Spitritualität und Depression

ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Hallo Igel

ich glaube nicht, das das was mit einer Psychose zu tun hat - kann das aber natürlich nicht beurteilen. Ich denke, es ist eher so - wir haben eine ganze Zeit lang (unser ganzes Leben) so identifiziert mit unseren Gefühlen gelebt, das jetzt diese Distanz nach Aufmerksamkeit schreit - und mit der Zeit und den nötigen Leuten, die dich immerwieder auf den Boden holen (also ins "reale Leben") schwingt das Pendel weniger aus in den Extremen und macht es sich in der Mitte gemütlich. zur ZEit hast Du whrscheinlich das Bedürfnis, zu sher in die Distanz zu gehen - aber das ist normal, keine Bange. Und wenns in Dir einen Impuls gibt, was dagegen zu tun dann geh doch mal joggen oder duschen - warum nicht?

Ben
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Noch was Igel

über sich selbst zu lächeln ist das Beste, was passieren kann. Da machst Du einen wahnsinnsfortschritt (Dein Erlebnis mit der Distanz bei Thomas' Posting) und dann spielt Dir Seine Fassade wieder einen üblen Streich ("Jetzt wird sie auch noch Psychotisch"). Schau Dir auch diesen Gedanken aus der Distanz an - da ist was, was glaubt, die Kontrolle zu verlieren - sehr spannend!

Ben
igel
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von igel »

Verstehe ich nicht, wie Du das meinst.

Wie meinst Du das - seine Fassade spielt mir einen Streich???

Übrigens dusche ich täglich, das hast Du hoffentlich nicht falsch verstanden!! GRINS
igel
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Ich meinte natürlich Deine Fassade - hab mich vertippt. Mit Fassade meine ich das, was Du bisher gelebt hast - mit was Du Dich bisher identifiziert hast

Ben
igel
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von igel »

Auf jeden Fall, ist es die Angst, Kontrolle zu verlieren. Es ist die Veränderung, die mich verunsichert. Das ist ja etwas neues und passt vielleicht noch nicht in mein "altes" Verhalten/meine "alte" Denkweise.

Ich weiss im Moment nur, Ben, dass ich Angst vor einem Absturz habe. Kennst Du das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen und nicht zu wissen, in was Du stürzt?

Gruss,
igel
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Ja, das kenne ich uns es ist ein beschissenes Gefühl! Man weiß, das es so, wie es war, nicht weitergehen kann und man weis auch nicht, wie es sonst weitergehen sollte. Die Angst vor dem Ungewissen ist Schlimm - aber nur, wenn wir weitergehen, leben wir. Was stehenbleibt, stirbt ab. Und es gibt einen Impuls in DIr der sagt "spring - so schlimm wirds nicht".

Ich bin gesprungen damals und es war die beste Entscheidung meines Lebens. Zuerst fällst Du wirklich - und dann merkst Du, das da neuer Boden kommt - oder Dir Flügel wachsen und Du keinen Boden mehr braucht

Vielleicht hast Du auch einen Trainer, der Deinen Sprung beobachten und begleiten kann (bei mir war das damals der Therapeut) - das vereinfacht viel!

Ben
igel
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von igel »

Hallo Ben,

dieser Impuls sagt mir, dass ich springen will, aber dieser Wille hat sich noch nicht gefestigt bzw. die Angst meldet sich wieder.

Das ist jetzt auch wieder so eine Geschichte, die ich sehr bezeichnend finde.

Als ich in der Klinik war, bin ich oft schwimmen gegangen. Irgendwann beim Stationsschwimmen überfiel mich der Drang, vom 1-Meter-Brett zu springen. Nur 1 Meter. Wegen meiner Höhenangst schon sehr viel. Aber ich wollte unbedingt und bin also auf das Brett und konnte kaum gehen, weil mir so schwindelig war. Die "Aufsicht" kam sofort und behielt mich im Auge, ermutigte mich aber auch. Ich hatte panische Angst, nicht wieder an die Oberfläche zu kommen wenn ich springe. Unten im Becken war eine Mitpatientin die meinte:"Ich passe auf, dass Du wieder hochkommst!"

Also bin ich gesprungen. Und ich konnte es seitdem nicht mehr lassen......
igel
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Ich kanns nicht lassen - schau Dir mal Deine Angst vorm Springen aus der Sitanz an. Wer oder was in Dir hat Angst - und wovor? Würde mich interessieren

Ben
igel
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von igel »

Warscheinlich ist es die kleine Igel, die Angst hat, laufen zu lernen..... und irgendwann das Vertrauen in die Welt verloren hat weil ihr einige Dinge passiert sind.

Ok. Jetzt ist Jetzt. Ich werde versuchen, bei diesem Gedanken zu bleiben. Mal sehen, wer oder was mich morgen wieder verunsichert...

Sag´mal, Ben, passiert Dir soetwas überhaupt nicht mehr??
igel
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

NAtürlich passiert mir sowas noch - aber ich kenne meine "Pappenheimer" mittlerweile. Der "kleine, enttäuschte" Ben hat auch vor vielem Angst - und mein Part ist es dann, ihm ein guter Vater zu sein, ihn zu verstehen, seine Ängste zu verstehen, zu trösten ...
Ich denke, Ziel von Selbterkenntnis (um die es meiner Meinung nach hier geht) ist es nicht, so zu werden, wie man gerne möchte (also ohne Ängste, Sorgen ...) sondern sich zunächst mal so zu akzeptieren, wie man ist - das "frei von Angst sein" ist dann eher eine Folge dieses Prozesses.
Kannst Du das nachvollziehen oder ists zu abgehoben?

Ich grüße Dich

Ben
Sunshine
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Sunshine »

Hallo Maggy,

im Grunde stimme ich Deinem posting voll und ganz zu. Das habe ich mit meinem posting auch gemeint. ich finde Deine Einstellung beneidenswert. Es ist mir auch lange Zeit gelungen immer wieder positiv zu denken, wenn ich mal wieder ein Tief überstanden hatte. Allerdings fällt es mir immer schwerer. Nichtdestotrotz versuche ich mich an den kleinen Freuden des Lebens festzuhalten beispielsweise ein nettes Gespräch oder ein gutes Buch.
Allerdings geht das auch nur wenn es mir gut geht. Im übrigen kann es auch zu einem ziemlichen Problem werden, wenn man auf einer fremden Toilette sitzt und es ist kein Klopapier da.
Ich wünsche Dir, dass Du immer Deine positive Einstellung behältst.

Alles Liebe

Sunshine
Sunshine
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Sunshine »

Hallo Ben,

natürlich ist die Welt nicht so wie wir sie uns wünschen. Der Mensch ist von der Natur nicht so angelegt das er friedlich und genügsam nebeneinander lebt. Das ist weder bei den Reichen noch bei den Armen so. In vielen Dritte-Welt Ländern herrscht Krieg zwischen armen Menschen. Und es gibt auch viele reiche Menschen die sich um andere kümmern. Jeder verhält sich so wie es es gelernt bzw. selbst erlebt hat. Auch finde ich Egoismus nicht unbedingt schlecht. Wie soll sich jemand um andere Menschen sorgen bzw kümmern können, wenn er sich nicht um sich selbst kümmert. Es ist wie alles im Leben eine Frage des Maßes. Wir werden wohl nie die ideale Welt haben aber jeder kann doch im kleinen ein bisschen beitragen die Welt zu verändern.
Ich meine hier nicht mit Geld oder sozialem Engagement sondern allein durch sein Verhalten.
Was nützt es wenn in Afrika jemand ein Brot bekommt aber nebenan der Nachbar an Einsamkeit stirbt ? Oft hilft ein Lächeln um jemanden über den Tag zu retten. Selbst griesgrämigen Menschen fällt es schwer unfreundlich zu sein, wenn man selbst freundlich ist.
Letzten Monat hat sich ein ehemaliger Kollege von mir das Leben genommen. Ich kannte ihn nicht sehr gut, er war Abteilungsleiter in einem anderen Bereich . Trotzdem hatten wir immer mal wieder mit einander zu tun. Er war immer freundlich und verstand machte auch gern mal einen Spass mit. Vor zwei Jahren nach einem SM Versuch wurde er ziemlich schnell aus der Firma entfernt. Erst da bekamen wir mit das er Depressionen hatte. Nach seinem Klinikaufenthalt musste er noch ein paar Wochen arbeiten aber da gab es schon einen Nachfolger für seinen Stuhl. Es muss eine schreckliche Situation für Ihn gewesen sein. Jeder wusste um seine Probleme aber keiner ging hin. Zum Schluss hat er sich noch von jedem einzeln verabschiedet. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Nur ab und zu hörte man etwas durch Kollegen die ihn gesehen hatten beispielsweise das er noch arbeitslos war.
Irgendwie habe ich immer damit gerechnet im einmal in der Stadt zu begegnen.Ich hätte mich gern einmal mit ihm unterhalten. Ich maße mir nicht an zu denken, dass ich ihm hätte helfen können. Aber ich habe es nicht einmal versucht.Genau wie die anderen habe ich nichts getan. Zum Schluss soll er kaum noch die Wohnung verlassen haben. Die Firma hat dann noch eine Todesanzeige aufgegeben. Das scheint mir wie blanker Hohn. Eine Chance zu Lebzeiten hätte im mehr gebracht. Seine Familie hat die auch nicht in seiner Nähe wohnt hat in der Todesanzeige geschrieben: In dem Moment in dem man erkennt, dass dem Menschen den man liebt, die Kraft zu leben verlässt, ... wird alles still.
Aber haben sie es erkannt?
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

Sunshine
Acedia
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Acedia »

Hallo,
ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen und beziehe meine Antwort auf das zuletzt Geschriebene von Sunshine.
Ich glaube auch, dass es sehr wichtig ist, den Blick für seinen unmittelbar Nächsten nicht zu verlieren, bei aller globalen Hilfe, die man gerne leisten möchte. Das kann der Nachbar, der Arbeitskollege und manchmal sogar der Ehepartner sein. Gerade dein Beispiel hat mich tief getroffen, denn ich erlebe an meinem Mann die oben genannte Geschichte beinahe konkruent. Auch er wurde durch nicht durchschaubare Zusammenhänge aus seiner Arbeit gedrängt und bekommt seitdem keinen Fuß mehr in diese Arbeitswelt, was ihn in tiefste Depressionen stürzt. Die Freundschaften, die vorwiegend aus Arbeitskollegen bestanden, waren mit einem mal alle verschwunden.
Obwohl ich sehr gut bemerke, dass er immer wieder an Suizid denkt, kann ich ihn nicht helfen. Ich konzentriere mein ganzes Leben auf sein Wohlergehen und analysiere ständig seinen momentanen Gefühlszustand. Da ich selber sehr instabil bin und dass wiederum verbergen muss, glaube ich, dass sich in unseren Herzen oft schreckliche Tragödien abspielen, die jeder vor dem anderen geheim hält. Doch manchmal gibt es so eine Übereinstimmung in Richtung Suizid, die mir auch Angst macht, aber ich weiß oftmals auch keinen anderen Weg...
Das fiel mir alles gerade ein. Es kann sein, dass es hier nicht her passt, dann bitte ich Ben um Entschuldigung. Keinesfalls will ich seinen Thread "zerstören".
Lea
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Hallo Lea

natürlich passt das hierher - und ich schäme mich ein wenig, das Du meinst, dich bei mir entschuldigen zu müssen! Es ist nicht mein Thread - er soll offen sein für alle Fragen des Lebens - und die lassen sich halt häufig mit "herkömmlichen" Denkweisen nicht lösen.

Wenn Du noch was schreiben willst, würde mich interessieren:
Wie sieht Euer Tagesablauf den aus zur Zeit?
Gibts jemand "außen", der sich mit Euch zusammen- und auseinandersetzt?
Die Identifikation mit dem Job ist eine Kulturkrankheit bei uns. Wenn ich einen guten Job habe, bin ich wer, wenn nicht, dann nicht! Woher kommt das? Hat nicht jeder Mensch einen unendlichen Wert einfach dadurch zu SEIN? Wie kommt man diesem Wert wieder näher, wenn man nur immer funktionieren und leisten mußte?

Gute Gedanken

Ben
igel
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von igel »

Lieber Ben,

nein, es ist nicht abgehoben! Ich denke, es geht erstmal darum, die Anst anzunehmen, mit ihr zu arbeiten und sie dann loszulassen.

Sie will mir ja auch etwas mitteilen. Es ist die Angst der kleinen Igel, die aufgearbeitet bzw. verarbeitet werden will. Es gibt für mich eine reale Angst (eben die der kleinen Igel) und eine irreale Angst. Und wenn die Angst der kleinen Igel aufgearbeitet ist, passiert vielleicht die Verknüpfung ins Heute nicht mehr.
igel
igel
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von igel »

Liebe Lea,

ich freue mich, dass Du hier mitliest und schreibst! Bei dem, was Du über Deinen Mann schreibst, ist es ja ganz wichtig, dass Du auch etwas für Dich tust. Ich hoffe, es geht Dir schon ein wenig besser.

Es ist ganz egal, ob es passt oder nicht. Jeder kann hier so seine "Verstecke" finden, in denen er sich traut, zu schreiben.

Alles Gute,
igel
Acedia
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Acedia »

Hallo,
danke für deine Rücksicht, Ben. Ich werde mich auch bemühen, "beim Thema" zu bleiben.
Mit diesem Argument, dass sich der Mensch nicht durch die Arbeit definiert, versuche ich auch immer, meinen Mann aufzumuntern. Aber es gibt auch viele Aussagen (sogar in der Bibel), die genau auf das Gegenteil abzielen. Als Arbeitsloser ist man aus dieser Gesellschaft ausgeschlossen. Die Scham darüber geht soweit, dass wir es weitgehend verheimlichen und es in "Selbständig" umbenennen. Bei dem Beruf Fotograf und Bildjournalist kein Problem.
Woher diese Diskriminierung kommt, fragst du? Das liegt an dieser Leistungsgesellschaft, aber das weißt du doch viel besser als ich. Wen interessiert schon der eigentlich Wert eines Menschen? Diesen Wert gibt es nur theoretisch und er hat höchstens Bedeutung für den unmittelbar Nächsten, also in dem Fall für mich.

Ben, es gibt niemanden von "außen", mit dem wir darüber sprechen können, weil es eben auch peinlich ist. Er wird auf der Straße von vielen Leuten angesprochen, die ihn noch als Journalisten kennen und ihn zu den Terminen "vermissen" und er mag niemanden sagen, dass er nicht mehr dazugehört. Deshalb geht er auch kaum noch auf die Straße. Und ich kann das alles gut verstehen und nachempfinden. Es ist eine Tragödie, bei der ich jedesmal weinen muss ohne Ende, wenn ich wie jetzt daran denke.

Unser Tagesablauf ist normal, ich gehe ins Büro und mein Mann erst mal joggen, später fährt er mit seinem Bike durch den Wald, macht Fotos, bearbeitet sie am Computer usw. Abends "kümmere" ich mich dann um ihn, wir diskutieren über Politik und Umwelt, vermeiden das Thema Arbeit und Arbeitslosigkeit und sprechen nicht über Geld, damit er kein schlechtes Gewissen bekommt. Das ist alles sehr hart und anstrengend und zermürbend und bedarf einer großen Liebe, die eigentlich nicht vorhanden ist.
Aber das ist doch furchtbar langweilig für euch, wenn ich so etwas aufschreibe. Entschuldigt bitte!
Lea
Emily
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Emily »

Liebe Lea,

bitte entschuldige dich doch nicht immer, wenn du das schreibst, was dir unter den Nägeln brennt! Es mag traurig und deprimierend sein, aber es ist bestimmt nicht "langweilig". Wenn wir kein Interesse an anderen Menschen hätten, dann wären wir doch nicht hier, oder? Wir lesen deine Texte und nehmen Anteil daran. Ich persönlich empfinde es sogar als sehr wohltuend, dass du jetzt anfängst so zu schreiben, dass man als jemand, der dich eben nicht persönlich kennt, nun viel besser verstehen kann, welche Probleme du und dein Mann haben. Und dass z.B. das Problem der Arbeitslosigkeit einen völlig mutlos machen kann, ist doch nun wirklich leicht verständlich. Natürlich können wir hier nicht konkret dagegen helfen, aber wir können versuchen, ein bisschen Ermutigung zu geben.
Zu dem Problem der "Peinlichkeit" möchte ich noch was anmerken. Als ich krank wurde, hatte ich neben vielen anderen Problemen mit dieser Krankheit auch dieses Gefühl von schrecklicher "Peinlichkeit", wenn ich darüber reden musste oder wollte. Meine Schamgefühle waren grenzenlos. Heute bin ich der Auffassung, dass es vielleicht für jeden Menschen in seinem Leben Phasen gibt, in denen er ganz unten ist, dort, wo sein Leben anscheinend nur noch aus Peinlichkeiten besteht. Und ich sehe es heute so, dass diese Phasen uns eben herausfordern - Peinlichkeit hin, Schamgefühl her. Andere Menschen haben zwar andere Probleme, aber sie haben eben auch Probleme, die ihnen wiederum hochnotpeinlich sind. Das Leiden an der Peinlichkeit bringt uns einfach nicht weiter, es ist in meinen Augen nur sinnlos vergeudete Energie. Gibt es in euer Nähe eine Selbsthilfegruppe für Arbeitslose, der dein Mann sich anschließen, und wo er über seinen Frust zumindest reden könnte?

Liebe Grüße, Emily.
Acedia
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Acedia »

Versprochen!! Keine Entschuldigungen mehr, dafür dass ich euch schreibe!:)
Lea
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

HAllo Igel

Ich habe eine Schwester - unser Verhältnis war bis vor 2 Jahren praktisch Tod. Sie hatte die Erwartungen meiner Eltern erfüllt - ich nicht. Meine Lebenskrise brachte mich auch meiner Schwester wieder näher - wir verstehen uns seit einiger Zeit prima, telefonieren viel.
Ich habe aus deinem Posting entnommen, das Dir das Verhätnis zu Deinem Bruder irgenwie wichtig ist, andererseits möchtest Du Dich von ihm abkapseln. Was würdest Du Deinem Bruder gern mal sagen?

Zu Lea

Danke für die Antwort!
Wenn man den Tagesablauf Deines Mannes so liest, ohne von seinen Problemen zu wissen, könnte man fast neidisch werden (ist nicht ironisch oder sarkatisch gemeint - wirklich nicht!) Was bleibt von mir übrig, wenn man mir meine Rollen, durch die ich mich definiere, nimmt? Gar nichts? Doch! Da bleibt was. Du z.B. liebst nicht die Rollen, die Dein Mann einnimmt oder nicht, sondern Ihn! Das ist ein Unterschied! Sonst hättest Du Dich von ihm getrennt. So seh ich das. Was liebst Du an ihm jetzt noch? Da ist sicher eine ganze Menge! Kannst Du ihm das vermitteln?
Das das gesellschaftlich nicht angenommen wird, arbeitslos zu sein, ist nicht neu, aber falsch. Auch Dein Mann scheint viel Selbstbewußtsein und Selbstvertrauen aus Seiner Tätigkeit gezogen zu haben. Da scheint sich was neu zu ordnen. Was passiert, wenn mir die Bestätigung von außen plötzlich fehlt? Und was passiert, wenn mir das EGAL wird, weil ich meinen eigenen Wert erkannt habe? Dann kann auch eine solche Krise mich persönlich weiterbringen, weil ich nicht mehr "erpressbar" oder "manipulierbar" werde. Dein Mann macht trotz allem "sein Ding". legt sich nicht einfach ins Bett und klagt über die schlechte Welt - das finde ich mehr als beachtlich!

Viele Gedanken

Ben
igel
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von igel »

igel
kessy4949
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Ben,
ich habe die Diskussion aufmerksam mitverfolgt und ich finde es ziemlich intressant was Du da schreibst. Für mich selbst sind auch einige nützliche Tips dabei (gerade im Bereich Meditation), da ich noch ziemlich viel vor mir habe im Bezug auf die Depris.
Weiter so.
PS: Das mit dem "frech"-schreiben kenne ich auch. Mach ich auch des öfteren ganz gerne. Hier halte ich mich immer etwas zurück, rein aus dem Gedanken, daß es falsch verstanden wird.

Viele liebe Grüße,
Christin
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Liebe Igel,

meine Schwester ist älter (1 Jahr), aber was hat das Für Dich für eine Bedeutung?
Interessant ist für mich, welche Bedutung Du für Deinen Bruder hast? Lädt der nicht einen Haufen Verantwortung auf Dich ab? Siehs mal so - Du bist viel stärker als Dein Bruder! Du wirst bei einer Aussprache wahrschelich die Erfahrung wieder und wieder machen, das er Dich als Sündenbock hinstellt, weil er zu schwach ist, sein eigenes Verhalten zu Überdenken. Das ist Schade für Dich, Du bist sozusagen seine "Müllhalde", aber nicht, weil Du das wirklich bist, sondern weil er zu feige ist, sich seinen Schwächen zu stellen!
Ebenso ist es mit Deiner Mutter - da gibts zur ZEit ein System, das funktioniert (?) und Du wirfst einfach eine "Konstante" um - nämlich Deine Fassade. Und nun ist es ziemlich kompliziert - wenn Du Deine Fassade verläßt, wirkt das rück auf die Fassaden Deines Bruders und Deiner Mutter ("He, die ist ja gar nicht so, wie ich meinte") - aber nur so kommt das "System" ins wanken und das ist gesund!!!

Ist das richtig oder seh ich da was falsch?

Ben
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Hallo Christin,

freut mich, das ich Dich zum Überlegen anrege - das gibt auch meinem Ego wieder einen Schub (ja, auch ich brauch das, aber ich weis es

Mit dem "frech schreiben" - wer sich selbst nicht mehr sooo ernst nimmt, hat keine Probleme damit - und das ist auch ein wichtiger Schritt (die Welt wird sich weiterdrehen, auch ohne mich)

Welche Erfahrungen hast Du bisher gemacht mit Meditation? Würde mich interessieren.

Freu mich auf Deine Antwort

Ben
ben1
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Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Noch was

ich denke mittlerweile, das Lebenszufriedenheit sich zusammensetzt aus (jetzt wirs mathematisch)ERFOLGSERWARTUNG geteilt durch TATSÄCHLICHER ERFOLG. Und je geringer die Erwartung, um so höher die Zufriedenheit! (Und das hat viel mit Realismus zu tun!!!!)

Ben
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