas zu erholen.
Bei meinen Touren durch die Natur bekomme ich dann auch Abstand zu meinem LG und habe das Gefühl tief Luft holen zu können und verschaffe mir dadurch wieder Freiraum, vielleicht ein Ansatz für einige Leser hier ...

Sollte es einer von Euch versuchen, so wünsche ich viel Spaß auf der Blumenwiese
die Koboldin
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sunshine45
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Serafine,
ich habe noch etwas vergessen, Du schreibst Dein Mann bekommt jetzt Medikamente. Was hat er denn verschrieben bekommen und von wem? Sind es Antidepressiva und hat sich seine Meinung dazu geändert? Glaubt er mittlerweile, dass er eine Depression hat oder weist er es immer noch weit von sich?
Die meisten Medikamente wirken erst nach 2-3 Wochen und nicht immer muss sich seine Stimmung dann wesentlich verändern.
Hat er Menschen in seinem Umfeld mit denen er redet?
LG
von der Koboldin
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Babi
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von Babi »

Hallo Serafine,
das mit dem STOP rufen ist echt gut, das mache ich auch immer ,wenn ich mich wieder drohe, in depressiven Gedanken zu verrennen. Dieses STOP wirkt dann immer, hab ich sogar in der Therapie gelernt.

kobold,
das mit der Natur ist gut, ich gehe auch oft bei uns an den Neckar und werde dadurch wieder ruhiger und gehe auch mal einfach nur spazieren an der frischen Luft!
Tut echt total gut!
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
serafine
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von serafine »

hallo !!!

@babi
bei mir ist das stopschild oftmals nur theorie - es sit wie du sagst, STOP zu sagen innerlich muss genauso gelernt werden wie HALT ganz deutlich anderen gegenüber zu kommunizieren ...
meine kinder haben so verkehrszeichen ausholz, da habe ich mir jetzt ein STOP schild auf den schreibtisch gestellt ...


@koboldin
bei meien mann tut sich was
er nimmt ADS - und seit heute ist er in einer tagesklinik-
bitte drückt mir die daumen, dass er es weiterhin dorthin schafft, denn dorthin zu fahren ist für ihn schon irre schwer.
ich hoffe, die ADS fangen bald an zu wirken.
was er genau nimmt, weiß ich nicht ...

ich wünsche euch allen eine erholsame nacht serafine

kennt ihr das buch vom seelenvogel - ach, so schön... so wahr ...
Babi
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Re:...mein Partner sagt, er sei nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von Babi »

Danke für den Tipp.
Werde mir auch mal ein Stopp-Schild aus Pappe basteln, das überleg ich mir echt, vielleicht hilft es mir.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
sunshine45
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Serafine,
das sind ja Riesenschritte die da gerade bei Euch passieren.
Das freut mich sehr für Euch/Dich und Du kannst Dich drauf verlassen, dass ich ganz fest die Daumen drücke.
Wie kam das denn so plötzlich mit der Tagesklinik?
Frage da natürlich auch noch aus Eigeninteresse.
Wir hatten heute einen Termin bei der Paartherapie und mir rauscht der Kopf. Leider öffnet sich mein LG dort so gut wie gar nicht und dementsprechend stehe ich ständig im Focus.
Sobald sie versucht mit ihm zu reden, geht gar nichts mehr. Den ganzen Rückweg hat er mich im Auto nur angemeckert und mir erzählt wie sch.... ich bin.
Das Buch vom Seelenvogel kenn ich nicht, werd mich aber mal kundig machen.
Sei herzlich gegrüßt und versichert, dass ich mich sehr für Dich über die Entwicklung freue und hoffe, dass sie auch anhält.
Eine liebe Umarmung
von der Koboldin
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serafine
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von serafine »

liebe koboldin,

wie das jettz alles gekommen ist -
mmh, so schnell fand ich das jetzt nicht -

nun so ist es wohl - man muss erst einmal ganz unten angekommen sein - um dann zu handeln ....

vor 2 woche wurde es bei meinem mann wieder ganz schlimm - an diesen heißen tage,da ist er wieder völlig zusammen geklappt und kam so doch endlich mal in eien psychosomatische ambulanz -
die ihm auch ADS verschreiben haben ...

erhat das zeug erst nicht nehmen wollen wegen der nebenwirkungen,
aber es ging ihm immer schlechter -

immerhin kannte er dann schon die ambulanz, hatte da wieder einen termin und wieder ...
und jetzt die klinik -

tagesklinik war die schnellste lösung - für eine stationäre aufnahme hätte er mindestens 6 wochen warten müssen .

ich finde tagesklinik auch gut, weil er damit zwar tagsüber in der geschützten umgebung klinik ist, sonst aber schon in der gewohnten alltags umgebung. er muss sich also trotzdem im normalen alltag bewähren.

dialoge mit ihm sind schwierig- ich spüre wiesehr er in seiner engen angstvollen welt lebt, wie wenig wir - seine familie - da vorkommen -

ich bewundere meinen mann dafür, dass er sich jetzt helfen lässt.

ich hoffe sosehr, dass er gute therapeuten hat, die ihn verstehne , die ihn leiten können.

was mit uns als paar wird, darüber nachzudenken fällt mir schwer - im kann mir eine mittelfristig und langfristig nicht vorstellen. das tut mir weh.


passt gut auf euch auf, bea und koboldin -gute nacht von serafine


der seelenvogel ist ein bilderbuch für erwachsene, aber auch für kinder.
ich versuche gerade über geeignete bücher, meinen kindern verständlich zu machen, was los ist mit dem papa ...
Reve
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von Reve »

Hallo Serafine,

ich hab mir gerade noch mal den Thread durchgelesen, schlimm was ihr beide – also du und dein Partner - und natürlich auch die Kinder erleben müsst.

Du schreibst <<< was mit uns als paar wird, darüber nachzudenken fällt mir schwer - im kann mir eine mittelfristig und langfristig nicht vorstellen. das tut mir weh.>>>

Und das ist der Punkt, der mir ins Auge fällt. Serafine, könntest du nicht versuchen, anzustreben, nicht mehr so sehr in die Zukunft zu sehen, was dich und deinen Mann anbelangt, sondern das Jetzt zu erfassen. Langsam in kleinen Schritten zu lernen, nur noch im Heute zu sein, so weit es geht. Jeden Tag einzelnen zu bewerten, dich über winzige Fortschritte oder Signale zu erfreuen, die vielleicht dein Mann macht, Rückschläge nicht zu sehr zu bewerten.

Ich spreche aus Erfahrung, ich hatte vier Jahre eine Höllenangst vor der Zukunft, vegetierte bereits im Jahre 2029 (oder einige Jahre in der Vergangenheit) und wollte trotzdem leben, für mich, für meine Kinder, für meinen Mann. In mühseliger Arbeit suchte ich nach Möglichkeiten, um wieder im Jetzt anzukommen, unter vielen, vielen anderen Maßnahmen hat mir auch nur ein einfaches Buch geholfen, auf das ich erst am Ende meiner Reise über Umwege gestoßen bin, es geht in Richtung Achtsamkeit und zielt darauf ab, dass man den Augenblick wach und gegenwärtig begreifen muss. Sonst verschwendet man aber auch alles, was so schön sein kann aus Angst vor Sorgen und Ängsten, die jeden Tag überschatten, was ja gerade für dich als Angehörige gilt. Du bist Angehörige, aber nicht persönlich betroffen, auch wenn du mitleidest.
Du musst deinem Mann viel Zeit geben, vielleicht Jahre, vielleicht geht es ganz schnell, bei uns hat es vier Jahre gedauert und es hat sich vieles zum Positiven geändert.

lg Carin
serafine
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von serafine »

danke dir carin-

ja, was du ansprichst ist ein ganz wichtiger punkt-
mir fällt selbst schon auf wie ich mich im alltag gar nicht an den kindern freuen kann -
da bedarf es eines nachmittags unter freunden oder so, dass ich diese freude erleben kann (also herauslösung aus dem alltag mit seinen sorgen) -

und ich könnte diese freude doch jeden tag haben, wie du schreibst, mmh...

das paradoxe - warum denke ich mittel - langfristig -

weil ich ein bedüfnis nach sicherheit für die kinder habe.
ich selbst so für mich allein könnte zu not aus dem koffer leben -

aber mit den kindern geht das nicht -
die brauchen schon ein dach über dem kopf, die brauchen was ordentliches zu essen usw usw

und darum geht es bei uns im moment auch , um diese ganz existentiellen dinge (die machen mir verdammt vuiel angst) -

nun gut- es fällt mir schwer, statt 2029 *grins*
versuche ich mal in 5 oder noch besser 2 jahren zu denken ...

dir ganz lieben dank -

wenn ich das fragen darf, was für ein buch hast du gelesen, was dir so weiter geholfen hat ?

liebe grüße von serafine
Himmel2
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von Himmel2 »

Sicherheit

Diese Gedanken haben mich auch schon immer beschäfftigt.Glücklicherweise wollte ich schon immer, auch als Jugendliche, nie abhängig von jemanden sein.Dadurch habe ich mich auf Arbeit und durch Weiterbildungen, um meine Arbeit zu erhalten, immer irgendwie durchgebissen.Der Gedanke nie von jemanden abhängig zu sein hängt mit meiner Kindheit zusammen.Als mein Mann so extrem depressiv wurde und ich mit ihm zu einer Eheberatung gegangen bin,hatte ich dieses Thema angesprochen.Ich sagte ihm damals das ich mich auch nach Sicherheit sehnte und ich aber merkte das er dies mir nicht geben kann und es für mich selbstverständlich war , daß ich dann diesen Part übernehme.Mein Mann hatte dies überhaupt nicht verstanden und machte mir nur Vorwürfe. Heute weiß ich,das es aber ganz wichtig ist diese Sicherheit sich selbst zu geben und möglichst nicht von anderen abhängig zu sein.Hierbei hilft auch ein gutes soziales Netz von Freunden u. Verwanden. Dies ist besonders wichtig, wenn man mit allem alleine fertig werden muß.
Nur Du kannst Dir die Sicherheit alleine geben.Dein Mann wird Dir durch seiner Situation nicht helfen können. Schafft Du es Dir die Sicherheit selber zu geben, hast Du schon einen großen Druck los. Und dann behalte Dir dies, auch wenn es Deinen Mann wieder besser gehen sollte.



Liebe Grüße Heide!
Reve
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von Reve »

Hallo Serafine,

es war das Buch "Wunder der Achtsamkeit" von Thich Nhat Hanh (einem Meditationslehrer), vieles, was er beschreibt (ist nur ein ganz dünnes Buch)geht auch bei mir nicht im täglichen Leben, aber der Grundgedanke hat mich so fasziniert. Ich z.B. haste mich ab und bin während einer Tätigkeit schon wieder bei der nächsten bzw. bei fünfen gleichzeitig. Er plädiert dafür, sich bewusst ein wenig die Zeit zu nehmen, da einen sonst die Zukunft verschlingt.

lg Carin
Babi
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von Babi »

He serafine,
es ist normal, daß man, wenn man Kinder hat, auch an die Zukunft denkt.
Mach ich bei meinem Sohn auch!
Trotzdem sollte man sich da nicht verrückt machen, ich weiß ist leicht gesagt und manchmal überfällt mich auch die Angst vor der Zukunft!
Aber aus dem Grund, weil meine Zukunft finanziell nicht so gesichert ist, sondern in der Schwebe hängt.
Ich habe aber gemerkt, daß diese Angst sehr belastet und versuche jetzt immer an das hier und jetzt zu denken!
Das nimmt Druck! Probier doch mal, dich auf morgen oder übermorgen oder auf etwas in ein paar Wochen zu freuen, was du vielleicht geplant hast, was schön für dich ist.
Das hilft, die Angst zu verdrängen.
So mach ich das immer.
Lieber Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
serafine
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von serafine »

heide, carin, babi , ihr lieben - danke !

ich bin so froh, dass es dieses forum gibt und das euch gibt, die ihr mitfühlt und da seid für mich.

@heide - es ist sehr interessant, was du schreibst - dieser selbständigkeitsgedanke, der begleitet mich auch schon ein ganzes leben - im zweifel auch allein klat kommen - nur jetzt, so es so zu kommen scheint,. ach ja, lustig ist das nicht...


Thich Nhat Hanh - der ist mir nun in drei tagen schon 2x begegnet. ich war am WoE auf einem seminar über gewaltfreie kommunikation anch marshall rosenberg (ich träume davon, davon mehr zu verstehen und meinen kidner davon etwas zu ermitteln...)-
eine teilenhemrin dort hat Thich Nhat Hanh erwähnt.
kurz, ich will mich da mal schlau machen.

auch bei rosenberg spielt dieses im jetzt sein eine große rolle -
den anderen auch nur im jetzt wahrnehmen, nicht in der zukunft mit forderungen oder aus der vergangenheit mit erwartungen -
die eigenen nicht erfüllten bedürfnisse notfall selbst stillen ....

schwierig das alles - aber es könnte ein guter weg sein.

gute nacht von serafine
Reve
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von Reve »

Hallo Serafine,

"meinen" Thich Nath Hanh wollte ich meinem großen Sohn auch schon schmackhaft machen und hab ihm das Buch hingelegt, nachdem er mit meinem Auto aus lauter Hektik auf das parkende Auto gegenüber draufgefahren ist. Na ja, er hat nur gelacht und ich habs wieder eingesteckt, aber indirekt wird es trotzdem wirken ...

lG Carin
sunshine45
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Serafine,
wie geht es Dir?
Gibt es neue Entwicklungen?
Herzliche Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
serafine
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Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von serafine »

hallo koboldin,

ganz leiben dank für deine nachfrage.

ich weiß gar nicht, wie lange ich nicht mehr hier war. es ging mir selbst nicht so gut - würde ich aus der sicht heute sagen.

ich zweifel auch jetzt noch ordentlich an meiner selbtwahrnehmung, aber nicht mehr ganz so - fühle mich selbst wieder stabiler.

gerade heute sehe ich die welt sehr positiv -
hatte schon mehrere gute telefonate, merke wie die eigene innere haltung so einen großen unterschied macht - wenn ich doch bloß die eigene innere haltung besser beeinflussen könnte...

mein mann hat nun den klinikaufenthalt hinter sich - er arbetiet auch wieder, allerdings läuft es so an der grenze, so dass ich sorge habe, dass er sich übernimmt.

nur, ich kann es nicht ändern - das ist sein ding.

in meiner partnerschaft zu ihm bleibt es schwierig -
die kinder freuen sich, wenn sie ihn sehen (er war gegen ende der klinikzeit mal da) -
mir fällt es schwer -
ich weiß nicht, wo wir stehen -

ich ma nicht nett sein um des nettseins willen -
ich möchte mich fair verhalten, aber mich nicht passend machen - bei mir bleiben -
wie schwierig.

gerade habe ich an einem seminar (2. teil) zur gewaltfreier kommunikation nach marshall rosenberg teilgenommen. davon bin ich nun ganz motiviert und übe mich u.a. in selbst empathie ....
ganz tolle sache ...

die eigenen gefühle und bedürfnisse ohne wertung und interpreation zu erspüren -
schwierig und wie hilfreich !!!

sonst gibt es eine erledigte baustelle,
ich habe eine größere wohnung für die kidner und mich gefunden -
ich bin dabei meine berufstätigkeit zu organisieren -

ich stelle mich darauf ein, im ersten halbjahr nächstes jahr monatlich minus zu machen ( die kinderbetreuung ist so abartig teuer) - danach dürfte es dann besser werden.

vielleicht ist das teil eines besseren weniger komplizierten lebens - den dingen ins auge sehen - sie akzeptieren - sich nicht aufbäumen wollen- sich nicht damit beschäftigen, ob etwas gerecht ist oder nicht und punkt.

herzliche grüße,
es denket an dich

serafine


eine frage hätte ich noch - vielelicht hat jemand aus dem forum hier erfahrung:

ich habe so ein bisschen darauf gewartet, dass ich während der klinikzeit meines mannes eventuelle auch mal einbezogen würde, weil wir eine familie sind. das hat nicht stattgefunden. ich habe ich dann mal angerufen und wollte vom arzt so eine art vorsichtige prognose ( so die grobe richtung - nicht mehr) , damit ich weiß wie ich planen muss - der hat sich auf seine ärzliche schweigepflicht berufen und das wars. ich fand das schon etwas merkwürdig, schließlich gibt es 3 unterhaltpflichtige kinder.
ist das so üblich ?
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: ... mein Partner sagt, er ist nicht depressiv ...wie soll es weitergehen

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Serafine,
ich wollte zunächst nur mal kurz einen lieben Gruss hier lassen. Es freut mich sehr wieder etwas von Dir zu hören, habe in der letzten Zeit schon öfter mal an Dich gedacht.
Es ist leider auch normal, dass man als Angehöriger auch Phasen hat in denen man stark abfällt, weil man ja wirklich viel allein regeln muss und dann noch mit Kindern.
Es freut mich, dass das schon mal mit der größeren Wohnung geklappt hat.
Ich melde mich noch in den nächsten Tagen einmal, habe gerade etwas Stress, denn wir bekommen ab morgen im ganzen Haus (2 große Etagen) neue Fenster und das bedeutet vielleicht auch für mich, dass ich das alles allein bewältigen muss (evtl. noch tapezieren und streichen etc.)
Aaaaahhh, aber das wird schon, ich geh jetzt mal schlafen und Kraft tanken ...
Liebe Grüße
von der Koboldin
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