Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

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Lunagirl
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Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von Lunagirl »

Hallo zusammen,
nach langem zögern habe ich mich nun entschieden, meinen Job im sozialen Bereich zu beenden, da ich merke, dass es für meine psychische Gesundheit auf lange Sicht gesehen besser wäre, in einem ganz anderen Bereich zu arbeiten.
Damit ging auch die Entscheidung einher, einen Klinikaufenthalt zu wagen, der schon seit Jahren immer mal wieder angedacht und angeraten wurde. Nun frage ich mich, wie ich mich am günstigsten verhalte. Würde ich in einer großen Firma arbeiten, würde ich mich vermutlich krank schreiben lassen und dann erst nach dem Klinikaufenthalt kündigen um während des Klinikaufenthaltes finanziell abgesichert zu sein. In dem kleinen Projekt, in dem ich allerdings arbeite, käme mir das sehr unfair vor, da ich wüsste, das ohne die neue Besetzung meiner Stelle für meine Kollegen unheimlich viel zusätzliche Arbeit anfallen würde. Demzufolge würde ich lieber schon vor dem Klinikaufenthalt kündigen bzw natürlich im besten Falle gekündigt werden, frage mich jedoch, wie ich der Sperre des AA entgehen könnte. Ginge das nur über eine Kündigung, bzw einen Aufhebungsvertrag? Oder könnte mein Arzt ein Attest schreiben und damit die Sache retten?
War jemand schon einmal in einer ähnlichen Situation und könnte mir Tips geben?
Danke und viele Grüße
Lunagirl
sonnenwurm
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Lunagirl!

Ja, ich war einmal in einer sehr ähnlichen Situation - auch sozialer Bereich und einen Reha- Aufenthalt vor Augen. Ebenso das Wissen darum, dass ich zu dieser Arbeitsstelle NIEMALS zurückkehren würde.

Dieses Denken, dass es ja unfair den Kollegen und dem Arbeitgeber gegenüber ist, wenn man sich krankschreiben lässt etc. hatte ich seinerzeit auch. Und ich denke, es ist ein Stück weit sehr depressionstypisch. Du bist krank. Du hast das Recht auf eine gewisse Zeit der Krankschreibung, der Genesung....

Ich habe meine Bedenken und Sorgen damals mit meinem Hausarzt und meiner Therapeutin besprechen können und beide rieten mir dazu, mich zunächst einmal krank schreiben zu lassen und mir die Zeit zu nehmen, die ich brauchte. Schließlich hängt deine finanzielle Absicherung und somit ein Stück Sicherheit davon ab.

Ich war dann insgesamt 9 Monate krank, in dieser Zeit lag der Reha-Aufenthalt ( die Kosten dafür trug der Rententräger). Als ich dann selber gekündigt habe, habe ich meine Kündigung so formuliert, dass ich aus gesundheitlichen Gründen meine derzeitige Stelle aufgebe.
Mein Hausarzt hat mir ein Attest für das Arbeitsamt ausgestellt, dass er mir zu einer Kündigung geraten hat, im Hinblick auf meine gesundheitliche Situation. Somit gab es für mich keine Sperre.

Ich wünsche dir viel Kraft und Glück für deinen weiteren Weg!

Sonnenwurm

P.S. Mittlerweile - 3 Jahre später - arbeite ich wieder in meinem Beruf. Allerdings bei einem anderen Arbeitgeber mit anderen Aufgaben. Und ganz wichtig: mit einer anderen Einstellung zu mir und meinem Job!!!
Lunagirl
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Sonnenwurm,
danke für deine aufmunternden Worte, auch dass ein Attest des Arztes dafür gesorgt hat, dass du keine Sperre bekommen hast, macht mir Mut. Stimmt schon, dieses "erst an die anderen, dann an mich selbst denken" ist sehr depressionstypisch. Wenn ich damit in erster Linie den Arbeitgeber treffen würde, könnte ich damit glaube ich noch ganz gut umgehen, aber denen zu schaden, die mich so unterstützt haben, meine direkten Kollegen, geht mir so sehr gegen den Strich. War es denn bei dir dann auch so, dass deine Stelle 9 Monate nicht besetzt war? Das wäre bei mir undenkbar....oder springt da irgendwann irgendeine andere Geldquelle ein und jemand neues könnte eingestellt werden?
Liebe Grüße
Lunagirl
freebird
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von freebird »

Hallo Lunagirl,

auch ich stand vor knapp 9 Jahren vor der gleichen Situation. Ich stand innerlich vor der Entscheidung, entweder zu kündigen oder vom gegenüberliegenden Kirchturm zu springen.

Ich habe in bei einer Versicherung gearbeitet, mit viel Kundenkontakt und durch den massiven Stellenabbau wurde die Arbeitsbelastung auch immer größer. Überstunden waren die Regel, nicht die Ausnahme.

Ich litt schon eine ganze Weile an einer Depression, basierend auf einem posttraumatischem Erlebnis. Hatte auch schon ne Reha gemacht und mein AG war gar nicht begeistert und hatte mich gehörig auf dem Kicker.

Auch ich habe gewählt zwischen Pest und Cholera, zwischen Kündigung oder Sprung 100 m in die Tiefe.
Ich habe mich für die Kündigung entschieden und meine Psychaterin hat mir dann auch ein Attest ausgestellt. Keine Sperre!

Bin allerdings nie wieder in den Arbeitsmarkt zurück gekommen. Eine berufliche Reha schlug fehl, eine Probezeit habe ich aufgrund Krankheit nicht überstanden. Nun beziehe ich EU-Rnten. Bin ich ehrlich gesagt nicht gerade begeistert von.

Ich bereue ein Stück, dass ich damals gekündigt habe. Ich denke oft, dass eine erneute Krankschreibung und wenn es ein halbes Jahr gewesen wäre, im Nachhinein klüger gewesen wäre.

Allerdings kann man es nie wissen.

Wäre ich noch mal an der gleichen Stelle, würde ich mir sehr sorgfälltig den Schritt überlegen. Auf jeden Fall erst ein Mal Krankschreibung, bis ich wieder klarer sehe und gute Entscheidungen treffen kann. Es ist ja allgemein bekannt, dass man in einer depressiven Phase keine weitreichenden und schwerwiegenden Entscheidungen treffen sollte. Damals habe ich es auch nicht gewußt. Erst in der Psychiatrie hat mein Doc mir das offenbart. ZU SPÄT!!!! Job war futsch!

Liebe Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
sonnenwurm
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Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von sonnenwurm »

Guten Abend und nochmal "hallo" !

Ob meine Stelle damals besetzt wurde mit einer Vertretung o.ä. weiß ich nicht. Ich habe in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen bei einem großen Träger gearbeitet, war zwar schon Jahre bei dem Träger, aber in dieser Gruppe noch nicht so lange. Von daher hatte ich nur zu einer Kollegin etwas privaten Kontakt.

Ich gehe offensiv mit meiner Erkrankung um und habe meinem Gruppenleiter damals gesagt, dass ich an Depressionen erkrankt bin, in Reha fahren werde und nicht sagen kann, wann ich wieder zurück kehre. Er lobte am Telefon meine Offenheit, machte mir Mut und sagte, ich soll mir meine Zeit nehmen und gesund wiederkehren.
Von der einen Kollegin erfuhr ich dann, dass er noch am gleichen Tag dem Team mitgeteilt hat "Die hat kein Bock mehr und macht auf Depression. Die sehen wir wohl nicht wieder." Es tut heute noch weh, wenn ich das schreibe.....

Es ist ja so, dass nach 6 Wochen Erkrankung nicht mehr die Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber stattfindet. Dann bekommt man ja das Krankengeld durch die Krankenkasse ( es ist auch weniger als das reguläre Gehalt). Also hätte der Arbeitgeber rein theoretisch ja Mittel, um eine Krankheitsvertretung befristet einzustellen. Ob er es dann auch tut - hm, ?

Doch das liegt nicht in deiner Verantwortung. Bedenke auch, dass wenn du kündigst, du dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen musst. Also Termine bei der Arbeitsagentur, Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche etc. Bist du dafür stabil genug? Weißt du schon, was du anderes machen möchtest und hast schon Perspektiven?

Wenn nicht, dann würde ich an deiner Stelle die Zeit der Krankschreibung nutzen, um dir klar darüber zu werden, was du willst, welche Schritte du einleiten musst etc.

Wie schon gesagt: ich habe damals auch gedacht, ich könnte nie wieder in meinem Beruf arbeiten, wollte umschulen oder Putzen gehen, wenn es sein muss. Es hat lange gebraucht, bis ich auch meine Anteile an der Erkrankung sehen konnte, meine Einstellung zum Beruf. Und ich habe nun so lange gesucht, bis ich eine Nische gefunden habe, in der ich gut existieren kann. Und habe jetzt den besten Job, von dem ich niemals zu träumen gewagt hätte. Vor 3 Jahren hätte ich mich gar nicht getraut, mich auf eine solche Stelle zu bewerben.

In diesem Sinne: nichts überstürzen! Eine gute Nacht wünscht,
Sonnenwurm
Lunagirl
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von Lunagirl »

Hallo ihr Beiden,
ich möchte euch wirklich sehr für euren Apell danken, die Sache mit der Kündigung nocheinmal zu überdenken. Letztlich habt ihr recht, mir steht die Zeit einer Krankschreibung zu, ich darf mir das Recht rausnehmen, mich finanziell abgesichert zu wissen und wenn es auch so ist, dass der Arbeitgeber ohnehin "nur" 6 Wochen Krankengeld zahlen muss, habe ich auch nicht mehr ein ganz so schlechtes Gewissen. Mein Vertrag ist auch erstmal bis Ende des Jahres befristet, er würde dann zwar entfristet werden, aber zumindest komme ich dann ja ohne Schwierigkeiten und Sperren aus der Sache raus. So hätte ich dann auch erstmal keine Lücke im Lebenslauf und hätte nach dem Klinikaufenthalt in Ruhe Zeit mir etwas neues zu suchen. Jetzt muss ich es nur noch schaffen, dies dem Arbeitgeber mitzuteilen und seine Reaktion auszuhalten, aber da ich weiss, dass es ja für mich die richtige Entscheidung ist, werde ich das schon schaffen. Aber so einen Kommentar wie dein Chef deinem alten Team gegenüber geäußert hat (das ist wirklich unglaublich schrecklich) kann ich zumindest nicht vollkommen ausschließen. Wie es danach weiter gehen wird, weiss ich noch überhaupt nicht, da hänge ich noch völlig in der Luft...aber toll, dass du jetzt einen Arbeitsplatz gefunden hast, in dem du dich richtig wohl und sicher fühlst.
Danke und liebe Grüße
Lunagirl
rainer1411
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von rainer1411 »

Hallo Lunagirl

Lässt du dich aus einem ungekündigten Job heraus krank schreiben, so bezieht sich die AU auf diesen Job, selbst wenn du während der AU gekündigt wirst gilt dieser Status weiterhin. Du bleibst auch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses Krankengeldempfängerin.

Eine Krankschreibung bei einer ALG I Empfängerin hat eine andere Funktion. Nach einer Übergangszeit von, ich glaube 3 Monaten, genießt du keinen "Berufsschutz" mehr. Wenn du arbeitsfähig für mindestens 3 Stunden täglich bist, egal für welchen Job, dann musst du ran, oder es gibt eine Sperre.

Bei kleinen Firmen war es zumindest in der Vergangenheit so, dass sie einen Großteil, wenn nicht sogar alles von der Lohnfortzahlung erstattet bekamen. Vielleicht ist das in deinem Fall auch so.

ALG I liegt bei ca. 62-67% des letzten Nettogehaltes. Krankengeld bei 90% für max.78 Wochen.
Und wo ALG I ist, da ist ALG II nicht mehr fern.
Nach diesem Wink mit dem Zaunpfahl, dürfte dir eigentlich die Entscheidung nicht mehr so schwer fallen.

Alles Gute für dich

rainer1411
Lunagirl
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Rainer,
ich danke auch dir nochmal für deine Unterstützung, mich in Richtung Krankschreibung zu bestärken.
Erhält der Arbeitgeber die Erstattung der Lohnfortzahlung ggf durch die KK oder von wem? Wenn ich wüsste, das dies so wäre, fiele es mir sicher leichter, dem Chef mitzuteilen, dass ich nun erstmal bis auf weiteres krank geschrieben bin.
Werde ich dann in der Klinik am Tag der Aufnahme automatisch krank geschrieben und reiche die Bescheining dann erst beim Arbeitgeber und der KK ein oder muss ich mich darum früher kümmern? Gibt es sonst noch etwas zu bedenken oder beantragen?
Danke und liebe Grüße
Lunagirl
rainer1411
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von rainer1411 »

Hallo Lunagirl

Bezüglich Erstattung LFZ schau hier:

http://www.vnr.de/b2b/personal/arbeitsr ... eil+1.html

Sowohl der ambulante Arzt als auch der stationäre Arzt kann dich Au schreiben.
In beiden Fällen solltest du aktiv werden, da du sowohl gegenüber deinem AG als auch deiner KK nachweispflichtig bist.
Du bist auf der sicheren Seite, wenn du bereits AU ins Krankenhaus gehst und dort alsbald eine Folge AU beantragst.

Hast du auch über eine "Umschulung" nachgedacht?

Liebe Grüße

rainer1411
Lunagirl
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Rainer,
mensch danke für den Link, mal schauen ob der Arbeitgeber etwas von dem Geld zurückholen kann. Dann lasse ich mich, wie von dir vorgeschlagen erstmal von meinem ambulanten Arzt krank schreiben und schicke dann aus der Klinik die Folgebescheinigung.
Das mit der Umschulung habe ich auch schon überlegt, aber die ute Frau vom Arbeitsamt meinte, dass mir eine Umschulung nur dann bezahlt werden würde, wenn der psychologische Dienst die Situation so einschätzen würde, dass ich in meinem Bereich überhaupt nicht mehr eingesetzt werden könnte und davon geht sie nicht aus. Aber selbst wenn dem so wäre, ich habe überhaupt keine Idee, was ich machen könnte...aber ich versuche mich jetzt mit diesem Gedanken noch nicht zu stressen, sondern einen Schritt nach dem anderen zu machen und vielleicht finde ich ja während der Zeit in der Klinik einen Weg den ich beruflich einschlagen könnte.
Liebe Grüße
Lunagirl
Lunagirl
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von Lunagirl »

Hallo zusammen,
nun wieder ein Rückschlag...heute hat mir jemand erzählt, dass mein Chef garnicht einfach so jemanden einstellen darf, wenn ich krank geschrieben bin. Ich hatte ja gehofft, wenn ich ihm sage, ich sei nun krank geschrieben, komme danach aber definitiv nicht zurück, dass sie dann jemanden neues einstellen könnten, aber das scheint so nicht zu funktionieren. Was nun? Doch ein Aufhebungsvertrag? Himmel, eigentlich sollte ich all das mal loslassen weil es ja nicht mein Problem sein dürfte, was passiert, wenn ich nicht mehr bei der Arbeit sein kann, dennoch will ich die ohnehin große Belastung für alle, wenn ich ausfalle, nicht größer als notwendig machen.
Liebe Grüße
Lunagirl
rainer1411
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von rainer1411 »

Hallo Lunagirl

Der Königsweg ist m.E. folgender.

Nach erfolgter AU kündigt dir dein Chef,ohne Angabe von Gründen. Im Gegenzug verzichtest du auf eine Klage.
Um hierbei auf der sicheren Seite zu sein, damit meine ich, dass hierin etwas anderes als eine Kündigung gesehen wird, wirst du den Klageverzicht weder schriftlich, noch mündlich ausdrücken, sondern lediglich durch konkludentes Handeln. Sprich, du nimmst die Kündigung ohne Widerstand hin.

Im Übrigen dürfte es so sein, wenn eine kleine Firma eine neue AN für dich einstellt, weil du auf nicht absehbare Zeit AU bist und dir deswegen kündigt, wird dein AG wohl vor Gericht kaum etwas zu befürchten haben.

Da du aber ohnehin nicht klagen wirst, dürfte für beide Seiten alles in Butter sein.

rainer1411
sonnenwurm
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Lunagirl!

Stresse dich doch nicht so sehr mit den Sorgen und Gedanken darüber, ob dein Arbeitgeber nun jemanden für dich einstellen kann oder nicht. Dass es dir nicht egal ist, wie es deinen Kollegen ergeht, das kann ich gut verstehen. Aber es liegt nicht in deiner Verantwortung, ob und was dein Chef macht oder nicht macht. Du bist krank!!
Stell dir vor, du brichst dir ein Bein - dann fällst du auch für Wochen aus und bekommst vielleicht noch anschließend eine Reha!!

Bist du denn im Moment überhaupt schon krankgeschrieben? Steht der Kliniktermin schon fest? Oder ist es ein Reha-Aufenthalt?
Magst du schreiben, was genau du beruflich machst??

Eine Umschulung finanziert zu bekommen, ist nicht so einfach. Dafür muss dich jemand als berufsunfähig einstufen. Und arbeitsunfähig oder berufsunfähig ist ein Riesenunterschied!!
Warum glaubst du, dass eine Arbeit im sozialen Bereich dir schadet? Was genau stresst dich so sehr, macht dich krank??

Ich selber war ja 9 Monate krank geschrieben. Erst vom Hausarzt. Dann haben wir eine psychosomatische Reha beantragt und ich war für 8 Wochen dort. Ich wurde arbeitsunfähig von der Klinik entlassen und mein Hausarzt hat mich danach auch weiterhin krankgeschrieben. Ich habe in der Zeit eine tiefenpsychologische Psychotherapie begonnen und diese lief insgesamt fast 2 Jahre.

Berufsunfähig hat mich niemand geschrieben, trotz diagnostizierter schwerer Depression. Und darüber bin ich heute sehr froh.
Viele der Gründe, warum ich meine Arbeit damals nicht mehr verrichten konnte, lagen bei mir selber. Ich konnte mich sehr schlecht abgrenzen, konnte eigene Bedürfnisse nicht spüren und habe meine eignenen Grenzen permanent selber überschritten und durch andere verletzen lassen. Und auch der Schichtdienst und die Nachtwachen haben mir sehr zugesetzt, was ich über viele Jahre einfach missachtet habe.

Was ich damit sagen will: lass dich krankschreiben, informiere deinen Arbeitgeber darüber. Wenn du es selber nicht schaffst, lass es jemanden für dich machen. Du hast Anspruch auf 18 Monate Krankschreibung! Dann nimm dir die Zeit, die Ursachen deiner Erkrankung zu erforschen.

Ich selber habe z.B. bei den ersten Krankmeldungen auf der Wohngruppe angerufen und später habe ich die Krankmeldungen frühzeitig zum Personalbüro und zur Krankenkasse geschickt, so dass ich nicht jedesmal anrufen musste. Gibt es bei euch eine Personalabteilung, so dass du es über den Weg erledigen kannst?

Würde mich freuen von dir zu lesen, Sonnenwurm
Lunagirl
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Sonnenwurm,
in der Tat ist das wohl wirklich mein Problem, dass ich mich verantwortlich fühle für das was passiert, wenn ich arbeitsunfähig geschrieben werde. Ich denke irgendwie, dass ich es meinem Arbeitgeber und meinen Kollegen "schuldig" bin, wenn ich sie schon "im Stich lasse", dabei tue ich das alles ja nun keinesfalls aus Lust und Laune. Im Moment arbeite ich noch und werde es bis zum Klinikaufenthalt auch noch weiter tun. Einen Termin habe ich leider noch nicht, bei einer Klinik stehe ich auf der Warteliste, aber ich bin mir garnicht sicher, ob es wirklich ideal ist, in diese wohnortnahen Klinik zu gehen, oder ob eine Klinik in einem anderen Bundesland doch günstiger für den Therapieverlauf wäre...
Ich denke ich werde mich einfach mit dem Arbeitgeber zusammen setzen müssen und hoffen, dass wir einen guten Weg finden.
Ich finde es bewundernswert, dass du nach einer so langen Phase der Depression wieder in deinem alten Beruf arbeiten kannst. Ich möchte nicht zurück, weil ich denke dass egal wie gut meine Fähigkeiten zur Abgrenzung sind, sich das tägliche konfrontiert sein mit Problemen ungünstig auf mich auswirkt.
Liebe Grüße
Lunagirl
sonnenwurm
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von sonnenwurm »


Na, dann wünsche ich dir einfach mal viel Glück für das Gespräch und die dann folgende Zeit. Vielleicht läuft es ja auch ganz anders (nämlich besser) als du denkst. Ich persönlich halte es für mich selber auch für den besten Weg, die Karten auf den Tisch zu packen. Natürlich kann man auf Ablehnung stoßen - dann weiß man gleich, wo man dran ist.

Vielleicht findest du ja mit dem Arbeitgeber eine Lösung, die für beide Seiten gut ist. Falls du dich auf einen Aufhebungsvertrag einlassen solltest, so würde ich den Arzt um ein Attest bitten, in dem er dir bescheinigt, dass diese Lösung aus gesundheitlichen Gründen die beste für dich war. So hast du gute Chancen, vom AA nicht gesperrt zu werden.

Viel Glück! Sonnenwurm
Lunagirl
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Re: Selber kündigen? Oder Klinikaufenthalt während der Krankschreibung?

Beitrag von Lunagirl »

Danke für deine Unterstützung Sonnenwurm und auch dir Rainer..
Ich habe mich nun tatsächlich entschlossen, erstmal garnichts zu sagen und dem Chef dann erst wenn ich einen Aufnahmetermin mitgeteilt bekommen habe, informieren und dann gucke ich mal weiter. Ich glaube diese Art von "Egoismus" im positiven Sinne, muss ich erst noch lernen, aber der erste so wichtige Schritt ist getan. Nun beginnt das Antagsverfahren *puh*
Liebe Grüße
Lunagirl
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