Therapie notwendig? Oder doch nicht?

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coke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Therapie notwendig? Oder doch nicht?

Beitrag von coke »

Liebe Leute, nach einer laut Diagnose mittelschweren bis schweren depressiven Episode bin ich seit der Behandlung mit Zoloft stabil, ohne depressive Einbrüche oder sonstiges (mit 150mg Zoloft kam der Durchbruch und seitdem komme ich mit der Erhaltungstherapie von 100mg bestens klar) und heute hatte ich nach 4 Monaten Pause meine 6. oder 7. Therapiestunde bei einer Verhaltenstherapie...meine Therapeutin hat mich heute gefragt ob ich überhaupt eine Therapie durchführen soll da ich mit Medikamenten bestens versorgt bin und auch sonst dank der Medikamente wieder ein normales Leben führen kann. Ich weiß echt gar nicht...mein Leben läuft einfach wieder wie vor der Depression, ich bin sehr zufrieden so und weiß eigentlich nicht, was ich mit der Therapeutin besprechen soll (meine Depression wurde vermutlich durch eine Operation ausgelöst...es war eigentlich eine positive, 8-stündige Operation, auf die ich mich gefreut habe und die ich gut überstanden habe...wenige Wochen nach der Operation ging es jedoch auf einmal allmählich mit mir bergab) und ich komme mir so blöd vor wenn ich Eure Postings lese und erfahre, was viele von Euch im Leben durchgemacht haben und wie gut Euch denn eine Therapie tut bzw. wie sinnvoll diese für Euch ist. Meine Therapeutin meinte, es gäbe genug andere Depressive, die ohne negative Erfahrungen depressiv geworden sind und mit Medikamenten gut klarkommen...es gäbe nicht nur die Depressiven mit schwieriger Lebensgeschichte und konkreten Ursachen, die einer Therapie bedürfen. Was nun? Ich bin ziemlich stark verunsichert...einerseits lese ich immer wieder wie wichtig Therapie sei und daß Medikamente allein nicht ausreichen würden, andererseits kam ich auch monatelang ohne Therapie bestens mit den Herausforderungen des Lebens zurecht und habe die Therapie nicht vermisst...im Gegenteil, gerade während der Depression hatte ich eine Therapie notwendig - jemand, der mir Mut macht daß der Spuk irgendwann aufhört und ich wieder die Alte werde bzw. jemand, der versucht, mich von meinen Grübeleien im Kreis und meinen hypochondrischen Wahnideen herunterzuholen (ich glaubte während der Depression, ich könnte an der neuen Variante der Creutzfeld-Jakob-Krankheit leiden und die Depression wäre der Anfang dieser Krankheit - meine Gedanken kreisten sich nur um die armen Opfer in England) - genau zu diesem Zeitpunkt brauchte ich jemand, der mich auffängt und als die Medikamente anfingen zu wirken löste sich der ganze Alptraum auf und die Probleme, die ich während der Depression hatte, verschwanden und so konnte ich mein Leben wieder dort fortsetzen, wo ich depressionsbedingt aufgehört habe. Dafür fange ich an zu grübeln wenn ich das Wort "Therapie" höre...habe ich irgendwas verdrängt *grübel*...habe ich Probleme *grübel*...habe ich irgendetwas falsch gemacht in meinem Leben *grübel* und so weiter...und komme nie zu einem Ergebnis und dann komme ich mir richtig blöd vor und frage mich: warum um Himmels willen bin ich krank geworden???? Die Operation? Achwas, lächerlich! Das kann es doch nicht sein! Meine Therapeutin bleibt dagegen völlig cool und meint, es gibt Leute mit einer sehr niedrigen Stresstoleranz...so als ob eine Depression durch völlig banale Dinge enstehen kann. Naja, ich denke oft "ach, brauchst halt keine Therapie und lebst einfach Dein Leben", aber wenn ich höre wie wichtig Therapie bei Depressionen sind und so, kriege ich Panik und habe Angst, etwas falsch zu machen wenn ich die Therapie abbreche. Ich fühle mich da dann zerissen, da helfen auch die Beteuerungen meiner Therapeutin ("nicht jede Depression braucht eine Therapie") nicht. Vielleicht mag sich hier jemand mit mir darüber austauschen so daß ich mehr Klarheit bekomme...vielleicht melden sich auch Depressive die auch ohne Therapie gut zurechtkommen ;-))). Liebe Grüße Coke
Christoph von der Heyden
Beiträge: 321
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Therapie notwendig? Oder doch nicht?

Beitrag von Christoph von der Heyden »

Liebe Coke, das kann ich mir vorstellen, dass Du das nicht abkannst, wenn es dann doch klappt. Wäre ja auch viel zu einfach. Warum einfach wenns auch schwierig geht. Oder warum solltest grade Du gesund werden, könnte ja jede daher kommen und einfach damit zurechtkommen. ;-) Und vor allem was sollst Du jetzt mit der ganzen Zeit anfangen, in der Du garnicht mehr grübeln müsstest? Ja das Leben das ist schon so eine Sache. Vor allem ist da ja noch die Norm und der solltest Du ja dann entsprechen oder? Oder doch nicht? Hey Coke, spring! Und zwar jetzt. Mach das beste aus jeder Millisekunde die Du hast. Ich habe noch nie eine Therapie gemacht. Na und? Das ist mir erstmal egal, was die Norm ist, was andere machen. Ich lebe aber noch und komme auch so noch einigermassen zurecht. Und ich bin immer noch Depressiv oder etwa nicht? Was solls, ist mir auch egal. Coke Du bist halt wie Du bist. Und Lebe einfach mal mit etwas weniger Kopp und mehr Freude an dem, was Dir die Therapeutin sagt. Es ist ja fast so, als ob Du an der Schwelle zu einer neuen Epoche stehst, und einfach nicht rübergehst, auch wenn die Angebote echt super sind, die "hinter der Schwelle" kommen. Klar ist ja auch eine Unsicherheit, plötzlich zu erfahren, dass Du eigentlich zurecht kommst. Ist es nicht suuper dieses Kribblen, wenn was neues kommt? Spring halt. Das ist alles was mir dazu einfällt. Liebe Grüsse Christoph
Anna24

Therapie notwendig? Oder doch nicht?

Beitrag von Anna24 »

liebe coke, meine meinung? hör mit der therapie auf. selbst wenn sie dir was bringen könnte, es wäre nichts, womit du jetzt was anfangen kannst. vielleicht kommst du noch mal darauf zurück, später. aber eben später. jetzt geh raus und mach ne schlammschlacht (bei dem wetter) mit deinem freund. lieben gruß, anna.
heike56
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Therapie notwendig? Oder doch nicht?

Beitrag von heike56 »

Liebe Coke, ich habe seit 11 Jahren Depressionen. Eine zeitlang habe ich Therapie gemacht, wieder aufgehört, dann lief meine Leben ohne große Probleme über viele Jahre, dank der guten Einstellung durch die Medi´s. Seit einem Jahr mache ich wieder Therapie, weil viele alte Probleme, verursacht durch meine Erziehung wieder aufbrachen, bedingt durch die Demenz meines Vater´s, dann kam die schwere Erkrankung und der Tod meiner Mutter dazu. Da war ich froh, die Unterstützung zu haben. Generell halte ich es mit dem, was mein Arzt sagt. Wenn unter der erfolgreichen Behandlung mit Antidepressiva keine gravierenden Schwierigkeiten (psychischer Art) übrigbleiben, ist eine Therapie nicht nötig. Und wenn Du nicht weißt, was Du besprechen sollst, vertraue dir selber. Du weißt schon was richtig ist. Nicht die allgemeine Meinung ist wichtig. Es gibt so viele verschiedene Formen von Depressionen, da gibt es keine allgemeingültige Aussage. Wenn sich meine Depression wieder verschlechterte, hatte ich das Gefühl ich müsste unbedingt Therapie machen. Als es wieder stabilisiert war, wusste ich auch nicht, was ich hätte besprechen sollen. :-)) Ich freue mich, dass es dir so gut geht!! Liebe Grüsse Heike56
coke
Beiträge: 44
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Beitrag von coke »

lieber chris, liebe heike ich danke euch herzlich fuer eure postings, sie haben mir sehr geholfen! Ich bin jetzt etwas schlauer geworden und kann dieses gefuehl von unsicherheit in bezug auf therapie - notwendig oder nicht? - ablegen...danke nochmal! liebe gruesse
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