Neuorientierung. Was kann ich tun?

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kirsebaer
Beiträge: 3
Registriert: 24. Mär 2009, 11:32

Neuorientierung. Was kann ich tun?

Beitrag von kirsebaer »

Hallo. Ich leide seit 2,5 Jahren unter bipolaren Störungen mit schweren depressiven Episoden. Die Schuld hierfür liegt bei mir, dem Arbeitsplatz und meinem Umfeld. Bin jetzt, nach 11 Jahren, in ein anderes Bundesland gezogen, um mir einen neuen Freundeskreis aufzubauen und um nettere Menschen um mich zu haben. Auch mit hilft ambulante Tiefenpsychologie nicht weiter, auch die Antidepressiva nicht. Ich war dann von Oktober bis Januar in einer Tagesklinik, die mir das Leben rettete. Habe mit meinem Arbeitsgeber einen Auflösungsvertrag vereinbart und bin mit Ach und Krach umgezogen. Danach natürlich absolut zusammen gebrochen. Muss mich nun entscheiden, wie es weitergeht. Die Klinik riet mir, nur noch halbtags zu arbeiten, okay. Dem Arbeitsamt ist alles sch...egal. Antrag auf Erwerbsminderungsrente ist gestellt. Habe allerdings noch keinen Termin beim Gutachter. Und weiß nun nicht wie weiter. Ich schaffe es, auf Grund starker Konzentrationsschwächen und Aufmerksamkeitsdefiziten, nicht, 4 Stunden täglich an einem neuen Arbeitsplatz zu sitzen. Ich habe Angst wieder abzustürzen. Gibt es Auswege wie z. B. Reha oder Ähnliches? Ich möchte nicht in Rente gehen, denn mir fällt die Decke auf den Kopf. Aber ich kann keine 4 Stunden durchhalten. Es geht schon wieder los, dass ich keinen Tagesablauf einhalten kann, mich zwingen muss, zu funktionieren. Ich will das nicht. Normaler Weise müsste ich jetzt eine Wiedereingliederung vornehmen, doch kann ich dies nicht bei einem neuen Arbeitgeber. Was gibt es noch?
Elisa_K
Beiträge: 172
Registriert: 6. Feb 2008, 14:53

Re: Neuorientierung. Was kann ich tun?

Beitrag von Elisa_K »

kirsebaer
Beiträge: 3
Registriert: 24. Mär 2009, 11:32

Re: Neuorientierung. Was kann ich tun?

Beitrag von kirsebaer »

Hallo Elisa.
Vielen Dank für Deine Antwort. Ja, bei mir war es der Stress auf Arbeit. Ich war allein für eine Abteilung zuständig und zusätzlich noch einen anderen Bereich zu erledigen. Es kamen immer mehr und mehr Aufgaben auf mich zu und ich konnte nicht Nein sagen. Das selbständige Arbeit fand ich ganz gut und ich gewann auch viel Selbstvertrauen, doch die Arbeit begann mich aufzufressen. Ich hatte keinerlei Freizeit mehr, nur Arbeit, Schlafen, Arbeit usw. Dann zog ich mich im Privaten völlig zurück, da ich keinen Gesprächen mehr folgen konnte.
Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, wieder allein für einen Bereich zuständig zu sein. Natürlich möchte ich erstmal nur halbtags arbeiten, doch nicht mehr kaufmännisch, da ich diese Arbeit nicht mehr auf die Reihe bekomme. Nur ist dies dem Arbeitsamt egal. Ich habe mich für halbtags gemeldet und zusätzlich die Erwerbsminderungsrente beantragt. Führe Tagebuch über meinen Krankheitsverlauf und warte mit Ungeduld auf den Termin bei meiner neuen Psychiaterin.
Allerdings kann ich mir auch keinen Halbtagsjob im Moment vorstellen, da ich nicht mal richtig den Haushalt bewältige usw. Na, Du weißt ja, wie das ist. Das Richtige wäre vielleicht, mal ganz grob ausgedrückt: ein Job im Zoo wo ich die Exkremente der Elefanten beräume. Da muss ich mich nicht konzentrieren und muss auch nicht so aufmerksam sein. Bin gespannt wie es weitergeht.
Dir auch alles Liebe und danke nochmal.
kirsebaer
Beiträge: 3
Registriert: 24. Mär 2009, 11:32

Re: Neuorientierung. Was kann ich tun?

Beitrag von kirsebaer »

sorry wegen der Fehler!
Moya
Beiträge: 105
Registriert: 21. Apr 2009, 13:47

Re: Neuorientierung. Was kann ich tun?

Beitrag von Moya »

Hallo Regine,

Dein letztes Posting ist jetzt einen Monat her und ich weiss nicht, wie es dir inzwischen geht oder ob sich etwas für dich verändert hat...

Ich hätte folgenden Vorschlag für dich:

Ich denke auch, dass es schwierig für dich ist, in einer neuen Arbeitsstelle und ohne stufenweise Wiedereingliederung, zurecht zu kommen.

Die Probleme bezüglich deiner Konzentration und Ausdauer könntest du gezielt mit Hilfe einer Arbeitstherapie angehen.

Hast du in einer voherigen Therapie schon Erfahrung damit gemacht?

Wenn nicht, kann ich dir gerne mehr Informationen dazu geben.

Diese Therapieform wird in manchen Reha-Kliniken angeboten und leistet eine konkrete Hilfestellung, um die Rückkehr ins Arbeitsleben zu ermöglichen.
Die Ergotherapeuten (= Arbeitstherapeuten) dort sind darauf spezialisiert, genau die Schwierigkeiten, die du schilderst, zu analysieren und individuell darauf einzugehen.

Vielleicht wäre das eine Möglichkeit für dich, um dich zu stabilisieren und gestärkt in eine neue Arbeitsphase zu starten?

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und ich finde es toll, dass du Wege suchst, um wieder arbeiten zu gehen.

Alles Gute für dich!

Liebe Grüße von Moya
morgen-grau
Beiträge: 9
Registriert: 7. Mai 2009, 15:32

Re: Neuorientierung. Was kann ich tun?

Beitrag von morgen-grau »

hallo ihr zusammen,

ich bin auch gerade an einem punkt in meinem leben in dem ich über einen neuen job nachdenken soll.

bei mir ist es so, dass ich bereits vor zwei jahren meine abteilung wechseln konnte.nach dem ich stationär wegen meiner depression behandelt wurde. während meiner wiedereingliederung ging es mir auch gut...es hat mir gut getan nur 4 stunden zu arbeiten. oft sitze ich an meinem bürotisch und wünschte mir ich könnte dauerhaft so wenige stunden arbeiten.

aber ich glaube, dass es bei mir eher etwas mit unterforderung zu tun hat...mein job schläfter mich beinahe ein und ich bin so gelangweilt von der arbeit.

kennt das jemand von euch?dass er durch unterforderung auch erschöpft ist?

eigentlich bin ein kreativer mensch, der im büro nie so richtig glücklich werden kann.

leider habe ich kein starkes selbstwertgefühl,deshalb mache ich mir jeden noch so kleinen ansatz an interesse selber kaput.

über eine weitere ausbildung habe ich mir auch schon gegangen gemacht,aber ich finde nichts für das ich bereit wäre nochmal drei jahre auf das gewohnte gehalt zuverzichten.

und dann kommt noch meine sehr große existenzangst dazu.die mich zurückhält etwas neues zu probieren.

dabei möchte ich arbeiten und nicht durch meine regelmäßigen ausfälle in der firma mir mein ganzes leben verbauen.

denn seit dem ich aus der klinik raus bin, konnte ich mich nie für lange zeit stabilisieren.

kennt das jemand von euch,dass er mehrmals im jahr wegen einer depression zuhause bleibt und es nicht schaft aufzustehen?

lg
... Bewahre das Glück was du hast und jage nicht noch mehr hinter her, denn diese Jagd ist das was Unglück bringt!
Moya
Beiträge: 105
Registriert: 21. Apr 2009, 13:47

Re: Neuorientierung. Was kann ich tun?

Beitrag von Moya »

Hallo Morgen-grau,

Als ich dein posting las, kam mir als erstes der Gedanke, dass du nicht so richtig weisst, was du willst und wieviel du dir zumuten kannst, um nicht über- aber auch nicht unterfordert zu sein!

Ich kenne das Gefühl der Unterforderung sehr gut. In meiner jetzigen Ausbildung habe ich oft diese Phasen der Unterforderung, da sich viele Inhalte in meinem Studium, welches ich zuvor machte, wiederholten und ich täglich Stunden damit verbrachte mich zu langweilen...

Meine feste Überzeugung ist es, dass jeder Mensch eine Herausforderung braucht - also ein Ziel, dass er anstreben kann, etwas wofür es sich lohnt zu arbeiten, sich zu engagieren.

Wird diese Herausforderung zur Überforderung, entsteht Druck und Angst. Das greift auf Dauer unser Selbstwertgefühl an, weil wir arbeiten und arbeiten und doch nicht zum Ziel kommen, denn eine Forderung, die ÜBER dem liegt, was wir erreichen können, kann schlicht nicht zum Erfolg führen. Vielleicht können wir dem Druck eine Weile standhalten und weiterarbeiten, aber irgendwann haben wir das Gefühl, dass wir - egal was wir auch tun - den An- bzw. Überforderungen nicht genügen.

Wenn wir vor eine Herausforderung gestellt werden, die sich schließlich als Unterforderung entpuppt, schadet dies auch unserem Selbstwertgefühl, denn wir arbeiten und arbeiten an einer Sache und wissen die ganze Zeit: in Wirklichkeit können wir doch VIEL MEHR!!!
Das kann auch zu Ängsten und Zweifeln, aber vor allem zu Unzufriedenheit führen.

Du schreibst, dass du dich zur Zeit unterfordert fühlst. Von früher kennst du jedoch Phasen, in denen du aufgrund von Überforderung wiederholt arbeitsunfähig warst...

Meiner Ansicht nach, geht es für dich darum, erst einmal herauszufinden wo dein Belastungsniveau liegt, d.h.:

- Worin besteht deine Überforderung (ist es die Arbeitszeit, ist es die Tätigkeit, wie steht es um deine Grundarbeitsfähigkeiten wie z.B Konzentration und Ausdauer, ist es der Arbeitsplatz oder das Arbeitsklima?)

- Worin bestand deine Unterforderung (stellt deine Arbeit noch einer Herausforderung, also einen ANREIZ dar, entspricht deine Tätigkeit WIRKLICH deinen Fähigkeiten, ist die Arbeitszeit evtl. zu kurz, hast du das Gefühl, dass man dir etwas zutraut?)

- Worin bestehen deine Fähigkeiten und deine Interessen (kannst du wenigstens einen Teil in deiner Arbeit einsetzen und dich diesbezüglich weiterentwickeln, hast du Ziele innerhalb deiner Tätigkeit?)

- Es muss ja keine neue Ausbildung sein
(in vielen Firmen gibt es die Möglichkeit für Bildungsurlaub - vielleicht kannst du an einer interessanten Fortbildung teilnehmen und mit neuen Kenntnissen deinen jetzigen Job ergänzen?)

Manchmal hilft eine ganz banale Pro- und Contra-Liste, auf der du einträgst, was du im Job willst und was du nicht mehr willst.
Dann kannst du noch eine Stärken- und Schwächen-Liste schreiben und so deine Bedürfnisse und Fähigkeiten VISUALISIEREN, so dass dein Wunsch nach Veränderung schwarz auf weiß zu sehen ist - und dann kannst du etwas unternehmen.

Ich wünsche dir, dass du deine Bedürfnisse für dich konkretisieren kannst!
Alles Gute,

Moya
morgen-grau
Beiträge: 9
Registriert: 7. Mai 2009, 15:32

Re: Neuorientierung. Was kann ich tun?

Beitrag von morgen-grau »

hallo moya,

ich wollte mich mal schnell für deine so schöne und ideenreiche nachricht bedanken.

habe mir die nachricht gleich abgespeichert und mir es als to do für die kommende tage vorgenommen.

lg
morgen-grau
... Bewahre das Glück was du hast und jage nicht noch mehr hinter her, denn diese Jagd ist das was Unglück bringt!
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